31. Mai 2010

Chuck - Season Three

Classic geek tragedy. Sound familiar?

Wie man es macht, ist es nicht recht. Generell können Serien schnell redundant werden und Folge um Folge, Staffel um Staffel derselben Prozedur folgen. Da muss ein Jack Bauer Los Angeles, New York oder gleich die ganzen USA retten und Dr. House seine Patienten mit der unwahrscheinlichsten und daher von allen Kollegen verpönten Methode heilen. Uninspiriertheit, schimpft sich das gerne. Macht es eine Serie wie Lost dann anders, indem sich jede Staffel - und oft auch Folge - um ein anderes Thema dreht und seine Protagonisten in eine andere Richtung stößt, ist das Gejammer jedoch kaum kleiner. So lässt sich natürlich Josh Schwartz’ kultige Agenten-Parodie Chuck schnell vorwerfen, dass sie in ihrer dritten Staffel den Rückzug zu Altbewährtem antritt. Anderseits beweist die Serie, dass sie auch im Rückzug noch einen Schritt vorwärts machen kann. Was vielleicht auch nur einer Serie wie Chuck gelingt, die jedes Frühjahr trotz ihres Kultfaktors um die Verlängerung kämpfen muss.

Nun also der Reboot. Das (neue) Intersect ist weiterhin in Chucks (Zachary Levy) Gehirn, was dazu führt, dass Team „Chuck“ auch weiterhin im Einsatz bleibt. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass Chuck nun größeren Nutzen aus dem Intersect bezieht, indem er Kampftechniken - The Matrix lässt grüßen - auf die Schnelle downloaden kann. Es ist ein Akt der Liebe, der Chuck nun ins Agentenprogramm der CIA drängt, kann sich Sarah (Yvonne Strahovski) doch nur vorstellen, mit ihm zusammen zu sein, wenn Chuck selbst auch Agent ist. Was nicht erleichtert wird, als mit dem neuen Team-Leader David Shaw (Brandon Routh) ein harter romantischer Konkurrent die Bühne betritt. Neben Shaw belebt auch „The Ring“, die Wachablösung zu „Fulcrum“, Chucks Universum. Was neben Shaw später auch Casey (Adam Balwin) betreffen wird. Wirklich leichter ist das Leben derweil im Buy More auch nicht, treiben hier nicht nur Jeff und Lester ihr Unwesen, sondern auch Morgan (Joshua Gomez) tritt - erwartungsgemäß - wieder auf den Plan.

Wie gesagt: Rückzug. Oder Rückbesinnung. Der Abschied von Morgan war ein Abschied auf Zeit. Und Chuck ohne einen Chuck mit Intersect verliert seine Prämisse (wobei das Finden einer neuen Prämisse interessant gewesen wäre). Zumindest jedoch zugleich ein Fortschritt, denn dass Chuck nun nicht mehr nur der Informationstragende Nerd ist, sondern selbst auch effektiv an den Missionen teilnehmen kann, verleiht der Show eine neue Würze. Zudem wird dem Geist der ersten Staffeln die Treue gehalten, wenn Morgan im Laufe der Staffel schließlich Chucks Nerdstelle im Team einnimmt, als er eingeweiht wird. Aber selbst wenn die Serie im Rückschritt nach vorne schaut, kann sie altbekannte Mängel nicht vollends abschütteln. Redundanzen schleichen sich ein, wenn es gilt, Chucks Tötungsphobie zu beheben, die gleichzeitig einhergeht mit Sarahs innerer Bestimmung, diesen Chuck dann nicht zu lieben. Dass Rouths - gut gespielte und interessante - Figur dann ebenfalls zum running threat verkommt, war auch nicht der smarteste Schritt.

Obschon die dritte Staffel dann dennoch einen besseren Eindruck hinterlässt, als die vergangen Beiden, kann sie sich letztlich qualitativ zumindest nicht von ihrem Vorgänger abgrenzen. Einer gesteigerten ersten Hälfte mit starker Tendenz folgt eine durchschnittliche zweite Hälfte, die sich in Doppelspielereien verliert. Die gelungenste Episode findet sich in Chuck vs. Operation Awesome, dicht gefolgt von Chuck vs. the Fake Name. Dass sich die schwächste Folge im Staffelauftakt findet, ist da hinsichtlich des restlichen Verlaufs schon angenehmer. Wurde bei den vorangegangenen beiden Sitcoms empfohlen, mehr (personifizierte) Abwechslung einzubringen, ist dies bei Chuck nicht nötig. Neben Routh, der aufgrund seiner Präsenz schon fast nicht mehr als Gaststar zu bezeichnen ist, stellten sich im dritten Jahr unter anderem auch Robert Patrick, Armand Assante, Christopher Lloyd (kaum wiederzuerkennen) und erneut Scott Bakula zur Verfügung. Etwas bedauerlich ist die rasche Verpulverung von Kristin Kreuk als neues love interest.

Dass über Schwartz’ Serie das Damokles-Schwert schwebte, lässt sich am Staffelfinale (Chuck vs. the Ring: Part II) erkennen. Dieses hätte auch gut als Serienfinale getaugt, ließ sich jedoch, wie geschehen, in seiner finalen Einstellung noch zur Integration eines neuen Handlungsstranges missbrauchen. Wie es die Branchenkonventionen so wollen, wirkt dieser sehr bei anderen Kollegen (z.B. Prison Break oder Jumper) entlehnt. Allerdings verspricht die vierte Staffel zumindest was die Gruppendynamik angeht, mit offenen Karten zu spielen, da sich neben Awesome und Morgan nun auch Ellie als Eingeweihte erachten darf. Nicht nur wegen der jährlichen Querelen um eine weitere Verlängerung dürfte Chuck jedoch kaum zur Serie verkommen, die auch in drei Jahren noch mit ihrer sechsten Staffel im Fernsehen laufen wird. Vieles deutet darauf hin, dass das vierte auch das letzte Jahr für Team Chuck sein könnte. Was für Schwartz und Co. Ansporn sein sollte, es 2011 noch mal ordentlich krachen zu lassen.

7.5/10

29. Mai 2010

The Big Bang Theory - Season Three

It’s a warm summer evening in ancient Greece…

Der Nerd ist eine überlegene Spezies. Nicht so sehr wegen seines oftmals höheren Intelligenzquotienten, sondern weil sich der Nerd seiner selbst und somit der Rolle, die r spielt, bewusst ist. Im Gegensatz zum Jock weiß er nämlich, wie ihn seine Umwelt wahrnimmt. Dies akzeptiert und bisweilen ironisiert er. Im Falle von The Big Bang Theory fällt diese Rolle speziell Raj (Kunal Nayyar) zu, mit Aussprüchen wie “I wonder what the non-pathetic people are doing tonight“ oder “Holy crap, are we nerdy“. Serienschöpfer Chuck Lorre lässt es sich hierbei nicht nehmen, mittels seiner Figuren zugleich den Zuschauer einzubeziehen. Denn wenn man der Sitcom beiwohnt und Raj fragt, was wohl die “non-pathetic people“ machen, darf sich der Zuschauer diese Frage gerne auch selbst stellen.

Nach drei Monaten am Nordpol kehren Sheldon (Jim Parsons), Leonard (Johnny Galecki), Howard (Simon Helberg) und Raj zurück nach Pasadena. Hier wartet bereits sehnsüchtig Nachbarin Penny (Kaley Couco), die Leonard zu sich in die Wohnung zerrt und erstmal vernascht. Lorre spielte nach zwei Jahren nun also das Beziehungsblatt aus und lässt den experimentellen Physiker mit seiner Flamme zusammenkommen. Wodurch sich für die Serie selbst relativ wenig ändert, außer, dass einige Bettszenen hinzukommen. Die Liaison von Penny und Leonard hält dann erstaunlich lange, hat jedoch - das Serienkonzept, siehe How I Met Your Mother, will es so - zumindest im letzten Fünftel der dritten Staffel keine Zukunft mehr. Eine Versöhnung im kommenden Jahr nicht ausgeschlossen.

Damit muss sich vor allem Sheldon arrangieren, Raj wieder verstärkt in Ohren flüstern und Howard versucht sich wiederum selbst in einer Partnerkonstellation. Das ist insgesamt nicht mehr ganz so nerdig und unterhaltsam wie noch in den vergangenen beiden Staffeln, vielleicht aber auch nur, weil man sich selbst inzwischen an Sheldon und Co. angepasst oder die Show sich eingespielt hat. Da lässt sich über Howards Mutter weiterhin schmunzeln, aber oftmals mehr auch nicht. Das beste Beispiel stellt der diesjährige Gastauftritt von Wil Wheaton dar, dessen Erscheinen in einem Sammelkarten-Turnier des Comic-Ladens in The Creepy Candy Coating Corollary noch zu amüsieren weiß (“Wheaton!“), was bei seinem zweiten Auftreten in The Wheaton Recurrence bereits verbraucht scheint.

Schön jedoch, dass nach Summer Glau im Vorjahr sich auch für die dritte Staffel mit eben Wil Wheaton und zudem Stan Lee in The Excelsior Acquisition wieder bekannte Gesichter aus dem Nerdverse finden ließen. Auch wenn ihre Auftritte nur überdurchschnittlich sind, abgesehen von der allegorischen Folge. Von vier schwächeren Geschichten abgesehen, halten sich starke und überdurchschnittliche Episoden dieses Jahr die Waage. Besonders hervor heben sich die ersten fünf Episoden mit Folgen wie The Jiminy Conjecture, The Gothowitz Derivation und eben Wheatons erster Auftritt, dazu gefallen auch The Gorilla Experiment und The Precious Fragmentation. Dennoch muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass die dritte Staffel im Vergleich zum Vorjahr etwas abbaut.

Was bleibt sind viele gelungene Momente, wie Sheldons Konditionierungsexperiment an Penny (“Chocolate?“) oder in The Staircase Implementation eine Erklärung für den nicht funktionierenden Fahrstuhl (und zugleich eine „When Leonard Met Sheldon“-Story). Vor allem jedoch die inzwischen sehr liebgewonnenen Figuren - nicht trotz, sondern wegen ihrer Neurosen. Natürlich ist das letzte Wort in der Penny-Leonard-Beziehung noch nicht gesprochen, dennoch zog es Lorre vor, als semi-Cliffhanger zur vierten Staffel eher mit einer Freundin für Sheldon zu kokettieren. Denn es empfiehlt sich auch ihn und Bill Prady, nach drei Jahren gelegentlich ein frisches Gesicht zu integrieren. Sonst verliert The Big Bang Theory noch ihren Status als meine „Lieblingsserie“…bazinga!

7.5/10

27. Mai 2010

How I Met Your Mother - Season Five

There’s no way we can ever be together…right now.

