25. April 2007

Sunshine

Who is the fifth crew member?

Im Weltraum hört dich keiner schreien. So lautete der Untertitel von Ridley Scotts Meisterwerk Alien aus dem Jahr 1979. Dabei ist diese Äußerung so nicht einmal zutreffend, zumindest nicht wenn man sie auf die Science Fiction Filme oder Alien selbst bezieht. In den Raumschiffen, in welchen meist der Horror wie in Alien oder Event Horizon zelebriert wird, sind die Schreie durchaus hörbar. Dabei fungieren sie als Katalysator von Angst zugleich für deren Förderung. Dass im Weltraum geschrieen wird, scheint dabei im Grunde unabkömmlich zu sein. Jenseits der Erde scheint der Mensch nichts verloren zu haben, und wenn er sich dann in ungeahnte Sphären aufmacht, erwartet ihn oftmals, 2001: A Space Odyssey oder Solaris lassen grüßen, Horror und Gefahr.

Die Wege ins All finden oft, wie in Deep Impact, keine Rückkehr nach Hause und wenn, dann nur unter großen Verlusten. Dass der Mensch auf ungewohntem Terrain nur sein Verderben finden kann, schildert bereits der griechische Mythos des Ikaros. Der Knabe, dessen Vater und Erfinder Daedalos sich selbst und seinem Sohn Flügel aus Wachs anband, flog in seinem naiven Übermut zu nah an die Sonne heran. Seine Wachsflügel schmolzen daraufhin und Ikaros stürzte ins Meer. Die hierbei bestimmende Frage lautet, ob es sich der Mensch anmaßen sollte, Gott zu spielen und sich selber in Sphären zu versetzen, die ihm die Natur nicht zugeordnet hat? Jene Frage transferierten Autor Alex Garland und Regisseur Danny Boyle 2007 auf die Kinoleinwand in ihrem Sci-Fi-Thriller Sunshine.

Mit großer wissenschaftlicher Authentizität gingen Garland und Boyle an ihre Geschichte heran. Ihre Einbindung von schwarzer Materie als Ursache für ein Erlischen der Sonne ist gegenwärtig Diskussionsstoff der Astrophysik. In fünfzig Jahren soll die Sonne durch eine nukleare Reaktion mit Hilfe einer Bombe der Größe Manhattans wiederbelebt werden. Dabei offenbart bereits die Einführung der Icarus II zu Beginn, dass es eine Icarus I gegeben haben muss. Durch dieses Detail bringen Garland und Boyle ihr Publikum sofort auf den vorgegebenen Kurs, vermitteln die Tragweite des gesamten Geschehens. Die Notwendigkeit einer zweiten Mission setzt voraus, dass eine erste zum Scheitern verurteilt war. Dies wiederum zieht nach sich, dass auch der Erfolg der zweiten Mission nicht als selbstverständlich zu erachten ist.

All dies wird durch die ersten Sekunden der Einführung vermittelt, ein exzellentes Beispiel für die hohe Kunst der Geschichtenerzählung. Im Gegensatz zu Filmen wie Lost in Space hält sich Danny Boyle auch nicht mit der hoffnungsvollen Abreise der Crew auf, sondern setzt mitten in der Mission ein. Genauer gesagt tritt die Mission nunmehr in ihre kritische Phase. Nach sechzehn Monaten im All überschreitet die Icarus II den Punkt, an welchem der Kontakt zur Erde verloren geht. Gewissermaßen überschreitet man hier den Rubikon. Stellvertretend für alle Crew-Mitglieder zeigt Boyle dem Publikum lediglich die letzte Botschaft von Physiker Robert Capa (Cillian Murphy), welcher den Missionsinhalt Revue passieren lässt: So if you wake up one morning and it's a particularly beautiful day, you'll know we made it.

