Die Aufgabe des Kritiker ist es, Dinge prüfend zu beurteilen, um damit anderen Menschen bei ihrer Entscheidungsfindung zu helfen. Oder wie es Restaurantkritiker Anton Ego in Pixars Ratatouille formuliert: “We risk very little, yet enjoy a position over those who offer up their work and their selves to our judgment.” In Zeiten von Online-Bewertungen und Yelp verwischen jedoch immer mehr die Grenzen zwischen Experte und Laie. Insofern fragt sich Restaurantkritikerin Carolina Miranda in City of Gold von Regisseurin Laura Gabbert sicher zurecht: “What is the role of the critic?” Was bringt der oder die Kritker/In mit? Hintergrundwissen zum einen, Jargon zum anderen. Oder wie Jonathan Gold einen Pulitzer Preis für seine Restaurantkritken.
Der 56-jährige Journalist der Los Angeles Times erhielt die renommierte Auszeichnung im Jahr 2007 und gilt in seiner Heimatstadt als Connaisseur erster Güte. “Jonathan changed the food writing world”, berichtet eingangs die Chefköchin Nancy Silverton. Denn der Angeleno war einer der ersten Restaurantkritiker, die kleine, zurückgezogene Lokalitäten aufsuchten. “Mom & Pop places where generations of tradition were passed down”, wie sie Carolina Miranda beschreibt. Von solchen gibt es in der 4-Millionen-Metropole Kaliforniens mehr als genug, gerade in den vielen ethnischen Vierteln wie Koreatown oder Tehrangeles. Gold kennt sie wie seine Westentasche und kann sie mit einer Restaurantkritik auf die kulinarische Landkarte hieven.
Für Jonathan Gold sind die Restaurants von Los Angeles mehr als nur reine Speiselokale, sie repräsentieren die Kultur der Pazifik-Metropole und damit im Grunde diese selbst. Von chinesischem, koreanischem und japanischem über indisches Essen bis ihn zu mexikanischen Spezialitäten und mehr – wer sich auf die exotische Küche in den Straßen von L.A. einlässt, nimmt dadurch zugleich den multiethnischen Charakter der Stadt auf. Gold erachtet somit seine Kritiken nicht nur als reines Empfehlungsschreiben für ein gelungenes Abend- oder Mittagessen, sondern auch als eine Einladung, sich anderen Kulturen zu öffnen und über deren einheimische Cuisine mehr über den Hintergrund seiner mittel- und unmittelbaren Nachbarn zu lernen.
Das Bild, das Gabberts Dokumentation von dem 56-Jährigen zeichnet, wirkt dabei so, als würde sich Gold mit Verrissen gar nicht aufhalten. Wohl auch, weil dies nicht seine Intention ist. “You want these guys to succeed”, verrät Gold im Trailer zum Film. Idealerweise geht der Kritiker an sein zu prüfendes Objekt mit der Erwartung heran, dass das Ergebnis überzeugend ausfällt. Sei dies eine Meeresfrüchte-Speise, ein Musikalbum oder eine Filmproduktion. “His empathy level is higher than anybody else”, weiß Chefkoch David Chang zu berichten. Als Folge schreibt Gold keine leichtfertigen Kritiken, sondern verfasst eine solche erst dann, wenn er mehrere Male in derselben Lokalität gespeist hat, um sich von ihr und ihrer Küche ausreichend zu überzeugen.
Über den eigentlich Arbeitsvorgang von Gold verrät City of Gold leider jedoch nicht genug. Was zeichnet nun genau jene Lokale, die der Journalist im Film besucht, so aus? Vereinzelt werden Auszüge aus früheren Kritiken aus dem Off verlesen, aber was genau jenen Taco-Foodtruck vom nächsten unterscheidet, bleibt offen. Genauso, welche Rolle Gold für die Restaurants der Stadt spielt, auch wenn wir vereinzelt Stimmen hören, dass eine positive Kritik schon mal durch das daraus resultierende Interesse das Lokal vor dem Bankrott bewahrt hat. So bleibt es teils bei Bonmots über Einweg-Handys, mit denen er seine Reservierungen tätigt, um seine Anonymität zu schützen für ein möglichst authentisches, natürliches Geschmackserlebnis.
Nett ist, dass wir auch Einblicke in die Privatperson Gold erhalten, von seiner kulturell geprägten Kindheit über seine beruflichen Anfänge bis hin zu seiner Ehe mit einer Kollegin und der Erziehung ihrer Kinder. Prinzipiell bewegt sich City of Gold aber zumeist nur an der Oberfläche seiner Materie, was sich bedauerlicher Weise für so viele Dokumentationen dieses Jahr sagen lässt. Auch die Tatsache, dass der Film auf einer Digitalkamera gedreht wurde, macht ihn nicht gerade zur Schönheit, obschon die Kameraarbeit von Jerry Henry ansonsten recht ansehnlich ist. Und auch wenn Jonathan Gold etwas schüchtern wirkt, so ist er doch eine faszinierende Persönlichkeit, deren Liebe zum Essen nur noch von der Liebe zu Los Angeles übertroffen wird.
