There is Private Space.
Überall Blut. Eine Lache mit meterweitem Radius. Mitten drin liegen zahlreiche leblose Körper. Einige leben noch, bäumen sich auf. Ehe der kalte Hass der Männer auch ihnen den Tod bringt. Die Leichname schmeißt man auf einen Haufen. Für heute ist man fertig. Morgen geht es weiter. Was wie ein Szenario aus dem Holocaust anmutet, ist brandaktuell. Und Geschichte. Wahrscheinlich auch Zukunft. Leider. Jedes Jahr werden von September bis April in der japanischen Küstenstadt Taiji in Wakayama 2.300 Delfine und Kleinwale ermordet. So lange wie die Saison geht, könnte man fast schon sagen, dass die Säugetiere das ganze Jahr über in Taiji abgeschlachtet werden. Gut zwei Dutzend Fischer zeichnen sich hierfür verantwortlich, werden jedoch von der Stadtregierung, dem Polizeichef und letztlich auch der japanischen Regierung gedeckt, unterstützt und beschützt. Sinn und Zweck sind dabei so perfide, dass es einem den Magen umdreht.
Es ist das Pech der Großen Tümmler, dass sie an Taiji vorbeischwimmen. Hier werden sie in eine Lagune getrieben, wo Delfindresseure aus aller Welt sich die Prachtexemplare aussuchen, um sie in Delfinarien in Gefangenschaft zu halten und mit ihren Shows Millionen zu verdienen. Für jeden Delfin, der so an Delfinarien, wie man sie auch im amerikanischen Unterhaltungspark SeaWorld findet, verkauft wird, erhalten die Fischer 150.000 US-Dollar. Doch es sind nur wenige Delfine, die es in die Gefangenschaft schaffen. Die übrigen Tausende werden von den Fischern in eine Bucht getrieben und dort abgeschlachtet. Ihr Fisch landet in den örtlichen Supermärkten. Nur kaufen will es keiner. Weswegen man es auch gerne als Walfisch ausgibt oder es in der ansässigen Schule als Pflichtmenü auf den Tagesplan setzt. Dass das Delfinfleisch durch die globale Umweltverschmutzung fünf Mal mehr Quecksilber enthält, wie zulässig ist, stört die japanischen Behörden dabei relativ wenig.
Der ehemalige National Geographic Photograph Louie Psihoyos widmete sich mit The Cove dem Thema des Delfinschlachtens in Japan. Mitverantwortlich für die Verbrechen an den Säugern fühlt sich der amerikanische Tiertrainer Ric O’Barry. In den sechziger Jahren wurde er engagiert, um die Delfine für die beliebte Fernsehserie Flipper zu dressieren. Schon bald merkte O’Barry jedoch, dass die Tiere sehr viel intelligenter waren als er selbst gedacht hatte. Doch er kaufte sich lieber jedes Jahr einen Porsche, anstatt ihnen helfen, erzählt er im Verlaufe der Dokumentation. Umwelt- und Delfinaktivist wurde er schließlich,als in den Siebzigern einer seiner Delfine, Cathy, Selbstmord beging, indem sich das Tier weigerte zu atmen. O’Barry ist iseither n der Aktivistenszene nur allzu gut bekannt. In Taiji darf er sich fast nicht mehr blicken lassen. Umbringen würden sie ihn, erzählt O’Barry, wenn die Fischer die Chancen dazu hätten. Auch bei den Veranstaltungen der IWC (International Whaling Commission) ist der Amerikaner nicht mehr willkommen.
Zufällig war Psihoyos auf O’Barry und das Verbrechen von Taiji gestoßen. Was ihn nicht daran gehindert hat, sich für die Abschaffung dieses jährlichen Massakers einzusetzen. Das Problem ist: die meisten Menschen wissen nicht, was sich von September bis April in Taiji überhaupt abspielt. Nicht einmal die Japaner außerhalb von Taiji, abgesehen von den Regierungsbehörden. Photographieren ist nicht erlaubt, zur Bucht wird man auch nicht zugelassen und wer es versucht, wird vorläufig festgenommen. Bis zu vier Wochen kann einen die Polizei in Gewahrsam nehmen, ehe es zu einer Anklage kommen muss. Scheiß gefährlich ist es in Taiji, weiß auch O’Barry, der seinen Landsmann und Regisseur auf die Lage einstellt. Wie oft er schon verhaftet worden sei, wird O’Barry zu Beginn von diesem gefragt. „This year?“, entgegnet der ehemalige Tiertrainer lediglich. Um das Massaker in die Öffentlichkeit zu zerren, setzten es sich Psihoyos und sein Produzent und Geschäftspartner Jim Clark zum Ziel, die Ermordung der Delfine in Taiji zu filmen.
