27. Dezember 2013

Alan Partridge: Alpha Papa

You seriously don’t know “Banged Up Abroad”? You have to be shitting me.

Schon Oscar Wilde wusste, dass nur eines schlimmer ist, als wenn über einen geredet wird: wenn nicht über einen geredet wird. So in etwa ist auch die Philosophie von Alan Partridge, dem fiktiven inkompetenten Moderator, den der britische Schauspieler Steve Coogan 1991 für die BBC-Radiosendung “On the Hour” ins Leben rief.  Der Sportreporter wurde so populär, dass im Lauf der Jahre drei Fernsehserien und mehrere Specials über ihn entstanden. Selbst in die Popkultur hielt Partridge Einzug, was ihn zu einer Art britischem Vorläufer von Will Ferrells Nachrichtenmoderator Ron Burgundy macht. In Alan Partridge: Alpha Papa wird die Figur jetzt aufs Kino losgelassen.

Im Film sieht sich Alan Partridge (Steve Coogan) an seinem Arbeitsplatz bei Norfolk Radio mit einem „Rebranding“ konfrontiert: Der Sender soll auf eine jüngere Zielgruppe zugeschnitten werden und fortan “Shape – The Way You Want It To Be” heißen. Im Zuge der fragwürdigen Modernisierung soll auch einer der Moderatoren entlassen werden – entweder Alan oder sein Kollege Pat Farrell (Colm Meaney). Alan, vom Überlebenswillen getrieben, macht kurzerhand Politik gegen den Konkurrenten und behält so seinen Job. Doch die abendliche Relaunch-Party verläuft anders als erwartet, als Pat mit einem Gewehr aufkreuzt und seine ehemaligen Kollegen als Geiseln nimmt.

Nun soll Alan für die Polizei mit Pat verhandeln. Eher widerwillig akzeptiert er und sieht kurz darauf in dem Medieninteresse die Chance, zurück ins Rampenlicht zu kehren. Dumm nur, dass Alan mehrmals Gelegenheit, die Geiselnahme zu beenden – dabei profitiert er am meisten davon, dass die Affäre weitergeht. Ein Zwiespalt, der für viele Lacher sorgt. So wenn Alan – beim Telefonat mit Assistentin Lynn – versehentlich über einen Notausgang das Gebäude verlässt und danach wieder einen Weg hinein finden muss. Oder wenn sich immer wieder die Chance bietet, Pat auszuschalten, und ein hin und her gerissener Alan sich stets dagegen entscheiden muss.

Stattdessen verbrüdert sich Alan mit Pat, dessen Situation er natürlich nur allzu gut nachempfinden kann. Schließlich entstammen die beiden derselben Generation alter (Radio-)Hasen, die sich in der total medialisierten Welt von heute nur bedingt zurechtfinden. Während die übrigen Geiseln um ihr Leben fürchten, lachen sich Alan und Pat derweil über YouTube-Videos kaputt. Dieses verquere Zusammenspiel zwischen dem Geiselnehmer und Geisel/Verhandlungsführer führt zu herrlichen Momenten, darunter dem Höhepunkt von Declan Lowneys Film: einem Dialog von Alan und Pat über die TV-Serie “Banged Up Abroad”, indirekt von der Polizei wiedergegeben.

Es ist Alans selbstvergessene Art, die ihn zum liebenswerten Trottel mutieren lässt – und Alan Partridge: Alpha Papa zur Komödie des Jahres macht. Dabei ist Alan keineswegs so blöd, wie er aussieht. Das beweist schon die Kreation eines Radio-Jingles in einer Stunde in einer Notsituation. Man muss ihn einfach gernhaben, wie er auf Teufel komm raus bestrebt ist, sich wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken – ob er nun sein Auto mit “Alan Partridge drives this KIA” bedruckt oder sich für Naturalien zu Werbeauftritten beschwatzen lässt. Da sind die anderen Figuren nur Staffage, selbst „Antagonist“ Colm Meaney und Assistentin Lynn (Felicity Montagu).

Das tut dieser hervorragenden Komödie jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil. Schließlich ist es Alan Partridge, den man in diesem Film sehen will (also gänzlich konträr zur Situation der Figur in ihrem fiktionalen Universum). Der Zuschauer kommt auch dann voll auf seine Kosten, wenn er Steve Coogans Alter ego zuvor noch nie erlebt hat. Vorwissen ist nicht vonnöten, um die Figur und ihren Charakter verstehen zu können. Vielmehr ist der komprimierte Ausflug von 90 Minuten in Alan Partridges Welt eher ein Pluspunkt. Declan Lowneys Alan Partridge: Alpha Papa führt jedenfalls dazu, dass über Alan Partridge (wieder) geredet wird – und zwar nur Gutes.

