That’s science fiction.
„Fly me to the moon and let me play among the stars“, schrieb Bart Howard vor 55 Jahren in seinem Song In Other Words, der aufgrund dieser Textzeile jedoch bald darauf in Fly Me to the Moon umbenannt werden sollte. Damals wirkte die Entsendung eines Menschen in den Weltraum noch illusorisch, von einem Flug zum Mond ganz zu schweigen. Zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg war die Welt immer noch nicht zum Stillstand gekommen. Schon gar nicht die USA. Aus Japan und Deutschland abgezogen, verlagerte man die Truppen erst gen Korea, ehe man sich in den so genannten Kalten Krieg mit der Sowjetunion begeben sollte. Ein Krieg, der sich nicht durch Schützengräben und Feuergefechte auszeichnen sollte, sondern um Dominanz und Monopolstellungen. Ein gesellschafts-politischer Schwanzvergleich, wenn man so möchte. Exemplarisch zu sehen am Weltraumprogramm beider Nationen. Die erste Schockstarre setzte am 4. Oktober 1957 ein. Die Sowjets entließen mit Sputnik 1 den ersten Satelliten in die Erdumlaufbahn, am 12. April 1961 sollte mit Juri Alexejewitsch Gagarin der erste Mensch folgen. Der Stolz der USA war nicht nur gekränkt, man fühlte sich gedemütigt.
Etwas, dass Antikommunist John Fitzgerald Kennedy, seines Zeichens 35. Präsident der USA, nicht auf sich sitzen lassen konnte. Keine fünfzig Tage später würde er eine Rede halten, die für die amerikanische Raumfahrtorganisation NASA zur Meßlatte verkommen sollte. „I believe that this nation should commit itself to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the Moon and returning him safely to the Earth”, erklärte Kennedy am 25. Mai 1961. Innerhalb von neun Jahren sollte man also einen Amerikaner zum Mond schicken, bzw. auf jeden Fall vor den Sowjets. Zwanzig Tage zuvor hatte man Alan Shepard in die Erdumlaufbahn geschickt, im Jahr darauf begann das Gemini-Programm, Zu den ausgewählten Astronauten zählten damals unter anderem Neil Armstrong und Jim Lovell. Die ersten Raketenstarts, die meist explosiv verliefen, wirkten dabei wenig beruhigend. „It looked like a quick way to have a short career“, erzählt Lovell im Zuge von David Singtons Dokumentation In the Shadow of the Moon. Die Planungen gingen voran, Gemini mündete im Apollo-Programm. Am 27. Januar 1967 brach während eines Tests auf der Startrampe dann ein Feuer in der Kapsel von Apollo 1 aus. Der Raumfahrtwettstreit mit den Sowjets hatte das Leben dreier Astronauten gekostet.
„We never gave it a second thought. What would happen if you got a spark in a 16 PSI, 100% oxygen environment?”, blickt Eugene Cernan auf das Unglück zurück. Menschliches Versagen, Zeitdruck, Konkurrenzdenken. Sington widmet der Apollo 1 nur ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit. Kritik an der Vorgehensweise findet quasi nicht statt. Vielleicht oder wahrscheinlich eine Bedingung der NASA, die das Gros der Archivaufnahmen zur Verfügung gestellt haben wird. Umso nachvollziehbarer, dass deshalb der große Erfolg von Apollo 11 den Fokus der Dokumentation darstellt. Wie die Einlösung eines Versprechens an Präsident Kennedy wirkt es da, wenn die Raumkapsel mit Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Mike Collins am 15. Juli 1969 startet und sich aufmacht, Geschichte zu schreiben. Etwas mehr als ein halbes Jahr zuvor, im Dezember 1968, gelang es Apollo 8 – mit Jim Lovell an Bord – zum Mond zu fliegen, allerdings ohne auf diesem zu landen. Auch die folgenden beiden Apollo-Missionen würden lediglich den Mond-Orbit erkunden, um den Weg zu bereiten für den „giant leap for mankind“. Am 21. Juli 1969, fünf Monate vor Ende der inoffiziellen Frist, die Kennedy acht Jahre zuvor gesetzt hatte, setzte Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond. „And the next day you’re an American hero“, konstatiert Cernan im Folgenden richtig.
