31. Mai 2010

Chuck - Season Three

Classic geek tragedy. Sound familiar?

Wie man es macht, ist es nicht recht. Generell können Serien schnell redundant werden und Folge um Folge, Staffel um Staffel derselben Prozedur folgen. Da muss ein Jack Bauer Los Angeles, New York oder gleich die ganzen USA retten und Dr. House seine Patienten mit der unwahrscheinlichsten und daher von allen Kollegen verpönten Methode heilen. Uninspiriertheit, schimpft sich das gerne. Macht es eine Serie wie Lost dann anders, indem sich jede Staffel - und oft auch Folge - um ein anderes Thema dreht und seine Protagonisten in eine andere Richtung stößt, ist das Gejammer jedoch kaum kleiner. So lässt sich natürlich Josh Schwartz’ kultige Agenten-Parodie Chuck schnell vorwerfen, dass sie in ihrer dritten Staffel den Rückzug zu Altbewährtem antritt. Anderseits beweist die Serie, dass sie auch im Rückzug noch einen Schritt vorwärts machen kann. Was vielleicht auch nur einer Serie wie Chuck gelingt, die jedes Frühjahr trotz ihres Kultfaktors um die Verlängerung kämpfen muss.

Nun also der Reboot. Das (neue) Intersect ist weiterhin in Chucks (Zachary Levy) Gehirn, was dazu führt, dass Team „Chuck“ auch weiterhin im Einsatz bleibt. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass Chuck nun größeren Nutzen aus dem Intersect bezieht, indem er Kampftechniken - The Matrix lässt grüßen - auf die Schnelle downloaden kann. Es ist ein Akt der Liebe, der Chuck nun ins Agentenprogramm der CIA drängt, kann sich Sarah (Yvonne Strahovski) doch nur vorstellen, mit ihm zusammen zu sein, wenn Chuck selbst auch Agent ist. Was nicht erleichtert wird, als mit dem neuen Team-Leader David Shaw (Brandon Routh) ein harter romantischer Konkurrent die Bühne betritt. Neben Shaw belebt auch „The Ring“, die Wachablösung zu „Fulcrum“, Chucks Universum. Was neben Shaw später auch Casey (Adam Balwin) betreffen wird. Wirklich leichter ist das Leben derweil im Buy More auch nicht, treiben hier nicht nur Jeff und Lester ihr Unwesen, sondern auch Morgan (Joshua Gomez) tritt - erwartungsgemäß - wieder auf den Plan.

Wie gesagt: Rückzug. Oder Rückbesinnung. Der Abschied von Morgan war ein Abschied auf Zeit. Und Chuck ohne einen Chuck mit Intersect verliert seine Prämisse (wobei das Finden einer neuen Prämisse interessant gewesen wäre). Zumindest jedoch zugleich ein Fortschritt, denn dass Chuck nun nicht mehr nur der Informationstragende Nerd ist, sondern selbst auch effektiv an den Missionen teilnehmen kann, verleiht der Show eine neue Würze. Zudem wird dem Geist der ersten Staffeln die Treue gehalten, wenn Morgan im Laufe der Staffel schließlich Chucks Nerdstelle im Team einnimmt, als er eingeweiht wird. Aber selbst wenn die Serie im Rückschritt nach vorne schaut, kann sie altbekannte Mängel nicht vollends abschütteln. Redundanzen schleichen sich ein, wenn es gilt, Chucks Tötungsphobie zu beheben, die gleichzeitig einhergeht mit Sarahs innerer Bestimmung, diesen Chuck dann nicht zu lieben. Dass Rouths - gut gespielte und interessante - Figur dann ebenfalls zum running threat verkommt, war auch nicht der smarteste Schritt.

Obschon die dritte Staffel dann dennoch einen besseren Eindruck hinterlässt, als die vergangen Beiden, kann sie sich letztlich qualitativ zumindest nicht von ihrem Vorgänger abgrenzen. Einer gesteigerten ersten Hälfte mit starker Tendenz folgt eine durchschnittliche zweite Hälfte, die sich in Doppelspielereien verliert. Die gelungenste Episode findet sich in Chuck vs. Operation Awesome, dicht gefolgt von Chuck vs. the Fake Name. Dass sich die schwächste Folge im Staffelauftakt findet, ist da hinsichtlich des restlichen Verlaufs schon angenehmer. Wurde bei den vorangegangenen beiden Sitcoms empfohlen, mehr (personifizierte) Abwechslung einzubringen, ist dies bei Chuck nicht nötig. Neben Routh, der aufgrund seiner Präsenz schon fast nicht mehr als Gaststar zu bezeichnen ist, stellten sich im dritten Jahr unter anderem auch Robert Patrick, Armand Assante, Christopher Lloyd (kaum wiederzuerkennen) und erneut Scott Bakula zur Verfügung. Etwas bedauerlich ist die rasche Verpulverung von Kristin Kreuk als neues love interest.

Dass über Schwartz’ Serie das Damokles-Schwert schwebte, lässt sich am Staffelfinale (Chuck vs. the Ring: Part II) erkennen. Dieses hätte auch gut als Serienfinale getaugt, ließ sich jedoch, wie geschehen, in seiner finalen Einstellung noch zur Integration eines neuen Handlungsstranges missbrauchen. Wie es die Branchenkonventionen so wollen, wirkt dieser sehr bei anderen Kollegen (z.B. Prison Break oder Jumper) entlehnt. Allerdings verspricht die vierte Staffel zumindest was die Gruppendynamik angeht, mit offenen Karten zu spielen, da sich neben Awesome und Morgan nun auch Ellie als Eingeweihte erachten darf. Nicht nur wegen der jährlichen Querelen um eine weitere Verlängerung dürfte Chuck jedoch kaum zur Serie verkommen, die auch in drei Jahren noch mit ihrer sechsten Staffel im Fernsehen laufen wird. Vieles deutet darauf hin, dass das vierte auch das letzte Jahr für Team Chuck sein könnte. Was für Schwartz und Co. Ansporn sein sollte, es 2011 noch mal ordentlich krachen zu lassen.

7.5/10

3 Kommentare:

  1. Ich fand die Staffel wieder einmal herrlich! Obwohl der Tenor generell in die andere Richtung geht, hatte ich mit ihr fast noch mehr Spaß, als mit den Vorgängerstaffeln, doch da geht es dir ja anscheinend nicht anders.

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  2. Also, das einzige, wo ich wirklich zustimmen kann ist die Formulierung, dass sich die dritte Staffel von ihren Vorgängern "qualitativ nicht abgrenzen" lässt. =)

    Aber vermutlich kommt das nicht ganz so überraschend, dass ich hier mal wieder einer Meinung mit moviescape bin - schließlich bin ich ja Chuck-Fanboy.
    Bin einmal mehr schwer begeistert von Staffel 3.

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  3. Von der Vita contemplativa zur Vita activa, so klingt die Richtung, die die Macher von Chuck eingeschlagen haben im Kampf um die vermaledeite Quote. Inspiration allein reicht nicht. Dabei ist die Grundidee originell: Einen Supermarkt als Brutstätte für einen Helden wider Willen hat man nicht alle Tage. Aber ob sich Chuck auch nach der 4. Staffel wird behaupten können, bleibt abzuwarten. Die Hoffnung jedoch stirbt bekanntlich zuletzt.

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