In seinem Werk Jenseits von Gut und Böse schrieb Friedrich Nietzsche als Aphorismus 146 einst die unsterblichen Worte: „Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein“. Ein Zitat, wie es sich auch auf die dritte Staffel von Vince Gilligans Drama-Serie Breaking Bad münzen ließe. Die Geschichte vom Krebskranken Chemielehrer Walter White, der zur finanziellen Absicherung seiner Familie beginnt, Meth zu kochen, brachte nicht nur Gilligan Ruhm und Ehre, sondern auch der Show selbst, die nächsten Sommer in ihr viertes Jahr gehen wird, eine etablierte Stellung im TV-Geschäft. Im Gegensatz zu anderen Serien wie Chuck oder True Blood gelang es Breaking Bad jedoch nicht, sich im dritten Jahr zu steigern. Zu unsympathisch sind die Figuren, zu problematisch das ausufernde Konzept wie man es von Kabel-TV-Serien gewohnt ist.
Der Krebs ist besiegt, die Tochter ist da. Dennoch könnte Walter Whites (Bryan Cranston) Leben nicht miserabler aussehen. Ehefrau Skylar (Anna Gunn) ist hinter seine Lügen gekommen, hat der erschreckenden Wahrheit ins Gesicht geblickt. Trennung ist angesagt, die Scheidung steht bevor, Skylar selbst hüpft bereits mit ihrem Chef ins Bett. In seinem größten Sieg lag Walters größte Niederlage. Hinzu kommt ein Zerwürfnis mit seinem Protege, Partner und Ex-Schüler Jesse Pinkman (Aaron Paul), dass die beiden Männer entzweit. Nach einem lukrativen Angebot von Kartell-Filialleiter Gus (Giancarlo Esposito) entschließt sich Walter, zur weiteren finanziellen Absicherung seiner beiden Kinder seine Drogenkarriere fortzuführen. Doch die Aktivitäten von Walters Alter Ego „Heisenberg“ erregen erneut die Aufmerksamkeit von Walters Schwager Hank (Dean Norris), sowie jenseits der mexikanischen Grenze bei verwandten Auftragskillern von Tuco, die für das Verscheiden des Cousins Walter verantwortlich machen und nach Rache dürsten.
Das neue Konzept von Breaking Bad ist weder originell noch überraschend, vielmehr eine der vielen Ausfahrten, die sich nehmen ließ, um mal einen anderen Stadtteil zu sehen. In der vorherigen zweiten Staffel wurde kritisiert, dass „einige Subplots derart gedehnt [werden], dass sie sich oft verlieren“. Ein klassisches Problem der überlangen Kabel-TV-Serien, die oft die 40-Minuten-Laufzeit der Kabelserien überschreiten. Auch in Breaking Bad werden kleinste Nebenhandlungen aufs Äußerste ausgedehnt. Das getrennte Leben von Walter und Skylar ist bereits nach zwei Episoden ausufernd erzählt, wird jedoch weiterhin in auswälzender Form breitgetreten. Ähnlich verhält es sich mit dem Streit zwischen Walter und Jesse oder den Rachegelüsten von Tucos Cousins. Wie sehr Gilligan die kleinsten Aspekte zu strecken bereit ist, verdeutlicht die Folge Fly sehr gut, die im Grunde überhaupt keinen Inhalt hat, dies allerdings fast fünfzig Minuten vorzugeben versucht, natürlich scheitern muss und die schlechteste Folge der Staffel darstellt.
„I can’t be the bad guy”, sagt Walter relative früh in der dritten Staffel. Er ist ein ehrbarer Bürger, der nur das Gesetz übertritt, um seine Familie zu versorgen. Aber „wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird“. Dieser konsequente Schritt, der bereits im letzten Drittel der zweiten Staffel angedeutet wurde, als Walter seinen Status immer mehr zu genießen begann, wird leider nicht fortgeführt. Erst zum furiosen Finale der Staffel, das wie im Falle der ersten Staffel (die „nach hinten raus dann noch einigen Boden gutmachen“ konnte) der Serie den Arsch rettet, bringt Gilligan seinen Protagonisten einen Schritt weiter (zumindest in dramatischer Sicht). Es sind die letzten drei Folgen, die das gemächliche Galopp der Serie durchbrechen, endlich mal das Tempo anziehen und dadurch Schlag auf Schlag erzählen und somit Spannung erzeugen. Etwas, das vielen Folgen zuvor nicht gelang. Daher finden sich die besten Episoden in den finalen Episoden Half Measures und Full Measure, die (endlich) die Karten neu mischen.
Allerdings vermag auch das Finale nicht zu kaschieren, dass Breaking Bad im dritten Jahr abbaut. Eine Tendenz, die hätte verhindert werden können, hätte Gilligan seine Figuren nicht stagnieren lassen, wie es David Chase in The Sopranos tat. Der Charakterschritt von Walter war überfällig, so wie es auch Hanks Ermittlungen gegen Heisenberg sind, die wie bereits im Vorjahr erneut auf später verschoben werden (dabei zeigte doch die zweite Staffel von Dexter, wie viel Potential sich in einem derartigen Konzept verbirgt). So ist Gilligans Serie inzwischen recht nervig geraten, wenn Jesse Walter immer noch mit „Mr. White“ annölt und vermeintliche Identifikationsfiguren wie Walter, Skylar und Jesse weniger Sympathien erwecken als die heimlichen „Stars“: der skrupellose „Mr. Wolf“-Verschnitt Mike (Jonathan Banks) oder der schmierige Winkeladvokat Saul (Bob Odenkirk). Wenn Breaking Bad also wieder etwas Land gewinnen will, sollte Gilligan im Juli 2011 beginnen, seine Figuren weiterzuentwickeln. Ansonsten verschwindet seine Serie bald ganz im Abgrund.
