Im vergangenen Jahr veröffentlichte das Beratungsunternehmen Gallup mit dem „Engagement Index“ eine Studie, nach der 85 Prozent der Arbeitnehmer kaum eine Bindung zu ihrem Arbeitsgeber haben. Die Folge ist Dienst nach Vorschrift. Buchstäblich Feuer und Flamme für seinen Job sein und dabei Dienst nach Vorschrift verrichten – das schließt sich nicht aus, wie die Waldbrandbekämpfer in Joseph Kosinskis Only the Brave deutlich machen. In Deutschland kommt das auf wahren Begebenheiten beruhende Drama unter dem Titel No Way Out in die Kinos. Mit dem bilingualen Zusatz „Gegen die Flammen“, um wohl die Verwechslungsgefahr mit dem gleichnamigen Spionage-Thriller von Roger Donaldson aus dem Jahr 1987 zu minimieren.
Kosinski erzählt in seinem dritten Film nach den Sci-Fi-Ausflügen Tron: Legacy und Oblivion von Feuerwehrmann Eric Marsh (Josh Brolin) und seinen Bemühungen, seinen Trupp als Spezialeinheit für Waldbrandbekämpfung – in den USA “Hotshots” genannt – zertifiziert zu bekommen. Als Neuling im Team stößt der drogensüchtige Taugenichts Brendan McDonough (Miles Teller) zum Team, der nach einem One-Night-Stand mit Kindesfolge seine Tochter finanziell unterstützen will. Gemeinsam mit Duane Steinbrink (Jeff Bridges), dem Chef der lokalen Feuerwehr und Marshs Vorgesetztem, hadern die designierten Waldbrandbekämpfer mit dem Tribut, den sie ihrem Job zollen, während das Familienleben daheim darunter zu leiden droht.
Die Geschichte von Marsh und seinem Team der Granite Mountain Hotshots nahm am 30. Juni 2013 ein tragisches Ende, als fast die gesamte Einheit beim Yarnell Hill Waldbrand ums Leben kam. Das seiner Zeit insgesamt zwölf Tage währende Feuer zerstörte eine Fläche von 34 km2 und das Leben von 19 der Hotshots aus Prescott, Arizona – womit es der tödlichste Waldbrand für Feuerwehrleute in 90 Jahren war. Vom Aufbau und der Struktur her erinnert Only the Brave somit an die jüngeren Werke eines Peter Berg, der in Filmen wie Patriot’s Day, Deepwater Horizon oder Lone Survivor zuletzt gerne reale Tragödien um menschliche Helden inszenierte. Ein Gespür für dieses Genre, das Sci-Fi-Mann Kosinski noch nicht ganz zu besitzen scheint.
Only the Brave erstreckt sich über einen Zeitraum von acht Jahren, ohne dass dies dem Zuschauer wirklich bewusst würde. Das narrative Konstrukt macht dabei durchaus für sich Sinn, wenn wir Marsh sowie seine Männer um Jesse Steed (James Badge Dale) und Christopher MacKenzie (Taylor Kitsch) erstmals im Jahr 2005 begegnen, wo sie noch als Aufräum-Trupp für richtige Hotshots tätig sind. Was folgt, ist in gewisser Weise eine Underdog-Story, die sich jedoch nicht mit vermeintlichen Widrigkeiten für die Feuerwehrleute aufhält. Wie wenig Fleisch die Geschichte im Kern am Knochen hat, zeigt sich schon dadurch, dass Kosinski sie mit allerlei Nebenhandlungen unterfüttert, die für den Verlauf der eigentlichen Geschichte nicht von Relevanz sind.
So ist eines der wiederkehrenden Motive das der Familie und der Opfer, die sie für den Job der Männer zu bringen hat. Man muss seinen Gatten eben mit dem Feuer teilen, weist da eine unterbeschäftigte Andie MacDowell als Marvel Steinbrink ihr Gegenüber Amanda Marsh (Jennifer Connelly) hin. Letztere will eigentlich Kinder, auch wenn ihr Mann von Beginn an deutlich gemacht haben will, dass er sich nicht nach welchen sehnt. Ein emotionales Drama, das sich auch in der intendierten Katharsis von Brendan McDonough widerspiegelt. Wie es mit dem (Familien-)Leben anderer Männer wie dem Familienvater Steed oder auch MacKenzie aussieht, lässt Only the Brave außen vor. Womöglich, um nicht zu viele Bälle gleichzeitig zu jonglieren.
Nicht jede Entscheidung lässt sich hierbei aber gänzlich nachvollziehen. So ist Amanda zu einem Zeitpunkt in einen Autounfall verwickelt und Brendan wird irgendwann während der Arbeit von einer Klapperschlange gebissen. Beide Ereignisse führen nicht wirklich irgendwo hin, legen kein narratives oder charakterliches Fundament. Sie bieten im besten Fall einen kurzen Einblick in den aktuellen Familienstatus der betroffenen Figuren. In der Folge blähen sie den Film, der eigentlich nur auf die dramatische Entwicklung des Yarne Hill Fires hinarbeitet, aber unnötig auf über zwei Stunden auf. Jener Brand, der damals mit der höchsten Gefahrenstufe als Großschadensbrand und als Naturkatastrophe eingestuft wurde, geht unterdessen etwas unter.