8/10

21. Dezember 2013

The Selfish Giant

Shoes off!

Britische Sozialdramen sind oft vollkommen anders als Sozialdramen aus anderen Ländern. Zumindest erwecken sie einen solchen Anschein. Schaut man sich Filme wie Fish Tank, This is England und Co. an, wird das Bild einer ärmlichen White Trash Kultur evoziert. Dysfunktionale Familien, die mit viel Wut im Bauch zumeist schreiend miteinander kommunizieren und dabei kaum zwei Sätze ohne das Wörtchen “fuck” in all seinen Varianten auskommen. Insofern fügt sich Clio Barnards Nachfolger ihres renommierten Dokudramas The Arbor vorzüglich in dieses Subgenre der britischen Filmlandschaft ein. The Selfish Giant ist eine atmosphärisch dichte und exzellent gespielte Milieustudie zweier Problemkinder.

Für die Handlung des Films kehrt Barnard wie in The Arbor zurück ins nordenglische Bradford. Hier lernt das Publikum Arbor (Conner Chapman) kennen, einen aggressiven Jungen, der augenscheinlich an ADHS oder einer anderen Verhaltensstörung leidet. Was ihn nicht davon abhält, unentwegt Energy Drinks zu konsumieren. An seine Seite stellt ihm Barnard den kräftigeren Swifty (Shaun Thomas), eines von vielen Kindern einer am Existenzminimum lebenden Großfamilie. Beide Jungen haben nur einander, wird Swifty doch in der Schule aufgrund seiner ärmlichen Verhältnisse und seines Erscheinungsbildes gemobbt. Verstärkt lässt sich der Teenager dann von Arbor in einen destruktiven Strudel reißen.

Eine neue Dimension nimmt die Situation an, als Arbor nach einer Rauferei der Schule verwiesen und Swifty immerhin suspendiert wird. Fortan haben sie auch den Tag für sich und nutzen ihn, um Sperrmüll zu finden, den sie an den Schrotthändler Kitten (Sean Gilder) verkaufen können. Während Arbor angefixt ist von dem Geld, das sich durch Kupferkabel losschlagen lässt, fokussiert sich Swifty auf Kittens Rennpferd, zu dem er eine besondere Beziehung entwickelt. Eine Qualität, die auch Kitten nicht verborgen bleibt, ebenso wie die Probleme, die Arbor ihm bescheren könnte. Die sich andeutende Bevorzugung wird auch dem Knaben deutlich, was sich daraufhin in einem Anflug von Eifersucht niederschlägt.

The Selfish Giant ist die Sorte Film, die keine Helden und Sieger kennt – lediglich Verlierer. Arbors Mutter ist mit der Erziehung ihrer Kinder gänzlich überfordert. Bereits ihr Ältester, Martin (Elliott Tittensor), ist von der Schule geflogen und in die Kriminalität abgerutscht. Was wiederum Konsequenzen auf das Leben seiner Mutter hat. “Every time I try to get us out of trouble, he just gets us deeper in”, zeigt Arbor in Michael Corleone Manier an einer Stelle unerwartet altruistische Einblicke in sein Leben. Sowohl er als auch Swifty wollen mit ihrem Schrotthandel jeweils ihre Mütter finanziell unterstützen. Was bei Swifty umso dringlicher erscheint, da sein Vater – passend ‘Price Drop’ genannt – ihr Hab und Gut verkauft.

Clio Barnard zeichnet eine trostlose Welt, in der speziell für Arbor wahrlich keine Alternative zu dem Leben zu bestehen scheint, in welches er mehr und mehr abrutscht. Eine Gesellschaft am Rande der Gesellschaft – die Figuren wirken größtenteils sich selbst überlassen. Verloren im Nichts ihrer Existenz. Heraus ragt die herzliche Freundschaft von Arbor und Swifty, die streckenweise an Steinbecks Of Mice and Men erinnert und ähnlich tragisch verläuft. Relativ früh wird klar, dass bei der grundsätzlich depressiven Stimmung des Films ein Happy End à la Hollywood nicht möglich scheint. Eine weitere Qualität des britischen Kinos, das weitaus authentischer, realer daherkommt als die buchstäbliche Traumfabrik in den USA.

