Come on!
Nach drei Staffeln von Mitchell Hurwitz’ Sitcom Arrested Development drückt sich meine Haltung zur Show am ehesten in einer Umformulierung des Serien-Intros aus: “now the story of a highly praised sitcom which won over everyone, and the one viewer who had no choice but to keep it together”. Die Serie taucht gerne auf Bestenlisten auf, zählt für TIME zu den 100 besten Fernsehserien aller Zeiten (“characters and laughs genuine“) und ist auch für die britische Empire die 18. gelungenste Show, die je im TV zu bewundern war (“some of the sharpest comedy writing of all time”). Dabei kann ich nach Sichtung der 53 Folgen weniger die Lobeshymnen verstehen, als vielmehr die Einstellung der Show 2006.
Mitinitiiert von Hollywood-Regisseur Ron Howard verfolgt die Sitcom die Immobilienfirma der Blooth Company, deren Oberhaupt George Blooth (Jeffrey Tambor) in der Pilotfolge wegen Betrugs ins Gefängnis wandert. Entgegen seiner Erwartung wurde der zweitälteste Sohn Michael (Jason Bateman) zuvor nicht der Nachfolger seines Vaters, sondern seine Mutter (Jessica Walter). Mit der Verhaftung von George und der “wealthy family“, die droht, alles zu verlieren, kommt nun Michael ins Spiel - “the one son who had no choice but to keep them all together“. Dessen Versuche die Firma zu retten, finden weniger im Büro als zu Hause statt, wo die Lebensstandardverwöhnten Verwandten das Chaos beschwören.
Im pseudo-dokumentarischen Stil verfolgt Arrested Development dabei mit Handkameras die illustre Familie von Michael. Vom narzisstischen Hobby-Magier und älterem Bruder Gob (Will Arnett), über die verhätschelte Hobby-Aktivistin und Zwillingsschwester Lindsay (Portia de Rossi) sowie deren Ehemann, Ex-Psychologe und Hobby-Schauspieler Tobias (David Cross), und Tochter Maeby (Alia Shawkat), bis hin zum jüngeren Muttersöhnchen Buster (Tony Hale) und Michaels eigenem Nachwuchs, George Michael (Michael Cera). Jede Menge Figuren also, die bisweilen - ihrer einfaltslosen Destruktivität entsprechend - von ihrem nichtsnutzigen Anwalt Barry Zuckerkorn (Henry Winkler) komplettiert werden.
Arrested Development - Season One
Die erste Staffel beginnt durchwachsen. Zwar stellt die zweite Folge (Top Banana) bereits eine viel versprechende Verbesserung dar und in der fünften Episode, Visiting Ours, findet sich die überzeugendste Folge der gesamten Serie, dennoch schwanken die übrigen 20 Episoden auf einem schmalen Grat der Durchschnittlichkeit. Die meisten Charaktere verfolgen ihre eigene Nebenhandlung, sei es Buster, der unbeabsichtigt eine Affäre mit Lucille (Liza Minelli), der gleichnamigen Nachbarin und Nemesis seiner Mutter, beginnt oder Tobias, der versucht, an erste Rollenangebote zu kommen und dabei Bekanntschaft mit Rocky-Darsteller Carl Weathers macht. Währenddessen versucht Michael, die Firma zu konsolidieren.
Viel Humor wird am Anfang durch die Gefängnisbesuche von Michael erzeugt, wenn George zeigt, dass er sich bestens akklimatisiert hat (“I’m doing the time of my life“) und etabliert wird, dass Henry Winkler in der Tat gar nichts von seinem Job versteht. Zugleich findet sich bereits hier der Beginn der zweitlängsten Story Arc der Serie, wenn sich George Michael in seine Cousine Maeby verknallt. Für den treudoofen Michael Cera, der seither stets dieselbe Rolle zu spielen scheint, eine merklich unangenehme Situation, aus der Arrested Development bis zum bitteren Ende Kapital schlagen will. So simpel Ceras Spiel auch ausfällt (ihm langen zwei Mienen), zeugt er von der überzeugenden Besetzung der Serie.
Letztere beiden fügen sich noch am gelungensten in die fremde Umgebung ein, wobei Poehler es auch leicht gemacht wurde, da sie nur über Szenen mit Ehemann Arnett verfügt. Das grundsätzliche Rezept der ersten Staffel (wie auch der Serie) ist Redundanz - und das geht im Ansatz sogar überraschenderweise auf. Sei es der wiederkehrende Gag mit dem neuen Adoptivsohn der Familie (“Annyong“) oder die Gefängnispolitik der körperlichen Nähe (“No touching!“). Die wenigen netten Momente der meist unterdurchschnittlichen Folgen (lediglich Shock and Aww ragt noch etwas heraus) können jedoch nicht darüber hinweg trösten, dass Arrested Development in seinem ersten Jahr ausgesprochen beliebig ausgefallen ist.
