Harry Potter and the Order of the Phoenix (2003)
Dieses Jahr war es dann soweit: der letzte Band der Harry-Potter-Reihe erschien. Lange antizipiert und am Ende, man kann es wohl so sagen, achtbar aus der Affäre gezogen hat sie sich, die gute Mrs. J.K. Rowling (wenn man vom Epilog absieht). Mit ihren Büchern hat die werte Engländerin etwas geschafft, was von seiner Bedeutung her nicht viele Menschen von sich behaupten können: sie hat Kinder zum Lesen gebracht. Das ist dieser Tage selten geworden, da Jugendliche ihre Zeit viel lieber mit Alkohol und Amoklauf vertreiben. Doch dies braucht nicht das Problem der reichsten Frau Englands zu sein, die wohl das erfolgreichste Franchise nach Star Wars in die Welt gesetzt hat. Neben dem siebten und letzten Band kam auch die Verfilmung des fünften dieses Jahr in die Kinos und stellte ein Novum dar, sozusagen. Steve Kloves, seines Zeichens der Drehbuchautor der Harry Potter Filme, setzte im fünften Teil aus und überließ die Adaption Michael Goldenberg. Dieser sollte nun gute achthundert Seiten in einen zweistündigen Film umsetzen.
Harry Potter ist noch gebeutelt von den Geschehnissen des Trimagischen Turniers, insbesondere vom Tod Cedric Diggorys. Da wird er in seinen Sommerferien von zwei Dementoren heimgesucht und sieht sich genötigt Magie einzusetzen. Dies führt wiederum zu seinem Rauswurf aus Hogwarts und spielt dem Ministerium für Magie in die Karten. Selbstverständlich ist dies nicht so einfach und nachdem Harry vom Orden des Phönix, einer Untergrundorganisation gegen Lord Voldemort, nach London überführt wird, gelingt es Dumbledore die Vorwürfe gegen Harry zu entkräften. Doch die Stimmung im Lande ist kühl, sowohl von Seiten des Ministeriums als auch von Dumbledore gegenüber Harry. Dass dieser von allen wie ein Kind behandelt wird, findet der 15j-Jährige überhaupt nicht gut und liefert sich kaum vereint wilde Streitereien mit seinen beiden Freunden Ron und Hermione. Harry ist wie jedes andere Kind in der Pubertät und denkt er weiß alles besser, besonders was gut für ihn ist. Unterstützung erfährt er allein in seinem Patenonkel Sirius, welcher jedoch in Harry mehr seinen ehemaligen Freund und Harrys Vater James sieht, als diesen selbst. Als Harry und seine Freunde nach Hogwarts zurückkehren, werden sie Zeugen einer neuen Form der Bürokratisierung.
Dolores Umbridge ist nicht nur die rechte Hand des Ministers für Magie, sondern auch neue Lehrerin gegen die dunklen Mächte. Da sie mit der Regierung zu denjenigen gehört, welche die Rückkehr Voldemorts bestreiten, liegt ihr nichts ferner, als den Jugendlichen die Selbstverteidigung zuzusprechen. Die Freunde um Harry formen eine rebellische Organisation und lassen sich von ihm in seinen Erfahrungen unterweisen. Gleichzeitig tritt die Verbindung zwischen Harry und Voldemort in eine neue Phase, als sich die beiden in Harrys Träumen immer wieder begegnen und intime Gefühle austauschen. Dumbledore schickt Harry deshalb in die Obhut von Professor Snape, damit er den Feind lernt aus seinem Kopf fernzuhalten. Die Gedankenkämpfe mit Snape führen schließlich dazu, dass Harry ein dunkles Geheimnis seines Vaters kennen lernt. Als er nicht auf die Menschen in seiner Umgebung hören will und versucht seinen Geist gegenüber Voldemort zu verschließen, manövriert er sich immer tiefer in ein Schlamassel rund um das Geheimnis seines zukünftigen Schicksals während die Ereignisse in Hogwarts unter der Herrschaft von Umbridge diktatorische Ausmaße annehmen.
