9. Juli 2016

Popstar: Never Stop Never Stopping

Boom, parent trap!

Branchenkomödien können eine delikate Angelegenheit sein, da sie Dinge karikieren, die in der Regel bereits für sich oft nah an der Lächerlichkeit sind. Insofern eint Popstar: Never Stop Never Stopping, der zweite Kinofilm von The Lonely Island, relativ viel mit Ben Stillers Zoolander. Beide setzen eine ziemlich minderbemittelte, aber nichtsdestotrotz (oder gerade deswegen) von der Öffentlichkeit geliebte Figur in ein narzisstisches Medienumfeld. Wo Stiller das männliche Model Derek Zoolander mimte, schlüpft SNL-Veteran Andy Samberg in die Rolle des Popstars Conner4real, der nach einem Zwist mit seiner lange Jahre erfolgreichen Band The Style Boyz ein Solo-Projekt startete, dessen zweites Album inzwischen sehnsüchtig erwartet wird.

Die Co-Stars Akiva Schaffer und Jorma Taccone inszenieren Popstar: Never Stop Never Stopping dabei als Mockumentary, die sich vom Stil her weniger an This Is Spinal Tap orientiert als vielmehr an Andy Sambergs HBO-Kurzfilm 7 Days In Hell aus dem vergangenen Jahr. Der Film folgt dabei als Dokumentation den Wochen vor Conners Album-Release sowie der kurz danach beginnenden Tournee und all den Widrigkeiten, die sich für den Musik-Star in der Folge ergeben. Unterfüttert wird dieses „Archivmaterial“ mit Talking Heads anderer Musikgrößen, von Usher über Questlove bis hin zu RZA oder Carrie Underwood sowie Conners engerem Zirkel, darunter Band-Manager Harry (Tim Meadows) und Publizistin Paula (Sarah Silverman).

Conner selbst lebt dabei das Leben eines durchweg gepamperten Stars, der von Ja-Sagern umgeben ist. Ein Großteil der Entourage, wie sie im Trailer auftauchte (u.a. Will Forte als privater Dudelsack-Spieler), fiel dem Schnitt zur Last. Kurz erwähnt wird Roadie Zippy (Bill Hader), am prominentesten kommt noch Privatkoch Tyrus Quash (Justin Timberlake) daher. Im Zentrum steht jedoch Conner und sein drohender Album-Flop. Der bahnt sich bereits an, als der Star einen Deal mit einem Küchenwaren-Hersteller eingeht, der das Album des Künstlers automatisch in all seine Applikationen herunterlädt. Das “Songs of Innocence”-Debakel von U2 und iTunes lässt grüßen. Aber auch mit dem Album-Inhalt selbst tut sich Conner keinen Gefallen.

Mit 100 Produzenten arbeitete er zusammen, um lauter Hits zu garantieren. Doch zünden wollen die Songs nicht. Sei es seine Gleichberechtigungshymne Equal Rights, in der Conner zwar die Ehe von Homosexuellen befürwortet, sich selbst von dieser Gruppe jedoch distanziert (“Not gay”). Die Folge sind “mixed reviews”, wie es Conner kurz darauf selbst bei der Lektüre der Kritiken nennt, die von Negativwertungen bis hin zu Shit-Emojis reichen. Da hilft auch nicht Conners fingierte Beziehung zu einem britischen Film-Starlet (Imogen Poots), weshalb Harry kurzerhand die Reißlinie zieht. Er engagiert den aufstrebenden Rapper Hunter (Chris Redd) als Opening Act für die Tour – nur entwickelt sich der daraufhin verstärkt zum eigentlichen Star.

Vom umjubelten VIP gerät Conner immer mehr ins Abseits. Als einziger Freund, wenn auch nicht gewürdigt, erweist sich sein DJ Owen (Jorma Taccone), mit dem er einst bei den Style Boyz auftrat. Bis zu dem Moment, wo er Lawrence (Akiva Schaffer), das dritte Mitglied, durch seinen Egoismus verprellte. Der lebt seither auf einer Farm, während Owen alles daran setzt, die beiden ehemaligen Freunde getreu dem Lindsay-Lohan-Film The Parent Trap in einen Raum zu bringen, um sich auszusöhnen. Denn eine Reunion der Style Boyz geht nur als Trio, wie Lawrence später erläutert. “Like a tricycle. You take one wheel away, what do you got? Nothing!” Insofern ist die Richtung – und das Ende – des Films weitestgehend vorgegeben.

Von seiner Geschichte her will Popstar: Never Stop Never Stopping nur bedingt funktionieren, zu inkohärent ist diese inszeniert. So amüsant die namhaften Cameos auch sind, wirkt ihr Input zur musikalischen Bedeutung der Style Boyz oder von Conners Catchphrases (“Doinkdedoink”) nicht allzu glaubwürdig. Eine mehr interaktive Herangehensweise à la Entourage wäre hier überzeugender gewesen. Insofern hangelt sich der Film ein wenig von Vignette zu Vignette, die mal mehr und mal weniger zünden. Zugleich sollte man schon ein Fan von The Lonely Island und deren Humor sein, wie in Hot Rod oder den SNL Digital Shorts zu sehen. Der heimliche Star, so erklärt sich wohl auch die Herangehensweise an den Film, sollen aber die Songs sein.

Schließlich waren es Lieder wie Jizz In My Pants (153 Millionen Aufrufe) oder Like a Boss (142 Mio.), mit denen The Lonely Island sich auf YouTube einen Namen gemacht haben. Und eines kann man der Gruppe wahrlich nicht vorwerfen: dass es an guten Beats mangelt. Egal ob I’m So Humble mit YOLO-Co-Star Adam Levine oder Mona Lisa (“You’re an overrated piece of shit”), die Tracks gehen ins Ohr – auch wenn sie nicht zu den unsterblichen Stücken von The Lonely Island avancieren werden. Aber egal ob es die Hologramm-Show zu I’m So Humble ist oder der genial choreografierte Bühnenauftritt zu The Finest Girl (“Fuck Bin Laden”) – The Lonely Island wissen, wie sie sich und ihre infantil-vulgäre Musik amüsant inszenieren.

Im Gegensatz zu Hot Rod brennen sie allerdings nicht gerade ein Gag-Feuerwerk ab, etwas mehr Arbeit hätten sie also durchaus in ihre Charaktere stecken können. So ist Popstar: Never Stop Never Stopping eine leidlich gelungene Persiflage auf den modernen Pop-Zirkus, jenseits hier und da auftauchender Verballhornung von Branding und Selbstvermarktung. Ein Blick hinter die Kulissen wie im vergangenen Jahr Beyond the Lights will der Film sicher auch nicht sein, eine vollends überzeugende Branchenkomödie ist er allerdings ebenso wenig. “It’s the thought that counts”, erklärt Conner in einer späteren Szene einen Fauxpas gegenüber Owen. Und in gewisser Weise ließe sich dies auch über Popstar: Never Stop Never Stopping sagen.

7/10

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