Woher nimmt der Mensch das Recht am Universum herum zu spielen? Und ist es nicht vorhersehbar, dass dabei etwas schief gehen muss? Berechtigte Fragen und ihre Antworten dürften der Prämisse zufolge bekannt sein. Hierbei funktioniert Sunshine deshalb so gut, da sich Autor Alex Garland viel Mühe mit seiner Charakterausarbeitung gab. Mit wem es das Publikum hier tatsächlich zu tun hat, wird durch das bloße Betrachten des Filmes nicht klar. Was ist die Agenda der Crew, was sind ihre Ängste und ihre Erwartungen? Da ist zum einen Corazon (Michelle Yeoh), welche für den biologischen Garten der Sauerstoffproduktion zuständig ist. Ihr Name (span. Herz) bezieht sich dabei mehr auf ihren Garten, denn auf ihre eigene Persönlichkeit. Corazon ist nicht wirklich kaltherzig, ihren wahren pragmatischen Charakter sieht man erst, als ihr Garten zerstört wird. Letztlich stirbt vielleicht mit ihrem Garten auch ihr eigenes Herz.

Als eigentliches Herz der Mannschaft fungiert vielmehr Pilotin Cassie (Rose Byrne), die eigene Opfer auf sich nahm, um an dieser Mission teilzunehmen. In den entscheidenden Szenen agiert Cassie im Grunde als das Gewissen der Icarus II. Dieses lässt sich nicht unbedingt als rational bezeichnen, jedoch als menschlich, sodass Cassie im Grunde die Stellvertretung der gesamten Menschheit auf der Mission einnimmt. Wo Cassie die Rationalität abgeht, ordnet sich Techniker Mace (Chris Evans) ganz dem Ziel der Mission unter. Hierbei zählt nur der Transfer der Bombe zur Sonne und zugleich die Aufrechterhaltung von Capas Leben, der als der Bord-Physiker als einziger mit der Bombe umgehen kann.

Auch in den entscheidenden Szenen -beispielsweise am Luftschloss der Icarus I - zögert Mace daher nicht eine Sekunde sein Leben hinter das von Capa zu stellen. Obschon er mit diesem - ist Capa doch der einzige nicht ausgebildete Astronaut an Bord - mehrfach Auseinandersetzungen hat. Als zwei erfahrene Figuren findet sich noch Psychologe Searle (Cliff Curtis) und Kapitän Kaneda (Hiroyuki Sanada). Beide haben sich mit dem Scheitern der Vorgängermission eindringlich beschäftigt, allen voran Kaneda. Zum Zünglein an der Waage wird letztlich Mathematiker Trey (Benedict Wong), dessen Genie ihm zum Verhängnis wird. Das gesamte Ensemble agiert den Film hindurch nach Garlands Vorgaben, auch wenn diese bei Figuren wie Harvey (Troy Garity) bedauerlicherweise im Film nicht zur Genüge zur Geltung kommen.

Auf ihrem Weg zur Sonne stößt die Icarus II auf das Schiff ihrer Vorgängermission. Die logische Konsequenz: man birgt die Bombe der Icarus I. Das ganze Projekt ist auf Theorie gegründet, sollte etwas schief gehen, sind zwei Bomben besser wie eine. Es ist keine demokratische Entscheidung, vielmehr fällt sie allein Physiker Capa zu. Sein „Oh shit“ ist dabei die wohl treffendste Äußerung, welche die Figur in diesem Moment von sich geben könnte. Ein unbedeutender Umweg bringt die Planungen von Wochen und Monaten durcheinander. Navigator Trey, ein mathematisches Genie, will die neue Berechnung nicht dem Bordcomputer überlassen, vernachlässigt bei seiner eigenen Kalkulation jedoch etwas. Die logische Entscheidung führt zum menschlichen Versagen, die von langer Hand geplante Routine zum Opfer der Spontaneität.