Der fünfte Band der Reihe ist durchzogen von dem Problem von Harrys Pubertät. Immer wieder erzürnt er sich und schreit seine besten Freunde oder Dumbledore an, auf andere hören will er dabei schon gar nicht. Schließlich handelt es sich um sein Leben und sein Schicksal, Harry fühlt sich erwachsen dieses nunmehr selber in die Hand zu nehmen. Die Wichtigkeit seinen Geist abzuschirmen erkennt er nicht und wird am Ende des Bandes Konsequenzen nicht nur für ihn haben. Fraglos das zäheste und anstrengenste Werk ist dieser fünfte Band, der wie kein anderer für eine bestimmte Entwicklungsstufe in dem Leben des jungen Zauberers darstellt. Neben seiner Pubertät und ersten Liebe geht es vor allem um die Zusammenarbeit verschiedener Einrichtungen, insbesondere der Häuser von Hogwarts. Dies geschieht in der Verknüpfung zu Dumbledore’s Armee, in der nicht nur Harrys Freunde, sondern auch Mitschüler und Mitschülerinnen verbunden sind. Außerdem geht es darum, einem totalitären Regime nicht bedingungslos zu folgen, sondern auch wenn es Konsequenzen nach sich zieht in den richtigen Momenten Ungehorsam zu zeigen.
Letztlich ist Order of the Phoenix von allen Bänden am Unerträglichsten geraten. Was Rowling versäumt hat zu bemerken, ist die Tatsache, dass man als Leser nur dann bereit ist einer Figur 800 Seiten lang zu folgen, wenn diese dem Leser auch (zumindest ansatzweise) sympathisch ist. Dies misslingt jedoch im fünften Band grandios mit der Charakterzeichung von Harry. Ein besserwisserisches Balg ist er hier, der unentwegt schreit, nie etwas einsehen will und sich dümmer verhält, als man es sich vorzustellen vermag. Ein grauenhafter Held, dem man nur widerwillig auf die nächste Seite folgt. Bezeichnend, dass er am Ende dann Dumbledore die Schuld gibt, für alle Fehler, die er selbst zu verantworten hat. Dass das Finale dabei - wie meistens bei Rowling - eher unlogisch und schwach daherkommt, ist nur die Spitze des Eisberges. Wenn gut zwei Dutzend Todesesser nicht mit einer Handvoll Teenager klar kommt, die außer „Stupefy“ und „Petrificus Totallus“ keine nennenswerten Zaubersprüche beherrschen, wird der Antagonist dieser Saga durchaus der Dämlichkeit preisgegeben. Rowling verwechselt hier Quantität mit Qualität und liefert mit Order of the Phoenix (abgesehen der gelungen totalitären Umbridge-Momente) das schwächste Buch der Reihe ab.
Harry Potter ist noch gebeutelt von den Geschehnissen des Trimagischen Turniers, insbesondere vom Tod Cedric Diggorys. Da wird er in seinen Sommerferien von zwei Dementoren heimgesucht und sieht sich genötigt Magie einzusetzen. Dies führt wiederum zu seinem Rauswurf aus Hogwarts und spielt dem Ministerium für Magie in die Karten. Selbstverständlich ist dies nicht so einfach und nachdem Harry vom Orden des Phönix, einer Untergrundorganisation gegen Lord Voldemort, nach London überführt wird, gelingt es Dumbledore die Vorwürfe gegen Harry zu entkräften. Doch die Stimmung im Lande ist kühl, sowohl von Seiten des Ministeriums als auch von Dumbledore gegenüber Harry. Dass dieser von allen wie ein Kind behandelt wird, findet der 15j-Jährige überhaupt nicht gut und liefert sich kaum vereint wilde Streitereien mit seinen beiden Freunden Ron und Hermione. Harry ist wie jedes andere Kind in der Pubertät und denkt er weiß alles besser, besonders was gut für ihn ist. Unterstützung erfährt er allein in seinem Patenonkel Sirius, welcher jedoch in Harry mehr seinen ehemaligen Freund und Harrys Vater James sieht, als diesen selbst. Als Harry und seine Freunde nach Hogwarts zurückkehren, werden sie Zeugen einer neuen Form der Bürokratisierung.