Von 1968 bis 1972 schickte die NASA neun Apollo-Missionen zum Mond. Insgesamt waren es 24 Männer, die zum Mond geschickt wurden, wobei 12 ihren Fuß auf den Erdtrabanten setzten. Zehn dieser 24 Astronauten lud Sington schließlich zu seiner Reflektion über das Apollo-Programm ein. Gut möglich, dass die Tatsache, als erste Menschen den Mond beschritten zu haben, Armstrong und Aldrin zu Kopf gestiegen ist. Während Armstrong darauf verzichtete, an In the Shadow of the Moon zu partizipieren (er lebt als strahlender Held in den Worten seiner Freund und Kollegen fort), verlangte Aldrin als Einziger der Ex-Astronauten für seinen Auftritt bezahlt zu werden. Auch wenn alle Interviewpartner sehr sympathisch rüberkommen, selbst wenn Cernan und Young einen leicht arroganten Einschlag haben, sind es primär Mike Collins und Alan Bean (Apollo 12), die am authentischsten wirken. Besonders ergreifend ist schließlich die Szene, in der Lovell über die verunglückte Apollo-13-Mission spricht. Zwei Mal flog Lovell, der seit 1964 im Apollo-Programm war, zum Mund, durfte seinen Fuß letztlich jedoch noch an die Stelle setzen, wo seine Freunde und Kollegen zuvor ihre Abdrücke hinterlassen hatten.
Nachdem Sington das Spektrum der elften Apollo-Mission abgehandelt hat, wird natürlich auch noch die nicht minder berühmt gewordene und passenderweise 13. Mission ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Mit dem Spielfilm von Ron Howard – der hier als Produzent fungiert – lässt sich dies jedoch nicht vergleichen, da nicht nur durch die Anwesenheit von Lovell wenig Spannung aufkommen will. Da Sington zudem Archivmaterial aller Missionen querbeet miteinander vermischt, verwischen bisweilen etwas die Grenzen von dem, was wirklich so passiert ist, und was dem Zuschauer nur einen Eindruck vermitteln soll. Dafür erhält man einen guten Einblick in jene Gruppe von Männern, denen die Möglichkeit gegeben wurde, unseren Planeten von der Oberfläche eines anderen Himmelskörpers zu begutachten. „When you see Earth like that, it’s powerful“, bestätigt Edgar Mitchell (Apollo 16). Insofern dokumentiert Sington die Raumfahrtgeschichte - bzw. die der Apollo-Missionen – ganz gut, insbesondere auch dank des zahlreich vorhandenen Archivmaterials, das den Zuschauer mitnimmt in die Kapseln und auf den Erdtrabanten. Philip Sheppards an James Horner erinnernde musikalische Untermalung trägt ihren Teil dazu bei, In the Shadow of the Moon zu einem unterhaltsamen, magischen und vor allem informativen Ausflug jenseits unserer Atmosphäre werden zu lassen. Fly me to the moon wahrhaftig.
8/10
„Fly me to the moon and let me play among the stars“, schrieb Bart Howard vor 55 Jahren in seinem Song In Other Words, der aufgrund dieser Textzeile jedoch bald darauf in Fly Me to the Moon umbenannt werden sollte. Damals wirkte die Entsendung eines Menschen in den Weltraum noch illusorisch, von einem Flug zum Mond ganz zu schweigen. Zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg war die Welt immer noch nicht zum Stillstand gekommen. Schon gar nicht die USA. Aus Japan und Deutschland abgezogen, verlagerte man die Truppen erst gen Korea, ehe man sich in den so genannten Kalten Krieg mit der Sowjetunion begeben sollte. Ein Krieg, der sich nicht durch Schützengräben und Feuergefechte auszeichnen sollte, sondern um Dominanz und Monopolstellungen. Ein gesellschafts-politischer Schwanzvergleich, wenn man so möchte. Exemplarisch zu sehen am Weltraumprogramm beider Nationen. Die erste Schockstarre setzte am 4. Oktober 1957 ein. Die Sowjets entließen mit Sputnik 1 den ersten Satelliten in die Erdumlaufbahn, am 12. April 1961 sollte mit Juri Alexejewitsch Gagarin der erste Mensch folgen. Der Stolz der USA war nicht nur gekränkt, man fühlte sich gedemütigt.
Etwas, dass Antikommunist John Fitzgerald Kennedy, seines Zeichens 35. Präsident der USA, nicht auf sich sitzen lassen konnte. Keine fünfzig Tage später würde er eine Rede halten, die für die amerikanische Raumfahrtorganisation NASA zur Meßlatte verkommen sollte. „I believe that this nation should commit itself to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the Moon and returning him safely to the Earth”, erklärte Kennedy am 25. Mai 1961. Innerhalb von neun Jahren sollte man also einen Amerikaner zum Mond schicken, bzw. auf jeden Fall vor den Sowjets. Zwanzig Tage zuvor hatte man Alan Shepard in die Erdumlaufbahn geschickt, im Jahr darauf begann das Gemini-Programm, Zu den ausgewählten Astronauten zählten damals unter anderem Neil Armstrong und Jim Lovell. Die ersten Raketenstarts, die meist explosiv verliefen, wirkten dabei wenig beruhigend. „It looked like a quick way to have a short career“, erzählt Lovell im Zuge von David Singtons Dokumentation In the Shadow of the Moon. Die Planungen gingen voran, Gemini mündete im Apollo-Programm. Am 27. Januar 1967 brach während eines Tests auf der Startrampe dann ein Feuer in der Kapsel von Apollo 1 aus. Der Raumfahrtwettstreit mit den Sowjets hatte das Leben dreier Astronauten gekostet.
