Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen, seinen Linden,
Werd’ ich es immer wiederfinden.
(Heinrich Heine, Nachtgedanken)
Wer sich einen Überblick verschaffen will, der steigt meist hoch. Dort, wo sich alles überschauen lässt, man einen Blick über das große Ganze gewinnt. Folglich dürfte kaum einer Deutschland schon mal so gesehen haben, wie es sich gibt, wenn man auf es von oben schaut. Das dachte sich vermutlich auch die ZDF-Programmmarke „Terra X“ mit ihrer Sendereihe Deutschland von oben, die 2010 von Petra Höfer und Freddie Röckenhaus initiiert wurde. Mit einer Cineflex-Helikopter-Kamera wurde die Bundesrepublik überflogen und in einem Zeitraum von drei Jahren in gut 600 Flugstunden über 300 Stunden an Material gewonnen. Einiges davon findet sich nun in der Kinodoku Deutschland von oben wieder.
Fünf Millionen Fernsehzuschauer sorgten dafür, dass Höfer und Henri-Nannen-Preisträger Röckenhaus ihr visuell beeindruckendes Schauspiel im Kino fortsetzen durften. Orientiert an den vier Jahreszeiten und unterteilt in die zwölf Kalendermonate stellten sie ein Potpourri unterschiedlichster Eindrücke zusammen. Vom Wattenmeer zum Watzmann, von der Berliner Siegessäule in die Calwer Altstadt, von den Dülmener Wildpferden im Merfelder Bruch bis zu Taucherarchäologen im Bodensee und Fallschirmspringern aus Flugzeugen und Frankfurter Hochhäusern. Deutschland von oben ist facettenreich und vermittelt uns den Eindruck, dass wir Deutschland erst wirklich kennen, wenn wir es von oben kennen.
Denn inwieweit haben wir schon eine Vorstellung, wie grün unser Land in den Zeiten von Hochtechnologisierung und Industrie eigentlich noch ist? Wenn die Kamera uns also gleich zu Beginn eine Steinbockfamilie in den zugigen Höhen der Allgäuer Alpen präsentiert, hat dies einen ersten Aha-Effekt. Ohnehin versäumen es Höfer und Röckenhaus nicht, uns immer wieder vor Augen zu halten, dass auch Tierfamilien zu Deutschland gehören. Von den Helgoländer Robben, deren Fischzüge mittels GPS und Satellitenüberwachung nachvollzogen werden, über die Dülmener Wildpferde, die Mitte des 19. Jahrhunderts von Herzog Alfred von Croÿ gerettet wurden, bis hin zu Zugvögeln wie Störchen und Gänsen.
Wir erhaschen die träumerischen Landschaften des Berchtesgadener Landes und der Elbtalaue, erklimmen die Spitzen von Watzmann und Zugspitze und streifen die Küsten von Helgoland und dem Wattenmeer. Unterlegt von der Musik Boris Salchows präsentiert Deutschland von oben jedoch nicht nur die natürliche Pracht dieses Landes, sondern auch den Platz, den sich die Menschen darin geschaffen haben. Die Bilder zeigen uns in die Heidelberger Innenstadt und die Fachwerkhäuser von Hermann Hesses Geburtstadt Calw, wir sehen den Fernsehturm in Berlin und den Münchener Marienplatz. Vergleichsweise besonders viel Zeit widmet sich die Dokumentation jedoch der Geschichte von Regensburg und Hamburg.
Per Grafik werden die Regensburger Strukturen eines alten römischen Militärlagers (castra regina) aufgedeckt, beziehungsweise das Hamburger Bombardement durch die Alliierten-Operation „Gomorrha“ vom 25. Juli bis 3. August 1943 veranschaulicht. Auch die meisten anderen deutschen Städte wie Nürnberg waren nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Großteil zerstört. Umso erstaunlicher ist es daher, wenn man bedenkt, wie Deutschland es geschafft hat, sich derart zu erholen und zu alter Blüte aufzurichten. Wirklich gewahr wird dies einem erst beim Anblick dieser Bilder, die einem angesichts des heutigen Status der Bundesrepublik merklich Respekt abgewinnen, für die Leistung, die hier erbracht wurde.