Im Mittelpunkt des Films steht die eindringliche Darstellung von Conner Chapmans Arbor, der – ohne Vater aufgewachsen – hier zugleich selbst an die Hand genommen gehört, dies aber zugleich in gewisser Weise für Swifty leistet. “If you don’t stand up for yourself, you’ll never have owt”, trichtert er dem sanften Riesen in einer Szene ein. Wie die Jugendlichen in den britischen Genrekollegen sind ihre Altersgenossen – Arbor, Swifty und selbst Martin – orientierungslos. Eine verlorene Generation. Die Vorhersehbarkeit des Films ist dabei kein Manko, zu sehr lebt The Selfish Giant vom starken Spiel seines Ensembles und dem beinahe poetischen Abgesang auf seine Figuren. Vollkommen anders, absolut britisch.

7.5/10

14. Dezember 2013

Aladdin

Do you trust me?

Heutzutage wäre ein Film wie Aladdin vermutlich undenkbar und dies nicht nur, weil sich in Disney ein US-Studio eines orientalischen Volkmärchens annahm. Schließlich gelang es dem Zeichentrickfilm 1992 nach sieben Wochen über die Weihnachtszeit doch noch auf Platz 1 in den Kinocharts zu klettern und dabei eine 65-prozentige Steigerung gegenüber seinem Startwochenende hinzulegen. Am Ende sollte Aladdin eine halbe Milliarde Dollar einspielen und zum erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten avancieren – zumindest bis zur Ankunft von The Lion King zwei Jahre später. Nicht von ungefähr spricht man daher vom damaligen Zeitraum Ende der 80er bis zum Ende der 90er von der Disney Renaissance.

Dabei ist Aladdin im Vergleich zu seinen Vorgängern The Little Mermaid und Beauty and the Beast durchaus anders strukturiert. Angefangen mit seiner Einführung, in der dem Zuschauer das Volksmärchen von „Aladin und die Wunderlampe“ als Geschichte in der Geschichte erzählt wird. Irgendwann habe sich diese in Agrabah, “city of mysteries”, ereignet. Speziell zu Beginn bleibt Disney der Vorlage noch verhältnismäßig treu, wenn Aladdin als auserwählter “diamond in the rough” eine verwunschene Höhle betreten muss, um dort eine Öllampe inklusive Dschinn für einen Zauberer zu besorgen. Dieser wird von Jafar, Großwesir des Sultans, verkörpert – uns vorgestellt als “a dark man with a dark purpose”.

Der Kampf um die Öllampe und die Mächte des Dschinn wird fortan eingebettet in eine klassische Romanze. Während “street rat” Aladdin sich nach dem Reichtum und Luxus des Palastlebens sehnt, fühlt sich dort Prinzessin Jasmine wiederum wie in einem Käfig eingesperrt. Weil ihr Vater, der Sultan, sie dem Gesetz nach bald verheiraten muss, sucht die Tochter kurz darauf das Weite. Die Wege der Figuren kreuzen sich und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Mit der Macht des Dschinni und seinen drei Wünschen strebt Aladdin an, mittels Reichtum und in Person von Prinz Ali das Herz von Jasmine und die Akzeptanz des Sultans zu gewinnen. In seiner Summe erzählt Disney somit eine Geschichte von Freiheit.

Aladdin glaubt im Reichtum frei zu sein von seinem Leben in der Gosse, Jasmine wiederum will frei von ihrem Reichtum sein und den Pflichten, die dieser mit sich bringt. Für Dschinni ist das Freiheitsthema derweil ein eher buchstäbliches, ist er doch ein Gefangener der Lampe und der Gier seines jeweiligen Besitzers. In gewissem Sinne sind selbst Figuren wie Jafar, Iago und der Sultan in ihrer Situation Gefangene. Hier findet sich ein Motiv, das auch in anderen Filmen der Disney Renaissance zutage tritt, von Simba oder Scar über das Biest bis hin zu Arielle. Speziell die Antagonisten dieser Filme sind oft Figuren, die meist im wahrsten Sinne des Wortes von den Herrschern (Triton, Mufasa, der Sultan) in den Schatten gestellt werden.