Dolores Umbridge ist nicht nur die rechte Hand des Ministers für Magie, sondern auch neue Lehrerin gegen die dunklen Mächte. Da sie mit der Regierung zu denjenigen gehört, welche die Rückkehr Voldemorts bestreiten, liegt ihr nichts ferner, als den Jugendlichen die Selbstverteidigung zuzusprechen. Die Freunde um Harry formen eine rebellische Organisation und lassen sich von ihm in seinen Erfahrungen unterweisen. Gleichzeitig tritt die Verbindung zwischen Harry und Voldemort in eine neue Phase, als sich die beiden in Harrys Träumen immer wieder begegnen und intime Gefühle austauschen. Dumbledore schickt Harry deshalb in die Obhut von Professor Snape, damit er den Feind lernt aus seinem Kopf fernzuhalten. Die Gedankenkämpfe mit Snape führen schließlich dazu, dass Harry ein dunkles Geheimnis seines Vaters kennen lernt. Als er nicht auf die Menschen in seiner Umgebung hören will und versucht seinen Geist gegenüber Voldemort zu verschließen, manövriert er sich immer tiefer in ein Schlamassel rund um das Geheimnis seines zukünftigen Schicksals während die Ereignisse in Hogwarts unter der Herrschaft von Umbridge diktatorische Ausmaße annehmen.
Der fünfte Band der Reihe ist durchzogen von dem Problem von Harrys Pubertät. Immer wieder erzürnt er sich und schreit seine besten Freunde oder Dumbledore an, auf andere hören will er dabei schon gar nicht. Schließlich handelt es sich um sein Leben und sein Schicksal, Harry fühlt sich erwachsen dieses nunmehr selber in die Hand zu nehmen. Die Wichtigkeit seinen Geist abzuschirmen erkennt er nicht und wird am Ende des Bandes Konsequenzen nicht nur für ihn haben. Fraglos das zäheste und anstrengenste Werk ist dieser fünfte Band, der wie kein anderer für eine bestimmte Entwicklungsstufe in dem Leben des jungen Zauberers darstellt. Neben seiner Pubertät und ersten Liebe geht es vor allem um die Zusammenarbeit verschiedener Einrichtungen, insbesondere der Häuser von Hogwarts. Dies geschieht in der Verknüpfung zu Dumbledore’s Armee, in der nicht nur Harrys Freunde, sondern auch Mitschüler und Mitschülerinnen verbunden sind. Außerdem geht es darum, einem totalitären Regime nicht bedingungslos zu folgen, sondern auch wenn es Konsequenzen nach sich zieht in den richtigen Momenten Ungehorsam zu zeigen.
Letztlich ist Order of the Phoenix von allen Bänden am Unerträglichsten geraten. Was Rowling versäumt hat zu bemerken, ist die Tatsache, dass man als Leser nur dann bereit ist einer Figur 800 Seiten lang zu folgen, wenn diese dem Leser auch (zumindest ansatzweise) sympathisch ist. Dies misslingt jedoch im fünften Band grandios mit der Charakterzeichung von Harry. Ein besserwisserisches Balg ist er hier, der unentwegt schreit, nie etwas einsehen will und sich dümmer verhält, als man es sich vorzustellen vermag. Ein grauenhafter Held, dem man nur widerwillig auf die nächste Seite folgt. Bezeichnend, dass er am Ende dann Dumbledore die Schuld gibt, für alle Fehler, die er selbst zu verantworten hat. Dass das Finale dabei - wie meistens bei Rowling - eher unlogisch und schwach daherkommt, ist nur die Spitze des Eisberges. Wenn gut zwei Dutzend Todesesser nicht mit einer Handvoll Teenager klar kommt, die außer „Stupefy“ und „Petrificus Totallus“ keine nennenswerten Zaubersprüche beherrschen, wird der Antagonist dieser Saga durchaus der Dämlichkeit preisgegeben. Rowling verwechselt hier Quantität mit Qualität und liefert mit Order of the Phoenix (abgesehen der gelungen totalitären Umbridge-Momente) das schwächste Buch der Reihe ab.
Harry Potter and the Order of the Phoenix (2007)
Things at Hogwarts are far worse than I feared.
