29. Mai 2010

The Big Bang Theory - Season Three

It’s a warm summer evening in ancient Greece…

Der Nerd ist eine überlegene Spezies. Nicht so sehr wegen seines oftmals höheren Intelligenzquotienten, sondern weil sich der Nerd seiner selbst und somit der Rolle, die r spielt, bewusst ist. Im Gegensatz zum Jock weiß er nämlich, wie ihn seine Umwelt wahrnimmt. Dies akzeptiert und bisweilen ironisiert er. Im Falle von The Big Bang Theory fällt diese Rolle speziell Raj (Kunal Nayyar) zu, mit Aussprüchen wie “I wonder what the non-pathetic people are doing tonight“ oder “Holy crap, are we nerdy“. Serienschöpfer Chuck Lorre lässt es sich hierbei nicht nehmen, mittels seiner Figuren zugleich den Zuschauer einzubeziehen. Denn wenn man der Sitcom beiwohnt und Raj fragt, was wohl die “non-pathetic people“ machen, darf sich der Zuschauer diese Frage gerne auch selbst stellen.

Nach drei Monaten am Nordpol kehren Sheldon (Jim Parsons), Leonard (Johnny Galecki), Howard (Simon Helberg) und Raj zurück nach Pasadena. Hier wartet bereits sehnsüchtig Nachbarin Penny (Kaley Couco), die Leonard zu sich in die Wohnung zerrt und erstmal vernascht. Lorre spielte nach zwei Jahren nun also das Beziehungsblatt aus und lässt den experimentellen Physiker mit seiner Flamme zusammenkommen. Wodurch sich für die Serie selbst relativ wenig ändert, außer, dass einige Bettszenen hinzukommen. Die Liaison von Penny und Leonard hält dann erstaunlich lange, hat jedoch - das Serienkonzept, siehe How I Met Your Mother, will es so - zumindest im letzten Fünftel der dritten Staffel keine Zukunft mehr. Eine Versöhnung im kommenden Jahr nicht ausgeschlossen.

Damit muss sich vor allem Sheldon arrangieren, Raj wieder verstärkt in Ohren flüstern und Howard versucht sich wiederum selbst in einer Partnerkonstellation. Das ist insgesamt nicht mehr ganz so nerdig und unterhaltsam wie noch in den vergangenen beiden Staffeln, vielleicht aber auch nur, weil man sich selbst inzwischen an Sheldon und Co. angepasst oder die Show sich eingespielt hat. Da lässt sich über Howards Mutter weiterhin schmunzeln, aber oftmals mehr auch nicht. Das beste Beispiel stellt der diesjährige Gastauftritt von Wil Wheaton dar, dessen Erscheinen in einem Sammelkarten-Turnier des Comic-Ladens in The Creepy Candy Coating Corollary noch zu amüsieren weiß (“Wheaton!“), was bei seinem zweiten Auftreten in The Wheaton Recurrence bereits verbraucht scheint.

Schön jedoch, dass nach Summer Glau im Vorjahr sich auch für die dritte Staffel mit eben Wil Wheaton und zudem Stan Lee in The Excelsior Acquisition wieder bekannte Gesichter aus dem Nerdverse finden ließen. Auch wenn ihre Auftritte nur überdurchschnittlich sind, abgesehen von der allegorischen Folge. Von vier schwächeren Geschichten abgesehen, halten sich starke und überdurchschnittliche Episoden dieses Jahr die Waage. Besonders hervor heben sich die ersten fünf Episoden mit Folgen wie The Jiminy Conjecture, The Gothowitz Derivation und eben Wheatons erster Auftritt, dazu gefallen auch The Gorilla Experiment und The Precious Fragmentation. Dennoch muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass die dritte Staffel im Vergleich zum Vorjahr etwas abbaut.

Was bleibt sind viele gelungene Momente, wie Sheldons Konditionierungsexperiment an Penny (“Chocolate?“) oder in The Staircase Implementation eine Erklärung für den nicht funktionierenden Fahrstuhl (und zugleich eine „When Leonard Met Sheldon“-Story). Vor allem jedoch die inzwischen sehr liebgewonnenen Figuren - nicht trotz, sondern wegen ihrer Neurosen. Natürlich ist das letzte Wort in der Penny-Leonard-Beziehung noch nicht gesprochen, dennoch zog es Lorre vor, als semi-Cliffhanger zur vierten Staffel eher mit einer Freundin für Sheldon zu kokettieren. Denn es empfiehlt sich auch ihn und Bill Prady, nach drei Jahren gelegentlich ein frisches Gesicht zu integrieren. Sonst verliert The Big Bang Theory noch ihren Status als meine „Lieblingsserie“…bazinga!

7.5/10

1 Kommentar:

  1. Bazinga indeed. Ich stimme dir voll und ganz zu; im Vergleich mit den vorangegangenen Staffeln lässt die dritte leicht nach. Gestört hat mich unter anderem das Gefühl, dass Leonard durch seine Beziehung von Penny etwas von seinem nerdigen Verhalten verliert und gerade zur Hälfte der Staffel sehr oft lediglich als sarkastischer Stichwortgeber für Sheldons Kommentare fungiert, während er selbst sich oft geradezu "normal" verhält - Erwachsen werden könnte man das wohl nennen; zumindest hat es mir nicht sonderlich gefallen. Auch das Finale wirkte doch reichlich gezwungen. Unterm Strich eine Season mit Mängeln, die dennoch gut bleibt - deine Wertung würde ich so unterschreiben -, aber Lorre wird sich ohne Zweifel stark überlegen müssen, in welche Richtung er mit der nächsten Staffel will.

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