Never surrender.
Es ist die bezeichnendste Szene im gesamten Film: Steve Wiebe sitzt auf der Rückbank seines Vans, seine Frau fährt die Familie zum Flughafen. Neben Wiebe sitzt seine kleine Tochter Jillian. „Some people sort of ruin their life to be in there“, sagt sie mit Unverständnis. Steve blickt kurz in die Kamera, ein zaghaftes Lächeln auf den Lippen. Dann blickt er zu seiner Tochter, wieder zur Kamera – man merkt, er hat keine Antwort parat. Es gibt keine Antwort. Ein kleines Mädchen demaskiert das Verhalten ihres Vaters und hunderter anderer Menschen. Steve Wiebe ist ein High School Chemie Lehrer. Seit einem Jahr erst. Er hat eine Frau und zwei wunderbare Kinder. Gelegentlich spielt Steve auf dem Schlagzeug seines Sohnes, schließlich hatte er selbst immer eines gewollt. Was Steve jedoch immer am meisten wollte, war der Erste zu sein. Egal wo. Irgendwann hat Steve sich einen Donkey Kong Spielautomaten in die Garage gestellt. Irgendwann hat Steve den über zwanzig Jahre alten Highscore von Billy Mitchell geknackt. Steve war dennoch nie Erster. Als ein neues Guinness Buch der Rekorde erscheint macht sich Steve auf nach Florida, um dort Billys Rekord zu knacken. Offiziell. Seine kleine Tochter sitzt neben ihm im Van. „Some people sort of ruin their life to be in there“.
Donkey Kong ist ein Arcade-Spiel von Nintendo aus dem Jahr 1981 und das erste auf der bekannten Mario-Reihe. Prinzipiell geht es darum, dass Mario mehrere Etagen erklimmt, um eine Prinzessin vor Donkey Kong zu retten. Donkey Kong wiederum schmeißt Fässer und ähnliches, um Mario aufzuhalten. Von Experten wird das Spiel als eines der schwersten aller Zeiten eingestuft, die wenigsten Spieler kommen über das dritte Level hinaus. Ein Jahr nach seiner Veröffentlichung stellte Billy Mitchell einen Rekord auf, den über zwanzig Jahre niemand auch nur ansatzweise gefährden sollte. Mitchell gilt offiziell als der beste Arcade-Spieler des vergangen Jahrhunderts. 1999 war er der erste Mensch, der es schaffte Pacman durchzuspielen. Mitchell ist eine Ikone und eine Legende in der Arcade-Szene. Schiedsrichter und Videospielgesellschaftsgründer Walter Day spricht von ihm als „the closest thing to a Jedi“. Während Regisseur Seth Gordons Dokumentation The King of Kong merkt man Mitchell an, dass jene 25 Jahre seit seinem Rekord auf ihn abgefärbt haben. Er macht nun in Restaurantsaucen und hat drei Initialen: U, S and A. Seine Krawatten zeigen die Staatsflagge oder die Freiheitsstatue. Er ist ein Amerikaner. Er ist ein Gewinner. Und er ist selbstverliebt.
Als Steve Wiebe den Rekord von Mitchell bricht, dämmert es schon und er spielt in seiner Garage. Sein Spiel zeichnet er auf, sein Sohn quengelt aus dem Inneren des Hauses. Einige Tage später schaut sich der Chefschiedsrichter Robert Mruczek von „Twin Galaxies“, dem von Day gegründeten Videospielverband, Wiebes Rekord an. Mruczek ist ein seltsamer Kerl, nicht so sehr aufgrund seines Verhaltens, sondern weil man das Gefühl nicht loswird, dass man Paul Giamatti sieht, wie er eine Person namens Robert Mruczek darstellt. Die Ähnlichkeit ist verblüffend, man kann ihn googeln und sich selbst überzeugen. Welche Auswirkungen Wiebes Rekord hat, kann man sich vorstellen. Stimmen werden laut, die Leute sind erstaunt. Eines Tages stehen zwei Männer vor der Garage der Wiebes, bauen den Arcade auseinander. Es sind Freunde von Billy Mitchell, sie überprüfen die Festplatte. Als sie erfahren, dass Steve diese von Roy Shildt erhalten hat, beginnen ihre Zweifel. Der Rekord wird nicht anerkannt, da nur auf Videoformat vorhanden. Steve steht es frei jederzeit vor Live-Publikum einen neuen Versuch zu unternehmen.