Der Moment fordert ein menschliches Leben, ein Verlust der im Grunde für den Rest des Filmes unerheblich ist. Schließlich wird es nicht Treys Fehler sein, der zur Tragik verkommt, sondern Capas Entscheidung die Icarus I aufzusuchen. Was hatte die erste Mission zum Scheitern verurteilt? Capa und die anderen werden es herausfinden und die Geister, die sie riefen, nicht mehr loswerden. Auf ihrer gottesgleichen Mission, der Erschaffung eines Sternes, werden der Crew ihre menschlichen Fehler zum Verhängnis werden. Dabei werfen Garland und Boyle jedoch keineswegs moralische Fragen oder Dilemmas auf, sondern schildern einfach die Ereignisse dieser acht Personen auf ihren Weg zur Rettung eines ganzen Planeten.

Es gelingt Danny Boyle mit Sunshine einen ruhigen und teilweise sogar elegischen Thriller zu drehen. Die Stärken seines Filmes sind die optischen respektive technischen Szenen. Die Symbiose zwischen den Bildern und dem Ton ist faszinierend, die Einstellungen der Sonne und der Icarus II im All, der Raumschiffgänge, dies alles mit der musikalischen Untermalung von Underworld. Exzellent auch der Übergang der Crew zur Icarus I, bei welchem jedes Mal, wenn die Taschenlampen die Kamera treffen, Bilder der verstorbenen Crewmitglieder übergeschnitten werden. Mit Sunshine schuf Garland eine stylische Mischung aus 2001 und seinem eigenen Werk The Beach. Auf klaustrophischen Raum werden über eine längere Zeit hinweg unterschiedliche Persönlichkeiten konzentriert.

Kein Entkommen und Loslösen voneinander teilweise Anwesenden zu denen man ein gespanntes Verhältnis hat. Die erste Hälfte des Filmes ist hier ob ihrem phantastischen Look und der Intelligenz des Drehbuchs berauschend. Die Wendung, welche Sunshine anschließend nimmt, ist diskutabel. Manche Einstellungen folgen so rasch aufeinander, dass man das Gefühl hat, Boyle hätte die eine oder andere Szene geschnitten - gerade im Finale. Zur Hinterfragung des Plots und somit des Filmes ist die Wendung allerdings nur konsequent. Mit Sunshine ist Garland und Boyle ein Science-Fiction Film gelungen, der letztlich zwar mehr style over substance ist, aber dennoch auch durch seine Atmosphäre zu überzeugen weiß und zu den besten Filmen des Genres zählt.

8.5/10

14. April 2007

Marie Antoinette

It’s not too much, is it?

Wieder Mal behandelt diese Rezension einen Film, den das regionale Kino nicht in seinem Programm hatte und der daher auf DVD nachgeholt werden muss. Obschon ich weder von Sofia Coppolas The Virgin Suicides noch ihrem hochgelobten Lost in Translation sonderlich angetan war, barg der nett geschnittene Trailer zu Marie Antoinette etwas Verlockendes – was folglich den Ausschlag zur Sichtung gab. Inhaltlich dreht sich Coppolas dritter Spielfilm dann wenig überaschend auch um die Regentin Marie-Antoinette, angefangen von ihrer Überführung aus Österreich nach Frankreich. Dort sollte sie im Dienste der Friedensbeziehungen zwischen Frankreich und Österreich den Thronfolger Louis XVI. ehelichen.

Scheint ihr die französische Hofwelt zu Beginn noch fremd, passt sich die junge Frau schnell den neuen Gepflogenheiten an. Und das ist im Grunde auch alles, was Coppola aus der Historie übernimmt. Die Rolle der 14-jährigen Marie-Antoinette fällt im Film dann der zehn Jahre ältere Kirsten Dunst zu, während Coppolas Cousin Jason Schwartzman (Rushmore) den Part ihres 15-jährigen Gatten Louis erhielt. In weiteren Rollen treten auch noch Steve Coogan (A Cock and Bull Story), Rip Torn (Men in Black), sowie die vergnügliche Rose Byrne (Troy) und die kurzweilige, aber gute Asia Argento (xXx) auf. Gemäß dem Filmtitel ist dies jedoch die Show von Marie Antoinette und damit Kirsten Dunst.