In bester Ocean’s-Eleven-Manier versammelt der Photograph ein Team von Experten. Einen ehemaligen Mitarbeiter, der für ILM gearbeitet hat und Steinattrappen für versteckte Kameras bauen soll. Einen Musikkonzertmanager, der für den logistischen Transport des riesigen Equipment verantwortlich ist. Und ein Taucherpärchen, das bei der Anbringung helfen soll. Mit militärischen Wärmekameras machen sie sich nachts auf, um alles zu platzieren. Immer unter der Gefahr, von den örtlichen Behörden entdeckt und verhaftet zu werden. Die wiederum versuchen ihren westlichen Gegnern das Leben so schwer wie möglich zu machen. Immer wieder wird O’Barry von Beamten im Hotel befragt, was er in Taiji will und ob er mit Psihoyos und Clarks Organisation OPS (Oceanic Preservation Society) unter einer Decke steckt. An der Lagune selbst wartet jeden Tag Private Space. Ein Japaner, der mit eigener Kamera die westlichen Kameraleute filmt, ihnen die Sicht verdeckt und versucht sie derart zu provozieren, dass sie ihm respektive der Stadt Anlass geben, die Besucher ausweisen zu können. Seinen Namen erhielt er durch die einzigen beiden Wörter, die er auf Englisch beherrscht.
Während in Taiji jedes Jahr 2.300 Delfine und Kleinwale umgebracht werden, kommen auf ganz Japan hochgerechnet jährlich zehn Mal so viele Große Tümmler ums Leben. Wo die Beweise seien, dass es sich bei Walen – und zu diesen zählen auch die Delfine – um intelligente Tiere handelt, will der japanische Delegationsverantwortliche wissen? Zwar schränkte die IWC den Walfang ein, ließ jedoch das Schlupfloch offen, im Zuge der Wissenschaft die Säuger zu töten. Höhnisch kosten die Japaner dies aus, wenn sie während dem öffentlichen Abschlachten von Walen Schilder empor halten, die das Morden damit erklären, dass sie die Leber untersuchen wollen oder andere Ausreden finden. Um die Einschränkung der IWC zu kippen, kauft sich die japanische Regierung zudem die Stimmen von unbedeutenden kleinen Inselstaaten wie St. Kitts, die in ihrem Sinne abstimmen sollen. All das Lamentieren der brasilianischen oder mongolischen (!) Delegierten hilft nichts. Auch die IWC ist, wie die meisten anderen Institutionen – allen voran die UN und NATO –, letztlich nichts als heiße Luft und ein humanitärer Versuch auf dem Papier, der sich in der Realität jedoch niemals effektiv durchsetzen kann.
Die Ironie des ganzen ist letztlich der Quecksilberanteil des Delfinfleisches, welches ohnehin kaum jemand essen will. Giftig ist es, doch das ist der japanischen Regierung egal. Erst durch den Einsatz zweier Stadträte von Taiji, die Angst um die Gesundheit ihrer Kinder haben, wird es wieder vom Schulplan entfernt. Als O’Barry den Fischern anbietet, dass man ihnen das Geld gibt, welches sie durch den Delfinfang verdienen, damit sie diesen aufgeben, lehnen diese dies ab. Es ginge nicht um Geld, sondern um die Bewahrung ihrer Kultur. So falsch ist dies nicht, geht es zwar nicht um die japanische Kultur, sondern den Nationalstolz. Japan, die zweitstärkste Industrienation, will sich nicht vom Westen vorschreiben lassen, was es zu tun und zu lassen habe. Würde man den Fischern Geld anbieten, um die Delfine zu jagen, würden sie dies vielleicht eher aufgeben, nur um ihrem eigenen Kopf zu folgen. In seinem Uniformitätsstreben ist Japan – aber nicht als einziges asiatisches Land – durchaus ein seltsames Land. Dass sich das Land der aufgehenden Sonne mit seinem Verhalten wenig Freunde macht, ist ihm dabei relativ egal. Und die Norweger, ebenfalls eine Walfangnation, werden sich freuen, dass die Aufmerksamkeit erstmal gen Osten verlagert wird.