Es ist die bezeichnendste Szene im gesamten Film: Steve Wiebe sitzt auf der Rückbank seines Vans, seine Frau fährt die Familie zum Flughafen. Neben Wiebe sitzt seine kleine Tochter Jillian. „Some people sort of ruin their life to be in there“, sagt sie mit Unverständnis. Steve blickt kurz in die Kamera, ein zaghaftes Lächeln auf den Lippen. Dann blickt er zu seiner Tochter, wieder zur Kamera – man merkt, er hat keine Antwort parat. Es gibt keine Antwort. Ein kleines Mädchen demaskiert das Verhalten ihres Vaters und hunderter anderer Menschen. Steve Wiebe ist ein High School Chemie Lehrer. Seit einem Jahr erst. Er hat eine Frau und zwei wunderbare Kinder. Gelegentlich spielt Steve auf dem Schlagzeug seines Sohnes, schließlich hatte er selbst immer eines gewollt. Was Steve jedoch immer am meisten wollte, war der Erste zu sein. Egal wo. Irgendwann hat Steve sich einen Donkey Kong Spielautomaten in die Garage gestellt. Irgendwann hat Steve den über zwanzig Jahre alten Highscore von Billy Mitchell geknackt. Steve war dennoch nie Erster. Als ein neues Guinness Buch der Rekorde erscheint macht sich Steve auf nach Florida, um dort Billys Rekord zu knacken. Offiziell. Seine kleine Tochter sitzt neben ihm im Van. „Some people sort of ruin their life to be in there“.
Donkey Kong ist ein Arcade-Spiel von Nintendo aus dem Jahr 1981 und das erste auf der bekannten Mario-Reihe. Prinzipiell geht es darum, dass Mario mehrere Etagen erklimmt, um eine Prinzessin vor Donkey Kong zu retten. Donkey Kong wiederum schmeißt Fässer und ähnliches, um Mario aufzuhalten. Von Experten wird das Spiel als eines der schwersten aller Zeiten eingestuft, die wenigsten Spieler kommen über das dritte Level hinaus. Ein Jahr nach seiner Veröffentlichung stellte Billy Mitchell einen Rekord auf, den über zwanzig Jahre niemand auch nur ansatzweise gefährden sollte. Mitchell gilt offiziell als der beste Arcade-Spieler des vergangen Jahrhunderts. 1999 war er der erste Mensch, der es schaffte Pacman durchzuspielen. Mitchell ist eine Ikone und eine Legende in der Arcade-Szene. Schiedsrichter und Videospielgesellschaftsgründer Walter Day spricht von ihm als „the closest thing to a Jedi“. Während Regisseur Seth Gordons Dokumentation The King of Kong merkt man Mitchell an, dass jene 25 Jahre seit seinem Rekord auf ihn abgefärbt haben. Er macht nun in Restaurantsaucen und hat drei Initialen: U, S and A. Seine Krawatten zeigen die Staatsflagge oder die Freiheitsstatue. Er ist ein Amerikaner. Er ist ein Gewinner. Und er ist selbstverliebt.
Als Steve Wiebe den Rekord von Mitchell bricht, dämmert es schon und er spielt in seiner Garage. Sein Spiel zeichnet er auf, sein Sohn quengelt aus dem Inneren des Hauses. Einige Tage später schaut sich der Chefschiedsrichter Robert Mruczek von „Twin Galaxies“, dem von Day gegründeten Videospielverband, Wiebes Rekord an. Mruczek ist ein seltsamer Kerl, nicht so sehr aufgrund seines Verhaltens, sondern weil man das Gefühl nicht loswird, dass man Paul Giamatti sieht, wie er eine Person namens Robert Mruczek darstellt. Die Ähnlichkeit ist verblüffend, man kann ihn googeln und sich selbst überzeugen. Welche Auswirkungen Wiebes Rekord hat, kann man sich vorstellen. Stimmen werden laut, die Leute sind erstaunt. Eines Tages stehen zwei Männer vor der Garage der Wiebes, bauen den Arcade auseinander. Es sind Freunde von Billy Mitchell, sie überprüfen die Festplatte. Als sie erfahren, dass Steve diese von Roy Shildt erhalten hat, beginnen ihre Zweifel. Der Rekord wird nicht anerkannt, da nur auf Videoformat vorhanden. Steve steht es frei jederzeit vor Live-Publikum einen neuen Versuch zu unternehmen.