Sei es der selbstgefällige Will Arnett, der einfältige David Cross oder die kalkulierte Jessica Walter. Punktgenau wurden die Rollen gecasted, von denen Jason Bateman noch am meisten das Nachsehen hat. Obschon sein Michael mit die geerdetste Figur zu sein scheint, ist er es zugleich, der von allen Charakteren am unsympathischsten erscheint. Seinen Sohn vernachlässigt er über weite Strecken ebenso effektiv wie dies bei seinen eigenen Eltern der Fall der Fall war und auch von seiner Schwester und deren Gatten nicht minder effektiv praktiziert wird. Gelegentlichen Zuwachs erfährt das Ensemble zudem durch Gastdarsteller wie Heather Graham, Julie Louis-Dreyfus, Jane Lynch, Judy Greer oder Amy Poehler.
Letztere beiden fügen sich noch am gelungensten in die fremde Umgebung ein, wobei Poehler es auch leicht gemacht wurde, da sie nur über Szenen mit Ehemann Arnett verfügt. Das grundsätzliche Rezept der ersten Staffel (wie auch der Serie) ist Redundanz - und das geht im Ansatz sogar überraschenderweise auf. Sei es der wiederkehrende Gag mit dem neuen Adoptivsohn der Familie (“Annyong“) oder die Gefängnispolitik der körperlichen Nähe (“No touching!“). Die wenigen netten Momente der meist unterdurchschnittlichen Folgen (lediglich Shock and Aww ragt noch etwas heraus) können jedoch nicht darüber hinweg trösten, dass Arrested Development in seinem ersten Jahr ausgesprochen beliebig ausgefallen ist.
6.5/10
Arrested Development - Season Two
War die erste Staffel davon bestimmt, dass Michael bei seinen Verwandten den finanziellen Gürtel enger schnallt, so rückt die zweite Staffel nach der Flucht von George aus dem Gefängnis den Bruderzwist zwischen Ältesten und Zweitältesten in den Blickpunkt. Gob wird zum neuen Präsidenten ernannt - allerdings mehr als Aushängeschild, leitet Michael doch weiterhin die Geschicke. Zudem wird das Ensemble um ein zusätzliches Mitglied erweitert, wenn George Michael in Ann (Mae Whitman) seine erste eigene Freundin ergattert. Eine kriselnde Liebe dagegen erwartet endgültig Lindsay und Tobias, die zwar extrem erfolglos, aber dennoch bestimmt eine offene Beziehung als Ausweg für ihre Probleme etablieren.
Im zweiten Jahr steigert sich Arrested Development merklich, ohne jedoch deswegen sonderlich gelungen zu sein. Durch den stärkeren Fokus der meisten Handlungsstränge (Michael vs. Gob, George Michael ♥ Ann, Maeby & Filmbusiness) wirkt die Serie stringenter und weniger willkürlich, unabhängig davon, dass manche der Nebenhandlungen - insbesondere Tobias’ Bestrebungen, der Blue Man Group beizutreten - eher an den Nerven als an den Lachmuskeln zerren. So wird unter anderem auch Buster etwas geschliffen, wenn er zuerst von seiner Mutter Lucille in die Armee eingeschrieben wird und später seine rechte Hand an einen Seelöwen verliert. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten.
Die meisten Gastdarsteller des Vorjahres geben sich erneut die Ehre und werden dieses Mal unterstützt von manchem größeren Kaliber wie Thomas Jane, bis hin zu Ben Stiller oder Zach Braff. Besondere Präsenz zeigt dabei Mae Whitman, deren Integration als Ann (“Who?“) ebenso für einen weiteren gelungenen wiederkehrenden Gag herhält, wie auch Maebys Anstellung als Studioproduzentin (“Marry me!“). Es sind folglich erneut die redundanten Witze, die zum Fundament der Serie zählen, wie zum Beispiel der später einarmige Buster oder auch das Familiencharakteristikum, wie ein Huhn zu tanzen, um in den häufigsten Fällen Michael zu vermitteln, dass man ihn für ein feiges Huhn hält (siehe Ready, Aim, Marry Me).
Zwar vermeidet Hurwitz in der zweiten Staffel grobe Ausreißer nach unten (wie im Vorjahr im Mittelteil aufgetreten), eine wirklich überzeugende Folge will ihm jedoch ebenfalls nicht gelingen. Es sind eine handvoll Episoden wie Ready, Aim, Marry Me, Sword of Destiny oder Afternoon Delight, die etwas stimmiger geraten sind als ihre übrigen Kollegen. Insgesamt ließ sich also eine Steigerung verzeichnen, dank charakterlicher Entwicklungen insbesondere auch für Georges Zwillingsbruder Oscar (Jeffrey Tambor), dem im dritten und finalen Jahr ein besonderes Schicksal blühen sollte. Denn es deutete sich bereits an, dass Arrested Development trotz elf Emmy-Nominierungen seinem Ende entgegen sah.