7/10
Der Krebs ist besiegt, die Tochter ist da. Dennoch könnte Walter Whites (Bryan Cranston) Leben nicht miserabler aussehen. Ehefrau Skylar (Anna Gunn) ist hinter seine Lügen gekommen, hat der erschreckenden Wahrheit ins Gesicht geblickt. Trennung ist angesagt, die Scheidung steht bevor, Skylar selbst hüpft bereits mit ihrem Chef ins Bett. In seinem größten Sieg lag Walters größte Niederlage. Hinzu kommt ein Zerwürfnis mit seinem Protege, Partner und Ex-Schüler Jesse Pinkman (Aaron Paul), dass die beiden Männer entzweit. Nach einem lukrativen Angebot von Kartell-Filialleiter Gus (Giancarlo Esposito) entschließt sich Walter, zur weiteren finanziellen Absicherung seiner beiden Kinder seine Drogenkarriere fortzuführen. Doch die Aktivitäten von Walters Alter Ego „Heisenberg“ erregen erneut die Aufmerksamkeit von Walters Schwager Hank (Dean Norris), sowie jenseits der mexikanischen Grenze bei verwandten Auftragskillern von Tuco, die für das Verscheiden des Cousins Walter verantwortlich machen und nach Rache dürsten.
Das neue Konzept von Breaking Bad ist weder originell noch überraschend, vielmehr eine der vielen Ausfahrten, die sich nehmen ließ, um mal einen anderen Stadtteil zu sehen. In der vorherigen zweiten Staffel wurde kritisiert, dass „einige Subplots derart gedehnt [werden], dass sie sich oft verlieren“. Ein klassisches Problem der überlangen Kabel-TV-Serien, die oft die 40-Minuten-Laufzeit der Kabelserien überschreiten. Auch in Breaking Bad werden kleinste Nebenhandlungen aufs Äußerste ausgedehnt. Das getrennte Leben von Walter und Skylar ist bereits nach zwei Episoden ausufernd erzählt, wird jedoch weiterhin in auswälzender Form breitgetreten. Ähnlich verhält es sich mit dem Streit zwischen Walter und Jesse oder den Rachegelüsten von Tucos Cousins. Wie sehr Gilligan die kleinsten Aspekte zu strecken bereit ist, verdeutlicht die Folge Fly sehr gut, die im Grunde überhaupt keinen Inhalt hat, dies allerdings fast fünfzig Minuten vorzugeben versucht, natürlich scheitern muss und die schlechteste Folge der Staffel darstellt.
„I can’t be the bad guy”, sagt Walter relative früh in der dritten Staffel. Er ist ein ehrbarer Bürger, der nur das Gesetz übertritt, um seine Familie zu versorgen. Aber „wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird“. Dieser konsequente Schritt, der bereits im letzten Drittel der zweiten Staffel angedeutet wurde, als Walter seinen Status immer mehr zu genießen begann, wird leider nicht fortgeführt. Erst zum furiosen Finale der Staffel, das wie im Falle der ersten Staffel (die „nach hinten raus dann noch einigen Boden gutmachen“ konnte) der Serie den Arsch rettet, bringt Gilligan seinen Protagonisten einen Schritt weiter (zumindest in dramatischer Sicht). Es sind die letzten drei Folgen, die das gemächliche Galopp der Serie durchbrechen, endlich mal das Tempo anziehen und dadurch Schlag auf Schlag erzählen und somit Spannung erzeugen. Etwas, das vielen Folgen zuvor nicht gelang. Daher finden sich die besten Episoden in den finalen Episoden Half Measures und Full Measure, die (endlich) die Karten neu mischen.
Allerdings vermag auch das Finale nicht zu kaschieren, dass Breaking Bad im dritten Jahr abbaut. Eine Tendenz, die hätte verhindert werden können, hätte Gilligan seine Figuren nicht stagnieren lassen, wie es David Chase in The Sopranos tat. Der Charakterschritt von Walter war überfällig, so wie es auch Hanks Ermittlungen gegen Heisenberg sind, die wie bereits im Vorjahr erneut auf später verschoben werden (dabei zeigte doch die zweite Staffel von Dexter, wie viel Potential sich in einem derartigen Konzept verbirgt). So ist Gilligans Serie inzwischen recht nervig geraten, wenn Jesse Walter immer noch mit „Mr. White“ annölt und vermeintliche Identifikationsfiguren wie Walter, Skylar und Jesse weniger Sympathien erwecken als die heimlichen „Stars“: der skrupellose „Mr. Wolf“-Verschnitt Mike (Jonathan Banks) oder der schmierige Winkeladvokat Saul (Bob Odenkirk). Wenn Breaking Bad also wieder etwas Land gewinnen will, sollte Gilligan im Juli 2011 beginnen, seine Figuren weiterzuentwickeln. Ansonsten verschwindet seine Serie bald ganz im Abgrund.
7/10
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