Manche Elemente und Metaphern funktionieren sehr gut, zum Beispiel wenn Amanda auf ihrer Farm ein geplagtes Pferd mit Vorgeschichte aufnimmt, während Eric zur selben Zeit Brendan eine neue Chance bietet. Andere Szenen, wie ein in Brand stehender Bär als bebilderte Anekdote, fallen wiederum eher unglücklich aus. Das Ensemble gibt sich immerhin bemüht, von Brolin und Teller über Connelly bis hin zu Hintergrunddarstellern wie Geoff Stults und Ben Hardy. Wäre nur die Handlung etwas runder und packender, die in ihrer jetzigen Form wenig mehr beim Publikum hängen bleibt als der Plot des fiktiven und thematisch ähnlichen Films “Smoke Jumpers” aus der fünften Staffel von HBOs Meta-Hollywood-Serie Entourage.
“Sooner or later, the fire… she’s gonna come a-knocking”, prognostiziert Eric Marsh da an einer Stelle im Film, der durchaus mitunter in Klischeegefilde abdriftet. Kosinski kommt so nicht umhin, nach einem erfolgreich bekämpften Brand eine Krankenschwester schmachtend seufzen zu lassen, wie heldenhaft die Granite Mountain Hotshots seien. Ebenso heldenhaft darf Brendan später wie ein VIP in die lokale Bar eintreten, aus der er zu Beginn noch von den Türstehern gewaltsam entfernt werden musste. Etwas mehr Tiefgang hätte Only the Brave in solchen Momenten nicht geschadet. “What can I live with and what can I die without?”, stellt Duane Steinbrink einmal in den Raum. Eine Antwort auf die Frage liefert der Film aber leider nicht.
Der Zuschauer müsse die Verletzlichkeit der Figur spüren, die den Kern ihres Dilemmas bildet. “Like an onion. Without a core, there’s no layers”, weist Regisseur Verner Vollstedt (Stellan Skarsgård) in der Entourage-Folge Playing With Fire am Set von “Smoke Jumpers” seinen Star Vincent Chase (Adrian Grenier) hin. Ähnlich wie dieser Film liefert Only the Brave auf der einen Seite zwar Brand-Spektakel, dreht sich jedoch im Kern um Menschen mit verschiedenen Ebenen. Und ähnlich wie Verner im „Dienst nach Vorschrift“ von Vincent Chase vermag man als Zuschauer dies in Kosinskis Film nicht ausreichend in Handlung und Charakteren zu erkennen. Selbst wenn die sie spielenden Darsteller für ihren Job Feuer und Flamme sind.
Kosinski erzählt in seinem dritten Film nach den Sci-Fi-Ausflügen Tron: Legacy und Oblivion von Feuerwehrmann Eric Marsh (Josh Brolin) und seinen Bemühungen, seinen Trupp als Spezialeinheit für Waldbrandbekämpfung – in den USA “Hotshots” genannt – zertifiziert zu bekommen. Als Neuling im Team stößt der drogensüchtige Taugenichts Brendan McDonough (Miles Teller) zum Team, der nach einem One-Night-Stand mit Kindesfolge seine Tochter finanziell unterstützen will. Gemeinsam mit Duane Steinbrink (Jeff Bridges), dem Chef der lokalen Feuerwehr und Marshs Vorgesetztem, hadern die designierten Waldbrandbekämpfer mit dem Tribut, den sie ihrem Job zollen, während das Familienleben daheim darunter zu leiden droht.
Die Geschichte von Marsh und seinem Team der Granite Mountain Hotshots nahm am 30. Juni 2013 ein tragisches Ende, als fast die gesamte Einheit beim Yarnell Hill Waldbrand ums Leben kam. Das seiner Zeit insgesamt zwölf Tage währende Feuer zerstörte eine Fläche von 34 km2 und das Leben von 19 der Hotshots aus Prescott, Arizona – womit es der tödlichste Waldbrand für Feuerwehrleute in 90 Jahren war. Vom Aufbau und der Struktur her erinnert Only the Brave somit an die jüngeren Werke eines Peter Berg, der in Filmen wie Patriot’s Day, Deepwater Horizon oder Lone Survivor zuletzt gerne reale Tragödien um menschliche Helden inszenierte. Ein Gespür für dieses Genre, das Sci-Fi-Mann Kosinski noch nicht ganz zu besitzen scheint.