Zum menschlichen Gesicht des Filmes wird schließlich Ric O’Barry, der die meiste Zeit mit Tränen in den Augen von den Gräueltaten an den Delfinen und auch an den Menschen, die sich für diese einsetzen, berichtet. Er sieht in der Popularität von Flipper eine Ursache für die Begeisterung an den intelligenten Säugetieren und die daraus entsprießenden Delfinarien. Hätte er sich früher für sie eingesetzt, sie früher befreit, hätten sich vielleicht die heutigen Ausmaße einschränken lassen. Im Gegensatz zu Man on Wire wird O’Barry jedoch nicht zum Sinnbild der illegalen Nacht-und-Nebel-Aktion, sondern hält sich als Experte eher im Hintergrund. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Delfin-Massaker, auf der Szenerie. Die Akteure, wie O’Barry oder auch ganz kurz Hayden Panettiere, halten sich im Hintergrund auf. Selbst wenn das Team wie Ocean’s Eleven zusammengestellt wurde, beanspruchen weder die Mitglieder noch ihre wagemutige Aktion das Gros der Aufmerksamkeit.
Dass The Cove hierbei nicht frei von Fehlern ist, tut im Grunde nichts zur Sache. Delfine sind nicht nur die süßen Meeressäuger, die Menschen mitunter das Leben retten. Sie haben auch ein zweites Gesicht. Doch wer hat das nicht? Ein Einwand der Japaner, sie hätten ihre Delfine zum Schlachten und Essen, die Westler ihre Kühe, ist so falsch nicht. Kühe wie Delfine sind Säugetiere, die Grenze des Schlachtens sollte man nicht nur an der Intelligenz ausmachen. Auch die Inszenierung mit der gelegentlichen Verwendung der Wärmebildkamera wirkt eher hässlich als dass es zum Spannungsaufbau dient. Nichstdestotrotz funktioniert Psihoyos’ Film exzellent. Wie er die Wal- und Delfinaffinität bzw. deren Heuchelei in Taiji einfängt, die Farce, die sich IWC nennt, und allen voran das herzlose und Holocaustartige Abschlachten – welches so wohl auch auf einem Schlachthof, einer Viehfarm oder anderswo beobachtbar wäre – machen The Cove zu einem schockierenden, abstoßenden, mitreißenden, bewegenden und aufrüttelnden Film, der vielleicht keine große Auswirkungen hat (das Massaker wurde 2009 um eine Woche nach hinten verschoben, die australische Schwesterstadt setzte die Partnerschaft im September außer Kraft, nahm sie im Oktober jedoch wieder auf), aber deswegen nicht minder wichtig und bedeutsam ist.
9/10
Überall Blut. Eine Lache mit meterweitem Radius. Mitten drin liegen zahlreiche leblose Körper. Einige leben noch, bäumen sich auf. Ehe der kalte Hass der Männer auch ihnen den Tod bringt. Die Leichname schmeißt man auf einen Haufen. Für heute ist man fertig. Morgen geht es weiter. Was wie ein Szenario aus dem Holocaust anmutet, ist brandaktuell. Und Geschichte. Wahrscheinlich auch Zukunft. Leider. Jedes Jahr werden von September bis April in der japanischen Küstenstadt Taiji in Wakayama 2.300 Delfine und Kleinwale ermordet. So lange wie die Saison geht, könnte man fast schon sagen, dass die Säugetiere das ganze Jahr über in Taiji abgeschlachtet werden. Gut zwei Dutzend Fischer zeichnen sich hierfür verantwortlich, werden jedoch von der Stadtregierung, dem Polizeichef und letztlich auch der japanischen Regierung gedeckt, unterstützt und beschützt. Sinn und Zweck sind dabei so perfide, dass es einem den Magen umdreht.
