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Ein Jahr später begann mit einer Gastrolle in der australischen Erfolgsserie
Neighbours Crowes Statisten-Dasein. Im Alter von 25 Jahren übernahm er schließlich 1989 in
The Crossing seine erste Spielfilmrolle. Während der Dreharbeiten sollte er Danielle Spencer kennenlernen, die spätere Mutter seiner Kinder. Bereits im Jahr darauf zog Crowe mit seiner Rolle in
Proof mehr Aufmerksamkeit auf sich und schließlich gelang ihm 1992 in Australien der Durchbruch. Für seine Portraitierung des Skinheads Hando in Geoffrey Wrights
Romper Stomper gewann Crowe nicht nur den australischen Filmpreis als Bester Hauptdarsteller, sondern auch das Interesse von US-Star Sharon Stone. Diese wollte ihn für eine Nebenrolle in Sam Raimis
The Quick and the Dead gewinnen, doch kolliderten die Dreharbeiten mit Crowes Beteiligung am australischen Drama
The Sum of Us. Nachdem Stone jedoch den Dreh verschob, kam Crowe 1995 in Raimis Western neben Stone, Gene Hackman und Leonardo Di Caprio zu seinem US-Debüt. Noch im selben Jahr drehte der Neuseeländer dann in
Virtuosity an der Seite von Denzel Washington. Es sollte sein dritter Kinofilm sein, der ihm auch jenseits des Pazifiks den Durchbruch bescheren würde. Regisseur Curtis Hanson besetzte ihn als Bud White in seiner brillanten James-Ellroy-Adaption
L.A. Confidential und machte Crowe schlagartig einem neuem Publikum bekannt. Doch seine folgenden Projekte sollten Crowe erstmal stagnieren lassen. Weder die Drama-Komödie
Breaking Up an der Seite von Salma Hayek, noch der Disney-Sportfilm
Mystery, Alaska brachten ihn schauspielerisch weiter.
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Es war das Ende des Jahrtausends, welches für Crowe den Anfang seines Ruhmes darstellen sollte. Und dies, obschon er drei Rollen in finanziell lukrativen Trilogien ablehnte. Während ihn 1998 die Rolle des Morpheus in
The Matrix nicht interessierte, sagte er im darauffolgenden Jahr den Part von Wolverine in Bryan Singers
X-Men ab und ein Jahr später – wenn auch schweren Herzens – die Rolle des Aragorn in Peter Jacksons
Lord of the Rings. Nichtsdestotrotz trug er sich dank anderer Projekte in die Geschichtsannalen Hollywoods ein. Seine Darstellung des Jeffrey Wigand in Michael Manns Tabaklobby-Thriller
The Insider bescherte Crowe seine erste Academy-Award-Nominierung als Bester Hauptdarsteller. Kurz darauf würde Crowe sein zukünftiger filmischer Lebensabschnittspartner begegnen. Mit dem britischen Regisseur Ridley Scott drehte der Neuseeländer das Sandalen-Epos
Gladiator – die erste von fünf Zusammenarbeiten mit Scott. Seine Rolle des Maximus bescherte Crowe seinen ersten Oscar. Als er ein Jahr später für seine Portraitierung des Mathematikers und Nobelpreisträgers John Forbes Nash Jr. in
A Beautiful Mind – der Film, für den er das Engagement in
Lord of the Rings absagte – erneut nominiert wurde, reihte sich Crowe in eine schauspielerische Liga mit Jack Nicholson, Marlon Brando, Gary Cooper, Paul Muni und William Hurt ein. Sie alle wurden in drei aufeinanderfolgenden Jahren als Beste Hauptdarsteller nominiert und dabei zumindest einmal mit dem Oscar ausgezeichnet. Lediglich Spencer Tracy vermag das Sextett mit zwei Auszeichnungen zu übertrumpfen. Crowe, der durch seine Rolle in
Proof of Life und seine daraus resultierende Affäre mit Kollegin Meg Ryan deren Ehe mit Dennis Quaid zerstört hatte, sollte nunmehr auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt sein.