Vorab muss erstmal Buße getan werden, wurde David Yates’ Adaption des umfangreichsten Romans der Rowling hier dereinst zu Unrecht niedergeschrieben. Eine neuerliche Sichtung, sowohl des Buches als auch des Filmes, bringt die Waagschale nunmehr aus dem Gleichgewicht. Infolgedessen weichen die meisten Kommentare vom Inhalt dieser Rezension etwas ab. Wie mehrfach angesprochen handelt es sich bei Order of the Phoenix um den umfangreichsten Band des Potterverse. Ähnlich wie schon in Goblet of Fire widmet sich Rowling ausführlich den Sommergeschehnissen, die dieses Mal ebenfalls mehr als ein Fünftel des gesamten Buches ausmachen. Da der britische TV-Regisseur Yates die Laufzeit auf etwas mehr als zwei Stunden kürzte, ist der fünfte Film paradoxerweise der Kürzeste, basierend auf dem längsten Roman. Nach vier Filmen wanderte zudem die Aufgabe des Drehbuchs von Steve Kloves zu Michael Goldenberg. Und abgesehen von der Tatsache, dass auch er – weiterhin unverständlicherweise – die Patil-Zwillinge beide ins Gryffindor-Haus steckt, macht Goldenberg für sein erstes (und scheinbar auch einmaliges) Engagement im Potterverse alles richtig, was er richtig machen konnte.
Denn Goldenberg und Yates haben scheinbar erkannt, dass man einem Publikum keinen Helden präsentieren kann, der unentwegt nervt. Von daher befreien sie die Adaption von den meisten pubertären Quengeleien des Harry Potter (Daniel Radcliffe). Kein unentwegtes Geschreie, keine eingeschnappten walk-offs und keine dümmlichen Vorwürfe am Ende gegenüber Dumbledore (Michael Gambon). Auch von allen dummen Entscheidungen des Teenagers (und es gab viele davon im Roman, allen voran die Sirius-Kontaktierung Ende des 2. Aktes) ist der Film befreit. Damit zieht Order of the Phoenix auch einen anderen Vorteil nach sich: Radcliffe muss sich weit weniger blamieren, wie in den Vorgängern. Zum ersten Mal in der Filmreihe spielt der Engländer solide und dies sogar die meiste Zeit über. Es mag an seinem Alter liegen, an der inzwischen gesammelten Erfahrung oder an Yates’ Regie – wie dem auch sei, Radcliffe ist endlich mal kein Totalausfall und weiß sich gegenüber dem restlichen Ensemble zu behaupten. Ohnehin sind, bis auf zwei Ausnahmen, alle schauspielerischen Leistungen besser als noch im Vorgänger.
Leider hat Michael Gambon immer noch nicht den Charakter von Albus Dumbledore verstanden. Diese Ernsthaftigkeit des Iren wirkt nicht nur deplatziert sondern geht auch vollkommen an der Figur vorbei. Sieht man sich den Rauswurf von Trelawney (Emma Thompson) an, so zeigt Gambons Spiel nach seiner Abwendung neben Besorgnis sogar einen Hauch von Einschüchterung. Vom kindlichen Charme und natürlichen Witz des Zauberers findet sich nichts in Gambons Portraitierung und dies war bedauerlicherweise schon in den Vorgängern der Fall. Zumindest scheint die Seriosität der Figur in Harry Potter and the Half-Blood Prince nicht am Thema vorbei zu sein, sodass hier Gambons Chance besteht, der Figur gerecht zu werden. Und selbst wenn nicht, stellt dies ohnehin sein letztes (größeres) Engagement in der Filmreihe dar. Die andere Enttäuschung ist Helena Bonham Carter, die hinsichtlich ihrer Figur der Bellatrix Lestrange ziemliches overacting betreibt. Ohnehin ist Lestrange eine extrem bescheidene Figur, sodass eine Teilschuld bei Rowling selbst zu finden ist. Nichtsdestotrotz kann sich Bonham Carter (mal wieder) nicht unbedingt auszeichnen. Wäre sie nicht mit Tim Burton verheiratet – der sie in jedem seiner Filme, teils zentral, besetzt -, wäre sie wohl schon seit Jahren so gut wie beschäftigungslos. Dafür wissen jedoch in weiteren Nebenrollen diesmal Brendan Gleeson (Mad-Eye Moody) und David Thewlis (Remus Lupin) besser zu gefallen, während Gary Oldman endlich sein Talent abrufen darf.