Es gibt Menschen, die benötigen eine exorbitant lange Exposition, um zu ihrer Pointe zu gelangen. Wäre How I Met Your Mother ein Mensch, würde die Serie in diese Kategorie fallen. So lässt sich nach vier Jahren fragen, warum sich Carter Bays und Craig Thomas überhaupt noch die Mühe machen, ihre Episoden von Bob Saget einleiten zu lassen. Denn klar ist: Hauptfigur Ted (Josh Radnor) wird die Mutter seiner Kinder erst dann finden, wenn CBS beginnt, der Sitcom den ersten Nagel in den Sarg zu schlagen. Bis dahin bleibt alles beim Alten und konzentriert sich auf die fünf New Yorker Freunde und ihre Beziehungsprobleme. Gewohnheiten werden groß geschrieben, weshalb die Serie nicht die Pfade verlässt, die andere Serien vor ihr bereits beschritten haben. Daher war bereits im Vorjahr klar, dass die Beziehung zweier Freunden zeitlich begrenzt war.

Natürlich waren Robin (Cobie Smulders) und Barney (Neil Patrick Harris) nicht für die Ewigkeit, sondern nur ein paar Episoden gemacht. Stattdessen also heißt es auch für sie wieder back to business und ab ins Single-Dasein. Für Robin steht schon ihr neuer Co-Moderator Don (Benjamin Koldyke) bereit, mit dem sie sich im Laufe dieser Staffel intensiver einlässt. Während Barney wieder das macht, was er am besten kann: Frauen aufreißen. Ted hingegen beginnt seinen Job als Uniprofessor zu genießen und Marshall (Jason Segel) pflegt mit Lily (Alyson Hannigan) das Motto: Trautes Heim, Glück allein. Ein roter Faden lässt sich kaum finden, vielmehr ist die fünfte Staffel von kleinen Subhandlungen durchzogen. Neben Robins Beziehungen zählt hierzu auch Teds Kauf (s)eines Traumhauses unter der Prämisse: Geschenkt ist noch zu teuer.

Wahrscheinlich bleibt es ein ewiges Mysterium, dass bei allen Redundanzen der Serie eine konstante Beziehung zweier Figuren unattraktiv erscheint. Selbst Marshall und Lily wurden kurzzeitig auseinander gebracht und das Abenteuer von Robin und Barney ist ebenfalls so schnell vorbei wie es begann. Auch Ted, obschon mit einigen Verabredungen versehen, bleibt weiterhin Single - vielleicht auch, weil er wie in The Wedding Bride, noch zu sehr seinen eigenen Ballast mit sich herumschleppt. Dennoch wirkt es so, als würden Bays und Thomas ihrer Show nicht zutrauen, dass Ted mit einer neuen Figur funktionieren könnte. Schließlich wäre grundsätzlich nichts Verwerfliches daran, wenn man ihm zehn bis zwölf Episoden eine feste Freundin an die Seite stellt, da Say Cheese verdeutlichte, dass seine Romanzen auch die Anderen nerven.

Ein paar Rückbesinnungen finden dann doch Einzug in die neue Staffel. Zum einen gibt es mit Slapsgiving 2: Revenge of the Slap die Rückkehr von … naja, Slapsgiving. Zum anderen treten im fünften Jahr wieder vermehrt - und primär in der zweiten Staffelhälfte - GastdarstellerInnen auf. Und sogar relativ Namhafte mit Amy Adams, Rachel Bilson, Jennifer Lopez, Malin Åkerman und Amanda Peet, sowie den Herren Peter Bogdanovichv und Jason Lewis. Gerade die Rückkehr einiger bekannter Gesichter ist eine erfreuliche Entwicklung, die How I Met Your Mother wieder etwas Leben einhaucht. Denn wirklich steigern kann sich die Show im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren nicht. Sie hält weiterhin ein durchschnittliches Niveau, diesmal mit Robin 101 als alleinigem Höhepunkt einer Staffel, die ihre besten Episoden im Mittelteil aufweist.

Letztlich sind daher Marshall und Lily die einzigen Figuren, die sich merklich weiterentwickeln (auch wenn dies erst im Staffelfinale Doppelgangers geschieht). Ted mit seinem Hauskauf und Robin mit ihrer Beziehung zu Don machen zwar einen Schritt in die richtige Richtung - ähnlich wie Barney mit seiner Akzeptanz -, bleiben vorerst jedoch dort stecken, wo sie sich seit einer Weile befinden. Was dazu führt, dass sich wie jedes Jahr die Frage stellt, wie lange die Show noch überleben kann? Die Figuren werden nicht jünger und die Sitcom hat schließlich auch nicht zu enden, nur weil Ted nun die Mutter seiner Kinder gefunden hat. Denn wie er diese kennenlernt braucht nicht gleich das Ende des Weges zu sein, sondern kann stattdessen einfach zur Station dorthin verkommen. Bis dahin heißt es wohl wie beim Dinner for One: same procedure as last year.

7/10

25. Mai 2010

Grey’s Anatomy - Season Six

When things look like there’s no way…there’s a way.

In hohem Alter überlegt es sich der ein oder andere in Hollywood durchaus, ob er sich nicht einer Schönheitsoperation unterziehen sollte. Was in vielen Fällen (Mickey Rourke, Nicole Kidman) auch mal nach hinten losgehen kann. Aber ein derartiges Facelifting scheint nötig, um weiterhin ansprechend zu sein. Jung und frisch auszusehen. Was auch für Serien gilt und sicherlich auch ein Faktor ist, weshalb sich eine Serie wie ER mittels enormer Fluktuation über anderthalb Jahrzehnte gehalten hat. Auch Shonda Rhimes’ Ärzte-Serie Grey’s Anatomy begann nach drei guten Jahren in den Staffeln Vier und Fünf quotentechnisch einzubüßen. Im Vergleich zum dritten Jahr verlor die vierte Staffel nahezu ein Fünftel der Vorjahresquote. Dass hierzu nun zwei Jahre später nicht nur zwei der Nebendarsteller die Serie verließen, sondern mit Emmy-Preisträgerin Katherine Heigl dabei auch noch das neue Zugpferd absprang, hätte böse enden können.

Bezeichnenderweise war es dann der Versuch, Izzie (Katherine Heigl) zumindest zu Beginn noch in das Geschehen zu integrieren, auch wenn sie abwesend war, der mehr schadete als half. Ähnlich wie Isaiah Washington verließ Heigl dann die Serie auf bescheidenem Weg, während T. R. Knights George einen spektakulären Abschied im starken Vorjahresstaffelfinale beschert bekommen hatte. Ein positives Merkmal in diesem Jahr ist schließlich, dass Meredith Grey (Ellen Pompeo), auch bedingt durch die Schwangerschaft Pompeos, immer mehr in den Hintergrund trat. Endlich mal ein Jahr ohne Querelen mit Derek (Patrick Dempsey), der dafür den Chefposten übernimmt, nachdem Webber (James Pickens Jr.) aufgrund seines Alkoholkonsums beinahe einen Patienten umbringt. Derweil gerät die Kardiogeile Cristina (Sandra Oh) in eine Dreiecksbeziehung, als Owens (Kevin McKidd) alte Flamme aus Irakkriegszeiten und Herzchirurgin Teddy (Kim Raver) ans Seattle Grace kommt.

Es ist die Staffel der Beziehungen, befinden sich doch die meisten der bekannten Ärzte in - natürlich - innerstationären Beziehungen. Meredith und Derek, Cristina und Owen, Callie (Sara Ramirez) und Arizona (Jessica Capshaw), sowie sowohl Lexie (Chyler Leigh) mit Sloan (Eric Dane) als auch im späteren Verlauf Alex (Justin Chambers). Da darf auch ein sexy Anästhesist für Dr. Bailey (Chandra Wilson) nicht fehlen, und weil Teddy später ebenfalls mit Sloan unter die Decke verschwindet, sind eigentlich alle außer Webber bestens versorgt was ihr Sexleben angeht. Auf der einen Seite ein verständlicher Zug, spart man sich so die Integration neuer, außen stehender Figuren. Andererseits jedoch konterkariert die Serie hier ihren von medizinischer Seite bemühten Realismus und verflacht ungemein, wenn ein Krankenhaus gleichzeitig ein riesiger Swinger-Klub ist. Ein negativer Aspekt, der jedoch vielen Krankenhausserien innewohnt (s. Scrubs).

Gefälliger ist da schon, dass die Finanzkrise auch nicht vor den Krankenhäusern in Seattle Halt macht. Zwei Einrichtungen werden im Seattle Grace nun zusammengelegt, was zu mehr Ärzten führt, als Jobs vorhanden sind. Den neuen Gesichtern wie Jackson (Jesse Williams) oder Reed (Nora Zehetner) wird allerdings nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, sodass sie eine bloße personifizierte Bedrohung bleiben. Die Finanzthematik wird dann allerdings fallengelassen, als mehr und mehr Fokus auf die neue Konstellation Derek-Webber gelegt wird. Hinzu kommen dann Nebenhandlungen wie die Dreiecksbeziehungen von Cristina-Owen-Teddy sowie Lexie-Sloan-Alex, ergänzt von den Beziehungsproblemen Callies und Arizonas, die durch den Kinderwunsch Callies ausgelöst werden. So dümpelt die sechste Staffel ein wenig vor sich hin, gelegentlich kleine Akzente setzend, meist jedoch in gewohnter Weise Beziehungsdramen an Not-Operationen schneidend.

Wie bereits im Vorjahr ist es das Staffelfinale, das Einiges rauszureißen vermag und gerade in der vorletzten Episode (des Doppelfolgen-Finals), Sanctuary, weiß Rhimes mittels ausgeklügeltem Handlungsgerüst den Zuschauer zu packen. Lediglich Perfect Little Accident wusste in der sechsten Staffel ähnlich zu unterhalten, gefolgt von einer Handvoll weiterer überzeugender Episoden. Die neuen Darstellerinnen Capshaw und Raver fügen sich gut ein, andere wie Leigh ergreifen die Chance, die von Heigl hinterlassene Lücke zu füllen. Ergänzt wird das Ganze dann von Gaststars (u.a. Mandy Moore, Martha Plimpton, Mitch Pileggi, Sara Gilbert, Richard T. Jones, Sarah Paulson), die sich gut in die Situation einfinden. Entsprechend wurden Rhimes’ Bemühungen auch von den Fans belohnt, legte Grey’s Anatomy im Vergleich zum Vorjahr gut an Quote zu. Wie lange es der Serie jedoch noch gelingen kann, Redundanzen in der Mitte durch ein überzeugendes Finish auszugleichen, bleibt abzuwarten.

7.5/10

23. Mai 2010

The Office - Season Six

I’m still enjoying it.

