Fünf der elf erfolgreichsten Filme des vergangenen Kinojahres waren Comicverfilmungen aus dem Hause Disney/Marvel, Warner Bros. und Fox. Ein sich verstärkender Trend, aber nicht unbedingt ein junger. Bereits Anfang des Jahrtausends gaben sich an den Kinokassen Spider-Man, X-Men, Blade und Batman die Klinke in die Hand. Genauso wie in den Neunzigern Videospieladaptionen wie Super Mario Bros. (1993) und Street Fighter (1994) oder ebenjene Comic-Filme in Form von Teenage Mutant Ninja Turtles (1990) und The Flintstones. Letzterer war eine 1994 von Steven Spielrock produzierte Realverfilmung des gleichnamigen Hanna-Barbera-Cartoons, der 1960 als erster seiner Art im Abendprogramm von ABC ausgestrahlt wurde.
Im Fokus steht der Steinbruchangestellte Fred Flintstone (John Goodman), ein Mitglied der Arbeiterklasse in der Steinzeit-Gemeinde von Bedrock. Fred führt ein simples Leben mit Gattin Wilma (Elizabeth Perkins) und ihrer Tochter Pebbles sowie seinem Nachbarn, Freund und Arbeitskollegen Barney Rubble (Rick Moranis). Weil Fred ihm und seiner Frau Betty (Rosie O’Donnell) Geld geliehen hat, damit diese einen Sohn adoptieren können, tauscht Barney bei einem Karrieretest in der Arbeit sein Ergebnis mit dem von Fred aus. Als Testsieger ist es Fred, der daraufhin vom Steinbruch-Vizepräsident Cliff Vandercave (Kyle MacLachlan) in den Vorstand befördert wird. Nichtsahnend, dass hinter all dem ein maliziöses Schema steckt.
The Flintstones, bei dem Brian Levant die Regie übernahm, ist eine Comicverfilmung wie man sie heutzutage nicht mehr zu sehen bekommen wird. Ein Film, der sich ähnlich wie Super Mario Bros., Street Fighter, Mortal Kombat und die anderen Vertreter der 1990er – hier könnte man auch die Batman-Filme von Joel Schumacher dazuzählen – primär verspielt und unernst gibt. Vorrangig ist da speziell die Mimikry des Originals, von den liebevoll gestalteten Kostümen bis zu den vielen Details im Production Design des Studiofilms. Einige wenigen CGI-Ausnahmen wie Dino und Baby Puss ausgenommen regieren hier die praktischen Effekte, was erfrischend altmodisch ist, auch wenn es natürlich oft etwas Cartoonhaftes hat.
Den Anspruch, authentisch zu sein, hat Levants Film natürlich keineswegs, und dennoch macht er es sich nicht immer leicht, wenn er seine inhärente Logik etwas ad absurdum führt. So gibt es viele nette visuelle prähistorische Ideen für moderne Technologien, vom Krabben-Rasenmäher über den Schweine-Müllschlucker hin zum Anzünden von Kerzen als Straßenlaternen oder wie Fred jeden Morgen geweckt wird. Gleichzeitig führt The Flintstones aber auch das Autoradio ein, zu dem Fred und Barney auf dem Heimweg mitsingen, genauso wie Fernsehapparate auftauchen und The B-52’s in einer der Szenen tatsächlich in ein aus Stein gehauenes Bühnenset ihre Pop-Lieder trällern. Nicht die einzigen misslungen Rückrufe auf die moderne Welt.
So verweist eine Flugbegleiterin eingangs beim Überflug über Bedrock auf den Grand Canyon, der in einigen tausend Jahren dort entstehen wird. Und im Schlussakt bricht der von Harvey Korman gesprochene Dictabird wie im zweiten Akt bereits MacLachlans Vandercave die vierte Wand für einen schwachen Verweis-Witz auf Disney. Diese Aspekte sind umso ärgerlicher, da sie nicht nötig gewesen wären und auch wenn die Fernsehapparate Bestandteil des Original-Cartoons sind, zerstören sie etwas das Bild dieses Steinzeit-Pendants unserer heutigen Welt. Auch das Drehbuch wirkt weitaus konstruierter als für das intendierte Handlungsgerüst erforderlich gewesen wäre. Und wirft infolgedessen wie die Fernsehapparate eher Fragen auf.