Der 56-jährige Journalist der Los Angeles Times erhielt die renommierte Auszeichnung im Jahr 2007 und gilt in seiner Heimatstadt als Connaisseur erster Güte. “Jonathan changed the food writing world”, berichtet eingangs die Chefköchin Nancy Silverton. Denn der Angeleno war einer der ersten Restaurantkritiker, die kleine, zurückgezogene Lokalitäten aufsuchten. “Mom & Pop places where generations of tradition were passed down”, wie sie Carolina Miranda beschreibt. Von solchen gibt es in der 4-Millionen-Metropole Kaliforniens mehr als genug, gerade in den vielen ethnischen Vierteln wie Koreatown oder Tehrangeles. Gold kennt sie wie seine Westentasche und kann sie mit einer Restaurantkritik auf die kulinarische Landkarte hieven.
Für Jonathan Gold sind die Restaurants von Los Angeles mehr als nur reine Speiselokale, sie repräsentieren die Kultur der Pazifik-Metropole und damit im Grunde diese selbst. Von chinesischem, koreanischem und japanischem über indisches Essen bis ihn zu mexikanischen Spezialitäten und mehr – wer sich auf die exotische Küche in den Straßen von L.A. einlässt, nimmt dadurch zugleich den multiethnischen Charakter der Stadt auf. Gold erachtet somit seine Kritiken nicht nur als reines Empfehlungsschreiben für ein gelungenes Abend- oder Mittagessen, sondern auch als eine Einladung, sich anderen Kulturen zu öffnen und über deren einheimische Cuisine mehr über den Hintergrund seiner mittel- und unmittelbaren Nachbarn zu lernen.
Das Bild, das Gabberts Dokumentation von dem 56-Jährigen zeichnet, wirkt dabei so, als würde sich Gold mit Verrissen gar nicht aufhalten. Wohl auch, weil dies nicht seine Intention ist. “You want these guys to succeed”, verrät Gold im Trailer zum Film. Idealerweise geht der Kritiker an sein zu prüfendes Objekt mit der Erwartung heran, dass das Ergebnis überzeugend ausfällt. Sei dies eine Meeresfrüchte-Speise, ein Musikalbum oder eine Filmproduktion. “His empathy level is higher than anybody else”, weiß Chefkoch David Chang zu berichten. Als Folge schreibt Gold keine leichtfertigen Kritiken, sondern verfasst eine solche erst dann, wenn er mehrere Male in derselben Lokalität gespeist hat, um sich von ihr und ihrer Küche ausreichend zu überzeugen.
Über den eigentlich Arbeitsvorgang von Gold verrät City of Gold leider jedoch nicht genug. Was zeichnet nun genau jene Lokale, die der Journalist im Film besucht, so aus? Vereinzelt werden Auszüge aus früheren Kritiken aus dem Off verlesen, aber was genau jenen Taco-Foodtruck vom nächsten unterscheidet, bleibt offen. Genauso, welche Rolle Gold für die Restaurants der Stadt spielt, auch wenn wir vereinzelt Stimmen hören, dass eine positive Kritik schon mal durch das daraus resultierende Interesse das Lokal vor dem Bankrott bewahrt hat. So bleibt es teils bei Bonmots über Einweg-Handys, mit denen er seine Reservierungen tätigt, um seine Anonymität zu schützen für ein möglichst authentisches, natürliches Geschmackserlebnis.
Nett ist, dass wir auch Einblicke in die Privatperson Gold erhalten, von seiner kulturell geprägten Kindheit über seine beruflichen Anfänge bis hin zu seiner Ehe mit einer Kollegin und der Erziehung ihrer Kinder. Prinzipiell bewegt sich City of Gold aber zumeist nur an der Oberfläche seiner Materie, was sich bedauerlicher Weise für so viele Dokumentationen dieses Jahr sagen lässt. Auch die Tatsache, dass der Film auf einer Digitalkamera gedreht wurde, macht ihn nicht gerade zur Schönheit, obschon die Kameraarbeit von Jerry Henry ansonsten recht ansehnlich ist. Und auch wenn Jonathan Gold etwas schüchtern wirkt, so ist er doch eine faszinierende Persönlichkeit, deren Liebe zum Essen nur noch von der Liebe zu Los Angeles übertroffen wird.
6.5/10
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