Eine schlechte Bibliothek führt Sammlungen, eine gute Bibliothek bietet Dienstleistungen und eine herausragende Bibliothek erschafft Gemeinschaften – befand der US-Bibliothekar R. David Lankes. Dass die New York Public Library zu Letzteren zählt, wird spätestens im Laufe von Frederick Wisemans epischer 3-Stunden-Dokumentation Ex Libris: The New York Public Library deutlich. Insofern es sich der Zuschauer nicht ohnehin gedacht haben dürfte. Mit über 53 Millionen Büchern und Artikel im Bestand handelt es sich um die drittgrößte Bibliothek der Welt. Doch ihre Buch- und Bildsammlungen sind eher zweitrangig, hinter ihrer kulturellen Bedeutung für die New Yorker Bevölkerung als ein Ort der Bildung und Begegnung.
Wiseman präsentiert sie eingangs dabei noch im klassischen Sinne. Einige der insgesamt über 3.000 Mitarbeiter nehmen am Telefon Anfragen nach bestimmten Büchern an. Andere helfen an Informationsschaltern bereitwillig weiter. Egal ob es um Urkunden von Immigranten auf Ellis Island geht oder um das Einhorn als Fabeltier. Regelmäßig werden Autoren eingeladen, um in einer Veranstaltungsreihe interviewt zu werden, genauso gibt es bisweilen Konzerte. Die umfangreiche Bildsammlung im Bestand diente im 20. Jahrhundert vielen Werbeschaffenden und Künstlern wie Andy Warhol als Inspiration für ihre Arbeit. Die Bibliothek versteht sich aber weniger als eine Art „Materiallager“, sondern eher als Mittelpunkt des Gemeinwesens.
“A warm and welcome place that’s committed to education”, sagt Anthony Marx, Präsident der New York Public Library an einer Stelle einmal. Ihre 92 Einrichtungen reichen weit über die Hauptfiliale hinaus. So kommen in der Zweigstelle in der Bronx regelmäßig Schulklassen zu Lernzwecken zusammen. Weitaus wichtiger als der Zugang zu Bildung, so erweckt Ex Libris den Eindruck, scheint jedoch der zum Internet zu sein. Viele Haushalte würden auch in der Gegenwart noch nicht mit dem World Wide Web vernetzt sein. Zwischen 60 und 70 Millionen Amerikaner – das ist immerhin jede/r Fünfte – leben in der “digital darkness”, wie Anthony Marx sagt. Die Bibliothek sei daher der “anchor in the community for digital inclusion”.
In wiederkehrenden Segmenten widmet sich Wiseman diesem Punkt der digitalen Inklusion sowie dem Breitband-Angebot und der Digitalisierung seiner Nutzer. Die New York Public Library verleiht daher beispielsweise auch besonders nachgefragte WLAN-Hot-Spots. Und bietet mit ihren festen Rechnern den Besuchern Möglichkeiten zur Online-Recherche für Darmkrebsvorsorge oder um Videospiele online zu zocken. Zwar geht es für Marx und seine Mitarbeiter auch darum, das Sortiment um Bestseller und rare Bücher zu erweitern, doch die eigentliche (Weiter-)Bildung ist oft eher auf berufliche Qualifikationen fokussiert, sei es mit abgehaltenen Job-Börsen oder dem weiterbildenden Computer-Kursprogramm TechConnect.
Ex Libris liefert dem Publikum einen umfassenden Einblick zu seinem Film-Objekt – zum Beispiel zu seinem finanziellen Hintergrund als “public-private partnership”. Sprich: Private Spenden können öffentliche Investitionen von Stadt- und Staatsseite aus anregen. Denn auch mit einem Jahresbudget von 300 Millionen Dollar muss eine Institution wie die New York Public Library haushalten. Zugleich ist Wisemans Einblick aber auch leicht repetitiv. Mehrmals adressiert Wiseman die digitale Inklusion, selbst wenn er sein Argument zu dem Thema bereits beim ersten Mal erfolgreich gemacht hat. Zugleich zeigt der Film wiederholt verschiedene Interview-Reihen – sei es mit Richard Dawkins, Ta-Nehisi Coates, Patti Smith oder Elvis Costello.
Die mögen sich zwar inhaltlich unterscheiden und prinzipiell interessant ausfallen, in ihrer Wiederholung steuern sie aber wenig Neues zum Umfang dieses Bibliotheksangebots bei. Im Verbund mit dem repetitiven Aspekt der digitalen Inklusion wirkt die fast dreieinhalbstündige Dokumentation entsprechend aufgebläht. Hier hätte sich problemlos eine Stunde Filmmaterial im Schnittraum opfern lassen. Angesichts der Laufzeit von Ex Libris: The York Public Library stellen sich zumindest Längen selten ein, da das Angebot der Bibliothek und die Erkenntnisse aus der Filmsichtung weitestgehend faszinieren. Der Zuschauer ist insofern hinterher schlauer als vorher – damit hat die Dokumentation ihren Teil zur Bildung beigetragen.