„We never gave it a second thought. What would happen if you got a spark in a 16 PSI, 100% oxygen environment?”, blickt Eugene Cernan auf das Unglück zurück. Menschliches Versagen, Zeitdruck, Konkurrenzdenken. Sington widmet der Apollo 1 nur ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit. Kritik an der Vorgehensweise findet quasi nicht statt. Vielleicht oder wahrscheinlich eine Bedingung der NASA, die das Gros der Archivaufnahmen zur Verfügung gestellt haben wird. Umso nachvollziehbarer, dass deshalb der große Erfolg von Apollo 11 den Fokus der Dokumentation darstellt. Wie die Einlösung eines Versprechens an Präsident Kennedy wirkt es da, wenn die Raumkapsel mit Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Mike Collins am 15. Juli 1969 startet und sich aufmacht, Geschichte zu schreiben. Etwas mehr als ein halbes Jahr zuvor, im Dezember 1968, gelang es Apollo 8 – mit Jim Lovell an Bord – zum Mond zu fliegen, allerdings ohne auf diesem zu landen. Auch die folgenden beiden Apollo-Missionen würden lediglich den Mond-Orbit erkunden, um den Weg zu bereiten für den „giant leap for mankind“. Am 21. Juli 1969, fünf Monate vor Ende der inoffiziellen Frist, die Kennedy acht Jahre zuvor gesetzt hatte, setzte Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond. „And the next day you’re an American hero“, konstatiert Cernan im Folgenden richtig.
Von 1968 bis 1972 schickte die NASA neun Apollo-Missionen zum Mond. Insgesamt waren es 24 Männer, die zum Mond geschickt wurden, wobei 12 ihren Fuß auf den Erdtrabanten setzten. Zehn dieser 24 Astronauten lud Sington schließlich zu seiner Reflektion über das Apollo-Programm ein. Gut möglich, dass die Tatsache, als erste Menschen den Mond beschritten zu haben, Armstrong und Aldrin zu Kopf gestiegen ist. Während Armstrong darauf verzichtete, an In the Shadow of the Moon zu partizipieren (er lebt als strahlender Held in den Worten seiner Freund und Kollegen fort), verlangte Aldrin als Einziger der Ex-Astronauten für seinen Auftritt bezahlt zu werden. Auch wenn alle Interviewpartner sehr sympathisch rüberkommen, selbst wenn Cernan und Young einen leicht arroganten Einschlag haben, sind es primär Mike Collins und Alan Bean (Apollo 12), die am authentischsten wirken. Besonders ergreifend ist schließlich die Szene, in der Lovell über die verunglückte Apollo-13-Mission spricht. Zwei Mal flog Lovell, der seit 1964 im Apollo-Programm war, zum Mund, durfte seinen Fuß letztlich jedoch noch an die Stelle setzen, wo seine Freunde und Kollegen zuvor ihre Abdrücke hinterlassen hatten.
Nachdem Sington das Spektrum der elften Apollo-Mission abgehandelt hat, wird natürlich auch noch die nicht minder berühmt gewordene und passenderweise 13. Mission ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Mit dem Spielfilm von Ron Howard – der hier als Produzent fungiert – lässt sich dies jedoch nicht vergleichen, da nicht nur durch die Anwesenheit von Lovell wenig Spannung aufkommen will. Da Sington zudem Archivmaterial aller Missionen querbeet miteinander vermischt, verwischen bisweilen etwas die Grenzen von dem, was wirklich so passiert ist, und was dem Zuschauer nur einen Eindruck vermitteln soll. Dafür erhält man einen guten Einblick in jene Gruppe von Männern, denen die Möglichkeit gegeben wurde, unseren Planeten von der Oberfläche eines anderen Himmelskörpers zu begutachten. „When you see Earth like that, it’s powerful“, bestätigt Edgar Mitchell (Apollo 16). Insofern dokumentiert Sington die Raumfahrtgeschichte - bzw. die der Apollo-Missionen – ganz gut, insbesondere auch dank des zahlreich vorhandenen Archivmaterials, das den Zuschauer mitnimmt in die Kapseln und auf den Erdtrabanten. Philip Sheppards an James Horner erinnernde musikalische Untermalung trägt ihren Teil dazu bei, In the Shadow of the Moon zu einem unterhaltsamen, magischen und vor allem informativen Ausflug jenseits unserer Atmosphäre werden zu lassen. Fly me to the moon wahrhaftig.
8/10
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