Zwar geht Barney derselben Arbeit nach wie Fred, fährt ein kleineres Auto und hat weder Kind noch Haustiere, dennoch muss er sich von den Flintstones Geld leihen, um die Adoption von Bamm-Bamm durchführen zu können. Was im Widerspruch zu einem weiteren Running Gag steht, in welchem es Fred ist, der sich stets von Barney Geld leiht. Die Verschuldung dient als Hintergrund für den Austausch des Karrieretests, widersprüchlich ist hierbei aber, wieso Vandercave gerade den intelligentesten Angestellten zum Sündenbock für seine Veruntreuung machen will. Dafür hätte sich Fred weitaus besser geeignet, wenn er für seine Dummheit ausgewählt würde. Nur ginge dann natürlich der Konflikt der Entlassung von Barney flöten.
Einfacher wäre gewesen, dass der Test für Vandercave dazu dient, in Fred den idealen Kandidaten als Sündenbock für die Veruntreuung zu finden. Einen Keil zwischen die Freundschaft mit Barney hätte dann die steigende Arroganz des nun neureichen Freds treiben können, wie sie der Film auch propagiert. Zugleich hätte dabei Vandercave dennoch Barney entlassen können, indem zugleich so die smartesten Mitarbeiter des Steinbruchs aus diesem befördert würden, damit der Plan der Massenentlassung durch den anstehenden Automatisierungsprozess – durchaus ein spannender Subplot – nicht aufgedeckt wird. In der Ausarbeitung des Plots zeigt sich aber zugleich, dass dieser für einen Familienfilm generell wohl etwas überfrachtet ist.
Der Aspekt der Automatisierung des Steinbruchs ist ein durchaus interessanter, auch wenn nicht ganz klar ist, wieso sich Vandercave so um ihn bemüht, wo sein eigener Verbleib in der Firma doch aufgrund der Unterschlagung ein befristeter sein dürfte. Amüsant gerät dafür der Vorgriff auf den Center-for-Ants-Gag aus Zoolander, wenn Fred in Frage stellt, ob die Modellhäuser der Präsentation groß genug für ihre Bewohner sein werden. Eine reduziertere Handlung wäre aber wohl empfehlenswerter gewesen, wobei jedoch keineswegs alles schlecht ist in The Flintstones. Die eingangs angesprochene Mimikry insbesondere macht die Adaption der Cartoon-Serie sehenswert und hält den (nostalgischen) Spaß an der Sichtung aufrecht.
Die visuelle Umsetzung mit den vielen praktischen Effekten, realen Sets und Kostümen wurde bereits angesprochen, aber auch die Darsteller verleihen ihren Figuren Leben. Roseanne-Veteran John Goodman, die einzige Wahl Spielbergs für die Hauptrolle, wird der Präsenz von Fred gerecht, auch Rick Moranis überzeugt als Barney. Elizabeth Perkins und Rosie O’Donnell sind zwar für die Handlung nicht zentral, gefallen aber gerade mit ihrem aus der Serie übernommenen Referenzlachen. Aufgrund ihres nuancierten Spiels und 90er-Sexappeals ein Highlight für sich ist Halle Berry als Sharon Stone, Freds laszive Sekretärin und Vandercave-Komplizin, wofür sich der Film trotz des müden (und nicht einzigen) “Stone”-Gags einen halben Bonuspunkt verdient.
Dank der Gewichtung auf praktische Effekte ist der über 20 Jahre alte The Flintstones relativ gut gealtert, auch wenn er heutzutage kaum mehr präsent im Bewusstsein scheint. Dabei war er gar nicht mal ein Flop, landete in den Kinocharts der USA im Jahr 1994 auf dem fünften Rang und weltweit auf Platz 6 mit einem Einspiel über 340 Millionen Dollar. Das macht Brian Levants Film sicher nicht zum Meisterwerk, nicht einmal zu einem sonderlichen guten Film, aber The Flintstones besitzt Charme und viel Liebe zu seinem Original mit einem gut aufgelegten Ensemble, das es aufgrund seiner buchstäblichen cartoonhaften Figuren nicht leicht hat. Und was das anbelangt, dürften sich die vielen heutigen Comicverfilmungen ruhig eine Scheibe abschneiden.