7/10
Arrested Development - Season Three
Aller guten Dinge sind drei. Denn im dritten Jahr war dann Schluss mit Arrested Development, Kritikerlob hin oder her. Die Quoten waren eingebrochen, um ein ganzes Drittel, was zur Halbierung der georderten Episoden führte. Dass der ausstrahlende Sender Fox an dem ganzen Malheur nicht unschuldig ist, soll nicht bestritten werden, platzierte man die Sitcom im dritten Jahr doch auf denselben Sendeplatz wie das montagabendliche Footballspiel. Wohingegen einer wenig gesehenen, aber hochgelobten Sitcom wie 30 Rock bei NBC die Treue gehalten wird (ob zu Recht sei dahingestellt), wird man dagegen bei Fox abgesägt (ein Schicksal, das dort zuvor bereits Family Guy und Futurama ereilte).
Rückblickend kann - zumindest von meiner Seite aus - gesagt werden, dass dies im Falle von Mitchell Hurwitz’ Show eine richtige Entscheidung war. Denn die dritte Staffel, reduzierte Episodenzahl hin oder her, unterbot nicht nur das zuletzt relativ gelungene zweite Jahr, sondern zugleich noch die Pilotstaffel. Als Ursache hierfür lassen sich zwei Nebenhandlungen ausfindig machen, die zum einen weder interessant noch amüsant waren und zum anderen viel zu lange ausgewälzt wurden. So gibt Charlize Theron in fünf Episoden ab For British Eyes Only eine geistig zurückgebliebene Britin (und untermauert zugleich, dass sie absolut kein humoristisches Talent verfügt), mit der Michael eine Verlobung eingeht.
Des Weiteren tritt Scott Baio als neuer Anwalt der Familie auf, der zum einen die Blooth Company als solche berät, aber auch Lindsays und Tobias’ Scheidung voranbringen soll. Vorhergehende Story Arcs wie Busters Armeeverpflichtung oder die Gefühle von George Michael und Maeby werden fortgeführt, während der amüsanteste Subplot eines fälschlicher Weise inhaftierten Oscar (“I’m Oscar.com“) gleich zu Beginn zu finden ist. Ansonsten rettet sich Arrested Development im dritten Jahr in die Durchschnittlichkeit, der Vollständigkeit halber ließe sich For British Eyes Only noch als „Höhepunkt“ bezeichnen, obschon das euphemistisch ausgedrückt wäre. Am Ende hat es wohl einfach nicht sollen sein.
Des Weiteren tritt Scott Baio als neuer Anwalt der Familie auf, der zum einen die Blooth Company als solche berät, aber auch Lindsays und Tobias’ Scheidung voranbringen soll. Vorhergehende Story Arcs wie Busters Armeeverpflichtung oder die Gefühle von George Michael und Maeby werden fortgeführt, während der amüsanteste Subplot eines fälschlicher Weise inhaftierten Oscar (“I’m Oscar.com“) gleich zu Beginn zu finden ist. Ansonsten rettet sich Arrested Development im dritten Jahr in die Durchschnittlichkeit, der Vollständigkeit halber ließe sich For British Eyes Only noch als „Höhepunkt“ bezeichnen, obschon das euphemistisch ausgedrückt wäre. Am Ende hat es wohl einfach nicht sollen sein.
Dabei ist Arrested Development nicht zwingend eine schlechte Sitcom. Hurtwitz implementierte viele nette Ideen, deren Qualität sich in ihrer Redundanz zeigte. Egal ob die Namensgebung von George Michael, das sprachkulturelle Missverständnis um Annyong (der leider im Lauf der zweiten Staffel verschwand) oder Michaels Ablehnung von Ann. Der Humor der Show brillierte immer wieder kurz auf, doch wirkte dies stets wie ein Flackern in einer erlöschenden Glut. Irgendwie ans Herz gewachsen ist die Show aber dann doch, weshalb der seit Jahren diskutierte (und angeblich nächstes Jahr startende) Kinofilm von mir ebenfalls konsumiert werden wird. Ich bin eben schlussendlich doch ein feiges Huhn. Coo-coo-ca-cha!
6.5/10
Da brauche ich nun gar nicht viel zu schreiben. Meine Meinung zur Serie kennst du ja. Immerhin liegen wir dieses Mal nicht nur den obligatorischen Punkt auseinander... ;)
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