Allerdings vernachlässigt Goldenberg etwas die Geschehnisse um Sirius Black (Gary Oldman). Die Tatsache, dass er das ganze Jahr über in Grimauld Place bleiben muss, nagt nicht wirklich an der Filmfigur, findet lediglich einmal kurz Erwähnung. Allerdings scheint Goldenberg auch hier wohl den etwas infantilen Zorn aus der Handlung herausnehmen zu wollen – was vertretbar ist. Dank Sommer- und Weihnachtsferien wird Sirius Raum gegeben, sich endlich einmal als Patenonkel aufzuspielen. Die Figur wird somit nicht öfters gezeigt, als nötig, und die Tatsache, dass sie ohnehin nicht viel zur Handlung beigetragen hat (außer von emotionalem Wert gewesen zu sein), erklärt auch ihren Tod am Ende der Geschichte. Und wenn man bei der Schauspielleistung ist, sollte man erwähnen, dass sich auch Rupert Grint (Ron) und Emma Watson (Hermione) wieder gefangen haben. Zudem gab es mit Evanna Lynch als Luna Loovegood und Imelda Staunton als Dolores Umbridge zwei hervorragende Ergänzungen. Speziell die Integrierung von Luna in ihren drei heraus stechenden Szenen (neben dem Finale) ist sehr gut gelungen. Aber gerade Staunton zeigt – im Vergleich zu Gambon – wie essentiell die richtige Interpretation der eigenen Figur ist. Ihr Räuspern und Kichern, auch wenn beides im fertigen Film nicht sonderlich oft vorkommt – sind auf den Punkt genau getroffen. Eine treffendere Besetzung der sadistischen Bürokratin hätte man nicht finden können.
Dass die Handlung getrimmt wurde, kam bereits zur Sprache. Letztlich wurde genau das Richtige in genau dem richtigen Maß gestrichen – mit einigen kleinen Ausnahmen. Von Harrys Wutausbrüchen bis hin zu seinen idiotischen Handlungen war bereits die Rede. Erneut schafft es – sicherlich zu Recht – Quidditch nicht in den Film, wie auch die Nebenhandlung um Dobby und Winky ausradiert wurde. Von Umbridge selbst sieht man soviel, wie man zu sehen hat, um ein Bild von der Situation zu gewinnen. Selbiges gilt für die Sequenzen von Dumbledores Armee und den Occlumency-Stunden zwischen Snape und Harry. Punkte, die man ebenfalls hätte streichen können, wäre einerseits sicherlich Trelawneys Rauswurf (auch wenn dieser für die erweiterte macht von Umbridge steht) und insbesondere die Szenen mit Hagrids (Robbie Coltrane) Bruder Grawp. Denn die Flucht vor Umbridge hätten auch die Zentauren alleine tragen können, ohne dass ein Handlungsloch entstanden wäre. Ob es der Integration des Schulabbruchs der Weasley-Zwillinge gebraucht hätte, bleibt offen, da die Destabilisierung von Umbridges Regime für die Erzählung des Filmes nicht allzu bedeutsam ist. Einige offene Fragen bleiben – für den Nichtkenner der Vorlage – dennoch nach Sichtung des Filmes.
Denn Goldenberg und Yates haben scheinbar erkannt, dass man einem Publikum keinen Helden präsentieren kann, der unentwegt nervt. Von daher befreien sie die Adaption von den meisten pubertären Quengeleien des Harry Potter (Daniel Radcliffe). Kein unentwegtes Geschreie, keine eingeschnappten walk-offs und keine dümmlichen Vorwürfe am Ende gegenüber Dumbledore (Michael Gambon). Auch von allen dummen Entscheidungen des Teenagers (und es gab viele davon im Roman, allen voran die Sirius-Kontaktierung Ende des 2. Aktes) ist der Film befreit. Damit zieht Order of the Phoenix auch einen anderen Vorteil nach sich: Radcliffe muss sich weit weniger blamieren, wie in den Vorgängern. Zum ersten Mal in der Filmreihe spielt der Engländer solide und dies sogar die meiste Zeit über. Es mag an seinem Alter liegen, an der inzwischen gesammelten Erfahrung oder an Yates’ Regie – wie dem auch sei, Radcliffe ist endlich mal kein Totalausfall und weiß sich gegenüber dem restlichen Ensemble zu behaupten. Ohnehin sind, bis auf zwei Ausnahmen, alle schauspielerischen Leistungen besser als noch im Vorgänger.