Auch zwischen Jasmine und Arielle finden sich Parallelen, sind beide doch Prinzessinnen, die aus ihrem Palastalltag ausbrechen, um in eine Welt einzutauchen, in der sie nach Hofprotokoll nichts verloren haben. Dies mag womöglich auch daran liegen, dass in beiden Filmen John Musker und Ron Clements Regie geführt haben. Generell überrascht Aladdin durch seine Referenzen ans Mouse House, die seither wohl nur Pixar ähnlich exorbitant betreibt. Hierin unterscheidet sich der Film am deutlichsten von seinen Vorgängern, scheint er doch primär durch die Figur des Dschinni und dessen popkulturelle Anspielungen zu Jack Nicholson oder Arsenio Hall eine Art vierdimensionales Konstrukt zu sein. Jenseits von Zeit und Raum.

Überraschend sind derartige Verweise nicht nur, weil Figuren wie Aladdin mit ihnen nichts anzufangen wissen sollten, sondern dies auch für die eigentliche Zielgruppe des Films gilt. Wie viele Kinder erkennen wohl Ed Sullivan oder Rodney Dangerfield in den Darstellungen von Dschinni? Mit Cameos von Pinocchio oder Krabbe Sebastian und Hommagen wie zu Raiders of the Lost Ark oder The Return of the Jedi tanzt Aladdin sichtlich aus der Reihe des Disney-Pantheons – dem Spaß tut dies jedoch keinen Abbruch. Dennoch vermag der Film nicht vollends in die Sphären von The Little Mermaid oder The Lion King vorzudringen – eben auch, weil ein Großteil des Humors vom Dschinni-Material Robin Williams’ abhängt.

Dass der Komiker nicht jedermanns Sache ist, dürfte unbestritten sein. Ohnehin fällt im Film manches Mal der Humor etwas flach, Sprüche wie des Sultans entlarvende Versicherung “I’m an excellent judge of character” sind fast die Seltenheit. Ebenfalls auffallend ist die nicht immer vollends gelungene Integration von CGI-Elementen in die sonst von Hand gezeichnete Animation. Als Nostalgiker, der mit Aladdin aufgewachsen ist, dürfte man zudem wie in den übrigen Disney-Filmen das nunmehr auf Blu-ray bereinigte Filmkorn vermissen. Und selbst Alan Menkens Lieder wollen nicht ganz so überzeugen wie in den Filmen zuvor und wirken hier zudem ungeschickter platziert, was den Film eher als Musical wirken lässt.

Ein vergnüglicher Spaß ist er jedoch allemal und umso beeindruckender, da eine US-Umsetzung eines orientalischen Volksmärchens wohl in dieser Form in der Post-9/11-Ära kaum mehr vorstellbar ist. Der Erfolg von Aladdin brachte dann nicht nur DTV-Fortsetzungen mit sich, sondern auch eine Serie auf dem Disney Channel. Ähnliches würde auch späteren Disney-Werken wie The Lion King oder Hercules bevorstehen. In Disneys Ehrgeiz multikulturelle Geschichten – Pocahontas und Mulan würden noch auf The Lion King folgen – zu erzählen, ist Aladdin jedenfalls ein überzeugend-unterhaltsamer Ausflug in den orientalischen Raum. Selbst wenn er nicht ganz so gut gealtert ist wie manch andere Disney-Filme.

8/10

7. Dezember 2013

The Counselor

The slaughter to come is probably beyond our imagining.

Wenn nicht jetzt, wann dann? Das mag sich Ridley Scott gedacht haben, als er vom Originaldrehbuch erfuhr, das Cormac McCarthy verfasst hatte. Seit langem wollte Scott dessen renommierten Roman Blood Meridian auf die Leinwand bringen, nun bot sich in The Counselor die Chance, die Worte des speziell in den USA hochgeschätzten Pulitzerpreisträgers zu verfilmen. Gespickt mit Stars und bekannten Darstellern bis in die Nebenrollen, wurde The Counselor anschließend vom Feuilleton verrissen. Relativ unverständlich, eint den Film doch viel mit der 2007 weltweit gefeierten Adaption von McCarthys Roman No Country for Old Men der Coen-Brüder.

Hier wie da bringt sich der Hauptprotagonist um Kopf um Kragen, als er sich aus Raffgier mit einem mexikanischen Kartell einlässt. Ein – dem Film seinen Titel leihender – Rechtsberater (Michael Fassbender), der allem Anschein nach in finanziellen Schwierigkeiten steckt, teilt einem seiner Klienten, dem flamboyanten Geschäftsmann Reiner (Javier Bardem), mit, dass er bereit sei, in dessen illegale Geschäfte mit dem Drogenkartell mitinvolviert zu werden. Ein weiterer Partner dieses Geschäfts ist der Mittelmann Westray (Brad Pitt), der im Folgenden wie Reiner versucht, den Counselor vor den Risiken und möglichen Folgen der Zusammenarbeit mit dem Juárez-Kartell zu warnen. Doch der Anwalt will davon nichts hören.

