tag:blogger.com,1999:blog-36441041459954629362024-03-18T04:00:07.543+01:00ΣυμπάρανεκρομενοιBesprechungen und Essays zu Filmen, Serien, Comics und mehrFlo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.comBlogger1089125tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-3208965923532483592024-01-07T16:30:00.043+01:002024-01-10T21:21:28.826+01:00Filmjahresrückblick 2023: Die Top Ten<i><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCwQPrc48T2IGetoxq5J6UjkUuE6jjgjse8Rpb2BM0OJ8y-FJkfy7XdmEOGkRItwmUorUm4LJJt-IHmOLXWaPMcZGx8b1mm5lCV9OZVRYgue6saBQyNpGP1adrYYYAKVesUezAsXBhzgSCxCL35vUPazyPHlneMsbYwWtEueNLrhHJgyKnyOafRp4HzTw/s1800/Filmstrip%202023.jpeg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="555" data-original-width="1800" height="124" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCwQPrc48T2IGetoxq5J6UjkUuE6jjgjse8Rpb2BM0OJ8y-FJkfy7XdmEOGkRItwmUorUm4LJJt-IHmOLXWaPMcZGx8b1mm5lCV9OZVRYgue6saBQyNpGP1adrYYYAKVesUezAsXBhzgSCxCL35vUPazyPHlneMsbYwWtEueNLrhHJgyKnyOafRp4HzTw/w400-h124/Filmstrip%202023.jpeg" width="400" /></a></div>Film as such is dead.</i> <div><span style="font-size: x-small;">(Rámon, <i>Los delincuentes</i>)</span> </div><div><br /></div><div style="text-align: justify;">Und so sieht man sich wieder, hier bei Symparanekromenoi. Man sollte eigentlich meinen, wenn man diese Filmjahresrückblicke seit 16 Jahren macht, dass man ein wenig Routine lernt, aber auch im vergangenen Jahr war es mal wieder so, dass erst gegen Ende langsam etwas Tempo reinkam in das Bestreben, sich ausgiebiger dem Film-Portfolio des Jahreskalenders zu widmen. Immerhin wurde dem Blog zeitweise neues Leben eingehaucht, in Form von gleich zwei Filmbesprechungen, die ich zuvor einerseits wegen der inzwischen zu knappen Zeit für das Verfassen der Texte, andererseits wegen der kaum noch nennenswerten Resonanz eingeschläfert hatte. Was mit dem obligatorischen Filmjahresrückblick aber selbst nichts zu tun hat. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Den will ich auch dieses Jahr <a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/search/label/Filmjahresrückblick" target="_blank">wie gehabt</a> dazu nutzen, persönlich auf 2023 zurückzuschauen, aber auch einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Auch für mich war dabei erstaunlich, dass ich mich letztlich neun Mal im Kino wiederfinden sollte – eine Verdreifachung des Vorjahreswertes, wenn auch keineswegs auf dem Niveau von vor der Pandemie (was jedoch nicht so sehr an Corona lag, als an einem Arbeitsplatzwechsel seither). Wo ich das Niveau nicht halten konnte, war bei der Zahl der gesichteten Filme, eben auch, weil ich erst zum Winterbeginn anfing, meine Aufmerksamkeit der Klasse von 2023 zu widmen. So standen am Ende letztlich 140 Filme aus dem vergangenen Jahr zu Buche, die ich sichtete – 15 weniger als in 2022 also.</div><div><br /></div><div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgWCC-dKvbiidS9mQnLt9LfsxTnPrHtp2RfmJMIP8OxffB4izwX5gLdkhYNIapFRN7ogUJogF5690P42A8eOEhRB5zfsU8EoDL3t5uzzstDKTiDBSMBrtDjaAYut-C-MMk1yxJ7easvN8PBmrGmOGe4Bk7LYbHRzj9xYjWKyqyjgDrXYA2g3kfyTldM0NA/s1008/Box%20Office%202023.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgWCC-dKvbiidS9mQnLt9LfsxTnPrHtp2RfmJMIP8OxffB4izwX5gLdkhYNIapFRN7ogUJogF5690P42A8eOEhRB5zfsU8EoDL3t5uzzstDKTiDBSMBrtDjaAYut-C-MMk1yxJ7easvN8PBmrGmOGe4Bk7LYbHRzj9xYjWKyqyjgDrXYA2g3kfyTldM0NA/s320/Box%20Office%202023.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Top Ten der erfolgreichsten Filme 2023 komplettieren vor allem Fortsetzungen.</td></tr></tbody></table></div><div style="text-align: justify;">Den neun Kinobesuchen zum Trotz lockte mich das Kino-Event schlechthin dabei nicht hinterm Ofen hervor: „Barbenheimer“ holte ich – separat – später zuhause nach. Superhelden-Müdigkeit machte sich in 2023 breit, sodass es letztlich Greta Gerwigs <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/barbie/" target="_blank">Barbie</a></i> war, der mit einem weltweiten Einspiel von rund 1,4 Milliarden Dollar zum erfolgreichsten Film des Jahres avancierte. Damit konnte sich die Puppen-Verfilmung knapp vor <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-super-mario-bros-movie/" target="_blank">The Super Mario Bros.</a></i> durchsetzen, der mit einem Einspiel von etwa 1,3 Milliarden Dollar zum Klassenschlager mutierte. Nicht minder überraschend ging der dritte Platz an Christopher Nolans Biopic <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/oppenheimer-2023/" target="_blank">Oppenheimer</a></i>, dem am Ende mit 950 Millionen Dollar nicht viel fehlte, um die Milliarden-Grenze zu reißen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Mit Pixars <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/elemental-2023/" target="_blank">Elemental</a></i> außen vor, sind es erneut vor allem Sequels wie <i>Spider-Man: Across the Spider-Verse</i>, die für das Klingeln der Kassen sorgten. Oder auch nicht. Gegenüber 2022 spielten die übrigen sieben erfolgreichsten Filme nämlich in Summe 20 Prozent weniger ein. <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/guardians-of-the-galaxy-vol-3/" target="_blank">Guardians of the Galaxy Volume 3</a></i> konnte ein desaströses Jahr für Disney noch etwas herausreißen, dass sich die Live-Action-Adaption von <i>The Little Mermaid</i>, <i>Elemental</i> und <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/ant-man-and-the-wasp-quantumania/" target="_blank">Ant-Man and the Wasp: Quantumania</a></i> unter den zehn Kassenmagneten wiederfinden, sollte wie bei <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/fast-x/" target="_blank">Fast X</a></i> oder <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/mission-impossible-dead-reckoning-part-one/" target="_blank">Mission: Impossible – Dead Reckoning</a></i> (der über ein Viertel weniger einbrachte als <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/mission-impossible-fallout/" target="_blank">Fallout</a></i>) nicht irritieren – sie alle blieben hinter den finanziellen Erwartungen zurück.</div><div><br /></div><div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhwbs93dXrvh0O4VbbdGRE4tpF5CY-tc-KmRhTuaX-Y5DrIFsEpT7gNIxa5Fi5NSI_2La-lQUCNxl_pIfO72H9D0r_65XAhLwP7fc9qk-TbismxLE1Pz24faSuoGY_R5QpRQkeZ34rXBGO6I1Ggmh5kAXVMODx-a0O6BrwtRRfiENegXhEFpNpG28XIvno/s1008/Empire%20of%20Light_Cinema.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhwbs93dXrvh0O4VbbdGRE4tpF5CY-tc-KmRhTuaX-Y5DrIFsEpT7gNIxa5Fi5NSI_2La-lQUCNxl_pIfO72H9D0r_65XAhLwP7fc9qk-TbismxLE1Pz24faSuoGY_R5QpRQkeZ34rXBGO6I1Ggmh5kAXVMODx-a0O6BrwtRRfiENegXhEFpNpG28XIvno/s320/Empire%20of%20Light_Cinema.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Viele Zuschauer suchten den Gang ins Kino aka das <i>Empire of Light</i>.</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">Die Erwartungen weitestgehend für Fans erfüllen konnte derweil das zweite von drei Abenteuern von Miles Morales in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/spider-man-across-the-spider-verse/" target="_blank">Spider-Man: Across the Spider-Verse</a></i>, der gegenüber dem Oscarprämierten Vorgänger über 80 Prozent zulegte und bei den Nutzern der Internet Movie Database <span style="font-size: x-small;">(IMDb)</span> mit einer Wertung von 8.6/10 den populärsten Film 2023 markiert <span style="font-size: x-small;">(Stand: 6. Januar 2024)</span>. Ihm folgen zwei weitere von Kinobesuchern geschätzte Beiträge des Jahres: Christopher Nolans episches Trinity-Biopic <i>Oppenheimer</i>, das auf eine Wertung von 8.4/10 kommt und damit der zweitbeliebteste Film des Jahres ist, sowie Tohos <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/godzilla-minus-one/" target="_blank">Godzilla Minus One</a></i> auf dem dritten Rang und ebenfalls einer Bewertung von 8.4/10, aber bei weniger Stimmabgaben.</div></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Wo <i>Barbie</i> hier nicht aufs Treppchen steigen konnte, schwang sich die Matel-Verfilmung aber dennoch auf, die weltweiten Kinokassen an sich zu reißen. In den USA und auch in Deutschland zog <i>Barbie</i> die Zuschauer an, derer fast sechs Millionen suchten dabei hierzulande das Kino auf. Auch auf der iberischen Halbinsel war <i>Barbie</i> in Spanien und Portugal der Jahressieger, genauso wie im Vereinigten Königreich und seinen vormaligen Kolonien Australien und Neuseeland, ebenso in Südafrika, Island, Tschechien, Bulgarien, Polen, der Schweiz sowie in Brasilien und in Argentinien. Dagegen reizte <i>Oppenheimer</i> – laut Box Office Mojo – am meisten die Besucher in Schweden, Belgien, Dänemark, Österreich, der Türkei und Saudi-Arabien.</div><div><br /></div><div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgti2RrFmlhS4ULhAve3vxO1wK1wmwn3BlQuy6AXHsy_W4M42slzYIGIzSQOT3hfJIVbxr5O2DHJBdRcJY-Wtj4YiEJboroVR5AobZXeW661HkVi8VxP7q_wOs050ewPTSsrEmjaBybJ16RNUGpaYok7SFeGFExHXDHtbGgdLR7sRmXp3leahQn_LKeDVo/s1008/Barbie%20(2023).jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgti2RrFmlhS4ULhAve3vxO1wK1wmwn3BlQuy6AXHsy_W4M42slzYIGIzSQOT3hfJIVbxr5O2DHJBdRcJY-Wtj4YiEJboroVR5AobZXeW661HkVi8VxP7q_wOs050ewPTSsrEmjaBybJ16RNUGpaYok7SFeGFExHXDHtbGgdLR7sRmXp3leahQn_LKeDVo/s320/Barbie%20(2023).jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><b>Jahressieger:</b> Fast sechs Millionen Deutsche strömten für <i>Barbie</i> in die Kinosäle.</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">Das „Barbenheimer“-Phänomen zeigte sich augenscheinlich in Norwegen, Kroatien, Slowenien, Rumänien, Griechenland, Finnland und Ungarn, wo <i>Barbie</i> knapp vor <i>Oppenheimer</i> stand respektive vice versa in den Niederlanden und Slowenien, wo es umgekehrt der Fall war. <i>The Super Mario Bros. </i>wiederum setzte sich in Japan, Frankreich, Israel und der Ukraine sowie in Mittel- und Südamerika (Mexiko, Bolivien, Peru, Ecuador, Uruguay, Chile, Kolumbien, Paraguay, Venezuela) durch, während scheinbar <i>Fast X</i> den ersten Platz in Thailand und Nigeria für sich beanspruchte. Nationales bevorzugten dafür Italien (<i>C’è ancora domani</i>), China (<i>Gu zhu yi zhi</i>), Russland (<i>Cheburashka</i>), Indien (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/jawan/" target="_blank">Jawan</a></i>) sowie Südkorea (<i>Seoul-ui bom</i>).</div></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Zu den sonstigen Gewinnern gehört speziell Greta Gerwig, die mit <i>Barbie</i> den erfolgreichsten Film einer Frau aller Zeiten ablieferte und auch finanziell von den Milliarden-Einnahmen profitieren dürfte. Christopher Nolan holte mit <i>Oppenheimer</i> ebenso das Maximum heraus. Nicht beklagen werden sich vermutlich auch Daniel Kwan und Daniel Scheinert die gleich drei der sieben Oscars für <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/everything-everywhere-all-at-once/" target="_blank">Everything Everywhere All at Once</a></i> im März abräumten. Dort staubte Brendan Fraser im Rahmen seines Karriere-Comebacks in <i>The Whale</i> ebenfalls einen Oscar ab. Universal wird sich freuen, dieses Jahr das finanziell einträglichste Studio zu sein und somit vor Disney zu stehen, was nicht zuletzt auch auf <i>The Super Mario Bros.</i> zurückzuführen ist.</div><div><br /></div><div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKnr4ko2iWoFVIjsqex9jUMlr5_7GrlXsgrJ1CQrXAMztIILhW7cT4DI_1gq_fccMws4LiyEvqYV3ij8c_LMX98Wfzny3kVqIyYoJ9WQ8RzFm9ODO2odacjSbDYnoUjHqo6mMEqHFMIpSWbIZN56E_-9WKViSJY5B6EnWc6XMeAlo7qFRHJLxk0YWdi0A/s1008/Actors_Actresses_2023.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKnr4ko2iWoFVIjsqex9jUMlr5_7GrlXsgrJ1CQrXAMztIILhW7cT4DI_1gq_fccMws4LiyEvqYV3ij8c_LMX98Wfzny3kVqIyYoJ9WQ8RzFm9ODO2odacjSbDYnoUjHqo6mMEqHFMIpSWbIZN56E_-9WKViSJY5B6EnWc6XMeAlo7qFRHJLxk0YWdi0A/s320/Actors_Actresses_2023.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><b>Beste Darstellerleistungen:</b> Hong Chau, Abby Ryder Fortson, Benoît Magimel.</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">Was die schauspielerischen Leistungen anbelangt, hat Brendan Fraser sicher eine für sein Talent beachtliche Darbietung in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-whale-2022/" target="_blank">The Whale</a></i> gebracht, mich selbst beeindruckte jedoch dort Hong Chau in ihrer Nebenrolle deutlich mehr. Auch in Kelly Reichardts <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/showing-up-2022/" target="_blank">Showing Up</a></i> konnte sie überzeugen, schaute zudem in Wes Andersons <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/asteroid-city/" target="_blank">Asteroid City</a></i> vorbei. Stärker als Brendan Fraser blieb mir bei den Männern dafür Benoît Magimel in Erinnerung, der in Albert Serras <i>Pacifiction</i> Anflüge von Gérard Depardieu zeigt, auch in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/revoir-paris/" target="_blank">Revoir Paris</a></i> überzeugte. Bei den Jungdarstellern vermochte Abby Ryder Fortson quasi im Alleingang Kelly Fremon Craigs <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/are-you-there-god-its-me-margaret/" target="_blank">Are You There God? It’s me, Margaret.</a></i> zu tragen, womit sie sich gegen Ebla Mari in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-old-oak/" target="_blank">The Old Oak</a> </i>durchsetzte. </div></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Namhafte Regisseure lieferten im Vorjahr wieder Werke ab, darunter Steven Spielberg mit <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-fabelmans/" target="_blank">The Fabelmans</a></i>, Miyazaki Hayao mit <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-boy-and-the-heron/" target="_blank">Kimitachi wa dô ikiru ka</a></i> <span style="font-size: x-small;">[The Boy and the Heron]</span> oder Todd Haynes mit <i>May December</i>. Viele große Regisseure verdingen sich aber nunmehr verstärkt für Streaming-Anbieter, dieses Mal David Fincher (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-killer-2023/" target="_blank">The Killer</a></i>) für Netflix, das Martin Scorsese an AppleTV+ verlor, wo er <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/killers-of-the-flower-moon/" target="_blank">Killers of the Flower Moon</a></i> inszenierte so wie Ridley Scott, der für Apple <i>Napoleon</i> ins Gefecht schickte. Ein Trend, der wohl leider zunehmen dürfte. Wie dem auch sei, Zeit, einen Abschluss zu finden und auf meine persönliche Top Ten für das Jahr 2023 zu sprechen zu kommen (mit dem gesamten Ranking aller 140 Filme wie gehabt auf <a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/list/best-movies-of-2023-1/page/2/" target="_blank">Letterboxd</a>):</div><div><br /></div><div><br /></div><div><span><div class="separator" style="clear: both; font-family: georgia; font-weight: bold; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjQUo0fZYcEMcKLRr4IL0mQ2GCfkm7lBBAkHnKuDtXx43YjJJPIQul3ibrpvC8N7ZUeW2qtOTGpYjbonSibFDzP2qrIcspvpvugjV_Ioz4rCmEgbkoAMHka4YI4z5nTCCNNwRfbscTCnbG2vhkG5SBQqCCW46FTXPDJ_9wLMSitb8u5aegNjPYh7qalmU/s1008/L'innocent.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjQUo0fZYcEMcKLRr4IL0mQ2GCfkm7lBBAkHnKuDtXx43YjJJPIQul3ibrpvC8N7ZUeW2qtOTGpYjbonSibFDzP2qrIcspvpvugjV_Ioz4rCmEgbkoAMHka4YI4z5nTCCNNwRfbscTCnbG2vhkG5SBQqCCW46FTXPDJ_9wLMSitb8u5aegNjPYh7qalmU/w400-h186/L'innocent.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: georgia; font-weight: bold;"><b>10.</b></span> <span style="font-family: inherit;"><i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-innocent-2022/" target="_blank">L’innocent</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Louis Garrel, F 2022)</span>: Louis Garrel inszeniert <i>L’innocent</i> <span style="font-size: x-small;">[The Innocent]</span> als einen durchaus gewitzt geschriebenen Mix aus Krimi- und Beziehungskomödie, wobei ein Sohn aus Liebe zu seiner Mutter ihrem aktuellen Ehemann bei einem Überfall aushelfen muss. Dabei stiehlt ihm Noémie Merlant immer wieder die Show mit ihrer enthusiastischen Bereitschaft zur Verbrechensausübung in diesem kurzweiligen Heist-Abenteuer. Die Dynamik der drei Hauptfiguren miteinander weiß zu gefallen, auch wenn der Film hier letztlich unnötig in bekannte Muster verfällt.</span></div></span></div><div><br /></div><div style="text-align: justify;"><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxl7Q3gBJPh0nFESapfku04SCSx0_2gUmnvKNmSlvc9znPpu71Ygpm6n90qFhszG3M-fnHaoALxyp8iLpAy6n_a9E15sjEyeagYudlLYfoArk1cjSMgAaWTapHcBiZIWIAMElMqEZRy5TLedjMtAKqNurCHyQE48mDNOxjyZJrAqeJWQn17CXz0rngSXo/s1008/Monica.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxl7Q3gBJPh0nFESapfku04SCSx0_2gUmnvKNmSlvc9znPpu71Ygpm6n90qFhszG3M-fnHaoALxyp8iLpAy6n_a9E15sjEyeagYudlLYfoArk1cjSMgAaWTapHcBiZIWIAMElMqEZRy5TLedjMtAKqNurCHyQE48mDNOxjyZJrAqeJWQn17CXz0rngSXo/w400-h186/Monica.jpg" width="400" /></a></div>9.</span></b> <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/monica/1/" target="_blank">Monica</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Andrea Pallaoro, USA/I 2022)</span>: Die Vergangenheit holt die Hauptfigur in Andrea Pallaoros <i>Monica</i> ein, wenn eine Transfrau zurück in ihr Elternhaus kehrt, um bei der Pflege ihrer sterbenskranken Mutter zu helfen. Das Ergebnis ist thematisch dicht, übertüncht auch die nur rudimentär gezeichneten Figuren. <i>Monica</i> gerät dabei überzeugend, weil man viel aus Situationen heraus- respektive hineinlesen kann – oder gar muss. Pallaoro traut dem Publikum dies zu und Patricia Clarkson veredelt dies dem Zuschauer dann mit der fraglos emotionalsten Performance des Jahres.</div>
<div><br /></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: georgia;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEix8ZmLcauMIAeNlzIoqn_-Z7uudrI9NXlov4ljUrJE4eeiVT9KKUe7wAidSZ0RnxPX43hemoggePIHVhqdc7WqVqhwkYDn2bOKm74TPs5w-YBhrzxU8amFR-DfGkTf_vxVpJ8Ho_Q5zQfwETOtE6zim6akB-F-RZm7Ffp2duQcqGPU6rOZGw23DxqRiY8/s1008/Pacifiction.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEix8ZmLcauMIAeNlzIoqn_-Z7uudrI9NXlov4ljUrJE4eeiVT9KKUe7wAidSZ0RnxPX43hemoggePIHVhqdc7WqVqhwkYDn2bOKm74TPs5w-YBhrzxU8amFR-DfGkTf_vxVpJ8Ho_Q5zQfwETOtE6zim6akB-F-RZm7Ffp2duQcqGPU6rOZGw23DxqRiY8/w400-h186/Pacifiction.jpg" width="400" /></a></div>8.</b></span> <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/pacifiction/1/" target="_blank">Pacifiction</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Albert Serra, F/ES/D/P 2022)</span>: In <i>Pacifiction</i> vermag Albert Serra den Eindruck zu erwecken, dass unheimlich viel passiert, während zugleich augenscheinlich nichts geschieht. Über zweieinhalb Stunden hinweg erzeugt der Regisseur eine Anspannung der lockersten Sorte, wenn eine scheinbar machtlose Figur versucht, auf einer in einem Meer aus Paranoia treibenden Insel (s)eine Daseinsberechtigung einzufordern. Das Ergebnis ist somit eindeutig uneindeutig, während Serra über dieses vermeintliche Paradies faszinierend die subtile Gefahr von totaler Vernichtung wabern lässt.</div><div><br /></div><div><span><div class="separator" style="clear: both; font-family: georgia; font-weight: bold; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbPII4odYhyphenhyphen3zQUZVRDLwxSwJm5AGdtKdkU4T78ndMCr4WGCuyeVGbgudZg7MN5aBMonnCloIct51V2WnHfHxQjYkZ3pUw_fTK_PRUbpsjhWoRvojfKfB3ubCV5YbCStPLkqky-EPQSOrqeguQWi7_scNYXRicIuMGRp1NSxQpFE99BTV4Y7SRATXIzjA/s1008/Suzume%20no%20Tojimari.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbPII4odYhyphenhyphen3zQUZVRDLwxSwJm5AGdtKdkU4T78ndMCr4WGCuyeVGbgudZg7MN5aBMonnCloIct51V2WnHfHxQjYkZ3pUw_fTK_PRUbpsjhWoRvojfKfB3ubCV5YbCStPLkqky-EPQSOrqeguQWi7_scNYXRicIuMGRp1NSxQpFE99BTV4Y7SRATXIzjA/w400-h186/Suzume%20no%20Tojimari.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: georgia; font-weight: bold;">7. </span><span style="font-family: inherit;"><i style="text-align: left;"><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/suzume/" target="_blank">Suzume no Tojimari</a></i><span style="text-align: left;"> </span><span style="font-size: x-small; text-align: left;">(Shinkai Makoto, J 2022)</span><span style="text-align: left;">: Im Gegensatz zu seinen Vorgängern gewichtet Shinkai Makoto in </span><i style="text-align: left;">Suzume no Tojimari</i><span style="text-align: left;"> </span><span style="font-size: x-small; text-align: left;">[Suzume]</span><span style="text-align: left;"> dieses Mal das Handlungselement deutlich stärker, was dem Film nicht unbedingt immer vollends zum Vorteil gereicht. Er ist eigentlich dann am stärksten, wenn er sich auf die Figuren und ihre Interaktionen fokussieren kann, statt sie buchstäblich Türen traumatischer Erlebnisse schließen zu lassen. Nichtsdestotrotz weiß Shinkai auch hier berührende und humorvolle Momente zu schaffen, wenn eine Waise lernt, auf eigenen Beinen zu stehen.</span></span></div></span></div><div><br /></div><div><span><div class="separator" style="clear: both; font-family: georgia; font-weight: bold; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEimXik5lZp5HftQGJ_K3fwhGBAB04MyI1g-eE1OzgIIMunvWckHYo1-4lzNJ4SaYNyjORGtBzn8fogbaRf1lhXiF2nVKYUuGeNhMn1ZZGmzWswAUGfz9vM-YiY04moH2KsGlX6paNDlHUOJbf9GXCaQS_rj06J9Le01kfRyWUCDs8k41_lh1qZFmNTwa7A/s1008/Beurokeu.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="469" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEimXik5lZp5HftQGJ_K3fwhGBAB04MyI1g-eE1OzgIIMunvWckHYo1-4lzNJ4SaYNyjORGtBzn8fogbaRf1lhXiF2nVKYUuGeNhMn1ZZGmzWswAUGfz9vM-YiY04moH2KsGlX6paNDlHUOJbf9GXCaQS_rj06J9Le01kfRyWUCDs8k41_lh1qZFmNTwa7A/w400-h186/Beurokeu.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: georgia; font-weight: bold;">6. </span><span style="font-family: inherit;"><i style="text-align: left;"><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2023/03/broker.html" target="_blank">Beurokeo</a></i><span style="text-align: left;"> </span><span style="font-size: x-small; text-align: left;">(Kore-eda Hirokazu, ROK 2022)</span><span style="text-align: left;">: Niemand ist mehr vom Konzept der Familie fasziniert als Kore-eda Hirokazu. Nach </span><i style="text-align: left;"><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2020/10/la-verite.html" target="_blank">La vérité</a></i><span style="text-align: left;"> zieht es den Japaner hierfür erneut ins Ausland, diesmal ins Nachbarland Südkorea wo wie in </span><i style="text-align: left;"><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2018/12/shoplifters.html" target="_blank">Manbiki kazoku</a></i><span style="text-align: left;"> </span><span style="font-size: x-small; text-align: left;">[Shoplifters]</span><span style="text-align: left;"> in </span><i style="text-align: left;">Beurokeo</i><span style="text-align: left;"> </span><span style="font-size: x-small; text-align: left;">[Broker]</span><span style="text-align: left;"> nicht miteinander verwandte Figuren zu einem Familienbündnis zusammenschließen lässt. Sie alle eint das Gefühl einer erlebten Abweisung seitens der Gesellschaft; Akzeptanz und Liebe erfahren sie nur von einander. Das Ergebnis ist zwar nicht auf dem Level seines japanischen Œuvres, aber dennoch einnehmend.</span></span></div></span></div><div><br /></div><div><span><div class="separator" style="clear: both; font-family: georgia; font-weight: bold; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgoCTosI2JKDWbTzw64Qfw3aKKlTdFZCOR5id7MKwLn8AV_XT0vDLm4Dt9OHQ6wI4r8oEHm3eaa1x_mk3SU46QUSGOZvT8BHh_DqUpfht144RNj2ZMGdV7V7kI0hPrXY2d1EGdn4ow9PID7l9Gt-M0NFgEXgZgcRmtSUWdkbY54xOUrpoC_SOJELVAbJfc/s1008/All%20These%20Sons.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgoCTosI2JKDWbTzw64Qfw3aKKlTdFZCOR5id7MKwLn8AV_XT0vDLm4Dt9OHQ6wI4r8oEHm3eaa1x_mk3SU46QUSGOZvT8BHh_DqUpfht144RNj2ZMGdV7V7kI0hPrXY2d1EGdn4ow9PID7l9Gt-M0NFgEXgZgcRmtSUWdkbY54xOUrpoC_SOJELVAbJfc/w400-h186/All%20These%20Sons.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"><b style="font-family: georgia;">5. </b><span style="font-family: inherit;"><i style="text-align: left;"><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/all-these-sons/1/" target="_blank">All These Sons</a></i><span style="text-align: left;"> </span><span style="font-size: x-small; text-align: left;">(Joshua Altman/Bing Liu, USA 2021)</span><span style="text-align: left;">: Aus der Vergangenheit lernen, um eine bessere Zukunft zu gestalten – das ist die Motivation der Charaktere in Joshua Altmans und Bing Lius Dokumentation </span><i style="text-align: left;">All These Sons</i><span style="text-align: left;"> über die Rehabilitation von Gang-Mitgliedern aus Chicago und ihren Versuch, dem Kreislauf von Gewalt und Schießereien zu entkommen. Der Film folgt der Tradition von Steve James’ Meisterwerk </span><i style="text-align: left;"><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2012/06/interrupters.html" target="_blank">The Interrupters</a></i><span style="text-align: left;">, legt den Fokus aber auf die Suche nach Vergebung und Erlösung, die nur möglich erscheinen, wenn sich die Betroffenen selbst auch offen dafür zeigen.</span></span></div></span></div><div><br /></div><div><span><div class="separator" style="clear: both; font-family: georgia; font-weight: bold; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhdT0xwGkZR29BikHS3Y3AcEI6q3uKEORwoXEylSYQkmG8uvbTddmnVj8MmVdYtx1L23f0Jm55ykOvhXmaewNWbfU1-iqau701v5O7WCfNgBFkBzj5aFhLGBaDPatdCaDkv7UO5fOewIjzu9YOEz7ePo36tTwKtMmSOmTrWsgw16tG0pj0Cs_BbdXd0G0o/s1008/Beau%20Is%20Afraid.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhdT0xwGkZR29BikHS3Y3AcEI6q3uKEORwoXEylSYQkmG8uvbTddmnVj8MmVdYtx1L23f0Jm55ykOvhXmaewNWbfU1-iqau701v5O7WCfNgBFkBzj5aFhLGBaDPatdCaDkv7UO5fOewIjzu9YOEz7ePo36tTwKtMmSOmTrWsgw16tG0pj0Cs_BbdXd0G0o/w400-h186/Beau%20Is%20Afraid.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"><b style="font-family: georgia;">4. </b><span style="font-family: inherit;"><i style="text-align: left;"><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/beau-is-afraid/1/" target="_blank">Beau Is Afraid</a></i><span style="text-align: left;"> </span><span style="font-size: x-small; text-align: left;">(Ari Aster, USA/UK/FIN/CDN 2023)</span><span style="text-align: left;">: Herrlich absurd fällt in </span><i style="text-align: left;">Beau Is Afraid</i><span style="text-align: left;"> das Unterfangen von Ari Aster aus, die ganze menschliche Existenz mit all ihren Extremen, Bedürfnissen und Sorgen in eine Laufzeit von drei Stunden zu packen. Was hält das Leben einem offen und wie findet man sich in ihm wieder – Fragen, die zu beantworten Joaquin Phoenix’ Figur eigentlich versucht, zu vermeiden. Unterteilt in quasi vier Segmente reüssiert die erste Hälfte des Films dabei mehr als die zweite Hälfte, aber besser als die ersten 40 Minuten kann Kino eigentlich kaum mehr werden.</span></span></div></span></div><div><br /></div><div><span><div class="separator" style="clear: both; font-family: georgia; font-weight: bold; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg4Ni-QZvkzVyj80iy0hl655EyATVZwpesXUM9fwPf7ua64GTjJeEBL0kVHxOGJ6hNivXzGpe1SksNF_PTE808LLUHLR9yrWDyK1lMmcKEWS0EZt02IUqbnVn1ksaDdflUYMJhhfdBbfKwemV9m1E-Cpzm9YfmNuRx5YXNpbmOHFLwDCesVi5dotykfx8U/s1008/Syk%20pike.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg4Ni-QZvkzVyj80iy0hl655EyATVZwpesXUM9fwPf7ua64GTjJeEBL0kVHxOGJ6hNivXzGpe1SksNF_PTE808LLUHLR9yrWDyK1lMmcKEWS0EZt02IUqbnVn1ksaDdflUYMJhhfdBbfKwemV9m1E-Cpzm9YfmNuRx5YXNpbmOHFLwDCesVi5dotykfx8U/w400-h186/Syk%20pike.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: georgia; font-weight: bold;">3. </span><span style="font-family: inherit;"><i style="text-align: left;"><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/sick-of-myself/1/" target="_blank">Syk pike</a></i><span style="text-align: left;"> </span><span style="font-size: x-small; text-align: left;">(Kristoffer Borgli, N/S/DK/F 2022)</span><span style="text-align: left;">: Man kann als Zuschauer aus Kristoffer Borglis </span><i style="text-align: left;">Syk pike</i><span style="text-align: left;"> </span><span style="font-size: x-small; text-align: left;">[Sick of Myself]</span><span style="text-align: left;"> mitnehmen, was man möchte. So vermag der Film einerseits eine beißende Satire auf den gegenwärtigen Gen-Z-Narzismus zu sein, andererseits aber auch ein demaskierendes Porträt einer toxischen Beziehung zweier Tweens, die sich in einem Wettstreit untereinander nach Aufmerksamkeit zu verlieren drohen. Wie nehmen wir unsere Umgebung wahr und wie werden wir wahrgenommen von unserer Umgebung? </span><i style="text-align: left;">Syk pike</i><span style="text-align: left;"> ist wunderbar bitterböse und durchweg vergnüglich.</span></span></div></span></div><div><br /></div><div><span><div class="separator" style="clear: both; font-family: georgia; font-weight: bold; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRY7AvPrnq1YjLiY0UQ_jwJdGL-_Ft9f7nze05CWfvdIITlVM1Kg4bb_8JJmJXAU82pGGJDQGJ5IYVFAgNCzM9qdmmrVJZ_m6RAg54WezqB7o_flwxz08EXCFrFPZo-cuTKDm2s_O7gvpOWKJItsBUQHoWBCoXcOR4sMp8iQxrYtdTnzJkJhaF9qxpGDg/s1008/De%20humani%20corporis%20fabrica%20.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRY7AvPrnq1YjLiY0UQ_jwJdGL-_Ft9f7nze05CWfvdIITlVM1Kg4bb_8JJmJXAU82pGGJDQGJ5IYVFAgNCzM9qdmmrVJZ_m6RAg54WezqB7o_flwxz08EXCFrFPZo-cuTKDm2s_O7gvpOWKJItsBUQHoWBCoXcOR4sMp8iQxrYtdTnzJkJhaF9qxpGDg/w400-h186/De%20humani%20corporis%20fabrica%20.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"><b style="font-family: georgia;">2. </b><span style="font-family: inherit;"><i style="text-align: left;"><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/de-humani-corporis-fabrica/" target="_blank">De Humani Corporis Fabrica</a></i><span style="text-align: left;"> </span><span style="font-size: x-small; text-align: left;">(Lucien Castaing-Taylor/Verena Paravel, F/CH/USA 2022)</span><span style="text-align: left;">: Geradezu hypnotisch verfolgt man die Einblicke, die einem Lucien Castaing-Taylor und Verena Paravel in ihrer jüngsten Dokumentation in den menschlichen Körper bieten. </span><i style="text-align: left;">De Humani Corporis Fabrica</i><span style="text-align: left;"> zeigt die Geburt und den Tod, während die Kamera in Harnleiter eindringt, an Gehirnen und Augen operiert wird, Tumore untersucht und Wirbelsäulen stabilisiert werden, derweil Krankenschwestern die dünne Personaldecke lamentieren und ein Chirurg beklagt, heute noch gar keine Erektion gehabt zu haben.</span></span></div></span></div><div><br /></div><div><span><div class="separator" style="clear: both; font-family: georgia; font-weight: bold; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgFn1OTkIdjszzFU9j3uvRr9Nm57RQoKW-grSYo5SGao4JGhNfBFFp_Lupn1iUCCTaqVNjYHZTeyBdtr-y31AAqeEweH6q9WukooH19OSICSU5Aa_Uqcz-AUCWUkDG5cpIh2j7sZ9ku_XHSarRxVQkcGpfjQE2YlrwLP1-RNcXtBiLRNcw9wjagTkV8-6Y/s1007/Fumer%20fait%20tousser.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1007" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgFn1OTkIdjszzFU9j3uvRr9Nm57RQoKW-grSYo5SGao4JGhNfBFFp_Lupn1iUCCTaqVNjYHZTeyBdtr-y31AAqeEweH6q9WukooH19OSICSU5Aa_Uqcz-AUCWUkDG5cpIh2j7sZ9ku_XHSarRxVQkcGpfjQE2YlrwLP1-RNcXtBiLRNcw9wjagTkV8-6Y/w400-h186/Fumer%20fait%20tousser.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"><b style="font-family: georgia;">1. </b><span style="font-family: inherit;"><i style="text-align: left;"><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2023/07/smoking-causes-coughing.html" target="_blank">Fumer fait tousser</a></i><span style="text-align: left;"> </span><span style="font-size: x-small; text-align: left;">(Quentin Dupieux, F/MC 2022)</span><span style="text-align: left;">: Quentin Dupieux gibt mit einer Teambildungsmaßnahme der besonderen Art </span><i style="text-align: left;">Fumer fait tousser</i><span style="text-align: left;"> </span><span style="font-size: x-small; text-align: left;">[Smoking Causes Coughing]</span><span style="text-align: left;"> den Rahmen, wenn Verbrechensbekämpfer im Super-Sentai-Stil an ihrem Zusammenhalt arbeiten müssen, so denn sie die Welt retten wollen. Und sich dabei zunehmend in Vignetten verlieren, die repräsentativ für die verstärkte Abkopplung der Gesellschaft von sich selbst stehen. Dies alles ergibt eine grandios überzeichnete Blödelei, die wunderbar gespielt und urkomisch ist – wenn man mit dem Humor etwas anfängt.</span></span></div></span></div>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-38483456502543422852023-07-21T18:27:00.001+02:002023-07-22T11:23:29.437+02:00Fumer fait tousser [Smoking Causes Coughing]<p style="text-align: justify;"><i></i></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><i><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfhbzOduA0QTrk8Ffaf2OewHURLQGR6P9cJ36M6UqeSH7sDP7hbDW8xoFg9QSrAqm44wMSdHmuTOetNPOGPcd9PVy8_gVgX89q_s68Hm0MpW_N_2IVTZWER9u78-QymBs0HWhkw77wM3pFNYRl4gqOc--8P3ngNpx2u9FgCXz9C_zb_wm4IGBE-uXIVRs/s1008/Fumer%20fait%20tousser.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfhbzOduA0QTrk8Ffaf2OewHURLQGR6P9cJ36M6UqeSH7sDP7hbDW8xoFg9QSrAqm44wMSdHmuTOetNPOGPcd9PVy8_gVgX89q_s68Hm0MpW_N_2IVTZWER9u78-QymBs0HWhkw77wM3pFNYRl4gqOc--8P3ngNpx2u9FgCXz9C_zb_wm4IGBE-uXIVRs/w400-h186/Fumer%20fait%20tousser.jpg" width="400" /></a></i></div><i>All’s well that ends well.</i><p></p><p style="text-align: justify;">Obschon Superhelden außergewöhnliche Personen darstellen, gebären sich Superhelden-Filme auch dank des ermüdend-repetitiven MCU heutzutage mehr als gewöhnlich. Da braucht es schon ein wenig Kreativität, um diesem Genre-Golem wieder Leben einzuhauchen. Bei Quentin Dupieux ist man hier sicher an der richtigen Adresse, ist der Franzose doch alles andere als unoriginell. In <i>Fumer fait tousser</i> – in Englisch: <i>Smoking Causes Coughing</i> – inszeniert er seine ganz eigene Version der „Avengers“. Das Quintett der Tobacco Force schlägt sich buchstäblich jede Woche mit extraterrestrischen Widersachern, von anthropomorphen Reptilien bis hin zu Lézardin (Benoît Poelvoorde), der plant, bis zum Jahresende die Erde zu zerstören.</p><p style="text-align: justify;">Eine ernstzunehmende Bedrohung, weshalb es umso beunruhigender ist, dass der soziale Zusammenhalt innerhalb der Tobacco Force nicht gerade zum besten bestellt ist. Nur mit Ach und Krach gelang es Teammitglied Mercure (Jean-Paul Zadi) im letzten Konflikt noch, seine Spezialkraft freizuschalten. Weshalb Tobacco-Force-Leader Chief Didier (Alain Chabat), eine sprechende Ratte, kurzerhand seine Truppe zu einer Arbeitsklausur-Woche verdonnert, um an ihrer Teamfähigkeit zu arbeiten. Dort beginnt sich das Team abends, pseudo-gruselige Lagerfeuer-Geschichten zu erzählen, während Mitglied Nicotine (Anaïs Demoustier) mit ihren aufwellenden romantischen Gefühlen für Chief Didier klarzukommen versucht.</p><p style="text-align: justify;"><i>Fumer fait tousser</i> ist eine charmante Persiflage auf das Super-Sentai- und Tokusatsu-Genre mit spürbar französischem Anstrich. Eingewoben in das große Ganze werden hierbei die Lagerfeuer-Erzählungen als amüsante Vignette-Elemente, zum einen zwei Pärchen, die ein Wochenende in einem Ferienhaus verbringen wollen, ehe die Entdeckung eines meditativen altmodischen Huts die Ereignisse auf den Kopf stellt. In einer anderen Erzählung steht wiederum ein Arbeitsunfall in einem Sägewerk im Fokus und seine Folgen innerhalb eines Familiengeflechts. Was die vermeintlichen Gruselgeschichten mit der Haupthandlung eint, ist die fortschreitende Abkopplung innerhalb der Gesellschaft und zwischen den Menschen.</p><p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizrQO79augUznBfI1JrV8l-w61Jl066724FtpCRQlzGf8TNJ9_mq0VZxzN9jIi0R-9qNSi7m0-9GZKSYNuc8K28hczEJUG7g2Te5W9qcmdcjDf0wOLYiACZ6xIunirSnCVzA6QyXD_dE17tzyWVrdtIDWcLFeo7YSrV8yRfkI-3hQduYavGlIxgkzGC58/s1008/Fumer%20fait%20tousser_Agathe.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizrQO79augUznBfI1JrV8l-w61Jl066724FtpCRQlzGf8TNJ9_mq0VZxzN9jIi0R-9qNSi7m0-9GZKSYNuc8K28hczEJUG7g2Te5W9qcmdcjDf0wOLYiACZ6xIunirSnCVzA6QyXD_dE17tzyWVrdtIDWcLFeo7YSrV8yRfkI-3hQduYavGlIxgkzGC58/s320/Fumer%20fait%20tousser_Agathe.jpg" width="320" /></a></div><p style="text-align: justify;">Der Film thematisiert dies an vielen Stellen, beispielsweise wenn Team-Leader Benzène (Gilles Lellouche) dem Kollegen Méthanol (Vincent Lacoste) am Rande eines Kampfes von seinem Malheur berichtet, in Anwesenheit eines Veganers über Salami philosophiert zu haben. Auch die Kommunikation des Teams mit seinem Roboter Norbert (Ferdinand Canaud) wirkt zunehmend „lost in translation“, während Nicotine falsche Signale von Chief Didier zu empfangen scheint und nur augenscheinlich von ihrer Kameradin Ammoniaque (Oulaya Amamra) getröstet wird. Auch die Paare in der Ferienhaus-Vignette oder Sägewerk-Leiterin Tony (Blanche Gardin) sowie ihre Schwester und Neffe Michaël (Anthony Sonigo) haben Gesprächsbedarf.</p><p></p><p style="text-align: justify;">Da passt es ins Bild, dass das Team in seinem Untergrund-Bunker im dortigen Kühlschrank einen ganzen Supermarkt inklusive Bedienung vorfindet, an der später Méthanol vorbeireden wird. <i>“What am I doing with these people?”</i>, fragt sich Agathe (Doria Tiller) nach dem Aufsetzen des Denkhutes in Hinblick auf ihre Beziehung und die gemeinsamen Freunde. Und im Grunde könnte sich das auch jedes Mitglied der Tobacco Force beim Anblick von einander fragen. <i>Fumer fait tousser</i> bewegt sich dabei stets in gewisser Weise auf einer Metaebene, wenn Agathes Mann ihr sagt <i>“You can’t wear that dumb thing all day”</i>, während sich gleichzeitig die Tobacco Force nie ihrer Super-Sentai-Anzüge entledigt – nicht einmal zum Schlafen.</p><p style="text-align: justify;"><i>“I still think it’s crap”</i>, kommentiert an einer Stelle ein junges Mädchen (Thémis Terrier-Thiebaux) einen Videoclip von Benzène in Aktion – und könnte damit in gewisser Weise auch Dupieux’ Film selbst meinen. Die Tobacco Force ist dabei ein buntes Gemisch aus scheinbar ausgebrannten und wiederum jungen und dynamischen Mitgliedern, die zwar wöchentlich die Welt retten, dann aber dennoch verschreckt sind, wenn sie nachts ein Geräusch im Gebüsch hören. <i>“Let me tell you something life-changing”</i>, klärt Benzène zu Beginn einen jungen Fan auf. Und lebensverändernd sind auch die Erlebnisse, denen sich alle Figuren gegenübersehen, insofern sie es nicht schaffen, wieder eine gemeinsame Linie der Kommunikation zu finden.</p><p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7ebC9yfwxLZFN3fR4urziK4zq-W_2zuxCCsVOpbHnTfFo0IDQHePvT7b8vkYa54CvgvX7BHsZt8OSZEiJ9FCh0Eq_SmF5IsUqPPqhpaP2YGB4p1Hm6ItjUND4JwLcW0maSvA3pR0XI64GRRglfF3md7wKih-XyRpvw04nK3C7tCDiltJQ54EcryqTD3s/s1008/Fumer%20fait%20tousser_Chief%20Didier.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7ebC9yfwxLZFN3fR4urziK4zq-W_2zuxCCsVOpbHnTfFo0IDQHePvT7b8vkYa54CvgvX7BHsZt8OSZEiJ9FCh0Eq_SmF5IsUqPPqhpaP2YGB4p1Hm6ItjUND4JwLcW0maSvA3pR0XI64GRRglfF3md7wKih-XyRpvw04nK3C7tCDiltJQ54EcryqTD3s/s320/Fumer%20fait%20tousser_Chief%20Didier.jpg" width="320" /></a></div><p style="text-align: justify;">Entsprechend dem Tokusatsu-Genre sind die Effekte entsprechend gestaltet. Das Grundgerüst wirkt wie ein Mash-up aus <i>Power Rangers</i>, denen Marvin the Paranoid Android aus <i>A Hitchhiker’s Guide to the Galaxy</i> an die Seite gestellt wird. Chief Didier ist ein Highlight für sich, als unentwegt grünen Schleim sabbernde und offenbar notgeile Puppe, während das gesamte Ensemble durch die Bank in seinen Rollen zu überzeugen vermag, obgleich manche von ihnen wie Anaïs Demoustier oder Jean-Paul Zadi etwas bessere Szenen erhalten als ein Vincent Lacoste. Auch die Vignetten-Darsteller gefallen, allen voran Adèle Exarchopoulos untermauert ihr komödiantisches Talent, aber auch Raphaël Quenard holt das Maximum aus seinem Part. </p><p></p><p style="text-align: justify;">Aller Argumentation zum Trotz ist <i>Fumer fait tousser</i> natürlich kein allzu tief schürfender oder nachdenklich stimmender Film, der dem Publikum eine bestimmte Botschaft subtil mitgeben möchte. Primär ist es eine überzeichnete Blödelei, deren Vergnügungsfaktor davon abhängt, wie sehr man sich mit dem Humor von Quentin Dupieux arrangiert. Hilfreich ist da, dass sich die Tobacco Force durchweg selbst ernst nimmt, auch wenn es die übrigen Figuren nur bedingt tun. Dass der Film nur knapp 80 Minuten lang ist, trägt seinen Teil zur Kurzweil bei, verleiht dem Ganzen den Charme einer längeren Sitcom-Folge. Unabhängig davon, wie viel Spaß man mit <i>Fumer fait tousser</i> hat, dürfte eins klar sein: Außergewöhnlich ist der Film allemal.</p><p style="text-align: justify;"><b><span style="font-family: georgia;">8.5/10</span></b></p><p></p><p></p>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-14344589962250513652023-03-20T18:33:00.004+01:002024-01-13T16:49:51.061+01:00Beurokeo [Broker]<i><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrq-ohowbu_2wn2eNZuCC59G_PmQuvtVzYAoJlS-64sos-9troIZ2mQ9EbxK09qwQ8s9Qo28lTDqg2cMKnMmV47G71cQcws-F8TbgIrf3RCy-6i9uNAxK_8Ums743MxeuXFNG2UZtHYoQSVbzYJ-8Mld0tBeYeqzwPBHwpz8PcLthpjVMJWfRylvWI/s1008/Broker.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrq-ohowbu_2wn2eNZuCC59G_PmQuvtVzYAoJlS-64sos-9troIZ2mQ9EbxK09qwQ8s9Qo28lTDqg2cMKnMmV47G71cQcws-F8TbgIrf3RCy-6i9uNAxK_8Ums743MxeuXFNG2UZtHYoQSVbzYJ-8Mld0tBeYeqzwPBHwpz8PcLthpjVMJWfRylvWI/w400-h186/Broker.jpg" width="400" /></a></div>Thank you for being born.</i>