Als Neuangestellter in einem Bürokosmos wirkt alles zu Beginn noch frisch und vielleicht mitunter auch seltsam. Es gibt sympathische Kollegen, etwas Nervigere, möglicherweise auch den ein oder anderen etwas komischen Sitznachbarn und dann natürlich den Chef. Mit den Jahren spielt sich das Alles langsam ein und nach fünf Jahren ist es, wie so vieles im Leben, zur Gewohnheit verkommen. Nicht nur in der Arbeit, auch allgemein. Ein Reifeprozess tritt ein, beziehungsweise ist bereits eingetreten und steht vor dem Abschluss. In der Serienlandschaft gibt es nur wenige Serien, die über Jahre hinweg laufen können oder dürfen. Konzepte wie Friends (10 Jahre) oder ER (15 Jahre) sind die Ausnahme der Regel einer schnelllebigen Branche. Wie der Fels in der Brandung ragte hier seit 2005 Greg Daniels’ US-Adaption von Ricky Gervais’ The Office heraus. Doch im sechsten Jahr nun bricht die charmante Sitcom ein.

Die beiden Hälften der sechsten Staffel zeichnen sich durch jeweils zwei Dinge aus. In den ersten Episoden bereiten zum einen Jim (John Krasinski) und Pam (Jenna Fisher) ihre Hochzeit an den Niagarafällen vor, zum anderen droht Dunder Mifflin der Ausverkauf. Zu diesem kommt es in der zweiten Hälfte dann auch, sodass sich Michael (Steve Carell) und Jim als gleichgestellte Führungskräfte in Scranton mit Jo Bennett (Kathy Bates) und ihrer Drucker-Firma „Sabre“ einer neuen Hierarchie gegenübersehen. Währenddessen geht Pams Schwangerschaft in die finalen Monate. Abseits hiervon zeichnet sich in Andy (Ed Helms) und Erin (Ellie Kemper) ein neues Büropärchen ab und Dwight (Rainn Wilson) zieht die meiste Zeit einsam seine Kreise. Vielleicht auch weil Darryl (Craig Robinson) nun selbst einen Schreibtisch im Büro erhält, geraten Kelly (Mindy Kaling), Ryan (B.J. Novak) und andere noch mehr ins Hintertreffen.

Gab es früher neben den beiden dynamischen Duos Jim-Pam und Michael-Dwight stets noch genügend Raum, auch den anderen Charakteren der Serie - zum Beispiel Creed oder Meredith - entsprechend Entfaltungsspielraum zu gewähren, hat sich dies nun geändert. Was überrascht, weil trotz des verstärkten Fokus' auf Andys und Erins Beziehung gleichzeitig auch Jim und Pam gehörig an screen time einbüßen. Ihr Privatleben wird abgesehen von den zentralen Doppelfolgen Niagara und The Delivery kaum noch thematisiert, im Büro selbst war Pam wegen Mutterschutz lange abwesend und auch ansonsten halten sich Beide hier vermehrt zurück. Da auch Dwight nicht mehr so präsent erscheint wie in vergangen Jahren, ist The Office immer mehr zur Michael-Scott-Show verkommen, ohne dass dieser paradoxerweise (zu) allgegenwärtig auftritt. Dennoch wirkt Daniels’ Serie über weite Strecken verloren, denn es wurde versäumt, neue Gesichter einzubauen.

Weniger Jim, Pam, Kelly, Ryan, Oscar, kaum noch Creed, Toby, Meredith, Stanley und Phyllis. Zwar etwas mehr Andy und Erin, aber auch dies nur unausgegoren. Große Gaststars geben sich nicht gerade die Klinke in die Hand, weshalb Kathy Bates in ihren wenigen Auftritten auch schon das Sahnehäubchen darstellt. Auch auf dem Regieposten zeigte sich kaum Aktivität, der wiederkehrende Harold Ramis und Marc Webb ließen sich ein Mal beschwatzen, ansonsten schien in diesem Jahr die Stunde der Darsteller gekommen. Neben Novak, Kaling, Wilson und Krasinski setzte sich auch Carell hinter die Kamera, um die Kollegen des Ensembles in Szene zu setzen. Von einer Auffrischung also nichts zu spüren, weder vor noch hinter den Kulissen. Stattdessen heißt es allmählich: bonjour tristesse. Denn vom Elan vergangener Jahre ist in The Office nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Weshalb das alte Rezept inzwischen fad wird.

Es heißt also den Gürtel enger zu schnallen. Jim spielt Dwight noch weniger Streiche - obschon er und Pam sich gegen Ende der Staffel etwas Nettes haben einfallen lassen - und kaum einer der Handlungsstränge kann und will so recht überzeugen. Deshalb lässt sich The Delivery als einzig wirklich überzeugende Episode ausmachen, nach der erst ein Mal eine Weile lang nichts kommt, ehe sich einige überdurchschnittliche Folgen finden lassen. Hinzu kommen dann misslungene Wochenwerke wie Double Date, The Banker, Sabre und Body-Language, die mit zu den schlechtesten Episoden der ganzen Serie zählen. Zum Verlauf von The Office passt es, dass die Show zwar Anfang Mai für eine siebte Staffel verlängert wurde, Carell jedoch erklärte, dass er aktuell nicht vorhabe, im Jahr darauf zur Serie zurückzukehren. Denn zu erzählen gibt es scheinbar nichts mehr. Was bleibt ist ein würdevoller Abschied ab Herbst 2010.

6.5/10

21. Mai 2010

Kurz & Knackig: US-Serien - Teil III

30 Rock - Season One

By the hammer of Thor!

An Sonntagnachmittagen kann man sich die Zeit damit vertreiben, in der IMDb die ganzen Emmy-Nominierungen von 30 Rock nach zu verfolgen. Eine Show, die wie keine Zweite in den letzten Jahren jene Fernsehpreisverleihung bestimmt hat und bei der IMDb aktuell mit einer Bewertung von 8.9/10 geführt wird. Die kreative Mutter der Sitcom ist Tina Fey, ehemals Chef-Autorin von Saturday Night Live. Anfang der Dekade trat sie mit ihrer Idee von 30 Rock an die Bosse von NBC heran, die in der Show damals zuerst einen Sketch für SNL sahen. Ende 2006 gab es dann doch den Serienableger, angereichert mit vielen von Feys SNL-Kollegen. Und auch wenn die Show keine überragenden Quoten hat - im Schnitt sehen sie 6,6 Millionen Amerikanern -, dürfte sie die Kritikeranerkennung in Form der zahlreichen Preise über Wasser gehalten haben.

Ähnlich wie die im selben Jahr gestartete Aaron-Sorkin-Serie Studio 60 on the Sunset Strip dreht sich alles um die Produktion einer Comedy-Show. Hier wie da fokussiert sich die Geschichte auf die Produzenten und Autoren, hier wie da gibt es drei Show-Protagonisten wie das Blondchen, den nerdigen Schlaks und den token black guy. Vielleicht lag es nur an der doppelten Laufzeit von Sorkins Format, dass seine Serie sich nicht durchsetzen konnte. Hier ist jedenfalls Liz Lemon (Tina Fey) die Chef-Autorin der „The Girlie Show“, deren Star Jenna Maroney (Jane Krakowski) ist. Als die Show mit Jack Donaghy (Alec Baldwin) einen neuen Studioleiter erhält und dieser mit dem diskutablen Eddie-Murphy-Verschnitt Tracy Jordan (Tracy Morgan) einen neuen Star präsentiert - in dessen Zuge die Show nach ihm umbenannt wird -, müssen die Fähnchen innerhalb des Studios am Rockefeller Plaza 30 neu ausgerichtet werden.

Die Sitcom lebt nun von den Eingriffen Donaghys in Lemons Arbeitsgefüge. Personifiziert in Tracy Jordan, auch wenn dieser im Laufe der ersten Staffel zum anerkannten Zugpferd der Show innerhalb der Show aufsteigt. Dabei wird jedoch nie wirklich klar, welche wirtschaftlichen Auswüchse die Prämisse der Serie hat. Donaghy erklärt zwar, mit Jordan wolle man jene Zielgruppe erreichen, die man bisher noch nicht angesprochen hat. Ob dies am Ende nun gelungen ist, enthält Fey dem Zuschauer jedoch vor. So verkommt die Serie innerhalb der Serie bald auch eher zur bloßen Rahmenhandlung und 30 Rock fokussiert sich auf Lemons Privatleben (welches jedoch meist im Arbeitsumfeld stattfindet). Es geht um Anerkennung und speziell in der zweiten Hälfte auch um Beziehungen und Liebe. Kleine berufliche Scharmützel bilden hier dann die Ausnahme von der Regel. Grundsätzlich weiß die Show in ihrer Mitte am meisten zu überzeugen, was nach den enttäuschenden Auftaktfolgen nicht unbedingt zu erwarten war.

The Source Awards bildet hierbei den Höhepunkt einer ersten Staffel, die selten wirklich zu fesseln wusste. Zwar wächst einem besonders Lemon als Figur ans Herz, aber es sind Tracy Jordan und der Page Kenneth (Jack McBrayer), die aufgrund ihrer oft infantil-naiven Art die meisten Lacher abstauben. Baldwin wiederum kann aufgrund guter Dialogzeilen hier und da punkten. Dennoch sind die brillanten Ideen (z.B. Kenneths Show „Gold Case“) in 30 Rock eher rar gesät. Als Gaststars finden sich bekannte Gesichter wie Emily Mortimer, Rip Torn, LL Cool J, Isabella Rossellini, Will Arnett, Nathan Lane und ganz besonders erfreulich, wenn auch nur in einer Folge, Anna Chlumsky. Nachdem Feys Serie in der achten Folge (The Break-Up) die Kurve zu kriegen schien, ging der ersten Staffel in den letzten drei Episoden leider wieder die Luft aus. Insofern lässt die Serie erkennen, warum ihr so wenig Zuschauer in den USA zufallen, nicht jedoch, warum dies bei den Auszeichnungen umgekehrt der Fall ist.

6.5/10

Southland - Season Two

So what do you think, man? Is this thing really over?

Das amerikanische Fernsehen ist ein Haifischbecken. Hier kommen nur die Harten in den Garten, der Rest wird aussortiert bzw. gecancelled. Und manchmal trifft man Zombies, sprich Serien, die von den Toten wieder auferstehen. Zu jener Gruppe von Wackelkandidaten zählt beispielsweise Chuck, dessen dritte Staffel bereits auf der Kippe stand. Aber auch Serien wie Dirty Sexy Money oder Better Off Ted wurden bzw. werden gerne im Laufe einer Staffel unterbrochen, um einige Monate später vollends ausgestrahlt zu werden, ehe man sie gleich ganz aus dem Programm nimmt. Ein ähnliches Szenario erlebte Ann Bidermans Cop-Serie Southland, die nach der ersten Staffel gecancelled wurde, weil der Ton der Serie angeblich zu düster war. Um dann im Nachhinein doch für eine zweite Staffel verlängert zu werden, die anschließend nach der Hälfte der Staffel erneut gecancelled wurde. Manchmal weiß die linke Hand eben nicht, was die Rechte tut.