Anzumerken ist, dass Marie Antoinette in technischer Hinsicht nahezu perfekt gerät. Die Szenen sind wunderbar ausgeleuchtet, egal ob im Palast von Versailles oder in seinen Gärten. Zuträglich war hier sicherlich, dass es Coppola gestattet wurde, als erste Filmproduktion überhaupt in den Räumen des Schlosses zu drehen. Auch Maske und Kostüme enttäuschen erwartungsgemäß nicht, werden vielmehr geradezu zelebriert, während die untypische, kontemporäre Musikuntermalung von The Strokes über Air bis hin zu Bow Wow Wow und The Cure dem Film etwas Besonderes verleiht. Dabei wirkt sie nie deplaziert, verleiht Coppolas Werk vielmehr eine erfrischende Note im Vergleich zu Genrekollegen wie Barry Lyndon.

Das Schloss selbst wird dabei so oft wie möglich in seiner vollen Größe wiedergegeben, ebenso wird dem riesigen Garten Tribut gezollt. Die Botschaft des im Luxus verlorenen Mädchens wird hier allerdings ein wenig überstrapaziert, denn viel zu ausgiebig gibt sie sich ihren Aufnahmen hin. So folgt man Dunst gerne auch in zwei verschiedenen Szenen mit der Kamera die 20 Sekunden, die sie zum Treppensteigen braucht. Generell ist der Film mit seinen zwei Stunden viel zu lang, vor allem wenn man bedenkt, dass Coppola keine wirkliche Geschichte zu erzählen hat. Zu Beginn des Films geht eine junge, unsichere Maria Antonia an der Grenze Österreichs zu Frankreich symbolisch durch ein Zelt. Lost in Transition.

Auf französischer Seite tritt sie dann als Marie Antoinette, zukünftige Königin Frankreichs, heraus. Dass nicht viel von ihr erwartet wird, außer einen Thronfolger zu gebären und sie ansonsten gegen die Hofetikette rebelliert und ihren Alltag mit Futtern und Shoppen bestreitet, mag ja historisch belegt sein. Dennoch hätte sich Coppola im Klaren sein müssen, dass dies keine zwei Stunden füllt. Ihr Porträt einer vom Luxus und ihrer Position überwältigten Teenagerin – nach Antonia Frasers Biographie von 2001 – vermisst dabei charakterliche Einblicke und Realismus (Coppola transportiert das Bild eines modernen Teens in eine Zeit, in der die Lebenserwartung 35 Jahre betrug und Kinder früher reiften als heute).

Wer aber ein dümmliches Blondchen mit seinem Hündchen im Arm durch ihr luxuriöses Leben spazieren sehen will, schaut wohl eher eine Sendung über IT-Girl Paris Hilton, und nicht einen Film über Marie-Antoinette. Auch wenn Sofia Coppola zu Anfang noch den Druck darstellt, der auf der Thronfolgerin lastet, weil ihr Mann keinen Verkehr mit ihr haben will, verliert sie sich dann anschließend leider in eine pompöse Ausgabe von The Fabulous Life of Marie Antoinette. Da wirkt dann schließlich auch das Ende deplatziert und falsch gewählt. So visuell überzeugend Marie Antoinette auch ausfällt, so flach gerät der Film inhaltlich und biografisch. Mit dem Soundtrack zum Film fährt man also besser als mit diesem selbst.

5.5/10

12. April 2007

Idiocracy

If you don’t smoke Tarryltons... Fuck You!

Wieder mal ein Film, den ich gerne im Kino gesehen hätte, der in meiner Region jedoch keine Kopien erhalten hatte. Egal, schau ich ihn mir eben auf DVD an, so komm ich auch in den Genuss der Originalfassung. Eigentlich schade aber, dass Regisseur Mike Judge so selten in Aktion tritt, zeichnet ihn doch nicht nur seine Arbeit an Beavis & Butthead aus, sondern auch sein Werk Office Space (welches ich erst vor ein paar Wochen genießen durfte). Überrascht war ich, als ich im Vorspann zu Idiocracy sah, dass Ethan Coen mit am Drehbuch geschrieben hat. Es handelt sich dann aber doch nur um Judges langjährigen Kollaborationspartner Etan Cohen (Beavis & Butthead, King of the Hill). Daran, dass der Film ein Knaller ist, hat das allerdings nichts geändert.