<p style="text-align: justify;">Seine Familie, so besagt es ein Sprichwort, kann man sich nicht aussuchen. Hiervon können die Figuren in Kore-eda Hirokazus Filmen wie <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2010/11/aruitemo-aruitemo.html" target="_blank">Aruitemo aruitemo</a></i> <span style="font-size: x-small;">[Still Walking]</span>, <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2017/08/after-the-storm.html" target="_blank">Umi yori mo mada fukaku</a></i> <span style="font-size: x-small;">[After the Storm]</span> oder <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2020/10/la-verite.html" target="_blank">La vérité</a></i> ein Lied singen, hadern Eltern doch mit den Personen, zu denen ihre Kinder geworden sind und umgekehrt die Kinder mit jenen Charakteren, die ihre Eltern schon immer waren. Zuletzt hatte Kore-eda aber mit <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2018/12/shoplifters.html" target="_blank">Manbiki kazoku</a></i> <span style="font-size: x-small;">[Shoplifters]</span> eine neue Perspektive auf dieses Familienbild geworfen, war jene Familie doch weniger auf Blut basiert, als vielmehr ein Zusammenschluss von Gleichgesinnten. Eine Behelfs-Familie ist es auch, der wir in <i>Beurokeo </i><span style="font-size: x-small;">[Broker]</span> begegnen, den Kore-eda in Südkorea inszeniert hat. </p><p style="text-align: justify;">In diesem verkaufen die Kleinkriminellen Sang-hyun (Song Kang-ho) und Dong-soo (Gang Dong-won) Neugeborene, die sie aus einer Babyklappe stehlen, an Pärchen, die selbst keine Kinder haben können. Darunter auch Woo-song, den dessen Mutter, die Prostituierte Moon So-young (Ji-eun Lee), in einer regnerischen Nacht vor einer Babyklappe aufgibt – nur um tags darauf doch nach ihrem Sohn zu suchen. Kurzerhand holen Sang-hyun und Dong-soo also die junge Mutter mit ins Boot und machen sie zur Partnerin in ihrem Geschäft. Gleichzeitig sind die beiden Polizistinnen Su-jin (Bae Doona) und Lee (Lee Joo-young) dem Trio auf der Spur – und dabei nicht die einzigen Beamten, die sich wegen So-young in Ermittlungen wiederfinden.</p><p style="text-align: justify;"><i>“I’ll come back for you”</i> hatte So-young dabei in einer Notiz Woo-song versprochen. Kein Einzelfall, erzählt ihr später Dong-soo. Aber nur eine von 40 Müttern würde tatsächlich wieder zurückkehren. Dong-soo weiß das nur zu gut, stammt selbst aus einem Waisenheim, in dem die Figuren später einen Zwischenstopp machen. Auch seine Mutter hatte ihm eine solche Notiz hinterlassen, sporadisch schaut er selbst nach Jahrzehnten noch in seinem Heim nach, ob sie inzwischen tatsächlich für ihn zurückgekehrt ist. Das Heim avancierte zum Zuhause, die anderen Kinder quasi zu einer ersten Ersatzfamilie. Dong-soo spricht dabei nicht von „zurückgelassenen“ oder „aufgegebenen“ Kindern, sondern sehr viel härter von <i>„weggeworfenen“</i>.</p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiioBQBOAaOaOfgZ1MUUG0C0Y4UQ9xyv9ukngsqFZWpo61Sykksds1m8MgmNjV74nXzSEwUhbq0kOxAtex3_1p8hD9xEkgkK4N71uQXPPAMvV0tVa20EEUKrjcQKE5sFBScoEnFt4q_-NBYRq-NKwuJvHclhoGYMGQRSNzyO1VspGpQWiEYl3DMDbK7/s1008/Broker_2.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiioBQBOAaOaOfgZ1MUUG0C0Y4UQ9xyv9ukngsqFZWpo61Sykksds1m8MgmNjV74nXzSEwUhbq0kOxAtex3_1p8hD9xEkgkK4N71uQXPPAMvV0tVa20EEUKrjcQKE5sFBScoEnFt4q_-NBYRq-NKwuJvHclhoGYMGQRSNzyO1VspGpQWiEYl3DMDbK7/s320/Broker_2.jpg" width="320" /></a></div><p style="text-align: justify;">Auch Sang-hyun kennt nach eigenen Angaben <i>“nothing but rejection”</i> – er ist selbst Vater einer Tochter, die ihn aber scheinbar nicht in ihrem Leben haben will. Der junge Hae-jin (Seung-soo Im) aus Dong-soos Heim hätte gerne eine Familie, schließt sich kurzerhand dem Trio und Wong-soo an. Als Amoretten beschreibt Sang-hyun sich und Dong-soo gegenüber So-young, ihr Tun als Fürsorge, Dong-soo hingegen nennt es Schutz. Während die junge Mutter derartige Beschreibungen sarkastisch kommentiert, sind sie vom Kern nicht so weit weg, erwecken Sang-hyun und Dong-soo doch die Liebe zwischen kinderlosen Eltern und elternlosen Kindern, anstatt dass sie in Waisenhäusern zu jungen verbitterten Erwachsenen heranreifen.</p><p></p><p style="text-align: justify;">Über So-youngs Hintergründe lernen wir wenig, immerhin, dass sie neben anderen Mädchen und jungen Frauen bei einer Dame unterkommt, die von allen „Mama“ genannt wird. Auch hier begegnet uns also wieder diese Form der Behelfs-Familie wieder, die So-young im Laufe des Films gegen eine andere solche eintauscht. <i>“Let’s be happy with us”</i>, begrüßt Sang-hyun eingangs Woo-song, dem er sich so erzieherisch widmet, wie er es bei seiner leiblichen Tochter nicht darf. Letztlich weitet sich diese Einladung über das Neugeborene hinaus aus, schließt auch dessen Mutter und Hae-jin ein. Es ist eine Sammlung von Abgelehnten, die erst durch- und miteinander die Wertschätzung erfahren, die ihnen zuvor lange verwehrt geblieben war.</p><p style="text-align: justify;">Fehlende Wertschätzung ist zugleich etwas, das Ermittlerin Su-jin ihrem fürsorglichen Ehemann entgegenbringt, der sie und Lee bekocht oder mit frischen Klamotten versieht. Fehlende Wertschätzung erfuhr auch jene Ehefrau von So-youngs Freier, der zum Vater von Woo-song avancierte. Es handelt sich um C-Handlungsstränge, die Kore-eda noch in die Handlung verstrickt, denen sich das Drehbuch aber nicht wirklich widmet – ähnlich jenen Schulden, die Sang-hyun gegenüber einer Bande begleichen muss. Weniger wäre in <i>Beurokeo</i> mehr gewesen, zumal die Dramatisierung in die eigentliche Handlung im Grunde genommen gar nicht reinspielt, selbst wenn im Finale doch noch Zusammenhänge untereinander hergestellt werden.</p><p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjS-2ZMznkw6x6XyBGi-JlaJN-Mneg7tyygAGdzLOpYCmgK8uxK_XRi3e2GJIXu55JslVIZHEK_Cvy-u25ltyoB7HlcJJ1WaMZbp-GeX0LJXinAHyGu-ItauMV9IOkgsHJUNKG98YCvjA-D01RbLFYAKA1RIlnlpN4Td5Ccd-NdgPPGhBEHxqYEF_x5/s1008/Broker_3.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjS-2ZMznkw6x6XyBGi-JlaJN-Mneg7tyygAGdzLOpYCmgK8uxK_XRi3e2GJIXu55JslVIZHEK_Cvy-u25ltyoB7HlcJJ1WaMZbp-GeX0LJXinAHyGu-ItauMV9IOkgsHJUNKG98YCvjA-D01RbLFYAKA1RIlnlpN4Td5Ccd-NdgPPGhBEHxqYEF_x5/s320/Broker_3.jpg" width="320" /></a></div><p style="text-align: justify;">Ähnlich unzureichend homogen gerät mit Abstrichen auch die Verortung nach Südkorea. Wie zuletzt <i>La vérité</i> sehr französisch ausfiel, gebiert sich <i>Beurokeo</i> durchweg koreanisch – was einerseits für Kore-eda Hirokazus Anpassungsfähigkeit an die fremden Kulturen spricht, andererseits fühlen sich seine beiden ersten ausländischen Filme aber zweifelsohne weniger „kore-edaesk“ an gegenüber seinem vorangegangenen japanischen Œuvre. Gewisse Elemente scheinen somit <i>“lost in translation”</i> und nicht übertragbar – da fügt sich gut ein, dass Bae Doona berichtet hat, dass sie das ins Koreanische übersetzte Drehbuch doch vorzog, im japanischen Original zu lesen, um alle Nuancen ihrer Figur und Dialoge korrekt erfassen zu können.</p><p></p><p style="text-align: justify;"><i>Beurokeo</i> untersucht oberflächlicher als <i>Manbiki kazoku</i> oder <i><a href="http://a-thin-red-line.blogspot.com/2014/10/like-father-like-son.html" target="_blank">Soshite chichi ni naru</a></i> <span style="font-size: x-small;">[Like Father, Like Son]</span>, wie ein Familienkonstrukt aussieht und sich losgelöst von Blutsbande zusammensetzen kann. Die Figuren sind weniger eine Einheit, als dass sie aneinander Halt finden, aber im Kern dann doch sehr auf sich fokussiert sind, während sie sich der Frage stellen müssen, was richtig und was falsch ist. Innerhalb seiner Filmografie markiert <i>Beurokeo</i> damit alles andere als Kore-edas Oberklasse, doch selbst ein eher gewöhnlicher Kore-eda ist im Vergleich mit dem, was sonst im Kino landet (oder mit Filmpreisen bedacht wird) noch höherrangig anzusiedeln. Sodass man dem Regisseur einen Zettel beilegen würde: <i>I’ll come back for you.</i></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: georgia;"><b>7/10</b></span></p><p></p><p></p>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-85940929447723865432023-01-08T15:00:00.404+01:002024-01-13T16:53:48.906+01:00Filmjahresrückblick 2022: Die Top Ten<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPzjizX4lA-74QMNkqTDgyk1bnIOWVOWYBYjIr3EENpcL68IjB0LymVnBDkC6oLHA48qPAwS9ihy3nU3E2ybQSeJmpaixAEHdRqhPPssNsceTjosXIcpULrQfH3BX-zNay8cu5OiioAcOZCYTncCvzfba7CzC37iSROJ76UsueBEtxRTh8N99hoDNT/s1800/Filmstrip%202022.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="555" data-original-width="1800" height="124" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPzjizX4lA-74QMNkqTDgyk1bnIOWVOWYBYjIr3EENpcL68IjB0LymVnBDkC6oLHA48qPAwS9ihy3nU3E2ybQSeJmpaixAEHdRqhPPssNsceTjosXIcpULrQfH3BX-zNay8cu5OiioAcOZCYTncCvzfba7CzC37iSROJ76UsueBEtxRTh8N99hoDNT/w400-h124/Filmstrip%202022.jpg" width="400" /></a></div><i>To the power of independent cinema.</i> <div><span style="font-size: x-small;">(RJ, <i>X</i>) </span></div><div><br /></div><div style="text-align: justify;">Ewan McGregor würde sicher sagen: <i>“Hello there.”</i> Wo sich Jahre früher mitunter zogen, vergehen sie mit fortschreitendem Alter immer schneller. Ehe man sich versieht, sind also zwölf Monate ins Land gezogen, ein Kalender- und Filmjahr damit zu seinem erneuten Ende gekommen. Hier im Blog gab es derweil keine Veränderungen, es blieb ein weiteres Jahr ohne Reviews, aus den bereits genannten Gründen, dass aufgrund etwaiger Verpflichtungen schlicht die Zeit fehlt. Zumindest für den traditionellen Jahresrückblick soll aber dann doch Raum sein, dieses Mal auch wieder etwas ausführlicher als <a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2022/01/filmjahresruckblick-2021-die-top-ten.html" target="_blank">2021</a>, nachdem die Corona-Pandemie im Frühjahr für beendet erklärt wurde (obschon sie bis heute munter weiter grassiert).<div><br /></div><div>Die vermeintliche Rückkehr zur Normalität zeigt sich auch in meinem Filmkonsum, der im Vorjahr auf 106 Filme gefallen war, während ich aus dem aktuellen Filmjahr diesmal nun immerhin 155 Filme gesehen habe. Aufgrund der anhaltenden Pandemie jedoch wie gehabt zuvorderst in den eigenen vier Wänden und primär via iTunes, Mubi und Co., obschon ich doch auch in 2022 erneut drei Mal den Weg ins Kino fand (bzw. drei Werke aus dem Filmjahr im Kino sah, den Dritten nominell vergangene Woche und somit 2023), um mit <i>The Batman</i> und <i>Avatar: The Way of Water</i> lobgepreistem Bombast-Kino bzw. CGI-Technik-Spektakel beizuwohnen, aber ebenso mit Jerzy Skolimowskis <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/eo/" target="_blank">EO</a></i> einem Arthouse-Liebling der Filmkritiker.</div><div><br /></div><div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVAYEQsCehNvGRXMexY496baDmEpAS4e5dDrU3Lah-7MtTuIU6c30agGyK7tgLKcV5HZB4uIzkbc8CYGswpmkuJbXrZsmKIZAL_jG5pJ4DWWrTb5YXQvtdLZOzP4tw7CH6btXZ3Khc2kpa4nXhIeOBJid5weN-7uKolGLTmvOdL74EJJgpeWDrTEMC/s1008/Cinema%202022.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVAYEQsCehNvGRXMexY496baDmEpAS4e5dDrU3Lah-7MtTuIU6c30agGyK7tgLKcV5HZB4uIzkbc8CYGswpmkuJbXrZsmKIZAL_jG5pJ4DWWrTb5YXQvtdLZOzP4tw7CH6btXZ3Khc2kpa4nXhIeOBJid5weN-7uKolGLTmvOdL74EJJgpeWDrTEMC/s320/Cinema%202022.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Wie Marilyn Monroe in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/blonde-2022/" target="_blank">Blonde</a></i> zog es das Publikum 2022 zurück ins Kino.</td></tr></tbody></table>Schaffte es im Vorjahr bereits <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/spider-man-no-way-home/" target="_blank">Spider-Man: No Way Home</a></i> finanztechnisch an die Zeiten vor der Pandemie anzuknüpfen, so normalisierte sich die Lage an den Kinokassen weitestgehend in 2023. Als Retter des Kinos wurde im Sommer dabei Joseph Kosinskis Legacysequel-Remake <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/top-gun-maverick/" target="_blank">Top Gun: Maverick</a></i> gefeiert, das mit Mach-10 jenseits eines Einspiels von 1,4 Milliarden Dollar flog. Was aber dennoch nur zu Platz 2 der ertragreichsten Filme des Jahres reicht, da James “King of the World” Cameron zum Jahresende nach 13 Jahren Produktionszeit <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/avatar-the-way-of-water/" target="_blank">Avatar: The Way of Water</a></i> veröffentlichte, innerhalb von rund einem Monat an Tom Cruises Karriere-Hit vorbeizog. Auf Platz 3 schaffte es Colin Trevorrows Trilogie-Abschluss <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/jurassic-world-dominion/" target="_blank">Jurassic World: Dominion</a></i>.</div><div><br /></div><div>Alle drei von ihnen konnten die Milliarden-Dollar-Grenze reißen, 45 Millionen fehlten am Ende <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/doctor-strange-in-the-multiverse-of-madness/" target="_blank">Dr. Strange and the Multiverse of Madness</a></i> hierzu, der sich knapp vor <i>Minions: The Rise of Gru</i> behaupten konnte. An den Erfolg seines Vorgängers konnte <i>Black Panther: Wakanda Forever</i> nach Chadwick Bosemans Ableben nicht anknüpfen – und spielte rund eine halbe Milliarde weniger ein als dieser. Der siebterfolgreichste Film des Jahres war der viel gelobte <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-batman/" target="_blank">The Batman</a></i> (weit entfernt vom Erfolg eines <i>Aquaman</i>), gefolgt von <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/thor-love-and-thunder/" target="_blank">Thor: Love and Thunder</a></i> sowie den chinesischen Filmen <i>Chang Jin Hu Zhi Shui Men Qiao</i> <span style="font-size: x-small;">[Water Gate Bridge]</span>, der Fortsetzung des Vorjahres-Hits <i>Battle at Lake Changjin</i>, und der Sci-Fi-Komödie <i>Du Xing Yue Qiu</i> <span style="font-size: x-small;">[Moon Man]</span>.
</div><div><br /></div><div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhIc-ZpYdZQ3dsPrcQecckuUHn4683gwMls993Qo7krTUM1P565TNzjO5gPD1hg3cYvZAYnjeqHrHV-C9uiwCY8Dfsgaq_GJyKMbHFx75Q7f08naQcLol3E5lSFlZfD0U7JcBdqRpn5pVBHKrnohDKUHeGwK1guxjO43CnKYM_s8zrEU6BQlnsc4VQO/s1008/Box%20Office%20Top%2010.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhIc-ZpYdZQ3dsPrcQecckuUHn4683gwMls993Qo7krTUM1P565TNzjO5gPD1hg3cYvZAYnjeqHrHV-C9uiwCY8Dfsgaq_GJyKMbHFx75Q7f08naQcLol3E5lSFlZfD0U7JcBdqRpn5pVBHKrnohDKUHeGwK1guxjO43CnKYM_s8zrEU6BQlnsc4VQO/s320/Box%20Office%20Top%2010.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Sequels dominierten auch 2022 die weltweiten Kinokassen.</td></tr></tbody></table>Die Tendenz, dass <i>Top Gun: Maverick</i> kurz vor knapp als erfolgreichster Film des Jahres abgefangen wurde, zieht sich dann auch durch einige Länder-Jahrescharts <span style="font-size: x-small;">(Quelle: Box Office Mojo)</span>. So war er in Frankreich, den Niederlanden, Portugal, Ungarn, Tschechien, der Schweiz und Finnland lange auf dem ersten Platz, musste jedoch letztlich <i>Avatar: The Way of Water</i> weichen. Auch in Deutschland, Spanien, Bulgarien und Vietnam verdrängte das <i>Avatar</i>-Sequel den vorherigen Spitzenreiter, in diesem Fall <i>Minions: The Rise of Gru</i>. Doch auch in Belgien, Dänemark, Italien, Thailand und Österreich markierte <i>The Way of Water</i> den Jahressieger. Auffällig ist dabei, dass es <i>Top Gun: Maverick</i> in Österreich nur auf Platz 10 schaffte.
</div><div><br /></div><div>Behaupten konnte sich <i>Top Gun: Maverick</i> – Stand heute (8. Januar) – dafür in Großbritannien, Australien, Neuseeland, Südafrika, Schweden, Norwegen und Kroatien. Wo er in Deutschland noch das Nachsehen hatte, blieb <i>Minions: The Rise of Gru</i> in Griechenland, Polen, Argentinien, Israel, Chile, Peru, der Slowakei und Island ungeschlagen. <i>Jurassic World: Dominion</i> setzte sich in Mexiko, Ecuador, Venezuela, Bolivien, Uruguay, Ägypten und Nigeria durch. Länder, die eher Einheimisches bevorzugen, taten dies auch dieses Jahr: In diesem Fall sind das Südkorea (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-roundup-2022/" target="_blank">Beomjoidosi 2</a></i>), Japan (<i>One Piece Film Red</i>), Indien (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/rrr/" target="_blank">RRR</a></i>), China (<i>Water Gate Bridge</i>), die Türkei (<i>Bergen</i>) und Rumänien (<i>Teambuilding</i>, bislang noch vor <i>Avatar</i>).
</div><div><br /></div><div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi69rD7hPCWwV1WHfi4j8fKd9zyqlubjdcO1aUZy7pJNH4vLFdtlOgniN8mNZ10ItClRa5WEyt02B4dUkY8FqQOvzYtJ4t7a2pufYfXGCurLy2--uE_Xo-PP8smcHiJJqDNyC72SMeidQXpV03tZvypsVATbkbTFNolj6qoYPKcS5TkakbXmh5tYcSH/s1008/Avatar_The%20Way%20of%20Water.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi69rD7hPCWwV1WHfi4j8fKd9zyqlubjdcO1aUZy7pJNH4vLFdtlOgniN8mNZ10ItClRa5WEyt02B4dUkY8FqQOvzYtJ4t7a2pufYfXGCurLy2--uE_Xo-PP8smcHiJJqDNyC72SMeidQXpV03tZvypsVATbkbTFNolj6qoYPKcS5TkakbXmh5tYcSH/s320/Avatar_The%20Way%20of%20Water.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><b>Jahressieger:</b> Fast fünf Millionen Deutsche wollten <i>Avatar: The Way of Water</i> sehen.</td></tr></tbody></table>Ausreißer aus diesem Schema waren nur zwei Länder: Brasilien bevorzugte <i>Dr. Strange and the Multiverse of Madness</i>, während Russland scheinbar am meisten Gefallen an <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/uncharted-2022/" target="_blank">Uncharted</a></i> fand (unklar ist, wie viele Filme dort überhaupt veröffentlicht wurden im Verbund mit dem Ukrainekrieg). Unklar bleibt auch die Frage nach den beliebtesten Filmen des Jahres gemäß der Internet Movie Datebase (IMDb), da dort inzwischen verstärkt indische Fans zugegen sind, die einheimische Filme stark bewerten. In Hinblick auf die Zahl der abgegebenen Stimmen (Voraussetzung: sechsstellig) dürfte <i>The Kashmir Files</i> (8.7/10) hier die Nase vorn haben (Stand: 8. Januar), vor <i>Top Gun: Maverick</i> (8.3/10) und <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/everything-everywhere-all-at-once/" target="_blank">Everything Everywhere All at Once</a></i> (8.1/10).</div><div><br /></div><div>Zumindest bei der Popularität hat Tom Cruise also James Cameron ein Schnippchen geschlagen, gehört mit dem größten Filmerfolg seiner Karriere zu den Gewinnern des Jahres. Wie auch James Cameron selbst, der es den Zweiflern wenn schon nicht inhaltlich, dann zumindest an den Kassen zeigte, die nicht daran glauben wollten, dass sein <i>Avatar</i>-Sequel auf Nachfrage stoßen wird. Ein gutes Jahr hatten zudem Colin Farrell (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-banshees-of-inisherin/" target="_blank">The Banshees of Inisherin</a></i>, <i><a href="https://letterboxd.com/film/after-yang/" target="_blank">After Yang</a></i>, <i>The Batman</i>, <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/thirteen-lives/" target="_blank">Thirteen Lives</a></i>) und Tilda Swinton (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-souvenir-part-ii/" target="_blank">The Souvenir: Part II</a></i>, <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-eternal-daughter/" target="_blank">The Eternal Daughter</a></i>, <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/three-thousand-years-of-longing/" target="_blank">Three Thousand Years of Longing</a></i>, <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/memoria-2011/" target="_blank">Memoria</a></i>) mit gleich vier Filmen sowie Jenna Ortega (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-fallout/" target="_blank">The Fallout</a></i>, <i>X</i>, <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/scream-2022/" target="_blank">Scream</a></i> sowie <i>Wednesday</i>). Auch Brendan Fraser ist wieder ein gefragter Mann.
</div><div><br /></div><div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqUaDd5Wy2ZVGuqR-FNBsXnj-GjTIDtIfK4-QZ3DvPOkega6jprs5U_9izoZ8OeUlf9qdojcabZD74xe0qAmeo8w_JUg9h5VqwNVlHMOLBER9OagJEYl0cI_1bwzbPFfmw2fdUeFO30zf4tpGCgC6QOhvC_AHvx24BjYr9XUnaJ3vWL4M7ES_tknwC/s1008/Actors_Actresses_2022.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqUaDd5Wy2ZVGuqR-FNBsXnj-GjTIDtIfK4-QZ3DvPOkega6jprs5U_9izoZ8OeUlf9qdojcabZD74xe0qAmeo8w_JUg9h5VqwNVlHMOLBER9OagJEYl0cI_1bwzbPFfmw2fdUeFO30zf4tpGCgC6QOhvC_AHvx24BjYr9XUnaJ3vWL4M7ES_tknwC/s320/Actors_Actresses_2022.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><b>Beste Darstellerleistungen:</b> Fedja van Huêt, Frankie Corio, Seidi Haarla.</td></tr></tbody></table>Frasers Rolle in <i>The Whale</i> brachte ihm eine Golden-Globe-Nominierung für die Preisverleihung kommende Woche ein. Wenn es um überzeugende Schauspielleistungen in 2022 geht, ist aufgrund seiner Versatilität auch Colin Farrell zu nennen, im Gedächtnis blieb mir jedoch vor allem Fedja van Huêt in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/speak-no-evil-2022/" target="_blank">Gæsterne</a></i> <span style="font-size: x-small;">[Speak No Evil]</span>, nicht zuletzt auch, weil er mich an einen jungen Christopher McDonald erinnert. Bei den Darstellerinnen erfreute ich mich am natürlichen und authentischen Spiel von Seidi Haarla in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/compartment-no-6/" target="_blank">Hytti nro 6</a></i> <span style="font-size: x-small;">[Compartment No. 6]</span>. Bei den Jungschauspielern bewies Jonas Carpignano mit Swamy Rotolo in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/a-chiara/" target="_blank">A Chiara</a></i> mal wieder ein Händchen, doch Frankie Corio beeindruckte im allenthalben geschätzten <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/aftersun/" target="_blank">Aftersun</a></i> ein wenig mehr.</div><div><br /></div><div>Es war wieder ein durchwachsenes Filmjahr, gefühlt noch schwächer als das vorherige, auch wenn der allgemeine Tenor einen der besten Jahrgänge seit langem ausgemacht haben will. Kreativität und Originalität nehmen weiter ab – bestes Beispiel: die Vielzahl an Filmen (<i>Bardo</i>, <i>Belfast</i>, <i>Armageddon Time</i>, demnächst <i>The Fabelmans</i>), in denen alte Regisseure sich an ihrem Leben bzw. ihrer Kindheit ergötzen. Ein Loch, das leider auch von den Streaming-Portalen um AppleTV+, Disney+ und Netflix nicht gestopft wird, die sich eher darin überbieten, wer die schlimmeren Filme produziert. Keine Meisterwerke, aber immerhin die zehn Filme, die mich noch am meisten überzeugen konnten, stelle ich nun jedenfalls in meiner Top Ten des Jahres 2022 vor (das vollständige Ranking findet sich wie gehabt auf <a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/list/best-movies-of-2022/" target="_blank">Letterboxd</a>): </div><div><br /></div><div><br /></div><div><div><span style="font-family: georgia;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi486QUJEx1tyjFFEivfYIi2Mi0c_Gsej2jXmiDtp7qTZPkxjCxlHoC9pRC6dxyMsQI3fsT26r0VlAMHej8V-wy2v6xZdVTpLxbIzJFLaNJue--hWfAbBXDhdLw5OSrAZnWXtCR-MFkqh5Lixsoz0EZ1b_co5h9ZYb8DkcpF5CGYt9GWQ-QesqgLirc/s1008/X.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi486QUJEx1tyjFFEivfYIi2Mi0c_Gsej2jXmiDtp7qTZPkxjCxlHoC9pRC6dxyMsQI3fsT26r0VlAMHej8V-wy2v6xZdVTpLxbIzJFLaNJue--hWfAbBXDhdLw5OSrAZnWXtCR-MFkqh5Lixsoz0EZ1b_co5h9ZYb8DkcpF5CGYt9GWQ-QesqgLirc/w400-h186/X.jpg" width="400" /></a></div>10.</b></span> <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/x-2022/1/" target="_blank">X</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Ti West, USA/CDN 2022)</span>: Zwar alles andere als Ti Wests bester Film (in seiner Reduktion aber stringenter als das dazugehörige Prequel <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/pearl-2022/" target="_blank">Pearl</a></i>), gefällt der Ansatz, Elemente von <i>The Texas Chain Saw Massacre</i> mit einer Hommage an Vintage-Sexfilme zu kreuzen. In gewisser Weise zugleich auch Metakommentar, lässt <i>X</i> die künstlerischen Ansprüche, Sehnsucht nach Ruhm sowie Gier der Kommerzialisierung seiner Figuren aufeinanderprallen, während diese junge Gruppe der womöglich hilfsbereitesten und freundlichsten Porno-Crew in letzter Konsequenz mit der Unbarmherzigkeit des Alters und dem Echo ihrer Begierdenerweckung konfrontiert wird.</div><div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi2FwgsmFT4EikEbkyRUSWxdcstchA60PtWcXYnEdCfrMMtrmb_Xo0A10B_F8ng9kwf1pjvjX_Zta1dtKXJXNIZpK22fDD2Dyd1dkfyW_s94vA2pJTXEidKhEh9WGnLiCLmMUkqD6rA46W2hMAQlay2JfpBlXGO6OkXzHJRVk9DjDR_7YS-aX6IWf3m/s1006/After%20Blue.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1006" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi2FwgsmFT4EikEbkyRUSWxdcstchA60PtWcXYnEdCfrMMtrmb_Xo0A10B_F8ng9kwf1pjvjX_Zta1dtKXJXNIZpK22fDD2Dyd1dkfyW_s94vA2pJTXEidKhEh9WGnLiCLmMUkqD6rA46W2hMAQlay2JfpBlXGO6OkXzHJRVk9DjDR_7YS-aX6IWf3m/w400-h186/After%20Blue.jpg" width="400" /></a></div>9.</span></b> <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/after-blue-2021/" target="_blank">After Blue (Paradise Sale)</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Bertrand Mandico, F 2021)</span>: Im Grunde gebiert sich <i>After Blue (Paradise Sale)</i> als eine Nouvelle-Vague-Version von <i>Mad Max Beyond Thunderdome</i>, erinnert an Hollywoods Sci-Fi-B-Movies der 1980er Jahre in seinen liebevoll billigen Kostümen und Art Direction, gewürzt mit einer Prise Lewis Carroll. Bertrand Mandico bleibt dabei weitestgehend der Ästhetik und Motive aus seinem Meisterwerk <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2018/12/the-wild-boys.html" target="_blank">Les garçons sauvages</a></i> treu, lässt die Männlichkeit kurzerhand sterben, hebt das weibliche Geschlecht auf ein Podest und lässt seine Hauptfigur Unheil über ihre Welt bringen, wenn sie quasi buchstäblich ihre Gelüste in Person von Kate Bush zutage fördert.
</div><div><br /></div><span style="font-family: georgia;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjknegTkimSBh3eG9kabuytvYB7UDSWhFR7gkEJQHK2FyJQAVecJgwgyA10gHizSaGmoBSHouw1qvA8zZKIAexAY9fCkZEzWH-E-XO8bWXIOYfFqHD4cb3mK978h7Y_zrjSvdJE8XdhEregIMEOwp5_cyvIZCexPQPgf0SaQx1agaDoXX7noYKEWo-f/s1008/Crimes%20of%20the%20Future.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjknegTkimSBh3eG9kabuytvYB7UDSWhFR7gkEJQHK2FyJQAVecJgwgyA10gHizSaGmoBSHouw1qvA8zZKIAexAY9fCkZEzWH-E-XO8bWXIOYfFqHD4cb3mK978h7Y_zrjSvdJE8XdhEregIMEOwp5_cyvIZCexPQPgf0SaQx1agaDoXX7noYKEWo-f/w400-h186/Crimes%20of%20the%20Future.jpg" width="400" /></a></div>8. </b></span><i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/crimes-of-the-future-2022/" target="_blank">Crimes of the Future</a></i> <span style="font-size: x-small;">(David Cronenberg, CDN/GR/UK 2022)</span>: David Cronenberg hält uns als Gesellschaft in <i>Crimes of the Future</i> den Spiegel vor – alles ist eine Performance, jeder strebt danach, sich zu inszenieren. Das Leben ist unverdaulich geworden, die Gegenwart ein Verbrechen, Lust und Begierde nur noch in öffentlich zur Schau gestellter Selbstverstümmelung zu finden. Amouröse Avancen werden abgewiesen, weil ein Ding der Vergangenheit. Der Kanadier greift Ideen aus seinem Œuvre (prominent: <i>Videodrome</i> und <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2009/08/existenz.html" target="_blank">eXistenZ</a></i>) auf, wenn Schmerz zu Kunst und Kunst zu Schmerz wird, der Körper die Realität markiert. Lang lebe das neue Fleisch.
</div><div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgxxQKEiiCIe2Ncjx4gdjMCMzXmB4LKK4_QbcBWdgdoKqbRWmK5noINN3LgsBt5Y3OyFZUvbARf6wfdp_wzrK0FormYP4egEMiD1jdzV4LVbJi1dzLVBhTGA-rhABPz9zD6KvUeZuU5SDt4kqaIAtAkP5M1NghyT78-AtnKFdGJzm5p-s9CBOd2Q-7A/s1008/Escape%20from%20Kabul.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgxxQKEiiCIe2Ncjx4gdjMCMzXmB4LKK4_QbcBWdgdoKqbRWmK5noINN3LgsBt5Y3OyFZUvbARf6wfdp_wzrK0FormYP4egEMiD1jdzV4LVbJi1dzLVBhTGA-rhABPz9zD6KvUeZuU5SDt4kqaIAtAkP5M1NghyT78-AtnKFdGJzm5p-s9CBOd2Q-7A/w400-h186/Escape%20from%20Kabul.jpg" width="400" /></a></div>7.</span></b> <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/escape-from-kabul/" target="_blank">Escape from Kabul</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Jamie Roberts, USA/UK/F 2022)</span>: Rund zwei Wochen dauerte im August 2021 die Evakuierung der US-Streitkräfte aus Kabul, gleichbedeutend mit der Aufgabe des seit Jahrzehnten währenden Krieges vor Ort – und letztlich der Freiheit und Liberalität der Afghanen. Jamie Roberts skizziert in <i>Escape from Kabul</i> kompakt das Drama und den Wahnsinn, der sich am Kabuler Flughafen abgespielt hat. Talking Heads mit geretteten und zurückgelassenen Afghanen, verantwortlichen US-Militärs und sogar Taliban-Mitgliedern – es fehlen lediglich Vertreter der zuständigen Biden-Administration – runden diese ergreifende Dokumentation ab.
</div><div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgogdzlK9cZFe72mk1TrqqvGA-VKbiK1mtloMhQhGxanL7cI3gVS8qJlyKteCrtcYAarxt5yLSDbpZutgLoc6uzacVWv8LRkgLDnKEmEtx5n9Tt4If_Sc2p1bozAs2mAH_KfCklPYwoYJ3kv2Gz-qgsqO6Mb1t3KCR6EF2ebNBtB3SnGd54eE-2Jmv-/s1008/Decision%20to%20Leave.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgogdzlK9cZFe72mk1TrqqvGA-VKbiK1mtloMhQhGxanL7cI3gVS8qJlyKteCrtcYAarxt5yLSDbpZutgLoc6uzacVWv8LRkgLDnKEmEtx5n9Tt4If_Sc2p1bozAs2mAH_KfCklPYwoYJ3kv2Gz-qgsqO6Mb1t3KCR6EF2ebNBtB3SnGd54eE-2Jmv-/w400-h186/Decision%20to%20Leave.jpg" width="400" /></a></div>6.</span></b> <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/decision-to-leave/1/" target="_blank">Heojil kyolshim</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Park Chan-wook, ROK 2022)</span>: Einem Déjà-vu sieht sich der Mordermittler Jang Hae-jun (Park Hae-il) in Park Chan-wooks <i>Heojil kyolshim</i> <span style="font-size: x-small;">[Decision to Leave]</span> gegenüber, wenn er innerhalb eines Jahres gleich zwei Mal zu einem Tatort mit der Leiche von Song Seo-raes (Tang Wei) Ehemann gerufen wird. Was sich daraus entspinnt, ist die einfühlsamste Liebesgeschichte des Jahres zwischen einem Polizisten, der mehr mit seinem Beruf denn seiner Frau verheiratet ist, und einer Exil-Chinesin, die nur als Mordverdächtige ihr Liebesglück finden zu können scheint. Das Ende steht dieser romantischen Tragik in nichts nach, setzt ihr vielmehr die Krone auf.
</div><div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiSagnib4rSpEswMBNMxfdqmihcXpo7s8mokgazBL-JmGKrVQ_puuwaj7YAHhU93G96prBkO-x9Mo0SVb8OAE40clUmRk3sbUXKT2ej-tMBx46m0CORScyzdWKQVkwrNa-xMPBEGrIzEmCYZttpfttJ8ZRMkojKiMbaHfeKhEKhomphaR34tQOURzm6/s1008/Les%20amours%20d'Anai%CC%88s.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiSagnib4rSpEswMBNMxfdqmihcXpo7s8mokgazBL-JmGKrVQ_puuwaj7YAHhU93G96prBkO-x9Mo0SVb8OAE40clUmRk3sbUXKT2ej-tMBx46m0CORScyzdWKQVkwrNa-xMPBEGrIzEmCYZttpfttJ8ZRMkojKiMbaHfeKhEKhomphaR34tQOURzm6/w400-h186/Les%20amours%20d'Anai%CC%88s.jpg" width="400" /></a></div>5.</span></b> <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/anais-in-love/1/" target="_blank">Les Amours d’Anaïs</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Charline Bourgeois-Tacquet, F 2021)</span>: Selten sieht man einen Film, der gänzlich vom Charme und Charisma seiner Hauptfigur allein getragen wird. <i>Les Amours d’Anaïs</i> <span style="font-size: x-small;">[Der Sommer mit Anaïs]</span> präsentiert dem Publikum ein Anaïs-zentrisches Weltbild, in welchem alle anderen Figuren sich an Anaïs Demoustiers Hauptfigur auszurichten haben, einem egozentrischen Millennial, dem keiner wirklich böse sein kann. Charline Bourgeois-Tacquets Regiedebüt erinnert zu Beginn noch an Noah Baumbachs <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2013/11/frances-ha.html" target="_blank">Frances Ha</a></i>, widmet sich dann aber weniger der Orientierungslosigkeit seiner Protagonistin als der Flüchtigkeit der Dinge und der Relevanz von Egoismen.
</div><div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhuFx8AHbTgBoHwN_H_K12iSMr80R9vWppz4_EUcDuf27wAGcGr4_2wTXS3gqHrDEyTOLNJfNlXqQfuNWH_PjVOwwm8TcAfByFsyGu4r9FOrYsYpCImd7SLCd1FG_gOxGR0iwZYgbgph8-Jv8_eN4KuAsHxWeqsbLOciWGy2oLunKXqdE9vSpxNm1zU/s1008/Madres%20parallelas.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhuFx8AHbTgBoHwN_H_K12iSMr80R9vWppz4_EUcDuf27wAGcGr4_2wTXS3gqHrDEyTOLNJfNlXqQfuNWH_PjVOwwm8TcAfByFsyGu4r9FOrYsYpCImd7SLCd1FG_gOxGR0iwZYgbgph8-Jv8_eN4KuAsHxWeqsbLOciWGy2oLunKXqdE9vSpxNm1zU/w400-h186/Madres%20parallelas.jpg" width="400" /></a></div>4.</span></b> <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/parallel-mothers/" target="_blank">Madres paralelas</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Pedro Almodóvar, ES/F 2021)</span>: Die Vergangenheit nicht ruhen zu lassen, ist eine der subtil-vordergründigen Botschaften von Pedro Almodóvars jüngstem Film <i>Madres paralelas</i> <span style="font-size: x-small;">[Parallele Mütter]</span>. In diesem sehnt sich Penélope Cruz’ Fotografin nicht nur nach Frieden für die von Falangisten ermordeten Vorfahren ihres Heimatdorfes, sondern sieht sich obendrein mit einer bei der Geburt vertauschten Tochter und den daraus für sie und die andere Mutter, Ana (Milena Smit), resultierenden Folgen jeweils für sich und ihre Beziehung zueinander konfrontiert. Ein Film darüber, wie uns Schmerz definiert und durch Akzeptanz vollends überwunden wird.
