Im Ausland – und vermutlich auch in den USA – ist Adam Sandler ein Phänomen. Ein Kassenmagnet, und das mit eher bescheidenen Filmen. Zotig geht es bei Sandler oft zu, Pointen müssen die Witze dabei nicht zwingend haben. Product Placement ist willkommen und wird durch Furz-, Kotz- und Pisswitze ergänzt. Sandlers letzte zehn Film spielten insgesamt eine Milliarde Dollar Gewinn ein und dennoch gilt sein Jüngster, Blended (bei uns: Urlaubsreif), als Flop. Sogar als Beginn von Sandlers Kassenära-Ende. Was verwundert. Der Film lief in den USA zwar für Sandlers Verhältnisse wenig erfolgreich (startete dabei aber zur selben Zeit wie X-Men: Days of Future Past und Godzilla), spielte aber dennoch das Dreifache seiner Kosten ein.
Erzählt wird die Geschichte der jeweils allein erziehenden Jim (Adam Sandler) und Lauren (Drew Barrymore), die sich bei einem Blind Date treffen und bald wieder getrennte Wege gehen. Da Jims Chef und Laurens Kollegin, ein Paar, sich trennen, kaufen beide ohne es zu wissen günstig deren geplatzte Afrika-Reise. Dort müssen Jim und seine drei Töchter sowie Lauren und ihre zwei Söhne nun wider Willen dasselbe Zimmer und dieselben Aktivitäten teilen. Hierbei schafft es Lauren, die Mädchen über den Tod ihrer Mutter hinwegzutrösten und Jim es, die Jungs bei den richtigen Hörnern zu packen. Und obendrein merken beide Elternteile, dass sie vielleicht doch mehr gemein haben, als sie bei ihrer ersten Begegnung dachten.
Man muss nun kein Sandlerologe sein, um zu wissen wie Blended verläuft. Das Rom-Com-Gesetz behält Gültigkeit. Was Blended aber von anderen Sandler-Werken – der Film ähnelt dabei eher Just Go With It und Click statt Grown Ups oder Jack & Jill – unterscheidet beziehungsweise auszeichnet, ist neben dem moderaten Budget (es ist Sandlers günstigster Film seit 15 Jahren) vor allem die immer wieder eingestreuten emotionalen Momente. In die Karten spielt dem Film dabei die Darstellung von Jim als Witwer und die Rolle, in der er sich dadurch wiederfindet. Die älteste Teenager-Tochter Hilary (Bella Thorne) wird als Tomboy erzogen, “Larry” gerufen und zur Sportmaschine erzogen, wo sie doch gerade ihre Weiblichkeit entdeckt.
Die Zweitjüngste Tochter heißt schlicht Espn (Emma Fuhrmann) nach Jims Lieblingssender und dann ist da noch Lou (Alyvia Alyn Lind). Alle drei teilen sich denselben Jungenhaarschnitt, den sie Jims Friseur verdanken, der schon Opa und Uropa bediente. Während die aufgeweckte Lou nach einer Mutterfigur lechzt, kann sich Espn noch nicht von der alten lösen und behält diese als unsichtbaren Begleiter. Probleme, wie sie Lauren nicht kennt. Sie hadert mit ihrem für die Babysitterin schwärmenden Ältesten Brendan (Braxton Beckham) und ihren ADHS-Jüngling Tyler (Kyle Red Silverstein). Ihr Ex-Mann Mark (schmierig wie immer: Joel McHale) ist ihr keine große Hilfe und vernachlässigt den Nachwuchs, wo sich ihm eine Möglichkeit bietet.
Auf ihrer Afrikareise dürfen beide Elternteile, die sicher nicht von ungefähr das gegensätzliche Geschlecht gegenüber ihren Kindern haben, ihre Stärken beim Nachwuchs des anderen ausleben. Jim gibt väterliche Ratschläge, zu denen Mark nicht im Stande ist, und Lauren steht mütterlich zur Seite, was der eigentlichen Erzeugerin verwehrt blieb. Hierbei berühren insbesondere die Szenen zwischen den Frauen, was auch daran liegen mag, dass hier ein Todesfall kaschiert werden muss. Blended reibt einem diese emotionalen Momente nicht aufdringlich ins Gesicht, sondern streut sie immer mal wieder in die einzelnen Sequenzen ein, die prinzipiell auf Lacher gebürstet sind. Und dies mit weitaus mehr Pointen als sonst bei Sandler-Filmen üblich.