Aber nun zur hervorragenden Story: Soldat Joe (Luke Wilson) ist im wahrsten Sinne des Wortes ein average Joe, ist er doch in allem, was er macht, lediglich Durchschnitt. Das bewegt die Armee, in welcher Joe den einfachsten verfügbaren Job ausfüllt, dann dazu, Joe gemeinsam mit der Prostituierten Rita (Maya Rudolph) für ein Experiment zu benutzen. Ziel ist es, die Probanten von 2005 bis 2006 kryogenisch einzufrieren. Als aber der leitende Wissenschafter wegen eines Prostituiertenrings auffliegt, werden Joe und Rita vergessen, weshalb sie irgendwann erst wieder im Jahr 2505 aufwachen. Inzwischen ist die US-Bevölkerung so verdummt, dass Joe nach einem IQ-Test zum klügsten Menschen und Innenminister ernannt wird. Dabei will er eigentlich nur wieder zurück nach Hause.

Minimal erinnert das Szenario an die Prämisse von Matt Groenings Futurama, doch Judge will weitaus mehr. Um seine Prämisse zu erklären wird zu Beginn eine fiktive Studie anhand zweier Familien gezeigt: Ein überdurschnittlich intelligentes Pärchen spart sich die Familienplanung jährlich auf, während ihr asoziales Pendant sich exponential vermehrt. Dementsprechend erwacht Joe 500 Jahre später nicht mehr in einer Demo-, sondern einer Idiokratie - einer Gesellschaft, die durch und durch verdummt ist. Köstliche Beispiele hierfür sind Sofas mit integriertem Klo, eine Sitcom über Tritte in die Weichteile, Restaurants mit dem netten Namen Butt-Fuckers oder ein Film der Arsch heißt, 90 Minuten lang auch nichts als diesen zeigt und damit 8 Oscars (nur?) gewonnen hat.

Als Joe einen IQ-Test machen soll bevor man ihn ins Gefängnis wirft, weil er seine Krankenhausrechnung nicht gezahlt hat, lautet eine der darin vorkommenden Fragen: If you have one bucket that holds two gallons and another bucket that holds five gallons, how many buckets do you have? Kein Wunder, dass er anschließend zum klügsten Menschen erklärt wird und das Amt des Innenministers von einer Bande von Idioten zugesprochen bekommt. Dabei will Joe nichts weiter als zur Time Macheene zu kommen, von der ihm sein Verteidiger Frito (Dax Shepard) erzählt hat. In einer Zukunft, wo der US-Präsident ein Ex-Pornostar (Terry Crews) ist und Charlie Chaplin wegen The Great Dictator als NS-Mitverschwörer gilt, ist Joe klar der einäugige König unter den Blinden.

Und Judge gelingt es mit Idiocracy ein hervorragendes Bild des derzeitigen Bildungsstandes der Vereinigten Staaten wiederzugeben. In Zeiten, in denen Teenager kaum mehr lesen, Sex und Pornographie jedoch zum Mittelpunkt der Gesellschaft werden, ist eine Zukunft wie in Idiocracy nicht unwahrscheinlich. Selbst in Deutschland sieht man dies, wo Jugendlich nicht mehr ohne die Wörter Alter und ich schwör in ihren Sätzen auskommen. Mit Idiocracy gelingt Judge ein sehr wichtiger und (was ebenso wichtig ist) ungemein amüsanter Film, der sich in meinen Augen nicht vor Abrahams, Zucker & Zucker verstecken muss. Ich kann den Film wirklich nur weiterempfehlen und nicht beirren lassen: nicht der Film ist debil, sondern die Gesellschaft, die in ihm widergespiegelt wird!