</div><div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTdAlMlHUgsvCNxCYgUOdXh9iEveR2xSPwgW9WGmb9a65I04DBu9gdwMUpp2Wm5VANkH0m8eWY4fZjGhYVkDZ2xdUVZ8SVtC-MJp8cJVFL3-GASoU_WnsSs5VTpaztHCYbaxki44W601a8jzxxRqv_O9Rgcudczj97vQ52henjBdG30uVMyIEh___E/s1009/Red%20Rocket.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1009" height="185" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTdAlMlHUgsvCNxCYgUOdXh9iEveR2xSPwgW9WGmb9a65I04DBu9gdwMUpp2Wm5VANkH0m8eWY4fZjGhYVkDZ2xdUVZ8SVtC-MJp8cJVFL3-GASoU_WnsSs5VTpaztHCYbaxki44W601a8jzxxRqv_O9Rgcudczj97vQ52henjBdG30uVMyIEh___E/w400-h185/Red%20Rocket.jpg" width="400" /></a></div>3.</span></b> <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/red-rocket-2021/" target="_blank">Red Rocket</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Sean Baker, USA 2021)</span>: Egozentrik, Pornographie und der Drang zum Kommerz sind auch allesamt Elemente in Sean Bakers vergnüglichem <i>Red Rocket</i>, in dem der abgehalfterte Pornostar Mikey (Simon Rex) in seine texanische Heimatstadt zurückkehrt, um einen zweiten Anlauf zu starten. Der Film vermag dabei weniger über die Branche zu sagen als Bakers <i>Starlet</i>, verschafft zugleich nicht dieselben Eindrücke in die Lebenswelt seiner Protagonisten wie zuvor in <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2018/03/the-florida-project.html" target="_blank">The Florida Project,</a></i> fasziniert jedoch aufgrund der optimistischen Energie seiner narzisstischen Hauptfigur, die sich fast schon parasitär an andere heftet, um voranzukommen.</div><div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgqJ1NMNhhTCM3-DDfqyscvqbOPBcx6teU7_H7nafbP-zlgNUsZk1bXORjI75TXIHgDkM-xfVEkF87WANGShNTHaB7X-mf_i3_3Vabn5uTFgJnImzkzNnlNy_L6eNSNZD6OUalHEW717GchfLExeTj3BHbbvUbivuv7WsfENpTIeeXjaeABzEb4VXtG/s1008/Les%20Olympiades.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgqJ1NMNhhTCM3-DDfqyscvqbOPBcx6teU7_H7nafbP-zlgNUsZk1bXORjI75TXIHgDkM-xfVEkF87WANGShNTHaB7X-mf_i3_3Vabn5uTFgJnImzkzNnlNy_L6eNSNZD6OUalHEW717GchfLExeTj3BHbbvUbivuv7WsfENpTIeeXjaeABzEb4VXtG/w400-h186/Les%20Olympiades.jpg" width="400" /></a></div>2.</span></b> <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/paris-13th-district/" target="_blank">Les Olympiades</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Jacques Audiard, F 2021)</span>: In <i>Les Olympiades</i> <span style="font-size: x-small;">[Wo in Paris die Sonne aufgeht]</span> widmet sich Jacques Audiard, basierend auf Werken des Cartoonisten Adrian Tomine und unterstützt von einem superben Soundtrack durch Rone, drei verwobenen Handlungssträngen über vier junge Menschen auf der Suche nach Liebe, Sex und Zugehörigkeit im 13. Arrondissement von Paris. Das stärkste Segment – für sich genommen die beste Geschichte des Filmjahres – lässt eine von Noémie Merlant gespielte Immobilienmaklerin sich verstärkt in der Online-Beziehung zu ihrer Camgirl-Doppelgängerin (Jehnny Beth) verlieren. Manchmal ist Liebe nur eine Verwechslung entfernt.</div><div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnuSKwffooR3KVBZDztr64_5YlLbK54S34anT3JepYWH8zrdpIyt47ulxPVEm1365lq889fCEtjIsBxM9ia0QphZrvxIY3KmyMxKVkt3NB4aluH03mNzXtLVSmeYgyMHOMcvF0nENvcWCsqOE1Jv1souZXF_7UNFIW51Cyf-6DrykBjwk5TsGwRLa3/s1008/Cow.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="471" data-original-width="1008" height="188" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnuSKwffooR3KVBZDztr64_5YlLbK54S34anT3JepYWH8zrdpIyt47ulxPVEm1365lq889fCEtjIsBxM9ia0QphZrvxIY3KmyMxKVkt3NB4aluH03mNzXtLVSmeYgyMHOMcvF0nENvcWCsqOE1Jv1souZXF_7UNFIW51Cyf-6DrykBjwk5TsGwRLa3/w400-h188/Cow.jpg" width="400" /></a></div>1.</span></b> <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/cow-2021/2/" target="_blank">Cow</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Andrea Arnold, UK 2021)</span>: Versklavt, vergewaltigt, des Nachwuchses beraubt, prostituiert und letztlich eigentlich weniger getötet als vielmehr erlöst – Andrea Arnold liefert mit ihrer Dokumentation <i>Cow</i> über das Leben und den Tod einer Milchkuh ein schonungsloses und doch stellenweise durchaus poetisches Porträt über die Herzlosigkeit der Massentierhaltung einerseits. Gleichzeitig lässt sich <i>Cow</i> aber nicht nur als Film über das Leben einer Kuh, sondern unsere Existenz im Allgemeinen lesen: ein trostloses Dasein, angetrieben von der Ausbeutung durch Arbeit, definiert durch die Beziehung zu unseren Kindern. Und am Ende sterben wir doch alleine.</div></div>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-82662502116391898032022-01-10T15:00:00.311+01:002024-01-13T16:55:16.260+01:00Filmjahresrückblick 2021: Die Top Ten<div style="text-align: justify;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhIk6hTCPfjMBcQCKQyX2APT3zrevloI6_SI81zcx09h4I4jucoBUmmsqrMjOfClLJNac2SwP3Nvj9on6-0DWm98R7Siu9WlcLNdmlX6ekwv1CaK-h2jtRUGb4Tbh80-fEJqEqhfe8IWXuPW72zqB3rzizZ0pdi2jffmQNPsBZXYPnm7jAYoLWNjDbu=s1800" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="555" data-original-width="1800" height="124" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhIk6hTCPfjMBcQCKQyX2APT3zrevloI6_SI81zcx09h4I4jucoBUmmsqrMjOfClLJNac2SwP3Nvj9on6-0DWm98R7Siu9WlcLNdmlX6ekwv1CaK-h2jtRUGb4Tbh80-fEJqEqhfe8IWXuPW72zqB3rzizZ0pdi2jffmQNPsBZXYPnm7jAYoLWNjDbu=w400-h124" width="400" /></a></div><i>Cinema is the greatest mirror of humanity’s struggle. </i></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-size: x-small;">(Lav Diaz)</span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Hello again: Entgegen aller Hoffnungen, hielt sich die Corona-Pandemie auch im vergangenen Jahr 2021 wacker, bestimmte das gesellschaftliche Leben überall, unter anderem auch in Form von monatelangen Lockdowns sowie Ein- und Beschränkungen für den kulturellen Bereich. Hier im Blog war ebenfalls nichts los, weniger der Pandemie geschuldet als ein Mangel an Zeit, um jene Reviews zu fabrizieren, die in den jüngsten Jahren ohnehin eher als privates Selbstdokument dienten, denn rezipiert wurden. Obschon das Blog zuletzt verharrte, soll doch nun wieder der Filmjahresrückblick mit seiner obligatorischen Top Ten Würdigung finden. Obgleich stark aufs Essentielle reduziert, ohne jenen Umfang, der ihn <a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/search/label/Filmjahresrückblick" target="_blank">seit 2007</a> auszeichnete.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Mit 106 Filmen habe ich vergleichsweise wenige, zumindest gegenüber früher – selbst <a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2021/01/filmjahresruckblick-2020-die-top-ten.html" target="_blank">2020</a> waren es 137 –, aktuelle Werke gesehen. Lockdowns und 2G+-Regelungen zum Trotz kam ich doch auf zumindest drei Kinobesuche, nur einen weniger als im Jahr davor. Das cineastische Leben spielte sich überwiegend im Streaming-Bereich ab und doch vermochte immerhin <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/spider-man-no-way-home/" target="_blank">Spider-Man: No Way Home</a></i> im Dezember mit einem Einspiel von über 1,5 Milliarden Dollar an die „gute alte“ Zeit anzuknüpfen, schwang sich damit zum erfolgreichsten Film des Kinojahres auf. Es folgen – wie 2020 – aus China der Historienfilm <i>Zhang jin hu</i> <span style="font-size: x-small;">[The Battle at Lake Changjin]</span> und die Fantasy-Komödie <i>Ni hao, Li Huan Ying</i> <span style="font-size: x-small;">[Hi, Mom]</span> auf den Plätzen 2 und 3. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Wirklich Tempo nahm das Kino im Westen erst zum Jahresende auf, angesichts lang erwarteter Veröffentlichungen wie Daniel Craigs Bond-Abschied <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/no-time-to-die-2021/" target="_blank">No Time to Die</a></i> oder Blockbuster-Spektakel wie das jüngste MCU-Vehikel um Spider-Man. In der Publikumsgunst der Internet Movie Database (IMDb) lag aber ein indisches Justiz-Drama mit <i>Jai Bhim</i> (9.4/10) auf Platz Eins, gefolgt von <i>Spider-Man: No Way Home</i> (8.8/10) und dem Alzheimer-Drama <i>The Father</i> (8.3/10). Ein eher durchwachsenes Jahr, was sich auch bei meinen zehn Favoriten zeigt, die nicht alle besonders herausragende Werke sind, aber nichtsdestotrotz im abgelaufenen Jahr für mich (noch) die zehn besten Filme von 2021 markierten (das ganze Ranking bei <a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/list/best-movies-of-2021/" target="_blank">Letterboxd</a>):</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgTAvWLZA3eZ1wyFuBneIQ7ohKKtL7gVdoYWnat44jQxPrye2u9PytrtiHX5umjG-h4YmhL2p5xSTiWfCMbHl2mCJKVtKe57TH5f3UW1flbgZD13wzIJBogWOOy4RheciZg3ocb1_7mXvGacL9PW0Ioh8TG6Ihg8KVrYZsUxFB6gZ5B5Tg-0ROEscC8=s1008" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgTAvWLZA3eZ1wyFuBneIQ7ohKKtL7gVdoYWnat44jQxPrye2u9PytrtiHX5umjG-h4YmhL2p5xSTiWfCMbHl2mCJKVtKe57TH5f3UW1flbgZD13wzIJBogWOOy4RheciZg3ocb1_7mXvGacL9PW0Ioh8TG6Ihg8KVrYZsUxFB6gZ5B5Tg-0ROEscC8=w400-h186" width="400" /></a></div>10.</span></b> <i>Synchronic</i> <span style="font-size: x-small;">(Justin Benson/Aaron Moorhead, USA 2019)</span>: Eine Designerdroge lässt Menschen im neuesten Science-Fiction-Film von Justin Benson und Aaron Moorhead Zeit non-linear erleben – meist mit tödlichem Ausgang. Ein solcher erwartet in <i>Synchronic</i> auch Anthony Mackies Rettungssanitäter aufgrund einer Hirntumor-Diagnose, weshalb er sich wagemutig auf die Suche nach der vermissten Tochter seines Kollegen und Freundes macht. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern und die meist gefälligen visuellen Spielereien trösten in diesem innovativen Zeitreisefilm über die ein oder andere unausgegorene Drehbuchstelle inklusive Rassismuskritik hinweg.<div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhcoiVkloq3Fgu-ojbahTrGPkcceZ3y0rEEa1RpOanm8x8ebNmg2VTBv8t19AjKbq7C7hg00HFzfn0e1Xx0aY-rvgJylmi_-jLjr2oelYF1VuIwVuVKIBdf7dpoASfqb5YFw63OjHkI3ooTb44SE-gHnwU8x3S1SROtVSZk6yklhOmzmoNDvysNw7ma=s1008" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhcoiVkloq3Fgu-ojbahTrGPkcceZ3y0rEEa1RpOanm8x8ebNmg2VTBv8t19AjKbq7C7hg00HFzfn0e1Xx0aY-rvgJylmi_-jLjr2oelYF1VuIwVuVKIBdf7dpoASfqb5YFw63OjHkI3ooTb44SE-gHnwU8x3S1SROtVSZk6yklhOmzmoNDvysNw7ma=w400-h186" width="400" /></a></div>9.</span></b> <i>Mass</i> <span style="font-size: x-small;">(Fran Kranz, USA 2021)</span>: In Fran Kranz’ Debütfilm <i>Mass</i> treffen sich zwei Paare in einem Kirchenhinterzimmer zur Traumabewältigung eines tragischen Vorfalls einige Jahre zuvor. Schuld und Sühne, Vergebung und Vergessen stehen im Raum, um eine Erklärung für das Unerklärliche zu finden, einen Verantwortlichen für den Schmerz im Leben aller Beteiligten. Gerade im ersten Akt ist das kongenial mit bedacht inszeniert, verliert sich dann allerdings in seinem Mittelteil ein wenig zu sehr in Klischees und dramatischem Übereifer, bleibt jedoch aufgrund seines überzeugenden fünfköpfigen Ensembles bis zum Schluss durchweg großes Schauspielkino.</div><div><br /></div><div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjvYZMZo9LeLsuG8QzbGjRnA5C2ghSvuMBUQb0_EgGvirY8_iIJiaPnX2aifACKspMW-1GSkhMRzdA7ihWRVM62oBvGGoFyQWf1lhA1Pda0yf12uyMABTVj41nSiHdV_W6L2GMtIXmoqL-1ylvshSMnYTpXPB0NDPT-oxHOhv-AfwbBpowQBi0Ehl8T=s1008" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjvYZMZo9LeLsuG8QzbGjRnA5C2ghSvuMBUQb0_EgGvirY8_iIJiaPnX2aifACKspMW-1GSkhMRzdA7ihWRVM62oBvGGoFyQWf1lhA1Pda0yf12uyMABTVj41nSiHdV_W6L2GMtIXmoqL-1ylvshSMnYTpXPB0NDPT-oxHOhv-AfwbBpowQBi0Ehl8T=w400-h186" width="400" /></a></div><b><span style="font-family: georgia;">8.</span></b> <i>Quo vadis, Aida?</i> <span style="font-size: x-small;">(Jasmila Žbanić, BIH/D/NL 2020)</span>: Hilfsbereitschaft trifft auf Machtlosigkeit, Engagement auf Unwillen in Žbanićs historisch inspiriertem Drama <i>Quo vadis, Aida?</i> über das Massaker von Srebrenica im Juli 1995, wenn niederländische Blauhelm-Soldaten den Völkermord an über 8.000 Bosniaken geschehen lassen, rekonstruiert um die Erlebnisse der einzelnen Familie von Jasna Đuričićs gespielter Dolmetscherin, die buchstäblich zwischen den Fronten steht. Frustrierend, erschütternd, erzürnend, betrübend – die Spannbreite an Emotionen ist breitgefächert, zumal sich am Schluss zeigt, dass die eigentliche Tragik mit dem Krieg nicht ihr Ende fand.</div><div><br /></div><div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiwypp-YdcQ_a1KVGOZrCEbdFWZ8SMmx4lZ1Uw2fxAz3r8r8Nmk5ff2zfET8ySjRVUlNfhzIwQY_zIjkST51ztB9-WCf8JYiPaQ3iNc5lXwwkvAmjEz4hTcdlIRNmAfk1uuRpSQ9rztDNAAmyC3m3ZNIG-ssPU3xZmSXH96j_OihuJ19Mb5X13inG9Q=s1008" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiwypp-YdcQ_a1KVGOZrCEbdFWZ8SMmx4lZ1Uw2fxAz3r8r8Nmk5ff2zfET8ySjRVUlNfhzIwQY_zIjkST51ztB9-WCf8JYiPaQ3iNc5lXwwkvAmjEz4hTcdlIRNmAfk1uuRpSQ9rztDNAAmyC3m3ZNIG-ssPU3xZmSXH96j_OihuJ19Mb5X13inG9Q=w400-h186" width="400" /></a></div><b><span style="font-family: georgia;">7.</span></b> <i>The French Dispatch</i> <span style="font-size: x-small;">(Wes Anderson, USA/D 2021)</span>: Auch in seinem jüngsten Film bleibt sich Wes Anderson seinem inzwischen etablierten Stil treu, indem er schrullige Figuren dieses Mal in einer Ode an den Magazinjournalismus dem Wahnsinn Herr werden lässt. Mehrere kleinere Segmente hätten die Facetten von <i>The French Dispatch</i> womöglich mehr bereichert als der Fokus auf drei in der Folge etwas langatmigere Geschichten (und auch Elisabeth Moss mehr zu tun gegeben), doch das charmante Flair und der bekannte Style tragen das Konzept auch hier, während von den vier Geschichten vermutlich die ersten beiden noch die stärksten Beiträge markieren. </div><div><br /></div><div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgQte-K2mGNIaI79Fsv6lW8I_kKTU0_QmB-1yZ11243uKKO_NPuJT0E0xsm52WhIv6DmBykkWviNIEMiOnT4bntPNQTNnu36BI4mjAMa0W0viqXPJlizCM_gNPbv2LxU03Mbyt4q0E7bKD5TdKUSWCF0EPg6L1eL55filkuhkjXSXC2kqv33oDnXu60=s1008" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgQte-K2mGNIaI79Fsv6lW8I_kKTU0_QmB-1yZ11243uKKO_NPuJT0E0xsm52WhIv6DmBykkWviNIEMiOnT4bntPNQTNnu36BI4mjAMa0W0viqXPJlizCM_gNPbv2LxU03Mbyt4q0E7bKD5TdKUSWCF0EPg6L1eL55filkuhkjXSXC2kqv33oDnXu60=w400-h186" width="400" /></a></div><b><span style="font-family: georgia;">6.</span></b> <i>The Rescue</i> <span style="font-size: x-small;">(Jimmy Chin/Elizabeth Chai Vasarhelyi UK/USA 2021)</span>: Die meisten Menschen werden vor drei Jahren vermutlich mitbekommen haben, dass während der Monsun-Saison eine thailändische Jugend-Fußballmannschaft im überschwemmten Tham-Luang-Höhlensystem eingesperrt war. Jimmy Chin und Elizabeth Chai Vasarhelyi gelingt es in <i>The Rescue</i> mittels geschicktem Reenactment und Talking Heads die entscheidende Rolle und den Einfluss einer Gruppe britischer privater Höhlentaucher spannend mit der Rettungsaktion von damals zu verknüpfen und dabei Hintergründe und Zusammenhänge zu beleuchten, die (zumindest mir) unbekannt waren.</div><div><br /></div><div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgRtyCre5vAUOveafZgVHla3gY-OxvL4ZKcLFaDngzufSvyxdOF7sgHLfTVJWxOX2uFOnnAmz06jxMpLqnqOGqAtY2-sWI7I7qiIll9plXKUnDEuJszlujata2gSclyCo0Nl24j1lQ56erUCcPJTvkeoD_1qwsCUwKoxAlsZk05nGvisXgdALvQ8DdP=s1008" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgRtyCre5vAUOveafZgVHla3gY-OxvL4ZKcLFaDngzufSvyxdOF7sgHLfTVJWxOX2uFOnnAmz06jxMpLqnqOGqAtY2-sWI7I7qiIll9plXKUnDEuJszlujata2gSclyCo0Nl24j1lQ56erUCcPJTvkeoD_1qwsCUwKoxAlsZk05nGvisXgdALvQ8DdP=w400-h186" width="400" /></a></div><b><span style="font-family: georgia;">5.</span></b> <i>The Card Counter</i> <span style="font-size: x-small;">(Paul Schrader, USA/UK/RC/S 2021)</span>: Paul Schraders zwischenmenschliches Drama über die charakterliche Resozialisierung eines Kriegsverbrecher-Sündenbocks, charismatisch-kühl porträtiert von Oscar Isaac, gerät weitestgehend zurückgenommen. Würde <i>The Card Counter</i> nicht der vermeintlichen Pflichtschuldigkeit verfallen, Laien das Konzept von Poker erklären zu wollen (zumal der Spielverlauf für das Narrativ keine Relevanz hat) und sich mit klischeebehafteten sowie wenig aufschlussreichen Rückblenden zu seinem Abu-Ghuraib-Subplot aufhalten, deren Inhalt rein referenziell genügt hätten, wäre das Ergebnis noch runder ausgefallen.</div><div><br /></div><div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiT5k0wS-YcRa9rkWcWNFGsnRBedTwYticyWEjPXME9Ksc26FvAeWWW868DQUz6Ymv_fSvPkNxpmH3FLEYJL9JBp9tNkLzuQ5myuUIQJ3FQf61v7ME3mY__9lXMHOKIFBy_bcvhZXzDGowrA6jO485lLhVQLL3FjILRrD6k11_CGsf4l2zlEZbvm_N1=s1008" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiT5k0wS-YcRa9rkWcWNFGsnRBedTwYticyWEjPXME9Ksc26FvAeWWW868DQUz6Ymv_fSvPkNxpmH3FLEYJL9JBp9tNkLzuQ5myuUIQJ3FQf61v7ME3mY__9lXMHOKIFBy_bcvhZXzDGowrA6jO485lLhVQLL3FjILRrD6k11_CGsf4l2zlEZbvm_N1=w400-h186" width="400" /></a></div><b><span style="font-family: georgia;">4.</span></b> <i>Gûzen to sôzô</i> <span style="font-size: x-small;">(Hamaguchi Ryûsuke, J 2021)</span>: In drei separaten Erzählungen lässt Hamaguchi in seinem Episodenfilm <i>Gûzen to sôzô</i> <span style="font-size: x-small;">[Wheel of Fortune and Fantasy] </span>über Zufälle und Vorstellungen jeweils zwei Menschen einander konfrontieren, die nicht sind, wer sie zu sein vorgeben, und gleichzeitig ihrem Gegenüber durch ihre Interaktion neue Erkenntnisse nicht nur über ihre Beziehung zu sich, sondern auch zu ihrem Gesprächspartner vermitteln. Gerät das Mittelstück “Door Wide Open” wahrscheinlich am interessantesten, bildet “Once Again” auf tonaler Ebene im Vergleich zu den beiden vorherigen Anekdoten einen deutlich humaneren und harmonischeren Abschluss.</div><div><br /></div><div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjgQZKX7Vy1y5jBpFjTVqaH_QZSt_4iJ3elxuMBIPuqgjXLQZkmHU9ktviOy8om_26NYiTEryoRlqGQ_Q3ikwzHagquTBK5FhEeumtgp2fZ9ecWuT0LMQeEArqMI2o6WgKKXGDy0GkKOEOvYfMX7NcbAIFBocx85gjwkY5tAw5OQ9FNwzExTTAKrTIh=s1008" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjgQZKX7Vy1y5jBpFjTVqaH_QZSt_4iJ3elxuMBIPuqgjXLQZkmHU9ktviOy8om_26NYiTEryoRlqGQ_Q3ikwzHagquTBK5FhEeumtgp2fZ9ecWuT0LMQeEArqMI2o6WgKKXGDy0GkKOEOvYfMX7NcbAIFBocx85gjwkY5tAw5OQ9FNwzExTTAKrTIh=w400-h186" width="400" /></a></div><b><span style="font-family: georgia;">3.</span></b> <i>Retfærdighedens ryttere</i> <span style="font-size: x-small;">(Anders Thomas Jensen, S/DK/FIN 2020)</span>: Auch Anders Thomas Jensens jüngste schwarze Komödie <i>Retfærdighedens ryttere</i> <span style="font-size: x-small;">[Riders of Justice]</span> wird von Zufällen bestimmt, wenn Soldat Markus (Mads Mikkelsen) den plötzlichen Unfalltod seiner Frau nur dadurch zu verarbeiten vermag, indem er sich in einen Rachefeldzug gegen eine hiesige Biker-Gang verstricken lässt. Im Kern geht es hier natürlich um Traumaverarbeitung, nicht nur für den wie immer großartigen Mikkelsen und seine Filmtochter, sondern auch jene Gruppe scheinbar sozial abgehängter Männer, die über Markus’ Vendetta mit ihrer eigenen Vergangenheit abzuschließen lernen.</div><div><br /></div><div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgWRO_3JewGIw-YC-DUw1AGRDoPoFZWhmTSZmSXpxgbJAYLVMt30cHfwRgAefFaYlb4FgUIxT-jchXoSM9BHoWAYHhBCNZlJ5yflS2f9-GId9fQBJoGdXBX1rtr3iRklIsITvW2-jHgBTvtJz8SQS-UJRDio8aCWjEm2btGK5r-kAfPzS21BF3ysaWj=s1008" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgWRO_3JewGIw-YC-DUw1AGRDoPoFZWhmTSZmSXpxgbJAYLVMt30cHfwRgAefFaYlb4FgUIxT-jchXoSM9BHoWAYHhBCNZlJ5yflS2f9-GId9fQBJoGdXBX1rtr3iRklIsITvW2-jHgBTvtJz8SQS-UJRDio8aCWjEm2btGK5r-kAfPzS21BF3ysaWj=w400-h186" width="400" /></a></div><b><span style="font-family: georgia;">2.</span></b> <i>Pig</i> <span style="font-size: x-small;">(Michael Sarnoski, USA/UK 2021)</span>: Man muss es zu schätzen wissen, dass bei der inzwischen fast Handvoll Filmen, die Nicolas Cage jährlich eher als Arbeits-, denn Künstlerpflicht in seine Vita einträgt, der selbsternannte Thespier doch noch nuanciert schauspielern kann, wenn er entsprechend angeleitet wird. So wie in Michael Sarnoskis <i>Pig</i>, in dem sich Cages Figur verbal wie allgemein auf das Mindeste beschränkt, während sie mit ihrem Trüffelschwein im Wald lebt. Bis das Tier entführt wird – und damit die Welt der Figur, nicht zum ersten Mal, aus den Fugen gerät. Das Resultat erinnert an einen <i><a href="https://www.evolver.at/kino/John_Wick_20150224/" target="_blank">John Wick</a></i>-Film, der gänzlich von der Last seiner Action befreit ist. </div><div><br /></div><div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj9bJa2kEZC14qKcqRFUEOJx36F6K_5co7v-N-JrhY8_1kNkgJpSgy9bdUZFg5obKn2b_EbK1N46ekaR0J83MBvGZnSA8HMG-BYvxq8ptNZo3I0jQLfL_gMPIfltZw3NjfwNrnWrBTvFNJ_uT-oPrLp1EpwkKGIjZy3KIqbKdP8bOFt7PYTaiY93X7e=s1008" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj9bJa2kEZC14qKcqRFUEOJx36F6K_5co7v-N-JrhY8_1kNkgJpSgy9bdUZFg5obKn2b_EbK1N46ekaR0J83MBvGZnSA8HMG-BYvxq8ptNZo3I0jQLfL_gMPIfltZw3NjfwNrnWrBTvFNJ_uT-oPrLp1EpwkKGIjZy3KIqbKdP8bOFt7PYTaiY93X7e=w400-h186" width="400" /></a></div><b><span style="font-family: georgia;">1.</span></b> <i>Doraibu mai kâ</i> <span style="font-size: x-small;">(Hamaguchi Ryûsuke, J 2021)</span>: Den Verlust der Ehefrau gilt es ebenso in Hamaguchis zweiten Film dieses Jahr aufzuarbeiten. In <i>Doraibu mai kâ</i> <span style="font-size: x-small;">[Drive My Car]</span> inszeniert Theaterregisseur Kafuku ein international besetztes Stück in Hiroshima – dass es sich dabei um Tschechows „Onkel Wanja“ handelt, mag nicht von ungefähr kommen, ähneln Figuren wie Misaki, Takatsuki und Co. doch jenen des Stücks, die abseits ihres Potentials scheinst lethargisch in ihrem Status quo verharren – am meisten wohl Regisseur Kafuku, gefangen in Wiederholungsinszenierungen von Tschechow. Zumindest Hamaguchi-san hat 2021 sein Potential ausgeschöpft.</div></div>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-2175661068354902092021-01-07T14:30:00.025+01:002024-01-13T16:58:52.926+01:00Filmjahresrückblick 2020: Die Top Ten<span><i><div class="separator" style="clear: both; font-size: small; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-xK__0ohb5HA/X_IU01DsR8I/AAAAAAAAWBc/T8UXF6i34dgX34HVkU3_27HqzlwzyKx8gCPcBGAsYHg/s1800/Filmstrip%2B2020.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="555" data-original-width="1800" height="124" src="https://1.bp.blogspot.com/-xK__0ohb5HA/X_IU01DsR8I/AAAAAAAAWBc/T8UXF6i34dgX34HVkU3_27HqzlwzyKx8gCPcBGAsYHg/w400-h124/Filmstrip%2B2020.png" width="400" /></a></div><span style="font-size: xx-small;">“To make a film is easy; to make a good film is war. To make a very good film is a miracle.”</span></i><span style="font-size: xx-small;"><br />
(Alejandro González Iñárritu)</span></span><br /><br /><div style="text-align: justify;">Wieder ist ein Jahr vorübergezogen – aber keines wie jedes andere. Eher eines, das so wohl kaum einer von uns bisher erlebt hat. Das öffentliche Leben stand meist still, Kinos und Kultureinrichtungen mussten monatelang schließen, Filmstarts wurden entweder nach 2021 verschoben oder landeten direkt in unterschiedlichen Streaming-Angeboten in einer Zeit, wo die Konsumenten ohnehin überwiegend zuhause waren. Den obligatorischen Filmjahresrückblick soll es an dieser Stelle wie schon die letzten 14 Jahre trotz alledem geben, wenn auch vermutlich (womöglich?) der letzte dieser Art auf diesem Blog – gleichwohl ich mir das bereits das dritte Jahr in Folge denke und dennoch immer wieder aufs Neue diese Zeilen schreibe.</div><div style="text-align: justify;"><br />
Kino – kann das weg? So postulierte ich vergangenes Jahr an dieser Stelle. Zumindest 2020 hat das Coronavirus uns hierzu die Antwort abgenommen, notgedrungen entfiel der Filmkonsum der meisten auf Streaming-Anbieter wie Netflix, Disney+, Amazon Prime, AppleTV+, HBO Max, Hulu und Co. Auch ich konsumierte meine 137 Filme dieses Jahr (2019: 166) primär digital, schaffte es immerhin vier Mal ins Kino. Hinfällig ist im Pandemie-Jahr der Blick auf Besucherzahlen, interessanter der auf die Abonnements bei den Streaming-Giganten. Netflix steigerte sich von 167 Millionen Kunden weltweit Ende 2019 auf 195 Millionen zum Ende des 3. Quartals 2020. Disney+ sprang direkt in seinem ersten Jahr auf 86 Millionen Abonnenten.<br /><br />
Dass die Kinos in den meisten Ländern im vergangenen Jahr nicht geöffnet hatten oder selbst in der Zeit, wo sie zugänglich waren, das Platzangebot beschränken mussten, spiegelt sich auch bei den (sozusagen) erfolgreichsten Filmen des Jahres wider. Keine Milliarden-Dollar-Blockbuster, nicht einmal die Hälfte davon nahm der (Pandemie-)Jahressieger ein, der angesichts der Umstände wenig überraschend aus China kommt. Das Epos <i>Ba bai</i> <span style="font-size: x-small;">[The Eight Hundred]</span> spielte rund 461 Millionen Dollar ein – und damit 35 Millionen Dollar mehr als <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/bad-boys-for-life/" target="_blank">Bad Boys for Life</a></i>, dem einzigen namhafteren Film, der noch im ersten Quartal startete. Der dritte Platz geht wiederum erneut nach China mit <i>Wo He Wo De Jia Xiang</i> <span style="font-size: x-small;">[My People, My Homeland]</span>.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-HzcpmyZlDog/X_IUw_bS9XI/AAAAAAAAWBY/GuFBjjHr8vMriU1zx2jphXGBO9yP3LiwgCPcBGAsYHg/s1008/Martin%2BEden_Cinema.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-HzcpmyZlDog/X_IUw_bS9XI/AAAAAAAAWBY/GuFBjjHr8vMriU1zx2jphXGBO9yP3LiwgCPcBGAsYHg/s320/Martin%2BEden_Cinema.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Kinobesuche wie hier in <i>Martin Eden</i> waren im Corona-Jahr 2020 eher selten möglich.</td></tr></tbody></table>Christopher Nolans <i>Tenet</i> wurde erst wochenweise verschoben, sollte dann aber im Sommer mit herrschender Corona-Ebbe doch das Kino als solches retten. Was ihm nur leidlich gelang, mit 362 Millionen Dollar reichte es letztlich zum vierterfolgreichsten Film des Jahres, so populär wie erhofft war Nolans jüngster Erguss also nicht. Auch die Nutzer der Internet Movie Database (IMDb) hatten andere Favoriten, kürten die Musical-Aufzeichnung <i>Hamilton</i> mit 8.6/10 auf Disney+ zum beliebtesten Film des Jahres <span style="font-size: x-small;">(Stand: 03.01.2021)</span>. Sam Mendes Weltkriegs-Drama <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/1917/" target="_blank">1917</a></i> schaffte es mit 8.3/10 auf den zweiten Platz, knapp vor Pixars <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/soul-2020/" target="_blank">Soul</a></i> mit 8.2/10, der auf einen Kinostart verzichtete und zum Jahresende ebenfalls direkt auf Disney+ landete.<br /><br />
Ohnehin hievte Disney im vergangenen Jahr wenig Filme ins Kino, schielt sonst eher auf Releases im April/Mai, Sommer und Dezember. Unter diesen Vorzeichen erübrigt sich auch ein Blick auf die weiteren erfolgreichsten Filme inklusive Vorstellung, allenfalls lässt sich sporadisch schauen, was angesichts der Vorzeichen in vereinzelten Ländern am ehesten Anklang fand in den wenigen Kinomonaten. Grob gesagt machen zwei Filme das internationale Rennen unter sich aus. <i>Bad Boys for Life</i> zog sowohl in den USA als auch in Deutschland am besten, auch die Schweden, Kolumbianer und Südafrikaner hielten es bei der begrenzten Auswahl mit Mike Lowry und Marcus Burnett im dritten Abenteuer der zwei Cops aus Miami – diesmal ohne Michael Bay.<br /><br />
Auf der anderen Seite fieberten viele Nationen mit dem Soldaten-Duo aus <i>1917</i> mit, sowohl in Großbritannien als auch in Australien war der Kriegsfilm erfolgreich, genauso in Spanien, Portugal, Finnland und den Niederlanden. Frankreich setzte seine Hoffnung auf <i>Tenet</i>, während Italien mit der Komödie <i>Tolo Tolo</i> einen einheimischen Film bevorzugte. Wie so oft kein Einzelfall, auch Norwegen (<i>Børning 3</i>), Polen (<i>365 dni</i>), die Türkei (<i>Eltilerin Savasi</i>), Brasilien (<i>Minha Mãe é uma Peça 3: O Filme</i>) sowie Südkorea (<i>Namsanui bujangdeul</i>) zeigten sich patriotisch. Dito die Russen, wo <i>Lyod 2</i> <span style="font-size: x-small;">[Ice 2]</span> im Verlauf von 2020 reüssierte, obschon nominell die Komödie <i>Kholop</i> mehr einspielte, den Großteil davon jedoch bei ihrem Start Ende 2019.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-S1wHBx67PDA/X_IUqt4JmVI/AAAAAAAAWBU/rK_3aEDod24URxeYKYLTBcSivs8Rw5JUACPcBGAsYHg/s1008/Hamilton.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-S1wHBx67PDA/X_IUqt4JmVI/AAAAAAAAWBU/rK_3aEDod24URxeYKYLTBcSivs8Rw5JUACPcBGAsYHg/s320/Hamilton.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><b>Streaming-Sieger:</b> Unter den Releases der VOD-Anbieter war <i>Hamilton</i> am gefragtesten.</td></tr></tbody></table>In Japan avancierte <i>Demon Slayer: Mugen Train</i> zum bis dato erfolgreichsten nationalen Film aller Zeiten, während Vietnam zu <i>Tiec Tiang Mau</i> lachte, dem dortigen Remake des europäischen Massenexport-Films „Das perfekte Geheimnis“. Kino-Sonderfälle gab es auch erneut, so war <i>Sonic the Hedgehog</i> in Mexiko der buchstäbliche Renner, das Disney-Live-Action-Remake <i>Mulan</i> überzeugte in Thailand und die Ukrainer gefielen sich an Guy Ritchies <i>The Gentlemen</i>. Filme aus 2019 waren teils verspätet im Einsatz, so überzeugte <i>Frozen II</i> in Argentinien, während <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/jumanji-the-next-level/" target="_blank">Jumanji: The Next Level</a></i> in Paraguay und Bolivien das Publikum für sich gewinnen konnte. Natürlich waren überall die Einspielergebnisse 2020 geringer als sonst.<br /><br />
Selbst wenn Disney kaum Kinostarts verzeichnete, zählt das Studio mit dem erfolgreichen Start von Disney+ und dem Lob für die zweite Staffel <i>The Mandalorian</i> dennoch wie Netflix zu den Gewinnern des Jahres – wenn man von solchen sprechen mag. Auch Bong Joon-ho überstrahlte im Frühjahr mit vier Oscars für <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/parasite-2019/" target="_blank">Gisaengchun</a></i> <span style="font-size: x-small;">[Parasite]</span> alles. Gut verlief 2020 für weibliche Regisseure, viel Lob heimsten Chloé Zhao (<i>Nomadland</i>), Kelly Reichardt (<i>First Cow</i>), Kirsten Johnson (<i>Dick Johnson Is Dead</i>) und Eliza Hittman (<i>Never Rarely Sometimes Always</i>) ein. Sacha Baron Cohen lieferte mit <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/borat-subsequent-moviefilm/" target="_blank">Borat Subsequent Moviefilm</a></i> einen Rekordstart für Amazon Prime ab und kann sich für seine Rolle in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-trial-of-the-chicago-7/" target="_blank">The Trial of the Chicago 7</a></i> Oscar-Hoffnungen machen.<br /><br />
Auch der schwarze Film fand wie die weibliche Regie-Welt großen Anklang, die “Small Axe”-Filme <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/mangrove-2020/" target="_blank">Mangrove</a></i> und <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/lovers-rock-2020/1/" target="_blank">Lovers Rock</a></i> von Steve McQueen schmücken ebenso zahlreiche Kritiker-Listen wie Spike Lees Vietnam-Drama <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/da-5-bloods/" target="_blank">Da 5 Bloods</a></i>, Garret Bradleys Doku <i>Time</i>, das von Denzel Washington produzierte Jazz-Biopic <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/ma-raineys-black-bottom/" target="_blank">Ma Rainey’s Black Bottom</a></i> oder weitere Filme wie <i>Queen & Slim</i>, <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/his-house/" target="_blank">His House</a></i>, <i>Miss Juneteeth</i> und <i>Rocks</i>. Überaus gefragt war auch die Netflix-Serie <i>The Queen’s Gambit</i>, mit der sich Anya Taylor-Joy, zudem in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/emma-2020/" target="_blank">Emma.</a></i> und <i>The New Mutants</i> vertreten, weiter profiliert hat. Fleißig aktiv war mal wieder Kristen Stewart, die 2020 in gleich vier Filmen (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/charlies-angels-2019/" target="_blank">Charlie’s Angels</a></i>, <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/seberg/" target="_blank">Seberg</a></i>, <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/underwater-2020/" target="_blank">Underwater</a></i>, <i>Happiest Season</i>) auftauchte.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-zvy6Jrjynag/X_IUlPYwgDI/AAAAAAAAWBQ/SCEho8YZfb0uVeKvsSd_kMzEq1MYWaypwCPcBGAsYHg/s1008/Actors_2020.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-zvy6Jrjynag/X_IUlPYwgDI/AAAAAAAAWBQ/SCEho8YZfb0uVeKvsSd_kMzEq1MYWaypwCPcBGAsYHg/s320/Actors_2020.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><b>Beste Darstellerleistungen:</b> Viktoria Miroshnichenko, Lucas Jaye, Mark Ruffalo.</td></tr></tbody></table>Sehenswert waren 2020 auch die Darbietungen von Mark Ruffalo, der sowohl im Gerichts-Drama <i>Dark Waters</i> überzeugen konnte als auch in einer Doppelrolle für die HBO-Serie <i>This Much I Know Is True</i>. Eindrucksvoll war der körperliche Einsatz, den Chadwick Boseman mit schwerer Krankheit im letzten Jahr seines Schaffens für Filme wie <i>Da 5 Bloods</i>, <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/21-bridges/" target="_blank">21 Bridges</a></i> und <i>Ma Rainey’s Black Bottom</i> aufbrachte. Bei den Darstellerinnen wussten sowohl Evan Rachel Wood in <i>Kajillionaire</i> als auch Imogen Poots in <i>Vivarium</i> zu gefallen, minimal imposanter war dann aber doch Debütantin Viktoria Miroshnichenko in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/beanpole/" target="_blank">Dylda</a></i> <span style="font-size: x-small;">[Beanpole]</span>. Eine authentische Nachwuchsleistung lieferte derweil der junge Lucas Jaye im Indie-Drama <i>Driveways</i> ab.<br /><br />
Ansonsten war es abseits von Corona und Kino-Shutdowns ein Jahr der Rückkehr: Josh Trank legte nach seinem <i>Fantastic Four</i>-Desaster mit <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/capone-2020/" target="_blank">Capone</a></i> einen neuen Film vor, ebenso Miranda July mit <i>Kajillionaire</i> sowie Benh Zeitlin nach jahrelanger Produktion in <i>Wendy</i>. Andere Regie-Größen fielen durch eine Abkehr auf – zum Streaming-Service Netflix, wie bereits Martin Scorsese im Vorjahr. Ihm folgten nun Spike Lee (<i>Da 5 Bloods</i>), Olivier Assayas (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/wasp-network/" target="_blank">Wasp Network</a></i>), Gina Prince-Bythewood (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-old-guard-2020/" target="_blank">The Old Guard</a></i>), Aaron Sorkin (<i>The Trial of the Chicago 7</i>) und selbst David Fincher (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/mank/" target="_blank">Mank</a></i>). Ein Trend, der zunehmen dürfte, Pandemie hin oder her. Erfreulich auch: Nach vielen Jahren Post-Produktions-Hölle erschien endlich <i>The New Mutants</i>.<br /><br />
Was bleibt, ist ein Jahr, das weniger durch seine Filme in Erinnerung bleiben wird, als die Umstände, die es begleitet haben. Zumindest haben manche Werke vielleicht mehr Aufmerksamkeit erhalten, die sonst überschattet worden wären. Nichtsdestotrotz gab es natürlich bei 137 gesehenen Filmen auch einige, die zumindest mir im Gedächtnis bleiben werden. Wie bereits im vergangenen Jahr wird erneut auf eine Flop-Liste verzichtet, einige Honorable Mentions machen wieder den Anfang, die vollständige Auflistung inklusive Ranking findet sich wie gehabt <a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/list/best-movies-of-2020/" target="_blank">auf Letterboxd</a>. Und nun, um den vielleicht finalen Filmjahresrückblick dieses Blogs abzuschließen, möchte ich meine zehn favorisierten Filme aus dem Jahr 2020 vorstellen:<br /><br /><br /><u>
Honorable Mentions (in alphabetischer Reihenfolge)</u>: <b><span style="font-family: georgia;">The Assistant</span></b> <span style="font-size: x-small;">(Kitty Green, USA 2019)</span>, <b><span style="font-family: georgia;">Domangchin yeoja</span> </b><span style="font-size: x-small;">[The Woman Who Ran] (Hong Sang-soo, ROK 2020)</span>, <b><span style="font-family: georgia;">Kajillionaire</span></b> <span style="font-size: x-small;">(Miranda July, USA 2020)</span>, <b><span style="font-family: georgia;">Sorry We Missed You</span></b> <span style="font-size: x-small;">(Ken Loach, UK/F/B 2019)</span>, <b><span style="font-family: georgia;">Tabi no owari sekai no hajimari</span></b> <span style="font-size: x-small;">[To the Ends of the Earth] (Kurosawa Kiyoshi, J/UZ/Q 2019)</span><div><br />
<span style="font-family: georgia;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-wR5rb9A98wM/X_HtueuiqDI/AAAAAAAAV-g/LPv4PyfoqYkKFe9VMvN2_QWU3l1HJhIEwCPcBGAsYHg/s1008/Vivarium.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-wR5rb9A98wM/X_HtueuiqDI/AAAAAAAAV-g/LPv4PyfoqYkKFe9VMvN2_QWU3l1HJhIEwCPcBGAsYHg/w400-h186/Vivarium.jpg" width="400" /></a></div>10.</b></span> <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2020/08/vivarium.html" target="_blank">Vivarium</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Lorcan Finnegan, IRL/B/DK/CDN 2019)</span>: Das Vorstadtleben als Eltern mit Nachwuchs lässt Lorcan Finnegan in seiner schwarzen Komödie <i>Vivarium</i> buchstäblich zur Hölle werden, wenn sich ein junges Paar auf der Suche nach einem Eigenheim plötzlich wider Erwarten in einer Elternrolle wiederfindet, die sich für sie zum Fegefeuer entwickelt. In seiner Botschaft zwar durchweg sehr plakativ, gefällt der Film durch seine humorvolle Metapher und lebt allen voran von dem nuancierten Spiel Imogen Poots’.<div><br /></div><div><span style="font-family: georgia;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-rGK_1CWlWX4/X_Htzg9DyKI/AAAAAAAAV-k/mPtp0r_KisgVIvsZ4paL6g3anK_3-Iv7ACPcBGAsYHg/s1008/A%2BHidden%2BLife.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-rGK_1CWlWX4/X_Htzg9DyKI/AAAAAAAAV-k/mPtp0r_KisgVIvsZ4paL6g3anK_3-Iv7ACPcBGAsYHg/w400-h186/A%2BHidden%2BLife.jpg" width="400" /></a></div>9.</b></span> <i><a href="http://a-thin-red-line.blogspot.com/2021/01/a-hidden-life.html" target="_blank">A Hidden Life</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Terrence Malick, USA/UK/D 2019)</span>: Kaum ein Regisseur widmet sich so sehr der existenziellen Frage nach dem Wieso und Warum unseres Daseins und dem vermeintlichen Widerspruch zwischen Gut und Böse wie Terrence Malick. In seinem jüngsten Drama <i>A Hidden Life</i> geht es für die Hauptfigur des Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter in Zeiten des Zweiten Weltkriegs weniger um das Finden von Antworten, als das Abfinden mit einer getroffenen Entscheidung und ihren Konsequenzen.