Roy Shildt ist innerhalb der Szene besser bekannt als „Mr. Awesome“. Billy Mitchell sieht Shildt als seinen persönlichen „Nemesis“ und behauptet der Zwist zwischen ihnen spalte die Szene genauso wie die Abtreibungsfrage. Was ist ein Mann, der zwei Jahrzehnte lang für einen Rekord verantwortlich war, wenn ihm dieser genommen wird? Er ist Vergangenheit und genau das möchte Mitchell nicht sein. Immer wenn sich Steve aufmacht, um in einer öffentlichen Einrichtung den Rekord zu knacken, schickt Mitchell seine „Untertanen“ wie Brian Kuh oder Steve Sanders aus, damit diese Wiebe beobachten. Teilweise sitzen sie direkt neben ihm, wenn er spielt und mit direkt meine ich direkt. Bei Donkey Kong nennt man das letzte Level „Kill Screen“, weil man das Spiel nicht zu Ende spielen kann. Die Leistungskapazität der Arcades ist nicht groß genug. Als Steve bei einem Auftritt kurz davor steht, jenen „Kill Screen“ zu erreichen, macht sich Kuh auf, um so viele Zuschauer wie möglich zusammen zu trommeln, dabei sie Druck erzeugen können.
Gordon erzählt in seinem Dokumentarfilm vom dem klassischen Kampf des David gegen Goliath. Und es ist ein harter Kampf, speziell dann, wenn er mit ungleichen Mitteln geführt wird. Zwar erkannte „Twin Galaxies“ Steves ersten Rekordbruch auf Video nicht an, als dieser den Rekord jedoch live aufstellt und Mitchell in Abwesenheit ein Video mit technischen Mäkeln einsendet, landet sein neuer Rekord innerhalb von wenigen Minuten auf der Homepage des Verbandes. In der Folgeszene sieht man Wiebe weinen. Es wirkt, als kämpfe er einen aussichtlosen Kampf gegen Lobbyisten, die alles unternehmen, um den Status Quo aufrecht zu erhalten. „Some people sort of ruin their lifes“. Fraglos hat das Geschehen Auswirkungen auf Wiebes Familienleben. Die Zeit, die der Vater in der Garage oder auf Wettbewerben zubringt, fehlt seinen Kindern. Auch an seiner Frau geht die emotionale Belastung nicht spurlos vorbei. Im Laufe des Filmes kämpft Steve weniger darum Erster zu sein, sondern nur noch darum Anerkennung zu erfahren. Als bei einem Wettbewerb Mitchell erscheint und wie ein Tiger um Steve herumschleicht, grüßt er diesen nicht einmal zurück. Die Angst ist ihm in jedem direkten Interview stets in die Augen geschrieben. Mitchell weiß ganz genau, dass er ohne seinen Donkey Kong Rekord gar nichts mehr wert ist.
Die Auseinandersetzung zwischen Wiebe und Mitchell schaffte es sogar in einer ganzen South Park-Folge (More Crap, d. Red.) referiert zu werden. Scheinbar spitzte Regisseur Seth Gordon den einen oder anderen Aspekt zu, um die Thematik seiner Dokumentation dienlicher zu machen. Bis zur Abweisung von Wiebes erstem Rekord vergingen wohl drei Jahre und auch vor dem finalen Turnier sollen sich die beiden Konkurrenten schon mal in persona begegnet sein. Nichtsdestotrotz ist Gordon mit seinem Film eine packende Dokumentation eines unscheinbaren Milieus gelungen. Männer wie Walter Day oder Robert Mruczek widmeten ihre Freizeit für die Errichtung ihres Arcadeverbands. Mit welcher Verbissenheit und insbesondere auch Taktik „professionelle“ Spieler wie Wiebe und Mitchell an ihre Spiele herangehen, ist beeindruckend. Mit Skizzen und Diagrammen werden hier bestimmte Bewegungen einstudiert. The King of Kong ist eine unterhaltsame und spannende Dokumentation über den Ehrgeiz, Stolz und die Angst zweier Männer, die aus ihrem normalen Alltag versuchen auszubrechen, indem sie auf unspektakuläre Weise etwas Spektakuläres erreichen wollen.
