Posts mit dem Label Dane Cook werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Dane Cook werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

17. März 2008

Dan in Real Life

There's rightness in our wrongness.

Als Witwer hat man es nicht leicht, aber Dan (Steve Carell) meistert die Erziehung seiner drei Töchter relativ gut. Er steht morgens pünktlich auf, schreibt seine Kolumne in der örtlichen Zeitung und schmiert den dreien ihre Pausenbrote, wäscht ihre Wäsche und agiert mit einer gewissen Lockerheit. Für das Wochenende steht dabei ein Besuch bei den Großeltern in Rhode Island an, zudem auch der Rest der Familie erscheinen wird. Hier beginnen erste Querelen, denn seine älteste Tochter will Dan nicht den Wagen fahren lassen und seine mittlere Tochter reißt aus den Armen ihrer großen Liebe. Die Stimmung im Wagen ist fortan gedämpft und um etwas abzuschalten schickt Dans Mutter (Dianne Wiest) ihn in die Stadt um die Zeitung zu kaufen. Dort lernt Dan im Buchladen die extrovertierte Marie (Juliette Binoche) kennen und nach einem langen Gespräch stellt er fest, dass er sich in sie verliebt hat. Während er dies zu Hause seine Familie eröffnet stellt ihm sein Bruder Mitch (Dane Cook) seine neue Freundin vor: Marie! Dan ist sichtlich geschockt, ebenso wie Marie und im Laufe der nächsten Tage wollen beide zwar was im Buchladen war vergessen, die Eifersucht nimmt bei Dan allerdings überhand, als seine gesamte Familie herzlich mit ihr auskommt. Nicht nur durch sein eifersüchtiges Verhalten grenzt er sich allmählich von den anderen ab, sondern auch in seiner Beziehung zu seinen Töchtern verschlechtert sich mehr und mehr die Stimmung – und wo immer er hinsieht findet er nur Marie.

Ein Mann verliebt sich in die Freundin seines Bruders bzw. verliebt sich eine Frau in den Bruder ihres Freundes. Das ganze geschieht unter der Prämisse, dass die drei sich gemeinsam ein gesamtes Wochenende mit der Großfamilie der Brüder unter einem Dach befinden. Besagte Großfamilie ist auch ein Bündel an Harmonie und Liebe, trotz der Schrulligkeit der einzelnen Charaktere. Das hat ein bisschen was von Woody Allen und seinen Filmen Hannah and Her Sisters sowie September, noch sehr viel mehr gemeinsam mit Thomas Bezuchas The Family Stone aus dem Jahr 2005. Damals brachte Dermot Mulroney Sarah Jessica Parker nach Hause, damit sich sein Bruder Luke Wilson in sie und sie sich in ihn verlieben konnte. Obendrein verliebte sich Mulroney dann in Claire Danes, die Schwester von der Parker. Eine typische Hollywood-Dramödie eben. Wegen seiner Vorhersehbarkeit ist es dann auch nicht verwunderlich, wenn am Ende des Filmes Carell und Binoche doch zueinander finden, Cook vertröstet wird und die beiden Töchter das bekommen, was sie wollten (Autofahren und Freund). Selbstverständlich muss der Hauptcharakter dabei eine Katharsis durchmachen, Läuterung erfahren, Bereuen und für seine Schuld gerade stehen, damit ihm am Ende alles Glück der Welt zufallen kann. Bei Filmen wie Dan in Real Life kommt es also nicht darauf an was für eine Geschichte man erzählt – denn ihr Ausgang ist einem bereits bekannt -, sondern wie man sie erzählt. Und im großen und ganzen unterscheidet er sich hier nicht sehr viel von seinem politisch unkorrekterem Pendant Family Stone oder anderen Filmen desselben Themas.

Drehbuchautor Pierce Gardner entwarf die Geschichte basierend auf eigenen Erlebnissen, da auch seine Frau ein Kind einer Großfamilie ist und bei Familientreffen schnell mal dreißig Menschen anwesend waren. Die andere Komponente entwickelte Regisseur und Autor Peter Hedges, bekannt geworden durch seine Drehbücher zu What Eats Gilbert Grape? und About a Boy. Zudem holte sich Hedges für die musikalische Untermalung des Filmes einen seiner Lieblingskünstler, den norwegischen Musiker Sondre Lerche. Bedauerlicherweise wissen weder Gardner noch Hedges über Klischees hinaus zu geraten, von dem Elternteil, dass seinem Kind eine Szene vor dessen Freunden bereitet, wie die aufreizend angezogene Tochter, bis hin zum elterlichen Sexgespräch und einem Sturz vom Dach. Diese Szenen funktionieren trotz ihrer Ausgewaschenheit noch relativ gut im Film, zeugen aber von der fehlenden Frische des gesamten Themas. Selbst manche Dialogzeilen dürften sich in so manchem Filmlexikon finden, so abgenutzt sind diese. Daher kann man dem Film nicht einmal vorwerfen aus seinem Potenzial nichts zu machen, da er eigentlich kein solches besitzt. Die vorhersehbaren Spannungsbögen verpuffen, da man gedanklich Carells Figur fast zuzurufen scheint, was er denn jetzt laut Klischee machen müsste, nur um dies mit einiger Verzögerung auch beobachten zu können.