Wir sehen auch andere Errungenschaften wie den Kölner Dom und die Dresdener Frauenkirche, das Schloss Neuschwanstein oder aber die industrielle Kraft, die Deutschland beherbergt. Von den letzten Stahlwerken am Rhein bei Duisburg bis hin zum scheinbar endlosen Braunkohletageanbau in Welzow in der Lausitz. Der „Wahnsinn“ der Deutschen macht aber nicht vor dem Boden Halt. Höfer und Röckenhaus zeigen uns Segelflugzeugflieger und Fallschirmspringer, die sich über den Wolken für fünf Minuten in die Tiefe stürzen oder auch für weitaus kürzere Distanz auf Frankfurter Hochhäuser klettern. Deutschland von oben zu sehen, ist für viele wohl nicht genug – zumindest nicht nur im Fernsehen.
Kritisieren lässt sich am ehesten, dass der Dokumentation bisweilen ein roter Faden fehlt. Da schwebt die Cineflex-Kamera kurz über dem Dortmunder Signal Iduna Park, um für wenige Sekunden auch noch schnell die Münchener Allianz Arena ins Bild zu rücken. Auch die Störche tauchen immer mal wieder statt in einem Block auf, während man doch überrascht ist, wie wenig Regentage es in Deutschland zu geben scheint. Selbst in den Wintermonaten wirkt die Republik durchweg wie ein kleines europäisches Paradies. Ein absolut authentisches Bild muss Deutschland von oben allerdings auch nicht zeigen, kennen wir die hässlichen Seiten des Landes doch zur Genüge. Und die Schönen spätestens jetzt auch.
Es ist ein kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen, seinen Linden,
Werd’ ich es immer wiederfinden.
(Heinrich Heine, Nachtgedanken)
Wer sich einen Überblick verschaffen will, der steigt meist hoch. Dort, wo sich alles überschauen lässt, man einen Blick über das große Ganze gewinnt. Folglich dürfte kaum einer Deutschland schon mal so gesehen haben, wie es sich gibt, wenn man auf es von oben schaut. Das dachte sich vermutlich auch die ZDF-Programmmarke „Terra X“ mit ihrer Sendereihe Deutschland von oben, die 2010 von Petra Höfer und Freddie Röckenhaus initiiert wurde. Mit einer Cineflex-Helikopter-Kamera wurde die Bundesrepublik überflogen und in einem Zeitraum von drei Jahren in gut 600 Flugstunden über 300 Stunden an Material gewonnen. Einiges davon findet sich nun in der Kinodoku Deutschland von oben wieder.
Fünf Millionen Fernsehzuschauer sorgten dafür, dass Höfer und Henri-Nannen-Preisträger Röckenhaus ihr visuell beeindruckendes Schauspiel im Kino fortsetzen durften. Orientiert an den vier Jahreszeiten und unterteilt in die zwölf Kalendermonate stellten sie ein Potpourri unterschiedlichster Eindrücke zusammen. Vom Wattenmeer zum Watzmann, von der Berliner Siegessäule in die Calwer Altstadt, von den Dülmener Wildpferden im Merfelder Bruch bis zu Taucherarchäologen im Bodensee und Fallschirmspringern aus Flugzeugen und Frankfurter Hochhäusern. Deutschland von oben ist facettenreich und vermittelt uns den Eindruck, dass wir Deutschland erst wirklich kennen, wenn wir es von oben kennen.