Im Falle von Southland ist dies besonders schade, steigert sich Bidermans Show nicht nur in ihrer zweiten Instanz, sondern bewies erneut, dass sie Potential zu haben schien. Inhaltlich fügt sich die Serie quasi nahtlos an die letzte Staffel an. Immer noch verfolgt man als Zuschauer die drei Zweiergespanne, von denen Sherman (Ben McKenzie) und Cooper (Michael Cudlitz) die meiste Aufmerksamkeit kriegen. Russell (Tom Everett Scott) wiederum ist durch seine im Staffelfinale erlittene Schusswunde nicht gestorben, scheint aber nach der Verletzung neben seinem Job auch seiner Partnerin Lydia (Regina King) aus dem Weg zu gehen. Diese erhält Amaury Nolasco für ein paar Folgen als Ersatzpartner. Dagegen treibt sich Nate (Kevin Alejandro) nicht nur mit Sammy (Shawn Hatosy) herum, sondern ermittelt auch mit einem ehemaligen Kollegen gegen einen Drogenring. Fortgesetzte Themenkomplexe sind hierbei allen voran Coopers Schmerzmittelabhängigkeit wegen seiner Rückenprobleme, die in nahezu jeder Episode kurz angesprochen wird.

Seinem semi- oder pseudo-dokumentarischen Stil bleibt die Serie dabei treu. Oft beginnt eine Folge mit einer Vorwegnahme eines Ereignisses, wie man es auch aus manchen Breaking Bad-Episoden kennt. Aufgrund der erneuten Einstampfung gehen jedoch manche Handlungsstränge nun etwas verloren. So wird zu Beginn nochmals Sherman als Kind zweier Welten vorgestellt, mit Nora Zehetner in einer viel versprechenden Nebenrolle, die aber leider daraufhin nicht mehr thematisiert wird. Ähnlich verhält es sich mit Coopers Rückenschmerzen und Schmerzmittelabhängigkeit, Sammys Eheprobleme oder auch Chickie Browns (Arija Bareikis) „Re-Integration“ in den Arbeitsalltag, nachdem sie ihren Partner verpetzt hat. Etwas konfus wird es mit Lydias Partner, sprang Nolasco doch nach drei Episoden ab, um dann zuerst von Clifton Collins Jr. ersetzt zu werden, ehe Scott wieder seine alte Position einnahm. Da somit nur sechs der dreizehn Episoden umgesetzt wurden, endete die Staffel im vermeintlichen Serienfinale Maximum Deployment untypisch.

Offene Fragen wären bei einem Serienfinale im Gegensatz zu My Own Worst Enemy jedoch ausgeblieben. Zu den stärkeren Folgen zählen Phase Three, Butch and Sundance sowie What Makes Sammy Run?, wobei jedoch alle sechs Folgen ausgesprochen unterhaltsam waren. Hauptsächliche Sympathiefigur ist wieder Sherman, aber auch Cooper, Lydia, Russell und Sammy sind einem inzwischen sehr ans Herz gewachsen. Es ist bedauerlich, dass in all jenem Forensik- und Ermittler-Sud von Cold Case über die ellenlangen CSI-Ableger bis hin zu Criminal Minds und Co. scheinbar kein Platz zu sein scheint, für eine bemühte und couragierte Cop-Serie, wie Southland eine ist. Ähnlich Gedanken überfallen einen, wenn man an Potential-Serien wie insbesondere Better Off Ted denkt. Wie schon nach der ersten Staffel wurde die Serie nun aber doch erneuert, wenn auch in angeblich neuem Look. Man darf also gespannt sein.

7.5/10

Accidentally on Purpose

I should facebook that girl.

Jenna Elfman zählt ebenfalls zum Club der Scientologen, macht darum aber in der Öffentlichkeit weit weniger Aufhebens als die Herren Cruise oder Travolta. Lange war sie die Dharma in Dharma and Greg, dann war es still, nun ist sie zurück. Natürlich im Fernsehen, dass es TV-Stars nicht ins Kino schaffen, hatten wir hier schon zur Genüge. Als Filmkritikerin Billie gerät Elfman eines Abends in einer Bar an den Twen Zack (Jon Foster), ihr One-Night-Stand verkommt zur Schwangerschaft. So hatte sich Billie das nicht vorgestellt, wollte sie doch eigentlich ihren Chefredakteur James (Grant Show) heiraten. Nun ist sie Ende Dreißig, Single und kommende Mutter. Billie und Zack arrangieren sich, er will für das Kind da sein und zieht bei der Journalistin ein. Und mit ihm findet auch sein bester Kumpel, der Chaot Davis (Nicolas Wright), Einzug in Billies Leben, welches durch ihre Schwester Abby (Lennon Parham) und Kollegin Olivia (Ashley Jensen) geerdet bleiben soll.

Die achtzehn Episoden tragen liebevoller Weise alle Titel von Filmen und sind damit nahe dran an Billies Beschäftigung. Ohnehin ist die Darstellung der Zeitungslandschaft in der ersten Hälfte sehr gelungen (Arbeitsplatzabbau, etc.), sodass es zu bedauern ist, dass Show später aus der Serie scheidet. Accidentally on Purpose ist daher eine durchwachsene Sitcom, die mal ausgesprochen komisch gerät, dann wieder nur durchschnittlich ist. Das Herz der Serie sind die abgedrehten Figuren von Wright und Parham, während Jensen auch wegen ihres gekünstelt wirkenden schottischen Akzentes (obschon sie ist in der Tat Schottin ist) bisweilen nervt. Die gelungenste Episode findet sich in It Happened One Christmas, auch das Doppelfinale erzeugt einige gelungene Lacher. Grundsätzlich ist Elfmans Show also ein harmloser Spaß für Zwischendurch, dem man nicht sonderlich viel vorwerfen kann, außer vielleicht, dass die erste Staffel zwei Gesichter hat (die zweite Hälfte fokussiert sich ausschließlich auf die Schwangerschaft). Ob es eine zweite Staffel gibt ist bisher allerdings noch unklar.

7/10

The Vampire Diaries - Season One

You have some serious emotional damage.

Wohin das Auge reicht, treiben Vampire dieser Tage ihr Unwesen. Auf HBO inszeniert Drama-Meister Alan Ball True Blood, ein offenes Zusammenleben von Mensch und Vampir, im Kino lässt Team Edward rund um RPattz in Stephenie Meyers Twilight-Serie die Herzen höher schlagen. Und nun brachte The CW auch noch The Vampire Diaries ins Kabelfernsehen. Was alle Produkte vereint: junges hübsches Ding verknallt sich in charmanten und heißen Vampir. Nun mutet The Vampire Diaries vielleicht wie ein Sprung auf den fahrenden Zug an, doch basiert die Serie auf L.J. Smiths gleichnamiger Reihe, die Anfang der Neunziger entstand (und somit noch vor Meyers und Balls Werken). Der TV-Adaption nahm sich dabei kein geringerer als Kevin Williamson, Meister der teen angst dank Dawson’s Creek, an. Und Williamson fühlt sich inmitten all des jugendlichen emotionalen Trubels sichtlich pudelwohl.

Erzählt wird die Geschichte von Elena (Nina Dobrev), Schülerin der Mystic Falls High School und seit kurzen Vollwaise. Einige Monate nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen, trifft sie den geheimnisvollen neuen Mitschüler Stefan (Paul Wesley). Dieser entpuppt sich bald darauf als Vampir, der nicht alleine ist. Sein emotional gestörter Bruder Damon (Ian Somerhalder) trudelt ebenfalls in der Stadt ein, in der beide Brüder eine gemeinsame Vergangenheit haben. Einst liebten sie mit der Vampirin Katherine dieselbe Frau, die pikanterweise Elenas Doppelgängerin ist. Doch Stefans Verhalten führte zu Katherines Tod, ein Verlust, den der Bruder ihm nicht verzeihen kann und über die Jahrzehnte hinweg spüren lässt. Und als wären ihre Gefühle für Stefan nicht genug, beginnt die Anwesenheit der beiden Vampire nicht nur Konsequenzen in Elenas Umgebung nach sich zu ziehen, sondern weitere Blutsauger nach Mystic Falls zu locken.

Wie es sich für Vampire gehört, sind Stefan und Damon etwas blass um die Nase, allerdings ist der gesamte Look von Vampire Diaries derart düster gehalten, dass es weit weniger auffällt als bei seinem Twilight-Bastard. Nach etwas holprigem Beginn startet Williamsons Serie plötzlich unverhofft durch, findet in der vierten Episode Family Ties relativ früh ihren Höhepunkt und lässt sich anschließend auf eine leichte Berg- und Talfahrt ein, die zwischen starken und durchschnittlichen Folgen - lediglich The Turning Point kann noch ein wirkliches Ausrufezeichen setzen - schwanken. Was jedoch kein zwingender Kritikpunkt ist, lädt die Serie doch stets aufs Neue zum interessanten Drama ein, auch wenn kaum ein großartiger Spannungsaufbau stattfindet. Dennoch weiß besonders der Konfliktbelastete Bruderzwist zu gefallen, lehnen sich Stefan und Damon einerseits zwar ab, kommen andererseits jedoch nicht über ihre Familienbande hinweg.

Etwas redundant wird es lediglich, wenn nach dem ersten Drittel konstant neue Vampire (u.a. Kelly Hu und Mia Kirshner) nach Mystic Falls geschwemmt werden und sich bisweilen die Aufmerksamkeit zu ausführlich auf bedeutungslose Charaktere wie Elenas Ex, Matt (Zach Roerig), und dessen neue Flamme (Katerina Graham) richtet. Gerade die letzten fünf Folgen wissen nicht mehr wirklich zu fesseln, da sich bereits abzeichnet, welchen Ausgang die erste Staffel nimmt. Gewürzt jedoch durch die erfreulichen Gastrollen von Hu, Kirshner, sowie Melinda Clarke und David Anders und insbesondere durch Wesleys und Somerhalders Bruderzwist, sowie die attraktive Dobrev, lässt sich der kitschigen High-School-Vampir-Zote dennoch in den meisten Fällen etwas abgewinnen. Auch weil sich Williamson nicht zu schade ist, hin und wieder drastische Entscheidungen für manche Figuren zu treffen. In alter Frische geht es somit im Herbst weiter.

7.5/10

Cougar Town - Season One

Bitches be loco.