Leider hat Michael Gambon immer noch nicht den Charakter von Albus Dumbledore verstanden. Diese Ernsthaftigkeit des Iren wirkt nicht nur deplatziert sondern geht auch vollkommen an der Figur vorbei. Sieht man sich den Rauswurf von Trelawney (Emma Thompson) an, so zeigt Gambons Spiel nach seiner Abwendung neben Besorgnis sogar einen Hauch von Einschüchterung. Vom kindlichen Charme und natürlichen Witz des Zauberers findet sich nichts in Gambons Portraitierung und dies war bedauerlicherweise schon in den Vorgängern der Fall. Zumindest scheint die Seriosität der Figur in Harry Potter and the Half-Blood Prince nicht am Thema vorbei zu sein, sodass hier Gambons Chance besteht, der Figur gerecht zu werden. Und selbst wenn nicht, stellt dies ohnehin sein letztes (größeres) Engagement in der Filmreihe dar. Die andere Enttäuschung ist Helena Bonham Carter, die hinsichtlich ihrer Figur der Bellatrix Lestrange ziemliches overacting betreibt. Ohnehin ist Lestrange eine extrem bescheidene Figur, sodass eine Teilschuld bei Rowling selbst zu finden ist. Nichtsdestotrotz kann sich Bonham Carter (mal wieder) nicht unbedingt auszeichnen. Wäre sie nicht mit Tim Burton verheiratet – der sie in jedem seiner Filme, teils zentral, besetzt -, wäre sie wohl schon seit Jahren so gut wie beschäftigungslos. Dafür wissen jedoch in weiteren Nebenrollen diesmal Brendan Gleeson (Mad-Eye Moody) und David Thewlis (Remus Lupin) besser zu gefallen, während Gary Oldman endlich sein Talent abrufen darf.
Allerdings vernachlässigt Goldenberg etwas die Geschehnisse um Sirius Black (Gary Oldman). Die Tatsache, dass er das ganze Jahr über in Grimauld Place bleiben muss, nagt nicht wirklich an der Filmfigur, findet lediglich einmal kurz Erwähnung. Allerdings scheint Goldenberg auch hier wohl den etwas infantilen Zorn aus der Handlung herausnehmen zu wollen – was vertretbar ist. Dank Sommer- und Weihnachtsferien wird Sirius Raum gegeben, sich endlich einmal als Patenonkel aufzuspielen. Die Figur wird somit nicht öfters gezeigt, als nötig, und die Tatsache, dass sie ohnehin nicht viel zur Handlung beigetragen hat (außer von emotionalem Wert gewesen zu sein), erklärt auch ihren Tod am Ende der Geschichte. Und wenn man bei der Schauspielleistung ist, sollte man erwähnen, dass sich auch Rupert Grint (Ron) und Emma Watson (Hermione) wieder gefangen haben. Zudem gab es mit Evanna Lynch als Luna Loovegood und Imelda Staunton als Dolores Umbridge zwei hervorragende Ergänzungen. Speziell die Integrierung von Luna in ihren drei heraus stechenden Szenen (neben dem Finale) ist sehr gut gelungen. Aber gerade Staunton zeigt – im Vergleich zu Gambon – wie essentiell die richtige Interpretation der eigenen Figur ist. Ihr Räuspern und Kichern, auch wenn beides im fertigen Film nicht sonderlich oft vorkommt – sind auf den Punkt genau getroffen. Eine treffendere Besetzung der sadistischen Bürokratin hätte man nicht finden können.
Dass die Handlung getrimmt wurde, kam bereits zur Sprache. Letztlich wurde genau das Richtige in genau dem richtigen Maß gestrichen – mit einigen kleinen Ausnahmen. Von Harrys Wutausbrüchen bis hin zu seinen idiotischen Handlungen war bereits die Rede. Erneut schafft es – sicherlich zu Recht – Quidditch nicht in den Film, wie auch die Nebenhandlung um Dobby und Winky ausradiert wurde. Von Umbridge selbst sieht man soviel, wie man zu sehen hat, um ein Bild von der Situation zu gewinnen. Selbiges gilt für die Sequenzen von Dumbledores Armee und den Occlumency-Stunden zwischen Snape und Harry. Punkte, die man ebenfalls hätte streichen können, wäre einerseits sicherlich Trelawneys Rauswurf (auch wenn dieser für die erweiterte macht von Umbridge steht) und insbesondere die Szenen mit Hagrids (Robbie Coltrane) Bruder Grawp. Denn die Flucht vor Umbridge hätten auch die Zentauren alleine tragen können, ohne dass ein Handlungsloch entstanden wäre. Ob es der Integration des Schulabbruchs der Weasley-Zwillinge gebraucht hätte, bleibt offen, da die Destabilisierung von Umbridges Regime für die Erzählung des Filmes nicht allzu bedeutsam ist. Einige offene Fragen bleiben – für den Nichtkenner der Vorlage – dennoch nach Sichtung des Filmes.