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Nach Arbeiten unter Michael Mann, Ridley Scott und Ron Howard würde Crowe als nächstes mit dem australischen Regisseur und seinem Landsmann (Crowe besitzt neben seiner neuseeländischen auch die australische Staatsbürgerschaft) Peter Weir zusammenarbeiten. In
Master and Commander: The Far Side of the World lernte Crowe extra Geige spielen und schlüpfte in die Rolle von Captain Jack Aubrey. In der
November-Ausgabe des TIME Magazines von 2003 feierte das renommierte Blatt Crowe als den „wandlungsfähigsten Superstar Hollywoods”. Der raubeinige Neuseeländer war in der A-Liga von Hollywoods Stars angekommen. Erhielt er für
Gladiator noch fünf Millionen Dollar Gage, wurde ihm nun das Vierfache überwiesen. Zuvor hatte er an seinem 39. Geburtstag schließlich Danielle Spencer geheiratet, die im selben Jahr auch ihren ersten gemeinsamen Sohn Charles zur Welt brachte. Der Schauspieler zog sich auf seine Farm in Australien zurück und bereitete sich für sein nächstes potentielles Meisterstück vor. Unter der erneuten Regie von Ron Howard übernahm Crowe die Darstellung des US-Boxers Jim Braddock in dem period piece
Cinderella Man. Zwar sieht der Schauspieler noch heute die Rolle Braddocks als seinen Favoriten an, doch das hochkarätig besetzte Drama (u.a. Paul Giamatti und Renée Zellweger) wurde kein zweites
A Beautiful Mind. Ohnehin sollte das Jahr 2005 nicht so verlaufen, wie es sich der Neuseeländer erhofft hatte. Denn neben dem ausbleibenden Filmerfolg wäre er fast noch im Gefängnis gelandet.
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Zuvor wurde dem Familienvater schon seit Jahren ein eher unbeherrschtes Temperament und ein Problem, sich unterzuordnen, attestiert. Nachdem er bereits 1999 in Australien mit jemandem aneinander geriet, schaffte es Crowe 2002 gleich zweimal in die Schlagzeilen. Zuerst lieferte er sich einen lautstarken Streit hinter den Kulissen der damaligen BAFTA-Verleihung. BBC-Produzent Malcolm Gerrie hatte Crowes Dankesrede nicht in ihrer Vollständigkeit gesendet und um ein Gedicht für den zuvor verstorbenen Richard Harris gekürzt. Im selben Jahr geriet Crowe in London zudem mit einem neuseeländischen Geschäftsmann aneinander. Grund genug für Matt Stone und Trey Parker Crowe in ihrer
South Park-Episode
The New Terrance and Phillip Movie Trailer ausgibig zu verarschen, indem sie ihn als sich durch die Welt prügelnden Seemann darstellten. Im Juni 2005 schließlich eskalierte Crowes Temperament, als er einem New Yorker Hotelangestellten ein Telefon an den Kopf warf, weil dieses scheinbar keine Verbindung zu Crowes Familie in Australien aufbauen konnte. Eine gerichtliche Anklage konnte vermieden werden, als Crowe dem Opfer ein sechsstelliges Schmerzensgeld bezahlte. Dabei war er zur selben Zeit durch seine generösen Spenden an zwei Grundschulen aufgefallen. Zuerst stellte er einer jüdischen Grundschule im kanadischen Montreal einen Scheck über $ 250.000 aus, damit diese ihre zuvor verbrannte Bibliothek renovieren konnte und auch eine Grundschule in Australien erhielt von dem Schauspieler einen Pool im Wert von $200.000. Seit dem Telefon-Vorfall zeigt sich Crowe allerdings einsichtig und offenbar geläutert. Letztlich waren die Schlagzeilen aber nur Zeichen seines eingesetzten (langsamen) Niedergangs.
