4. Juni 2008

Grey’s Anatomy - Season Four

We are each others keepers.

Ursprünglich als Ersatzserie für Desperate Housewives im März 2005 gestartet, entwickelte sich Shonda Rhimes’ Serie Grey’s Anatomy schnell zu einer eigenständigen Erfolgsgeschichte und nahm in ihrer zweiten Staffel bereits den fünftbesten Sendeplatz ein. Die Serie, deren Titel eine Anlehnung an das medizinische Fachbuch Gray’s Anatomy darstellt und die sich um das Leben der Assistenzärztin Meredith Grey (Ellen Pompeo) dreht, musste dieses Jahr in ihrer vierten Instanz erneut an Quoten einbüßen und erreichte einen Tiefstand von durchschnittlich 16 Millionen Zuschauern pro Folge. Habe ich mich nach der dritten Staffel noch gehörig über den eingeschlagenen Weg der Serie geärgert, so lässt sich nun sagen, dass dies wohl lediglich ein Affektärger war. Das heißt nicht, dass Grey’s nicht weiterhin eine Mischung aus Scrubs und Sex and the City ist oder zu einem Krankenhaus-Melrose Place verkommen ist, eher das Gegenteil. Der Grey’s-Kosmos dreht sich ausschließlich um das Seattle Grace Hospital, rund 16 Stunden des Tages halten sich die Charaktere dort auf, man sieht sie selten bis gar nicht in einem äußeren Setting.

Schon gar nicht sieht man sie mit Menschen, die nicht zum Krankenhaus gehören, interagieren. Selbst Barmann Joe taucht in der vierten Staffel fast gar nicht mehr auf und auch sonst bestehen die Kontakte der Figuren nur aus Ärzten, Kollegen und Krankenschwestern. Unglaubwürdiger geht es wohl kaum, doch war dies bereits die Krux anderer Serien wie ER, auch wenn jenes zumindest versuchte das Privatleben seiner Ärzte ausführlicher und differenzierter zu zeichnen. Während Serien wie Scrubs es spielend schaffen, viele Momente außerhalb des Krankenhauses zu präsentieren, wird dies bei Grey’s reduziert. Da verwundert es auch nicht, dass Dr. Mark „McSteamy“ Sloan (Eric Dane) seine gesamten (!) Sexualpartner aus dem Krankenhauspersonal aussucht. Auch die anderen Figuren schlafen im Grunde nur mit Angestellten des SGH, was in einer der letzteren Folgen zumindest humoristisch angesprochen wird. Die Macher sind sich ihres Bildes bewusst.

Der positivste Aspekt der vierten Staffel dürfte Meredith Grey sein, hierbei weniger die Figur, als vielmehr die Tatsache, dass die Figur einem weniger auf den Wecker geht, wie noch in der dritten Staffel kritisiert. Die Figur selbst ein Sopranoesker Charakter, sprich eine Figur die seit der ersten Staffel stagniert und sich keinen Deut weiter entwickelt hat. Dies mag sicherlich auch ein Grund sein, weshalb sie mir bitter aufstößt, doch nimmt Rhimes den Charakter glücklicherweise etwas zurück, besonders zu Beginn. Der setzt an die Ereignisse des dritten Staffelfinales an, nachdem George (T.R. Knight) und Callies (Sara Ramirez) Ehe gescheitert ist, versucht der schüchterne George in einer Beziehung mit Izzie (Katherine Heigl). Dass diese schon nach wenigen Folgen scheitert zeugt von der fehlenden Kreativität der Autoren. Da wird im letzten Drittel der vorangegangen Staffel groß auf der Liebe der beiden rumgehackt, nur um diese im ersten Viertel der neuen Staffel wieder zu den Akten zu legen. Ebenso inkonsequent - wie sich im Finale herausstellt – ist die Tatsache, dass George sein Abschlußexamen vermasselt hat und nun sein Assistenzjahr wiederholen darf.