Das größte Problem hat man mit der amerikanischen harmonischen Familie, wie sie hier wie so oft propagiert wird. Fröhliches gemeinsames Kreuzworträtsellösen als Geschlechterkampf oder privat initiierte Talentshows, jeder ist mit Spaß und Freude bei der Sache, alle haben sich eigentlich lieb, auch die Brüder, welche dieselbe Frau begehren. Dans Töchter hegen zwar ihre pubertären Aggressionen gegen ihn, ganz tief innerlich lieben sie ihn aber doch auch. Und wenn Carell seiner mittleren Tochter hohnvoll vorwirft, dass man nicht nach drei Tagen mit jemand das Wort „Liebe“ gebrauchen kann, nur um selbst die ganze Zeit entgegen seiner Äußerung zu agieren, ist das schon nicht mehr komisch, sondern bedauernswert. Es gibt jedoch auch seine schönen Momente im Film, wenn Dianne Wiest ihren Sohn in die Waschküche ins Bett schickt und vorher noch die Waschmaschine anschmeißt, die zum Ausschalten des Lichtes rattert. Die zehnjährige Marlene Lawston als Dans jüngste Tochter ist ein Höhepunkt für sich und der Film wartet bis in die Nebenrollen mit vielen bekannten und talentierten Gesichtern auf. Da sind in Nebenrollen John Mahoney (Frasier), Jessica Hecht (Friends), Amy Ryan (Gone Baby Gone) und Emily Blunt (Charlie Wilson’s War) zu sehen, auch wenn gerade Ryan und Blunt wegen ihrer geringen Präsenz relativ verschenkt wirken. Carell selbst kann im Film ebenso wenig beeindrucken wie Binoche, da beide nicht sonderlich gefordert werden und mit einem Minimum an Gesichtsausdrücken schaffen ihre Szenen zu überstehen. Letzten Endes ist Dan in Real Life ganz nett, scheitert jedoch an seiner Einfallslosigkeit und dem fehlenden eigenständigen Humor.

4.5/10

17. September 2007

Mr. Brooks

I don't enjoy killing. I do it because I'm addicted to it.

Und auch Kevin Costner ist in den Unweiten Hollywoods inzwischen verschwunden, seit er zum Club der Herren über 45 gehört. Da ergeht es ihm nicht unähnlicher als John Travolta, Kurt Russell oder anderen, deren Hoch-Zeit vorüber ging. Costners fand ein Jahrzehnt lang, Ende der Achtziger bis Ende der Neunziger, statt. Ob ihm letztendlich 3000 Miles To Graceland oder The Postman das Genick gebrochen hat, ist schwer zu beantworten. Seitdem muss sich der gute Kevin jedoch in anderen Rollen gut tun, bsp. in dem Pseudo-Psycho-Thriller Dragonfly oder als Hoffmanscher Charmeur in Rumor Has It… Einen wirklichen Bösewicht hat Costner dabei aber nie gespielt, sieht man mal von Perfect World und 3000 Miles ab. Und selbst da war kein richtig böser Bösewicht, jedenfalls keiner im Gary-Oldmanschen Verständnis. Da überrascht es dann schon, dass er in Mr. Brooks ebenjenen Mr. Brooks spielt – einen Serienmörder.