9/10

9. April 2007

Quo Vadis

So, habs endlich mal geschafft auch diesen Klassiker anzuschauen, Christus bzw. Ostern sei Dank! Quo Vadis enstammt einer Zeit, in der Monumentalfilme das waren, was Comic-Verfilmungen heute sind: Massenware. Dabei bedient sich der Film der üblichen Rezepte und bringt tatsächlich ein gelunges Resultat hervor. Die Effekte sind sehr gut, die Kostüme sind stimmig, die Kulissen opulent. Mit einer Lauflänge von 160 Minuten ist Quo Vadis jedoch wie seine Altersgenossen sehr lang und dies wie in den meisten Fällen unnötigerweise.

Dabei zirkuliert die Handlung um zwei Themen, wo eines der beiden bereits gereicht hätte: Das Kaisertum von Nero (hervorragend: Peter Ustinov) und die Liebesgeschichte des römischen Kommandanten Marcus Vinicius (Robert Taylor) mit der römischen Geisel und gläubigen Christin Lygia (Deborah Kerr). Verbindungsstück der beiden Geschichten ist Neros Berater und Marcus' Onkel Petronius (Leo Genn). Die spannendere der beiden Handlungsstränge ist dabei Nero und seine Charakteristika. Die Liebesgeschichte von Marcus & Lygia verkommt zu einer Missionierungsgeschichte, in welcher bezeichnenderweise durch lieb gemeinten Hinweis von Paulus selbst Vinicius sich vom Saulus zum Paulus wandelt und im Angesicht seines bevorstehenden Todes bereitwillig und freudig das Christentum annimmt.

Das ist in meinen Augen auch das Hauptmanko des Filmes, neben seiner Länge: Quo Vadis ist durch und durch christlich motiviert. Da wird der kalte Marcus Vinicius durch seine Liebe zu der Christin Lygia langsam aber sicher innerhalb einer Woche zum Christentum konvertiert, was nach dem Brand Roms und der anschließenden Christenverfolgung dann in einer Verfütterung an die Löwen im Kolloseum mündet. In diesen Szenen werden dann auch die Römer als lüsterne Barbaren dargestellt, die sich mit sabbernden Grinsen an dem Tod der Christen aufgeilen (ist ja nicht so, dass Rom damals die Kulturhauptstadt der Welt war), während diese ihre von Jesus Christus gegründete friedliche Gemeinschaft mit gemeinsamen Sängen symbolisieren. Mit Gesängen! Selbst auf dem Scheiterhaufen singen diese Christen noch (was ich für physisch unmöglich erachte, dass man während man brennt einen Ton halten kann). 

Als Lygias Bodyguard dann dem auf sie abgerichteten Stier das Genick bricht, jauchzt die Menge nach Begnadigung, was Nero ablehnt und dann konsequenter Weise in einem Aufruhr und seinem Tod in den Palastgemächern endet. Die Botschaft hier: Don't mess with Jesus, oder auch Wie du mir, so ich dir. Das zwischen dem Brand von Rom und Nero's Selbstmord immerhin vier Jahre lagen, dass seine Frau Poppaea zu der Zeit (seines Todes) bereits tot war, sich sein Selbstmord nicht im Anschluss an die Christenverfolgung und auch nicht aufgrund dieser ereignet hat, usw. will ich mal außer Acht lassen, denn historisch gesehen ist jeder Hollywood-Schinken für die Katz. Trotz allem ist der Film gute klassische Unterhaltung, wobei einem die christlichen Untertöne und die Länge übel aufstoßen mögen.

6.5/10

7. April 2007

300

Brave amateurs. They do their part.