Dass das alles wahrscheinlich nur heiße Luft war, stellt sich in der Doppelfolge Freedom zum Ende heraus. Immerhin räumt es eine nähere Charakterisierung der neuen Figur Lexie Grey (Chyler Leigh) ein, die gemeinsam mit George ausgebildet wird und hierbei der karrieregeilen Cristina (Sandra Oh) zugeteilt ist. Die Einführung von Lexie verdankt sich wohl den Gerüchten um einen Abschied der Pompeo, deren Figur vermehrt als suizidal dargestellt wird. Dank Leighs Engagement könnte man die Serie anschließend weiterhin guten Gewissens als Grey’s Anatomy weiterlaufen lassen. Bedauerlicherweise wird die Beziehung der beiden Halbgeschwister immer nur angedeutet, eine wirkliche Auseinandersetzung von Meredith mit ihrer Schwester vermisst man jedoch. Ebenfalls neues Gesicht ist der Gaststar der beiden vorherigen Staffeln: Dr. Erica Hahn, die den gekündigten Isaiah Washington ersetzt.

Wie immer haben die Figuren der Serie an ihrem Päckchen zu tragen, bei George und Izzie ist es das Scheitern ihrer Beziehung und zum Ende hin Georges Dasein als Assistenzarzt, während seine Freunde erfolgreichere Wege beschreiten. Cristina hat zuerst mit Burkes Abwesenheit zu kämpfen und schließlich mit der Intoleranz der Kardiologin Hahn ihr gegenüber. Callie versucht sich nach ihrer gescheiterten Ehe im Krankenhaus als Leiterin der Assistenzärzte durchzusetzen, muss diesen Posten jedoch wieder an Dr. Bailey (Chandra Wilson) abgeben, die wiederum für ihre Arbeit ihre Ehe opfern muss. Wie so oft gerät der von Justin Chambers wunderbar gespielte Alex Karev etwas ins Hintertreffen, darf erst in den letzten vier Folgen etwas mehr ins Zentrum rücken – über die Rolle des Arsches kommt er (glücklicherweise) nicht hinaus. Es dürfte niemanden verwundern, dass sich bei Grey’s Anatomy weiterhin alles hauptsächlich um die Beziehung von Meredith und Derek Shepard (Patrick Dempsey) dreht. Beide hatten (wieder einmal) im Staffelfinale Schluss gemacht, führen aber ihre sexuelle Beziehung zu Beginn der vierten Staffel fort. Dann wird auch diese beendet, nur um darin zu resultieren, dass sich beide hinterher trauern.

So berechenbar wie die Serie ist, dürfte es nicht überraschend sein, dass beide im Staffelfinale der aktuellen Staffel wieder zusammen kommen (auch wenn ein dramatisches Opening der fünften Staffel sich meiner Ansicht nach ankündigt). Die fünfte Staffel lässt sich bereits zu diesem Zeitpunkt erahnen: Meredith und Derek sind ein paar Folgen zusammen, dann kriegt Meredith wieder Bindungsangst, macht Schluss und am Ende der Staffel kommen beide wieder zusammen. George wird wohl sein Examen bei der Wiederholung bestehen, die Beziehung zwischen Izzie und Alex wieder aufflammen und Cristina irgendeinen neuen Chef vorgesetzt bekommen. Es ist sicherlich bedauerlich zu sehen, dass in Grey’s Anatomy seit Beginn der Serie wenig bis gar keine Entwicklung eingesetzt hat. Da sich die Serie immer noch auf demselben Niveau wie die dritte Staffel bewegt, verdient sie sich auf dieselbe Bewertung. Die beiden gelungensten (jedoch nicht herausragenden) Folgen waren Crash Into Me (1) und Where The Wild Things Are. Für die fünfte Staffel sehe ich sozusagen schwarz, leider.

7/10

10 Kommentare:

  1. Lexie Grey (Chyler Leigh) ist das bester was der Serie passieren konnte. Sie hat
    von hier auf jetzt den Part übernommen den Ellen Pompeo mal einen kurzen Moment
    inne hatte. Ellen Pompeos Rolle in der vierten Staffel besteht aus ganzen 1 1/2
    Gesichtsausdrücken und das war's dann schon. Die Geschichte zwischen ihr und
    McDreamy ist dermaßen ausgelutscht das einem die Worte fehlen und man würde gut
    daran tun die fünfte Staffel ohne sie fortzuführen.

    Gerade der zweite Teil der vierten Staffel war für mich der bisher beste der
    gesamten Serie. Ich fand die Mischung aus Interessanten ung coolen Fällen, den
    Geschichten der Hauptakteure (bis auf den Grey/McDreamy-Teil) durchgehend gut
    und ich finde auch die Konzentration auf das Krankenhaus ohne großartige
    Außengeschichten sehr gelungen.

    > Die fünfte Staffel lässt sich bereits zu diesem Zeitpunkt erahnen: Meredith
    > und Derek sind ein paar Folgen zusammen, dann kriegt Meredith wieder
    > Bindungsangst, macht Schluss und am Ende der Staffel kommen beide wieder
    > zusammen. George wird wohl sein Examen bei der Wiederholung bestehen, die
    > Beziehung zwischen Izzie und Alex wieder aufflammen und Cristina irgendeinen
    > neuen Chef vorgesetzt bekommen.

    Wäre alles ein wenig Simpel. ;) Aber lassen wir uns überraschen.

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  2. Was du nicht alles schaust... ;-)

    Ich kann ja mit Ärzteserien ("Scrubs" und "Becker" einmal ausgenommen) so gar nichts anfangen...

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  3. Wäre alles ein wenig Simpel.

    Die Serie ist ja nicht wegen ihrer Komplexität bekannt :P

    Mark my words, das wird so ablaufen. Ich seh Derek schon einen Autounfall haben zu Beginn von Staffel 5, Lexie verknallt sich in George, etc. pp.

    @moviescape/bullion:

    1. Touché. Meinte bei dir aber die kleinen Serien, von denen ich ja noch nicht einmal gehört hab ;)

    2. Ich mag Ärzteserien irgendwie, hab auch neben ER immer Chicaco Hope gesehen. Außerdem ist dass hier ja eher Melrose Place in weißen Kitteln, denn eine Ärzteserie.

    3. Ist das eigentlich jetzt "moviescape" oder "bullion" oder wie, bei dir weiß man immer gar nicht, wie man dich nennen soll :P

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  4. WTF? Rudi, kommen demnächst auch Besprechungen zu "Sturm der Liebe" Staffel 10 und "GZSZ" Season 54?

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  5. @MVV: ZU GZSZ schreib ich nichts, die Staffel war mir zu sehr an Staffel 29 orientiert *gähn* ;)

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  6. Sehe das alles im Grunde sehr genauso. War auch bei mir eine der drei, vier Serien, bei denen ich die Folgen auch wirklich dann erst geguckt hab, wenn nix mehr anderes "da" war. Macht aber trotzdem immer noch Spaß, irgendwie. =) Guilty Pleasure halt...

    Bin dann schon mal gespannt auf Dein GOSSIP GIRL-Review!!

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  7. Und Du behauptest nie fern zu schauen;)

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  8. WTF? Rudi, kommen demnächst auch Besprechungen zu "Sturm der Liebe" Staffel 10 und "GZSZ" Season 54?


    Fackeln im Sturm gibts auch in einer schönen Box!

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  9. @tumulder: Wer sagt, dass ich das im TV gesehen habe? ;)

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  10. TV Inhalte auf dem Medium DVD sind trotzdem TV Inhalte;) Fackeln im Sturm war aber super und gehört endlich mal wieder wiederholt.

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