Derselbe Text lässt sich eigentlich auch über Demi Moore schreiben, welche die weibliche Hauptrolle inne hat und deren Hoch-Zeit ebenfalls ein gutes Jahrzehnt, Mitte der Achtziger bis Mitte der Neunziger, währte, ehe auch hier die Frage ist, ob es Striptease oder G.I. Jane war, der ihre Karriere beinah zerstörte. Ruhig war es jedenfalls um sie geworden, ehe sie mit ihrem gestählten Körper im Sequel von Charlie’s Angels für Aufmerksamkeit sorgte. Genauso wie Costner überrascht auch Moore etwas in der Rollenwahl, spielt sie doch die toughe Ermittlerin Tracy Atwood. Unterstützt werden beide dann von William Hurt, der zwar nie wirklich eine Hoch-Zeit hatte, es jedoch meistens verstand in seinen Rollen zu glänzen (so auch wieder in Mr. Brooks, dessen Highlight er ist). Schmalspur-Comedian Dane Cook verkomplettiert diesen Cast unter der zweiten Regiearbeit von Bruce A. Evans. Der hat erstaunlicherweise seit 1992 keinen Film mehr gedreht und damals seine Spielfilmdebüt Kuffs herausgebracht. Schade eigentlich, muss man an dieser Stelle sagen, denn Kuffs fand ich immer ziemlich cool – im Übrigen begann damals auch die kurzweilige Hoch-Zeit von Christian Slater, aber das nur nebenbei.

Mr. Brooks ist also ein Serienmörder und mit solchen hat man es ja als Zuschauer schwer Sympathien aufzubringen. Earl Brooks ist aber kein leidenschaftlicher Mörder, sondern er ist Mann des Jahres und leidet – wie er es ausdrückt – unter einer Sucht, welche er mehr schlecht als recht bei den anonymen Alkoholikern versucht unter Kontrolle zu halten. Wäre da nicht sein Marshall (Hurt). Was Marshall genau ist, lässt sich schwer sagen, Earl’s Alter Ego trifft es denke ich am besten, denn für sein Gewissen ist er zu böse und um die Funktion des Teufelchens auf der Schulter auszuüben müsste auch ein ebensolches Engelchen vorhanden sein (was es aber nicht ist – es sei denn Marshall hat es getötet). Alter Ego passt meiner Ansicht nach also am besten und Marshall teilt Earl auch oft Informationen oder Entscheidungen mit, auf die dieser selber nicht zu kommen scheint und das Verhältnis beider zueinander ist durchaus freundschaftlich geprägt. Die Tatsache, dass Marshall immer im Plural von Earl spricht, wenn Gefahr im Raum steht, unterstützt wiederum meine Alter Ego These. Es wirkt zu Beginn so, als hätte Mr. Brooks seine „Sucht“ im Griff, bis ihn Marshall dazu „anstachelt“ ein Tanzpärchen umzubringen. Hierbei begeht Earl einen Fehler und hat alsbald mit Mr. Smith (Cook) einen Zeugen am Hals. Dieser will ihn jedoch nicht verpfeifen, sondern bei Earl’s nächstem Mord live dabei sein. Während sich Earl nunmehr mit einem blutgeilen „Praktikanten“ herumschlagen darf, steht ihm mit seiner schwangeren Tochter und seinem Interesse für die gegen ihn ermittelnde Ermittlerin Atwood weiterer Ärger ins Haus. Dabei will der gute Mr. Brooks doch nichts weiter als ein ganz normales Leben führen, ohne Blut an den Händen und sonstigen Gelüsten.

Aufmerksam auf Mr. Brooks haben mich meine Bloggerkollegen Timo und Jochen mit ihren positiven Worten nicht nur über den Film, sondern insbesondere über Costners Leistung gemacht (da wurde teils schon fast in Superlativen gesprochen). Im Nachhinein muss ich jedoch sagen, dass Costner mich schauspielerisch ziemlich kalt gelassen hat. Die meiste Zeit des Films spielt er mit ein und demselben Gesichtsausdruck und an Leistungen wie in JFK oder Dances With Wolves kann er hier bedauerlicherweise nicht anknüpfen. Moore spielt akzeptabel und wie oben bereits hervorgehoben ist William Hurt das Sahnehäubchen des Films. Herrlich diabolisch und gekonnt souverän spielt er den Part des Marshall, sodass einem dessen Gegenwart gegen Ende des Films richtiggehend fehlt. Was manchmal störend wirkt, ist der Einsatz der Musik, welcher nicht immer zu passen scheint, auch wenn das Theme des Filmes recht gelungen wirkt. Leider reißt einen die Handlung nie wirklich mit und daher plätschert alles so vor sich dahin, das Ende wirkt recht absehbar. Wiederum gar nicht passen will die letzte Einstellung, die bei mir ein WTF-Moment hervorgerufen hat, in seiner Auflösung dann wiederum jedoch absolut unnötig wirkte. So bleibt Mr. Brooks ein solider, gut gemachter Thriller, den man aber nicht unbedingt im Kino sehen muss und der auch nicht sonderlich lange in Erinnerung bleibt.

6.5/10