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Die romantische Komödie
A Good Year und zugleich Wiedervereinigung mit Ridley Scott von 2006 wusste Publikum und Kritiker ebenso wenig zu überzeugen, wie ein Jahr später das Western-Remake
3:10 to Yuma an der Seite von Christian Bale. Crowe, der 2006 zumindest seinen zweiten Sohn Tennyson in seiner Familie begrüßen konnte, fokussierte sich in den kommenden beiden Jahren auf seine fortschreitende Zusammenarbeit mit Scott. In
American Gangster vereinte der Brite nach 12 Jahren erneut Crowe mit Denzel Washington, doch enttäuschte der Film genauso wie der darauf folgende Kriegs-Thriller
Body of Lies von 2008, der Crowe nach ähnlich langer Zeitspanne wieder neben Leonardo Di Caprio auftreten ließ. Was folgte war ein Herzensprojekt mit einer Nebenrolle in dem Independent-Film
Tenderness, der auf dem diesjährigem Fantasy Filmfest läuft und ein spontanes Engagement in Andrew Macdonalds
State of Play, in welchem der Neuseeländer Brad Pitt ersetzte, der kurz vor Drehbeginn vom Projekt abgesprungen war. Aktuell dreht Crowe erneut mit Ridley Scott und dies an einem Projekt, das ähnlich wie
State of Play vor Drehbeginn schon einiges durchmachen musste. Zuerst sollte Crowe in
Nottingham sowohl in die Rolle von Folklore-Held Robin Hood als auch seinem Gegenspieler, dem Sheriff von Nottingham, schlüpfen. Zu diesem Zeitpunkt sprang bereits Sienna Miller als Maid Marian ab, wurde jedoch höherwertig mit der Australierin Cate Blanchett ersetzt. Inzwischen wurde allerdings davon Abstand genommen, dass Crowe eine Doppelrolle spielt. Somit beschränkt sich der Neuseeländer nunmehr in
Robin Hood auf die Rolle des Helden in Strumpfhosen, während Gerüchten zufolge Matthew Macfadyen den Part von Nottingham übernimmt.
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Resümierend gesehen ist die Hochphase von Crowes Karriere scheinbar vorbei. Der Schauspieler, berühmt für seinen leeren Blick, dürfte Probleme haben, in nächster Zeit nochmals für einen Oscar nominiert zu werden. Dabei ist die Ironie, dass sich sein Talent während all der Jahre von
Romper Stomper bis
State of Play im Grunde nicht verändert und wenn man böse sein will, auch nicht verbessert hat. Der Sportaffine Neuseeländer (er mag von Rugby über Cricket bis hin zu Fußball und Eishockey eigentlich alles) und gescheiterte Musiker – keine seiner drei Bands, Roman Antix, 30 Odd Foot of Grunts, The Ordinary Fear of God, konnte Kritiker oder Publikum überzeugen – ist mit seinen 45 Lebensjahren nunmehr nicht mehr der Überflieger, als der er Anfang des Jahrzehnts gesehen werden konnte. Stattdessen ist er einer von vielen, der aber für die aktuell dominierenden Daniel Day-Lewis und Sean Penn, sowie auch Johnny Depp, keine wirkliche Konkurrenz darstellt. Der privat gute Freund von Jodie Foster und Nicole Kidman hat zwar durchaus Wandlungsfähigkeit gezeigt (vom Skinhead zum Gladiator, über den schizophrenen Mathematiker bis hin zum übergewichtigen Geheimagenten), konnte die einzelnen Rollen jedoch nicht wirklich durch schauspielerische Individualität betonen. Ähnlich wie
Christian Bale spielt er sich mit einem Mindestmaß an Mimiken durch das Geschehen, wobei seine deplatzierte Treue insbesondere zu Scott, aber auch zu Howard, seiner Karriere wohl wenig zuträglich war. Immerhin erscheint der zweifache Familienvater sehr viel geerdeter, als noch vor einigen Jahren, selbst wenn er mit seinen privaten Äußerungen, auch in Richtung Robert De Niro (von dem er ob dessen Filmauswahl des letzten Jahrzehnts ziemlich enttäuscht ist), weiterhin anzuecken weiß. Trotz allem wird Crowe - zumindest auf absehbare Zeit - wohl der erfolgreichste neuseeländische Schauspieler aller Zeiten bleiben.
Ich mochte Crowe nie wirklich. Und auch nicht unbedingt seine Filme. Liegt wohl an seiner unsympathischen Art, seiner stets runzelnden Stirn und seiner Rollenauswahl.
AntwortenLöschenach ich mag den, aber der Vergleich mit Bale ist ein wenig fies. Bale kann ja nun gar nix. Crowe zeigt ja in Insider dass er nicht nur Stiernacken spielen kann.
AntwortenLöschenDu magst einen Schauspieler?! Dass ich das noch erleben darf :-)
AntwortenLöschener ist ja auch keine Frau:-)
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