8.5/10
Gordon erzählt in seinem Dokumentarfilm vom dem klassischen Kampf des David gegen Goliath. Und es ist ein harter Kampf, speziell dann, wenn er mit ungleichen Mitteln geführt wird. Zwar erkannte „Twin Galaxies“ Steves ersten Rekordbruch auf Video nicht an, als dieser den Rekord jedoch live aufstellt und Mitchell in Abwesenheit ein Video mit technischen Mäkeln einsendet, landet sein neuer Rekord innerhalb von wenigen Minuten auf der Homepage des Verbandes. In der Folgeszene sieht man Wiebe weinen. Es wirkt, als kämpfe er einen aussichtlosen Kampf gegen Lobbyisten, die alles unternehmen, um den Status Quo aufrecht zu erhalten. „Some people sort of ruin their lifes“. Fraglos hat das Geschehen Auswirkungen auf Wiebes Familienleben. Die Zeit, die der Vater in der Garage oder auf Wettbewerben zubringt, fehlt seinen Kindern. Auch an seiner Frau geht die emotionale Belastung nicht spurlos vorbei. Im Laufe des Filmes kämpft Steve weniger darum Erster zu sein, sondern nur noch darum Anerkennung zu erfahren. Als bei einem Wettbewerb Mitchell erscheint und wie ein Tiger um Steve herumschleicht, grüßt er diesen nicht einmal zurück. Die Angst ist ihm in jedem direkten Interview stets in die Augen geschrieben. Mitchell weiß ganz genau, dass er ohne seinen Donkey Kong Rekord gar nichts mehr wert ist.
Die Auseinandersetzung zwischen Wiebe und Mitchell schaffte es sogar in einer ganzen South Park-Folge (More Crap, d. Red.) referiert zu werden. Scheinbar spitzte Regisseur Seth Gordon den einen oder anderen Aspekt zu, um die Thematik seiner Dokumentation dienlicher zu machen. Bis zur Abweisung von Wiebes erstem Rekord vergingen wohl drei Jahre und auch vor dem finalen Turnier sollen sich die beiden Konkurrenten schon mal in persona begegnet sein. Nichtsdestotrotz ist Gordon mit seinem Film eine packende Dokumentation eines unscheinbaren Milieus gelungen. Männer wie Walter Day oder Robert Mruczek widmeten ihre Freizeit für die Errichtung ihres Arcadeverbands. Mit welcher Verbissenheit und insbesondere auch Taktik „professionelle“ Spieler wie Wiebe und Mitchell an ihre Spiele herangehen, ist beeindruckend. Mit Skizzen und Diagrammen werden hier bestimmte Bewegungen einstudiert. The King of Kong ist eine unterhaltsame und spannende Dokumentation über den Ehrgeiz, Stolz und die Angst zweier Männer, die aus ihrem normalen Alltag versuchen auszubrechen, indem sie auf unspektakuläre Weise etwas Spektakuläres erreichen wollen.
8.5/10
Schöner Artikel, danke! =)
AntwortenLöschenHabe noch nichts von dem Film gehört, klingt aber sehr interessant! Werde mal meine Augen danach offen halten...
AntwortenLöschenIm Kino oder auf DVD gesehen?
AntwortenLöschenWeder noch. Geb zu, dass ich ihn im Internet gesehen habe. Im Kino lief er nicht und die DVD ist zumindest bei Play.com vergriffen.
AntwortenLöschenBilly ist ein Arsch:-)
AntwortenLöschenschöne kurzweilige Doku, m.E. wird leider zu wenig auf die "Szene" eingegangen und das Duell steht zu sehr im Mittelpunkt.