Da Newell es im Vorgänger vermissen ließ, den aufkommenden Konflikt zwischen Dumbledore und Cornelius Fudge zu thematisieren, wird in Order of Phoenix zu Beginn nicht wirklich klar, wieso Harry und Dumbledore plötzlich allein auf weiter Flur stehen. Und bedenkt man, dass Harry nie überprüft, ob Sirius wirklich nicht zu Hause ist, als er dessen Folter durch Voldemort (Ralph Fiennes) unterbinden will, wirkt sein plötzlicher Aufbruch etwas überraschend. Im Finale selbst wird dann – wohl aus Zeitgründen – nicht erklärt, warum die Todesesser um Lucius Malfoy (Jason Isaacs) nicht selbst einfach die Prophezeiung geschnappt haben, sondern Harry erst hinlocken mussten. Ansonsten wird im Film stets soviel aus dem Buch heraus erzählt (oder umgedichtet), dass die Handlung nachvollziehbar wirkt. Einige Aspekte vermisst man jedoch, zum Beispiel Vertiefungen auf Snapes (Alan Rickman) Vergangenheit, die in Deathly Hallows noch eine bedeutende Rolle spielen wird, und Kreacher. Dieser kommt im Film weitaus freundlicher daher und speziell seine bedeutsame Rolle im Finale der Ereignisse als deren Auslöser unterschlagen Goldenberg und Yates. Ebenso wie auch Sirius’ Bruder Regulus nicht zur Sprache kommt. Beide Figuren werden wohl im siebten und achten Film nochmals entsprechend gewürdigt werden, um Rickmans Figur ist jedoch besonders schade. Denn neben Harry ist Snape die Figur, die von entscheidender Bedeutung im Potterverse ist, sowohl im sechsten, als auch dann im achten Film.
Einige kleinere Details wurden im Film besser, andere schlechter gemacht. So wird Cho (Katie Leung) der Einfachheit halber zur (ungewollten) Verräterin von Dumbledores Armee und selbst als Harry die Wahrheit erfährt die Beziehung im Film nicht weiter thematisiert. Eventuell holt Yates dies in Half-Blood Prince, zumindest durch eine Erwähnung, nach. Dagegen kommt das Filmfinale weitaus ansehnlicher und vor allem intelligenter daher, als das literarische Pendant. Die Flucht der Jugendlichen vor den Todesessern ist weniger spektakulär und die Auseinandersetzung beschränkt sich auf ein Mindestmaß, sodass man schnell zu Sirius’ Tod überleiten kann. Auch der finale Kampf zwischen Dumbledore und Voldemort ist gefällig und selbst die abweichende Klimax von Voldemorts Angriff auf Harry ist akzeptabel (und vorausschauend hinsichtlich Deathly Hallows). Im Vergleich zu Drehbuch und Darsteller enttäuschen jedoch wieder die Spezialeffekte. Während man mit der Animation der Thestrals noch leben kann, ist Grawp ein vollkommener Griff ins Klo, was seine Erwähnung im Film noch unverständlicher macht. Allerdings hat man sich nach fünf Jahren damit abgefunden, dass die Filmreihe keine annehmbaren visuellen Effekte vorzuweisen hat. Ansonsten lässt sich sagen, dass Order of the Phoenix abgesehen von einigen Ausnahmen wohl die gelungenste direkte Adaption ist – auch hinsichtlich des Umfangs der Vorlage. Jedoch wäre hier noch etwas mehr Potential vorhanden gewesen und leider kommt der Film auch etwas ernsthafter bzw. realer daher, als noch Cuaróns verträumtes fantasievolles Abenteuer. Neben dem Beitrag des Mexikaners hat Yates jedoch die bisher beste Adaption abgeliefert.
