10. Juni 2010

True Blood - Season Two

I’d die if I wasn’t already dead.

Liebe auf den ersten Blick wird gerne als Mythos angesehen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Generell wird jedoch auch gesagt, mal soll nicht immer nach dem ersten Eindruck gehen. Manche Dinge wachsen mit der Zeit. Speziell auch Fernsehserien, in ihrer bekanntesten Form auf diesem Blog hier Chuck. In der ersten Staffel noch kritisch beäugt, steigerte sich die Comedy-Show von Josh Schwartz schließlich im darauffolgenden Jahr. Was sie zu keiner herausragenden, aber letztlich doch unterhaltsamen Serie macht. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Andere Formate wie Breaking Bad wissen dagegen auch in ihrer zweiten Instanz keine sonderliche Verbesserung mit sich zu bringen, bleiben also auf demselben Niveau. Dass dies bei einer HBO-Serie nicht viel anders ist, dürfte kaum überraschen. Die Formate des Pay-TV-Senders bestechen durch ihre Redundanz und Stagnation. Was man gut finden kann, aber nicht muss.

„Mein Problem mit den Sopranos ist, dass sich weder die Serie noch die Figuren weiterentwickeln“, schrieb ich einst zur zweiten Staffel von The Sopranos. Einer Serie, die ich aus ebendiesem Grunde auch Anfang der dritten Staffel abbrach. Etabliert HBO seine Figuren erst einmal, hat es sich damit an sich oft auch. Egal ob Carrie Bradshaw, Tony Soprano oder Sookie Stackhouse (Anna Paquin), sie sind, was sie waren und sie bleiben, was sie sind. Verzeiht man einem Film noch hier und da die eine oder andere Redundanz, fällt einem dies bei einer 10-stündigen Serienstaffel schon schwieriger. Etwas, das besonders in der zweiten Staffel von Alan Balls Literaturadaption True Blood bemerkbar wird. Speziell in der zweiten Hälfte der Staffel wiederholt sich eigentlich ein und derselbe Handlungsstrang wieder und wieder. Was dazu führt, dass die präsentierte Handlung zum einen langweilig wird und zum anderen zu nerven anfängt.

Ähnlich wie in Tolkiens The Two Towers teilt sich nun die Handlung in drei Gruppen auf. Ein neuer Mord ist in Bon Temps geschehen, was aber schon bald keine Rolle mehr spielt, weil Sookie ins Fangtasia gerufen wird, um Eric (Alexander Skarsgård) einen Gefallen zu tun. Sein Schöpfer und Sheriff von Dallas, Godric, ist verschwunden, und Sookie soll bei der Suche behilflich sein. Gemeinsam mit Vampir-Stecher Bill (Stephen Moyer) geht es ab nach Texas, wo die Spur schnell zur sektiererischen Anti-Vampir-Kirche Fellowship of the Sun führt. Bei denen ist inzwischen Sookies Bruder Jason (Ryan Kwanten) ziemlich engagiert, macht er doch die Kirche für seine Gefängnisrettung Ende der ersten Staffel verantwortlich. In Bon Temps treibt derweil die Teufelsanbeterin Maryann (Michelle Forbes) ihr Unheil, verschlägt die ganze Stadt rund um Tara (Rutina Wesley) in ihren Bann und will Sam (Sam Trammell) ihrem geliebten Gott opfern.

Wie schon der Vorgänger (und auch die kommenden Nachfolger) basiert die zweite Staffel auf dem jeweiligen Band von Charlaine Harris’ Romanreihe. In diesem Fall Living Dead in Dallas. Die oben genannten Haupthandlungsstränge werden ergänzt von kleineren Subplots wie Lafayette (Nelsan Ellis), der zu Beginn von Eric als Sklave im Keller gehalten wird, weil er Vampirblut verkauft hat. Oder der romantischen Beziehung zwischen Bills Schöpfung Jessica (Deborah Ann Woll) und dem Muttersöhnchen Hoyt (Jim Parrack). Überblickt man nun diese ganzen Haupt- und Nebenhandlungen, könnte man meinen, sie würden die zwölf Episoden der Staffel ausreichend füllen. Das Gegenteil ist der Fall. Was Ball dieses Jahr zu erzählen hat, hätte auch problemlos in der Hälfte der Episoden zusammengefasst werden können. So schleichen sich wie erwähnt besonders in der zweiten Hälfte der Staffel unentwegt Redundanzen ein, die irgendwann eintönig werden.

Beliebte Szenen sind das Anknurren von Bill und Eric, da Letzterer inzwischen Gefallen an Sookie gefunden hat, aber besonders die Szenerie in Bon Temps lädt zum munteren Déjà-vu ein. Hier folgt eine von Maryann inszenierte Orgie auf die Nächste, was die Gelegenheit für viele Kopulationsszenen bietet. Hinzu kommen dann ekstatische Gewaltausbrüche, beispielsweise von Tara und ihrem boy toy Eggs (Mehcad Brooks), die sich im zweiten Akt der Staffel mehr als einmal genüsslich gegenseitig herbatschen. Es ist besonders die Integration von Maryann, die True Blood im zweiten Jahr das Genick bricht. Ihr Handlungsstrang ist so dermaßen schlecht ausgearbeitet, dass nicht nur sie einem absolut egal ist, sondern eigentlich auch die restlichen Figuren (einschließlich der Charaktere, die sich nicht in Bon Temps aufhalten). Dies führt letztlich dazu, dass sich in der zweiten Staffel der Serie keine Folge sonderlich auszuzeichnen vermag.

Sieht man von den zahlreichen Orgien ab, hält sich auch die von HBO so gern betrieben Sexualisierung etwas in Grenzen. Auch wenn Ball in der Auftaktfolge Nothing But the Blood besonders pervers zu Gange geht, wenn er Bill und Sookie erst streiten, neunzig Sekunden später dann vögeln, er sie beißen und ihr dann ihr eigenes Blut anschließend in den Mund rotzen lässt. Snowballing a la Vampir ist das dann wohl. Ob man so etwas sehen will, ist eine andere Frage. Einzig erwähnenswerter Gaststar ist dieses Jahr dann Evan Rachel Wood in einer ziemlich überflüssigen Rolle, die mit unwahrscheinlich dümmlichen Textzeilen ausgestattet wurde. Im Gegensatz zum Vorjahr kann diesmal das Staffelfinale Beyond Here Lies Nothing gefallen, allerdings nur aus dem Grund, weil der ganzen Chose nach elf langen Folgen endlich ein Ende gesetzt wird. Liebe auf den ersten Blick war True Blood keineswegs. Leider wächst die Serie aber auch nicht mit den Jahren.

6.5/10

2 Kommentare:

  1. Ich fand die zweite Staffel auch nicht mehr ganz so gelungen, wie noch die erste, aber weit besser als du sie hier einschätzt.

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  2. So schleichen sich wie erwähnt besonders in der zweiten Hälfte der Staffel unentwegt Redundanzen ein, die irgendwann eintönig werden.

    Der Satz an sich ist im übrigen auch redundant... ;-)

    Für mich spielt die zweite Staffel durchaus auf dem Niveau der ersten Staffel. Aber gut: Ich orakel mal an dieser Stelle, dass du und True Blood keine innigen Freunde mehr werdet. ;-)

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