</div><div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Aa6TVtJIx-8/X_H5ZXq6krI/AAAAAAAAV_8/lAAB5nZLWwcZvXJr00XxFTcrJBNd-EyPACPcBGAsYHg/s1008/Tenki%2Bno%2Bko.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-Aa6TVtJIx-8/X_H5ZXq6krI/AAAAAAAAV_8/lAAB5nZLWwcZvXJr00XxFTcrJBNd-EyPACPcBGAsYHg/w400-h186/Tenki%2Bno%2Bko.jpg" width="400" /></a></div>8.</span></b> <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2020/11/weathering-with-you.html" target="_blank">Tenki no ko</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Shinkai Makoto, J/CHN 2019)</span>: So unbeständig wie das Wetter kann manche Gefühlswelt sein. Licht am Horizont sieht Shinkai Makoto stets in seinen Filmen, so auch in <i>Tenki no Ko</i> <span style="font-size: x-small;">[Weathering With You]</span>, dem Nachfolger zu <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2016/12/your-name.html" target="_blank">Kimi no na wa.</a></i> Der junge Ausreißer Hodoka lernt darin Hina kennen und lieben, die per Gebet den Regenschauern Tokios Einhalt gebietet – was jedoch nicht ohne Preis ist. Zwar entfaltet der Film nicht dieselbe emotionale Wucht wie sein Vorgänger, berührt aber dennoch ungemein.</div><div><br /></div><div><span style="font-family: georgia;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-wgVTqyQyCXM/X_Ht4p3hzxI/AAAAAAAAV-o/W-Z7uGglYJE9lHncGN3i-5FanznSHTVDQCPcBGAsYHg/s1008/Boze%2BCialo.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-wgVTqyQyCXM/X_Ht4p3hzxI/AAAAAAAAV-o/W-Z7uGglYJE9lHncGN3i-5FanznSHTVDQCPcBGAsYHg/w400-h186/Boze%2BCialo.jpg" width="400" /></a></div>7.</b></span> <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/corpus-christi-2019/1/" target="_blank">Boże Ciało</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Jan Komasa, PL/F 2019)</span> Eine von Jesu Lehren war das Vergeben, von der Katholischen Kirche dann als Ablass kommerzialisiert. Zu Vergeben lernen ist eines der Themen in Jan Komasas Oscarnominiertem <i>Boże Ciało</i> <span style="font-size: x-small;">[Corpus Christi]</span>, in dem sich ein junger Straftäter nach der Haftentlassung in einer polnischen Gemeinde als Vertretungspriester ausgibt und im Zuge dessen nicht nur den sich von einer Tragödie erholenden Einwohnern bei der emotionalen Heilung hilft, sondern auch sich selbst.</div><div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-wypOk5pblUg/X_Ht99qHSKI/AAAAAAAAV-s/8GdSHm7CsfQJSi2Eh1jg7_-TqsfUVNfOACPcBGAsYHg/s1008/Midnight%2BFamily.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-wypOk5pblUg/X_Ht99qHSKI/AAAAAAAAV-s/8GdSHm7CsfQJSi2Eh1jg7_-TqsfUVNfOACPcBGAsYHg/w400-h186/Midnight%2BFamily.jpg" width="400" /></a></div>6.</span></b> <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2020/12/midnight-family.html" target="_blank">Midnight Family</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Luke Lorentzen, MEX 2019)</span>: In Mexiko-Stadt sind nur 45 städtische Krankenwagen für die neun Millionen Einwohner zuständig. Weshalb zusätzlich viele privatisierte Sanitärer versuchen, aus der Lücke zu profitieren. Luke Lorentzen begleitet in <i>Midnight Family</i> mehrere Monate die Familie Ochoa, die einen Rettungsdienst betreibt. Seine Dokumentation zeigt ein trauriges Bild von Mexikos Notfallversorgung sowie den fragwürdigen Mitteln, zu denen Menschen gezwungen sind, um ihre Existenz zu sichern.</div><div><br /></div><div><span style="font-family: georgia;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-eNDD9_UOdDA/X_H5nP9VQJI/AAAAAAAAWAA/V_25FXPFDy8Sz56LSt2sqILO_S4GWD9KQCPcBGAsYHg/s1008/Wendy.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-eNDD9_UOdDA/X_H5nP9VQJI/AAAAAAAAWAA/V_25FXPFDy8Sz56LSt2sqILO_S4GWD9KQCPcBGAsYHg/w400-h186/Wendy.jpg" width="400" /></a></div>5.</b></span> <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2020/05/wendy.html" target="_blank">Wendy</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Benh Zeitlin, USA 2020)</span>: In seinem Nachfolger zu <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2012/12/beasts-of-southern-wild.html" target="_blank">Beasts of the Southern Wild</a></i> implementiert Benh Zeitlin viele Elemente des Vorgängers, wenn er J.M. Barries “Peter Pan” in <i>Wendy</i> seinen eigenen Touch verleiht. In dessen Welt wird Erwachsenwerden assoziiert mit der Aufgabe von Träumen und Abenteuerdrang, was den Film mit Steven Spielberg Meisterwerk <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/02/hook.html" target="_blank">Hook</a></i> eint. <i>Wendy</i> zelebriert dabei weniger ein Coming of Age als vielmehr ein Staying Young – ein liebevoller Film darüber, was es bedeutet, Kind zu sein.</div><div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Cua_ZdXY9nk/X_HuCrPPsBI/AAAAAAAAV-w/759e39IKtrAVKOD97XfMfjZAqoRLGikhwCPcBGAsYHg/s1008/La%2Bve%25CC%2581rite%25CC%2581.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-Cua_ZdXY9nk/X_HuCrPPsBI/AAAAAAAAV-w/759e39IKtrAVKOD97XfMfjZAqoRLGikhwCPcBGAsYHg/w400-h186/La%2Bve%25CC%2581rite%25CC%2581.jpg" width="400" /></a></div>4.</span></b> <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2020/10/la-verite.html" target="_blank">La vérité</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Koreeda Hirokazu, J/F/CH 2019)</span>: Erinnerungen können trügerisch sein – oder schlicht von einer Person aus Banalität narrativ etwas aufgepeppt werden. So wie in Koreeda Hirokazus erstem fremdsprachigen Drama <i>La vérité</i>, in welchem Juliette Binoche als Tochter der von Catherine Deneuve gespielten alternden Filmdiva Fabienne mit ihrer Kindheit und Persönlichkeit der Mutter hadert, während diese in einem Filmprojekt selbst von der Mutter- in die Tochterrolle gedrängt wird und ihr Leben reflektiert.</div><div><br /></div><div><span style="font-family: georgia;"><b><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-kTc-e2sKkGc/X_H5tqZJDVI/AAAAAAAAWAE/T2-IJiusnLM_zTctC0cE-9L7533XshLogCPcBGAsYHg/s1015/Swallow.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1015" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-kTc-e2sKkGc/X_H5tqZJDVI/AAAAAAAAWAE/T2-IJiusnLM_zTctC0cE-9L7533XshLogCPcBGAsYHg/w400-h185/Swallow.jpg" width="400" /></a></div>3.</b></span> <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2020/11/swallow.html" target="_blank">Swallow</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Carlo Mirabella-Davis, USA/F 2019)</span>: Selten geworden sind Filme, die Raum für Interpretationen lassen. Vergangenes Jahr lieferte Carlo Mirabella-Davis mit <i>Swallow</i> einen solchen ab, erzählt darin augenscheinlich von der jungen Ehefrau Hunter mit Pica-Syndrom, dabei lässt sich Letzteres problemlos als Metapher für Hunters Situation und Leben lesen, in dem es Dinge gibt, die sie schlucken muss und die es zu verdauen gilt. Das Ergebnis ist die vielleicht zufriedenstellendste Emanzipationsgeschichte des Jahres.</div><div><br /></div><div><b><span style="font-family: georgia;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-S0crSQRYK8E/X_H6V8ccnLI/AAAAAAAAWAw/i8tt7I4vj8UbMmXgFVQi2qKbNYsV1_WmQCPcBGAsYHg/s1008/I%2527m%2BThinking%2BAbout%2BEnding%2BThings%2B%25282%2529.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-S0crSQRYK8E/X_H6V8ccnLI/AAAAAAAAWAw/i8tt7I4vj8UbMmXgFVQi2qKbNYsV1_WmQCPcBGAsYHg/w400-h186/I%2527m%2BThinking%2BAbout%2BEnding%2BThings%2B%25282%2529.jpg" width="400" /></a></div>2.</span></b> <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2020/12/im-thinking-of-ending-things.html" target="_blank">I’m Thinking of Ending Things</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Charlie Kaufman, USA 2020)</span>: Nichts bereuen – dazu sind Figuren von Charlie Kaufman in der Regel nicht fähig. Auch sein jüngster männlicher Protagonist schwelgt in <i>I’m Thinking of Ending Things</i> im Gestrigen, während er mit seiner neuen Freundin zum Antrittsbesuch bei seinen Eltern fährt. In der Folge verschwimmen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, verschmelzen Zeit und Raum. Das Ergebnis weist viel vom Humor des Auteurs auf, könnte letztlich aber durchaus etwas subtiler sein.
</div><div><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-32aos8eyXrg/X_cLYZ1CofI/AAAAAAAAWCk/9A4hdxrg9_AI3Vst__FZES6oFWBmZs1ZQCPcBGAsYHg/s1008/Bloody%2BNose%252C%2BEmpty%2BPockets.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-32aos8eyXrg/X_cLYZ1CofI/AAAAAAAAWCk/9A4hdxrg9_AI3Vst__FZES6oFWBmZs1ZQCPcBGAsYHg/w400-h186/Bloody%2BNose%252C%2BEmpty%2BPockets.jpg" width="400" /></a></div><div><span style="font-family: georgia;"><b>1.</b></span> <i><a href="http://a-thin-red-line.blogspot.com/2020/11/bloody-nose-empty-pockets.html" target="_blank">Bloody Nose, Empty Pockets</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Bill Ross IV/Turner Ross, USA 2020)</span>: In ihrem jüngsten Werk <i>Bloody Nose, Empty Pockets</i> inszenieren Turner und Bill Ross IV eine Totenwache für eine Kneipe, die einer Gruppe Abgehängter der Gesellschaft zum Zuhause wurde, als enorm unterhaltsames, eindringliches Dokument darüber, wie eine Umgebung Menschen definiert und Menschen ihre Umgebung. <i>“Sometimes you wanna go, where everybody knows your name, and they’re always glad you came”</i>, wusste schon das <i>Cheers</i>-Theme.</div></div></div>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-81938704447057354572020-12-31T11:20:00.002+01:002023-05-14T18:01:02.628+02:00I’m Thinking of Ending Things<i><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-u5NJg8VUzv8/X-y4pNV4mwI/AAAAAAAAV4k/Pmg3UfPOx941Banx4t70K0t6BW-I1lcDgCPcBGAsYHg/s1008/I%2527m%2BThinking%2BAbout%2BEnding%2BThings.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-u5NJg8VUzv8/X-y4pNV4mwI/AAAAAAAAV4k/Pmg3UfPOx941Banx4t70K0t6BW-I1lcDgCPcBGAsYHg/w400-h186/I%2527m%2BThinking%2BAbout%2BEnding%2BThings.jpg" width="400" /></a></div>I suppose I watch too many movies.</i><br /><br /><div style="text-align: justify;"><i>« Non, je ne regrette rien »</i>, singt Édith Piaf in ihrem gleichnamigen Lied. Sie bereue nichts – etwas, das die Figuren in Charlie Kaufmans Filmen nicht unbedingt von sich sagen. So auch in seinem jüngsten Werk <i>I’m Thinking of Ending Things</i>, das dieses Jahr direkt auf dem Streaming-Dienst Netflix landete und sich wie immer um Einsamkeit, Liebe, Beziehungen und personelle Leere dreht. Nominell wird darin vom Antrittsbesuch einer jungen Frau bei den Eltern ihres neuen Freundes erzählt. Im Kern geht es Kaufman jedoch weniger um das Spezielle, sondern wie immer das Allgemeine. Nicht um das Leben einer einzelnen Person, vielmehr das Leben generell. All seine Höhen und Tiefen – kompakt kondensiert in einem einzigen Abend.<br /><br />Eine junge Liebe ist es, die Lucy (Jessie Buckley) und Jake (Jesse Plemons) ein. Vor einem Monat lernten sie sich erst bei einem Bar-Quiz kennen, doch Lucy – wie der Filmtitel vorwegnimmt – denkt bereits jetzt daran, einen Schlussstrich zu ziehen. <i>“The idea is new. But it feels old at the same time”</i>, fasst sie ihr Dilemma oxymoronisch zusammen. Ähnlich verhält es sich mit dem Besuch bei Jakes Eltern, dem ersten gemeinsamen Trip des Paares, der dennoch zugleich Nostalgie erwecke, wie Lucy sinniert. Die aufkommende Stille während der Fahrt versucht Jake dadurch im Keim zu ersticken, indem er seine Freundin nach deren Biologie-Studium und ihrer Ganglien-Forschung befragt oder Lucy von ihr selbstverfasste Gedichte zum Besten geben lässt.<br /><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-UDf5dHpp_Dc/X-y4wZod-iI/AAAAAAAAV4o/t0-ORadembII4j_sEr_iVDLTv-EERFiVwCPcBGAsYHg/s1008/I%2527m%2BThinking%2BAbout%2BEnding%2BThings_Jake.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-UDf5dHpp_Dc/X-y4wZod-iI/AAAAAAAAV4o/t0-ORadembII4j_sEr_iVDLTv-EERFiVwCPcBGAsYHg/s320/I%2527m%2BThinking%2BAbout%2BEnding%2BThings_Jake.jpg" width="320" /></a></div>Der Ausflug zu Jakes Elternhaus führt nicht nur zur Vorstellung bei seinen Erzeugern, sondern unweigerlich auch in seine Kindheit. Gegenwart und Vergangenheit treffen aufeinander und werfen Schatten auf die Zukunft. Kaufman beginnt im Verlauf verstärkt, die Realitätsschrauben zu lockern – was ist Schein, was Sein? Handelt es sich um einen unzuverlässigen Erzähler, ein unzuverlässiges Publikum oder vielleicht beides? Lucys Name ändert sich zuerst in Louisa, dann in Lucia und wieder zur Lucy; ihr Studienfach wiederum wechselt im Laufe des Abends von Biologie zu Quantenphysik und Gerontologie. <i>“I’m feeling confused”</i>, gesteht Jakes Vater (David Thewlis) später einmal – womöglich wie auch mancher Zuschauer.<br /><br />Zeit und Raum verschmelzen mehr und mehr. In einer Szene ist Jakes Mutter (Toni Collette) jung, in der nächsten ein Pflegefall. Sein Vater erst gewitzt, dann dement. Wahrnehmen kann dies nur das Publikum. <i>“We’re stationary and time passes through us”</i>, sagt Lucy mal. <i>“Time is another thing that exists only in the brain”</i>, philosophiert Jake an einer anderen. Dass Zeit im Geiste wahrgenommen werden, beschrieb bereits Augustinus. In dieses Verständnis fügt sich gut ein, dass wir die Anfänge von Lucys und Jakes Beziehung erleben, die gleichzeitig deren Ende markieren. Alles ist im Fluss, das Spiel mit Zeit zeichnete bereits Charlie Kaufmans meisterhaftes Regie-Debüt <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2009/12/synecdoche-new-york.html" target="_blank">Synecdoche, New York</a></i>, das vor elf Jahren erschien, aus.<br /><br /><i><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-jhS4HUwY-hY/X-y40fjx2BI/AAAAAAAAV4s/ZCSipOzqiE8jeN4X9eDGcEQqv7B95f5fQCPcBGAsYHg/s1008/I%2527m%2BThinking%2BAbout%2BEnding%2BThings_Parents.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-jhS4HUwY-hY/X-y40fjx2BI/AAAAAAAAV4s/ZCSipOzqiE8jeN4X9eDGcEQqv7B95f5fQCPcBGAsYHg/s320/I%2527m%2BThinking%2BAbout%2BEnding%2BThings_Parents.jpg" width="320" /></a></div>I’m Thinking of Ending Things</i> fokussiert sich zwar weitestgehend auf Lucy, erzählt aber im Grunde von Jake. Von seinem Selbstbild und seiner Einordnung von diesem in seiner Umwelt. Jake liebt Musicals, allen voran <i>Okalahoma!</i>, besitzt rudimentäres Wissen über Ganglien, kennt die Werke von Anna Gavon, Leo Tolstoi oder David Foster Wallace und schätzt die Gedichte von William Wordsworth. Letzterer hatte viele von ihnen einer Dame, die ebenfalls Lucy hieß, gewidmet – <i>“a beautiful, idealized woman”</i>, wie Jake weiß. Er hat hohe Ansprüche an sich selbst, scheint diese aber nie entsprechend verwirklicht zu haben. Wovon auch gewisse Anspannungen während des Abendessens im Beisein seiner beiden Eltern zeugen.<br /><br />Bestimmt, entnervt und aggressiv gebiert sich Jake. Nervös, gar ängstlich wirken die Blicke, die seine Mutter wandern lässt. <i>“Jake can be controlling”</i>, sagt sie und die Atmosphäre erinnert an Joe Dantes Segment “It’s a Good Life” aus <i>Twilight Zone: The Movie</i>. Bloß kein falsches Wort sagen, bloß keinen Zorn auf sich ziehen. Jakes Eltern wirken bereits abverurteilt in dieser lebenslangen Haft jenes emotionalen Gefängnisses, für Lucy, so suggeriert der Film, besteht noch Hoffnung – <i>“I’m thinking of ending things”</i>. Wenn nicht jetzt, wann dann? Lieber jetzt, als nie. Oder wie es Lucy nennt: <i>“the lie of it all”</i>, all diese Platitüden. Gott hat einen Plan, alles wird gut, es ist nie zu spät. Die Hoffnung ruht auf der Zukunft, wenn Heute zu Gestern wird.<br /><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-X0Ip3kZImrc/X-y44zpSHzI/AAAAAAAAV40/t8NEsrcJf4sCAodeodzVyJXWNkGEoIZYACPcBGAsYHg/s1008/I%2527m%2BThinking%2BAbout%2BEnding%2BThings_Tulsy%2BTown.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-X0Ip3kZImrc/X-y44zpSHzI/AAAAAAAAV40/t8NEsrcJf4sCAodeodzVyJXWNkGEoIZYACPcBGAsYHg/s320/I%2527m%2BThinking%2BAbout%2BEnding%2BThings_Tulsy%2BTown.jpg" width="320" /></a></div>Nur: Menschen können nicht in der Gegenwart leben, wirft Lucy ein. <i>“So they invented hope.”</i> Darin begründet liegt der Glaube, der Monotonie des Alltags zu entkommen, in einer Nebenhandlung in einem Schulhausmeister (Guy Boyd) personifiziert. Dessen Tage sind immer gleich, ein stagnierendes Manifest in einem Meer an Pubertät und Erwachsenwerden. Wo die Schüler der Einrichtung entkommen, zählt der Hausmeister zum Inventar. Wo die Jugendlichen weiterziehen, in eine erwartungsvolle Zukunft, markiert der Hausmeister mit seiner Gegenwart ihre Vergangenheit. <i>“The onslought of identical days”</i> beschrieb Lucy in ihrem rezitierten Gedicht. <i>“It’s like you wrote it about me”</i>, bemerkt Jake, ohne die Tragik zu erkennen.<br /><br />Lucy, erwidert sie, zielte auf <i>“universality in the specific”</i> ab. Pars pro toto oder, um wieder auf Kaufman zu verweisen, eine Synekdoche. <i>I’m Thinking of Ending Things</i> besitzt viel vom Humor seines Auteurs, obgleich weniger subtil als in seinen früheren Werken. Gerade dann, wenn sich bei Wiederholungssichtungen zeigt, wie eindeutig der Film im Grunde in seiner ursprünglichen vermeintlichen Uneindeutigkeit ist. Wenn Jake hinweist, dass die Menschen von David Foster Wallaces Selbstmord mehr wissen als seinen Büchern (<i>“suicide becomes the story”</i>) oder ein Zitat von Pauline Kael zu <i>A Woman Under the Influence</i> sich auf Lucy und ihre vielen Interessen münzen ließe (<i>“nothing that she does is memorable because she does so much”</i>).<br /><br /><i><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-dA5cFI-V21w/X-y48y7RCDI/AAAAAAAAV44/_ptERlFV8CAFpZVOfEEf3OnNfMUAcHR0ACPcBGAsYHg/s1008/I%2527m%2BThinking%2BAbout%2BEnding%2BThings_Janitor.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-dA5cFI-V21w/X-y48y7RCDI/AAAAAAAAV44/_ptERlFV8CAFpZVOfEEf3OnNfMUAcHR0ACPcBGAsYHg/s320/I%2527m%2BThinking%2BAbout%2BEnding%2BThings_Janitor.jpg" width="320" /></a></div>“We hope for the future, and then we turn to the past, and then we begin slowly and desperately to hope for the past”</i>, beschrieb Henri Barbusse in seinem Werk <i>Light</i>. Eine Zeile, die Jake gefallen könnte. <i>“So many wrong turns”</i> habe er in seinem Leben genommen, bedauert Jake dann auf der nächtlichen Heimfahrt. <i>“The world is larger... than the inside of your head”</i>, realisiert er – allerdings womöglich zu spät. Hätte, wäre, wenn... – die Rückbesinnung auf das Vergangene mit Hoffnung für die Gegenwart bildete bereits das Fundament in Kaufmans jüngstem Film <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2016/04/anomalisa.html" target="_blank">Anomalisa</a></i>. Prinzipiell fügt sich Jake ganz gut ein in die männliche Galerie an Protagonisten, denen ihr Ego(zentrismus) im Leben am meisten im Weg zum Glück steht.<br /><br />
Glücklich ist im Universum von Charlie Kaufman keine Figur, gefangen in Repetition, bis eine Erlösung erfolgt. Ein trostloses Bild, nicht unähnlich der verschneiten Landschaft, die Lucy und Jake passieren. <i>“Beautiful... in a bleak kind of way”</i>, beschreibt Lucy diese – und könnte zugleich über <i>I’m Thinking of Ending Things</i> sprechen. Der verliert sich in seinen Schlussminuten ein wenig in seinen vielen Referenzen, ist letztlich – zumindest nach der ersten Sichtung – vielleicht etwas zu verkopft und durchgeplant, als dass seine Kreativität einen vollends einnimmt (ähnlich haderte auch <i>Anomalisa</i>). <i>“Do it or do not do it – you will regret both”</i>, wusste schon Søren Kierkegaard in seinem Buch <i>Either/Or</i>. Folglich kann man am Ende also nur verlieren.</div><br />
<b><span style="font-family: georgia;">8.5/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-81083211695522484652020-12-23T20:36:00.003+01:002023-05-14T18:01:48.008+02:00Midnight Family<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Kr9FPP2Oi6k/X-Obu7pAyqI/AAAAAAAAV3g/w1rwUIR6v1gpHb_108DJzQLiWfcFQTZ4wCPcBGAsYHg/s1008/Midnight%2BFamily.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-Kr9FPP2Oi6k/X-Obu7pAyqI/AAAAAAAAV3g/w1rwUIR6v1gpHb_108DJzQLiWfcFQTZ4wCPcBGAsYHg/w400-h186/Midnight%2BFamily.jpg" width="400" /></a></div><i>No school, no ambulances.</i><br /><br /><div style="text-align: justify;">Im englischen Sprachraum spricht man von <i>“ambulance chasers”</i>, wenn Anwälte hinter Unfallmandaten her sind und das schnelle Geld wittern. In Luke Lorentzens Dokumentarfilm <i>Midnight Family</i> erleben wir eine andere Form der <i>“ambulance chaser”</i> – mehrere Wettrennen von Rettungswagen untereinander gegen die Zeit. Weniger, um das Leben von Unfallopfern zu retten, sondern um mit deren Transport den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Denn da es in Mexiko-Stadt, wo der Film spielt, für die neun Millionen Einwohner nur 45 öffentliche Rettungswägen gibt, füllen viele privatisierte Sanitäter die vorhandene Lücke der Krankenhaustransporte.<br /><br /></div><div style="text-align: justify;">Lorentzen begleitet hierbei den Ochoa-Clan, die einen Rettungsdienst als Familienunternehmen betreiben. Vater Fer Ochoa war einst beim Roten Kreuz ausgebildet, mit Sanitäter Manuel Hernandez und seinem ältesten Sohn Juan am Steuer suchen sie seither jede Nacht bis in die Morgenstunden nach Verletzten, denen sie die Fahrt zum Krankenhaus in Rechnung stellen können. Und müssen sich dabei mitunter sputen, wenn ein Konkurrent ebenfalls auf die Durchsage im Polizeifunk angesprungen ist. <i>Midnight Family </i>durchzieht dabei durchweg eine gewisse ethische Frage, ob die Vorgehensweise der Ochoas gerechtfertigt ist. Aber was ist die Alternative?<br /><br /><i>Midnight Family</i> und der gezeigte desolate Zustand der Notfallversorgung in Mexiko-Stadt erinnert in Zügen an Ilian Metevs Dokumentation <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2013/11/sofias-letzte-ambulanz.html" target="_blank">Poslednata lineika na Sofia</a></i>, die vor sieben Jahren das einzige Reanimationsteam für die 1,2 Millionen Einwohner umfassende bulgarische Stadt Sofia begleitete. Wartezeiten bis zu 40 Minuten geben Juan Ochoa und Co. in einer Szene gegenüber einem Patienten an, nach denen kein öffentlicher Rettungswagen eingetroffen sei. Vermutlich deutlich überzogen in der Dauer, aber womöglich auch nicht übertrieben. Es erscheint fraglich, wie die 45 städtischen Rettungswägen effektiv die ganze Stadt versorgen können.<br /><br /><a href="https://apnews.com/article/virus-outbreak-archive-mexico-city-mexico-6f90f8f9260bfbebc7e3d27412eb6898" target="_blank"></a><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://apnews.com/article/virus-outbreak-archive-mexico-city-mexico-6f90f8f9260bfbebc7e3d27412eb6898" target="_blank"></a><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Jjzxf_PElZM/X-ObqSxkL7I/AAAAAAAAV3c/RaDa-ogKfBIucZ-H1LR4GEEIqWqAxzdmACPcBGAsYHg/s1008/Midnight%2BFamily_2.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-Jjzxf_PElZM/X-ObqSxkL7I/AAAAAAAAV3c/RaDa-ogKfBIucZ-H1LR4GEEIqWqAxzdmACPcBGAsYHg/s320/Midnight%2BFamily_2.jpg" width="320" /></a></div><a href="https://apnews.com/article/virus-outbreak-archive-mexico-city-mexico-6f90f8f9260bfbebc7e3d27412eb6898" target="_blank">In einem Artikel von AP</a> wiederum ist von „Ambulanz-Piraten“ die Rede. Diese würden den städtischen Rettungswagen zuvorkommen, um bei den Opfern horrende Preise zu verlangen. Was durchaus der Fall sein mag, angesichts von <i>Midnight Family</i> aber zumindest im Fall der Ochoas eher unzutreffend ist. <i>“We didn’t make a single peso”</i>, resümiert Juan nach einer langen Nacht, wo der beförderte Patient den Transport hinterher nicht bezahlen konnte, die Ochoas also mit medizinischem Equipment und Benzin am Ende sogar draufgezahlt haben. Reich wird die Familie folglich mit ihrer Arbeit nicht, hält sich vielmehr eher schlecht als recht über Wasser.<br /><br />Es ist ein zweischneidiges Schwert, welches Lorentzen dem Zuschauer hier präsentiert, ohne eine Antwort mitzuliefern. So stellen die Ochoas in einem Fall 3.800 Pesos für einen Transport ins Krankenhaus in Rechnung – umgerechnet etwa 155 Euro. Die Alternative wäre, eventuell lange und im schlimmsten Fall vergeblich auf den städtischen Rettungswagen zu warten. Und wenn es dumm läuft, zu lange. Die Ochoas sind zugleich darum bemüht, Patienten in gewisse private Kliniken zu bringen, die ihnen hierfür eine Provision in Aussicht stellen. Was andererseits nötig erscheint, wenn sie für Unfalltipps Polizisten beteiligen oder teils auch bestechen müssen.<br /><br />Eine Einnahme von 1.500 Pesos für eine Fahrt wird dann durch Vier geteilt, abzüglich aller Kosten für Benzin, Verpflegung und Ausrüstung bleiben pro Person am Ende kaum zehn Euro Verdienst übrig. Ein magerer Stundenlohn, aber für Mexiko-Stadt wohl auch kein schlechter, wo sich das durchschnittliche Monatseinkommen unter 1.000 Euro bewegt. <i>“If no one got sick, there would be no doctors”</i>, sieht der erst 17 Jahre alte Juan die Korrelation zwischen Verletzten und Verdienst pragmatisch. Zwischen den Einsätzen berichtet der Zahnspangen-befleckte Teenager seiner Freundin am Telefon vom Erlebten, der jüngere Bruder schlägt derweil die Zeit tot.<br /><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-3CB_BvuLSfQ/X-OblHR0OqI/AAAAAAAAV3Y/AOh5Zb5gDQUCZdoYsC-oinyrqyUP57IHgCPcBGAsYHg/s1008/Midnight%2BFamily_3.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-3CB_BvuLSfQ/X-OblHR0OqI/AAAAAAAAV3Y/AOh5Zb5gDQUCZdoYsC-oinyrqyUP57IHgCPcBGAsYHg/s320/Midnight%2BFamily_3.jpg" width="320" /></a></div>Wie in <i>Poslednata lineika na Sofia</i> ist der Zuschauer nah dran an den Protagonisten, erlebt ihren Alltag mit. Es ist ein Alltag der Zwiespälte, wo sowohl das eigene Einkommen gesichert werden muss, als auch das Wohl der Verletzten Berücksichtigung erhält. Bei der Entscheidungsfindung helfen die Ochoas gerne mal nach, wenn sie bestimmte Krankenhäuser empfehlen, wo sie Rückvergütungen erwarten können. Mitunter gehen sie aber auch oft leer aus, wie Juan berichtet, bisweilen werden sie nur für ein Drittel ihrer Fahrten bezahlt. Was dann im Umkehrschluss wiederum auch keine großen Investments in vielleicht bessere medizinische Ausrüstung zulässt.<br /><br />Manchmal ist die beste Medizin einfach eine Umarmung, wie im Fall einer Jugendlichen, der ihr Freund die Nase gebrochen hat. Das Publikum macht sich sein eigenes Bild von den Ochoas, muss abwägen, wie es Szenen und Situationen einzuordnen hat – oder überhaupt einordnen kann. Dass die Ochoas ein Familienunternehmen aus dem Sanitätsdienst machten, scheint naheliegend. Der jüngste Sohn vernachlässigt die Schule, um die Nächte auf der Rückbank mitzufahren – man mag sich vorstellen, wie dies bei Juan selbst zuvor als Kind der Fall war. Die beruflichen Aussichten in Mexiko-Stadt wirken begrenzt, jeder muss irgendwie über die Runden kommen.<br /><br />Offensichtlich macht Luke Lorentzen in seinem Film aber auch, dass wer die Hilfe und Versorgung anderer Menschen zum Geschäftsmodell macht, damit letztlich eher rote als schwarze Zahlen schreiben dürfte. Ähnlich heldenhaft wie die Figuren aus <i>Poslednata lineika na Sofia</i> geraten die Ochoas vielleicht nicht, dafür spiegeln sie authentisch die Probleme wider, welche die medizinische Versorgung auf der einen Seite und das finanzielle Überleben der Einwohner auf der anderen Seite in Mexiko-Stadt plagen. Private Rettungswägen und „Ambulanz-Piraten“ sind somit in der mexikanischen Hauptstadt ein Geschäftsmodell, das buchstäblich aus der Not geboren ist.</div><p></p><b><span style="font-family: georgia;">
7/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-84980666908404644652020-11-30T13:00:00.001+01:002020-11-30T13:00:05.359+01:00Swallow<i><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-ZOV7QUy5lCc/X8EGNb_2WFI/AAAAAAAAV1Q/8l8EPbkHbeM5LWdXdGKEEny66vO7q2-eACPcBGAsYHg/s1008/Swallow.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-ZOV7QUy5lCc/X8EGNb_2WFI/AAAAAAAAV1Q/8l8EPbkHbeM5LWdXdGKEEny66vO7q2-eACPcBGAsYHg/w400-h186/Swallow.jpg" width="400" /></a></div>Fake it til you make it.</i><br />
<br /><div style="text-align: justify;">Es gibt sie noch, bemerkenswerte Filme – primär, aber nicht singulär, weil sie sich offen zur Interpretation lassen. Und damit dem Zuschauer die Option geben, individuelle Dinge aus ihnen herauszulesen. Viel kann, nichts muss. Lorcan Finnegans <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2020/08/vivarium.html" target="_blank">Vivarium</a></i> war dieses Jahr bereits ein solcher Film, Carlo Mirabella-Davis’ <i>Swallow</i> ist ein weiterer. Erzählt wird darin von einer jungen Frau, Hunter (Haley Bennett), die an der Spitze angekommen scheint, weg vom Sanitär-Einzelhandel und eingeheiratet in eine reiche Familie. Statt der Spitze stellt sich ihr neues Leben jedoch vielmehr als Tiefpunkt heraus, kanalisiert in der Entwicklung eines Pica-Syndroms, das – je nach Zuschauer-Sicht – als Metapher auf Hunters Situation gelesen werden darf.<br />
<br />
Der Film beginnt dabei bereits mit einer solchen, wenn wir ein in die Enge getriebenes Lamm sehen, dass anschließend filetiert und für ein Mahl der Familie Conrad zubereitet wird. Lammfromm und unschuldig wirkt auch Hunter inmitten dieser Familie, die mit dem Zuwachs später ähnlich kompromisslos umgehen wollen wie dem Tier zuvor. Hunters Mann Richie (Austin Stowell) ist gerade zum jüngsten Geschäftsleiter in der Firma seines Vaters (David Rasche) ernannt worden. Das frisch vermählte Paar lebt dabei in einem luxuriösen Haus, dass Richies Eltern bezahlt haben. Deren Sohn übt wohl das aus, was David Graeber als <i>“bullshit job”</i> konnotiert hat. Zumindest ist er beschäftigt, was Hunter nicht von sich behaupten kann.<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-41YxtWI4G54/X8EGZlX2sXI/AAAAAAAAV1Y/EaErfCYU2bkmCRi4H2IcuNlFSI6XePj0gCPcBGAsYHg/s1008/Swallow_4.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-41YxtWI4G54/X8EGZlX2sXI/AAAAAAAAV1Y/EaErfCYU2bkmCRi4H2IcuNlFSI6XePj0gCPcBGAsYHg/s320/Swallow_4.jpg" width="320" /></a></div>Sie schlägt die Zeit daheim mit Fernsehen und Mobile Games tot, ehe sie sich für die Rückkehr ihres Mannes schick macht und ebenso drapiertes Essen auftischt. <i>“I feel so lucky”</i>, seufzt sie, wird von ihrem Gatten aber gar nicht wahrgenommen. Ein wiederkehrendes Merkmal, in den Szene mit den Conrads ist Hunter dabei, aber nie mittendrin. <i>“Push yourself to try new things”</i> lautet der Rat in einem Selbsthilfebuch, das Hunter in ihrer Freizeit liest – und kürt den Satz fortan zu ihrem Mantra. Schluckt immer wieder neue Gegenstände, von Murmeln über Büroklammern und Batterien, um sie durch ihren Verdauungstrakt zu jagen und nach erfolgreichem Ausscheiden danach wie kleine Trophäen in einem Schauglas auszustellen.<br />
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Für Hunter ist ihr Pica-Syndrom ein Mittel, um mit ihrem Alltag fertig zu werden. Um all das zu verdauen, was ihr Richie und seine Eltern servieren. Als sie bei einem Abendessen eine Geschichte erzählen soll, dann aber von Richies Vater abgewürgt wird, sehen wir sie das erste Mal einen Eiswürfel in den Mund stecken. Nachdem ihre Schwiegermutter (Elizabeth Marvel) ihre kurzen Haaren kritisiert (<i>“You should grow it out. Richie likes girls with long, beautiful hair”</i>), folgt schließlich mit einer Murmel ein festes Objekt. Und repräsentiert damit die Empörung, die mit der Aussage der Schwiegermutter einherging. Wenn Hunter anschließend die Murmel wieder ausscheidet, hat sie nicht nur das Objekt, sondern auch die Beleidigung zugleich verdaut.<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-TbTcSLbLrmM/X8EGePNOHuI/AAAAAAAAV1c/kNK2_ZcejUYDEahbzopXK7_0REal1XRnACPcBGAsYHg/s1008/Swallow_3.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-TbTcSLbLrmM/X8EGePNOHuI/AAAAAAAAV1c/kNK2_ZcejUYDEahbzopXK7_0REal1XRnACPcBGAsYHg/s320/Swallow_3.jpg" width="320" /></a></div>Immer wieder sehen wir, wie die Conrads Hunter in ihre Schranken verweisen. Und wie sich die Objekte auf ihrem Schauglas vermehren. Das Schlucken der Objekte, die immer gefährlicher werden, sorgt darüber hinaus auch für etwas Aufregung in einem sonst frustrierend banalen Alltag. Das Schlucken <i>“made me feel in control”</i>, gesteht Hunter später einer Psychotherapeutin, zu der sie ihr Schwiegervater schickt, nachdem ihr Pica-Syndrom auffliegt. <i>“I’m not telling you how to do your job, but I’m paying for this. Results – I want results”</i>, macht er der Psychotherapeutin klar. Und betont das Selbstverständnis, dass jedes Subjekt letztlich irgendwie nur ein Objekt ist, solange es von dem Geld anderer Leute abhängig gemacht wird.<br />
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Auch Richie entgegnet an einer Stelle gegenüber Hunter, er bezahle für alles, während sie nur rumsitze. Dabei scheint dieses Szenario gewollt, wirkt Hunter für die Conrads eher wie ein Inkubationsprojekt, entsprechend die Freude, als diese tatsächlich im Verlauf schwanger wird. Passend dazu ist ihr Haus mit bodentiefen Fenstern ausgestattet, auch die Patio von einem Glaszaun umrahmt. Hunters Welt wirkt so offen und weitläufig, in Wahrheit ist sie jedoch in ihren eigenen vier Wänden gefangen. Geradezu zynisch wirkt es dann, als Richie später mit dem syrischen Kriegsüberlenden Luay (Laith Nakli) eine „Haushaltshilfe“ für Hunter einstellt, die der jungen Frau beim Nichtstun unter die Arme greifen soll und vielmehr als Aufpasser dient.<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-NjCHCoaQSZg/X8EGh4IO2ZI/AAAAAAAAV1g/Mc8PH5m6lTMEnYCZVUXdYeEbnrt9C7BkgCPcBGAsYHg/s1008/Swallow_2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-NjCHCoaQSZg/X8EGh4IO2ZI/AAAAAAAAV1g/Mc8PH5m6lTMEnYCZVUXdYeEbnrt9C7BkgCPcBGAsYHg/s320/Swallow_2.jpg" width="320" /></a></div>Es gibt Dinge, die man im Leben schlucken muss. Die es zu verdauen gilt. Und Dinge, an denen man sich verschluckt. Mirabella-Davis inszeniert dies buchstäblich in <i>Swallow</i>, das sich im Schlussakt zur Emanzipationsgeschichte entwickelt. Nicht nur von Hunters Lebens Leben in der Gegenwart, sondern auch von dem Traumata ihrer Vergangenheit, denen sie sich letzten Endes stellen muss. Haley Bennett ragt dabei aus einem solide spielenden Ensemble heraus, spielt ihre Rolle verletzlich und naiv, gleichzeitig aber auch selbstbestimmt. Stowell, Rasche und Marvel fallen demgegenüber etwas ab, was der Tatsache geschuldet sein mag, dass ihrer Figuren weniger ausgearbeitet sind, sondern hauptsächlich durch ihre Position personifiziert.<br />
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“Fake it til you make it”</i>, lautet das Mantra von Hunters Schwiegermutter, das sie ihr mit auf den Weg gibt. Und das wiederum im Grunde auch den Prozess beschreibt, den Hunter im Verlauf von <i>Swallow</i> durchschreitet. <i>“I just wanna make sure I’m not doing anything wrong”</i>, sagte sie noch im ersten Akt. Wandelt jedoch den Ansatz, nicht das Falsche machen zu wollen, schließlich zu dem, das Richtige zu tun. Carlo Mirabella-Davis beschränkt sich in <i>Swallow</i> auf das Essentielle, spielt geschickt mit Motiven und Metaphern, und kann sich auf eine starke Hauptdarstellerin verlassen. Endend auf einer Entscheidung und einem Schlussbild, die nicht für jeden einfach zu verdauen sind. Die das Publikum aber dennoch zu Schlucken hat.<br /><br /></div>
<b><span style="font-family: georgia;">7.5/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-5734215210379694352020-11-22T14:48:00.002+01:002023-05-14T18:02:49.472+02:00Tenki no Ko [Weathering with You]<div style="text-align: justify;"><i><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-ICnxUneKn7I/X7ppwNK_KmI/AAAAAAAAVyM/AvI1wFEspW4s9ZrPPnrngYymdkybED83wCPcBGAsYHg/s1008/Tenki%2Bno%2Bko.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-ICnxUneKn7I/X7ppwNK_KmI/AAAAAAAAVyM/AvI1wFEspW4s9ZrPPnrngYymdkybED83wCPcBGAsYHg/w400-h186/Tenki%2Bno%2Bko.jpg" width="400" /></a></div>Is that all you’ve written so far?</i><br />
<br />Wenn man sich auf etwas verlassen kann, dann, dass man sich bei der Wettervorhersage auf nichts verlassen kann. Mitunter zeigt die Sonnenschein an, während man gerade im Regen steht. Letzterer ist inzwischen immer mehr Mangelware, was sich in Dürreperioden auch auf die Landwirtschaft auswirkt. Dabei hat eine Stadt wie Berlin oder Paris im Schnitt um die 165 Regentage im Jahr – und damit deutlich mehr als das japanische Tokio, wo es rund 117 Tage jedes Jahr regnen soll. Über ausbleibende Ergüsse würde sich in Shinkai Makotos jüngstem Film <i>Tenki no Ko</i> – international als <i>Weathering with You</i> vertrieben – wohl niemand in Tokio beschweren, regnet es innerhalb der Geschichte doch seit zwei Monaten fortwährend.<br />
<br />Vom Regen in die Traufe – so ließe sich im Grunde auch das Schicksal des Protagonisten Hodoka (Daigo Kotaru) beschreiben. Der 16-Jährige ist von zuhause aus ungeklärten Gründen ausgebüxt und hat sich nach Tokio durchgeschlagen, wo der Ausreißer nun auf der Straße rumlungert, in Webcafés nach Jobs googelt und sich mit Big Macs über Wasser hält. Bis er eine Stelle als Autor für den Textdienst von Keisuke (Oguri Shun) und Natsumi (Honda Tsubasa) ergattert, inklusive Unterkunft und Verpflegung. Keisuke bereitet für Magazine Stadtlegenden auf, dafür soll Hodoka einem <i>“sunshine girl”</i> nachrecherchieren, das er in Hina (Mori Nana) zu erkennen glaubt. Und in der Tat vermag Hina per Gebet die Sonne hervorzulocken.<br /><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-dvobjaK9nZw/X7ppr_vN-aI/AAAAAAAAVyI/u_7UpNLyglI6DwlY_uMzNjFaqeAJJb6NwCPcBGAsYHg/s1008/Tenki%2Bno%2Bko_Sunshine%2BGirl.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-dvobjaK9nZw/X7ppr_vN-aI/AAAAAAAAVyI/u_7UpNLyglI6DwlY_uMzNjFaqeAJJb6NwCPcBGAsYHg/s320/Tenki%2Bno%2Bko_Sunshine%2BGirl.jpg" width="320" /></a></div>Hodoka und Hina beginnen alsbald einen buchstäblichen Wetterdienst, den Privatpersonen engagieren können, damit ihr Flohmarkt dem Regen fernbleibt oder zum Todestag des Liebsten ausnahmsweise die Sonne scheint. <i>“Messing with nature has a cost”</i> heißt es dabei eingangs bereits an einer Stelle und auch später wird ein älterer Mann vorausdeuten: <i>“everything comes at a price.”</i> Insofern ahnt man als Zuschauer schon, dass sich um Hina und ihr Talent alsbald ein Drama entspinnen wird. Ähnlich wie in Shinkais Vorgänger <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2016/12/your-name.html" target="_blank">Kimi no na wa.</a></i> obliegt es der männlichen Figur, alles daran zu setzen, das Schicksal des <i>love interests</i> zum Guten zu wenden. Dass <i>Tenki no Ko</i> im selben Universum zu spielen scheint, passt da ins Bild.<br /><br />
Der Film erzählt dabei weniger eine YA-Liebesgeschichte als ein Coming of Age für die drei Hauptfiguren, zu denen mit etwas Abstand auch Keisuke zu zählen wäre. Letzterer ist bemüht, sein Leben in die richtigen Bahnen zu lenken, um nach dem Tod seiner Frau das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter zurückzuerlangen. Eine Elternrolle nimmt auch Hina ein, die nach dem Tod ihrer Eltern für ihren jüngeren Bruder Nagi (Kiryu Sakura) sorgt – und sich dabei mehr schlecht als recht über Wasser hält. Wie angedeutet sind die Hintergründe für Hodokas Flucht von daheim nicht vollends klar, doch auch er wächst in seiner neuen Umgebung. <i>“For the first time someone was relying on me”</i>, sieht er seine Beschäftigung bei Keisuke positiv.<br /><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-7Kn3QW4O1GI/X7ppnhQZ0TI/AAAAAAAAVyE/UKkWnz6nKBgp_xacYjPHbfdB9XLgbtJlgCPcBGAsYHg/s1008/Tenki%2Bno%2Bko_Hani.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-7Kn3QW4O1GI/X7ppnhQZ0TI/AAAAAAAAVyE/UKkWnz6nKBgp_xacYjPHbfdB9XLgbtJlgCPcBGAsYHg/s320/Tenki%2Bno%2Bko_Hani.jpg" width="320" /></a></div>Die Zeichnung von Hina, die einerseits nach Nagi schaut und andererseits Hodoka als Stütze dient, erinnert etwas an ähnliche Charakterisierungen in Hosoda Mamorus <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2016/02/okami-kodomo-no-ame-to-yuki.html" target="_blank">Ōkami Kodomo no Ame to Yuki</a></i> oder <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2016/08/bakemono-no-ko.html" target="_blank">Bakemono no Ko</a></i>. Zugleich gebiert sich <i>Tenki no Ko</i> nachvollziehbarer Weise als Nachfolger sowohl in narrativer wie audiovisueller Hinsicht zu Shinkais Megaerfolg <i>Kimi no na wa.</i> – eben sogar so weit gehend, dass die Hauptfiguren aus Letzterem jeweils in kurzen Cameos in die Handlung integriert werden. Eine ähnliche emotionale Wucht wie dieser vermag Shinkais jüngster Film – zumindest nach der ersten Sichtung – noch nicht zu entfalten, was auch daran liegen könnte, dass die Klimax hier am Ende deutlich persönlicher gerät.<br /><br />