Es ist das Pech der Großen Tümmler, dass sie an Taiji vorbeischwimmen. Hier werden sie in eine Lagune getrieben, wo Delfindresseure aus aller Welt sich die Prachtexemplare aussuchen, um sie in Delfinarien in Gefangenschaft zu halten und mit ihren Shows Millionen zu verdienen. Für jeden Delfin, der so an Delfinarien, wie man sie auch im amerikanischen Unterhaltungspark SeaWorld findet, verkauft wird, erhalten die Fischer 150.000 US-Dollar. Doch es sind nur wenige Delfine, die es in die Gefangenschaft schaffen. Die übrigen Tausende werden von den Fischern in eine Bucht getrieben und dort abgeschlachtet. Ihr Fisch landet in den örtlichen Supermärkten. Nur kaufen will es keiner. Weswegen man es auch gerne als Walfisch ausgibt oder es in der ansässigen Schule als Pflichtmenü auf den Tagesplan setzt. Dass das Delfinfleisch durch die globale Umweltverschmutzung fünf Mal mehr Quecksilber enthält, wie zulässig ist, stört die japanischen Behörden dabei relativ wenig.
Der ehemalige National Geographic Photograph Louie Psihoyos widmete sich mit The Cove dem Thema des Delfinschlachtens in Japan. Mitverantwortlich für die Verbrechen an den Säugern fühlt sich der amerikanische Tiertrainer Ric O’Barry. In den sechziger Jahren wurde er engagiert, um die Delfine für die beliebte Fernsehserie Flipper zu dressieren. Schon bald merkte O’Barry jedoch, dass die Tiere sehr viel intelligenter waren als er selbst gedacht hatte. Doch er kaufte sich lieber jedes Jahr einen Porsche, anstatt ihnen helfen, erzählt er im Verlaufe der Dokumentation. Umwelt- und Delfinaktivist wurde er schließlich,als in den Siebzigern einer seiner Delfine, Cathy, Selbstmord beging, indem sich das Tier weigerte zu atmen. O’Barry ist iseither n der Aktivistenszene nur allzu gut bekannt. In Taiji darf er sich fast nicht mehr blicken lassen. Umbringen würden sie ihn, erzählt O’Barry, wenn die Fischer die Chancen dazu hätten. Auch bei den Veranstaltungen der IWC (International Whaling Commission) ist der Amerikaner nicht mehr willkommen.
Zufällig war Psihoyos auf O’Barry und das Verbrechen von Taiji gestoßen. Was ihn nicht daran gehindert hat, sich für die Abschaffung dieses jährlichen Massakers einzusetzen. Das Problem ist: die meisten Menschen wissen nicht, was sich von September bis April in Taiji überhaupt abspielt. Nicht einmal die Japaner außerhalb von Taiji, abgesehen von den Regierungsbehörden. Photographieren ist nicht erlaubt, zur Bucht wird man auch nicht zugelassen und wer es versucht, wird vorläufig festgenommen. Bis zu vier Wochen kann einen die Polizei in Gewahrsam nehmen, ehe es zu einer Anklage kommen muss. Scheiß gefährlich ist es in Taiji, weiß auch O’Barry, der seinen Landsmann und Regisseur auf die Lage einstellt. Wie oft er schon verhaftet worden sei, wird O’Barry zu Beginn von diesem gefragt. „This year?“, entgegnet der ehemalige Tiertrainer lediglich. Um das Massaker in die Öffentlichkeit zu zerren, setzten es sich Psihoyos und sein Produzent und Geschäftspartner Jim Clark zum Ziel, die Ermordung der Delfine in Taiji zu filmen.
In bester Ocean’s-Eleven-Manier versammelt der Photograph ein Team von Experten. Einen ehemaligen Mitarbeiter, der für ILM gearbeitet hat und Steinattrappen für versteckte Kameras bauen soll. Einen Musikkonzertmanager, der für den logistischen Transport des riesigen Equipment verantwortlich ist. Und ein Taucherpärchen, das bei der Anbringung helfen soll. Mit militärischen Wärmekameras machen sie sich nachts auf, um alles zu platzieren. Immer unter der Gefahr, von den örtlichen Behörden entdeckt und verhaftet zu werden. Die wiederum versuchen ihren westlichen Gegnern das Leben so schwer wie möglich zu machen. Immer wieder wird O’Barry von Beamten im Hotel befragt, was er in Taiji will und ob er mit Psihoyos und Clarks Organisation OPS (Oceanic Preservation Society) unter einer Decke steckt. An der Lagune selbst wartet jeden Tag Private Space. Ein Japaner, der mit eigener Kamera die westlichen Kameraleute filmt, ihnen die Sicht verdeckt und versucht sie derart zu provozieren, dass sie ihm respektive der Stadt Anlass geben, die Besucher ausweisen zu können. Seinen Namen erhielt er durch die einzigen beiden Wörter, die er auf Englisch beherrscht.