Damals im Kino war ich ja sehr angetan von 300, die Action und die Optik hatten einen extrem hohen Unterhaltungswert. Im Zuge der Neustrukturierung meiner diesjährigen Top-5 habe ich alle Film der Liste einer zweiten Sichtung unterzogen und es gab in der Tat eine Neuordnung. Trotz allem ist 300 aber der unterhaltsame Slaher-Film geblieben, als den ich ihn in Erinnerung behalten hatte. Es zeigt sich, dass Zach Snyder doch mehr Talent besitzt, als man ihm vielleicht zuzutrauen bereit war, da mag man von Dawn of the Dead und 300 denken was man will, aber eine gewisse Vorfreude auf Watchmen weckt das ganze dann schon. Basierend auf den Comic von Frank Miller, welcher wiederum die historischen Ereignisse der Schlacht in den Thermopylen zur Grundlage seiner Erzählung hatte, bekommt hier der Zuschauer vor allem eines nicht: eine Lektion in Geschichte. Miller war seiner Zeit beeindruckt von dem Film The 300 Spartans (Der Löwe von Sparta) gewesen und hatte anschließend – da von Militärgeschichte begeistert – die Geschehnisse nachrecherchiert. Das macht jedoch weder den Comic noch den Film zu etwas von geschichtlicher Bedeutung, 300 ist kein Monumental-, sondern ein Fantasyfilm.

Tatsächlich wurden die spartanischen Jungen, wie in 300 dargestellt, von ihrem 7. Lebensjahr an militärisch erzogen, sprich alle Jungen waren wehrpflichtig. Leonidas selber war bei Ausbruch des Perserkrieges 481 jedoch schon über 50 Jahre alt gwesen und hatte in keiner Weise die Autorität gehabt, Xerxes oder dem Perserreich den Krieg zu erklären. Schon allein deshalb nicht, weil die Spartaner traditionell zwei Könige hatten, die jedoch mehr Feldherren wie Könige waren. Ebensowenig war Leonidas auf eigene Faust und vorab geplant zu den Thermopylen gezogen, sondern geschah dies im Zuge eines strategischen Feldzuges unter Mitwirkung des spartanischen Ältestenrates. Für Spartaner war es sicher nicht selbstverständlich freiwillig den Tod in der Schlacht zu suchen - die Entscheidung Leonidas' an den Thermopylen zurück zu bleiben, weckte gerade dadurch Bewunderung, da es im Prinzip ein Einzelfall war. Perserkönig Xerxes wird auch sicher nicht so ausgesehen haben, wie er im Film dargestellt wird (Schmuck behangen und haarlos), genauso wenig werden in den Perserreihen Mutanten und sonstige Kreaturen mitgekämpft haben (was sich von selbst verstehen dürfte). Der Einsatz von Granaten ist ein weiteres Beispiel für die Unernsthaftigkeit der Handlung

Neben der historischen Grundlage (300 Spartaner besetzten einen Pass und verteidigten diesen bis auf den Tod gegen Xerxes’ Perserarmee) erzählt 300 eine Geschichte voller Pathos: Perserkönig Xerxes (Rodrigo Santoro) will das Hellenenreich erobern und rückt mit seinen Truppen vor. Der Spartanerkönig Leonidas (Gerard Butler) will sein Volk nicht der Sklaverei aussetzen und erklärt Xerxes den Krieg. Da er hierbei jedoch keine Unterstützung des Ältestenrates erfährt, zieht er auf eigene Faust mit 300 weiteren Spartanern gezielt zu den Thermopylen, um den Engpass ins Hellenenreich zu besetzen. Problemlos hält er drei Tage lang mit seinen Männern gegen eine Überzahl von Feinden stand, ehe der Verräter Ephialtes den Persern einen geheimen Pass in den Rücken von Leonidas’ Truppen offenbarte. Währenddessen versucht Königin Gorgo (Lena Headey) in Sparta den Ältestenrat zur Truppenunterstützung ihres Mannes zu bewegen und muss sich mit dem korrupten Theron (Dominic West) auseinandersetzen.