Das wolkenverhangene und trübe Tokio mag als Metapher für das Innenleben der Figuren dienen – erst indem Hodoka und Keisuke sowie Hina und Hodoka aufeinandertreffen, scheint sich ein Schatten über ihrem Schicksal zu lichten. Es verwundert also nicht, wenn alle drei für das Finale eine Rolle spielen. Mit Natsumi und Nagi verfügt <i>Tenki no Ko</i> wie <i>Kimi no na wa.</i> über amüsante Nebenfiguren, die sich an passenden Stellen einbringen; auch die Tatsache, dass das Ende vorhersehbar aber zugleich ungewöhnlich ist, geben der Geschichte eine besonders Note. Zwar ist Shinkai mit seinem Nachfolger kein ähnlicher großer Wurf wie bei <i>Kimi no na wa.</i> gelungen, dennoch sind hier <i>“sudden downpours expected”</i> – allerdings nur emotionale.</div><br />
<b><span style="font-family: georgia;">7/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-10197405558545965982020-10-23T14:26:00.001+02:002020-10-23T14:26:03.973+02:00La vérité [Leben und lügen lassen]<i><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-3AXOz6Fluhk/X5LI08eQ7yI/AAAAAAAAVw4/jvaItdGZ80YfDt3zFY1S8UjzGyuF5vvxwCPcBGAsYHg/s1008/La%2Bve%25CC%2581rite%25CC%2581.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-3AXOz6Fluhk/X5LI08eQ7yI/AAAAAAAAVw4/jvaItdGZ80YfDt3zFY1S8UjzGyuF5vvxwCPcBGAsYHg/w400-h186/La%2Bve%25CC%2581rite%25CC%2581.jpg" width="400" /></a></div>Memory can’t be trusted.</i><br />
<br /><div style="text-align: justify;">In seiner japanischen Heimat ist Koreeda Hirokazu der Meister des stillen Familiendramas, in dessen Zentrum oft mehr oder weniger dysfunktionale Sippen stehen. Koreeda widmet sich deren Familienverhältnissen nie wirklich wertend, stets ruhig und bedacht, verständnisvoll und vergebend. Eine Herangehensweise, wie man sie im westlichen Kino eher selten findet, was <i>La vérité</i> – in Deutschland <i>Leben und lügen lassen</i> –, die erste westliche Regiearbeit Koreedas, umso interessanter macht. Thematisch fügt sich die französisch-japanische Koproduktion dabei nahtlos in das Œuvre des Regisseurs ein, adaptiert aber zugleich Elemente seines Gastlandes, sodass der Film weitaus weniger persönlich als Koreedas jüngere Werke wirkt.</div>
<div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Im Fokus steht dabei dieses Mal nicht der Sohn einer Familie, sondern mit Juliette Binoches Drehbuchautorin Lumir eine Frau. Die gebürtige Pariserin kehrt mit ihrer Tochter Charlotte und ihrem Mann, dem zweitklassigen Fernsehdarsteller Hank (Ethan Hawke), nach Frankreich zurück, um die Veröffentlichung der Memoiren ihrer Mutter, Schauspiel-Ikone Fabienne (Catherine Deneuve), zu feiern. Nur um festzustellen, dass die Erinnerungen der Mutter sich wenig mit der Realität zu decken scheinen, die Lumir als vernachlässigtes Kind eines Kinostars ihrer Zeit erlebt hat. Im Verlauf der folgenden Tage werden alte Wunden wieder aufgerissen und Familienbande auf die Probe gestellt, während Fabienne ihr aktuelles Filmprojekt abdreht.</div>
<div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><i>La vérité</i> erzählt somit vom Einfluss, den Eltern auf ihre Kinder haben, von der Relevanz ihrer Präsenz und Erziehung – davon, woran wir uns erinnern und was wir verdrängen. Aspekte unharmonischer Eltern-Kind-Beziehungen, die Koreeda aus dem Effeff beherrscht. Fabienne wird als klassische Diva inszeniert, die zu sehr mit ihrer Karriere beschäftigt war, als sich um ihre Familie zu kümmern. Ihre Ehe scheiterte, der Ex-Mann muss zu seinem eigenen Erstaunen in Fabiennes Memoiren sogar das Zeitliche segnen. Nicht die einzige Freiheit, die sich Fabienne mit der Realität nimmt, auch die gemeinsamen Spaziergänge mit Lumir zum Schulschluss nach Hause gab es nie, wie die Tochter der Mutter nach der Buchlektüre erbost vorhält.</div>
<div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><i><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-3jhQJ236o9w/X5LI72pYz2I/AAAAAAAAVw8/243cRxfLupUmqc8OWjwsXb6RVdWtuaM5wCPcBGAsYHg/s1008/La%2Bve%25CC%2581rite%25CC%2581_Lumir.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="469" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-3jhQJ236o9w/X5LI72pYz2I/AAAAAAAAVw8/243cRxfLupUmqc8OWjwsXb6RVdWtuaM5wCPcBGAsYHg/s320/La%2Bve%25CC%2581rite%25CC%2581_Lumir.jpg" width="320" /></a></div>“I’m an actress. I won’t tell the naked truth. It’s far from interesting”</i>, entschuldigt Fabienne. Wenn die Realität zu banal ist, muss sie narrativ aufgepeppt werden. Zugleich erhält Lumir einen Hinweis, den ihr später auch Fabiennes Agent, selbst enttäuscht über seine Aussparung in den Memoiren, mitgibt: <i>“You can’t trust memory.”</i> Dies wird verdeutlicht, wenn Lumir ihre Mutter zum Set ihres Sci-Fi-Dramas “Memories of My Mother” begleitet und das Studio-Gelände aus Kindeszeiten viel größer in Erinnerung hat. Sie sei inzwischen ja gewachsen, erwidert die Mutter. Quasi ihrer Erinnerung entwachsen. Woran erinnern wir uns, woran glauben wir uns zu erinnern und was haben wir nie realisiert und so zur Erinnerung avancieren lassen?</div>
<div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Ironischerweise dreht sich “Memories of My Mother” ebenfalls um eine zerrüttete Mutter-Tochter-Beziehung, in der Fabienne die altgewordene Tochter des aufsteigenden Starlets Manon (Manon Clavel) spielt, deren Mutter-Figur sich aufgrund einer Krankheit immer für sieben Jahre ins Weltall verabschiedet und dadurch nicht altert. Fabienne übernimmt quasi die Rolle von Lumir, der vernachlässigten Tochter, deren Mutter nie so intensiv Teil ihres Lebens war, wie erhofft. <i>“Isn’t a little neglect better than being a helicopter mum?”</i>, fragt Fabienne eingangs noch, lernt aber im Verlauf die Beziehung zu Lumir sowie zu ihrer Umwelt zu hinterfragen. Obgleich ihr Koreeda keine Katharsis schenkt, reift die Figur dabei dennoch etwas.</div>
<div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Über weite Strecken fühlt sich <i>La vérité</i> wie ein Film von Olivier Assayas an, konkreter wie eine Mischung aus <i>L'Heure d’été</i> und <i>Clouds of Sils Maria</i>. Letzterer habe Koreeda wohl auch dazu inspiriert, mit Juliette Binoche und Catherine Deneuve in Frankreich zu drehen. Mit Éric Gautier findet sich dann auch neben Binoche ein weiterer Assayas-Vertrauter als Kameramann an Bord. Dessen Einstellungen erinnern mitunter an Assayas, bleiben jedoch dem Stil von Koreedas japanischen Werken durchaus treu, was auch seinem Schnitt geschuldet sein dürfte. Ähnliches lässt sich von Alexeï Aïguis Musik sagen, die zwar konstant französisch gerät, aber in ihrer optimistischen Melancholie stets auch die Aura von Koreedas Filmen einfängt.</div>
<div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-94HHHBZwpcI/X5LJBLkPMzI/AAAAAAAAVxA/ZKE91QKZc2Av1XPC2UTYnq6-wf9rG3-ZgCPcBGAsYHg/s1008/La%2Bve%25CC%2581rite%25CC%2581_Manon%2526Fabi.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-94HHHBZwpcI/X5LJBLkPMzI/AAAAAAAAVxA/ZKE91QKZc2Av1XPC2UTYnq6-wf9rG3-ZgCPcBGAsYHg/s320/La%2Bve%25CC%2581rite%25CC%2581_Manon%2526Fabi.jpg" width="320" /></a></div>Ein autobiografisches Buch hatte schon in <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2017/08/after-the-storm.html" target="_blank">Umi yori mo mada fukaku</a></i> <span style="font-size: x-small;">[Atfer the Storm]</span> für Misstöne in einer Familie gesorgt. Dissonanzen zwischen Erzeuger und Kind bildeten das Fundament von <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2010/11/aruitemo-aruitemo.html" target="_blank">Aruitemo aruitemo</a></i> <span style="font-size: x-small;">[Still Walking]</span> und <i><a href="http://a-thin-red-line.blogspot.com/2014/10/like-father-like-son.html" target="_blank">Soshite chichi ni naru</a></i> <span style="font-size: x-small;">[Like Father, Like Son]</span> – <i>La vérité</i> fügt sich in diese Reihe geschickt ein, allerdings mit spürbarer französischer Note. Der Respekt, den japanische Kinder gegenüber ihren Eltern entgegenbringen, geht der etwas liberaleren Lumir hier ab, die Figur spricht nicht um den heißen Brei, sondern zielgenau, geht auch dorthin, wo es wehtut. Das macht die Inszenierung seitens des Regisseurs interessant, wird ihm und seinem Stil letzten Endes aber vielleicht nicht hundertprozentig gerecht.</div>
<div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Gelungen ist Koreedas Fingerübung im westlichen Kino aber allemal, seine Inszenierung weiter gewohnt gelassen, selbst wenn die Emotionen der Charaktere einmal höher schlagen. Die Besetzung mit Binoche und Deneuve ist natürlich kongenial und ein Höhepunkt für sich, das übrige Ensemble, darunter Ethan Hawke mit einer wenig ausgearbeiteten Figur, gerät da etwas ins Hintertreffen. <i>La vérité</i> ist ein Film über eine Familie, die das Herz am rechten Fleck trägt, auch wenn sie sich nicht daran erinnern mag. Vielleicht nicht von ungefähr wird <i>The Wizard of Oz</i> in Koreedas Geschichte referiert, denn wie hieß es schon in Victor Flemings Klassiker: <i>“A heart is not judged by how much you love; but by how much you are loved by others.”</i></div>
<div><b><span style="font-family: georgia;"><br /></span></b></div><div><b><span style="font-family: georgia;">7/10</span></b></div>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-15820532343834942612020-09-24T15:59:00.002+02:002023-05-14T18:03:48.684+02:00The Last of Us Part II<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-zyoWeq3fTOc/X2t_DBoCPPI/AAAAAAAAVt0/0z3FzHZVwioYkneBLoImeIurcdy9eFm_gCPcBGAsYHg/s1008/The%2BLast%2Bof%2BUs%2BPart%2BII.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="186" src="https://1.bp.blogspot.com/-zyoWeq3fTOc/X2t_DBoCPPI/AAAAAAAAVt0/0z3FzHZVwioYkneBLoImeIurcdy9eFm_gCPcBGAsYHg/w400-h186/The%2BLast%2Bof%2BUs%2BPart%2BII.jpg" width="400" /></a></div><i>It’s time-consuming.</i> <div><br /></div><div style="text-align: justify;">Wer auf Rache aus ist, der grabe zwei Gräber. So sprach es Konfuzius und selten griff wohl ein Videospiel diese Haltung stärker auf als <i>The Last of Us Part II</i>, Naughty Dogs Fortsetzung ihres Spielklassikers <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2013/06/the-last-of-us.html" target="_blank">The Last of Us</a></i> von 2013. In Letzterem begleitete der Spieler in einer von einem Pilzparasit heimgesuchten postapokalyptischen Welt den Schmuggler Joel (Troy Baker) dabei, die 14-jährige Ellie (Ashley Johnson), die immun gegen den Parasit ist, durch die USA zu einer Widerstandsgruppe zu eskortieren. Wider aller Gefahren, zu denen vom Parasiten Befallene als auch Miliz-Gruppen gehören, erzählte <i>The Last of Us</i> davon, wie zwei auf sich gestellte Figuren Halt aneinander finden und langsam eine familiäre Beziehung entwickeln. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Als Spiel über Liebe wurde es im Nachhinein von Regisseur Neil Druckmann beschrieben, der <i>The Last of Us Part II</i> derweil als dualistisches Gegenstück und Spiel über Hass bezeichnet. Rückblickend eine sehr ironische Beschreibung, angesichts des Gegenwinds, den die Fortsetzung nach ihrer Veröffentlichung von den Fans erhielt. So steht <a href="https://www.metacritic.com/game/playstation-4/the-last-of-us-part-ii" target="_blank">bei Metacritic</a> einer Kritiker-Wertung von 93/100 ein Spieler-Feedback von 5.6/10 entgegen. Das Spiel über Hass evozierte bei vielen Gamern selber Hass, was in gewisser Weise teilweise gewollt sein könnte, angesichts der Botschaft des Spiels, nur dass diese nicht wirklich vollends auf der anderen Seite der Konsole bei den Nutzern ankommen wollte. <b>Gewisse Spoiler</b> lassen sich schwer umgehen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><i><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-WXMW61wZ65c/X2t_QeTf9rI/AAAAAAAAVt8/fe7iHGRb_1Umow2XT9LTe9ItvRRXJkzDACPcBGAsYHg/s1008/The%2BLast%2Bof%2BUs%2BPart%2BII_Dina.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-WXMW61wZ65c/X2t_QeTf9rI/AAAAAAAAVt8/fe7iHGRb_1Umow2XT9LTe9ItvRRXJkzDACPcBGAsYHg/s320/The%2BLast%2Bof%2BUs%2BPart%2BII_Dina.jpg" width="320" /></a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><div class="separator" style="clear: both; margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"></div></div>The Last of Us Part II</i> ist vom Ansatz her ein dualistisches Spiel, zumindest dahingehend, dass auch wenn das Gameplay durch die rund 30-stündige Laufzeit quasi identisch ist, der Spieler letztlich von zwei unterschiedlichen Seiten aus auf dasselbe Ziel zusteuert. Die Themen Hass und Rache stehen über allem und leiten den Katalysator der Geschichte in deren ersten Akt ein. Im Mittelpunkt des Narrativs stehen dabei Ellie, nun fünf Jahre älter und mit Joel bei dessen Bruder Tommy (Jeffrey Pierce) in Jackson, Wyoming lebend, sowie die etwas ältere Abby (Laura Bailey), ehemaliges Mitglied der Widerstandsbewegung Fireflies aus dem Vorgänger und nun Bestandteil der Miliz der Washington Liberation Front (WLF) in Seattle, Washington.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Angetrieben von einem Verlust streben beide Figuren nach Rache und befinden sich infolgedessen auf einem Kollisionskurs. Indem <i>The Last of Us Part II</i> nach etwas mehr als der Hälfte der Spielzeit die Perspektive wechselt, die Spieler statt Ellie wiederum die zuvor weitestgehend abwesende Abby kontrollieren, zwingt Naughty Dog – so zumindest die Intention – die Spieler dazu, das zuvor Geschehene (den Vorgänger miteinbegriffen) zu reflektieren. Wenn man so will ein Videospiel-Gegenentwurf zu Clint Eastwoods Weltkriegs-Spiegelfilmen <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2007/12/flags-of-our-fathers-letters-from-iwo.html" target="_blank">Flags of Our Fathers</a></i> und <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2007/12/flags-of-our-fathers-letters-from-iwo.html" target="_blank">Letters from Iwo Jima</a></i>. Eine durchaus interessante Intention, die jedoch nicht vollends glücken will, auch deshalb, weil ihre Umsetzung etwas konstruiert und repetitiv wirkt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://lh3.googleusercontent.com/-_Aauur_bYgo/X2t_b8UxIDI/AAAAAAAAVuA/pFBmwwaUmgYUEcacJK2yBBuiLT1mV_KxQCLcBGAsYHQ/image.jpeg" style="caret-color: rgb(0, 0, 238); font-style: italic; margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img alt="" data-original-height="149" data-original-width="320" height="149" src="https://lh3.googleusercontent.com/-_Aauur_bYgo/X2t_b8UxIDI/AAAAAAAAVuA/pFBmwwaUmgYUEcacJK2yBBuiLT1mV_KxQCLcBGAsYHQ/image.jpeg" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;">Nach einem kurzen Konflikt mit Abby und einem halben Dutzend ihrer Freunde zu Beginn des ersten Akts macht sich Ellie wider den Empfehlungen der Erwachsenen auf zu einem Selbstjustiz-Trip nach Seattle. Unterstützung erhält sie hierbei lediglich von ihrer Freundin Dina (Shannon Woodward), nachdem sich zwischen beiden jüngst romantische Gefühle andeuteten. Der Konflikt-Katalysator wirkt zwar etwas unzureichend und unausgereift etabliert, dient aber zuvorderst als Motivator für Ellies Handlungsstrang. Auf den Fersen von Abby geht der Spieler in Person von Ellie mit Dina an ihrer Seite auf Entdeckungstour durch ein verlassenes Seattle, sich primär der Pilz-Befallenen, aber auch einiger WLF-Soldaten entledigend.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Ähnlich kannte man es aus <i>The Last of Us</i>, nur dass man nun statt Joel die Kontrolle über Ellie innehat, während man sich Material für Medikits oder Munition für seine Waffen sammelt. Die Motivation für Ellie ist dabei kein großes Thema, auch aufgrund der Gesellschaft der frischen Liebe zu Dina haben diese Segmente eher Abenteuercharakter. Das Wieso und Warum für den Ausflug macht das Spiel aber immer dann deutlich, wenn Ellie ein WLF-Mitglied in die Hände kriegt. Das Gameplay der Figur selbst ist über weite Strecken wie auch das Waffenarsenal identisch zu dem vor sieben Jahren, natürlich entsprechend angepasst und leicht modifiziert. Alles schön und gut, bis <i>The Last of Us Part II</i> dann Ende des zweiten Akts die Seiten wechselt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-feVEpFbAMmI/X2t_QdppJUI/AAAAAAAAVt8/Jrw4F8fsbn0MuyAa_JvHZISR4CW0k6aJQCPcBGAsYHg/s1008/The%2BLast%2Bof%2BUs%2BPart%2BII_Abby.jpg" style="font-style: italic; margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-feVEpFbAMmI/X2t_QdppJUI/AAAAAAAAVt8/Jrw4F8fsbn0MuyAa_JvHZISR4CW0k6aJQCPcBGAsYHg/s320/The%2BLast%2Bof%2BUs%2BPart%2BII_Abby.jpg" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;">Das Abby-Segment, welches nur halb so lang wie das von Ellie ist, stellt die Uhr zurück, erzählt aber im Grunde dieselbe Geschichte nur aus etwas anderem Blickwinkel. Der narrative Aufbau ist dabei prinzipiell identisch, sowohl von Settings als auch Botschaften etwaiger spielbarer Rückblenden her. Für Druckmann und Naughty Dog sicher als zusätzliche Gewichtung des Dualismus zwischen Ellie und Abby gedacht, aber zum einen hinsichtlich des Gameplays wenig innovativ und zum anderen auch für die Vermittlung der Botschaft kaum subtil. Zumal es schwer fällt – womöglich auch fallen soll –, nach über zwölf Stunden an Ellies Seite plötzlich Sympathien investieren zu müssen für eine neue Figur, deren Abneigung im Fokus stand.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Abby hat es schon schwer genug, da sie im Gegensatz zu Ellie nicht den Bonus hat, bereits vor sieben Jahren in einer anderen Geschichte an der Seite der Spieler gewesen zu sein. <i>The Last of Us Part II</i> gibt sich im Verlauf durchaus Mühe, die zuvor kaum charakterlich vertiefte Figur nun mit einer Dreidimensionalität zu versehen. Und zugleich den dualistischen Ansatz nochmals weiterzuspinnen, indem auch Abby mit zwei jungen Mitgliedern der WLF-verfeindeten Sekte der Seraphites, die Geschwister Yara (Victoria Grace) und Lev (Ian Alexander), eine Beziehung aufnimmt. Immer mit dem Hintergedanken, dass nicht jeder Gegner im Spiel deswegen böse sein muss. Und zudem seine eigene tragische Hintergrundgeschichte aufweisen kann.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-ZEeZWIQffH0/X2t_QZGaJYI/AAAAAAAAVt8/Wgfblev4K0sN-uU8cCbdJbScAXE-XMYUwCPcBGAsYHg/s1008/The%2BLast%2Bof%2BUs%2BPart%2BII_Violence.jpg" style="font-style: italic; margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-ZEeZWIQffH0/X2t_QZGaJYI/AAAAAAAAVt8/Wgfblev4K0sN-uU8cCbdJbScAXE-XMYUwCPcBGAsYHg/s320/The%2BLast%2Bof%2BUs%2BPart%2BII_Violence.jpg" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;">Wie erfolgreich <i>The Last of Us Part II</i> für den jeweiligen Spieler funktioniert, hängt letztlich zwangsläufig auch davon ab, wie er Abby als Figur aufnimmt. Wo Ellie aktiv von ihrer Rache angetrieben ist, der Spieler sich mit dieser identifizieren kann, ist Abby in ihrem Segment eher passiv motiviert, reagiert auf Dinge, statt zu agieren. Eben auch, weil sie ihren Rachedurst vor dem spielbaren Segment bereits gelöscht hat, eher dieser gegen Ende des dritten Akts wieder aufflammt. Für das, was Naughty Dog erzählen wollte, wäre es eventuell also besser gewesen, die Geschichte eher mit Abby einzuleiten, um als Spieler zuerst zu ihr eine gewisse Beziehung aufzubauen, anstatt dies erst dann zu tun, wenn die Figur vom Spieler bereits verteufelt scheint.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Prinzipiell hätte Druckmann der Geschichte und auch seiner Botschaft aber weitaus mehr Tiefe verleihen können, wenn der narrative Ansatz bereits ein anderer gewesen wäre. Weg vom „Zwei Seiten einer Medaille“-Denken hin zu einer Verstärkung der Tragik, indem Ellie und Abby nicht separat auf ihre Ähnlichkeit abgeglichen worden wären, sondern sie und die übrigen Figuren wie Joel, Tommy oder Sekundärcharaktere wie Jesse (Stephen Chang) und Owen (Patrick Fugit), Ex-Freunde von Dina bzw. Abby, mehr Gelegenheit gehabt hätten, sich selbst durch die Beziehung zueinander zu reflektieren. Was durchaus möglich gewesen wäre, hätte das Spiel den Katalysator ans Ende des ersten Akts gestellt und den Figuren mehr Raum geschenkt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-GgieRoQD__w/X2uBPWhAI5I/AAAAAAAAVuk/ntWy6POqAUsBF-Y3a-HisP3ZHnkt57SDwCPcBGAsYHg/s1008/The%2BLast%2Bof%2BUs%2BPart%2BII_Jackson.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" src="https://1.bp.blogspot.com/-GgieRoQD__w/X2uBPWhAI5I/AAAAAAAAVuk/ntWy6POqAUsBF-Y3a-HisP3ZHnkt57SDwCPcBGAsYHg/s320/The%2BLast%2Bof%2BUs%2BPart%2BII_Jackson.jpg" width="320" /></a></div>Abseits des narrativen Ansatzes, der in der zweiten Hälfte des Spiels dieses etwas von seiner Qualität beraubt, ist die technische Umsetzung jedoch über alle Zweifel erhaben. <i>The Last of Us Part II</i> ist ein visuell atemberaubendes Spiel, voller kleiner wie großer Details, die dazu verleiten, innezuhalten. Die Detailschärfe der Landschaften, vom Grashalm über Regen, Schnee und Eis, hin zur Ausstattung der Charaktere, Nahtstellen auf ihrer Kleidung oder Blut und Narben, war wohl noch nie so gut wie hier. Gameplay-Ergänzungen wie Springen oder Kriechen gegenüber dem Vorgänger sind eine willkommene Verbesserung, während der generelle Ansatz sich wenig von <i>The Last of Us</i> unterscheidet, was den Wiedereinstieg nach sieben Jahren erleichtert.</div><div style="text-align: justify;"><br />Gewalt erzeugt Gegengewalt ist ein Mantra, dem sich <i>The Last of Us Part II</i> verschreibt. Entscheidungen aus dem Vorgänger holen die Figuren ebenso ein wie solche aus dem ersten Akt. Eine hehre Botschaft, bloß zu didaktisch, statt die Spieler sie selbst realisieren zu lassen (zum Beispiel in einem offeneren interaktiven Ende). Visuell und im Gameplay steigert sich die Fortsetzung zu <i>The Last of Us</i>, steht sich nur am Ende narrativ selbst im Weg. Der Community-Hass scheint aber übertrieben – und animiert vielleicht doch zur Reflexion, wie sie auch die Figuren erleben. Schließlich bezweifelte bereits Augustinus in seinen <i>Confessiones</i>, dass man <i>„von irgendeinem Feinde Verderblicheres erfahren könnte als von seinem Hasse selbst“</i>.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><b><span style="font-family: georgia;">7/10</span></b></div>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-7114929682802741262020-08-28T12:00:00.005+02:002023-05-14T18:09:25.874+02:00Vivarium<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-OAUEIPzetS4/X0dTTtrEz_I/AAAAAAAAVsE/8iHSocHCEbIYL9MirURDK85_Js3lIZXeACPcBGAsYHg/s1600/Vivarium.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="275" data-original-width="591" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-OAUEIPzetS4/X0dTTtrEz_I/AAAAAAAAVsE/8iHSocHCEbIYL9MirURDK85_Js3lIZXeACPcBGAsYHg/s400/Vivarium.jpg" width="400" /></a></div>
<i>Coffee?</i><br />
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Das Elterndasein kann die Hölle sein – in Lorcan Finnegans <i>Vivarium</i> darf dies gerne bildhaft verstanden werden. Eigentlich sind darin Gemma (Imogen Poots) und Tom (Jesse Eisenberg) nur auf der Suche nach einem gemeinsamen Haus, was sie dann jedoch erwartet, ist ein 18 Jahre währendes Martyrium in der als Metapher dienenden Wohnanlage “Yonder”. Diese beherberge eigentlich eine bunt gemischte Nachbarschaft, versichert dem Paar der schrullige Makler Martin (Jonathan Aris). Zudem sei die Lage zur Großstadt ideal: <i>“Near enough. And far enough. Just the right distance.” </i>Obschon nicht wirklich interessiert, werfen Gemma und Tom doch einen Blick nach dort drüben (engl. <i>yonder</i>) – bereuen dies aber bereits alsbald.<br />
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<i>“Quality family houses. Forever”</i>, preist sich Yonder an. Seines Zeichens eine gleichförmige Reihenhaussiedlung, in der nicht nur jedes Haus identisch aussieht, sondern jeder Raum darin der Mise en abyme folgt, indem er ein Bild des jeweiligen Zimmers beherbergt. Nach einer Führung durch den Garten ist Martin plötzlich verschwunden, Gemma und Tom wiederum in Yonder gestrandet, ein verkehrstechnischer Ausweg für ihr Auto unauffindbar. Stattdessen erwartet sie ein Paket mit einem neugeborenen Jungen darin. <i>“Raise the child and be released”</i>, lautet eine Botschaft. Ihre Freiheit scheint das junge Paar somit erst wiederzuerlangen, wenn der Nachwuchs groß genug ist, dass er auf eigenen Beinen stehen kann.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-1MVsO_HZxvw/X0dTQonHi3I/AAAAAAAAVsA/s_1txmxlIf4VbaHF5QfwlMMhtVDH8dDPwCPcBGAsYHg/s1600/Vivarium_Kid.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="469" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-1MVsO_HZxvw/X0dTQonHi3I/AAAAAAAAVsA/s_1txmxlIf4VbaHF5QfwlMMhtVDH8dDPwCPcBGAsYHg/s320/Vivarium_Kid.jpg" width="320" /></a></div>
Finnegan inszeniert diese Eltern-Metapher über weite Strecken ziemlich plakativ, beispielsweise wenn Gemma und Tom die Hausnummer 9 zugeteilt bekommen, gemäß der neun Höllenkreise aus Dantes „Göttlicher Komödie“, oder das vermeintliche Idyll von Yonder ins Gegensätzliche verkehrt wird durch seine multiplikatorische Verzerrung. <i>Vivarium</i> kondensiert dieses scheinbare Fegefeuer nochmals durch die Tatsache, dass das aufzuziehende Kind durchaus schneller altert als in der Realität. Nach einem Zeitsprung von 98 Tagen ist es bereits so groß wie ein Sechsjähriger, folglich darf davon ausgegangen werden, dass mit Ablauf eines Jahres die Volljährigkeit erreicht wäre – obschon die psychische Entwicklung nicht der physischen entspricht.<br />
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Gemma und Tom lassen sich nur bedingt auf ihre Elternrolle ein, gefüttert wird das Kind, weil es erst dann aufhört zu schreien. Ansonsten referiert Tom den Jungen nur als <i>“it”</i>, während etwaige Mutter-Anreden gegenüber Gemma stets von dieser mit <i>“not your mother”</i>-Repliken abgekanzelt werden. Prinzipiell eine verständliche Haltung, die nach fast 100 Tagen und einem unveränderten Status quo – obschon Tom in einer Sisyphus-Beschäftigung Hoffnung zu schöpfen beginnt – aber etwas naiv erscheint. Warum sich nicht einfach in der Aufgabe verlieren, die Elternrolle annehmen? Zumal die Lage keine Alternativen liefert. <i>Vivarium</i> bietet seinen beiden Figuren nur wenig Entlastung, zugleich wird auch von ihnen kaum eine solche besorgt.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-OM9-b0F0Z3M/X0dTXnoHATI/AAAAAAAAVsI/_yF4-Dv4oVYj0_hb04ks4BbchRspsgmnACPcBGAsYHg/s1600/Vivarium_Yonder.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-OM9-b0F0Z3M/X0dTXnoHATI/AAAAAAAAVsI/_yF4-Dv4oVYj0_hb04ks4BbchRspsgmnACPcBGAsYHg/s320/Vivarium_Yonder.jpg" width="320" /></a></div>
<i>“It’s only horrible sometimes”</i>, hatte Gemma in ihrer Funktion als Lehrerin einer ihrer Grundschülerinnen mit auf den Weg gegeben, als diese einen toten Vogel vor der Schule fand. Ähnlich ließe sich die Aussage auf das Elterndasein münzen und die augenscheinliche Hölle, in einem biederen Vorort gefangen, ein Kind auf Kosten der eigenen Freiheit erziehen zu müssen. Während Jesse Eisenberg grundsätzlich ideal für die Rolle des narzisstischen Arschlochs zu passen scheint, allerdings keinerlei Nuancen in seiner Darstellung von Tom findet, erscheint Gemmas Widerstreben angesichts ihrer pädagogischen Qualifikation etwas überraschend, wird jedoch ebenfalls nicht sonderlich von Imogen Poots im Verlauf vertieft.<br />
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<i>Vivarium</i> funktioniert prinzipiell wegen seiner Metapher, die zwar selten sonderlich subversiv gerät, aber dennoch weitestgehend unterhaltsam. Aus der Prämisse hätte sicher etwas mehr gemacht werden können, der Film, obschon nur 90 Minuten lang, verliert sich etwas in seinem Übergang vom zweiten zum dritten Akt. Generell wäre das Konzept vermutlich als halb so lange Episode à la <i>The Twilight Zone</i> etwas runder geraten, Finnegans Film ist in einem von Corona-geprägten Filmjahr dann aber doch originell genug, um zu den gelungeneren Beiträgen des Jahres zu zählen. Elternschaft kann mühselig sein, Soren Kierkegaard verglich Mühsal mit einer Straße: Es müsse zu etwas führen und gangbar sein – sonst wird es zur Einbahnstraße.</div>
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<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">7/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-26997889837522582352020-07-19T18:13:00.003+02:002020-07-19T18:13:35.683+02:00Basic Instinct<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-Cdf8g6yyLeM/XxRxGMkXjDI/AAAAAAAAVps/NuvP9kzVHzUMvjxZXvo05oSSBTPR16OWgCPcBGAsYHg/s1600/Basic%2BInstinct.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-Cdf8g6yyLeM/XxRxGMkXjDI/AAAAAAAAVps/NuvP9kzVHzUMvjxZXvo05oSSBTPR16OWgCPcBGAsYHg/s400/Basic%2BInstinct.jpg" width="400" /></a></div>
<i>He got off before he got offed.</i><br />
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Sharon Stones Beinüberschlag in Paul Verhoevens und Joe Eszterhas’ <i>Basic Instinct</i> gilt als einer der kultigsten Momente der Filmgeschichte, dabei ist die Sequenz, in der er stattfindet und der er dient, eigentlich viel eindringlicher als die entblößte Vulva der Hauptdarstellerin. Das Verhör der Krimi-Autorin Catherine Tramell (Sharon Stone) durch eine Gruppe schmieriger Polizisten des Morddezernats visualisiert den Kontrollverlust der Beamten rund um ihren Ermittler Nick Curran (Michael Douglas). Vermeintliche Trümpfe erhärten sich nicht, ins Schwitzen geraten eher die Polizisten, spätestens dann als Catherine pointiert ihre Sexualität einsetzt, um das Kartenhaus von Nick und Co. vollends zum Einsturz zu bringen.<br />
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Kontrastiert wird diese Szene etwas später im Film, wenn es Nick ist, der sich plötzlich im Verhörzimmer den Fragen seiner Kollegen stellen muss, als der gegen ihn ermittelnde Kollege für innere Angelegenheiten ermordet wird. Nick versucht sich ähnlich aalglatt wie zuvor Catherine zu geben, wirkt jedoch weitaus weniger souverän. Bereits zuvor hat er seine Gelassenheit verloren, nach mehrmonatiger Abstinenz wieder mit dem Trinken und Rauchen angefangen. Auch hierin finden sich weitere Anzeichen des Kontrollverlusts der Detektiv-Figur, die exemplarisch für die Polizei als Ganzes steht. Dass dieser Kontrollverlust durch eine Frau herbeigeführt wird, ist nochmals emaskulierender, die Versuche, ihn zurückzugewinnen, kläglich.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-Pfxdl2zi6wM/XxRxDE6_VCI/AAAAAAAAVpo/mXKMItSyesAihYw845DhZdLt8vKsj8ytQCPcBGAsYHg/s1600/Basic%2BInstinct_Cops.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-Pfxdl2zi6wM/XxRxDE6_VCI/AAAAAAAAVpo/mXKMItSyesAihYw845DhZdLt8vKsj8ytQCPcBGAsYHg/s320/Basic%2BInstinct_Cops.jpg" width="320" /></a></div>
<i>“You like playing games, don’t you?”</i>, fragt Nick noch punktgenau in Catherines Polizeiverhör. Und erhöht im Laufe des Films immer mehr die Einsätze für ein Spiel, dessen Regeln er sich nicht wirklich bewusst ist. <i>“You shouldn’t play this game”</i>, weist ihn Catherine an einer Stelle entsprechend an. <i>“You’re in over your head.”</i> Für Macho Nick ist dies jedoch nur weiterer Anreiz, All-in zu gehen. Gekonnt spielt die gewitzte Multimillionärin mit Chic mit dem heruntergekommenen Großstadt-Bullen. Der gemeinsame Sex der Nacht zuvor wird von diesem als <i>“fuck of the century”</i> deklariert, für Catherine ist er allenfalls ein solider Anfang. Der nächste Kratzer in Nicks Ego, der nie über Catherines Sexualität hinauszuschauen vermag.<br />
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Jene Kontrolle, die Nick in seinen Mordermittlungen und gegenüber Catherine verliert, versucht er sich in seiner gescheiterten Beziehung zu der Polizeipsychologin Beth Garner (Jeanne Tripplehorn) zurückzuholen. Kulminierend in der Vergewaltigung als direkte Folge auf Catherines Verhör zuvor. <i>“You’ve never been like this before”</i>, versucht sich Beth die Vergewaltigung zu erklären. <i>“I wasn’t making love to you”</i>, erklärt Nick lapidar – und differenziert zwischen einer romantizierten Sicht auf Sex und einer animalischeren, zu der ihn Catherine animiert. <i>“I wasn’t dating him. I was fucking him”</i>, beschrieb die ihr Verhältnis zum ersten Mordopfer. Folglich umschreibt auch Nick ihre Liebesnacht daher als <i>“fuck of the century”</i>.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-qwWe6xVpOt8/XxRw_1QCMtI/AAAAAAAAVpk/rnb4bUSkRNsTbaY42sRieuSyV0StT3-bQCPcBGAsYHg/s1600/Basic%2BInstinct_Nick%252BBeth.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-qwWe6xVpOt8/XxRw_1QCMtI/AAAAAAAAVpk/rnb4bUSkRNsTbaY42sRieuSyV0StT3-bQCPcBGAsYHg/s320/Basic%2BInstinct_Nick%252BBeth.jpg" width="320" /></a></div>
Prinzipiell ist <i>Basic Instinct</i> ein sexualisierter Film noir, dessen <i>“hard-boiled detective”</i> sich in seiner Faszination für eine undurchsichtige Femme fatale verliert. Quasi ein vulgär-obzöner Hitchcock-Film, was nochmals durch Jerry Goldsmiths an Bernard Herrmann angelegte musikalische Untermalung verstärkt wird. Im Zentrum steht dabei weniger Michael Douglas’ Polizist als vielmehr Sharon Stones alle Fäden in der Hand haltende Mordverdächtige. Sie lebt außerhalb der Konformität, zieht ihre Eiswürfel statt vorgefertigt aus einer Form lieber unsauber abgeschlagen mit einem Eispickel vor. <i>“I like rough edges”</i>, erklärt sie – und geht mit dieser Erklärung über ihre Vorliebe für Eiswürfel hinaus, quasi hin zu einer allgemeinen Lebensphilosophie.<br />
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Verhoeven und Eszterhas versehen <i>Basic Instinct</i> zugleich mit einem gewissen Meta-Element, wenn vergangene Bücher von Catherine alte Mordfälle beschreiben und ihr aktueller Roman, der von Nick inspiriert ist (<i>“he falls for the wrong woman”</i>), zugleich kommende Morde vorwegnimmt (<i>“it’s practically writing itself”</i>). Sharon Stone vereinnahmt diesen 90er Jahre Sex-Thriller und untermauert ihr kokettes Talent, welches sie zuvor bereits in Verhoevens <i>Total Recall</i> hatte aufblitzen lassen. Der Schlussakt verliert sich zwar ein bisschen in sich selbst, das passende Ende tröstet darüber aber in gewisser Weise hinweg. Was bleibt ist ein sehr unterhaltsamer, sleaziger Film, der weitaus mehr zu bieten hat als lediglich einen Beinüberschlag.</div>
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<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">7.5/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-77623711035130199972020-05-02T13:00:00.002+02:002023-05-14T18:11:00.782+02:00Wendy<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-oaPKKDNOZVQ/Xq05SYtv5wI/AAAAAAAAVQs/th_HM-hnSEQNisXOm7J--BHqxvHIhmRjACPcBGAsYHg/s1600/Wendy.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-oaPKKDNOZVQ/Xq05SYtv5wI/AAAAAAAAVQs/th_HM-hnSEQNisXOm7J--BHqxvHIhmRjACPcBGAsYHg/s400/Wendy.jpg" width="400" /></a></div>
<i>Our lives are gonna be the greatest story ever told.</i><br />
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Generell wenig Liebe erfährt <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/02/hook.html" target="_blank">Hook</a></i> im Œuvre von Steven Spielberg, ist quasi ein <i>“lost boy”</i> innerhalb seiner sonst so wertgeschätzten Filmografie. Als Frevel wurde erachtet, dass Peter Pan in dem Film erwachsen wurde, er hätte sich doch besser näher an der Vorlage bewegt, kritisierte seiner Zeit Roger Ebert. Dabei erzählt <i>Hook</i> wie J.M. Barries <i>Peter Pan</i> vom Kindsein und von Zeitlosigkeit, von Spielbetrieb und Emanzipation. Allesamt Elemente, die auch Benh Zeitlins neuesten Film <i>Wendy</i> ausmachen, seines Zeichens eine lose Neuinterpretation von Barries Pan-Vorlage. Rund acht Jahre nach seinem imposanten Debüt <i>Beasts of the Southern Wild</i> dürfte <i>Wendy</i> allerdings ähnlich wie Spielbergs <i>Hook</i> zu Unrecht wenig Liebe erfahren.<br />
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In Zeitlins Version ist Peter (Yashua Mack) eher eine Randfigur. Weniger Charakter als ein personifiziertes Konzept von Freiheit und Jugendlichkeit für Wendy (Devin France) und ihre Brüder Douglas (Gage Naquin) und James (Gavin Naquin). Die folgen eines Nachts von ihrem Zimmer aus Peter auf einen vorbeifahrenden Zug, der sie schließlich zu einer abgelegenen Insel bringt, bevölkert von einigen verlorenen Kindern. Darunter zu ihrem Erstaunen auch Thomas (Krysztof Mayn), ein Junge aus ihrer Nachbarschaft, der vor vielen Jahren als vermisst gemeldet wurde. Doch der Schein auf der Insel scheint zu trügen und die Abenteuerlust weicht nach einem tragischen Vorfall bald dem Realitätsfrust, der die Welt von Peter aus den Fugen bringt.<br />
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Ähnlich wie in <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2012/12/beasts-of-southern-wild.html" target="_blank">Beasts of the Southern Wild</a></i> ist das Setting der Geschichte essentiell. Wendy wächst in Darling’s Diner auf, dem Bahnhofsimbiss ihrer Mutter. Er existiert in einer Art gesellschaftlichem Vakuum. Um Darling’s Diner ist alles im Wandel begriffen, die Leute in den Zügen lediglich auf Durchreise, stets in Bewegung – nur das Diner und seine Gäste verharren. Stagnieren. <i>“Your life will go by and nothing will ever happen”</i>, befürchtet Wendy zu Beginn, konfrontiert mit der Vergangenheit ihrer Mutter. Die wollte einst Rodeos reiten, ehe sie ihre Kinder bekam und nun deren Erziehung, wie es Eltern eben so tun, alles unterordnet. <i>“The more you grow up, the less things you get to do that you wanna”</i>, klärt James seine Schwester auf.<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-Vfh3zp_aGms/Xq05VBTcczI/AAAAAAAAVQw/snAo7fSOSME65gRAeSYaF9afzZW8QPn2ACPcBGAsYHg/s1600/Wendy_2.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-Vfh3zp_aGms/Xq05VBTcczI/AAAAAAAAVQw/snAo7fSOSME65gRAeSYaF9afzZW8QPn2ACPcBGAsYHg/s320/Wendy_2.jpg" width="320" /></a></div>
Erwachsenwerden wird hier gleichgestellt mit der Aufgabe von Träumen und Abenteuerdrang. Mit ein Grund für Wendy, als sie nachts Peter wahrnimmt, ihm auf einen der passierenden Züge zu folgen. Sie stagniert nicht mehr, das Leben geht nicht an ihr vorbei, sondern sie und ihre Brüder am Leben. <i>“Past billions of people who never dared to leave”</i>, erklärt sie vollmundig. Der Ausbruch aus dem System als ultimatives Abenteuer. Auf Peters Insel müssen die Kinder nicht erwachsen werden – was allerdings, wie wir schnell erfahren, nicht bedeutet, dass sie nicht altern. Erkennbar an Buzzo (Lowell Landes), einem älteren Mann, der früher einmal einer der Lost Boys war. Und wie sich zeigen wird, mit diesem Schicksal auf der Insel nicht alleine ist.<br />
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Traurigkeit war es, die ihn habe altern lassen. Wer seine infantile Leichtigkeit verliert, verliert seine Jugend. Buzzo wird zum Aussätzigent, während Peter seine Identität und die der anderen alten Menschen auf der Insel ignoriert. <i>“Peter knows what he wants to know”</i>, sagt einer von ihnen. Sie leben in einer verlassenen Siedlung, bezeichnender Weise ebenfalls mit einem Diner – losgelöst von Zeit und Raum. Das wahre Leben spielt sich draußen, fernab des Diners und der Siedlung ab, wie schon zuvor bei Darling’s Diner der Fall. Buzzo und Co. können von Peter und den Lost Kids nicht akzeptiert werden, wollen sie nicht wie diese enden. Schließlich manifestieren sie all das, was Peter und Co. eher negativ assoziieren mit der Tatsache, älter zu werden.<br />
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In einer Umfrage unter Kindern Ende des 20. Jahrhunderts zeigte sich, dass jedes dritte Kind angab, Altsein würde sich unheimlich, erschreckend und einsam anfühlen (s. <i>“Children's Views on Aging: Their Attitudes and Values”</i>, in: The Gerontologist, Vol. 37, No. 3,1997 S. 414). Sie hätten eine negative Sichtweise zum alt zu sein, heißt es weiter (S. 415). Schaut man sich Buzzo und Co. an, kann man dies gut verstehen. Umso strenger ist Peter daher, keine traurigen oder negativen Gedanken zuzulassen. Wer alle Sorgen aussperrt, hält das Alter von sich fern. Zugleich sind die Erwachsenen auf der Insel erpicht darauf, wieder ihre Jugendlichkeit zu erlangen. Ähnlich wie es Robin Williams’ Peter im Verlauf von Spielbergs <i>Hook</i> erlebt hat.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-KzLlTmVioc8/Xq05XZbff0I/AAAAAAAAVQ0/ajKJMB6DzyYMOgVGcL704TLxijs6z5PggCPcBGAsYHg/s1600/Wendy_3.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-KzLlTmVioc8/Xq05XZbff0I/AAAAAAAAVQ0/ajKJMB6DzyYMOgVGcL704TLxijs6z5PggCPcBGAsYHg/s320/Wendy_3.jpg" width="320" /></a></div>
