21. März 2008

Kurz & Knackig: Welcome to Bayhem

Bad Boys – mit diesem Film begann damals alles, der große Auftakt für Michael Bay in Hollywood. Auch Will Smith verdankt dem Film seinen filmischen Durchbruch, der in nach Independence Day in die Superliga katapultieren würde. Dabei hätte es den Film in der Form fast nie gegeben, da das Produzenten-Duo Bruckheimer/Simpson ursprünglich Dana Carvey und Jon Lovitz in den Hauptrollen vorgesehen hatte. Zum Brüllen. Überraschend auch dass der Film bei Rotten Tomatoes nur 44% inne hat. Natürlich ist die Story – wie immer bei Bay – extrem schwach, was mitunter daran gelegen haben mag, dass sich der Regisseur wenig ans Drehbuch hielt und seine Darsteller improvisieren ließ. In Miami müssen die beiden Cops Mike Lowry (Will Smith) und Marcus Burnett (Martin Lawrence) innerhalb von vier Tagen versuchen das konfiszierte und wieder gestohlene Dope der Polizei zu besorgen. Immer im Schlepptau die einzige Zeugin des Täters (Teá Leoni). Ironischerweise besteht das 2003er Sequel fast zur Hälfte aus demselben Inhalt nur um sehr viel schlechter zu sein. Man sollte sich jedoch nichts vormachen, Bad Boys steht exemplarisch für das Actionkino der 90er Jahre, das von Simpson/Bruckheimer geprägt wurde. In der Hinsicht ist der Film nicht schlechter als ein Beverly Hills Cop oder Lethal Weapon, daher, wenn auch mit gehörig Nostalgiebonus, bekommen die Bad Boys von mir 6.5/10.

The Rock – Der zweite Spielfilm vom Master of Desaster ist bis dato sein bester, zumindest laut Rotten Tomatoes. Dort hält der Film starke 62%, was fast der dreifachen Bewertung von Bad Boys II entspricht. Wer weiß, vielleicht liegt dies ja an Quentin Tarantino, der am Drehbuch mitgeschrieben hat, auch wenn ihm kein Kredit zufiel. Die Handlung lässt sich dabei wie immer bei Bay auf ein Staubkorn pressen. Der durchgeknallte Ed Harris ist stinkig weil tote Soldaten nicht gewürdigt wurden und droht damit San Francisco mit Nervengas zu beschissen. Dabei wird schon zu Beginn erwähnt, dass seine Figur ein Mann der Ehre ist und jetzt dürfte auch dem letzten klar sein, dass er die Teile nicht auf die Bevölkerung loslassen wird. Aber weil das keinen Spaß macht, dürfen Nicky Cage und Sir Sean Connery durch Alcatraz kraxeln und Stück für Stück die Bomben entschärfen. Die Logik hinterlässt man an der Abendkasse, auch Bay-typisch. Die aufdringlichste Frage, weshalb Hummel nicht alle seine Männer einfach zu den Bomben abzieht, wird nicht mal diskutiert. Holla die Waldfee, eine Videospielverfilmung zu einem Videospiel das es nie gab. Besonders hinten raus ist das Teil eine absolute Schlaftablette die in den letzten fünfzehn Minuten niemanden mehr zu fesseln weiß. Weshalb die Subplots mit Claire Forlani und dem Photofilm eingeführt wurden, frag ich mich bis heute, insbesondere wie es Cage möglich ist auf einem einzelnen Photo zu erkennen wer Kennedy erschossen hat (entweder Nixon himself oder die Täter trugen CIA T-Shirts). Die Action ist so lala, damals (1996) vielleicht noch akzeptabel wirkt sie heute wie aus der Konserve. Für die erste Hälfte des Filmes bekommt der Streifen dann doch ein paar Pluspunkte, die er jedoch einzig und allein John C. McGinley und Michael Biehn zu verdanken hat, für den Rest gibt es 5.5/10.

