Du stiehlst das Richtige und nie das Falsche.
Nach dem Erfolg von Cidade de Deus hat Regisseur und Produzent Fernando Meirelles eine Serie mit demselben Hintergrund kreirt: Cidade dos Homens (City of Men). Von 2002 bis 2005 lief die Serie in vier Staffeln über die brasilianischen Bildschirme, konzentrieren sich aber nicht auf die Hauptfiguren aus dem Film. In jeweils vier (später auch fünf) Episoden wird aus dem Leben der beiden (anfangs) 12jährigen Acerola (Douglas Silva) und Laranjinha (Darlan Cunha) erzählt, hauptsächlich ihr täglicher Überlebenskampf in ihrer Favela.
Die erste Folge (A Coroa do Imperador) wird hierbei als Einführung, indem sie die Bandenkämpfe in den Favelas mit den Napolitanischen Kriegen gleichzusetzen versucht. Hierbei werden Acerola und Laranjinha in ihren Familiensituationen eingeführt. In einer besonderen Szene schauen sich die Jungs mit ihren Freunden scheinbar im Fernsehen selber an, wo sie als Schauspieler Bezug dazu nehmen, dass sie alle selber aus den Favelas kommen und das Leben und Tod dort in Hand daherkommen.
Die zweite Folge (O Cunhado do Cara) hat dann schon eher einen Cidade de Deus-Touch, denn als Acerolas Schwester etwas mit dem Bandenchef Deco anfängt, bekommt Acerola die Kraft der Macht zu spüren und scheint den Weg von Löckchen aus Cidade de Deus zu gehen. Hierbei entfremden sich auch Acerola und Laranjinha, welcher der gewitztere der beiden ist.
In der dritten Folge (Correio) wird ein positiveres Bild der Favela gezeichnet, in denen nicht die Polizei, sondern die Banden herrschen. Dies heißt aber nicht, dass deshalb Anarchie angesagt ist und so setzt in Correio der Bandenchef Acerola und Laranjinha als Postboten für die Favela ein, damit auch jeder seine Post bekommt. Als ein Brief allerdings übrigbleibt und der Chef im Urlaub ist, müssen Acerola und Laranjinha um ihr Leben fürchten.
In der vierten und letzten Folge der ersten Staffel (Uólace e Joao Victor) - welcher von Meirelles diregiert wurde - stehen Laranjinha, dessen Geburtsname Uólace ist, und ein Junge namens Joao Victor im Blickpunkt. Während Laranjinha in der Favela wohnt und jeden Tag nach Essen sucht, wohnt Joao Victor im gehobeneren Viertel, nimmt sogar Tennisstunden. Was beide verbindet, ist die Sehnsucht nach einem neuen Sportschuh, der für beide allerdings zu teuer ist. Mehrfach kreuzen sich ihre Wege in dieser Folge, in der aufgezeigt werden soll, dass man nicht ist, was man ist, weil man in der Favela oder im gehobeneren Viertel lebt.
Für jemanden in Deutschland lässt sich das Leben in den Favelas wohl schwerlich vorstellen und ob es gebührend charakterisiert wird, ist fraglich (da es relativ gewaltarm zugeht, auch wenn Acerola mehrfach um sein Leben fürchten muss). Mit Acerola und Laranjinha hat man zwei Helden, die stark an die jungen Löckchen und Béné aus Meirelles' Film erinnern. Allerdings war es interessant, einmal ein brasilianisches Serienkonzept zu begutachten. Dabei unterhält die Serie und lebt von der gelungenen Regie und den beiden Talenten Cunha und Silva. Dieses Jahr kommt auch noch eine Kinoversion von Cidade dos Homens heraus...ich werde mir demnächst erstmal die zweite Staffel anschauen.
8/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen