20. Januar 2010

Party of Five - Season One

You know, you just can't buy love like that.

Mitunter wurde das Fernsehgerät schon als Erzieher angesehen. Statt dass sich die Eltern um ihr Kind kümmern, setzt man es vor den Fernseher. Und dieser übernimmt quasi die Überwachungsfunktion. Man verbringt als Kind sicherlich weniger Zeit draußen oder mit anderen Beschäftigungen als es noch die eigenen Eltern getan haben. Das Besondere an einem Aufwachsen mit Fernseher ist, dass man in der heutigen Medienlandschaft, speziell der Seriengesellschaft, mit eben jenen Serien aufwachsen kann. Und mit ihnen auch mit ihren Figuren. So baut man als Kind dann eine besondere Beziehung zu Parker Lewis Can’t Lose, Dawson’s Creek oder auch Party of Five auf. Jener Serie von Amy Lippman und Christopher Keyser, die eigentlich wegen ihrer schwachen Quoten nach der ersten Staffel eingestellt werden sollte. Ehe sie 1996 überraschend den Golden Globe als beste Drama-Serie gewann. Es folgten fünf weitere Staffeln und mit ihnen fünf Karrieren, die mal besser und mal schlechter verliefen.

Die „Party of Five“ bezieht sich auf die Familie Salinger aus San Francisco. Als Mutter und Vater bei einem Autounfall ums Leben kommen, muss sich der 24-jährige Charlie (Matthew Fox) als gesetzlicher Vormund um seine vier jüngeren Geschwister kümmern. Besonders problematisch wird es dadurch, dass Owen, der Jüngste, noch im Babyalter ist. Als Charlie dann auch noch ein Teil des Familiengeldes bei einem riskanten Geschäft verliert, haben die Salingers ein Problem. Oft mehr schlecht als recht raufen sich die Vier zusammen, damit das Jugendamt sie nicht auseinanderreißt. Am härtesten trifft es wohl hierbei noch Charlie, der seine Unabhängigkeit aufgeben muss, um (zu) früh Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur zieht er wieder ins Elternhaus, sondern er nimmt sogar einen Job im Familienrestaurant an. Dabei seine eigene Karriere als Tischler hinten anstellend, ohne all seine Arbeit und Mühe von den anderen Drei gewürdigt zu bekommen. Denn selbst wenn alle im Notfall am selben Strang ziehen, so möchte doch jeder im Grunde sein eigenes Leben führen, speziell ohne von einem der Geschwister bevormundet zu werden.

Während Bailey (Scott Wolf), der Zweitälteste, grundsätzlich zwar verantwortungsvoll ist, stellen sich gerade bei ihm mehr und mehr die pubertären Hormone ein. Die erste Freundin muss her, das erste Mal umso mehr. So wird kurzerhand das neue Kindermädchen Kirsten (Paula Devicq) zum Objekt der Begierde, wobei diese eher Interesse am gleichaltrigen Charlie hat. Seine jüngste Schwester Claudia (Lacey Chabert) wiederum ist nun abhängig von ihren Geschwistern, die trotz ihrer Mehrzahl die beiden verschiedenen Eltern nicht wett machen können. Gerade mit Ersatzvater Charlie kommt es immer wieder zu Reibereien, wie auch Claudias manchmal leicht arrogante Art ihr hin und wieder ein Bein stellt. Alle Figuren müssen nun im Laufe der ersten Staffel wachsen, mehr als man von ihnen normalerweise erwarten würde. Den größten Wandel vollzieht dabei wohl Julia (Neve Campbell), die von einer widerspenstigen Jugendlichen zu Beginn, Folge um Folge wieder zu ihrem alten Selbst findet. Grundsätzlich hat jeder der vier Salingers aber in den ersten 22 Episoden sein eigenes Päckchen zu schultern.

