Freunde hält man sich nah, Feinde näher – das wusste bereits der chinesische Militärstratege Sūnzǐ. Eine etwas andere Motivation hatten im Jahr 1968 die Herren William F. Buckley und Gore Vidal, die einander verabscheuten und dennoch gemeinsam vors Fernsehen traten. In zehn Debatten sollten sie für den Sender ABC die Nationalversammlungen der Republikaner und Demokraten analysieren. Auf der einen Seite der konservative Buckley, auf der anderen Seite der liberale Vidal. Die Debatten avancierten zum Ereignis, dass das Fernsehen revolutionieren sollte. In Best of Enemies rekapitulieren die Regisseure Robert Gordon und Morgan Neville die Umstände, Hintergründe und Folgen der Buckley-Vidal-Debatten.
Die waren eher aus der Not geboren. Denn mit den Nachrichtenformaten der Konkurrenten NBC und CBS konnte ABC nicht mithalten. “ABC was the third of the three networks”, sagt Richard Wald, ehemaliger Präsident von NBC News. “Would have been fourth, but there were only three.” Über den Ruf des Senders wurden sogar Witze gemacht. Wie lasse sich der Vietnam-Krieg beenden? Man strahlt ihn auf ABC aus und er wird nach drei Monaten eingestellt. Als es um die Nationalversammlungen des Jahres 1968 ging, brauchte es ein provokantes Medienexperiment, um gegen die Konkurrenz um Walter Cronkite bestehen zu können. “A shot in the dark” nennt Wald die ABC-Debatten rückblickend. Und gesteht: “It changed television. Forever.”
Geht es nach Best of Enemies lag dies weniger am Politdiskurs zwischen beiden Männern über die Kandidaten der Nationalversammlungen als am Diskurs über sich selbst. “Their debate was about lifestyles”, so einer der Talking Heads. “What kind of people should be we?” Der Schriftsteller und Drehbuchautor Vidal wollte Buckley im Fernsehen bloßstellen, Buckley sah im flamboyanten Vidal wiederum den Teufel. “Everything that was going to moral hell“, wie Vidal-Biograf Fred Kaplan sagt. Jeder dachte vom anderen, dass er sehr gefährlich sei, so der Autor Christopher Hitchens. Entsprechend ging es für die beiden Intellektuellen darum, ihr Gegenüber zu demaskieren. Etwas, dass geradezu nach einer möglichen TV-Kontroverse schrie.
“Networks – did they deal in controversy? No”, erklärt Richard Wald. “Did they invite controversy? No.” Und dennoch schalteten im Verlaufe der ABC-Übertragungen laut NY Times-Journalistin Ginia Bellafonte acht von zehn Amerikaner die Berichterstattung zur Republikaner-Convention in Miami ein. Die Einschaltquote von ABC stieg – und sollte andere Debattennachahmer später begünstigen. Für Buckley und Vidal ging es derweil weniger darum, ob Nixon oder Humphrey der kommende Präsident der Vereinigten Staaten würden. Es ging um Egos und Idealismus. Den in der Dokumentation ausgewählten Ausschnitten zufolge bearbeiteten sie sich Runde für Runde wie Boxer mit Worten statt Schlägen. Jeder auf seine Chance wartend.
Die Herangehensweise ist unterschiedlich, wo Vidal immer wieder die Deckung herunternimmt und Buckley lockt, gibt sich dieser zurückhaltender, vorsichtiger. Der Austausch der beiden ist bisweilen fraglos unterhaltsam, was inhaltlich unterfüttert wird mit den biografischen Hintergründen von Biografen wie Kaplan (Vidal) oder Sam Tanenhaus (Buckley). Best of Enemies steuert dabei gezielt auf jene berüchtigte neunte Debatte hin, während deren Auswirkungen und konkret die letzte Debatte etwas unter den Tisch fallen. Auch die Folgen für die Fernsehlandschaft als direkte Folge der ABC-Berichterstattung hätten die beiden Regisseure noch etwas stärker in den Mittelpunkt rücken können, anstatt dies nur am Rande anzusprechen.
Es wäre ebenso interessant gewesen, ein paar tatsächliche Einschätzungen von Buckley und Vidal zur Situation der USA von 1968 zu erhalten. Hier und da spricht Vidal zwar Punkte Buckleys an, dennoch fokussiert sich die Dokumentation zuvorderst auf die Animositäten zwischen den beiden. So wird Best of Enemies eher von seinen Charakteren als seiner medienpolitischen Bedeutung bestimmt, wobei das Thema durchaus noch etwas ausdehnbarer gewesen wäre, wie Clips von Personen wie Jon Stewart und Bill O’Reilly am Schluss zeigen. Aber auch in seiner finalen Form ist Best of Enemies ein über weite Strecken aufschlussreicher und amüsanter Einblick in eine vier Jahrzehnte zurückliegende Polit-, Kultur- und Medienlandschaft.