Ebenfalls unüblich ist, dass selbst comic relief-Nebenfiguren eine emotionale Katharsis durchlaufen dürfen. In der Tat geht der Film trotz seiner Karikierung erstaunlich aufrichtig mit einem von Kevin Nealon und Jessica Lowe gespielten Pärchen um (alter Mann und junger Feger), mit denen sich Jim, Lauren & Co. den Esstisch teilen müssen. Sonderliche Tiefe bleibt da zwar bei den Hotelangestellten wie Mfana (Abdoulaye N’Gom) und Nickens (Terry Crew) aus, dennoch sorgen diese mit Running Gags ebenfalls für liebenswerte Augenblicke (“They’re blending over there!”). Das Ganze, man muss es für einen Sandler-Film vermutlich nochmals betonen, ohne Pipi-Kaka-Witze, die man sonst von dem New Yorker Comedian gewöhnt ist.
Dem Film spielt dabei in die Karten, dass er gut besetzt ist. So überzeugen die Kinderdarsteller, vom vermeintlich hässlichen Schwan Bella Thorne bis zum “Heartbreaker” Alyvia Alyn Lind. Selbst Gastauftritte von Shaquille O’Neill fallen nicht aus der Rolle und die Chemie zwischen Barrymore und Sandler stimmt nach zwei Filmen (The Wedding Singer, 50 First Dates) ohnehin. Hier macht es sich bezahlt, dass Sandler für den Regieposten statt auf Dennis Dugan wieder auf Frank Coraci (The Wedding Singer, Click) gesetzt hat. Entsprechend stehen Emotionen vor Zoten – was dem Film fraglos zum Vorteil gereicht. Dass Blended, wie so viele Sandler-Werke, etwas zu lang gerät (ohne dabei Längen zu haben), ist verzeihenswert.
Insofern ist es bedauerlich, dass der Film aufgrund seiner Konkurrenz unter seinen Möglichkeiten lief – speziell in seiner Heimat (Blended spielte, für einen Sandler-Film ungewöhnlich, fast doppelt so viel im Ausland ein). Ein Flop ist der Film dank seines sparsamen Budgets aber keineswegs und von seiner Inszenierung her vielmehr sogar ein Schritt in die richtige Richtung. So anarchisch-vergnüglich Werke wie That’s My Boy auch sind. Unterm Strich bleibt eine unterschätzte Sommerkomödie, die zugleich die Lachmuskeln bewegt wie auf die Tränendrüse drückt. Und angesichts eines bislang erschreckend schwachen Kinojahres kann und muss sogar konstatiert werden, dass Blended zu den besten Filmen des Jahres zu zählen ist.
Erzählt wird die Geschichte der jeweils allein erziehenden Jim (Adam Sandler) und Lauren (Drew Barrymore), die sich bei einem Blind Date treffen und bald wieder getrennte Wege gehen. Da Jims Chef und Laurens Kollegin, ein Paar, sich trennen, kaufen beide ohne es zu wissen günstig deren geplatzte Afrika-Reise. Dort müssen Jim und seine drei Töchter sowie Lauren und ihre zwei Söhne nun wider Willen dasselbe Zimmer und dieselben Aktivitäten teilen. Hierbei schafft es Lauren, die Mädchen über den Tod ihrer Mutter hinwegzutrösten und Jim es, die Jungs bei den richtigen Hörnern zu packen. Und obendrein merken beide Elternteile, dass sie vielleicht doch mehr gemein haben, als sie bei ihrer ersten Begegnung dachten.
Man muss nun kein Sandlerologe sein, um zu wissen wie Blended verläuft. Das Rom-Com-Gesetz behält Gültigkeit. Was Blended aber von anderen Sandler-Werken – der Film ähnelt dabei eher Just Go With It und Click statt Grown Ups oder Jack & Jill – unterscheidet beziehungsweise auszeichnet, ist neben dem moderaten Budget (es ist Sandlers günstigster Film seit 15 Jahren) vor allem die immer wieder eingestreuten emotionalen Momente. In die Karten spielt dem Film dabei die Darstellung von Jim als Witwer und die Rolle, in der er sich dadurch wiederfindet. Die älteste Teenager-Tochter Hilary (Bella Thorne) wird als Tomboy erzogen, “Larry” gerufen und zur Sportmaschine erzogen, wo sie doch gerade ihre Weiblichkeit entdeckt.