7.5/10
Einige kleinere Details wurden im Film besser, andere schlechter gemacht. So wird Cho (Katie Leung) der Einfachheit halber zur (ungewollten) Verräterin von Dumbledores Armee und selbst als Harry die Wahrheit erfährt die Beziehung im Film nicht weiter thematisiert. Eventuell holt Yates dies in Half-Blood Prince, zumindest durch eine Erwähnung, nach. Dagegen kommt das Filmfinale weitaus ansehnlicher und vor allem intelligenter daher, als das literarische Pendant. Die Flucht der Jugendlichen vor den Todesessern ist weniger spektakulär und die Auseinandersetzung beschränkt sich auf ein Mindestmaß, sodass man schnell zu Sirius’ Tod überleiten kann. Auch der finale Kampf zwischen Dumbledore und Voldemort ist gefällig und selbst die abweichende Klimax von Voldemorts Angriff auf Harry ist akzeptabel (und vorausschauend hinsichtlich Deathly Hallows). Im Vergleich zu Drehbuch und Darsteller enttäuschen jedoch wieder die Spezialeffekte. Während man mit der Animation der Thestrals noch leben kann, ist Grawp ein vollkommener Griff ins Klo, was seine Erwähnung im Film noch unverständlicher macht. Allerdings hat man sich nach fünf Jahren damit abgefunden, dass die Filmreihe keine annehmbaren visuellen Effekte vorzuweisen hat. Ansonsten lässt sich sagen, dass Order of the Phoenix abgesehen von einigen Ausnahmen wohl die gelungenste direkte Adaption ist – auch hinsichtlich des Umfangs der Vorlage. Jedoch wäre hier noch etwas mehr Potential vorhanden gewesen und leider kommt der Film auch etwas ernsthafter bzw. realer daher, als noch Cuaróns verträumtes fantasievolles Abenteuer. Neben dem Beitrag des Mexikaners hat Yates jedoch die bisher beste Adaption abgeliefert.
7.5/10
Seit Teil 3 fand ich die Harry Potter storytechnisch schwach. Sie wurden zwar düster, aber für diejenigen, die die Bücher nicht gelesen habe, war das zum Teil echt lückenhaft. Schade scheint sich das bei Teil 5 nicht geändert zu haben. Der Trailer verspricht aber ein Effektgewitter erster Güte, weshalb ich mich auf die Sichtung in HD trotzdem freue.
AntwortenLöschenIch habe ihn mir vergangene Woche noch einmal auf DVD angsehen und kann deine Kritikpunkte nachvollziehen. Allerdings glaube ich nicht, dass zwanzig Minuten mehr Zeit unbedingt dazu geführt hätten, dass einzelne bereits vorkommende Nebenhandlungen ausführlicher zur Sprache gekommen wären, sondern man hätte dann wahrscheinlich versucht, Teile des Buches zu integrieren, die komplett weggelassen worden sind (z. B. St. Mungo Hospital o.ä.).
AntwortenLöschenBislang waren alle Filme (selbst der großartige dritte) ein einziges Gehetze durch die Romane. Und bei Band 5, den ich für den eindeutig schwächsten halte, bin ich den Filmemachern fast dankbar :-) Klar hätte ich gerne mehr von Snape gesehen (dass die Occlumency lessons verschenkt worden, stimmt vollkommen!) aber dass uns ein extrem nerviger Pubertierender erspart geblieben ist, rechne ich den Machern hoch an :-)
Ich muss dir in großen Teilen zustimmen, sehe das aber auch ähnlich, wie jochen.
AntwortenLöschenDas Buch hatte viel Leerlauf und bot insofern wirklich Kürzungspotential, welches aber oft schlecht genutzt wurde.
Den Film fand ich dennoch gelungen und nicht wirklich schlechter als z.B. den vierten.
Also ich kann dir voll zustimmen.
AntwortenLöschenDenn auch wenn ich die Buchvorlage nicht kenne, so merkte man überdeutlich, dass hier vieles weggelassen wurde.
Und auch vom reinen Unterhaltungswert fällt Film 5 deutlich von den gelungenen Vorgängern ab.