Als Zuschauer ist man bei diesem Prozess nun als stiller Beobachter oder weiteres Familienmitglied – je nach eigener Betrachtungsweise – anwesend. Man wird Zeuge von Baileys erstem Mal mit der wilden Jill (Megan Ward). Man bekommt mit, wenn Claudia ihre erste Periode kriegt. Man beobachtet gemeinsam mit den Anderen die ersten Schritte von Owen. Ist dabei, wenn Charlie schließlich Kirsten einen Heiratsantrag macht. Und man sieht, wie Julia aufblüht, als sie sich in ihrer ersten richtigen Beziehung befindet. Ein Charakterwandel ist dabei an sich nur bei Charlie und Julia zu bemerken, da Claudia und Bailey weitaus stabilere Figuren sind. Während Charlie sein wildes Junggesellenleben aufgeben muss, um nicht nur einer ernsthaften Beziehung ins Auge zu blicken, sondern auch elterlichen Verpflichtungen. Und Julia selbst ihre wilde Phase erst ausleben möchte, wenn sie mit einem gefälschten Ausweis in einer Nachtbar arbeitet, Schule schwänzt und Widerstand leistet, wo sie die Möglichkeit dazu hat. Dagegen sind Claudia und Bailey weitaus geerdetere Personen, die zwar auch sich selbst gelegentlich in den Mittelpunkt stellen, grundsätzlich aber moralisch nicht abseits des Pfads wandeln.

Thematisch integriert die Serie verschiedene Problemfelder mal mehr und mal weniger. So wird in einer Folge die Homosexualität von Claudias Violinlehrer Ross angesprochen, was im Staffelfinale nochmals ein leichtes Echo findet. Auch dem Thema HIV und häusliche Gewalt schenken die Macher ihre Aufmerksamkeit, doch es ist der Drogenmissbrauch, der in Form von Baileys Freundin Jill am Präsentesten ist. Und natürlich spielt auch Sex für eigentlich jede der vier Figuren auf gewisse Art und Weise eine große Rolle. Nun ist Party of Five aber keine Drama-Serie wie Roswell oder Lost, wo es ein großes Ganzes gibt, in dem sich kleine Geschichten abspielen. Und doch ist die Serie auch kein CSI, wo am Ende ein Schluss unter ein jeweils aufgeschlagenes Kapitel gezogen wird. Unspektakulär sind die meisten Folgen, aber dennoch auf gewisse Art interessant. Wobei sicherlich ein größeres Interesse an den Figuren vorherrscht als an deren Handlung. Insofern bewegt sich die erste Staffel auf einem nahezu konstant guten, aber nicht herausragenden Niveau. Lediglich der Mittelteil mit den drei Folgen Thanksgiving, Private Lives und Games People Play setzt ein kleines Ausrufezeichen.

Von den drei Hauptdarstellern sollte sich jeder kurzfristig ins Rampenlicht spielen. Während sich Wolfs Karriere nach drei Kinofilmen – u.a. Ridley Scotts White Squall – auf die Serie beschränkte, sollte Campbell zu Wes Cravens Scream-Queen werden. Mit dem Ende der Trilogie endete in gewisser Hinsicht aber auch ihre Kinokarriere. Auch Fox sollte leicht in der Versenkung verschwinden, ehe er mit Lost wieder durch eine Serie seinen Weg zurück finden würde. Einige andere Gesichter wie Nebendarsteller Scott Grimes und Gastschauspielerin Laura Innes würden bei ER zu festen Größen heranwachsen. Ähnlich Jane Kaczmarek mit Malcolm in the Middle, während Brittany Murphy und James Marsden, ebenfalls in Gastrollen zu bewundern, heutzutage sehr viel präsenter im Kino sind bzw. waren. Letztlich ist Party of Five zwar keine Ausgeburt an großem Fernsehdrama, aber sie ist eine liebgewonnene Erinnerung. Ein alter Freund aus seiner Jugend. Und wenn Closer to Free von den BoDeans im Intro spielt – das übrigens erst mit der sechsten Folge zur Serie stieß -, dann ist auch diese Serie, ähnlich wie Dawson’s Creek, wie nach langer Zeit wieder nach Hause in sein altes Kinderzimmer zu kommen.

7.5/10

1 Kommentar:

  1. PARTY OF FIVE? Was kommt als nächstes, PARKER LEWIS? :)

    Die Serie war nicht schlecht, aber stank meines Erachtens gegen MY SO CALED LIFE und später DAWSON'S CREEK eher ab.

    AntwortenLöschen