Jahrelang war sie sein Baby, die Ärzte-Sitcom Scrubs, die Bill Lawrence (s)einen Namen in Hollywoods Serienlandschaft bescherte. Aber alles was einen Anfang hat, findet auch sein Ende. Und dieses kam nach einer Spin-Off-Staffel nun dieses Jahr. Umso erfreulicher also, dass Lawrence noch ein zweites Eisen im Feuer hatte, welches hinsichtlich der Quoten besser lief. Immerhin ist seine Sitcom Cougar Town für eine Rückkehr im Herbst bereits gebucht. Seinem Schema blieb sich der Auteur dabei weitestgehend treu. Eine Gruppe von Freunden wird in ihrem natürlichen Habitat beobachtet. Passend zum Verlauf von Scrubs handelt es sich hierbei um Personen eines etwas älteren Semesters. Genauer gesagt um Mittvierziger, deren Anführerin die Maklerin Jules (Courtney Cox) ist. Diese lebt als alleinerziehende Mutter neben ihrer besten Freundin Ellie (Christa Miller) und vertreibt sich die Zeit zusätzlich mit ihrer freizügigen Kollegin Laurie (Busy Phillipps).

In Cougar Town dreht sich zu Beginn, ähnlich zu Accidentally on Purpose, alles um die Liebe einer älteren Frau zu einem jüngeren Mann. Das Konzept wird dann aber beseitigt und sich stattdessen der Annäherung der Gruppe (ein exzentrischer Nachbar und der Ex-Mann komplettieren die Gruppe) aneinander gewidmet. Was selten wirklich beeindruckt - die Pilotfolge stellt im Grunde den Höhepunkt dar -, aber ansonsten auch nicht unbedingt sonderlich enttäuscht. In Gastrollen darf man Lawrence-Veteran Scott Foley, Lisa Kudrow und Sheryl Crow bewundern, die als Kurzzeitpartner der beiden Hauptfiguren (Cox und Josh Hopkins), was das Liebesleben angeht, fungieren. Insofern ist Lawrence kein neues Scrubs gelungen (wie auch?), eher eine - wenn man ehrlich ist - belanglose Serie, die bisweilen lustige Szenen hervorruft (eine Foto-Strecke im Stile von The Hangover beispielsweise). Kann man sehen, muss man aber nicht.

7/10

Parks and Recreation - Season Two

Please have a good time and shut your mouth.

Im ersten Jahr wirkte Greg Daniels neue Sitcom Parks and Recreation noch wie eine Halbschwester von The Office. Dies ändert sich nun in der zweiten Staffel ein wenig, wenn auch nur bedingt. In vierfacher Form - die Episodenzahl wurde auf 24 Folgen erhöht - präsentiert sich der Arbeitsplatz von Leslie Knope (Amy Poehler), und diese selbst auch, als weitaus differenzierter denn ihr Kollege Michael Scott aus Scranton. Schließlich ist sie sehr viel kompetenter als Steve Carells Figur, auch wenn sich das Bürogefüge sonst nicht unähnlich ist. Pam und Jim finden sich in Mark (Paul Schneider) und Anne (Rashida Jones), außerdem stellt Aziz Ansaris Tom Haverford so etwas wie den Dwight Schrute von Pawnee dar. Die Krone der Schöpfung ist jedoch wieder/weiterhin Leslies arbeitsscheuer Boss, der grandios von Nick Offerman gespielte Ron Swanson. Allerdings ist nicht alles Gold was glänzt.

Nach starken Start, die zweite Folge The Stakeout ist neben Sweetums die amüsanteste Episode, brechen der Sitcom dann die vielen Folgen letztlich das Genick. Eine Unmenge an durchschnittlichen Folgen vermag, auch mit speziell in der zweiten Hälfte der Staffel vermehrt auftretenden (männlichen) Gaststars - Will Arnett, Justin Theroux, Detlef Schrempf, Rob Lowe, Andy Samberg -, schlussendlich nicht einen qualitativen Rückgang zum Vorjahr zu vermeiden. Gut möglich, dass es das Fehlen eines roten Fadens ist, das hier vermisst wird. Grundsätzlich würde es Parks and Recreation daher besser zu Gesicht stehen, wenn man sich auf weniger Episoden und in diesen mehr auf die Einbindung von Offerman anstatt auf Chris Pratts nervtötenden Andy fokussieren würde. Denn dass die Show über Potential verfügt, hat sie nicht nur in ihrer zweiten, sondern bereits in der ersten Staffel durchaus unter Beweis gestellt.

7/10

19. Mai 2010

Gossip Girl - Season Three

We can never be boring.

Das Problem von Serien mit jungen Charakteren ist, dass diese ab irgendeiner Staffel nicht mehr allzu jung sind. Es sei denn, sie gehören einer Animationsserie wie The Simpsons oder South Park an. In manchen Fällen, wie Malcolm in the Middle, endet eine Serie ab dem Zeitpunkt, wo ihr Protagonist aus seiner Umgebung gewachsen ist beziehungsweise an ein College wechselt. In anderen Fällen, wie Dawson’s Creek, kam eben der Berg zum Propheten, wenn der Prophet nicht zum Berg kommen konnte. Doch der Ortswechsel der letzten beiden Staffeln bekam der Serie, die sich um eben jenen Bach der Hauptfigur beziehungsweise deren Leben in Capeside drehte, nicht sonderlich gut. Auch wenn nach wenigen Folgen auch jene Figuren, die beruflich woanders ihr Glück suchten, wieder bei ihren Freunden landeten. Weshalb es natürlich einfacher war, im Falle von Gossip Girl alle Charaktere einfach da zu lassen, wo sie waren: in New York City. In gewissem Sinne also bleibt alles beim Alten.

Am Ende der zweiten Staffel war die Zeit an der High School vorbei. Und da ohnehin lediglich drei der Figuren nun überhaupt studieren - praktischerweise alle drei an der NYU -, ändert sich bis auf einiges Schulhof-Gehänsel und Gossip-Girl-Getwittere relativ wenig. Was nach zwei Jahren jedoch auch reichlich unkreativ ist. Obschon nur mit 22 Folgen ausgestattet, bedarf es in der dritten Staffel gleich mehrere Handlungsstränge, um das Feuer am Laufen zu halten. Da ist zum einen im ersten Drittel der verlorene, später tot geglaubte, Sohn von Rufus (Matthew Settle) und Lily (Kelly Rutherford), sowie einige Episoden darauf die tot geglaubte, dann verlorene, Mutter von Chuck (Ed Westwick). Beziehungsprobleme von Serena (Blake Lively) und Dan (Penn Badgley) dürfen natürlich auch nicht fehlen. Die beiden bitchigsten Figuren, Blair (Leighton Meester) und Jenny (Taylor Momsen) dürfen … naja, rumbitchen und Nate (Chace Crawford) gibt es neben Vanessa (Jessica Szohr) selbstverständlich auch noch.

Die Charaktere von Gossip Girl waren noch nie Kinder von Traurigkeit, aber dieses Jahr fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Wenn Chuck und Blair dann das konstanteste Paar sind, drückt das bereits eine Menge über das unsinnige Paarungsverhalten finanziell abgesicherter Yuppie-Kids zur Paarungszeit aus. Gerade Serena, die neben Chuck und Nate zu den Figuren gehört, die auf eine höhere Bildung pfeifen, schläft sich tapfer durch die Betten der Upper Eastside. Grundsätzlich verknallt sie sich scheinbar in jeden Typen, mit dem sie mehr als fünf Worte wechselt, kommen doch neben Carter Baizen auch - mal wieder - Nate und zudem noch dessen Cousin Tripp zum Zuge. Dan hingegen darf sich zuerst mit Gastdarstellerin Hilary Duff vergnügen, dann kommt in einem flotten Dreier noch Vanessa dazu (die Ausgangsbasis des Dreiers ist reichlich unausgegoren), bevor diese dann Duff vollends ersetzt. Ganz so turbulent geht es bei Nate nicht zu und Jenny hat in der Hinsicht sowieso die Arschkarte der Serie.

Der Absatz deutet es an: die Serie wird allmählich redundant. Wenn wie früher bei Melrose Place irgendwann jeder mit jedem zwei Mal geschlafen hat, und man darauf verzichtet, neues Frischfleisch (sprichwörtlich) einzuführen, wird eine Hybris schnell erreicht. Wieso nicht eine Staffel lang mal überhaupt zumindest ein Paar ohne Probleme zusammenbleiben kann - jene konstante Inkonstanz ist die einzige Konstante -, ist ebenso bedauerlich, wie eine fehlende Weiterentwicklung der Figuren. Deutet sich diese zumindest bisweilen an, Chuck Bass lässt grüßen, ist Gossip Girl auf Strebsamste bemüht, schon kurz darauf wieder (und vor allem aus heiterem Himmel und ohne wirklichen Sinn) in alte Muster zu verfallen. Da ist Jenny mal das pubertäre Biest, das Drogen dealt, und anschließend wieder ein Liebe suchendes Heimchen. Hier streiten Rufus und Lily nur, um sich vor dem nächsten Streit ein, zwei Episoden zu vertragen. In einer Sitcom können sich die Figuren treu bleiben, in einer Drama-Serie darf aber gereift werden.

Insofern funktioniert Gossip Girl zwar immer noch seiner Prämisse gemäß bisweilen gut, ist jedoch schon im Vorjahr in die Durchschnittlichkeit abgerutscht und im Vergleich zur starken Debütstaffel nicht mehr wiederzuerkennen. Eine Abfolge von fünf bis sechs Mini-Handlungen über verlorene Söhne, Mütter und Liebhaber ersetzt eben keine wirkliche Handlung. Dabei ist die erste Hälfte der dritten Staffel sogar (oder: immerhin) besser geraten als die Zweite, und mit Enough About Eve, The Grandfather: Part II sowie They Shoot Humphreys, Don’t They? liefen drei der vier besten Folgen nahezu direkt hintereinander. In welche Richtung die vierte Staffel abdriftet, bleibt nach diesem Staffelfinale (First Tango, Then Paris) abzuwarten. Der erhoffte Schockeffekt wollte nicht so recht eintreten, vielmehr spielte man das letzte Blatt, das es noch zu spielen gab, in dem Wissen, sich jederzeit wieder zurück ins Spiel kaufen zu können. Somit mutiert Gossip Girls “You know you love me” immer mehr zu “You know you loved me”.

7/10

16. Mai 2010

In the Loop

What happens in Washington stays in Washington.

Mancher mag sich noch gut an den Beginn des letzten Jahrzehnts erinnern. An den 11. September und wie die USA und Großbritannien plötzlich ihre Mär von WMDs spinnten, während man unter Alibi-Vorwänden den Krieg nach Afghanistan und den Irak brachte. Da niemand bezweifelte, dass George W. Bush ein Stümper vor dem Herrn war, kanalisierte sich speziell das europäische Ressentiment gegen den britischen Premierminister Tony Blair. So bezeichnete George Michael diesen in seinem Song Shoot the Dog als „good puppy“, während in diesem Jahr die Thematik auf unterschiedliche Weise von Paul Greengrass und Roman Polanski aufgearbeitet wird. Ersterer lässt in Green Zone seinen US-Soldaten die Lüge erkennen, Letzterer präsentierte mit The Ghost Writer eine kleine Breitseite gegen Blair. Auf gewohnt sarkastische Art nahm sich dabei bereits im vergangenen Jahr Armando Iannucci mit In the Loop dem Thema an. Wobei er leider nicht ganz an alte Stärken anknüpfen konnte.