Die Zweitjüngste Tochter heißt schlicht Espn (Emma Fuhrmann) nach Jims Lieblingssender und dann ist da noch Lou (Alyvia Alyn Lind). Alle drei teilen sich denselben Jungenhaarschnitt, den sie Jims Friseur verdanken, der schon Opa und Uropa bediente. Während die aufgeweckte Lou nach einer Mutterfigur lechzt, kann sich Espn noch nicht von der alten lösen und behält diese als unsichtbaren Begleiter. Probleme, wie sie Lauren nicht kennt. Sie hadert mit ihrem für die Babysitterin schwärmenden Ältesten Brendan (Braxton Beckham) und ihren ADHS-Jüngling Tyler (Kyle Red Silverstein). Ihr Ex-Mann Mark (schmierig wie immer: Joel McHale) ist ihr keine große Hilfe und vernachlässigt den Nachwuchs, wo sich ihm eine Möglichkeit bietet.
Auf ihrer Afrikareise dürfen beide Elternteile, die sicher nicht von ungefähr das gegensätzliche Geschlecht gegenüber ihren Kindern haben, ihre Stärken beim Nachwuchs des anderen ausleben. Jim gibt väterliche Ratschläge, zu denen Mark nicht im Stande ist, und Lauren steht mütterlich zur Seite, was der eigentlichen Erzeugerin verwehrt blieb. Hierbei berühren insbesondere die Szenen zwischen den Frauen, was auch daran liegen mag, dass hier ein Todesfall kaschiert werden muss. Blended reibt einem diese emotionalen Momente nicht aufdringlich ins Gesicht, sondern streut sie immer mal wieder in die einzelnen Sequenzen ein, die prinzipiell auf Lacher gebürstet sind. Und dies mit weitaus mehr Pointen als sonst bei Sandler-Filmen üblich.
Ebenfalls unüblich ist, dass selbst comic relief-Nebenfiguren eine emotionale Katharsis durchlaufen dürfen. In der Tat geht der Film trotz seiner Karikierung erstaunlich aufrichtig mit einem von Kevin Nealon und Jessica Lowe gespielten Pärchen um (alter Mann und junger Feger), mit denen sich Jim, Lauren & Co. den Esstisch teilen müssen. Sonderliche Tiefe bleibt da zwar bei den Hotelangestellten wie Mfana (Abdoulaye N’Gom) und Nickens (Terry Crew) aus, dennoch sorgen diese mit Running Gags ebenfalls für liebenswerte Augenblicke (“They’re blending over there!”). Das Ganze, man muss es für einen Sandler-Film vermutlich nochmals betonen, ohne Pipi-Kaka-Witze, die man sonst von dem New Yorker Comedian gewöhnt ist.
Dem Film spielt dabei in die Karten, dass er gut besetzt ist. So überzeugen die Kinderdarsteller, vom vermeintlich hässlichen Schwan Bella Thorne bis zum “Heartbreaker” Alyvia Alyn Lind. Selbst Gastauftritte von Shaquille O’Neill fallen nicht aus der Rolle und die Chemie zwischen Barrymore und Sandler stimmt nach zwei Filmen (The Wedding Singer, 50 First Dates) ohnehin. Hier macht es sich bezahlt, dass Sandler für den Regieposten statt auf Dennis Dugan wieder auf Frank Coraci (The Wedding Singer, Click) gesetzt hat. Entsprechend stehen Emotionen vor Zoten – was dem Film fraglos zum Vorteil gereicht. Dass Blended, wie so viele Sandler-Werke, etwas zu lang gerät (ohne dabei Längen zu haben), ist verzeihenswert.
Insofern ist es bedauerlich, dass der Film aufgrund seiner Konkurrenz unter seinen Möglichkeiten lief – speziell in seiner Heimat (Blended spielte, für einen Sandler-Film ungewöhnlich, fast doppelt so viel im Ausland ein). Ein Flop ist der Film dank seines sparsamen Budgets aber keineswegs und von seiner Inszenierung her vielmehr sogar ein Schritt in die richtige Richtung. So anarchisch-vergnüglich Werke wie That’s My Boy auch sind. Unterm Strich bleibt eine unterschätzte Sommerkomödie, die zugleich die Lachmuskeln bewegt wie auf die Tränendrüse drückt. Und angesichts eines bislang erschreckend schwachen Kinojahres kann und muss sogar konstatiert werden, dass Blended zu den besten Filmen des Jahres zu zählen ist.
7.5/10
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