<i>Wendy</i> ist kein klassischer Coming-of-Age-, sondern eher ein Staying-Young-Film, die Insel von Peter dient vor allem Wendy – ähnlich wie die in Spike Jonzes <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2009/12/where-wild-things-are.html" target="_blank">Where the Wild Things Are</a></i> – als Doublette für den Alltag, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Und die Realität zu akzeptieren. <i>“All kids grow up”</i>, wusste Wendy schon zu Beginn und getreu Barries Vorlage wird sie auch bei Zeitlin zum Schluss Nimmerland den Rücken kehren, den Kreislauf vom Kind zum Elternteil zu werden abschließen. Ebenjenen Kreislauf, den Spielberg in <i>Hook</i> als Ausgangspunkt für seine Fortsetzung der Geschichte nahm. Denn Kinder können nur Kinder sein, wenn es Erwachsene gibt. <i>“Our lives”</i>, proklamiert Wendy, <i>“are gonna be the greatest story ever told.”</i><br />
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Zeitlin inszenierte dies in einer langjährigen Produktion (die ersten Arbeiten begannen bereits im Jahr 2013) wie schon in seinem Debüt als von Kindern getragenes pompöses audio-visuelles modernes Märchen, untermalt mit eindringlicher, kraftvoller Hornbläser-Musik von Dan Romer und eingefangen in mitreißenden Bildern von Sturla Brandt Grøvlen. Wendy besitzt dabei weniger Sozialkommentar als <i>Beasts of the Southern Wild</i> und auch das Kinderensemble agiert nicht ganz auf der Höhe. Weder Yashua Mack noch Devin France sind auf dem Level einer Quvenzhané Wallis, für das, was <i>Wendy</i> erzählt, erfüllen sie ihren Zweck. Der Film dreht sich weniger um eine spezielle Handlung oder ihre Figuren als um die Vermittlung eines Gefühls.<br />
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<i>Wendy</i> ist ein mit viel Liebe inszenierter Film darüber, was es bedeutet Kind zu sein. Sowie darüber, dass Erwachsen zu sein nicht gleichbedeutend mit Traurigkeit ist. Das Jung und Alt nicht getrennt von-, sondern miteinander existieren und zusammen Abenteuer erleben können, wie die Beziehung von Peter und Hook im Schlussakt zeigen wird. Es ist eine Adaption von Barries Geschichte, die sich nah an deren Geist bewegt, aber doch gänzlich anders ist (Ebert wäre vermutlich zufrieden). Zwar ein kleiner Rückschritt gegenüber seinem imposanten Debüt von 2012, aber dennoch ein gelungener Blick aufs Kindsein, der ganz George Bernard Shaws Erkenntnis folgt: <i>“We don’t stop playing because we grow old, we grow old when we stop playing.”</i></div>
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<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">7/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-28495191876617897752020-01-31T17:42:00.000+01:002020-01-31T17:42:14.535+01:00Showgirls<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-sQNbZm13aAs/XjRYn8KYgPI/AAAAAAAAVNY/-E8GCJOnF8Yl4NxX8WW3AiRvoeC_hc6SwCKgBGAsYHg/s1600/Showgirls.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-sQNbZm13aAs/XjRYn8KYgPI/AAAAAAAAVNY/-E8GCJOnF8Yl4NxX8WW3AiRvoeC_hc6SwCKgBGAsYHg/s400/Showgirls.jpg" width="400" /></a></div>
<i>Sell! Sell your bodies!</i><br />
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In der mythologischen Heldenreise nach Joseph Campbell sollte eine Figur etwa in der Mitte der Handlung kurzzeitig ihren tiefsten Punkt erreichen, dessen Überwindung sie dann auf die Siegesstraße (zurück-)führt. In <i>Showgirls</i> von Regisseur Paul Verhoeven und Autor Joe Eszterhas aus dem Jahr 1995 findet sich die Hauptfigur allerdings bereits zu Beginn des Films an ihrem persönlichen Tiefpunkt. <i>“I just got here”</i>, lamentiert Nomi (Elizabeth Berkley) als sie kurz nach ihrer Ankunft in Las Vegas ihres Koffers beraubt wird. Ohne Geld und ohne Klamotten bleibt der Figur zu diesem frühen Zeitpunkt nichts außer ihrer Hoffnung auf ein besseres Leben, die sie mit dem Traum, eine Tänzerin zu werden, in die Stadt der Sünde lockte. <br />
<br />
<i>“Shit happen. Life sucks”</i>, würde Nomi wohl resümieren. Für sie sind derartige Floskeln quasi über die Jahre zum Mantra geworden. Sie ist eine Figur, die inzwischen kaum noch etwas erschüttern kann, was wir den ganzen Film hindurch in Ansätzen spüren, obschon ihre Biografie erst in der Schlussviertelstunde von <i>Showgirls</i> wirklich näher umrissen wird. Nach einem Zeitsprung von einigen Wochen scheint Nomi jedenfalls bereits wieder auf ihren Füßen zu sein. Sie hat Unterschlupf bei der Kostümdesignerin Molly (Gina Ravera) gefunden und einen Job als Tänzerin im Strip-Club Cheetahs. So täte es jedenfalls Nomi beschreiben. <i>“If it’s at the Cheetah, it’s not dancing”</i>, kommentiert Burlesque-Star Cristal Connors (Gina Gershon).<br />
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Die Beziehung zwischen diesen beiden Figuren, Nomi und Cristal, ist die entscheidende in Eszterhas’ Drehbuch und im Kern eine exemplarische für unsere Gesellschaft. Cristal nimmt Nomi unter ihre Fittiche und zieht sie als ihre Nachfolgerin heran, stählt sie aber zugleich durch zynisch-fieses Verhalten für die Welt, in der sich Nomi niederlassen will. Motivationen, die der Hauptfigur selbst eher verborgen bleiben bis zur finalen Konfrontation, die in ihrer gut gemeinten, aber teilweise verletzenden Art und der damit einhergehenden Ambivalenz aber das menschliche Miteinander widerspiegeln sowie den sozial-moralischen Konflikt, der einer solch ausbeuterischen Stadt wie es Las Vegas ist mit ihrem Lockvogel-Charakter durchaus innewohnt. <br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-NbNH1y-Tfvk/XjRYrb3AAvI/AAAAAAAAVNc/q3SK7T5TYnoAlamqmQkHj24I9wgYmeu6ACKgBGAsYHg/s1600/Showgirls_Mimicry.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-NbNH1y-Tfvk/XjRYrb3AAvI/AAAAAAAAVNc/q3SK7T5TYnoAlamqmQkHj24I9wgYmeu6ACKgBGAsYHg/s320/Showgirls_Mimicry.jpg" width="320" /></a></div>
<i>“You and me are exactly alike”</i>, beschwört Cristal, die ursprünglich Chrissie Lou hieß und aus einem texanischen Kaff stammt. Das eint sie wiederum mit Nomi respektive Polly-Ann, die ihre Heimat nur als <i>“from back East”</i> und <i>“different places”</i> angibt. Woher sie kommen und wer sie waren ist für beide Frauen irrelevant, solange sie sich nun in Las Vegas neu erfinden können. <i>“She thinks she could be a worthy successor”</i>, erklärte Gina Gershon in einem Interview damals Cristal. Und hebt hervor, dass sich beide Figuren erstmals im Spiegel begegnen – als Kontrast von Gegenwart und Zukunft. Cristal ist dann letztlich die treibende Kraft, die Nomi in der Glitzerwelt von Las Vegas einen Schritt näher zur Erfüllung ihres Kindheitstraums führt.<br />
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Verhoeven kontrastiert beide Frauen dabei mehrfach und betont ihre Ähnlichkeiten. So imitiert Nomi die Bewegungen von Cristal bei ihrem ersten Besuch der “Goddess”-Show im Stardust Hotel, ähnlich wie Cristal später als sie mit Zack (Kyle Maclachlan), dem Entertainment-Manager des Stardust, die Performance von Nomi im Cheetahs besucht und einen Privattanz bucht. Es ist daraufhin Cristals Empfehlung, die Nomi ein Vortanzen für “Goddess”-Direktor Tony Moss (Alan Rachins) beschert und ihr damit letztlich eine Funktion in der Aufführung. <i>“Maybe I like the way you dance, maybe I like you”</i>, hält Cristal ihre Karten gegenüber Nomi bedeckt was ihre Motivation anbelangt. Was wiederum eine der Stärken ihrer Beziehung darstellt.<br />
<br />
Viele von Cristals Handlungen werden von Nomi oftmals missverstanden – zumindest andeutungsweise. Die Buchung des Privattanzes empfindet Nomi da als Affront und Versuch, sie für ihre Tätigkeit als Stripperin bloßzustellen. Der Privattanz avanciert dabei aber nicht nur zum ersten Casting seitens Cristal für “Goddess”, sondern ermöglicht es Nomi auch, durch den erhöhten Preis von $500 ein Kleid von Versace (oder wie sie es betont: <i>“Versayce”</i>) zu erstehen. Zugleich weiß Cristal, dass ein reines Betüdeln von Nomi ihr im Sündenpfuhl Vegas auf lange Sicht hinderlich ist, ihr Zuckerbrot-und-Peitsche-Gebaren ist somit Kalkül, um Nomi auf die Zacks von Las Vegas vorzubereiten – genauso wie auf die irgendwann eintreffende Nomi 2.0.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-qzQJ6FqYVAY/XjRYu4-yCXI/AAAAAAAAVNg/l6pvFG63_5Yl2MBq0Jnhf0syDR6D1XyjQCKgBGAsYHg/s1600/Showgirls_Casting.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-qzQJ6FqYVAY/XjRYu4-yCXI/AAAAAAAAVNg/l6pvFG63_5Yl2MBq0Jnhf0syDR6D1XyjQCKgBGAsYHg/s320/Showgirls_Casting.jpg" width="320" /></a></div>
<i>“There’s always someone younger and hungrier coming down the stairs after you”</i>, verzeiht Cristal am Ende des Films ihren durch Nomi ausgelösten Unfall. Zumal der im Grunde von dem ehemaligen Show-Star selbstverschuldet ist. <i>“The best advice I ever got? (…) If someone gets in your way, step on ’em”</i>, verriet Cristal ihrem Zögling da zuvor. Nach acht Jahren auf der Bühne bietet Nomis Ankunft für Cristal auch die Möglichkeit zum Ausstieg – denn der, so suggeriert <i>Showgirls</i>, muss das Resultat einer Wirkung von außen sein. Mit der Positionierung von Nomi als Nachfolgerin findet sich ein Ausweg aus dem moralischen Sumpf für Cristal – zugleich bietet der Film auch Nomi am Ende einen solchen, allerdings fehlgeleitet.<br />
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Die Gruppenvergewaltigung von Molly durch Andrew Carver (William Shockley) dient ihrer Freundin schließlich zum Ausstieg aus dem Showgeschäft der Glitzerstadt. Für Joe Eszterhas war <i>Showgirls</i> ein Film über ein Mädchen, das sich von einer korrupten Welt abwendet. In dem guten Menschen in Vegas schlimme Dinge widerfahren, wenn sie sich selbst nicht korrumpieren. Dass die einzig moralisch integre Figur der Geschichte ihr zum Opfer fallen muss, sollte dies unterstreichen. Nur fällt Mollys Vergewaltigung sowohl tonlich als auch narrativ aus dem Rahmen dieser zuvor sleazigen Strip-Sozialsatire. <i>“The rape scene was a god-awful mistake”</i>, räumte Joe Eszterhas bereits im Jahr 1997 <a href="https://www.washingtonpost.com/archive/lifestyle/1997/10/25/sleazy-writer/7b99825a-9214-4cb3-ae2c-d80cbb243fa8/" target="_blank">gegenüber der <i>Washington Post</i></a> ein. <br />
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Ebenfalls wenig zweckdienlich ist, dass Nomis Vergangenheit erst in der Schlussviertelstunde zum Thema wird. Hätte Verhoeven die Aufdeckung ihrer tragischen Familiengeschichte und die daran anschließende Prostitution ans Ende des zweiten Aktes gestellt (sodass die Figur an ihrem vermeintlich tiefsten Punkt angelangt und ihr Erfolg gefährdet scheint), hätte Nomi im Laufe des finalen Aktes zusätzlich an Profil gewinnen können. Eszterhas zeichnet sie als durchaus interessante flatterhafte Frau, die einerseits leicht in Wutausbrüche fällt, wenn sie sich vorgeführt oder angegriffen fühlt, die andererseits aber auch problemlos mädchenhafte Züge annehmen kann, wenn sie – meist von Molly – Warmherzigkeit durch andere verspürt.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-kAgLuUEvwiE/XjRYyH7oLiI/AAAAAAAAVNk/kOWz2UpJ1BghgguI2Y88RXvPpAirys7hACKgBGAsYHg/s1600/Showgirls_Zack.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-kAgLuUEvwiE/XjRYyH7oLiI/AAAAAAAAVNk/kOWz2UpJ1BghgguI2Y88RXvPpAirys7hACKgBGAsYHg/s320/Showgirls_Zack.jpg" width="320" /></a></div>
<i>Showgirls</i> erzählt somit auch von einer Selbstfindung seiner Hauptfigur, die weniger zu ihren Ursprüngen gelangen als mit sich ins Reine kommen muss. <i>“I see you hidin’ (…) from you”</i>, bemerkt Nomis kurzweilige Affäre James (Glenn Powell). Ihre Vergangenheit kann sie folglich nicht einfach irgendwo im Osten lassen, auch sie folgt ihr per Anhalter nach. Zumal Cristal mit ihrem Prostitutionsvergleich der “Goddess”-Aufführung nicht allzu Unrecht hat, was durch Nomis echauffierte Reaktion quasi bestätigt wird. Es ist also eine schöne narrative Klammer, wenn Nomi am Ende des Films erneut zufällig in den Wagen von Jeff (Dewey Weber) steigt und ihr Springmesser zückt, nur um dieses Mal jedoch unterwegs ins Ungewisse zu sein.<br />
<br />
Eher unerklärlich galt <i>Showgirls</i> lange Zeit als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten, hatte jedoch auch schwierige Voraussetzungen. Sein NC-17-Rating (entspricht unserem FSK 18) schränkte die Möglichkeiten des Marketings ein, sodass trotz breiter Kino-Auswertung auf ein damals üppiges Budget (für einen NC-17-Film zumindest) von $45 Millionen nur ein Einspiel von $37 Millionen folgte. <i>Showgirls</i> avancierte dann zu einem dieser Filme, der per VHS und DVD Kultcharakter entwickeln sollte. So geriet er schlussendlich mit weiteren Einnahmen von $100 Millionen doch noch profitabel und nach seinem Tiefpunkt doch noch zu einem späten Sieger. Wie sagte schon Jeff zu Filmbeginn: <i>“Gotta gamble if you’re gonna win.”</i></div>
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<span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><b>7/10</b></span>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-10951165385883206222020-01-03T15:30:00.002+01:002023-05-14T18:12:15.765+02:00Filmjahresrückblick 2019: Die Top Ten<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-e1-NIA7hi3s/Xg3r4AE49YI/AAAAAAAAVFI/iuKtyLYxODsuNvSymJa-FT-welMZuhrUgCKgBGAsYHg/s1600/Filmstrip%2B2019.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="494" data-original-width="1600" height="122" src="https://1.bp.blogspot.com/-e1-NIA7hi3s/Xg3r4AE49YI/AAAAAAAAVFI/iuKtyLYxODsuNvSymJa-FT-welMZuhrUgCKgBGAsYHg/s400/Filmstrip%2B2019.png" width="400" /></a></div>
<i>Cinema is life itself. Life is cinema and cinema is life.</i><br />
(Murata Joe,<i> Ai-naki mori de sakebe <span style="font-size: x-small;">[The Forest of Love]</span></i>)<br />
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<div style="text-align: justify;">
Repetition führt zu Reputation – so soll es die US-Unternehmerin Elizabeth Arden einmal verlautet haben. Angesichts der darniederliegenden Besucherzahlen dieses Blogs aber eher ein leeres Versprechen und doch habe ich – wider Erwarten – auch für 2019 wieder den obligatorischen Filmjahresrückblick zu Stande gebracht. Wie schon in den vergangenen 13 Jahren. Der Habitus obsiegt, obschon ich mich jährlich frage, es nicht einfach gut sein zu lassen, wo sich die Bloggersphäre von vor zehn Jahren doch nun soweit gewandelt hat, dass Leserschaft sowie Interaktion kaum mehr der Rede wert sind. Geschweige denn der Mühe der Reviews. Gut möglich, dass dies auch nur die Konsequenz einer generellen filmischen Übersättigung ist.<br />
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Kino – brauchen wir das noch oder kann das weg? Die Welt spielt sich verstärkt online ab, jeder will dabei ein Stück vom Kuchen abhaben. Disney+, AppleTV+, Content+ – statt Netflix hortet jeder seine Filme und Serien als exklusives Angebot. Kein Wunder, dass nach dem Tiefstand <a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/01/filmjahresruckblick-2018-die-top-ten.html" target="_blank">von vergangenem Jahr</a> die Kinobesuche in Deutschland in 2019 nochmals zurückgingen und nichtmal die 100-Millionen-Marke überschreiten. Ich selbst bin hier natürlich mitschuldig, von meinen insgesamt 166 Filmsichtungen aus 2019 (in 2018: 155 Filme) entfielen rund sieben Prozent auf Kinobesuche. 13 Mal suchte ich die Lichtspielhäuser auf, immerhin zweifach für James Grays <i>Ad Astra</i>. Dennoch ein erneuter Rückgang zum Vorjahr (15 Besuche).<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-rVu8MrjzOsk/Xg3r7Vgqw2I/AAAAAAAAVFM/gkdwo9tTzY0eZ75e-TN3NwFTkF4vAQLHwCKgBGAsYHg/s1600/Cinema_Once%2BUpon%2Ba%2BTime%2Bin%2BHollywood.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-rVu8MrjzOsk/Xg3r7Vgqw2I/AAAAAAAAVFM/gkdwo9tTzY0eZ75e-TN3NwFTkF4vAQLHwCKgBGAsYHg/s320/Cinema_Once%2BUpon%2Ba%2BTime%2Bin%2BHollywood.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Nach dem Tiefstwert in 2018 waren die deutschen Kinobesuche auch 2019 rückläufig.</td></tr>
</tbody></table>
Statt zur cineastischen Kathedrale avanciert das Kino immer stärker zum Event-Raum. Außer für die großen Blockbuster bequemen sich die Menschen kaum noch von ihrem Sofa weg – es sei denn, ein Film macht entsprechend Furore. Darunter Todd Phillips’ Scorsese-Hommage und DC-Prequel <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/joker-2019/" target="_blank">Joker</a></i>, das den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig abräumte und mit einer Wertung von 8.7/10 auch für die Nutzer der Internet Movie Database (IMDb) den ersten Platz der beliebtesten Filme belegte (Stand: 01.01.2020). Dicht gefolgt von einem weiteren Festival-Sieger: Bong Joon-hos Gesellschaftssatire <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/parasite-2019/" target="_blank">Gisaengchung</a></i> <span style="font-size: x-small;">[Parasite]</span>, Gewinner der Palme d’Or in Cannes 2019 und mit einer Bewertung von 8.6/10 auf dem zweiten Rang.<br />
<br />
Der drittbeliebteste Film mit einer Wertung von 8.5/10 war 2019 <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/avengers-endgame/" target="_blank">Avengers: Endgame</a></i>, der CGI-Bombast-Abschluss unter mehr als zehn Jahre und zwei Dutzend Filme umspannende Pixel-Penetration. Die jüngste narrative Nebelbombe aus dem Hause Disney avancierte zugleich zum erfolgreichsten Film des Jahres und aller Zeiten – und ließ mit einem Einspiel von fast 2,8 Milliarden Dollar auch James Camerons <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2009/12/avatar.html" target="_blank">Avatar</a></i> hinter sich. Den Kassen-Hattrick komplettiert das Mouse House dann mit seinem CGI-Remake <i>The Lion King</i> auf dem zweiten Rang und zugleich einer Milliarde weniger Einspiel sowie dem Pixar-Sequel <i>Frozen II</i>, das ebenfalls eine weitere Milliarde in die Taschen von Disney-CEO Bob Iger und Konsorten hievte.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-w443e45JcdY/Xg3sIUr6MGI/AAAAAAAAVFQ/Q_D_L4UABoMn6lC7MJtSTu092eOFli3BwCKgBGAsYHg/s1600/Top%2B4-10.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-w443e45JcdY/Xg3sIUr6MGI/AAAAAAAAVFQ/Q_D_L4UABoMn6lC7MJtSTu092eOFli3BwCKgBGAsYHg/s320/Top%2B4-10.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Prequels, Sequels, Spin-offs, Remakes – originäre Filme ziehen beim Publikum nicht mehr.</td></tr>
</tbody></table>
Große Risiken geht kaum noch ein Studio ein – weshalb alle der zehn erfolgreichsten Filme aus 2019 ein Pre-, Sequel, Spin-Off oder Remake waren. Auf Platz 4 schob sich mit <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/spider-man-far-from-home/" target="_blank">Spider-Man: Far From Home</a></i> noch Sony Pictures, prinzipiell aber auch durch das MCU gepusht. Das findet sich auf Platz 5 mit <i>Captain Marvel</i> wieder, ehe auf Rang 6 mit <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/toy-story-4/" target="_blank">Toy Story 4</a></i> die dritte Fortsetzung von Pixars Debüt landete. Warner Bros. schiebt sich mit <i>Joker</i> auf die sechste Position, ehe Disney mit der lieb- und leblosen Live-Action-Version von <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/aladdin-2019/" target="_blank">Aladdin</a></i> den achten Film des Jahres ablieferte, der über eine Milliarde Dollar einnahm. <i>Star Wars – Episode IX: Rise of Skywalker</i> landet derzeit (passend) auf Platz 9, vor <a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/fast-furious-presents-hobbs-shaw/" target="_blank"><i>Fast & Furious Presents:</i> <i>Hobbs & Shaw</i></a>.<br />
<br />
Der erfolgreichste Film 2019, der auf keinem Franchise basierte, war auf Platz 11 dann der chinesische Animationsfilm <i>Ne Zha</i>, zugleich Jahressieger in seiner Heimat. Traditionell ziehen die Asiaten einheimische Filme denen des Westens vor, was sich auch in Südkorea in der Undercover-Komödie <i>Geukhanjikeob</i> <span style="font-size: x-small;">[Extreme Job]</span> sowie in Japan in Shinkai Makotos jüngsten Animationswerk <i>Tenki no ko</i> <span style="font-size: x-small;">[Weathering With You]</span> jeweils zeigte. Patriotisch sind stets auch die Türken, obgleich dort mit <i>7. Kogustaki Mucize</i> wiederum ein Remake von <i>Miracle in Cell No. 7</i> auf Platz 1 landete, sechs Jahre zuvor noch ein Kassenschlager in Südkorea. Nationale Ware goutierten ebenso Ägypter mit <i>Kasablanka</i> und Tschechen mit <i>Ženy v běhu</i> <span style="font-size: x-small;">[Women on the Run]</span>.<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-nlydIwb08kE/Xg3sgB-JisI/AAAAAAAAVFg/qhxKR-lUxA8GUiOzyj6XgmvdkX9Fi23VQCKgBGAsYHg/s1600/Frozen%2BII.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-nlydIwb08kE/Xg3sgB-JisI/AAAAAAAAVFg/qhxKR-lUxA8GUiOzyj6XgmvdkX9Fi23VQCKgBGAsYHg/s320/Frozen%2BII.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><b>Jahressieger der deutschen Kinocharts:</b> das Pixar-Sequel <i>Frozen II</i>.</td></tr>
</tbody></table>
Dagegen teilte sich der Großteil der Welt in zwei Disney-Lager zwischen Superhelden und Löwenkönigen. <i>Avengers: Endgame</i> siegte naturgemäß in den USA, aber auch in den übrigen englischsprachigen Ländern wie Großbritannien, Australien oder Neuseeland. Auch in Indien, Vietnam und Thailand konnten Iron Man und Co. überzeugen, während in Südamerika Brasilianer, Kolumbianer, Bolivianer, Chilenen und die Besucher in Paraguay den Avengers die Treue hielten. In Europa traf dies darüber hinaus noch auf Länder wie Rumänien, Ukraine, Dänemark, Ungarn und die Slowakei zu. Ansonsten lauschten Europäer bevorzugt Löwengebrüll und ließen sich von Simba und seiner <i>“Hakuna Matata”</i>-Entourage in die Savanne entführen.<br />
<br />
Den ersten Platz der Jahrescharts belegte <i>The Lion King</i> hierbei in Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, den Niederlanden, Belgien, Österreich und der Schweiz, Bulgarien, Slowenien, Russland, Polen sowie Schweden und Norwegen. Wenig überraschend kam das Spektakel um Löwen, Meerkatzen und Co. auch in Südafrika bestens an. In Deutschland thronte <i>The Lion King</i> ebenfalls auf Rang 1 (im übrigen mit fast halb so vielen Besuchern wie im Nachbarland Frankreich, trotz höherer Einwohnerzahl), es ist aber davon auszugehen, dass <i>Frozen II</i> in den ersten Wochen des Kalenderjahres 2020 noch die erforderliche Zuschauerzahlen generieren dürfte, um Elsa und ihre Familie letztlich zum erfolgreichsten Film 2019 bei uns zu machen.<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-MJCeLLt5MSI/Xg3suLsC4CI/AAAAAAAAVFo/qFK66SSgXCIPG2HzTWT3Oa37fwMIb-4tACKgBGAsYHg/s1600/Too%2BOld%2Bto%2BDie%2BYoung.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-MJCeLLt5MSI/Xg3suLsC4CI/AAAAAAAAVFo/qFK66SSgXCIPG2HzTWT3Oa37fwMIb-4tACKgBGAsYHg/s320/Too%2BOld%2Bto%2BDie%2BYoung.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><b>Beste Serie des Jahres:</b> Nicolas Winding Refns <i>Too Old to Die Young</i> auf Amazon.</td></tr>
</tbody></table>
Womit Deutschland quasi ein Ausreißer wäre, wie er 2019 eher selten der Fall war. Statt auf die Avengers setzten Peru, Ecuador, Jamaika, Jordanien, Bahrein, der Oman und Kenia lieber auf <i>Spider-Man: Far From Home</i>. Mit <i>Joker</i> hielten es derweil Finnland, Kroatien und Griechenland. Action der anderen Sorte zogen die Zuschauer in Honduras, Costa Rica und Nicaragua vor, die sich an <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/john-wick-chapter-3-parabellum/" target="_blank">John Wick: Chapter 3 – Parabellum</a></i> begeisterten. Etwas extravaganter fielen die Ansprüche sowohl in Israel als auch in Trinidad & Tobago aus, die gemeinsam mit <i>Fast & Furious Presents: Hobbs & Shaw</i> aufs Gas traten. <i>Toy Story 4</i> verzückte dafür Argentinien, Mexiko und Uruguay, während Panama lieber <i>Dora and the City of Gold</i> für sich entdeckte.<br />
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Großer Gewinner in 2019 ist fraglos erneut Disney, das sich inzwischen auch noch 20th Century Fox einverleibte. Allein mit den Filmen aus den Top 15 der weltweiten Charts nahm das Studio über 10 Milliarden Dollar ein – zum Vergleich: Sonys erfolgreichste zwei Filme spielten zusammen so viel ein wie <i>The Lion King</i> alleine. Als Gewinner können aber auch Brad Pitt, der viel Lob für seine Rollen in <i>Ad Astra</i> und <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/once-upon-a-time-in-hollywood/" target="_blank">Once Upon a Time… in Hollywood</a></i> erhielt, sowie Keanu Reeves erachtet werden. Letzterer reitet weiterhin seine eigene McConaisance-Welle mit Gast-Auftritten in <i>Toy Story 4</i> oder <i>Always Be My Maybe</i>. Auch Florence Pugh startete mit Rollen in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/midsommar/" target="_blank">Midsommar</a></i> und <i>Fighting with My Family</i> durch – und stößt 2020 in <i>Black Widow</i> zum MCU dazu.<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-5T8cSADgSXA/Xg3tEXmchOI/AAAAAAAAVFw/xuyWoLviW9IeekOw0T_hK_pwNJlvohHWACKgBGAsYHg/s1600/Actors_2019.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-5T8cSADgSXA/Xg3tEXmchOI/AAAAAAAAVFw/xuyWoLviW9IeekOw0T_hK_pwNJlvohHWACKgBGAsYHg/s320/Actors_2019.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><b>Beste Darsteller des Jahres:</b> Willem Dafoe, Zain Al Rafeea, Glenn Close.</td></tr>
</tbody></table>
Danny Aiello soll Natalie Portman einst am Set von <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.de/2010/12/leon-directors-cut.html" target="_blank">Léon – The Professional</a></i> den Ratschlag gegeben haben <i>“Don’t do television”</i>. Ein Tipp, der heutzutage auch obsolet scheint, treibt es doch viele Kinostars inzwischen wieder in die Fernseher, bevorzugt in von ihnen selbst produzierten Serien. Fernsehen ist das neue Kino, könnte man fast meinen. Viel Budget wird in Shows wie <i>Game of Thrones – Season Eight</i> gebuttert, gedankt haben es deren meiste Fans den Machern eher nicht. Umjubelt waren dafür HBOs andere Serien <i>Watchmen</i> sowie <i>Chernobyl</i> – mir selbst gefiel 2019 eher Ben Stillers <i>Escape at Dannemora</i>, die TV-Serie des Jahres allerdings war dann jedoch Nicolas Winding Refns Style-as-Substance-Show <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/08/too-old-to-die-young.html" target="_blank">Too Old to Die Young</a></i>.<br />
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Beeindruckend waren 2019 auch wieder einige Schauspielleistungen. Zwar für einen Oscar als Beste Darstellerin nominiert, aber übergangen, trägt Glenn Close fast alleine das Ehedrama <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-wife-2017/" target="_blank">The Wife</a></i>. Ebenfalls beeindruckend in kleinen Rollen waren zudem Gabriela Maria Schmeide in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/system-crasher/" target="_blank">Systemsprenger</a></i> sowie Margarete Tiesel in <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/the-golden-glove/" target="_blank">Der Goldene Handschuh</a></i>. Bei den Herren gefiel Denis Ménochet in François Ozons <i>Grâce à dieu</i> <span style="font-size: x-small;">[Gelobt sei Gott]</span>, mit zwei starken Leistungen in <i>At Eternity’s Gate</i> sowie <i>The Lighthouse</i> ist Willem Dafoe jedoch für mich der Darsteller des Jahres. Die vielversprechendste Nachwuchsleistung lieferte Zain Al Rafeea in dem Sozialdrama <i>Capharnaüm</i> <span style="font-size: x-small;">[Capernaum]</span> ab, knapp vor Newcomerin Tiffany Chu in <i>Ms. Purple</i>.<br />
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Viele große Meister legten neue Filme vor, von Scorsese (<i>The Irishman</i>) über Almodóvar (<i>Dolor y gloria</i>) und Boyle (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/yesterday-2019/" target="_blank">Yesterday</a></i>) hin zu Allen (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/a-rainy-day-in-new-york/" target="_blank">A Rainy Day in New York</a></i>) oder Burton (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/dumbo-2019/" target="_blank">Dumbo</a></i>). Wirklich begeisterte mich keiner von ihnen, was aber genauso persönliche Favoriten wie Asif Kapadia (<i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/diego-maradona/" target="_blank">Diego Maradona</a></i>) oder Hosoda Mamoru (<i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/05/mirai-no-mirai.html" target="_blank">Mirai no mirai</a></i>) betrifft. 2020 dürfte uns viel von dem erwarten, was bereits die letzten Jahre dominiert: lästige, leblose “Tentpole”-Filme. Ob ich das erneut begleiten werde, muss man noch sehen. <a href="https://twitter.com/elijahwood/status/1203355647976173568" target="_blank">Inspiriert von Elijah Wood</a> verzichte ich dieses Jahr auf eine Flop Ten, Honorable Mentions folgen wiederum vorab, statt als erster Kommentar. Eine gesamte Auflistung ist wie üblich <a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/list/best-movies-of-2019/" target="_blank">auf Letterboxd</a> einsehbar. Und damit ohne weitere Umschweife, hier sind meine zehn favorisierten Filmen von 2019:<br />
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<b>Honorable Mentions</b> (in alphabetischer Reihenfolge): <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/09/ad-astra.html" target="_blank">Ad Astra</a></i> <span style="font-size: x-small;">(James Gray USA/CN 2019)</span>, <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/06/batman-vs-teenage-mutant-ninja-turtles.html" target="_blank">Batman vs. Teenage Mutant Ninja Turtles</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Jake Castorena, USA 2019)</span>, <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/11/doubles-vies.html" target="_blank">Doubles vies</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Olivier Assayas, F 2018)</span>, <i><a href="https://www.evolver.at/dvd/The_Game_Changers/" target="_blank">The Game Changers</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Louie Psihoyos, USA 2018)</span>, <i><a href="https://letterboxd.com/flo_lieb/film/ash-is-purest-white/" target="_blank">Jiang hu er nü</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Zhangke Jia, CN/F/J 2018)</span>. <br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-OIjMGH_Wm-8/Xg4YymZ1V-I/AAAAAAAAVKQ/YVkSD1pzcWklDtKEn2TJj7fJNHtPHK7zQCKgBGAsYHg/s1600/Dragged%2BAcross%2BConcrete.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-OIjMGH_Wm-8/Xg4YymZ1V-I/AAAAAAAAVKQ/YVkSD1pzcWklDtKEn2TJj7fJNHtPHK7zQCKgBGAsYHg/s400/Dragged%2BAcross%2BConcrete.jpg" width="400" /></a></div>
<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">10.</span></b> <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/12/dragged-across-concrete.html" target="_blank">Dragged Across Concrete</a></i> <span style="font-size: x-small;">(S. Craig Zahler, USA/CDN 2018)</span>: In seinem reaktionären Cop-Thriller besetzt S. Craig Zahler seine Hauptdarsteller Mel Gibson und Vince Vaughn punktgenau als abgehängte alte Männer, welche die Zeit und der gesellschaftliche Wandel über den Asphalt schleifen. Und erzählt zugleich von Masken, die wir uns alle aufsetzen, um es irgendwie lebend durch den Alltag zu schaffen. <i>Dragged Across Concrete</i> ist ein Film einer anderen Ära, den man mehr mag, als man heutzutage vielleicht sollte.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-39n23V7vmF0/Xg33KKz65XI/AAAAAAAAVGo/JdaGRH13msoYoCnECf92OOdu5n4R-xmwQCKgBGAsYHg/s1600/Minding%2Bthe%2BGap.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-39n23V7vmF0/Xg33KKz65XI/AAAAAAAAVGo/JdaGRH13msoYoCnECf92OOdu5n4R-xmwQCKgBGAsYHg/s400/Minding%2Bthe%2BGap.jpg" width="400" /></a></div>
<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">9.</span></b> <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/09/minding-gap.html" target="_blank">Minding the Gap</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Bing Liu, USA 2018)</span>: Schickt sich Bing Lius Film zuerst als eine Dokumentation über die Skater-Szene von Illinois an, avanciert <i>Minding the Gap</i> schnell zur packenden Reflexion über Elternschaft und häusliche Gewalt. Lius Protagonisten um den ambivalenten Zack liefern tiefe Einblicke in den Zwiespalt von Erwartung und Realität, in die Diskrepanz zwischen einst unbeschwerter Jugend und den Herausforderungen als Erwachsener allgemein sowie als Elternteil speziell. Quasi eine Montage über das Leben.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-O5EKBnXCpmY/Xg8TSfidOAI/AAAAAAAAVL8/qpbEgoCDX5wORyHv0eUawo9lZezo73D6ACKgBGAsYHg/s1600/The%2BDead%2BDon%2527t%2BDie.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-O5EKBnXCpmY/Xg8TSfidOAI/AAAAAAAAVL8/qpbEgoCDX5wORyHv0eUawo9lZezo73D6ACKgBGAsYHg/s400/The%2BDead%2BDon%2527t%2BDie.jpg" width="400" /></a></div>
<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">8.</span></b> <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/04/the-dead-dont-die.html" target="_blank">The Dead Don’t Die</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Jim Jarmusch, USA/SWE 2019)</span>: Wir ernten, was wir säen – so beschwört Jim Jarmusch in seiner Zombie-Satire <i>The Dead Don’t Die</i> die Untoten als menschengemachte Folge unserer Umweltsünden am Planeten. Zugleich nutzt der Regisseur seinen Genre-Beitrag als Breitseite gegen die konservative Rechte, inszeniert dies aber keineswegs bierernst, sondern derart launig und lakonisch, dass selbst Hauptdarsteller Bill Murray sich ein ums andere Mal vor der Kamera das Lachen verkneifen muss.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-Z3ZCJ8JZA4s/Xg4VXCKjrCI/AAAAAAAAVI4/PV-Wj4Qw1Lo8xBc80TRfgCPPiAcibQAKgCKgBGAsYHg/s1600/63%2BUp.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-Z3ZCJ8JZA4s/Xg4VXCKjrCI/AAAAAAAAVI4/PV-Wj4Qw1Lo8xBc80TRfgCPPiAcibQAKgCKgBGAsYHg/s400/63%2BUp.jpg" width="400" /></a></div>
<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">7.</span></b> <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/07/63-up.html" target="_blank">63 Up</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Michael Apted, UK 2019)</span>: Eigentlich nur als einmaliger Kurzfilm über die Klassenunterschiede in England vor 56 Jahren geplant, zählt Michael Apteds <a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/search/label/Up" target="_blank"><i>Up</i>-Serie</a> zu den langlebigsten Reihen der Filmlandschaft. <i>63 Up</i> findet viele der Teilnehmer kurz vor der Rente, zugleich im Konflikt mit Krankheiten und ihrer Mortalität. Das alljährliche Wiedersehen erlaubt die Reflexion über das eigene Erlebte, denn wie Sue korrekt zusammenfasst: <i>“The things we go through are what everyone’s going through.”</i><br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-3NpWHm8X14Y/Xg4XtKA0JPI/AAAAAAAAVJg/orr0RTn1gA82f8G80L4yWhZszEnFKH92ACKgBGAsYHg/s1600/Liz%2Band%2Bthe%2BBlue%2BBird.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-3NpWHm8X14Y/Xg4XtKA0JPI/AAAAAAAAVJg/orr0RTn1gA82f8G80L4yWhZszEnFKH92ACKgBGAsYHg/s400/Liz%2Band%2Bthe%2BBlue%2BBird.jpg" width="400" /></a></div>
<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">6.</span></b> <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/03/liz-and-the-blue-bird.html" target="_blank">Rizu to aoi tori</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Yamada Naoko, J 2018)</span>: Das sicher gelungenste Spin-off des Jahres (vor <i>Hobbs & Shaw</i>) fand sich in Yamada Naokos hinreißendem <i>Rizu to aoi tori</i>, der sich intensiv der Beziehung der Schülerinnen Nozomi und Mizore aus der Anime- bzw. Manga-Serie <i>Hibike! Euphonium</i> widmet. Gewohnt gekonnt inszeniert Yamada-sensei auf feinfühlige Weise diese Geschichte über Freundschaften, die im Verlauf des Erwachsenwerdens auf der Strecke bleiben können. Ein Film, den man einfach nur umarmen will. <br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-fIxzdtee0S0/Xg4aWrHZMgI/AAAAAAAAVLA/ow_xkkMhs5ESOXrTSQ9062pwSW72uk1PACKgBGAsYHg/s1600/The%2BBeach%2BBum.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-fIxzdtee0S0/Xg4aWrHZMgI/AAAAAAAAVLA/ow_xkkMhs5ESOXrTSQ9062pwSW72uk1PACKgBGAsYHg/s400/The%2BBeach%2BBum.jpg" width="400" /></a></div>
<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">5.</span></b> <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/08/the-beach-bum.html" target="_blank">The Beach Bum</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Harmony Korine, USA/UK/F/CH 2019)</span>: Welche Erwartung an Künstler ist gerechtfertigt und was für Verpflichtungen hat der Urheber gegenüber den Rezipienten seiner Kunst? Fragen, die Harmony Korine auf typisch skurrile Weise in seiner Komödie <i>The Beach Bum</i> subtil aufgreift. Matthew McConaughey überzeugt darin nebst einem illustren Ensemble und begleitet von einem charmanten Soundtrack als Florida-Dichter und Hedonist Moondog, der um des Lebens willen lebt. Ein wahres Vorbild für uns alle.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-AUqUJHNt2qc/Xg33Q-iyXCI/AAAAAAAAVHE/Gthnjflrq40QA3BLwGxQ6z4HdrQ--ve1QCKgBGAsYHg/s1600/One%2BCut%2Bof%2Bthe%2BDead.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-AUqUJHNt2qc/Xg33Q-iyXCI/AAAAAAAAVHE/Gthnjflrq40QA3BLwGxQ6z4HdrQ--ve1QCKgBGAsYHg/s400/One%2BCut%2Bof%2Bthe%2BDead.jpg" width="400" /></a></div>
<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">4.</span></b> <i><a href="https://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/04/one-cut-of-the-dead.html" target="_blank">Kamera o tomeru na!</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Ueda Shin'ichirô, J 2017)</span>: In der zweiten gelungenen Zombie-Komödie des Jahres inszeniert Ueda Shin'ichirô in <i>Kamera o tomeru na!</i> den Angriff der lebenden Toten als Mise en abyme, wenn Dreharbeiten zu einem Zombie-Film plötzlich von echten Untoten heimgesucht werden. In bester William-Friedkin-Manier lässt der fordernde Regisseur Higurashi die Kamera für maximale Authentizität einfach weiterlaufen, während Ueda selbst seiner amüsanten Geschichte im zweiten Akt neues Leben einhaucht.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-8u4OAyoa04s/Xg33TesI7tI/AAAAAAAAVHI/f0m6LZT1dAcFLGXYFkQUMEW8ZrNGSM31wCKgBGAsYHg/s1600/The%2BLast%2BBlack%2BMan%2Bin%2BSan%2BFrancisco.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-8u4OAyoa04s/Xg33TesI7tI/AAAAAAAAVHI/f0m6LZT1dAcFLGXYFkQUMEW8ZrNGSM31wCKgBGAsYHg/s400/The%2BLast%2BBlack%2BMan%2Bin%2BSan%2BFrancisco.jpg" width="400" /></a></div>
<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">3.</span></b> <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/12/the-last-black-man-in-san-francisco.html" target="_blank">The Last Black Man in San Francisco</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Joe Talbot, USA 2018)</span>: Gentrifikation in San Francisco und die Folgen auf die ursprünglichen Bewohner sowie was Heimat, Identifikation und Zugehörigkeit für Menschen ausmachen, behandelt Joe Talbot auf tiefsinnige und doch vereinnahmende Art in seinem Debütfilm <i>The Last Black Man in San Francisco</i>. Ein angespanntes Verhältnis von Gewesenem und Gegenwärtigem, die nostalgische Rückbesinnung als Weiterentwicklung, von Talbot mit hoffnungsvoller Melancholie inszeniert.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-SyJfI-Xq9Ck/Xg33WK0mYNI/AAAAAAAAVHM/GjaGBUfhIkE_I0zuDVGoxj8W8Obk5_9TwCKgBGAsYHg/s1600/American%2BFactory.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-SyJfI-Xq9Ck/Xg33WK0mYNI/AAAAAAAAVHM/GjaGBUfhIkE_I0zuDVGoxj8W8Obk5_9TwCKgBGAsYHg/s400/American%2BFactory.jpg" width="400" /></a></div>
<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">2.</span></b> <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/11/american-factory.html" target="_blank">American Factory</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Steven Bognar/Julia Reichert, USA 2019)</span>: Chinesen, die kapitalistischer denken als Amerikaner und diese zu YMCA unterlegt vor einer die Minions abspielenden Leinwand für sich tanzen lassen, bilden den Kern von Steven Bognar und Julia Reicherts Netflix-Dokumentation <i>American Factory</i>. Um der Arbeit willen heuern ehemalige GM-Angestellte für einen chinesischen Konzern an, der ihr altes Werk übernommen hat. Was folgt ist eine Culture-Clash-Komödie zwischen Kapitalismus und Kommunismus.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-X26ai4Rp7mg/Xg4Y2TLOacI/AAAAAAAAVKU/dBiJ1OK320g6hqCccDh0HRGXJ1kgSgU3gCKgBGAsYHg/s1600/Portrait%2Bde%2Bla%2Bjeune%2Bfille%2Ben%2Bfeu.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-X26ai4Rp7mg/Xg4Y2TLOacI/AAAAAAAAVKU/dBiJ1OK320g6hqCccDh0HRGXJ1kgSgU3gCKgBGAsYHg/s400/Portrait%2Bde%2Bla%2Bjeune%2Bfille%2Ben%2Bfeu.jpg" width="400" /></a></div>