Er will seiner Verlobten, Laura (Penélope Cruz), jenes Luxusleben bieten, dem auch Reiner und seine arglistig-kalkulierende Freundin Malkina (Cameron Diaz) frönen. “I always liked smart women”, erzählt ihm Reiner, “but it’s an expensive hobby”. Als jedoch einer der Kuriere des Kartells ermordet wird und sich herausstellt, dass der Counselor eine Verbindung zu ihm besaß, machen sich der Anwalt sowie Reiner und Westray selbst verdächtig. “They don’t really believe in coincidences”, sagt Westray über das Kartell. “They’ve heard of them. They’ve just never seen one.” Und während Westray kurzerhand beginnt, alle Zelte abzubrechen und das Weite sucht, strebt der Counselor nach einer Lösung dieses Konflikts.

Dies wiederum unterscheidet ihn zwar von Llewelyn Moss aus No Country for Old Men, dennoch hat seine Involvierung in Kartellvorgänge für sein Umfeld ähnliche Konsequenzen. The Counselor ist dabei von nicht minder illustren Figuren bevölkert, viele von ihnen in Handlungsstränge integriert, die für den Fortgang der eigentlichen Geschichte wenig erheblich sind. Beispielsweise Bruno Ganz als niederländischer Diamantenhändler, bei dem der Counselor den Verlobungsring für Laura ersteht oder Édgar Ramírez als Priester, dem Malkina versucht, durch sexuelle Anzüglichkeiten nahe zu treten. Insofern hat McCarthys Drehbuch fast schon etwas Episodenhaftes und lebt primär von den Interaktionen seiner Figuren.

Der tragische und gnadenlose Verlauf der Geschichte sowie kleinere narrative Rückrufe im Finale auf Expositionen im ersten Akt lassen The Counselor wie ein shakespearesches Drama wirken. Die Verwicklung mit dem Kartell gleicht einem Schneeball, der einmal ins Rollen geraten, nicht mehr aufzuhalten ist. Hierbei gefallen im Film besonders die Dialogreichen Szenen zwischen Fassbenders Figur und Bardem sowie Pitt und ein kurzer Ausflug nach Chicago mit einer humorvollen Interaktion zwischen John Leguizamo und Breaking Bad’s Dean Norris verkommt fast zum Highlight. Ebenso wie die Konklusion der Geschichte, die sich keinen Hollywood-Konventionen beugen will, sondern dem Œuvre McCarthys folgt.

Problematisch ist lediglich, dass Cameron Diaz – zu der die Jahre nicht nett waren – hier für die kleine, aber ausschlaggebende Figur von Malkina absolut fehlbesetzt ist. Ob die ursprünglich vorgesehene Angelina Jolie eine bessere Wahl gewesen wäre, sei dahingestellt. Hiervon sowie von ein paar Längen im dritten Akt und wenig gehaltvollen Auftritten von Ramírez oder Toby Kebbell abgesehen, bietet der Film jedoch eine vergnügliche Tour de Force. Zwar ist keine der Figuren derart einprägsam wie Anton Chirgurh in No Country for Old Men, dennoch ist The Counselor im direkten Vergleich sicherlich der zugänglichere Film. Selbst wenn eine Adaption von Blood Meridian angesichts der Kritiken für Scott in weite Ferne gerückt ist.

7/10

1. Dezember 2013

Filmtagebuch: November 2013

THE ACT OF KILLING
(DK/N/UK 2012, Joshua Oppenheimer)
6.5/10

ALBERT NOBBS
(UK/IRL/F/USA 2011, Rodrigo García)
7/10

APRÈS MAI [DIE WILDE ZEIT]
(F 2012, Olivier Assayas)

4.5/10

A BAND CALLED DEATH
(USA 2012, Mark Christopher Covino/Jeff Howlett)
7/10

THE BATTERY
(USA 2012, Jeremy Gardner)
6/10

BEFORE MIDNIGHT
(USA 2013, Richard Linklater)
3/10

BEFORE SUNRISE
(USA/A/CH 1995, Richard Linklater)
7/10

BEFORE SUNSET
(USA 2004, Richard Linklater)
6/10

BLACKFISH
(USA 2013, Gabriela Cowperthwaite)
6/10

BLACK DYNAMITE
(USA 2009, Scott Sanders)
6.5/10

BLANCANIEVES
(E/F/B 2012, Pablo Berger)
5/10

BLUE JASMINE
(USA 2013, Woody Allen)
7/10

THE BRIDE OF FRANKENSTEIN [FRANKENSTEINS BRAUT]
(USA 1935, James Whale)