Die waren eher aus der Not geboren. Denn mit den Nachrichtenformaten der Konkurrenten NBC und CBS konnte ABC nicht mithalten. “ABC was the third of the three networks”, sagt Richard Wald, ehemaliger Präsident von NBC News. “Would have been fourth, but there were only three.” Über den Ruf des Senders wurden sogar Witze gemacht. Wie lasse sich der Vietnam-Krieg beenden? Man strahlt ihn auf ABC aus und er wird nach drei Monaten eingestellt. Als es um die Nationalversammlungen des Jahres 1968 ging, brauchte es ein provokantes Medienexperiment, um gegen die Konkurrenz um Walter Cronkite bestehen zu können. “A shot in the dark” nennt Wald die ABC-Debatten rückblickend. Und gesteht: “It changed television. Forever.”
Geht es nach Best of Enemies lag dies weniger am Politdiskurs zwischen beiden Männern über die Kandidaten der Nationalversammlungen als am Diskurs über sich selbst. “Their debate was about lifestyles”, so einer der Talking Heads. “What kind of people should be we?” Der Schriftsteller und Drehbuchautor Vidal wollte Buckley im Fernsehen bloßstellen, Buckley sah im flamboyanten Vidal wiederum den Teufel. “Everything that was going to moral hell“, wie Vidal-Biograf Fred Kaplan sagt. Jeder dachte vom anderen, dass er sehr gefährlich sei, so der Autor Christopher Hitchens. Entsprechend ging es für die beiden Intellektuellen darum, ihr Gegenüber zu demaskieren. Etwas, dass geradezu nach einer möglichen TV-Kontroverse schrie.
“Networks – did they deal in controversy? No”, erklärt Richard Wald. “Did they invite controversy? No.” Und dennoch schalteten im Verlaufe der ABC-Übertragungen laut NY Times-Journalistin Ginia Bellafonte acht von zehn Amerikaner die Berichterstattung zur Republikaner-Convention in Miami ein. Die Einschaltquote von ABC stieg – und sollte andere Debattennachahmer später begünstigen. Für Buckley und Vidal ging es derweil weniger darum, ob Nixon oder Humphrey der kommende Präsident der Vereinigten Staaten würden. Es ging um Egos und Idealismus. Den in der Dokumentation ausgewählten Ausschnitten zufolge bearbeiteten sie sich Runde für Runde wie Boxer mit Worten statt Schlägen. Jeder auf seine Chance wartend.
Die Herangehensweise ist unterschiedlich, wo Vidal immer wieder die Deckung herunternimmt und Buckley lockt, gibt sich dieser zurückhaltender, vorsichtiger. Der Austausch der beiden ist bisweilen fraglos unterhaltsam, was inhaltlich unterfüttert wird mit den biografischen Hintergründen von Biografen wie Kaplan (Vidal) oder Sam Tanenhaus (Buckley). Best of Enemies steuert dabei gezielt auf jene berüchtigte neunte Debatte hin, während deren Auswirkungen und konkret die letzte Debatte etwas unter den Tisch fallen. Auch die Folgen für die Fernsehlandschaft als direkte Folge der ABC-Berichterstattung hätten die beiden Regisseure noch etwas stärker in den Mittelpunkt rücken können, anstatt dies nur am Rande anzusprechen.
Es wäre ebenso interessant gewesen, ein paar tatsächliche Einschätzungen von Buckley und Vidal zur Situation der USA von 1968 zu erhalten. Hier und da spricht Vidal zwar Punkte Buckleys an, dennoch fokussiert sich die Dokumentation zuvorderst auf die Animositäten zwischen den beiden. So wird Best of Enemies eher von seinen Charakteren als seiner medienpolitischen Bedeutung bestimmt, wobei das Thema durchaus noch etwas ausdehnbarer gewesen wäre, wie Clips von Personen wie Jon Stewart und Bill O’Reilly am Schluss zeigen. Aber auch in seiner finalen Form ist Best of Enemies ein über weite Strecken aufschlussreicher und amüsanter Einblick in eine vier Jahrzehnte zurückliegende Polit-, Kultur- und Medienlandschaft.
7/10
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