Während in Taiji jedes Jahr 2.300 Delfine und Kleinwale umgebracht werden, kommen auf ganz Japan hochgerechnet jährlich zehn Mal so viele Große Tümmler ums Leben. Wo die Beweise seien, dass es sich bei Walen – und zu diesen zählen auch die Delfine – um intelligente Tiere handelt, will der japanische Delegationsverantwortliche wissen? Zwar schränkte die IWC den Walfang ein, ließ jedoch das Schlupfloch offen, im Zuge der Wissenschaft die Säuger zu töten. Höhnisch kosten die Japaner dies aus, wenn sie während dem öffentlichen Abschlachten von Walen Schilder empor halten, die das Morden damit erklären, dass sie die Leber untersuchen wollen oder andere Ausreden finden. Um die Einschränkung der IWC zu kippen, kauft sich die japanische Regierung zudem die Stimmen von unbedeutenden kleinen Inselstaaten wie St. Kitts, die in ihrem Sinne abstimmen sollen. All das Lamentieren der brasilianischen oder mongolischen (!) Delegierten hilft nichts. Auch die IWC ist, wie die meisten anderen Institutionen – allen voran die UN und NATO –, letztlich nichts als heiße Luft und ein humanitärer Versuch auf dem Papier, der sich in der Realität jedoch niemals effektiv durchsetzen kann.
Die Ironie des ganzen ist letztlich der Quecksilberanteil des Delfinfleisches, welches ohnehin kaum jemand essen will. Giftig ist es, doch das ist der japanischen Regierung egal. Erst durch den Einsatz zweier Stadträte von Taiji, die Angst um die Gesundheit ihrer Kinder haben, wird es wieder vom Schulplan entfernt. Als O’Barry den Fischern anbietet, dass man ihnen das Geld gibt, welches sie durch den Delfinfang verdienen, damit sie diesen aufgeben, lehnen diese dies ab. Es ginge nicht um Geld, sondern um die Bewahrung ihrer Kultur. So falsch ist dies nicht, geht es zwar nicht um die japanische Kultur, sondern den Nationalstolz. Japan, die zweitstärkste Industrienation, will sich nicht vom Westen vorschreiben lassen, was es zu tun und zu lassen habe. Würde man den Fischern Geld anbieten, um die Delfine zu jagen, würden sie dies vielleicht eher aufgeben, nur um ihrem eigenen Kopf zu folgen. In seinem Uniformitätsstreben ist Japan – aber nicht als einziges asiatisches Land – durchaus ein seltsames Land. Dass sich das Land der aufgehenden Sonne mit seinem Verhalten wenig Freunde macht, ist ihm dabei relativ egal. Und die Norweger, ebenfalls eine Walfangnation, werden sich freuen, dass die Aufmerksamkeit erstmal gen Osten verlagert wird.
Zum menschlichen Gesicht des Filmes wird schließlich Ric O’Barry, der die meiste Zeit mit Tränen in den Augen von den Gräueltaten an den Delfinen und auch an den Menschen, die sich für diese einsetzen, berichtet. Er sieht in der Popularität von Flipper eine Ursache für die Begeisterung an den intelligenten Säugetieren und die daraus entsprießenden Delfinarien. Hätte er sich früher für sie eingesetzt, sie früher befreit, hätten sich vielleicht die heutigen Ausmaße einschränken lassen. Im Gegensatz zu Man on Wire wird O’Barry jedoch nicht zum Sinnbild der illegalen Nacht-und-Nebel-Aktion, sondern hält sich als Experte eher im Hintergrund. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Delfin-Massaker, auf der Szenerie. Die Akteure, wie O’Barry oder auch ganz kurz Hayden Panettiere, halten sich im Hintergrund auf. Selbst wenn das Team wie Ocean’s Eleven zusammengestellt wurde, beanspruchen weder die Mitglieder noch ihre wagemutige Aktion das Gros der Aufmerksamkeit.