Only the Brave erstreckt sich über einen Zeitraum von acht Jahren, ohne dass dies dem Zuschauer wirklich bewusst würde. Das narrative Konstrukt macht dabei durchaus für sich Sinn, wenn wir Marsh sowie seine Männer um Jesse Steed (James Badge Dale) und Christopher MacKenzie (Taylor Kitsch) erstmals im Jahr 2005 begegnen, wo sie noch als Aufräum-Trupp für richtige Hotshots tätig sind. Was folgt, ist in gewisser Weise eine Underdog-Story, die sich jedoch nicht mit vermeintlichen Widrigkeiten für die Feuerwehrleute aufhält. Wie wenig Fleisch die Geschichte im Kern am Knochen hat, zeigt sich schon dadurch, dass Kosinski sie mit allerlei Nebenhandlungen unterfüttert, die für den Verlauf der eigentlichen Geschichte nicht von Relevanz sind.
So ist eines der wiederkehrenden Motive das der Familie und der Opfer, die sie für den Job der Männer zu bringen hat. Man muss seinen Gatten eben mit dem Feuer teilen, weist da eine unterbeschäftigte Andie MacDowell als Marvel Steinbrink ihr Gegenüber Amanda Marsh (Jennifer Connelly) hin. Letztere will eigentlich Kinder, auch wenn ihr Mann von Beginn an deutlich gemacht haben will, dass er sich nicht nach welchen sehnt. Ein emotionales Drama, das sich auch in der intendierten Katharsis von Brendan McDonough widerspiegelt. Wie es mit dem (Familien-)Leben anderer Männer wie dem Familienvater Steed oder auch MacKenzie aussieht, lässt Only the Brave außen vor. Womöglich, um nicht zu viele Bälle gleichzeitig zu jonglieren.
Nicht jede Entscheidung lässt sich hierbei aber gänzlich nachvollziehen. So ist Amanda zu einem Zeitpunkt in einen Autounfall verwickelt und Brendan wird irgendwann während der Arbeit von einer Klapperschlange gebissen. Beide Ereignisse führen nicht wirklich irgendwo hin, legen kein narratives oder charakterliches Fundament. Sie bieten im besten Fall einen kurzen Einblick in den aktuellen Familienstatus der betroffenen Figuren. In der Folge blähen sie den Film, der eigentlich nur auf die dramatische Entwicklung des Yarne Hill Fires hinarbeitet, aber unnötig auf über zwei Stunden auf. Jener Brand, der damals mit der höchsten Gefahrenstufe als Großschadensbrand und als Naturkatastrophe eingestuft wurde, geht unterdessen etwas unter.
Manche Elemente und Metaphern funktionieren sehr gut, zum Beispiel wenn Amanda auf ihrer Farm ein geplagtes Pferd mit Vorgeschichte aufnimmt, während Eric zur selben Zeit Brendan eine neue Chance bietet. Andere Szenen, wie ein in Brand stehender Bär als bebilderte Anekdote, fallen wiederum eher unglücklich aus. Das Ensemble gibt sich immerhin bemüht, von Brolin und Teller über Connelly bis hin zu Hintergrunddarstellern wie Geoff Stults und Ben Hardy. Wäre nur die Handlung etwas runder und packender, die in ihrer jetzigen Form wenig mehr beim Publikum hängen bleibt als der Plot des fiktiven und thematisch ähnlichen Films “Smoke Jumpers” aus der fünften Staffel von HBOs Meta-Hollywood-Serie Entourage.
“Sooner or later, the fire… she’s gonna come a-knocking”, prognostiziert Eric Marsh da an einer Stelle im Film, der durchaus mitunter in Klischeegefilde abdriftet. Kosinski kommt so nicht umhin, nach einem erfolgreich bekämpften Brand eine Krankenschwester schmachtend seufzen zu lassen, wie heldenhaft die Granite Mountain Hotshots seien. Ebenso heldenhaft darf Brendan später wie ein VIP in die lokale Bar eintreten, aus der er zu Beginn noch von den Türstehern gewaltsam entfernt werden musste. Etwas mehr Tiefgang hätte Only the Brave in solchen Momenten nicht geschadet. “What can I live with and what can I die without?”, stellt Duane Steinbrink einmal in den Raum. Eine Antwort auf die Frage liefert der Film aber leider nicht.
Der Zuschauer müsse die Verletzlichkeit der Figur spüren, die den Kern ihres Dilemmas bildet. “Like an onion. Without a core, there’s no layers”, weist Regisseur Verner Vollstedt (Stellan Skarsgård) in der Entourage-Folge Playing With Fire am Set von “Smoke Jumpers” seinen Star Vincent Chase (Adrian Grenier) hin. Ähnlich wie dieser Film liefert Only the Brave auf der einen Seite zwar Brand-Spektakel, dreht sich jedoch im Kern um Menschen mit verschiedenen Ebenen. Und ähnlich wie Verner im „Dienst nach Vorschrift“ von Vincent Chase vermag man als Zuschauer dies in Kosinskis Film nicht ausreichend in Handlung und Charakteren zu erkennen. Selbst wenn die sie spielenden Darsteller für ihren Job Feuer und Flamme sind.
5.5/10
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