<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">1.</span></b> <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2019/10/portrait-de-la-jeune-fille-en-feu.html" target="_blank">Portrait de la jeune fille en feu</a></i> <span style="font-size: x-small;">(Céline Sciamma, F 2019)</span>: Manchmal sagen Blicke mehr als tausend Worte, zum Beispiel in Céline Sciammas Meisterwerk <i>Portrait de la jeune fille en feu</i>. Sciamma streicht dabei Rollenbilder und das Verständnis von Freiheit im ausgehenden 18. Jahrhundert an, erzählt aber prinzipiell eine universelle Romanze, in der die beiden Liebenden sich als Gegenentwurf zueinander begegnen. Dabei beobachten die Figuren nicht nur einander, sondern wir als Zuschauer auch starke Gefühle und großes Kino.</div>
Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-65569062647004533842019-12-20T12:00:00.002+01:002023-05-15T12:42:38.927+02:00Dragged Across Concrete<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-Zy6B6RrSO0k/Xfs-ibOVePI/AAAAAAAAVDY/h7R-mqZEpPsSeMC8zP2IyRUoHSOgVJytgCKgBGAsYHg/s1600/Dragged%2BAcross%2BConcrete.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1006" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-Zy6B6RrSO0k/Xfs-ibOVePI/AAAAAAAAVDY/h7R-mqZEpPsSeMC8zP2IyRUoHSOgVJytgCKgBGAsYHg/s400/Dragged%2BAcross%2BConcrete.jpg" width="400" /></a></div>
<i>It’s bad like lasagna in a can.</i><br />
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Viel Brimborium wurde zum Filmstart von Todd Phillips’ <i>Joker</i> gemacht. Der Film sei reaktionär, gefährlich, passe nicht in die heutige PC-Kultur, die von Wokeness dominiert wird. Manchen fehlte eine moralische Einordnung für die Darstellung eines sozial Abgehängten, der vom Opfer zum Täter und dabei vom Publikum gefeiert wird. Ähnliche Stimmen schoben auch S. Craig Zahlers Action-Thriller <i>Dragged Across Concrete</i> in eine rassistische, rechte Ecke, weil er reaktionäre Figuren präsentiert, deren Handlungen keinem ethischen Urteil unterworfen werden. Dass ausgerechnet Mel Gibson die Hauptrolle spielt, mag seinen Teil dazu beitragen, ist aber in Anbetracht der Filmografie des Darstellers und seiner privaten Ausfälle fast brillant.<br />
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<i>“Being branded a racist in today’s public forum is like being accused of being a communist in the 50s”</i>, fasst es Don Johnsons Polizei-Chef in einer Szene gegenüber Mel Gibsons Figur zusammen. Dessen Ermittler Brett Ridgeman und sein Partner Anthony Lurasetti (Vince Vaughn) sehen sich mit einem Handyvideo konfrontiert, das sie bei der Ausübung von Polizeigewalt gegenüber einem lateinamerikanischen Verdächtigen zeigt. Die Folge ist eine sechswöchige unbezahlte Suspendierung der beiden Beamten – womit sie noch glimpflich davongekommen zu sein scheinen. <i>“Your productivity is exemplary”</i>, räumt ihr Vorgesetzter Calvert (Don Johnson) ein. Am Ende ist es ihre effiziente Ermittlungsrate, die den Beiden letztlich ihren Job rettet.<br />
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Doch die Frustration sitzt tief. Einst war Calvert der Partner von Ridgeman, ehe er begann, die Karriereleiter zu erklimmen. Ridgeman selbst ist nun 59 Jahre alt, immer noch mit demselben Rang ausgestattet wie damals mit 27. <i>“I don’t politic and I don’t change with the times”</i>, erklärt er später einmal. Ändern tun sich allenfalls seine Partner, so wie der rund 20 Jahre jüngere Lurasetti. Die Besetzung der Figuren mit Gibson und Vaughn ist in gewisser Weise ein Meta-Kommentar für sich. Wo Vaughn die <i>Swingers</i>-Welle bis zu einer Nebenrolle in Steven Spielbergs <i>The Lost World</i> ritt, ehe er nach einigen Komödien Ende der 2000er allmählich wieder in der Versenkung zu verschwinden begann, ähneln sich Gibson und Ridgeman erstaunlich stark.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-gW04ZIZTsYw/Xfs-lqXzr3I/AAAAAAAAVDc/ieV-ntIZCR0-mEuyc_701SqNa9iX-YhtgCKgBGAsYHg/s1600/Dragged%2BAcross%2BConcrete_Robbery.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-gW04ZIZTsYw/Xfs-lqXzr3I/AAAAAAAAVDc/ieV-ntIZCR0-mEuyc_701SqNa9iX-YhtgCKgBGAsYHg/s320/Dragged%2BAcross%2BConcrete_Robbery.jpg" width="320" /></a></div>
Einst ein gefeierter Hollywood-Star und Oscar-Gewinner, kosteten Gibson seine rassistischen Ausfälle und etwaige Momente häuslicher Gewalt seinen Ruf und im Grunde seine Karriere. Ähnlich wie Ridgeman scheint Gibson in der alten Zeit verankert – ein gefallener Held des Gestern, für den auf dem Schlachtfeld des Heute kein Platz mehr scheint. <i>Dragged Across Concrete</i> lässt dabei nicht unerwähnt, dass es nicht nur die Zeiten sind, die sich geändert und so Ridgemans Ermittlungsmethoden abgehängt haben. Calvert spricht durchaus an, dass die Wut, die sein Ex-Partner in seine Arbeit packt, inzwischen auszuarten droht. Ridgemans Gebaren resultiert wiederum aus dem Privatumfeld der Figur, die mit ihrem sozialen Status verstärkt hadert.<br />
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Die Ehefrau (Laurie Holden) kann aufgrund ihrer MS-Erkrankung nicht mehr erwerbstätig sein, das Gehalt von Ridgeman – entsprechend seinem stagnierenden Rang – reicht nur für eine Wohnung in einem sozial schwächer gestellten und von Afroamerikanern bewohnten Stadtteil. Die gemeinsame Tochter wiederum wird auf dem Heimweg wiederholt angegangen, sodass selbst die nach eigener Aussage liberale Mutter allmählich zur Rassistin mutiert. <i>“We need the hours”</i>, sagt Ridgeman in Anbetracht der unbezahlten Suspendierung. Und meint damit zuvorderst seine Familie, aber auch Lurasetti, der selbst für einen Verlobungsring spart. Ohne Moos nix los – weshalb Ridgeman einen alternativen Plan abseits der Legalität nachverfolgt.<br />
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Es sind also die Umstände, welche die beiden Polizeicharaktere in die Korruption „zwingen“. Nicht unähnlich wie im Falle der dritten Hauptfigur, dem frisch aus dem Gefängnis entlassenen Henry (Tory Kittles). Auch ihn eint so manches mit seinem Gegenpart und Gesetzeshüter Ridgeman. Wo der zuhause seine kranke Frau umsorgt, strebt Henry nach einem besseren Leben für seinen querschnittsgelähmten Bruder. Um ihrem Sozialwohnbau zu entkommen, folgt Henry wieder mal seinem Jugendfreund Biscuit (Michael Jai White) in die Illegalität. Sie verdingen sich dazu als Helfershelfer und Fluchtwagenfahrer für einen Euro-Gangster (Thomas Kretschmann), dessen geplanten Goldraub in einer Bank wiederum Ridgeman sabotieren will.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-SfctgoDR_BI/Xfs-p6RWd5I/AAAAAAAAVDg/hFMUo8jlJ3Yz7C1_W9kHRjJB_CdtcyV8gCKgBGAsYHg/s1600/Dragged%2BAcross%2BConcrete_Henry.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-SfctgoDR_BI/Xfs-p6RWd5I/AAAAAAAAVDg/hFMUo8jlJ3Yz7C1_W9kHRjJB_CdtcyV8gCKgBGAsYHg/s320/Dragged%2BAcross%2BConcrete_Henry.jpg" width="320" /></a></div>
Wie Zahler im Verlauf seines gemächlich eskalierenden Thrillers dann veranschaulicht, sind weder Henry und Biscuit noch Ridgeman und Lurasetti wirklich für das Szenario geeignet, in das sie sich nunmehr begeben. Das lose Versprechen gegenüber Henry und Biscuit, bei ihrem Raub niemand zu Schaden kommen zu lassen, brechen Kretschmanns Figur und seine beiden rassistischen Komplizen alsbald. Blut, von dem sich zugleich auch Ridgeman und Lurasetti in der Folge nicht reinwaschen können. Was zumindest Ridgeman damit erklären mag, dass ihr Dienst an der Bevölkerung mit ihrem Gehalt zusammen für anderthalb Monate suspendiert wurde – und sie nun als Zivilisten sich selbst am nächsten sind: <i>Protect and serve yourself</i>.<br />
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Dabei nimmt <i>Dragged Across Concrete</i> keine besondere Haltung ein, weder zu seinen Figuren noch ihren Handlungen. Dies bleibt im Grunde dem Zuschauer überlassen, der aufgrund des Fokus auf diese Charaktere, allen voran Ridgeman und Lurasetti, eine Ambivalenz entwickeln mag, da er sie nicht unbedingt scheitern sehen will, ihr Erfolg jedoch nicht moralinsauer daherkommt. Natürlich ist das alles durchaus reaktionär, darin liegt aber auch der Sinn und Zweck. In seiner fehlenden Anpassungsfähigkeit liegt das Scheitern Ridgemans begründet. Er blieb sich treu statt das Spiel zu spielen (<i>“politics as always”</i>) und findet sich nun, 30 Jahre später, auf der Ersatzbank des Lebens wieder. Anders gesagt, er ist <i>“too old for this shit”</i>.<br />
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Der Status von Ridgeman, aber auch Lurasetti (dessen Motivation, stets Ridgemans Pfaden zu folgen, nicht vollends klar wird) ist insofern selbst gewählt (oder verschuldet), Henrys wiederum eher von der Gesellschaft auferlegt. Zahler bedient vielerlei Klischees, was man als Zugeständnis an das Genre lesen kann oder eben als Eingeständnis von Zahlers Ansichten. <i>Dragged Across Concrete</i> ist folglich ein reaktionärer Film auch dahingehend, dass er wie Ridgeman selbst verankert in einer anderen Generation scheint. Quasi ein Film aus den 1980ern, den so heute in der Gegenwart keiner mehr drehen würde, da das gesellschaftlich-politische Bewusstsein ihm und seiner Rezeption in die Quere kommen würde. Wie es teilweise auch der Fall war.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-W9dC3CiMt5Y/Xfs-vkUQWcI/AAAAAAAAVDk/8WM2FVVbMicjN6IxDYrmC4VQcUKAs9UrQCKgBGAsYHg/s1600/Dragged%2BAcross%2BConcrete_Kelly.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-W9dC3CiMt5Y/Xfs-vkUQWcI/AAAAAAAAVDk/8WM2FVVbMicjN6IxDYrmC4VQcUKAs9UrQCKgBGAsYHg/s320/Dragged%2BAcross%2BConcrete_Kelly.jpg" width="320" /></a></div>
Eine Kritik, wie sie auch Todd Phillips während seiner PR-Tour zu <i>Joker</i> anbrachte, die kurz im Verlauf des ersten Akts hier anklingt. <i>“The entertainment industry, formerly known as the news, needs villains”</i>, sagt Calvert da. Klick-Zahlen, Website-Aufrufe, Skandale – für die Medien ist die Polizeigewalt von Ridgeman und Lurasetti ein gefundenes Fressen. Der Täter, in diesem Fall ein Drogendealer, avanciert zum Opfer. Ob der Zweck die Mittel heiligt ist eine Frage, die <i>Dragged Across Concrete</i> nicht stellt. Unterschwellig kann das Vorgehen von Ridgeman – respektive jedes 0815-Hollywood-Ermittlers – als Kritik an der fortschreitenden Bürokratisierung verstanden werden, die eine Strafverfolgung nicht immer gerecht macht.<br />
<i><br />
</i> <i>Dragged Across Concrete</i> ist auf seine Weise eine durchaus zynische Version eines Buddy-Cop-Films, mit dessen Figuren das Publikum mitfiebern kann, ohne deswegen ihre Taten gutheißen zu müssen. Der Film lebt dabei von der Chemie zwischen Gibson und Vaughn und weiß auch seine ausufernde Laufzeit von über zweieinhalb Stunden zu nutzen. So wäre der Hintergrund für Jennifer Carpenters frischgebackene Mutter mit Trennungsängsten gegenüber ihrem Sohn, die nach Ende ihrer Elternzeit wieder ihren Bankmanager-Job antreten muss, sicher nicht zwingend nötig, intensiviert dadurch aber jene Anspannung, die Zahler erzeugt, wenn Kretschmann und Co. schließlich später mit der Figur zusammen in der Bank eingesperrt sind. <br />
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Zahler inszeniert all dies gekonnt und trotz der fast schon epischen Laufzeit von über zweieinhalb Stunden keinesfalls ausschweifend. Die Spannung wird hochgehalten, obschon wir das Ende der Geschichte und Charaktere erahnen. Gibson schultert den Überdruss seiner Figur dabei gekonnt, wie auch das übrige Ensemble – das Zahler mit Vaughn, Carpenter, Johnson sowie Udo Kier quasi aus <i>Brawl in Cell Block 99</i> herübergerettet hat – zu überzeugen weiß. <i>Dragged Across Concrete</i> ist ein Film einer anderen Ära, den man mehr mag, als man heutzutage vielleicht sollte. <i>“The loser now will be later to win”</i>, sang Bob Dylan in “The Times They Are A-Changin’” – ein Versprechen, das für die meisten von Zahlers Figuren aber verhallen wird.</div>
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<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">7.5/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-81597906960307621022019-12-06T18:00:00.003+01:002023-05-15T12:44:37.590+02:00The Last Black Man in San Francisco<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-6kmYS-MHU2Y/XeqGTFuJ3WI/AAAAAAAAVBg/Je6rWrdksKM92AIcd_Gi8h0AfVR_AsTMgCKgBGAsYHg/s1600/The%2BLast%2BBlack%2BMan%2Bin%2BSan%2BFrancisco.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-6kmYS-MHU2Y/XeqGTFuJ3WI/AAAAAAAAVBg/Je6rWrdksKM92AIcd_Gi8h0AfVR_AsTMgCKgBGAsYHg/s400/The%2BLast%2BBlack%2BMan%2Bin%2BSan%2BFrancisco.jpg" width="400" /></a></div>
<i>Send e-hugs.</i><br />
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In deutschen Großstädten steigen die Immobilienpreise kontinuierlich, auch in Vororten kostet der Quadratmeter immer mehr. Gegenüber den USA, speziell San Francisco, können unsere Mietpreise wohl noch als „finanzierbar“ erachtet werden. Für eine 1-Zimmer-Wohnung in San Francisco werden monatlich im Schnitt $3,700 aufgerufen – mehr als viele Deutsche überhaupt verdienen dürften. Mit ursächlich dafür sind Tech-Firmen wie Craigslist, Twitter, Uber oder Yelp, die sich wie Mozilla, Google und Facebook in San Francisco und der Metropolregion niedergelassen haben. Der überteuerte Wohnungsmarkt und die einhergehende Gentrifikation gehen dabei auch an den ursprünglichen Einwohnern der Metropole nicht spurlos vorbei.<br />
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Im weitesten Sinne, wenn auch überaus geschickt und subtil, erzählen Regisseur Joe Talbot und sein Hauptdarsteller Jimmy Fails in <i>The Last Black Man in San Francisco</i> von der etwas angespannten Lage an der Pazifikküste Kaliforniens. In dem semi-autobiografischen Werk spielt Jimmy Fails eine Version seiner selbst. Als Altenpfleger Jimmy lebt er auf dem Fußboden des Schlafzimmers seines besten Freundes Montgomery (Jonathan Majors). Alle paar Wochen besuchen sie aus ihrem Vorort San Franciscos die Stadt – genauer gesagt das alte viktorianische Haus, das Jimmys Großvater einst nach dem Zweiten Weltkrieg mit eigenen Händen baute, ehe es die Familie vor vielen Jahren verlor. Dort sieht er nun ab und an nach dem Rechten.<br />
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Jimmy streicht die Fensterrahmen, jätet das Unkraut – obschon es die ältere weiße Besitzerin (Maximilienne Ewalt) nicht zu schätzen weiß. Die Umstände wollen es dann, dass auch die jetzigen Besitzer vorerst das Haus räumen müssen, was Jimmy wiederum als Chance erachtet, zumindest kurzfristig wieder zu reklamieren, was einst seiner Familie gehörte. <i>“There’s no place like home”</i>, sagt er Montgomery, der seinem Freund bereitwillig hilft, das Haus mit alten Möbeln einzurichten. Jimmy ist dabei keineswegs ein Besetzer, sondern bestrebt, den Besitz des Hauses zu legalisieren. Was allerdings durch den zuständigen Yuppie-Makler Clayton (Finn Wittrock) und den überteuerten Immobilienmarkt in der Bay Area erschwert wird.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-yIE4s3jsqy4/XeqGWGskFjI/AAAAAAAAVBk/6Z-9KaMO54EjOdTVGO8JubxOTCahMFP6gCKgBGAsYHg/s1600/The%2BLast%2BBlack%2BMan%2Bin%2BSan%2BFrancisco_House.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-yIE4s3jsqy4/XeqGWGskFjI/AAAAAAAAVBk/6Z-9KaMO54EjOdTVGO8JubxOTCahMFP6gCKgBGAsYHg/s320/The%2BLast%2BBlack%2BMan%2Bin%2BSan%2BFrancisco_House.jpg" width="320" /></a></div>
<i>“You never really own shit”</i>, offenbart Jimmy da Bobby (Mike Epps), ein Freund der Familie, der im alten Wagen von Jimmys Vater lebt. Als Jimmy seine Tante (Tichina Arnold) in einem Vorort besucht, um Möbel und Einrichtungsgegenstände für seinen ersten eigenen Wohnraum abzuholen, reagiert die sichtlich überrascht, dass er sich diesen in San Francisco leisten kann. Kein Wunder bei den eingangs erwähnten Mietpreisen, die sogar über denen von New York City und Los Angeles liegen. Für Einheimische scheint das Leben in ihrer Stadt kaum mehr finanzierbar, zwischen 2017 und 2019 stieg die Obdachlosigkeit in San Francisco um 17 Prozent auf über 8.000 Betroffene. Unzumutbare Zustände, die ihre Folgen mit sich bringen.<br />
<br />
Darunter auch Gewalt, die <i>The Last Black Man in San Francisco</i> allenfalls peripher andeutet. Gegenüber dem Haus von Montgomery und seinem Großvater (Danny Glover) hängt jeden Tag die Gruppe von Nitty (Antoine Redus) ab. Einander beleidigend mit der Intention der Charakterstärkung für Konflikte mit anderen Gruppen. Einer von ihnen, Jimmys Jugendfreund Kofi (Jamal Trulove), tut sich sichtlich schwer mit den Beschimpfungen. Nittys Clique gibt ihm jedoch ein Gefühl der Zugehörigkeit, nach der sich letztlich alle Figuren in Talbots Film auf die eine oder andere Weise sehnen. Sei es die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, zu einem alten Haus und damit einer Form der Identität oder wie bei Montgomery zu einer künstlerischen Bestimmung.<br />
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Während Montgomery an seinem ersten Theaterstück arbeitet, lässt er sich von den Menschen seines Viertels, ihrem Sprachduktus und ihrem Ärger inspirieren. Sei es die verbale Stichelei innerhalb Nittys Clique oder ein Straßenprediger (Willie Hen), der täglich von früh bis spät die Verschmutzung des lokalen Gewässers anprangert. <i>“Don’t quite have a plot yet”</i>, gesteht Montgomery hinsichtlich seines Stücks, saugt aber seine realen Erfahrungen für eine fiktionale Reflektion, wie sie im Grunde auch <i>The Last Black Man in San Francisco</i> darstellt, unentwegt auf. <i>“Writing is rewriting”</i>, informiert Montgomery eingangs Jimmy – und spricht damit auf gewisse Weise nicht nur über sein Stück, sondern auch das Problem der Stadt.<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-gLO1psgKgUA/XeqGY2qLS7I/AAAAAAAAVBo/djZj6ZI0GPA0OUol9KMGQ3dOKeV2zZITwCKgBGAsYHg/s1600/The%2BLast%2BBlack%2BMan%2Bin%2BSan%2BFrancisco_Preacher.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-gLO1psgKgUA/XeqGY2qLS7I/AAAAAAAAVBo/djZj6ZI0GPA0OUol9KMGQ3dOKeV2zZITwCKgBGAsYHg/s320/The%2BLast%2BBlack%2BMan%2Bin%2BSan%2BFrancisco_Preacher.jpg" width="320" /></a></div>
Sie muss sich natürlich weiterentwickeln, die Öffnung für die Tech-Firmen war ein Bestandteil dessen. Gentrifikation mag dabei per se nichts Schlechtes sein, insofern sie jenes Gefühl der Zugehörigkeit begleitet, dass die Einheimischen besitzen. So beobachtet Jimmy in einer Szene eine Segway-Tour von Touristen durch die Straßen seiner alten Nachbarschaft, in einer anderen Szene grölen Touristen (oder Zugezogene) von einem vorbeifahrenden Cable Car. Für viele ursprüngliche Einwohner San Franciscos mag dies nicht mehr ihre Stadt sein, sei es das Verhalten der Zugezogenen oder die Mietpreise, die sie an die Peripherie oder in die Obdachlosigkeit drängen. <i>“You never really own shit”</i> – verkommt zur bitteren Wahrheit.<br />
<br />
<i>“You don’t get to hate it unless you love it”</i>, schilt Jimmy gegen Ende zwei junge Zugezogene, als sie sich über San Francisco beschweren. Das angespannte Verhältnis von Gewesenem und Gegenwärtigem markiert den Kern von <i>The Last Black Man in San Francisco</i>. So scheint die Freundschaft zwischen Kofi und Jimmy angesichts der Umstände ebenso wenig zu retten wie der Besitzanspruch von Jimmys altem Haus oder sein Besitzanspruch für dieses generell. Bobby oder auch Jimmys Vater (Rob Morgan), der selbst inzwischen in einem Einzelzimmer-Wohnhaus sein Dasein fristet, haben sich von dieser illusorischen Romantik bereits gelöst, die Montgomery in seiner späteren Theateraufführung wiederum bei den Besuchern beschwört.<br />
<br />
Montgomerys – durchaus beeindruckend dargebotene– Performance betont, dass Rückbesinnung nicht nur der Nostalgie halber, sondern auch der Fortentwicklung dient. <i>“People aren’t one thing”</i>, sagt Jimmy an einem Punkt. Genauso gut könnte man sagen: <i>Houses aren’t one thing</i>. Joe Talbot versieht <i>The Last Black Man in San Francisco</i> mit einer gewissen Melancholie, nicht zuletzt dank der überaus passenden Musik von Emile Mosserie. Der Film strahlt aufgrund seiner beiden positiven Hauptfiguren aber auch stets ausreichend Hoffnung aus. Am Ende folgt für Jimmy dann vielleicht die Realisation, dass es weniger darum geht, dass es nirgends so schön ist wie Zuhause, sondern dass sich ein schönes Zuhause auch im Nirgendwo findet.</div>
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<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">8/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-1637720581984969552019-11-22T16:00:00.000+01:002019-11-22T16:00:02.407+01:00Doubles vies [Zwischen den Zeilen]<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-WxxHNHQq4gY/XdQ7A4h84oI/AAAAAAAAVAU/uOkojBzW7tYDwjZGoATJub9ZZfxZKdhrgCKgBGAsYHg/s1600/Doubles%2Bvies.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-WxxHNHQq4gY/XdQ7A4h84oI/AAAAAAAAVAU/uOkojBzW7tYDwjZGoATJub9ZZfxZKdhrgCKgBGAsYHg/s400/Doubles%2Bvies.jpg" width="400" /></a></div>
<i>Ist es besser sich im Elend zu suhlen, als es zu vermeiden?</i><br />
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Die Tageszeitungen kämpfen mit rückläufigen Auflagen und Abonnenten, die Menschen suchen Inhalte und Nachrichten verstärkt im Internet – idealerweise kostenfrei. Digitalisierung liegt im Trend, getreu Bernd Stromberg: Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen. Ähnliche Probleme plagen auch den Verleger Alain (Guillaume Canet) in Olivier Assayas’ diesjährigem Film <i>Doubles vies</i> (in Deutschland: <i>Zwischen den Zeilen</i>). Er hat zwar bereits begonnen, sein Angebot verstärkt auf E-Books umzustellen und mit Laure (Christa Théret) auch speziell jemand für die Digitalisierung des Contents engagiert, doch gewinnbringend scheint der Verlag dennoch nicht zu sein. Verschiedene Literaturpreise hin oder her.<br />
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<i>„Das Verlagswesen ist nicht mehr erträglich“</i>, urteilt Alains Chef und Verlagsleiter. Entgegen etwaiger Analysen gebe es bei E-Books einen Rückgang von 15 Prozent. Auch wenn dies in der Realität scheinbar nicht wirklich der Fall ist, wo der Absatz bei E-Books – zumindest in Deutschland – in 2018 <a href="https://www.boersenblatt.net/2019-02-15-artikel-_e-books_im_hoehenflug_-kennzahlen_zum_buchmarkt_2018_.1599949.html" target="_blank">zweistellig gegenüber dem Vorjahr wuchs</a>. Stattdessen würden die Leser nun zu Hörbüchern wechseln, weiß Alains Chef. Vorgelesen von Prominenten. Klar, so müssen sie nicht mehr selber lesen, sondern können sich alles erzählen lassen. Für Alain und seinen Verlag stellt das Leben einen steten Existenzkampf dar, relevant zu bleiben in Zeiten der wandelnden Ansprüche an Konsumgüter und ihre Konsumierung. Mit unklarem Ausgang.<br />
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Inzwischen gebe es <i>„weniger Leser und mehr Bücher“</i>, fasst Alain eingangs in einer geselligen Runde mit Freunden und Literaten die paradoxe Marktlandschaft der Gegenwart zusammen. Heutzutage wird fast alles und jeder verlegt, hinzukommen dann noch verschiedene Blogger und Influencer. Ein mit Alain befreundeter Schriftsteller berichtet da, sein Blog werde täglich von 5.000 Lesern besucht. Menschen, die er mit seinen Büchern nicht erreiche, die allerdings über den Blog eventuell zu seinen Büchern finden. Die Blogs würden den Menschen mehr Redefreiheit geben, jeder könne seine Meinung kundtun. Aber ungefiltert – die Internetkultur, kritisiert ein Mitglied der Runde, würde in ihrem eigenen Universum voller Vorurteile leben.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-Xx4g7CSSkZc/XdQ6_MjnWoI/AAAAAAAAVAQ/ovKsUXOrvckwpPoOG0SOTmmw8VWx660wQCKgBGAsYHg/s1600/Doubles%2Bvies_Selena.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-Xx4g7CSSkZc/XdQ6_MjnWoI/AAAAAAAAVAQ/ovKsUXOrvckwpPoOG0SOTmmw8VWx660wQCKgBGAsYHg/s320/Doubles%2Bvies_Selena.jpg" width="320" /></a></div>
<i>„Der Verlag wird zur Website“</i>, ätzt Alains Gattin und Schauspielerin Selena (Juliette Binoche). Und auch Alain räumt später bei einer Podiumsdiskussion ein, dass Bücher einen gewissen Wert haben müssen. Günstige Kitsch-Romane verkaufen sich für 4 Euro als E-Books natürlich besser als andere Werke zum dreifachem Preis wie von Schriftsteller Léonard (Vincent Macaigne). Der verarbeitet in seinen Büchern autofiktional ehemalige Liebesbeziehungen und Affären, zum Beispiel die zu Selena, der Gattin seines Verlegers. Eine literarische Vorgehensweise, die <i>Doubles vies</i> während einer Buchlesung zur Diskussion stellt: Dürfen Autoren das Leben anderer und deren „Recht am eigenen Erlebten“ für ihre Arbeit (aus-)nutzen?<br />
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Assayas widmet sich in seinem jüngsten Film vielen interessanten Fragen auf unterhaltsame, obgleich teils oberflächliche Art und Weise. In <i>Doubles vies</i> prallen Generationen und gesellschaftlich-technischer Wandel aufeinander. Laure vertritt die Ansicht, die kommende Veränderung zu <i>„gestalten und nicht über einen ergehen [zu] lassen“</i>. Aller Romantik zum Trotz führt dabei an der digitalen Revolution kein Weg vorbei. Was Literaturkritiker einschließt. Deren <i>„subjektive Ansichten sind nicht die (..) des Zielpublikum“</i>, stattdessen übernehmen schon jetzt Algorithmen in Suchmaschinen die auf den Nutzer optimierte Empfehlung. Das ist auf der einen Seite in gewisser Weise natürlich benutzerfreundlich, aber zugleich auch risikobehaftet.<br />
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Als Demokratisierungsprozess begreift Laure die Digitalisierung des Buchbestands für eine allgemeine Zugänglichkeit der Literatur auf Google. Tolstoi, Hemingway und Co. immer verfügbar, weil alles in der Cloud. Alain wiederum sieht hierbei die Gefahr, dass unser literarisches Erbe zur Geisel von Google werden könnte. Mehr Transparenz – auch so ein Punkt, dem sich Assayas in verschiedenen Facetten widmet. Transparent soll sich für seine Wähler der Politiker verhalten, dem Léonards Freundin Valérie (Nora Hamzawi) als Beraterin dient. Transparenz findet sie in ihrer Beziehung zu dem untreuen Schriftsteller aber allenfalls in seinen autofiktionalen Werken: <i>„Du belügst nur mich“</i>, sagt sie. <i>„Die Wahrheit steht in deinen Büchern.“</i><br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-McimnLbz1nE/XdQ64NJdqOI/AAAAAAAAVAM/q9ctf8OGxtwNGgKZtP2zh0BzJHtMpoiNwCKgBGAsYHg/s1600/Doubles%2Bvies_Le%25CC%2581onard.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-McimnLbz1nE/XdQ64NJdqOI/AAAAAAAAVAM/q9ctf8OGxtwNGgKZtP2zh0BzJHtMpoiNwCKgBGAsYHg/s320/Doubles%2Bvies_Le%25CC%2581onard.jpg" width="320" /></a></div>
Mit der Treue nimmt es in <i>Doubles vies</i> aber keine der Figuren ganz genau, vielmehr führt jeder eine Affäre hinter dem Rücken des anderen. <i>„Begehren ist nicht das A und O in einer Beziehung“</i>, meint Selena lapidar, als sie am Set ihrer Fernsehserie dem Regisseur ihren Verdacht von Alains Untreue gesteht. Die Figuren in Assayas’ Film nehmen die Würfel, wie sie fallen. Insofern sind sie also durchaus adaptiv, obgleich sie in ihren Berufen eher damit hadern, sich anzupassen. So entwickelt sich Léonard literarisch nicht weiter und zögert Selena mit der Verlängerung ihrer Krimi-Serie für eine neue Staffel, während Laure und Alain in den Fragen der Neuausrichtung ihres Verlags nicht vollends auf einer Augenhöhe zu sein scheinen.<br />
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<i>Doubles vies</i> ist ein oft durchdachter und zugleich charmanter Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, bevölkert von Figuren, mit denen wir sympathisieren, selbst wenn wir ihre Ansichten nicht immer vollends teilen mögen. Das Ensemble ist punktgenau besetzt, obschon Vincent Macaignes tölpelhafter Frauenheld Léonard eventuell zu sehr einem Woody-Allen-Film entlehnt scheint. Assayas’ Kommentare zur Digitalisierung wirken thematisch zwar wenig tiefgründig, eignen sich in ihrer gebotenen Form aber allemal, um den Diskurs nach der Sichtung im eigenen Freundeskreis weiterzuspinnen. Und wenn es so viel Spaß macht, sich im Elend (anderer) zu suhlen wie in <i>Doubles vies</i>, warum sollte man es dann vermeiden?</div>
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<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">7.5/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-11754380330575747782019-11-08T11:00:00.003+01:002023-05-15T12:45:58.905+02:00American Factory<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-KJeEygpIO88/Xb1ZALOfIzI/AAAAAAAAU-I/acydTjBTZooI7h1UQXxBwYeUaQbCR-yqwCKgBGAsYHg/s1600/American%2BFactory.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-KJeEygpIO88/Xb1ZALOfIzI/AAAAAAAAU-I/acydTjBTZooI7h1UQXxBwYeUaQbCR-yqwCKgBGAsYHg/s400/American%2BFactory.jpg" width="400" /></a></div><i>One mountain can not hold two tigers.</i><br />
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<div style="text-align: justify;">Im August 2019 <a href="https://twitter.com/realdonaldtrump/status/1164914959131848705" target="_blank">twitterte US-Präsident Trump</a>, dass einheimische Firmen nach Alternativen für ihre Geschäftsbeziehungen zu China suchen sollten. Natürlich nur heiße Luft im Handelsstreit mit dem Land, den sich die USA im Grunde gar nicht leisten können. Schließlich ist China <a href="https://fortune.com/2018/03/07/biggest-us-trade-partners/" target="_blank">laut <i>Fortune</i></a> mit über 600 Milliarden Dollar der wichtigste Handelspartner der Vereinigten Staaten. Dennoch ist das Gebaren der beiden Nationen ein Zeichen für das angespannte Verhältnis. Bezeugen dürften dies die Menschen in Moraine, Ohio. Sie arbeiteten lange in einem Werk des Autobauers General Motors, ehe der 2008 den Standort schloss. Vor vier Jahren übernahm der chinesische Glashersteller Fuyao die alte Anlage und offerierte Arbeit.<br />
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Das Regisseur-Duo Julia Reichert und Steven Bognar arbeitet in seiner Dokumentation <i>American Factory</i> die Entwicklung in Moraine seit der Übernahme des GM-Werks durch Fuyao und dem resultierenden Culture Clash zwischen den amerikanischen Angestellten und den chinesischen Besitzern auf. Einerseits dankbar für die ökonomische Hilfestellung, hadern die Amerikaner andererseits verstärkt mit den neuen Arbeitsbedingungen. Die Chinesen wiederum erfreuen sich zwar zuerst am sozio-kulturellen Potential, das die USA bieten; realisieren jedoch in der Folge die negativen Effekte, welche die Kultur auf die Effektivität der Produktionsprozesse und damit auch die Wirtschaftlichkeit des Standorts in Ohio entwickelt.<br />
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Etwa 2.000 Menschen verloren im Jahr 2008 ihren Job, als sich GM aus Moraine zurückzog. Für viele ein herber Schlag, von dem sie sich kaum erholen konnten. Gabelstaplerfahrerin Jill Lamantia <i>“struggled to get back to middle class again”</i>, noch immer lebt sie im Keller ihrer Schwester, weil sie sich keine eigene Unterkunft leisten kann. Für sie und viele andere ist die Niederlassung von Fuyao Glass America somit eine Art Segen. <i>“You have given hope and you have given life to a community that was desolate”</i>, beschreibt es der Vize-Präsident der US-Niederlassung Dave Burrows an einer Stelle im Film. Hoffnung und Leben – das sind Aspekte, die zu Beginn der Beziehungen dabei eigentlich beide beteiligten Parteien noch erwarteten.<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Mk10OJtQlxk/Xb1ZDgSQgwI/AAAAAAAAU-M/wieTFJ4kmi8nkyvBAj9MQe_7x5uh_fkvACKgBGAsYHg/s1600/American%2BFactory_China.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-Mk10OJtQlxk/Xb1ZDgSQgwI/AAAAAAAAU-M/wieTFJ4kmi8nkyvBAj9MQe_7x5uh_fkvACKgBGAsYHg/s320/American%2BFactory_China.jpg" width="320" /></a></div>Den Menschen in Moraine bot Fuyao mit einem Arbeitsplatz einen neuen Anfang, für den Teil der chinesischen Arbeiter, die als Ingenieure zur Einweisung übersiedelten, offerierten die USA derweil eine ganz andere, liberalere Welt. Amerika sei ein Land, wo sie ihrer Persönlichkeit freien Lauf lassen können, wird den chinesischen Arbeitern in einer Schulung gesagt. <i>“You’re free to follow your heart. You can even joke about the president. Nobody will do anything to you.”</i> Endlich Meinungsfreiheit – wenn auch nur begrenzt. Über den Präsident Witze reißen ja, solange es der von Amerika ist. Kommt allerdings Geschäftsführer Cao Dewang zu Besuch, wird natürlich gekuscht wie zuhause. Zwischen zwei Welten – das ist das Dilemma.<br />
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<i>“When in Rome do as the Romans”</i>, weist Dewang seine Leute an bezüglich des Austauschs mit den amerikanischen Kollegen. <i>“Don’t upset them.”</i> Die Haltung wirft er jedoch selbst aus dem Fenster, als er den Umbau eines Fabriktores fordert, der $35,000 kostet, oder will, dass ein Feuermelder einige Zentimeter versetzt wird. Sein <i>“Don’t upset them”</i> steht somit hinter <i>“Don’t upset me”</i>. Der anfängliche Optimismus – die Stadt weiht sogar eine “Fuyao Avenue” ein – weicht in <i>American Factory</i> dann schnell steigender Frustration. Die Beziehungen zwischen den Kulturen scheinen <i>“lost in translation”</i>, am Band wird mit Übersetzern gearbeitet für die Anweisungen der chinesischen Supervisors an die amerikanischen Angestellten.<br />
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Fuyao Glass America wirft dabei lange keinen Profit ab – wofür Dewang und Co. zuvorderst die amerikanische Führungsspitze, die in der Folge durch Chinesen ersetzt wird, aber auch die Arbeiter verantwortlich machen. Die Amerikaner seien faul, <i>“very slow”</i>, auch aufgrund ihrer <i>“fat fingers”</i>, wird da hinter dem Rücken der Angestellten, aber aufgezeichnet von der Kamera, geätzt. <i>“American workers are not efficient”</i>, urteilt Dewang früh im Film. Als später auch noch der Wunsch nach einer Gewerkschaft laut wird, scheint dies für die Chinesen dem Fass den Boden auszuschlagen. <i>“It will create loss for us”</i>, ist Dewang gänzlich gegen eine Vereinigung seiner Angestellten. Weiterer Ausdruck eines zentralen arbeitsrechtlichen Missverständnisses.<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-_B4CPDYuQrk/Xb1ZGzLP6tI/AAAAAAAAU-Q/_Hj4vQWnBugHVvDQqY2LRPA50DADT-NiACKgBGAsYHg/s1600/American%2BFactory_Union.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-_B4CPDYuQrk/Xb1ZGzLP6tI/AAAAAAAAU-Q/_Hj4vQWnBugHVvDQqY2LRPA50DADT-NiACKgBGAsYHg/s320/American%2BFactory_Union.jpg" width="320" /></a></div>Vor allem bei IT-Firmen in China gibt es inzwischen oft ein 996-System: von 9 Uhr bis 9 Uhr arbeiten, an 6 Tagen in der Woche. Eine 72-Stunden-Woche, obschon vertragliche 40 Stunden festgehalten sind. Die Differenz steht im Dienst zum Arbeitgeber. Amerikaner hätten acht freie Tage pro Monat mit den Wochenenden, in China gäbe es nur 1 bis 2 freie Tage, berichtet ein Ingenieur im Film. Glücklich seien die Chinesen nicht darüber, wobei Reichert und Bognar hier nicht deutlich machen, wer genau damit gemeint ist. Unwahrscheinlich scheint, dass die chinesischen Supervisors – zumal in der Minderheit – am Wochenende ins Werk kommen müssen, wenn die Amerikaner nicht da sind. Hadern dürfte eher das Management.<br />
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Er beneide seine US-Kollegen, gesteht Ingenieur Wang. Die könnten noch einen zweiten Job neben ihrer Haupttätigkeit ausüben, als Alternative zum ersten Job. Das ist zum einen etwas zynisch, resultiert zum anderen aber auch aus dem Druck, den die Chinesen von Dewang spüren. Sie müssen liefern, die Zahlen müssen stimmen – beides ist abhängig von den amerikanischen Angestellten. Sicherheitsvorschriften werden ignoriert, bei Krankschreibung droht der Jobverlust. Allgemein kein Zuckerschlecken, selbst für Wang nicht. Der hat seine Familie in China zurückgelassen, dort arbeiten die Menschen ebenfalls getrennt von den Kindern in der Stadt, während der Nachwuchs bei Verwandten im Dorf quasi elternlos aufwächst.<br />
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<i>American Factory</i> zeichnet hier ein faszinierendes Bild der beiden Kulturen, die in ihrem kapitalistischen Streben natürlich viel eint, aber eben in ihrem Gesellschaftsbild auch einiges trennt. <i>“Everyone who grows up in the US is overconfident”</i>, heißt es später in einer anderen Schulung. Wo sich in Amerika eher jeder selbst der Nächste ist, ordnen sich in China alle dem Kollektiv und Arbeitgeber unter. Veranschaulich beim Besuch einer US-Delegation von Fuyao Glass America im Hauptwerk in China. Stramm gestanden wird da, alles läuft wie geschmiert, nichts wird hinterfragt. Die Diskrepanz setzt sich bis zu den Beteiligten fort: Wo die Chinesen ihre Gäste im Anzug erwarten, reisen die Amerikaner in Polo- und T-Shirts an.<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-gw5J6hFiUJ8/Xb1ZJw_QRcI/AAAAAAAAU-U/6ISbL4Eveh0V7ZvSHsPX0cKPLGN0_9HWQCKgBGAsYHg/s1600/American%2BFactory_Automation.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-gw5J6hFiUJ8/Xb1ZJw_QRcI/AAAAAAAAU-U/6ISbL4Eveh0V7ZvSHsPX0cKPLGN0_9HWQCKgBGAsYHg/s320/American%2BFactory_Automation.jpg" width="320" /></a></div>Das Verständnis der Beziehungen wird dann am deutlichsten wenn die US-Gäste bei einem Firmenevent auf der Bühne zu den Village People tanzen und die Chinesen im Hintergrund Ausschnitte der Minions laufen lassen. Lachnummern sind die Amerikaner für Chinesen, austauschbare Helfershelfer. Junming Wang wird im Verlauf der Gewerkschaftsforderungen später einen Kollegen zeigen, mit dem er sich gut versteht. Der in zwei Wochen aber keinen Job mehr haben wird. Bis zur Schließung von GM hatten die Amerikaner $29 die Stunde verdient, inzwischen ist das Einstiegsgehalt bei $14 die Stunde angelangt. Dass General Motors selbst dabei Glas aus seinem ehemaligen Werk bezieht, avanciert zur bitteren Ironie.<br />
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Abseits der Skizzierung der unterschiedlichen Gesellschafts- und Kulturmodelle von USA und China bietet <i>American Factory</i> natürlich auch Einblicke in die Globalisierung und Expansion. Es lassen sich eben nicht Gegebenheiten aus dem eigenen Land eins zu eins in ein anderes implementieren. Die Erwartungshaltung Fuyaos, dass die Bürger des <i>“land of the free”</i> sich quasi dem Unternehmen unterordnen, weniger Mitarbeiter als vielmehr Gefolgschaft zu sein, kann da nur nach hinten losgehen. Auch wenn inzwischen wohl die Zahl der amerikanischen Angestellten mit 2.200 jene der Entlassungen von 2008 übersteigt. Wer keine Wahl hat, hat die Qual – selbst wenn viele der Fuyao-Arbeitnehmer das Spiel nicht mitmachen.<br />
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Man mag sich bei der Sichtung des Films mitunter fragen, was ein Industrieller wie Henry Ford wohl zu Fuyao Glass America sagen würde. Die automatisierten Abläufe – in deren Folge künftig viele Arbeiter durch Maschinen ersetzt werden – sind einerseits in ihrer Effektivität bewundernswert, die Arbeitsumstände für die Angestellten eher weniger. <i>“A business that makes nothing but money is a poor business”</i>, soll Henry Ford einmal gesagt haben. Für ihn war das Wohl seiner Arbeiterschaft Bestandteil des Kreislaufs seines Erfolgs. Und Geld ein Mittel zum Zweck, nicht das Ziel. Ein Aspekt, den heutzutage wohl China und die USA gleichermaßen aus den Augen verloren haben. Zumindest darin dürften sie sich also einig sein.</div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><br />
</span> <span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><b>8.5/10</b></span>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-48348140931370332412019-10-25T12:00:00.002+02:002023-05-15T12:47:02.194+02:00Portrait de la jeune fille en feu<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-t_HUeXX636k/XbHis7ghsmI/AAAAAAAAU8s/gnpNwWcmrGUQhf_7bZ8dz-93kYHrcYhYgCKgBGAsYHg/s1600/Portrait%2Bde%2Bla%2Bjeune%2Bfille%2Ben%2Bfeu.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-t_HUeXX636k/XbHis7ghsmI/AAAAAAAAU8s/gnpNwWcmrGUQhf_7bZ8dz-93kYHrcYhYgCKgBGAsYHg/s400/Portrait%2Bde%2Bla%2Bjeune%2Bfille%2Ben%2Bfeu.jpg" width="400" /></a></div>
<i>Turn around.</i><br />
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<div style="text-align: justify;">
Für Jean-Jacques Rousseau lag die Freiheit des Menschen <i>„nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will“</i>. Beispielsweise eine Ehe mit einer Person einzugehen, die einem unbekannt ist. Ein Schicksal, wie es Héloïse (Adèle Haenel) in Céline Sciammas <i>Portrait de la jeune fille en feu</i> – hierzulande <i>Porträt einer jungen Frau in Flammen</i> – droht. Ursprünglich abgeschoben zu den Benediktinerinnen, steht Héloïse nun die Heirat mit einem Mailänder bevor, nachdem ihre Schwester, die eigentlich als Braut vorgesehen war, dem Arrangement durch Suizid entging. Das einzige Problem: Vor seiner Einwilligung will der Bräutigam wissen, wie seine Angetraute aussieht – ein Porträtbild von Héloïse muss also her.<br />