6/10

CAPTAIN PHILLIPS
(USA 2013, Paul Greengrass)
6.5/10

CHILLERAMA
(USA 2011, Adam Green u.a.)
6.5/10

CUTIE AND THE BOXER
(USA 2013, Zachary Heinzerling)
6/10

DJÚPIĐ [THE DEEP]
(IS 2012, Baltasar Kormákur)

5.5/10

ESCAPE PLAN
(USA 2013, Mikael Håfström)
7/10

FRANCES HA
(USA 2012, Noah Baumbach)
8/10

FRANKENSTEIN
(USA 1931, James Whale)
5.5/10

GIMME THE LOOT
(USA 2012, Adam Leon)
2.5/10

DER HIMMEL ÜBER BERLIN
(D/F 1987, Wim Wenders)
4/10

JFK [DIRECTOR’S CUT]
(USA/F 1991, Oliver Stone)

8/10

MACHETE KILLS
(USA/RUS 2013, Robert Rodriguez)
3/10

MANIAC
(USA/F 2012, Franck Khalfoun)
3.5/10

MONSTERS, INC. [DIE MONSTER AG]
(USA 2001, Peter Docter/David Silverman/Lee Unkrich)

8.5/10

MONSTERS UNIVERSITY [DIE MONSTER UNI] (3D)
(USA 2013, Dan Scanlon)

7/10

ONLY LOVERS LEFT ALIVE
(USA/UK/F/D/CY 2013, Jim Jarmusch)
7/10

OZ THE GREAT AND POWERFUL [DIE FANTASTISCHE WELT VON OZ] (3D)
(USA 2013, Sam Raimi)

5/10

PARADIES: GLAUBE
(D/A/F 2012, Ulrich Seidl)
4/10

PARADIES: HOFFNUNG
(D/A/F 2013, Ulrich Seidl)
7/10

PARADIES: LIEBE
(D/A/F 2012, Ulrich Seidl)
7/10

PARIS, TEXAS
(USA/UK/D/F 1984, Wim Wenders)
7.5/10

PIRANHA 3DD [PIRANHA 2] (3D)
(USA 2012, John Gulager)

7/10

THE SESSIONS
(USA 2012, Ben Lewin)
5.5/10

SIGHTSEERS
(UK 2012, Ben Wheatley)
1.5/10

SOUND CITY
(USA 2013, David Grohl)
5.5/10

THE STING [DER CLOU]
(USA 1973, George Roy Hill)

7/10

THE WORLD’S END
(UK 2013, Edgar Wright)
4/10

ZERO DARK THIRTY
(USA 2012, Kathryn Bigelow)
1.5/10

Retrospektive: Harry Potter


HARRY POTTER AND THE PHILOSOPHER’S STONE
[HARRY POTTER UND DER STEIN DER WEISEN]
(UK/USA 2001, Chris Columbus)

5.5/10

HARRY POTTER AND THE CHAMBER OF SECRETS
[HARRY POTTER UND DIE KAMMER DES SCHRECKENS]
(UK/USA/D 2002, Chris Columbus)

6/10

HARRY POTTER AND THE PRISONER OF AZKABAN
[HARRY POTTER UND DER GEFANGENE VON ASKABAN]
(UK/USA 2004, Alfonso Cuarón)

7/10

HARRY POTTER AND THE GOBLET OF FIRE
[HARRY POTTER UND DER FEUERKELCH]
(UK/USA 2005, Mike Newell)

6.5/10

HARRY POTTER AND THE ORDER OF THE PHOENIX
[HARRY POTTER UND DER ORDEN DES PHÖNIX]
(UK/USA 2007, David Yates)

7/10

HARRY POTTER AND THE HALF-BLOOD PRINCE
[HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ]
(UK/USA 2009, David Yates)

6.5/10

HARRY POTTER AND THE DEATHLY HALLOWS: PART 1
[HARRY POTTER UND DIE HEILIGTÜMER DES TODES - TEIL 1]
(UK/USA 2010, David Yates)

4/10

HARRY POTTER AND THE DEATHLY HALLOWS: PART 2
[HARRY POTTER UND DIE HEILIGTÜMER DES TODES - TEIL 2]
(UK/USA 2011, David Yates)

2.5/10