Wiseman präsentiert sie eingangs dabei noch im klassischen Sinne. Einige der insgesamt über 3.000 Mitarbeiter nehmen am Telefon Anfragen nach bestimmten Büchern an. Andere helfen an Informationsschaltern bereitwillig weiter. Egal ob es um Urkunden von Immigranten auf Ellis Island geht oder um das Einhorn als Fabeltier. Regelmäßig werden Autoren eingeladen, um in einer Veranstaltungsreihe interviewt zu werden, genauso gibt es bisweilen Konzerte. Die umfangreiche Bildsammlung im Bestand diente im 20. Jahrhundert vielen Werbeschaffenden und Künstlern wie Andy Warhol als Inspiration für ihre Arbeit. Die Bibliothek versteht sich aber weniger als eine Art „Materiallager“, sondern eher als Mittelpunkt des Gemeinwesens.
“A warm and welcome place that’s committed to education”, sagt Anthony Marx, Präsident der New York Public Library an einer Stelle einmal. Ihre 92 Einrichtungen reichen weit über die Hauptfiliale hinaus. So kommen in der Zweigstelle in der Bronx regelmäßig Schulklassen zu Lernzwecken zusammen. Weitaus wichtiger als der Zugang zu Bildung, so erweckt Ex Libris den Eindruck, scheint jedoch der zum Internet zu sein. Viele Haushalte würden auch in der Gegenwart noch nicht mit dem World Wide Web vernetzt sein. Zwischen 60 und 70 Millionen Amerikaner – das ist immerhin jede/r Fünfte – leben in der “digital darkness”, wie Anthony Marx sagt. Die Bibliothek sei daher der “anchor in the community for digital inclusion”.
In wiederkehrenden Segmenten widmet sich Wiseman diesem Punkt der digitalen Inklusion sowie dem Breitband-Angebot und der Digitalisierung seiner Nutzer. Die New York Public Library verleiht daher beispielsweise auch besonders nachgefragte WLAN-Hot-Spots. Und bietet mit ihren festen Rechnern den Besuchern Möglichkeiten zur Online-Recherche für Darmkrebsvorsorge oder um Videospiele online zu zocken. Zwar geht es für Marx und seine Mitarbeiter auch darum, das Sortiment um Bestseller und rare Bücher zu erweitern, doch die eigentliche (Weiter-)Bildung ist oft eher auf berufliche Qualifikationen fokussiert, sei es mit abgehaltenen Job-Börsen oder dem weiterbildenden Computer-Kursprogramm TechConnect.
Ex Libris liefert dem Publikum einen umfassenden Einblick zu seinem Film-Objekt – zum Beispiel zu seinem finanziellen Hintergrund als “public-private partnership”. Sprich: Private Spenden können öffentliche Investitionen von Stadt- und Staatsseite aus anregen. Denn auch mit einem Jahresbudget von 300 Millionen Dollar muss eine Institution wie die New York Public Library haushalten. Zugleich ist Wisemans Einblick aber auch leicht repetitiv. Mehrmals adressiert Wiseman die digitale Inklusion, selbst wenn er sein Argument zu dem Thema bereits beim ersten Mal erfolgreich gemacht hat. Zugleich zeigt der Film wiederholt verschiedene Interview-Reihen – sei es mit Richard Dawkins, Ta-Nehisi Coates, Patti Smith oder Elvis Costello.
Die mögen sich zwar inhaltlich unterscheiden und prinzipiell interessant ausfallen, in ihrer Wiederholung steuern sie aber wenig Neues zum Umfang dieses Bibliotheksangebots bei. Im Verbund mit dem repetitiven Aspekt der digitalen Inklusion wirkt die fast dreieinhalbstündige Dokumentation entsprechend aufgebläht. Hier hätte sich problemlos eine Stunde Filmmaterial im Schnittraum opfern lassen. Angesichts der Laufzeit von Ex Libris: The York Public Library stellen sich zumindest Längen selten ein, da das Angebot der Bibliothek und die Erkenntnisse aus der Filmsichtung weitestgehend faszinieren. Der Zuschauer ist insofern hinterher schlauer als vorher – damit hat die Dokumentation ihren Teil zur Bildung beigetragen.
6.5/10
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