Dass The Cove hierbei nicht frei von Fehlern ist, tut im Grunde nichts zur Sache. Delfine sind nicht nur die süßen Meeressäuger, die Menschen mitunter das Leben retten. Sie haben auch ein zweites Gesicht. Doch wer hat das nicht? Ein Einwand der Japaner, sie hätten ihre Delfine zum Schlachten und Essen, die Westler ihre Kühe, ist so falsch nicht. Kühe wie Delfine sind Säugetiere, die Grenze des Schlachtens sollte man nicht nur an der Intelligenz ausmachen. Auch die Inszenierung mit der gelegentlichen Verwendung der Wärmebildkamera wirkt eher hässlich als dass es zum Spannungsaufbau dient. Nichstdestotrotz funktioniert Psihoyos’ Film exzellent. Wie er die Wal- und Delfinaffinität bzw. deren Heuchelei in Taiji einfängt, die Farce, die sich IWC nennt, und allen voran das herzlose und Holocaustartige Abschlachten – welches so wohl auch auf einem Schlachthof, einer Viehfarm oder anderswo beobachtbar wäre – machen The Cove zu einem schockierenden, abstoßenden, mitreißenden, bewegenden und aufrüttelnden Film, der vielleicht keine große Auswirkungen hat (das Massaker wurde 2009 um eine Woche nach hinten verschoben, die australische Schwesterstadt setzte die Partnerschaft im September außer Kraft, nahm sie im Oktober jedoch wieder auf), aber deswegen nicht minder wichtig und bedeutsam ist.
9/10
Rein aus Neugier. Zeigt die Doku die Gräueltaten?
AntwortenLöschenBedingt, die Dokumentarfilmer sind ja nicht erwünscht und können daher nicht über die Schulter filmen. Insofern sieht man das Harpunieren und das aufsteigende Blut, hört zudem die "Todesschreie". Aber wer Tier-Snuff sehen will, ist hier falsch.
AntwortenLöschenDas Argument mit dem Wal- und Delfinfang die japanische Kultur zu erhalten, ist natürlich grober Unfug. Hier geht es ausschließlich um Geld. Wie immer. Zum anderen halte ich es doch noch - ohne jetzt eine Grundsatzdiskussion auslösen zu wollen - für einen großen Unterschied, ob Tiere in freier Wildbahn ausgerottet werden, um die eigenen Konten zu füllen (das grundsätzliche Problem der Überfischung, Kabeljau etc., zähle ich dazu), oder ob ausschließlich zum Verzehr gezüchtetes Hausvieh zum Schlachter geführt wird, um eine Bevölkerung zu ernähren. Aber in Sachen Ernährung und Gesundheit gibt es in Asien, wie sicherlich auch in anderen Teilen der Welt, nicht nur in Sachen Walfleisch große Mißverständnisse. Da helfen auf langer Sicht nur Sanktionen der Staatengemeinschaft. Ich glaube den Asiaten wäre ihre Kultur schnell schnurz egal, wenn die westlichen Industrienationen, die sich ja ständig über den Walfang echauffieren und ihn beklagen, auf Autos und Elektronik aus eben diesen Ländern Strafzölle etc. erheben würden. Aber so weit geht die Liebe zum Tier und zur Natur dann doch nicht.;)
AntwortenLöschenZum anderen halte ich es doch noch - ohne jetzt eine Grundsatzdiskussion auslösen zu wollen - für einen großen Unterschied, ob Tiere in freier Wildbahn ausgerottet werden, um die eigenen Konten zu füllen (...), oder ob ausschließlich zum Verzehr gezüchtetes Hausvieh zum Schlachter geführt wird, um eine Bevölkerung zu ernähren.
AntwortenLöschenDazu sag ich jetzt mal nichts.
150.000 $ für die Tiere, die an Delfinarien gehen, der Rest landet als Walfleisch deklariert auf den Tellern bzw. muß an Schulen zwangsverfüttert werden, da eigentlich niemand Delfinfleisch essen möchte. Den Unterschied zur normalen Haustierschlachtung erkennst du nicht? Ach ja, habe ich vergessen, mit dem Erkennen von Unterschieden hast du es ja nicht so.:D
AntwortenLöschenNee, so ein Genie wie du bin ich leider nicht, das stimmt.
AntwortenLöschenMiaauuuu...*g*
AntwortenLöschenHabe im Kino nur den Trailer gesehen und obwohl es ein Thema ist, dass so nicht totgeschwiegen werden sollte, habe ich einfach ein wenig Angst davor diesen Film zu schauen. Für mich war es schlimmer als jeder Hollywood Horrorfilm Trailer.
AntwortenLöschen