Im Jahr 2005 startete Iannucci für die BBC seine Polit-Satire The Thick of It. Zentraler Angelpunkt war das fiktive Ministerium für Sozialwesen und Bürgerschaft in Verbindung mit dem Kommunikationsdirektor Malcolm Tucker (Peter Capaldi) von Downing Street 10. In den ersten beiden - jeweils nur drei Folgen umfassenden - Staffeln fokussierte sich Iannucci auf Chris Langhams Minister Hugh Abbott, der nicht nur mit den Medien, sondern auch seinem Ministerium zu kämpfen hat. Speziell die beiden Staffelauftakte waren ausgesprochen gelungen, wie auch die beiden einstündigen Specials anlässlich des Rücktritts von Tony Blair. Langhams Rolle wurde in der dritten Staffel sehr wahrscheinlich wegen seiner Inhaftierung für das Herunterladen von Kinderpornographie aus der Serie gestrichen, sodass seine Position die neue Ministerin Nicola Murray (Rebecca Front) einnahm. Leider konnte The Thick of It in seiner dritten Staffel nicht mehr an die Stärke der früheren Episoden anknüpfen, erlebt nun aber in neuem Gewand - lediglich Malcolm Tucker und sein Stellvertreter, Jamie MacDonald (Paul Higgins), kehren zurück - mit In the Loop ein Comeback.

So verkommt Tom Hollanders „The Fucker“ aus dem Serienfinale in der Filmversion zum eingeschüchterten Simon Foster, Minister für Internationale Entwicklung, der unbedachter Weise einen von den USA und Großbritannien geplanten Krieg im Mittleren Westen als „unvorhersehbar“ bezeichnet und damit seinen Unmut ausdruckt. Etwas, das ein Malcolm Tucker natürlich nicht auf sich sitzen lassen kann und Foster fortan ganz genau im Auge behält. Die Äußerung wiederum hat auch bei Kriegsgegnern in den USA für Aufsehen gesorgt, weshalb sich die amerikanische Assistenzdirektorin für Diplomatie, Karen Clarke (Mimi Kennedy), und US-General George Miller (James Gandolfini) darum bemühen, Foster für ihre Zwecke zu missbrauchen. Mit hineingezogen in das transatlantische Außenpolitikdesaster werden dann auf amerikanischer Seite noch Clarkes Assistentin Liza Weld (Anna Chlumsky), die ein Memo gegen den Krieg verfasste, und Fosters neuer Berater Toby Wright (Chris Addison), der fehlgeleiteter Weise mehrere Informationen verbreitet.

Viele Gesichter aus The Thick of It finden nun ihren Weg in Iannuccis Film, wenn auch in neuen Figuren. Sei es Chris Addison in prominentester Form oder James Smith, Joanna Scanlan, Alex Macqueen, Olivia Poulet sowie Will Smith. Am gelungensten spielt jedoch Paul Higgins in seiner Paraderolle des Jamie auf, der weitaus mehr Freiraum gewährt bekommt, als auf der anderen Seite des Ozeans sein Chef Malcolm. Allein wie Jamie die Verbreitung von Lizas Memo mittels seiner Fax-Zerstörung präsentiert ist eine Sichtung des Filmes wert. Aber auch Malcolms zahlreiche popkulturelle Beleidigungen können sich Sehen beziehungsweise Hören lassen. Ohnehin vermag In the Loop speziell dann zu überzeugen, wenn die Figuren in ihre keifenden Beleidigungen entlassen werden. So sind die Höhepunkte - leider rar gesäte - Szenen wie die Dialoge zwischen Foster und Toby (“Thanks, you're a legend.“) im US State Department oder das Aufeinandertreffen von Malcolm und Miller (“Falling asleep on someone, that doesn't count!“) bei den Vereinten Nationen.

Vollends überzeugen kann der filmische Ausflug jedoch nicht. Zu billig ist die Nebenhandlung rund um einen Mauervorfall - mit Steve Coogan in einer Nebenrolle - in die Handlung und das Finale eingewoben, zu belanglos sind die Szenen der Amerikaner, wenn sie mit keiner der britischen Figuren interagieren. Auch das Finale wird relativ schnell heruntergespult und endet, ähnlich wie das Serienfinale, reichlich plötzlich. Vielleicht wäre es dem Film besser bekommen, wenn man sich an der Anhörung Tony Blairs bezüglich des Irakkrieges orientiert hätte, statt sich auf zwei Seiten des Atlantiks gleichzeitig politisch zu beteiligen. Denn wirklich bissig werden die Dialoge - und von ihnen leben Iannuccis Figuren - nur dann, wenn sich die Briten, insbesondere die beiden Schotten Capaldi und Higgins, beginnen gegenseitig verbal zu zerfleischen. Abgesehen also von seinen narrativen Schwächen in der politischen Einordnung ist In the Loop eine annehmbare filmische Fortsetzung, die jedoch selten die Brillanz der ersten Staffeln erreicht.

7/10

14. Mai 2010

Defendor

Nachdem die übermenschlichen Helden (X-Men, Spider-Man, Hulk, etc.) ihr Unwesen trieben, kam mit der Adaption von Alan Moores Watchmen auch noch der Normalo dazu - Dr. Manhattan außen vor -, der sich der Verbrechensbekämpfung widmete. Was bei Moore noch sehr komplex war, verkam spätestens mit der Verfilmung von Mark Millars Kick-Ass zur, liebevollen, Persiflage. In etwa dieselbe Schiene, allerdings auf einer kaum beachteten Nebenspur, fährt Defendor, der jedoch wie auch Kick-Ass sein Päckchen zu schultern hat. Wo die Darsteller überzeugen, kann sich Auteur Peter Stebbings nicht entscheiden, ob er nun Tragödie oder Komödie präsentieren will. Das Ganze war dann so unausgegoren, dass es nicht mal zu einer Kinoauswertung reichte. Meine DVD-Besprechung zum Film findet sich beim Manifest.

5/10

11. Mai 2010

The Fantastic Mr. Fox

This story is too predictable.

Je erfolgreicher und beliebter ein Buch beziehungsweise die Werke eines Autoren sind, desto eindringlicher bleibt es in der kollektiven Erinnerung verhaftet. So wie die Herren J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis, die mit ihren Werken ganze Fangruppen geschaffen haben. Ähnlich wie J.K. Rowling mit ihren Abenteuern um Harry Potter. Auch Maurice Sendak hat sich mit Where the Wild Things Are unsterblich gemacht. Ein Aspekt, in dem ihm die Herren Theodor Seuss Geisel - besser bekannt als „Dr. Seuss“ - und Roald Dahl - einfach nur als „Roald Dahl“ bekannt - in nichts nachstehen. Ersterer ließ Horton ein Who hören und den Grinch Weihnachten stehlen, Letzterer zeichnet sich verantwortlich für Werke wie Charlie and the Chocolate Factory oder The Fantastic Mr. Fox. Während sich Tim Burton vor einigen Jahren an der Schokoladenfabrik vergriff, nahm sich Wes Anderson, ein Vertreter des gegenwärtigen New Hollywood, des phantastischen Fuchses an. Dabei leidet sein Film auch unter den Änderungen gegenüber Dahls ursprünglicher Vorlage.

Bedenkt man, dass dessen Buch lediglich den zweiten Akt von Andersons The Fantastic Mr. Fox ausmacht und dieser auch nur rund achtzig Minuten dauert, erhält man ein Bild davon, wie schnell sich die 96 Seiten von Dahls Geschichte eigentlich erzählen lassen. Im Film präsentiert Anderson nun eine Vorgeschichte, in der ebenjener Mr. Fox (George Clooney) und seine Frau (Meryl Streep) eine Vogelfarm plündern. Auf frischer Tat ertappt und im Angesicht einer baldigen Vaterschaft muss Mr. Fox der Gattin versprechen, fortan seinen Lebensunterhalt ehrlich zu verdienen. Zwölf Fuchsjahre später kann sich dieser jedoch mit seiner Arbeit als Kolumnist immer noch nicht abfinden, strebt er doch nach Höherem. Er plant den ultimativen Coup gegen die drei größten Farmer (u.a. Michael Gambon) der Gegend. Einen Coup, der nicht nur das Leben seines eigenen Sohnes, Ash (Jason Schwartzman), sondern auch das der übrigen Waldtiere - darunter unter anderem auch sein eigener Anwalt, der Dachs (Bill Murray) - zu gefährden droht.

Im Gegensatz zu seinem Kollegen Spike Jonze hatte Wes Anderson weit weniger Probleme mit seiner Kinderbuch-Adaption. Und doch irgendwie auch nicht. Sollte zuerst doch Cate Blanchett an der Seite von George Clooney ihre Stimme zur Verfügung stellen, ehe sie dann plötzlich aus dem Projekt schied (ein Vorfall, den Anderson allerdings in seiner Gänze auf Internet-Gerüchte zurückführt). Ähnlich wie Henry Selick, der sich schließlich gegen eine Zuarbeitung für Anderson und mit Coraline für seine eigene Stop-Motion-Literaturadaption entschied. Ärger gab es zudem wegen einer Äußerung von Kameramann Tristan Oliver, der in einem Interview kritisierte, dass Anderson es vorzog, die Dreharbeiten zum Film weniger vor Ort als vielmehr per Email aus seinem Pariser Apartment zu leiten. Möglich, dass nichts davon am Ende tatsächlich The Fantastic Mr. Fox beeinflusst hat. Auch wenn der fertige Film letztlich an verschiedenen Stellen den Eindruck erweckt, dass dies durchaus der Fall gewesen sein könnte. Gerade was den Verlust von Henry Selick angeht.

Ersetzt wurde Selick schließlich durch Mark Gustafson, wobei dessen Stop-Motion-Animationen nicht durchgängig überzeugen können. Sind einige Nahaufnahmen, speziell wenn Charaktere das Bewusstsein verlieren, durchaus amüsant umgesetzt, wirken andere redundante Einstellungen wie das nervöse, Zähne zeigende Grinsen von Mr. Fox doch eher störend. Ohnehin sind die menschlichen Farmer besser animiert als ihre tierischen Kollegen. Insgesamt weiß Gustafson einen Meister des Faches wie Selick es ist leider nicht entsprechend zu ersetzen. Auch mit der Starbesetzten Darstellerriege, die den Figuren die Stimmen leihen, hat man sich nicht wirklich einen Gefallen getan. Einige unter ihnen, wie Adrien Brody oder Owen Wilson, tauchen dabei lediglich in unwichtigen Gastrollen auf, Andere, wie Bill Murray oder Michael Gambon, dürfen ihr stimmliches Potential nicht zur Genüge ausschöpfen. Stattdessen fokussiert sich Anderson fast ausschließlich auf Mr. Fox und damit auf sein marketingtechnisches Zugpferd: George Clooney.