Was Zack Snyder mit 300 visuell gelungen ist, lässt sich einfach nur als atemberaubend beschreiben, die Bilder sind in so prächtige Farben getaucht, dass man wirklich nur staunen kann. Auch vom Ton und Schnitt her lässt es sich wohl kaum besser machen und jener Effekt wird besonders dadurch erreicht, dass Snyder den Film mit doppelter und teils sechsfacher Geschwindigkeit drehen ließ, um ihn anschließend in normaler Geschwindigkeit wieder abspielen zu lassen, was dann in den zeitlupeartigen Bilden resultierte. Die musikalische Untermalung von Tyler Bates ist wahrlich perfekt, auch wenn ihm Plagiatsvorwürfe gegenüber Elliott Goldenthal’s Score für Titus gemacht worden sind. Vom technischen Aspekt her kann man dem Film also keinen Vorwurf machen - aber das wurde bereits im Vorfeld überall gesagt.

Man darf jedoch keinesfalls vergessen, dass 300 vom Zuschauer nicht ernst genommen werden will, das zeigt Snyder ziemlich deutlich. Gerade deswegen lassen Miller und Snyder auch Dilios die Geschichte erzählen, um ihr gezielt einen subjektiven Charakter zu verleihen. Die Geschichte von Frank Miller und der Film von Snyder wollen keine historischen Fakten präsentierten und kein Monumentalepos sein - sondern Unterhaltung. Von der viel gehörten Kritik, dass in 300 ständig halbnackte Menschen zu sehen ist, muss ich Abstand nehmen. Die Spartaner waren für ihre spärliche Kleidung bekannt, sicherlich hatte damals kaum einer einen gestählten Waschbrettbauch, aber das ist ja auch Eigenheit des Films. 300 erzählt eine ihm eigene Geschichte (aus der subjektiven Sicht Dilios' an seine Mit-Spartaner gerichtet) und ist für mich durch und durch Fantasy. Der Kampf des Guten gegen das Böse, versinnbildlicht durch körperliche Missbildungen oder Mutanten jeglicher Art. Dazu das ständige Harooh! der Spartaner, das für ihre Gemeinschaftlichkeit steht. Zugegeben, Dilios' (David Wenham) pathetische Lobhudeleien aus dem Off hätten weniger sein können, aber was solls. Die Kampfszenen selber sind ein Genuss für das Auge (ohne jetzt Gewalt zu verherrlichen), aber absolut wunderschön anzusehen und glänzend choreographiert.

Was man eben nicht darf, ist diesen Film politisieren. Xerxes und seine Perser haben in meinen Augen nichts mit 1. dem damaligen Xerxes per se und 2. mit den heutigen Persern, bzw. Iranern zu tun. Miller hat einfach eine Schlacht von vielen in der Antike ausgeschlachtet, aufgrund ihrer historischen Bedeutung und ihrem Beitrag zum Ruhm der Spartaner (welcher 100 Jahre später vorbei sein würde). Snyder will nichts anderes als unterhalten, dies tut er durch die Videoclip-Ästhetik, die Hack&Slay Gewalt, die Waschbrettbäuche und Titten. 300 ist ein durchgestyltes B-Movie auf höchstem Niveau in meinen Augen und ich hatte mich seit langem nicht mehr so köstlich amüsiert im Kino wie bei diesem Film. Dabei ist 300 an sich ist nicht vergleichbar mit Sin City oder jedem besserem Monumentalfilm wie Ben Hur. Für sich gesehen ist er aber nahezu perfekt und ein Meisterwerk. Snyder schafft es sogar filmische Anekdoten an Klassiker wie Gladiator oder The Fellowship of the Ring zu liefern, besonders in der golumschen Figur des Verräters Ephialtes. Der Film leidet aber darunter, dass er gute 20 Minuten zu lang ist und sich durch die Einschübe von Königin Gorgo nur hinauszögert, was aufgrund der historischen Fakten und im Vergleich zum Comic absolut unnütz für die eigentliche Handlung war.

8/10

1. April 2007

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Florian Lieb
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E-Mail: FlorianL16[at]aol.com

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