Im Fokus steht der Steinbruchangestellte Fred Flintstone (John Goodman), ein Mitglied der Arbeiterklasse in der Steinzeit-Gemeinde von Bedrock. Fred führt ein simples Leben mit Gattin Wilma (Elizabeth Perkins) und ihrer Tochter Pebbles sowie seinem Nachbarn, Freund und Arbeitskollegen Barney Rubble (Rick Moranis). Weil Fred ihm und seiner Frau Betty (Rosie O’Donnell) Geld geliehen hat, damit diese einen Sohn adoptieren können, tauscht Barney bei einem Karrieretest in der Arbeit sein Ergebnis mit dem von Fred aus. Als Testsieger ist es Fred, der daraufhin vom Steinbruch-Vizepräsident Cliff Vandercave (Kyle MacLachlan) in den Vorstand befördert wird. Nichtsahnend, dass hinter all dem ein maliziöses Schema steckt.
The Flintstones, bei dem Brian Levant die Regie übernahm, ist eine Comicverfilmung wie man sie heutzutage nicht mehr zu sehen bekommen wird. Ein Film, der sich ähnlich wie Super Mario Bros., Street Fighter, Mortal Kombat und die anderen Vertreter der 1990er – hier könnte man auch die Batman-Filme von Joel Schumacher dazuzählen – primär verspielt und unernst gibt. Vorrangig ist da speziell die Mimikry des Originals, von den liebevoll gestalteten Kostümen bis zu den vielen Details im Production Design des Studiofilms. Einige wenigen CGI-Ausnahmen wie Dino und Baby Puss ausgenommen regieren hier die praktischen Effekte, was erfrischend altmodisch ist, auch wenn es natürlich oft etwas Cartoonhaftes hat.
Den Anspruch, authentisch zu sein, hat Levants Film natürlich keineswegs, und dennoch macht er es sich nicht immer leicht, wenn er seine inhärente Logik etwas ad absurdum führt. So gibt es viele nette visuelle prähistorische Ideen für moderne Technologien, vom Krabben-Rasenmäher über den Schweine-Müllschlucker hin zum Anzünden von Kerzen als Straßenlaternen oder wie Fred jeden Morgen geweckt wird. Gleichzeitig führt The Flintstones aber auch das Autoradio ein, zu dem Fred und Barney auf dem Heimweg mitsingen, genauso wie Fernsehapparate auftauchen und The B-52’s in einer der Szenen tatsächlich in ein aus Stein gehauenes Bühnenset ihre Pop-Lieder trällern. Nicht die einzigen misslungen Rückrufe auf die moderne Welt.
So verweist eine Flugbegleiterin eingangs beim Überflug über Bedrock auf den Grand Canyon, der in einigen tausend Jahren dort entstehen wird. Und im Schlussakt bricht der von Harvey Korman gesprochene Dictabird wie im zweiten Akt bereits MacLachlans Vandercave die vierte Wand für einen schwachen Verweis-Witz auf Disney. Diese Aspekte sind umso ärgerlicher, da sie nicht nötig gewesen wären und auch wenn die Fernsehapparate Bestandteil des Original-Cartoons sind, zerstören sie etwas das Bild dieses Steinzeit-Pendants unserer heutigen Welt. Auch das Drehbuch wirkt weitaus konstruierter als für das intendierte Handlungsgerüst erforderlich gewesen wäre. Und wirft infolgedessen wie die Fernsehapparate eher Fragen auf.
Zwar geht Barney derselben Arbeit nach wie Fred, fährt ein kleineres Auto und hat weder Kind noch Haustiere, dennoch muss er sich von den Flintstones Geld leihen, um die Adoption von Bamm-Bamm durchführen zu können. Was im Widerspruch zu einem weiteren Running Gag steht, in welchem es Fred ist, der sich stets von Barney Geld leiht. Die Verschuldung dient als Hintergrund für den Austausch des Karrieretests, widersprüchlich ist hierbei aber, wieso Vandercave gerade den intelligentesten Angestellten zum Sündenbock für seine Veruntreuung machen will. Dafür hätte sich Fred weitaus besser geeignet, wenn er für seine Dummheit ausgewählt würde. Nur ginge dann natürlich der Konflikt der Entlassung von Barney flöten.