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Für dieses engagiert Héloïses Mutter (Valeria Golino) die Malerin Marianne (Noémie Merlant). Deren Vater fertigte einst das Porträt der Mutter an, Marianne soll in Kürze das Geschäft ihres Vaters übernehmen. Zuträglich für Mariannes Arbeitsauftrag ist ihr Geschlecht, da sie nominell als Begleitung für Héloïses tägliche Spaziergänge engagiert wird. Auch unter dem Vorwand, dass sich nicht die nächste Tochter von den Klippen jener Insel stürzt, auf der die Familie lebt. Da Héloïse das Porträtbild unterminiert (es gab bereits einen gescheiterten Entwurf), soll Marianne bei ihren Spaziergängen Blicke auf Héloïse erhaschen und das Porträt schließlich aus der Erinnerung heraus malen. Dabei gewinnt sie aber nicht nur äußerliche Eindrücke ihres Objekts.<br />
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Die sind es wiederum scheinbar ausschließlich, die den wartenden Bräutigam interessieren. Das Aussehen der künftigen Ehefrau steht über ihrem Charakter, den ein Porträt nur schwerlich einfangen kann. Bezeichnend, dass Héloïse selbst überhaupt keine Informationen erhält über ihre Ehe, vielmehr denselben Wissensstand besitzt wie Marianne, worauf sie bei einem Strandausflug hinweist. Die Welt von <i>Portrait de la jeune fille en feu</i> ist eine patriarchalische Ende des 18. Jahrhunderts. Frauen sind hier eher Güter als gleichberechtigte Partner – etwas, das Männer besitzen, ohne ein Mitspracherecht der Ehefrauen. Céline Sciamma zeichnet ihre beiden Figuren Héloïse und Marianne hierbei gewissermaßen als Gegenentwurf zueinander.<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-j_t7cATh5-g/XbHinM7ag-I/AAAAAAAAU8o/iLjOryW2gFs7ySSTDxX9bNRJBedcLXRlQCKgBGAsYHg/s1600/Portrait%2Bde%2Bla%2Bjeune%2Bfille%2Ben%2Bfeu_2.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-j_t7cATh5-g/XbHinM7ag-I/AAAAAAAAU8o/iLjOryW2gFs7ySSTDxX9bNRJBedcLXRlQCKgBGAsYHg/s320/Portrait%2Bde%2Bla%2Bjeune%2Bfille%2Ben%2Bfeu_2.jpg" width="320" /></a></div>
Sie bezweifle, dass sie heiraten wird, verrät Marianne in einer Szene. Und bezieht sich damit auf jene Freiheit, von der Rousseau sprach, die Héloïse allerdings nicht zur Verfügung steht. Wo Marianne quasi unabhängig ist (auch hinsichtlich des Rollenbildes), war es Héloïse im Kloster nicht einmal möglich gewesen, zu rennen. Geradezu erlösend gerät ihr erster Ausflug aus dem Anwesen, den sie mit einem kurzen Sprint beschließt. Marianne obliegt die Entscheidung, ob sie heiratet, hat sie dies zur finanziellen Absicherung schließlich auch gar nicht nötig, da sie selbstständig ist. Sie kann reisen, Konzerte besuchen, Sex haben, sich verwirklichen – Dinge, die Héloïse bisher fremd waren, da sie als familiäre Investition auf Halde geparkt war.<br />
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<i>Portrait de la jeune fille en feu</i> präsentiert mit dem Hausmädchen Sophie (Luàna Bajrami) noch eine Zwischenwelt dieser beiden Lebensentwürfe. Einerseits natürlich in der Diensttätigkeit und ihrer gesellschaftlichen Klasse eingeschränkt, fehlt es Sophie an der Weltoffenheit von Marianne, ironischer Weise ist sie aber dennoch zugleich freier als Héloïse, ihre Hausherrin. Besonders schön ist dabei, dass Céline Sciamma sich alle drei Frauenfiguren in der Folge auf Augenhöhe begegnen lässt. In einer Szene geben sich die Charaktere dann sogar einem Rollenspiel hin, in welchem Héloïse das Dienstmädchen gibt und Sophie die Dame des Hauses mimt. Eine ungewollte Schwangerschaft Sophies entwickelt sich dabei zum bindenden Element.<br />
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Es sind aber Héloïse und Marianne, zwischen denen sich mehr und mehr eine Romanze entspinnt, je eindringlicher das Porträt vorankommt. Eine Rolle spielt hier auch die Sage um Orpheus und Eurydike, welche die drei Frauen während des Films analysieren. Das Glück von Héloïse und Marianne ist aufgrund der geplanten Hochzeit (sowie der gleichgeschlechtlichen Liebe) lediglich eines auf Zeit. <i>„Nicht fröhlich, aber lebendig“</i>, beschreibt Marianne in einer Szene den 3. Satz von Vivaldis „Sommer“-Concerto seiner „Vier Jahreszeiten“. Und könnte mit diesen Worten im Grunde auch Héloïses zukünftiges Leben in Mailand beschreiben, was ihr zwar Zugang zu Mode und Kultur gewährt, aber dafür seinen eigenen liberalen Preis verlangt.<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-WdgAYMFvgrk/XbHizq56u8I/AAAAAAAAU8w/LSjPhfWtHdgB5VVygHsvrD_FJHW33nnFACKgBGAsYHg/s1600/Portrait%2Bde%2Bla%2Bjeune%2Bfille%2Ben%2Bfeu_3.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-WdgAYMFvgrk/XbHizq56u8I/AAAAAAAAU8w/LSjPhfWtHdgB5VVygHsvrD_FJHW33nnFACKgBGAsYHg/s320/Portrait%2Bde%2Bla%2Bjeune%2Bfille%2Ben%2Bfeu_3.jpg" width="320" /></a></div>
Céline Sciamma erzählt diese Liebesgeschichte zumeist ohne großartig ausschweifende Dialoge, weiß aber in denen, welche die Figuren äußern, hervorragend auf den Punkt zu kommen. Also in wenigen Worten zielgeführt auszudrücken, was die Figuren denken, hoffen und wollen. Eine Kunst für sich, die bei den Filmfestspielen von Cannes auch entsprechend mit der Auszeichnung für das Drehbuch gewürdigt wurde. Diskutabel wäre allenfalls die narrative Klammer, die dem Film seinen Rahmen gibt, indem die Geschichte in einen Zeitsprung in Mariannes Zukunft eingebettet wird. Adèle Haenel und Noémie Merlant liefern ebenso überzeugende Leistungen ab wie Golino und Bajrami trotz derer eher geringeren Leinwandpräsenz.<br />
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In der Interpretation des Eurydike-Dramas der drei Frauen findet sich ein Anflug von Slavoj Žižeks Analyse zur Psyche des Orpheus, indem dessen Umdrehen nach der Errettung der Geliebten aus der Unterwelt der Verklärung Eurydikes zum Inspirationsobjekt dient. Sciamma inszeniert mit <i>Portrait de la jeune fille en feu</i> ihre eigene Version der klassischen Tragödie, in der Marianne die Funktion des Orpheus übernimmt. Der Film ähnelt in Grundzügen ihren vergangenen Werken, ist Héloïse doch ebenso ein Opfer ihrer Umstände wie Marieme in <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2015/06/bande-de-filles.html" target="_blank">Bande des filles</a></i> oder Laure in <i><a href="http://www.dasmanifest.com/01/tomboy.php" target="_blank">Tomboy</a></i>. Aber wie bereits Rousseau einst sagte: Wer nicht etwas Leid ertragen kann, <i>„muss sich darauf gefasst machen, viele Leiden über sich ergehen zu lassen“</i>.</div>
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<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">10/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-35011966112028230062019-10-11T10:30:00.000+02:002019-10-11T10:30:00.690+02:00La nuit américaine [Day for Night]<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-14zTdTsO2rc/XVFa85SH4rI/AAAAAAAAUzo/ISoG53d8L-oE34vFh_VV_OAICeKYbryVwCKgBGAs/s1600/Day%2Bfor%2BNight.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-14zTdTsO2rc/XVFa85SH4rI/AAAAAAAAUzo/ISoG53d8L-oE34vFh_VV_OAICeKYbryVwCKgBGAs/s400/Day%2Bfor%2BNight.jpg" width="400" /></a></div>
<i>Are women magic?</i><br />
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<div style="text-align: justify;">
Mit Quentin Tarantinos <i>Once Upon a Time…in Hollywood</i> fand sich ein Ausnahmeregisseur zuletzt in den deutschen Kinos. Jemand, der ähnlich wie Christopher Nolan noch bevorzugt auf Film statt digital dreht. Und sich in seinem neunten Spielfilm noch stärker als sonst der Nostalgie zu einer vergangenen Ära hingibt. Tarantino gilt als jemand, der Filme liebt und lebt. Als Regisseur <i>“making a movie for people who love movies”</i>. Das Zitat ließe sich auch auf Tarantino münzen, ursprünglich entstammt es jedoch dem Feature <i>“Truffaut: A View from the Inside”</i> und gebührte François Truffaut. Der Franzose liebte und lebte das Kino ebenfalls – und huldigte ihm mit seinem Oscar-prämierten <i>La nuit américaine</i> <span style="font-size: x-small;">[Day for Night]</span> von 1973.<br />
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Nach seinen frühen Regie-Arbeiten <i>Les quatre cents coups</i> oder auch <i>Jules et Jim</i> galt Truffaut als einer der gepriesenen Vertreter der Nouvelle Vague. Doch zum Ende der 1960er Jahre hin, so deutet es das Bonusmaterial der Criterion Edition von <i>La nuit américaine</i> an, floppten seine Filme immer mehr – sowohl kommerziell als auch bei Kritikern. Truffaut als Verehrer des Kinos wollte wieder Spaß daran haben, Filme zu inszenieren. Und lebte diesen mit seiner pirandellischen Inszenierung von <i>La nuit américaine</i> aus. Darin begleitet er die Dreharbeiten zu dem Melodrama <i>Meet Pamela</i>, die zu Filmbeginn in den Victorine Studios in Nizza beginnen und von verschiedenen Eskapaden der Beteiligten im Verlauf begleitet und unterbrochen werden.<br />
<br />
Dabei gibt die Eröffnungsszene direkt die Marschroute vor, die sich als Film-im-Film entpuppt und in ihrer Auflösung den Zuschauer fortan dazu einlädt, buchstäblich einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Truffaut spielt sich hier, wie auch der Großteil des übrigen Ensembles, in gewisser Weise selbst (bzw. ein Abziehbild von sich) und übernimmt den Part des Regisseurs Ferrand. Als solcher, so verrät er uns aus dem Off, ist er der Ankerpunkt am Set, der für alles und jeden eine Antwort parat haben muss – die er manchmal hat, manchmal auch nicht. Welche Pistole soll der Hauptdarsteller in einer Szene halten? Und wie umfangreich soll eine Innenraumkulisse ausgestattet sein, in die sich die Kamera selbst gar nicht bewegt?<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-iBJDE5oQ1cs/XVFbATAWgNI/AAAAAAAAUzs/BT98r8yTJhMWzjX4UseaoZtE65MrBBlugCKgBGAs/s1600/Day%2Bfor%2BNight_Studio%2BLot.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-iBJDE5oQ1cs/XVFbATAWgNI/AAAAAAAAUzs/BT98r8yTJhMWzjX4UseaoZtE65MrBBlugCKgBGAs/s320/Day%2Bfor%2BNight_Studio%2BLot.jpg" width="320" /></a></div>
<i>“Shooting a film is like crossing the Wild West by stagecoach”</i>, verrät uns Ferrands Stimme am ersten Drehtag. <i>“You set out hoping for a nice trip, but soon you wonder if you’ll ever reach your destination.”</i> Eine einerseits deprimierende Sicht auf seine Arbeit, die eigentlich erst ihren Anfang nimmt. Andererseits zeichnen sich direkt zu Beginn der Dreharbeiten erste Widrigkeiten ab. Die amerikanischen Geldgeber von <i>Meet Pamela</i> verlangen, dass der Film innerhalb von sieben Wochen abgedreht ist, informiert Ferrands Produzent Bertrand (Jean Champion) ihn. Als am nächsten Morgen dann das Filmmaterial vom Vortag geprüft werden soll, stellt sich heraus, dass es nach einem Fehler bei der Entwicklung verloren gegangen ist.<br />
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Es wird nicht das erste und auch nicht das letzte Hindernis während der Produktion sein. Film-Diva Séverine (Valentina Cortese) vergisst während eines Monologs ihre Zeilen und versaut Einstellung um Einstellung, während Jungdarsteller Alphonse (Jean-Pierre Léaud) mehr mit seiner obsessiven Faszination für Freundin und Script Girl Liliane (Dani) beschäftigt wirkt als mit den Dreharbeiten. Unterdessen weigert sich Nebendarstellerin Stacey (Alexandra Stewart), für eine Szene einen Badeanzug zu tragen, weil sich herausstellt, dass sie schwanger ist. Was wiederum Continuity-Folgen für ihre weiteren Szenen hat, die erst kurz vor Abschluss der Produktion geplant sind. Und dann steht auch noch hoher Besuch aus Hollywood ins Haus.<br />
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Das Starlet Julie Baker (Jacqueline Bisset) wird am Flughafen mit viel Tamtam inklusive Pressekonferenz empfangen. Auch weil sie nach einem Jahr Pause zurück ins Filmgeschäft kehrt, einen Nervenzusammenbruch frisch überwunden und nun mit ihrem Arzt (David Markham) verheiratet. Eine riskante Besetzung, sollte Julie einen Rückfall erleiden und damit die Dreharbeiten beeinflussen. Brandherde an jeder Ecke, so scheint es. Und all dies unter dem Druck, einen Film abzuliefern, der genug Ertrag an den Kinokassen macht. <i>“Real estate is where the money is today, not movies”</i>, seufzt da an einer Stelle auch Bertrand. Und wirkt somit ähnlich ausgelaugt wie Ferrand, versprüht aber zugleich wie dieser eine cineastische Passion.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-P6bkz16VYU4/XVFbDBI2NLI/AAAAAAAAUzw/NEydsRBSWQ0GP-8baqIWyjEzuBIAZI7JQCKgBGAs/s1600/Day%2Bfor%2BNight_Se%25CC%2581verine.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-P6bkz16VYU4/XVFbDBI2NLI/AAAAAAAAUzw/NEydsRBSWQ0GP-8baqIWyjEzuBIAZI7JQCKgBGAs/s320/Day%2Bfor%2BNight_Se%25CC%2581verine.jpg" width="320" /></a></div>
<i>La nuit américaine</i> war für Roger Ebert <i>“the best movie ever made about movies”</i> – wobei diese Aussage von 1973 stammt. Zuvorderst ist der Film auch das – oder: nur das. An sich inszeniert Truffaut einen Episoden-Film, dessen Handlung minimal respektive an sich nicht wirklich vorhanden ist. <i>“The idea (…) was to glorify our work”</i>, bestätigt Cutterin Martine Barraqué, die wie viele der Crew-Mitglieder im Filme ein Spiegelbild ihrer selbst spielt, in einem Interview auf der Blu-ray. <i>“The story itself isn’t that important.”</i> David Cairns schreibt im obligatorischen Criterion-Essay (<i>“Are Movies magic?”</i>) dann recht treffend, der Film <i>“may be more unique in the way that it seems to come more alive in its montages than in its individual storylines”</i>.<br />
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Ein Großteil des Dramas in Truffauts Film ist eher anekdotenhaft als aussagekräftig für seine Figuren oder die Handlung. Dass die Dreharbeiten innerhalb von 35 Tagen abgeschlossen sein müssen, spielt im Verlauf keine Rolle. Julies Nervenzusammenbruch wird in der Folge ebenso wenig relevant oder thematisiert, wie Séverines Unvermögen, sich an ihre Dialoge zu halten oder auf dem Set zu orientieren. Wenn Stacey, deren Schwangerschaft erst bei der Sichtung des Filmmaterials vom Vortrag auffiel, nach sechs Wochen zurück ans Set kommt, wirkt sie plötzlich, als sei sie im letzten Schwangerschaftsdrittel. Noch weniger Kohärenz findet sich in der Inszenierung etwaiger Affären am Set, die um ihrer selbst willen stattfinden. <br />
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So brennt Liliane auf einmal mit einem britischen Stuntman durch, ohne dass beide sich zuvor eine Szene teilten (geschweige denn dieselbe Sprache sprechen), woraufhin Julie mit dem nun verlassenen Alphonse im Bett landet, was ebenso wenig vorbereitet wurde. Die intendierte Aussage, dass es an Film-Sets zu Affären unter den Beteiligten kommt, hätte Truffaut auch so ganz gut vermittelt, beobachten wir doch Liebeleien von Requisiteur Bernard (Bernard Ménez) sowohl mit Script Girl Joëlle (Nathalie Baye) als auch mit Maskenbildnerin Odile (Nike Arrighi). Was sich im Film abspielt, ist somit wenig relevant für die Charaktere oder die Story, die im Grunde in den meisten Fällen identisch ablaufen würde, auch ohne das Gezeigte.<br />
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Fraglich, wieso Truffaut aus dem angerissenen Drama nicht mehr gemacht hat. Zum Beispiel indem Julies Nervenzusammenbruch einen Karrieredruck auf sie ausübt, <i>Meet Pamela</i> zu beenden, was dadurch gefährdet wird, dass Alphonse nach Lilianes Flucht droht, das Set zu verlassen. Der Sex mit ihm wäre somit Mittel zum Zweck – was unterschwellig zwar in <i>La nuit américaine</i> mitschwingt, aber nicht deutlich wird. Genauso könnte die knappe Drehzeit erklären, wieso in einer Szene der blaue Wagen von Regieassistent Jean-François (Jean-François Stévenin) zerstört wird, anstatt den für den Stunt vorgesehenen Wagen umzufärben. Vielmehr begründet Truffaut die Entscheidung finanziell, was nicht wirklich Sinn ergeben will.<br />
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Den vorhandenen Wagen blau zu färben, wird als zu teuer erachtet, stattdessen Jean-François’ Auto gewählt. Das ist nach dem Stunt allerdings Schrott, folglich muss dem Assistenten das Fahrzeug ersetzt werden – was wohl kaum kostengünstiger als eine Lackierung sein dürfte. Ähnlich verhält es sich mit Staceys rapider Schwangerschaft – wieso ihre anderen Szenen nicht vorgezogen werden können, bleibt unklar. Die Tatsache, dass Ferrand gewillt ist, die Rolle spontan neu zu besetzen und das bisher gedrehte Material erneut zu filmen, konterkariert wiederum den zeitlichen Druck der knappen Drehzeit. Folglich ist all das Gezeigte in <i>La nuit américaine</i> weniger im Zusammenhang zu sehen, sondern ein exemplarisches Film-Klischee.<br />
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Da es vorkommen kann, dass ein/e Schauspieler/in ihre Zeilen vergisst, sehen wir Séverine als Beispiel hierfür. Auch wenn ihre scheinbare Alkoholabhängigkeit und Vergesslichkeit mit einem todkranken Sohn in Verbindung gebracht werden, nichts davon jedoch nochmals von Belang sein wird. Julies Nervenzusammenbruch, das verlorene Filmmaterial, eine Katze, die nicht so will wie das Drehbuch, schwangere Darstellerinnen und wider Erwarten vor Drehende plötzlich verstorbene Hauptdarsteller – Truffaut greift all dies auf, lässt es aber für sich stehen. Der Film <i>“in many ways (…) plays as a mockumentary”</i>, schreibt Cairns daher in Bezug auf die etwaigen Vorfälle am Set, die Truffaut in seiner Darstellung überzeichnet wiedergibt.<br />
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Die Referenzen und der Meta-Aspekt des Films sind dann auch, was ihn auszeichnen. Zum Beispiel wenn Ferrand und Bernard aus ihrem Hotel eine Vase als Requisite entwenden oder Séverine über die Geschlechterrollen im Filmgeschäft sinniert. <i>“I’m typecast now as the neglected wife”</i>, klagt die Diva, die schon mit Fellini gedreht hat. Ihr Film-Gatte und Co-Star Alexandre (Jean-Pierre Aumont) erhält dagegen immer noch Parts als Liebhaber und darf in <i>Meet Pamela</i> seinem Film-Sohn Alphonse die frischangetraute Ehefrau, gespielt von Julie, ausspannen. Letztere ist Tochter einer Schauspielerin aus Hollywood, <i>“where a lot of kids try to live up to their famous parents”</i>, spricht Ferrand eine Wahrheit aus, die noch heute gilt.<br />
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Dreharbeiten seien weitaus langweiliger, als man sich vorstellen mag, schrieb Ebert in seiner Kritik von 1973. Eine passende Anekdote erzählt da auch Alexandre in einer Drehpause Julie, mit dessen Mutter er einst gedreht hat. Als diese einen ihrer Filme anschließend sah, sei sie ganz überrascht gewesen. <i>“I did all that? All I remember is the waiting”</i>, so ihre Reaktion. Es ist dann leicht ironisch, dass Truffaut diese Anekdote selbst in einer Anekdote verpackt, anstatt es direkt mit Bildern auszudrücken. Die Authentizität von <i>La nuit américaine</i> hält sich somit in Grenzen (von Truffaut auch eingeräumt), erkenntlich wenn sich Bertrand eingangs einem TV-Interview verwehrt mit den Worten <i>“a producer should stay out of sight”</i>.<br />
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Bekannt ist <i>La nuit américaine</i> auch dafür, dass an ihm die Freundschaft zwischen Truffaut und Jean-Luc Godard zu Grunde ging. Letzterer schien mit der Darstellung der Branche nicht wirklich zufrieden. <i>“What is this movie business of yours?”</i>, entfährt es der Frau (Zénaïde Rossi) von Aufnahmeleiter Lajoie angesichts der variierenden sexuellen Partner der Crew-Mitglieder am Set. Truffaut lädt zwar hinter die Kulissen ein, liefert dabei aber nur bedingt reale Einblicke, in seine Figuren ohnehin nicht. Da wird zwar die Crew am Set als große Familie beschrieben, weil man sieben Wochen aufeinander hockt, als dann gegen Ende ein Mitglied dieser Familie unerwartet stirbt, scheint dies wenig von Belang abseits der Auswirkungen auf die Produktion.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-ZZxMt7UUJ84/XVFbL8LZ8aI/AAAAAAAAUz8/XnKFPOJBpaE226O0ruOlHd5ADr8deKiMQCKgBGAs/s1600/Day%2Bfor%2BNight_Ferrand.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-ZZxMt7UUJ84/XVFbL8LZ8aI/AAAAAAAAUz8/XnKFPOJBpaE226O0ruOlHd5ADr8deKiMQCKgBGAs/s320/Day%2Bfor%2BNight_Ferrand.jpg" width="320" /></a></div>
<i>“People like you and me are only happy in our work”</i>, sagt Ferrand später Alphonse, als dieser nach Lilianes Flucht aufgelöst ist. Was leicht im Widerspruch steht zu Ferrands anfänglichem Statement, nach der Hälfte eines Filmdrehs hoffe man lediglich, irgendwie zu überleben. Später räumt er entsprechend dazu dann auch noch ein, <i>“before starting, I hope to make a fine film. When the first problems arise, I lower my sights and hope to just get through it”</i>. Wahre Passion wirkt irgendwie anders, wir können aber im Falle von <i>La nuit américaine</i> dennoch glauben, dass Ferrand tatsächlich für das Kino lebt und dieses liebt, weil wir abseits seiner Tätigkeit als Regisseur von <i>Meet Pamela </i>absolut nichts über ihn und seine Persönlichkeit erfahren.<br />
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Am Ende erklärt Ferrand den Abgesang des Studio-Films. Künftig finde Kino nicht mehr auf Sets statt, sondern auf der Straße (man mag sich Ferrand gar nicht vorstellen in einer Position wie Francis Ford Coppela bei den Dreharbeiten zu <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2009/03/charlie-dont-surf-apocalypse-now-redux.html" target="_blank">Apocalypse Now</a></i>). Interessant wäre es, Truffauts Sicht der Dinge auf das Kino von heute zu erhalten. Wo Filme wie im Fall von Disney weder auf Sets noch auf der Straße gedreht werden, sondern in der Regel am Computer entstehen und Schauspieler – wo sie denn noch gefragt sind – in Motion-Capture-Anzügen vor dem Green Screen herumtoben. Undenkbar, dass Produktionen wie <i>Avengers: Endgame</i> heute Pate stehen könnten für eine Liebeserklärung an das Kino wie es Truffauts <i>La nuit américaine</i> ist.<br />
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Kino ist inzwischen „Massenfilmhaltung“, wo es rund zwei Dutzend narrativ wie ästhetisch identische Vorläufer bedarf, um ein 2,7-Milliarden-Dollar-Monster zu erschaffen für Kassenrekorde. Die Kunst weicht dem Geschäft, Filme sind weniger Ergebnis einer Produktion als ein Produkt im wirtschaftlichen Sinne. <i>“We hope audiences enjoy seeing it as much as we enjoyed making it”</i>, kommentiert Bernard am Ende der Dreharbeiten zu <i>Meet Pamela</i> gegenüber Fernsehkameras. Es ist ein Satz, den man sich so auch ganz gut aus dem Mund von Quentin Tarantino vorstellen könnte. Er gehört damit wohl zu den immer geringer werdenden Ausnahmen derjenigen, die wie Truffaut damals Filme noch für Menschen drehen, die Filme lieben.</div>
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<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">7.5/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-4675542264291167702019-09-27T11:00:00.002+02:002023-05-15T12:47:48.717+02:00Minding the Gap<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-vu2jIRFrFD8/XYT6xEqJ-yI/AAAAAAAAU7I/vdLFU13K3eMeqbpW-saPlT-_V71MyprVQCKgBGAsYHg/s1600/Minding%2Bthe%2BGap.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-vu2jIRFrFD8/XYT6xEqJ-yI/AAAAAAAAU7I/vdLFU13K3eMeqbpW-saPlT-_V71MyprVQCKgBGAsYHg/s400/Minding%2Bthe%2BGap.jpg" width="400" /></a></div>
<i>Everybody cries.</i><br />
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Zwar sind es nur wenige Jahre, die zwischen Kindheit bzw. Jugend und dem Erwachsenenalter liegen, dennoch erscheint jungen Menschen die kommende Rolle (und damit verbundene Verantwortung) oft weit entfernt. Es ist ein schleichender Prozess, dem in der Literatur der Bildungsroman gewidmet ist, im Film derweil das Subgenre des Coming of Age. Während Bing Lius Debütfilm <i>Minding the Gap</i> auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Skater-Dokumentation wirkt, zeigt sich relativ schnell, dass der Regisseur weniger über die Skater-Kultur zu sagen hat als über jenen schmalen Grat seiner Protagonisten zwischen jung und erwachsen. Zugleich liefert Bing Liu auch erschütternde und teils autobiografische Einblicke in häusliche Gewalt.<br />
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Über einen Zeitraum von zwölf Jahren gefilmt, begleitet Liu in <i>Minding the Gap</i> seine Freunde Zack Mulligan und Keire Johnson. Wir begegnen ihnen erstmals bei einem morgendlichen Skate-Ausflug, der auf Hausdächern beginnt und schließlich in die Stadt führt. Wenn Zack, Keire und Co. durch die (noch) leeren Straßen von Rockford, Illinois skaten, erscheinen sie wie Asphalt-Könige, denen das Leben nichts anhaben kann. Es wirkt wie eine unbeschwerte Momentaufnahme, die einen Status quo repräsentiert, der im Verlauf der Dokumentation allmählich seziert wird. Fast so, als würde die Jugendlichen am Ende der Straße ein anderes Leben erwarten – eines das sehr viel ernster und weitaus aufreibender ist als ihr bisher bekanntes.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-0GDr4pThsIg/XYT6u3Jcd-I/AAAAAAAAU7E/NsoMqcusO1cGmxPydMxvBJQyhIiXXiDOgCKgBGAsYHg/s1600/Minding%2Bthe%2BGap_Skating.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-0GDr4pThsIg/XYT6u3Jcd-I/AAAAAAAAU7E/NsoMqcusO1cGmxPydMxvBJQyhIiXXiDOgCKgBGAsYHg/s320/Minding%2Bthe%2BGap_Skating.jpg" width="320" /></a></div>
Für Zack äußert sich dies in der Geburt seines Sohnes. War er zuvor nur für sich verantwortlich, obliegt ihm jetzt die Erziehung eines Neugeborenen. Neben seiner Tätigkeit als Dachdecker versucht er seinen Schulabschluss nachzuholen, Freundin Nina wiederum verdingt sich als Kellnerin. Die überraschende Elternrolle strapaziert auch die Beziehung der beiden jungen Menschen, die wiederholt ob ihrer jeweiligen Aufgaben aneinandergeraten. Was sich später auch in häuslicher Gewalt niederschlägt, begünstigt durch Zacks angedeuteten Alkoholismus. Ein Thema, das Liu wiederum aus seiner Familie aufgreift, wo ihn sein Stiefvater über Jahre hinweg gezüchtigt hat. Was in gewisser Weise Nina und Mrs. Liu auf eine gemeinsame Stufe stellt.<br />
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<i>“I don’t want to be alone”</i>, erklärt die Mutter dem Regisseur an einer Stelle, wieso sie damals nicht gegenüber ihren Mann einschritt. Ähnlich mag man sich Ninas Verhalten erklären, die Zack, sicher auch wegen ihres Sohnes, Chance um Chance gibt. <i>“I really desperately crave love”</i>, gesteht sie Liu später. Letztlich geht es den meisten Figuren des Films so. Für Keire, der jung seinen Vater verlor und mit den wechselnden Bekanntschaften seiner Mutter wenig anfangen kann, ist seine Clique <i>“more of a family than my family”</i>. Im Skatepark fanden Zack, Keire und Liu aneinander Halt, der ihnen zuhause abging. Aber dieses kurze Glück in der Halfpipe konnte nur von kurzer Dauer sein. Der Realität entkommen sie auf ihrem Board nicht.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-Pq7M-cNdyj0/XYT6r-b9ArI/AAAAAAAAU7A/TI2YYfHl_bYApbQfTToRSI34n9xC0J6EACKgBGAsYHg/s1600/Minding%2Bthe%2BGap_Zack%252BNina.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="223" data-original-width="480" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-Pq7M-cNdyj0/XYT6r-b9ArI/AAAAAAAAU7A/TI2YYfHl_bYApbQfTToRSI34n9xC0J6EACKgBGAsYHg/s320/Minding%2Bthe%2BGap_Zack%252BNina.jpg" width="320" /></a></div>
<i>“We have to fully grow up and it’s gonna suck”</i>, scheint Keire den Prozess soweit hinauszögern zu wollen wie möglich. <i>“When you’re a kid you just do. You just act”</i>, sinniert Zack. <i>“And then, somewhere along the line, everyone loses that.”</i> Von den drei Freunden ist Zack vermutlich der komplexeste Charakter. Kein schlechter, ein durchaus warmherziger Mensch, aber einer, mit einer dunklen Seite. Man müsse die winzigsten kleinen Details kontrollieren, um sich normal in einer Welt zu fühlen, die nicht normal sei, fasst er sein Dilemma an einer Stelle zusammen. Seinen überbordenden Alkoholkonsum beschreibt er als Ausflucht (<i>“I just wanna hide”</i>) vor den Erwartungen der Gesellschaft, denen er bisher nicht gerecht werden kann.<br />
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Die Tatsache, dass er schon in jungen Jahren Vater geworden ist, trägt ihren Teil dazu bei. Wie kann jemand, der selbst dabei ist, den Kokon seiner Jugend abzustreifen, bereits die Verantwortung für die nächste Generation tragen? <i>“I don’t feel like I’ve done anything I’ve ever wanted to do with my life”</i>, fühlt sich Zack irgendwann in einer Sackgasse angelangt. Ausgebremst vom Leben. Eine Sackgasse, in die sich Keire nicht verirren will, der sich als Tellerwäscher verdingt. <i>“I feel if I stay here I’m gonna get stuck here”</i>, realisiert er. Und beginnt sich im Verlauf der Dokumentation von Zack und Co. zu entfremden, stattdessen mit einer anderen, jüngeren Crew abzuhängen. <i>“They were on a better path”</i>, erklärt er diesen Schritt.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-FVXGflx3ff4/XYT6pohWt-I/AAAAAAAAU68/0Sz5l29GE3shgUqS6PORDQ4O_Esrt4kUwCKgBGAsYHg/s1600/Minding%2Bthe%2BGap_Bing.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-FVXGflx3ff4/XYT6pohWt-I/AAAAAAAAU68/0Sz5l29GE3shgUqS6PORDQ4O_Esrt4kUwCKgBGAsYHg/s320/Minding%2Bthe%2BGap_Bing.jpg" width="320" /></a></div>
<i>Minding the Gap</i> liefert dem Publikum faszinierende Einblicke in das Leben dieser fünf so unterschiedlichen und zugleich sehr ähnlichen Figuren (mit Abstrichen gehört auch Keires Mutter hier dazu). Der Film erzählt von den hohen Erwartungen an Eltern, perfekt zu sein, was diese nicht sind – weder Mrs. Liu noch Zack und Nina. Sie alle sind auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit, tragen aber einschließlich Keire und Liu selbst gewisse emotionale Altlasten mit sich herum. <i>“When I was younger everyone seemed like they had it all figured out”</i>, beschreibt Keire diese Diskrepanz zwischen den Eindrücken junger Menschen von Erwachsenen und der Realität. <i>“Nobody knows what the fuck they’re doing”</i>, resümiert derweil Zack.<br />
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Die Offenheit in ihre Persönlichkeit (<i>“I’ve given you free range”</i>, sagt Zack zu Liu) beeindruckt und hebt <i>Minding the Gap</i> auf ein emotional höheres Level als wenn er sich „nur“ mit Skatern und ihrer Mentalität befasst hätte. Er ist dabei nicht unähnlich (aber merklich gelungener) zu Jonah Hills diesjährigem Nostalgie-Quark <i>Mid90s</i>, der sich eines ähnlichen Milieus bedient. Wir sehen sympathische Charaktere, mit denen wir uns identifizieren, weil sie Probleme teilen, die wir kennen. Wieso er alles filme, fragt Zack eingangs Liu, der dies damit erklärt, eine Montage erstellen zu wollen, die alle diese Momente zu einem langen Video zusammenfügt. Gemäß Keire <i>“to make it seem like the best time ever”</i>. Damals, als ihr Leben noch jung und unbekümmert war.</div>
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<b><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">7.5/10</span></b>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3644104145995462936.post-18283176759112405572019-09-13T11:00:00.000+02:002019-09-21T18:48:32.522+02:00Ad Astra<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-uvZr4pqaCIY/XXtUBbaUwgI/AAAAAAAAU3w/KPRE-qOmEvgsn-IIfNK733ZGWdB6B9B9ACKgBGAsYHg/s1600/Ad%2BAstra.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="185" src="https://1.bp.blogspot.com/-uvZr4pqaCIY/XXtUBbaUwgI/AAAAAAAAU3w/KPRE-qOmEvgsn-IIfNK733ZGWdB6B9B9ACKgBGAsYHg/s400/Ad%2BAstra.jpg" width="400" /></a></div>
<i>I guess there’s not much you haven’t seen.</i><br />
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In einem <a href="https://www.newyorker.com/magazine/2019/09/16/james-grays-journey-from-the-outer-boroughs-to-outer-space" target="_blank">Artikel des <i>New Yorker</i></a> über Regisseur James Gray berichtet seine Frau, dass Gray und seine Freunde pflegen, zubereitete Gerichte gemäß der Filmografie von Francis Ford Coppola zu bewerten. Von vorzüglichen Rezepten, die zum “<a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2008/11/godfather-genesis.html" target="_blank">Godfather</a>” avancieren, hin zu <i>“rewarding but acquired taste”</i>, den Gray und Konsorten mit “Apocalypse Now” gleichsetzen. In Hinblick auf Grays jüngsten Film <i>Ad Astra</i> passt dieser Teil des Artikels ganz gut, erklärt das Faible für Coppola schließlich größtenteils den Aufbau dieses Sci-Fi-Dramas. Das ist im Grunde weniger eine eigenständige Meditation über Existenz- und Bindungsängste als ein Versatzstück verschiedener Sci-Fi-Werke, hineingezwängt in das narrative Gerüst von <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2009/03/charlie-dont-surf-apocalypse-now-redux.html" target="_blank">Apocalypse Now</a></i>.<br />
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Die oberflächliche Prämisse entstammt dabei aus dem Baukasten des Genres: Die Existenz der Menschheit wird bedroht und Brad Pitt muss dies verhindern. Elektrische Stürme suchen plötzlich die Erde heim, Todesopfer im mittleren fünfstelligen Bereich verursachend. Den Grund macht die Weltraumbehörde in einem Antimaterie-Experiment ausfindig, das am Rande des Solarsystems im Orbit von Neptun Astronaut Clifford McBride (Tommy Lee Jones) durchführt. Nur: Der schien eigentlich totgeglaubt, seine Mission zur Entdeckung von außerirdischem Leben seit 13 Jahren als verschollen. Zwecks Kontaktaufnahme mit McBride wird daher nun sein Sohn Roy (Brad Pitt), ebenfalls Astronaut, rekrutiert und auf den Weg zum Mars entsandt.<br />
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Die Gefahr für die Menschheit – der Film spricht sogar vom Solarsystem – legt <i>Ad Astra</i> dabei schnell ad acta. Gray inszeniert die Geschichte weniger als Weltenrettung à la <i>Armageddon</i>, sondern reduziert die Handlung vor allem in der zweiten Filmhälfte primär auf seine Hauptfigur. Die hadert mit sich selbst, mit ihrem Erzeuger und dessen Erbe. Zuletzt sah Roy seinen Vater als Jugendlicher, 29 Jahre ist es her, seit dessen Lima Project zu seiner Mission aufbrach, ehe es nach 16 Jahren den Kontakt abbrach. Entscheidender als der Kontaktbruch mit seiner Behörde wiegt in <i>Ad Astra</i> der von Clifford McBride zu seinem Sohn. Wenn dieser also dem Weg seines Vaters folgt, bis hin zur zurückgelassenen Familie, ist dies sinnbildlich.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-3dvq_WtXHaY/XXtT_ueepuI/AAAAAAAAU3s/mr2BZpbSAt4Uy-GRcUh5X7oVLY5G8U8nQCKgBGAsYHg/s1600/Ad%2BAstra_Moon.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-3dvq_WtXHaY/XXtT_ueepuI/AAAAAAAAU3s/mr2BZpbSAt4Uy-GRcUh5X7oVLY5G8U8nQCKgBGAsYHg/s320/Ad%2BAstra_Moon.jpg" width="320" /></a></div>
Der Astronautenberuf, die gescheiterte Ehe mit Eve (Liv Tyler) – all das mag Roy helfen, seinen Vater und dessen damalige Motive zu verstehen. Und nachzuempfinden, warum er einst so handelte, wie er es tat. Der Auftrag zur Kontaktaufnahme bietet ihm nun die Chance zur direkten Konfrontation. Für die Weltraumbehörde geht es um die Rettung allen Seins, für Roy eher darum, mit der emotionalen Leere, welche die Abwesenheit des Vaters hinterlassen hat, wider Erwarten endlich abzuschließen. Es ist daher für die Figur eine persönliche Mission – weshalb Roy im Verlauf des Films immer mehr zum Problemfall für seine Behörde wird. Denn der ist das große Ganze wichtiger als die unerwartete Familienzusammenführung der zwei McBrides.<br />
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Gray erzählt dies in <i>Ad Astra</i> über verschiedene Set-Pieces. Nach einer Einführung des Problems geht es für Roy und den ihn begleitenden Colonel Pruitt (Donald Sutherland) auf kommerziellem Weg zuerst zum Mond, um von dessen dunkler Seite aus zum Mars zu fliegen, wo ein unbeschädigter Laser heimlich bis zum Neptun kommunizieren kann. Was auf dem Spiel steht, wissen nur die wenigsten Figuren, weder der Begleitschutz auf dem Mond vor Piraten noch der Captain der Mars-Rakete oder Helen Lantos (Ruth Negga), Leiterin der Mars-Kolonie. Unterfüttert werden diese Staffelziele für Roy immer wieder mit eruptiven Action-Szenen (Unfälle, Überfälle, Anfälle, Ausfälle), ehe der finale Schlussakt sich wiederum geradezu zurückzieht.<br />
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In dieser gescheiterten Symbiose liegt mit das Hauptproblem des Films. Die Action ist wenig originell und aufregend, selbst wenn sie auf gewisse Weise eines der Themen der Handlung (Besonnenheit im Zwiespalt mit Aggression) unterstreichen mag. Nicht zweckdienlich ist dabei auch, dass der Zuschauer vieles schon in anderen Genrevertretern gesehen hat. Das eine Set-Piece erinnert etwas an Duncan Jones’ <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2009/11/moon.html" target="_blank">Moon</a></i>, ein anderes wiederum an Danny Boyles <i><a href="http://symparanekronemoi.blogspot.com/2007/04/sunshine.html" target="_blank">Sunshine</a></i>. Stanley Kubricks <i>2001: A Space Odyssey</i> wird gleich mehrfach zitiert. All dies vermengt James Gray dann in eine Art Sci-Fi-Remake von <i>Apocalpyse Now</i>, mit dem Zusatz des Familienelements zwischen den Figuren, als wäre Captain Willard der Sohn von Colonel Kurtz.<br />
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<a href="https://1.bp.blogspot.com/-tdrKqtF3lNQ/XXtT87Zj1uI/AAAAAAAAU3o/faahnqvIPWov2fsQDsWexIpiapkmhnPMwCKgBGAsYHg/s1600/Ad%2BAstra_Mars.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="468" data-original-width="1008" height="148" src="https://1.bp.blogspot.com/-tdrKqtF3lNQ/XXtT87Zj1uI/AAAAAAAAU3o/faahnqvIPWov2fsQDsWexIpiapkmhnPMwCKgBGAsYHg/s320/Ad%2BAstra_Mars.jpg" width="320" /></a></div>
Wenn Willard sagt, Kurtz <i>“split from the whole fucking program”</i>, passt dies natürlich auch auf Clifford McBride. Und seine Erklärung <i>“there’s no way of telling his story without telling my own”</i> könnte im Prinzip von Brad Pitt an einer Stelle in <i>Ad Astra</i> ebenso geäußert werden. Roy lebt ebenfalls von Mission zu Mission, mit seiner Ehe als weiterem Opfer im Verlauf (<i>“I hardly said a word to my wife, until I said ,yes’ to a divorce”</i>, verrät Willard). Die Reise von Willard zu Kurtz und die Befürchtungen, die damit einhergehen, entsprechen denen Roy McBrides. <i>“Part of me was afraid of what I would find and what I would do when I got there”</i>, offenbart Willard. <i>“But the thing I felt the most, much stronger than fear, was the desire to confront him.”</i><br />
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Die Erweiterung der Willard-Kurtz-Beziehung ins Familiäre mag ihren Reiz haben, hätte aber vertieft werden können auf Kosten der generischen Action. Die Trailer deuten an, dass viele Szenen in der finalen Schnittfassung fehlen, der Fokus auf die Action mag Studiowünschen oder Testvorführungen entsprechen. Es lässt sich erahnen, in welche Bereiche – mehr Malick als Coppola – der Film von Gray hätte kalibriert werden können. Auch da abseits von den Versatzstücken anderer Werke das visuelle Einfallsreichtum durchaus in Hoyte van Hoytemas Bildern aufblitzt, sei es die Spiegelung einer Raumschiffschleuse im Helmvisier der Astronauten oder ein aus dem Wasser steigender Roy im Weltraumanzug (an sich erneut ein Willard-Zitat). <br />
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Insofern ist <i>Ad Astra</i> weniger kreatives Kochen als Fusionsküche. Angesichts der faszinierend-ambivalenten Figur, manch atemberaubender Einstellung, solider Effekte und der die Handlung und ihre thematischen Elemente hervorragend untermalenden Musik von Max Richter (u.a. <i>The Leftovers</i>) hinterlässt Gray den Zuschauer etwas hin- und hergerissen. Potential für mehr war vorhanden, wirkt in seiner oftmals unnötigen Replik aber mitunter zu oft verschenkt. Zwar angelegt als “Apocalypse Now: A Space Odyssey” schmeckt Grays cineastisches Gericht somit eher wie ein “One from the Heart”, um den coppolaschen Cuisine-Vergleich wieder aufzugreifen: visuell einprägsam mit spannendem Motiv aber unausgegorenem Handlungsgerüst.</div>
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<span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><b>7/10</b></span>Flo Liebhttp://www.blogger.com/profile/09407127803827063832noreply@blogger.com2