Denn inwieweit haben wir schon eine Vorstellung, wie grün unser Land in den Zeiten von Hochtechnologisierung und Industrie eigentlich noch ist? Wenn die Kamera uns also gleich zu Beginn eine Steinbockfamilie in den zugigen Höhen der Allgäuer Alpen präsentiert, hat dies einen ersten Aha-Effekt. Ohnehin versäumen es Höfer und Röckenhaus nicht, uns immer wieder vor Augen zu halten, dass auch Tierfamilien zu Deutschland gehören. Von den Helgoländer Robben, deren Fischzüge mittels GPS und Satellitenüberwachung nachvollzogen werden, über die Dülmener Wildpferde, die Mitte des 19. Jahrhunderts von Herzog Alfred von Croÿ gerettet wurden, bis hin zu Zugvögeln wie Störchen und Gänsen.
Wir erhaschen die träumerischen Landschaften des Berchtesgadener Landes und der Elbtalaue, erklimmen die Spitzen von Watzmann und Zugspitze und streifen die Küsten von Helgoland und dem Wattenmeer. Unterlegt von der Musik Boris Salchows präsentiert Deutschland von oben jedoch nicht nur die natürliche Pracht dieses Landes, sondern auch den Platz, den sich die Menschen darin geschaffen haben. Die Bilder zeigen uns in die Heidelberger Innenstadt und die Fachwerkhäuser von Hermann Hesses Geburtstadt Calw, wir sehen den Fernsehturm in Berlin und den Münchener Marienplatz. Vergleichsweise besonders viel Zeit widmet sich die Dokumentation jedoch der Geschichte von Regensburg und Hamburg.
Per Grafik werden die Regensburger Strukturen eines alten römischen Militärlagers (castra regina) aufgedeckt, beziehungsweise das Hamburger Bombardement durch die Alliierten-Operation „Gomorrha“ vom 25. Juli bis 3. August 1943 veranschaulicht. Auch die meisten anderen deutschen Städte wie Nürnberg waren nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Großteil zerstört. Umso erstaunlicher ist es daher, wenn man bedenkt, wie Deutschland es geschafft hat, sich derart zu erholen und zu alter Blüte aufzurichten. Wirklich gewahr wird dies einem erst beim Anblick dieser Bilder, die einem angesichts des heutigen Status der Bundesrepublik merklich Respekt abgewinnen, für die Leistung, die hier erbracht wurde.
Wir sehen auch andere Errungenschaften wie den Kölner Dom und die Dresdener Frauenkirche, das Schloss Neuschwanstein oder aber die industrielle Kraft, die Deutschland beherbergt. Von den letzten Stahlwerken am Rhein bei Duisburg bis hin zum scheinbar endlosen Braunkohletageanbau in Welzow in der Lausitz. Der „Wahnsinn“ der Deutschen macht aber nicht vor dem Boden Halt. Höfer und Röckenhaus zeigen uns Segelflugzeugflieger und Fallschirmspringer, die sich über den Wolken für fünf Minuten in die Tiefe stürzen oder auch für weitaus kürzere Distanz auf Frankfurter Hochhäuser klettern. Deutschland von oben zu sehen, ist für viele wohl nicht genug – zumindest nicht nur im Fernsehen.
Kritisieren lässt sich am ehesten, dass der Dokumentation bisweilen ein roter Faden fehlt. Da schwebt die Cineflex-Kamera kurz über dem Dortmunder Signal Iduna Park, um für wenige Sekunden auch noch schnell die Münchener Allianz Arena ins Bild zu rücken. Auch die Störche tauchen immer mal wieder statt in einem Block auf, während man doch überrascht ist, wie wenig Regentage es in Deutschland zu geben scheint. Selbst in den Wintermonaten wirkt die Republik durchweg wie ein kleines europäisches Paradies. Ein absolut authentisches Bild muss Deutschland von oben allerdings auch nicht zeigen, kennen wir die hässlichen Seiten des Landes doch zur Genüge. Und die Schönen spätestens jetzt auch.
7.5/10
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