Einfacher wäre gewesen, dass der Test für Vandercave dazu dient, in Fred den idealen Kandidaten als Sündenbock für die Veruntreuung zu finden. Einen Keil zwischen die Freundschaft mit Barney hätte dann die steigende Arroganz des nun neureichen Freds treiben können, wie sie der Film auch propagiert. Zugleich hätte dabei Vandercave dennoch Barney entlassen können, indem zugleich so die smartesten Mitarbeiter des Steinbruchs aus diesem befördert würden, damit der Plan der Massenentlassung durch den anstehenden Automatisierungsprozess – durchaus ein spannender Subplot – nicht aufgedeckt wird. In der Ausarbeitung des Plots zeigt sich aber zugleich, dass dieser für einen Familienfilm generell wohl etwas überfrachtet ist.
Der Aspekt der Automatisierung des Steinbruchs ist ein durchaus interessanter, auch wenn nicht ganz klar ist, wieso sich Vandercave so um ihn bemüht, wo sein eigener Verbleib in der Firma doch aufgrund der Unterschlagung ein befristeter sein dürfte. Amüsant gerät dafür der Vorgriff auf den Center-for-Ants-Gag aus Zoolander, wenn Fred in Frage stellt, ob die Modellhäuser der Präsentation groß genug für ihre Bewohner sein werden. Eine reduziertere Handlung wäre aber wohl empfehlenswerter gewesen, wobei jedoch keineswegs alles schlecht ist in The Flintstones. Die eingangs angesprochene Mimikry insbesondere macht die Adaption der Cartoon-Serie sehenswert und hält den (nostalgischen) Spaß an der Sichtung aufrecht.
Die visuelle Umsetzung mit den vielen praktischen Effekten, realen Sets und Kostümen wurde bereits angesprochen, aber auch die Darsteller verleihen ihren Figuren Leben. Roseanne-Veteran John Goodman, die einzige Wahl Spielbergs für die Hauptrolle, wird der Präsenz von Fred gerecht, auch Rick Moranis überzeugt als Barney. Elizabeth Perkins und Rosie O’Donnell sind zwar für die Handlung nicht zentral, gefallen aber gerade mit ihrem aus der Serie übernommenen Referenzlachen. Aufgrund ihres nuancierten Spiels und 90er-Sexappeals ein Highlight für sich ist Halle Berry als Sharon Stone, Freds laszive Sekretärin und Vandercave-Komplizin, wofür sich der Film trotz des müden (und nicht einzigen) “Stone”-Gags einen halben Bonuspunkt verdient.
Dank der Gewichtung auf praktische Effekte ist der über 20 Jahre alte The Flintstones relativ gut gealtert, auch wenn er heutzutage kaum mehr präsent im Bewusstsein scheint. Dabei war er gar nicht mal ein Flop, landete in den Kinocharts der USA im Jahr 1994 auf dem fünften Rang und weltweit auf Platz 6 mit einem Einspiel über 340 Millionen Dollar. Das macht Brian Levants Film sicher nicht zum Meisterwerk, nicht einmal zu einem sonderlichen guten Film, aber The Flintstones besitzt Charme und viel Liebe zu seinem Original mit einem gut aufgelegten Ensemble, das es aufgrund seiner buchstäblichen cartoonhaften Figuren nicht leicht hat. Und was das anbelangt, dürften sich die vielen heutigen Comicverfilmungen ruhig eine Scheibe abschneiden.
5.5/10
Den Film habe ich damals sogar im Kino gesehen. Fand den Look toll und habe den Kinobesuch (war im Urlaub, deshalb weiß ich es noch so genau) in guter Erinnerung. Der Film selbst war mir danach ein wenig egal, aber das scheint ja auch deine Besprechung widerzuspiegeln.
AntwortenLöschenIch hatte ihn damals auch im Kino gesehen, ohne dass er mich damals euphorisch zurückgelassen hätte. Was auch daran lag, dass im Nachgang zu Jurassic Park diese (praktischen) Dinos dann eben doch nicht mehr ganz so toll aussahen.
LöschenAuch ich erinnere mich an den Kinobesuch damals. Allerdings ging ich nach den vielversprechenden Trailern und dem netten Musikvideo, das seinerzeit auf MTV auf Dauerschleife lief, ziemlich enttäuscht aus dem OV-Lichtspielhaus.
AntwortenLöschenEine Zweitsichtung nach so langer Zeit wäre sicherlich interessant.
Gibt ihn auf/bei Amazon Prime, falls du dort Mitglied bist.
Löschen