Um dem Status' seines Stars gerecht zu werden, schien Anderson einige Zugeständnisse machen zu wollen. Nur so will sich die vorangegangene Abstinenz von Mr. Fox erklären, ehe er es sich zum Ziel setzt, nicht nur eine, sondern gleich drei Farmen zu plündern. Steven Soderberghs Ocean’s Eleven lässt grüßen, in welchem sich Clooney als Frank Sinatra für Arme präsentieren durfte. Hinzu kommt dann, dass sein Mr. Fox die Inkarnation des eingebildeten Lackaffen darstellt, der andere Charakter wie den Dachs unterbricht, wenn diese in ihrem eigenen Haus (!) eine Rede halten oder ständig mit seinem nervigen Markenzeichen daherkommt. “If they aren’t completely knocked out and dazzled and kind of intimidated by me than I don’t feel good about myself“, lässt Anderson die Figur sich zumindest im Ansatz ihres eigenen arroganten Narzissmus’ bewusst werden. Was deren unsympathisches Auftreten allerdings kaum zu retten vermag, welches spätestens dann getoppt wird, wenn im dritten Akt Mr. Fox seinen Gegenspieler Rat (Willem Dafoe) umbringt!

Immerhin findet sich ein altbekanntes Thema, welches Andersons Œuvre durchzieht: Der Konflikt zwischen Vater und Sohn. War es in Rushmore noch ein Quasi-Verhältnis, finden sich die Probleme von Kindern mit ihren Vätern in all von Andersons späteren Filmen wieder. So auch hier, wenn Jason Schwartzmans Ash sich nach der Anerkennung seines Vaters sehnt, dieser aber stattdessen seinen Neffen Kristofferson (Eric Chase Anderson) bevorzugt. Letztlich ist jene Beziehung aber auch so belanglos für die Geschichte, wie die meisten anderen Figuren in dieser Clooney/Mr. Fox-One-Man-Show. Insofern überzeugt The Fantastic Mr. Fox nur bedingt, sowohl visuell als auch narrativ. Dass der Film - allerdings auch dank seiner Kurzweiligkeit - dennoch unterhält, verdankt er seinen gelegentlich gelungenen Ideen. Beispielsweise wenn sich beide Parteien bekannt sind und dennoch mit anonymen Briefen über die Situation austauschen. Leider viel zu rare Momente, um The Fantastic Mr. Fox wirklich zu einem guten Film zu machen.

6/10

8. Mai 2010

I Love You Phillip Morris

Or you can suck his cock. Your choice.

In Superbad ließ Drehbuchautor Seth Rogen sein auf ihm selbst basierendes Alter Ego Seth (Jonah Hill) einen Penis-Fetisch durchleben. Der gesamte Abspann des Filmes besteht aus amüsanten Penis-Sketchen in unterschiedlichen Posen und Filmzitaten. Es ist ein ebensolcher Penis-Sketch, der in Glenn Ficarras und John Requas Tragödie I Love You Phillip Morris dem Helden letztlich zur Krux wird. Über Monate hinweg manipulierte Steven Russell (Jim Carrey) die Bilanzen seiner Firma, um letztlich durch einen unachtsamen Penis-Sketch auf einer der Bilanzen seines Betrugs überführt zu werden. Der Film basiert auf dem Leben von Steven Jay Russell, der mehrfach zu Gefängnisstrafen verurteilt wurde (unter anderem wegen Versicherungsbetrugs) und nicht minder mehrfach aus dem Gefängnis ausbrach. Dank der Brillanz seiner Ausbrüche trägt er die Spitznamen „Houdini“ und „King Con“. Doch der Film von Ficarra und Requa ist keine Gaunerkomödie, sondern eine Liebestragödie.

Steven Russell führte ein normales amerikanisches Leben. Verheiratet mit der überzeugten Christin Debbie (Leslie Mann) ging er sonntäglich in die Kirche, half bei der örtlichen Polizei aus und erzog seine Tochter in aller Liebe. Was Stevens Familie und Freunde nicht ahnten: Steven ist homosexuell, war es schon als Kind (ein junger Steven erblickt in einer Rückblende eine penisförmige Wolke). Einen Autounfall später akzeptiert Steven seine sexuelle Orientierung auch und lebt sie fortan öffentlich aus. Ein zu Beginn eingeführter Subplot um seine Adoptionsherkunft verliert sich spätestens hier dann auch völlig aus den Augen (seine Integration wirkt zwar nicht störend, verkommt jedoch zu einer Belanglosigkeit). Frau und Kind also zurückgelassen zieht Steven nach Florida und frönt mit seinem Liebhaber Jimmy (Rodrigo Santoro) einen luxuriösen Lebensstil. Denn wer schwul ist, hat einen hohen Lebensstandard, erklärt Steven dem Publikum aus dem Off. Mit gefälschten Kreditkarten und Identitäten hält der Lebemann sein Glück aufrecht.

All dies ist letztlich ein umfangreicher Prolog für die eigentliche Geschichte, die erst beginnt, als Steven eines Tages schließlich im Gefängnis landet. I Love You Phillip Morris zeigt hier bereits auf, was später zur Gewohnheit wird: Russells Gaunereien spielen eine untergeordnete Rolle. Ficarra und Requa begrenzen die Integration von Russells Tricks auf ein Minimum. Was angesichts seiner genialen Gefängnisausbrüche (z.B. färbte er seine Gefängniskluft mit geklauten Farbstiften in das Grün der Ärzteuniform und spazierte einfach aus dem Gefängnistrakt) im dritten Akt etwas bedauerlich ist, da die Summe seiner zahlreichen Ausbrüche einem Best-Of gleich in einer Montage „verschenkt“ wird. Aber es handelt sich nicht um eine Gaunerkomödie. „This is a love story“, bezeichnet der wirkliche Steven Russell seine Geschichte. Dabei ist es weniger eine Liebesgeschichte als eine Geschichte über die Liebe. Denn im Nachhinein werden alle von Stevens Handlungen durch Liebe bestimmt.

Dies beginnt bereits mit seiner Ehe zu Debbie, die Steven aus Liebe aufrecht erhielt, selbst wenn er sich homosexuellen Affären hingab. Entgegen möglichen Eindrücken (und einigen etwas platten, aber dennoch charmanten Witzen) spielt Stevens Homosexualität dabei eine untergeordnete Rolle. Seine Liebe zu Jimmy ist nicht mehr eine Liebe zu einem Mann wie es eine Liebe zu einem Partner ist. Um Stevens eigene Äußerung, dass Schwulsein teuer sei, einen Riegel vorzuschieben, integrieren Ficarra und Requa wenig später noch einen Dialog zwischen Debbie und Jimmy, in welchem Erstere Letzteren fragt, ob Kleptomanie und Homosexualität Hand in Hand gehen. „What the fuck are you talking about?“, lautet die folgerichtige Antwort. Im Grunde ließen sich Stevens Liebhaber auch durch Liebhaberinnen ersetzen. Mit welcher Unverklemmtheit I Love You Phillip Morris zu Werke geht, ist erfrischend. So lassen sich auch etwas lahme Oralsex-Szenen leichter verzeihen.

Der Titelgebende Phillip Morris (Ewan McGregor) findet sich dann in einem von Stevens Gefängnisinsassen. „It was lust at first sight“, blickt der echte Steven auf ihre erste Begegnung zurück. McGregor unterspielt den naiven Schönling mit einer exzellenten Leistung, die weit über seinen anderen Nebenrollen dieses Jahres (The Ghost Writer und The Men Who Stare at Goats) steht. Der blonde Phillip Morris ersetzt die klassische Blondine, die stets auf die falschen Kerle hereinfällt und somit nur ausgenutzt wird. Auch mit seiner Hausfrauen-Mentalität nimmt I Love You Phillip Morris somit durchaus das klassische Rollenbild auf, mit dem Unterschied, es mit homosexuellen Figuren zu besetzen. In gewissem Sinne wird Morris jedoch mit (zu) wenig Tiefe versehen, sodass er selbst durchweg das reine love interest und in dieser Funktion der MacGuffin des Filmes bleibt. Im Vordergrund steht unentwegt, welche Wege Steven beschreitet, um sich selbst und seinem Freund einen teueren Lebensstil zu verschaffen.

Ficarras und Requas Film ist dabei keineswegs perfekt, die Erzählfolge von hinten heraus ist ebenso unnötig, wie Stevens Adoptionsherkunft und Suche nach seiner Geburtsmutter. Auch einige Elemente rund um die Beziehung zu Jimmy fallen etwas zu langatmig aus. Der große Vorzug von I Love You Phillip Morris ist jedoch, dass der Film dennoch stimmig ausfällt, auch in seinen redundanten Momenten (Steven und Phillip in trauter Zellen-Zweisamkeit) nie langweilt (Stichwort: „My word is my motherfuckin' bond“). Zudem wird die homosexuelle Rollenbesetzung als selbstverständlich erachtet und daher bis auf wenige Ausnahmen nicht in den Vordergrund gerückt. Dies alles verleiht ihm einen erstaunlich reifen Ton, bedenkt man seinen Ursprung aus den erschreckend verklemmten Vereinigten Staaten. Es wäre wünschenswert, wenn in diesem Falle der Film von der Realität eingeholt werden würde. Schließlich zeigte bereits Superbad, dass ein Penis-Fetisch nicht zwingend „schwul“ sein muss.

8/10

5. Mai 2010

The X Files - Season Six

It doesn’t have to end like this.

Deutschlands Trainer-Urgestein Sepp Herberger hat die Phrase „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ ins Leben gerufen. Im Grunde eine sportliche Verballhornung des klassischen Ausspruchs zur französischen Thronnachfolge von 1422 („Le Roi est mort. Vive le Roi!“). Ähnlich verfuhr Chris Carter mit seiner Kult-Serie The X Files, an deren Ende der fünften Staffel ebenjene X-Akten schließlich geschlossen und verbrannt wurden. Nur um in The Beginning, dem Auftakt zur sechsten Staffel, wieder geöffnet zu werden. Oder besser gesagt: Bereits wieder geöffnet zu sein. Geschehen ist dies in der Finaleinstellung von Rob Bowmans The X Files, dem ersten Kinoabenteuer von Carters FBI-Agenten, das auf Staffel Fünf, der Erfolgreichsten in der Geschichte der Serie, gefolgt war. Wider Erwarten begann das Interesse an den X-Akten jedoch nachzulassen. Die Ursache sah man in dem vermehrten Auftreten von unterschwelligem Humor, sowie der Tatsache, dass manche Episoden einen stärkeren Fokus auf einen der beiden Agenten legen.

Die X-Akten sind also wieder geöffnet, das Büro von Special Agent Fox Mulder (David Duchovny) renoviert. Nur dass Mulder nicht mehr in jenem Büro arbeitet, wurden er und Agent Dana Scully (Gillian Anderson) doch von den X-Akten abgezogen und zum innerstaatlichen Terrorismus versetzt. Statt Assistant Director Walter Skinner (Mitch Pileggi) unterstehen sie nun dessen Kollegen Alvin Kersh (James Pickens, Jr.), während die X-Akten zu den Agenten Jeffrey Spender (Chris Owens) und Diana Fowley (Mimi Rogers) wandern. Wer nun allerdings glaubt, Mulder würde sich von einer derartigen formalen Banalität abhalten lassen, der täuscht sich natürlich. Die Brücke zum fünften Staffelfinale The End und dem Kinofilm schlägt dabei die Auftaktfolge The Beginning. Sowohl das Alien-Virus als auch Gibson Praise (Jeff Gulka) treten in das Leben von Scully und Mulder hinein. Jene Alien-Mythologie, die wie immer neben dem Auftakt schließlich nochmals in einer Doppelfolge im Mittelteil, sowie im Staffelfinale aufgegriffen wird.

Auch in ihrem sechsten Jahr setzt die Serie ihre zur Tradition verkommenen Merkmale weiterhin fort. Dabei begeht sie in One Son, der gelungensten Episode der Staffel, quasi einen Tabubruch. Im Angesicht der erfolgreich vollzogenen Hybridisierung von Alien und Mensch in Form von Cassandra Spender, blickt das Syndikat der bevorstehenden Kolonialisierung durch die Außerirdischen skeptisch entgegen. Wohl der Hauptgrund, warum der Raucher - in Two Fathers, der vorherigen Folge, mit C.G.B. Spender benannt - Mulder schließlich endlich die Wahrheit erzählt. Die Wahrheit von der Kolonisation, die das Syndikat, zu dem einst auch Mulders Vater zählte, hinauszögern will, indem es ein Gegenmittel entwickelt. One Son stellt zugleich das Ende des Syndikats in seiner alten Form dar, wenn der außerirdische Widerstand interveniert und abgesehen vom Raucher, Fowley sowie Marita Covarrubias (Lauren Holden) und Alex Krycek (Nicholas Lea) alle Beteiligten auslöscht. Aber wie hieß es zu Beginn: Nach dem Syndikat ist vor dem Syndikat.

Einen besonderen Wandel vollzieht dabei Scully hinsichtlich ihrer Haltung zu Mulders Alien-Überzeugung. Zwar veralbert sie diesen sogar noch in einer späten Folge wie Field Trip, grundsätzlich merkt ist sie jedoch sehr viel zugänglicher geworden. „You already know. You just don’t want to believe“, gibt ihr in The Beginning Gibson zum Beispiel ihre Gedanken wieder. Spätestens als sie dann in Biogenesis selbst ein UFO in der Côte d'Ivoire findet, dürfte die Überzeugung genährt worden sein. Abgesehen davon gibt sich Scully jedoch alle Mühe, Mulders paranormale Überzeugungen weiterhin zu hinterfragen. Inzwischen nicht mehr als ein running gag. In der sechsten Staffel verzichtete man zudem darauf, sie auf irgendeine Art emotional besonders zu belasten. Kein Krebs, keine Tochter, keine Obduktion. Eine Tatsache, die der Figur sehr viel besser zu Gesicht steht, ähnlich wie bei ihrem Kollegen Mulder. Für diesen spielt zwar kurzzeitig sein Vater eine Rolle, aber allzu großes Tamtam bezüglich seiner Schwester findet in dieser Staffel nicht statt.

Was von einigen Fans nun kritisiert wurde, waren die Fokus-Verschiebungen in manchen Episoden. So nahm Mulder in Folgen wie Triangle oder The Unnatural einen Großteil der Geschichte alleine in Anspruch, während Scully lediglich in einzelnen Szenen auftaucht. In Three of a Kind wiederum, einer Art Fortsetzung zu Unusual Suspects, kriegt man Mulder gar nicht zu Gesicht, während sich Scully die Laufzeit mit den Einsamen Schützen teilt. Nun handelte es sich bei den „Solo“-Ermittlungen noch nie um die Crème de la Crème der Seriengeschichte, völlig neue Phänomene sind sie jedoch auch nicht. Ebenso auch der humoristische Anstrich, den Folgen wie The Unnatural oder Arcadia mal mehr und mal weniger mit sich führen. Viel geschieht inzwischen mit einem Augenzwinkern, während in der sechsten Staffel eine reine Comedy-Episode wie Bad Blood ganz fehlt. Stattdessen finden sich vermehrt kleinere amüsante Elemente in Folgen wie Dreamland, How the Ghosts Stole Christmas, Monday und einigen anderen.

Ob einem jene spaßigeren Folgen dann zusagen, obliegt jedem Fan selbst. Grundsätzlich steht dieser Wechsel von einer stark humoristischen Folge zu mehreren Episoden mit leichterem humoristischem Anstrich der sechsten Staffel sehr gut zu Gesicht. So überzeugen neben One Son gerade Dreamland, Dreamland II, How the Ghosts Stole Christmas und The Unnatural. Mit letztgenannter Folge feierte Duchovny zugleich sein Regiedebüt. Aber auch von den verbliebenen Episoden gibt es mit The Beginning, Monday, Arcadia oder Biogenesis starke Vertreter. Die Aufzählung dieser zahlreichen Folgen dürfte dabei bereits ein Indiz sein, dass die sechste Staffel den Aufwärtstrend der Fünften so weit fortsetzt, dass sie nach den ersten beiden Staffeln fraglos die Gelungenste darstellt. Neben der momentan aufgelösten Verschwörung um das Syndikat haben Mulder und Scully ein relativ sorgloses Jahr hinter sich, mit Geisterhäusern, Todesphotographen, Wasseroktopoden, Riesenfungi, übersinnlichen Wetter- oder blutrünstigen Wolfmännern.

Popkulturelle Verweise finden sich dabei ebenfalls wieder en masse. So variiert Drive die Thematik von Jan de Bonts Speed, indem die Bombe durch ein Gehirnaneurisma ersetzt wird, Terms of Endearment hingegen erweckt Erinnerungen an Roman Polanskis Rosemary’s Baby, während Monday eine Banküberfall-Variation von Harold Ramis’ Groundhog Day ist und Milagro in seiner Grundstruktur des mordenden Alter Egos eines Schriftstellers an Stephen Kings Stark angelehnt sein dürfte. Dementsprechend fallen dann die Gaststars dieses Jahr aus, zu denen B-Movie-Legende Bruce Campbell ebenso zählt, wie Lily Tomlin und die Seriendarsteller Bryan Cranston (Breaking Bad), Abraham Benrubi (ER/Parker Lewis Can’t Loose), John Billingsley (Enterprise) oder erneut Fredric Lane (Lost). Zudem wiederholen Mimi Rogers und Lauren Holden ihre Rollen - Letztere jedoch eher in Form eines Cameos in One Son -, während Nicholas Lea seine Kultfigur des Alex Krycek dieses Mal in nicht weniger als vier Episoden repräsentieren darf.

Insgesamt wartet die sechste Staffel also mit ein paar Antworten auf - das schwarze Öl wird in Two Fathers als „purity“ und alleiniger Bestandteil der Aliens geoutet - und fokussiert sich stärker auf das Primärziel der Serie - das Verhindern der Alien-Kolonialisierung. Amüsanterweise sieht man hierbei Mulder und Scully quasi rund um die Uhr arbeiten, egal ob es 9 Uhr morgens oder abends ist, selbst am Wochenende bequemen sich die Beiden ins Büro. Romantische Annäherungen gibt es speziell in Triangle, wenn Mulder eine „falsche“ Scully küsst oder in Milagro, wenn der Schriftsteller enthüllt: „Agent Scully is already in love“. Kleinere Andeutungen gibt es zudem in The Unnatural, One Son und The Rain King, während gerade Scully sich in Arcadia überraschend unwohl fühlt, mit Mulder ein angebliches Ehepaar darzustellen. Summa summarum ist die sechste Staffel somit äußerst gelungene Serienunterhaltung und wie zwei Absätze zuvor angedeutet die stärkste Staffel seit den herausragenden Auftaktstaffeln Eins und Zwei.

8/10

2. Mai 2010

Classic Scene: Being John Malkovich - "Malkovich"

DIE SZENERIE: Nachdem der Puppenspieler Craig Schwartz herausgefunden hat, dass in seinem Büro ein Portal für 15 Minuten in den Kopf des Schauspielers John Malkovich führt, initiiert sein Schwarm, die emanzipierte Maxine, ein nächtliches Geschäft, in welchem man für $200 für ebenjene Zeitspanne "John Malkovich" sein kann. Dieser wiederum, nach einigen Ereignissen mit Maxine inzwischen Verdacht schöpfend, folgt dieser zum Bürokomplex und fordert Rechenschaft von Schwartz und Maxine. Als er von ihrem Geschäft erfährt, besteht er darauf, selbst das Portal zu benutzen. Mit einer absurden Konsequenz.

INT. RESTAURANT
- DAY

Malkovich pops into a chair in a swank night club. He's wearing his "I ♥ N.Y." baseball cap and his jacket from before. The woman across the table is also Malkovich but in a gown. He looks around the restaurant. Everyone is Malkovich in different clothes. Malkovich is panicked. The girl Malkovich across the table looks at him seductively, winks and talks.

GIRL MALKOVICH: Malkovich Malkovich Malkovich...

Malkovich looks confused. The Malkovich waiter approaches, pen and pad in hand, ready to take their orders.

WAITER MALKOVICH: Malkovich Malkovich Malkovich Malkovich Malkovich?

GIRL MALKOVICH: Malkovich Malkovich.

The waiter jots it down on his pad.

WAITER MALKOVICH: (turning to Malkovich) Malkovich?

Malkovich looks down at the menu. Every item is “Malkovich“.

MALKOVICH: (screams) Malkovich!

The waiter jots it down on his pad.

WAITER MALKOVICH: Malkovich.

Malkovich pushes himself away from the table and stands up. Everywhere he looks are sitting Malkoviches. He runs for the exit and bumps into a Malkovich guy.

GUY MALKOVICH: Malkovich Malkovich.

Malkovich passes the stage where a girl singer Malkovich is singing sensuously into the microphone. She is backed by a '40's style big band of Malkoviches.

SINGING MALKOVICH: Malkovich Malkovich Malkovich Malkovich...

Malkovich turns around, passing more Malkoviches with a constant “Malkovich” murmur in the air. He pushes another waiter Malkovich to the ground and runs through the exit.