Armageddon – Roger Ebert (mit dem ich zuletzt bei Totoro und Gattaca fast 1:1 übereinstimmte) beschrieb den dritten Bay unter anderem als einen „Angriff auf Augen, Ohren und Gehirn“. Endlich mal wieder ein Film, bei dem ich nicht mit Ebert übereinstimme – und im übrigen scheinbar nicht mal mit überhaupt jemanden (nicht mal mit dem Kleriker, von ich die DVD, wie alle anderen Bays [als ob ich welche auf DVD hätte] entliehen habe). Ein Asteroid fliegt auf die Erde zu und die NASA schickt Bruce Willis und Konsorten aus um unseren Planeten zu retten. Im Grund ist der Film eine Version des Dreckigen Dutzends im All, macht aber gerade jetzt noch mehr Spaß wie früher – hier sieht man eigentlich jeden, den es zu sehen gibt. Nebst Willis tummeln sich Billy Bob Thornton, Will Patton, Steve Buscemi, Peter Stormare, Michael Clarke Duncan, Liv Tyler, Ben Affleck, Owen Wilson und William „The Boss“ Fichtner. Scheiße, was will man eigentlich mehr als Billy Fichtner in einem Film zu haben, selbst Mr. Bay gibt sich in einem Cameo die Ehre. Die Story könnte natürlich dümmer nicht sein, nicht einmal ein Heroinjunkie würde solche zehn Versager ins Weltall schicken, aber gerade das ist der Charme des Filmes. Zu verdanken hat er dies fraglos seinen sechs (!) Drehbuchautoren, darunter die damals relativ unbekannten J.J. Abrams und Tony Gilroy. Bei Armageddon darf man sich einfach nichts vormachen, der Film ist so herzhaft selbstironisch und eine Trashkomödie vom allerfeinsten, dass er exakt das darstellt, was ich mir unter Popcorn-Kino vorstelle. Allein Steve Buscemi und seine One-Liner sind jedes Mal den Blick in den Film wert und mit einem vom Herzen kommenden „Your mama is“ in Richtung Mr. Ebert vergebe ich meinem Lieblings-Bay unterhaltsame 8/10.

Pearl Harbor – bis heute der erfolgreichste Film aller Zeiten….NOT! Wäre er wohl gerne geworden, das merkt man ihm schon allein an seinem Titanic-Touch an. Jahrelang hab ich dieses Vehikel gegenüber einem Kumpel als Titanic überlegen verteidigt – eigentlich nur um diesen zu ärgern, da er so ein Cameron-Fan ist. Aber Hand auf die Brust: das ist wohl eine Katastrophe sondergleichen und ich zitiere nichts lieber als T.E.A.M. America: "I miss you more like Michael Bay missed the point when he made Pearl Harbor". Amerikanische Tragödie und Liebesgeschichte gleich eine Milliarde Dollar, so lautete wohl die Prämisse von Bruckheimer. Dumm nur beides hier nicht funktionieren will, Bay tut sich sichtlich schwer mit den emotionalen Momenten der Romantik. Besser wäre es gewesen entweder die Dreiecksgeschichte rund um Rafe (Ben Affleck), Danny (Josh Hartnett) und Kate Beckinsale zu erzählen oder eben den Angriff auf Pearl Harbor – beides zusammen ist dann jedoch zuviel des guten. Dazu kommt dann noch die wahrhaft unnütze Nebenhandlung um Cuba Gooding Jr., sowie die Szenen mit Jon Voight und Dan Aykroyd – die führen zu absolut gar nichts und sind so interessant wie die Frühpension des Osterhasen. Problematisch auch die Charaktereinstellungen, während die Amis (zumindest Aykroyd) wussten, dass ein Angriff auf Pearl Harbor folgt, schwant dem japanischen Admiral kurz nach dem Angriff bereits übles – ja heide bimm bamm, hätt halt einer was gesagt. Dazu übertreffen sich Affleck, Hartnett du Beckinsale an Steifheit, sodass Gooding Jr. praktisch im Schlaf aus der Riege herausragt wie Goliath aus einer Kindergartenklasse. Zudem ist die Geschichte fast eine Stunde zu lang, gerade das Ende mit der Vergeltung ruft praktisch zum Einschlafen auf, ohne Frage ist dies ein Desaster für sich und gemeinsam mit Bad Boys II Michael Bays schlechtester Film (abgesehen von Transformers), daher katastrophale 3.5/10.

Con Air – ein gefühlter Michael Bay, seit Jahren mach ich immer wieder den Fehler und attributiere dieses Action-Vehikel dem werten Mr. Bay zu. Aber wer kann es mir übel nehmen? Der Film bietet Steve Buscemi, Nicolas Cage, Hubschrauber und eine total abstruse Geschichte – eigentlich schreit Con Air „Michael Bay!“. Gewisse nostalgische Elemente trägt auch dieser Film, da ich mich damals mit einem Kumpel als 14-jähriger in diesen Film ab 16 „geschlichen“ habe (auch wenn die DVD inzwischen seltsamerweise ab 18 ist) – was ein Abenteuer! Die Handlung passt wieder auf einen Bierdeckel: Cameron Poe (Nic Cage) wird nach acht Jahren Knast in die Heimat geschickt. Dumm nur dass Massenmörder und Vergewaltiger (u.a. John Malkovich) die Kontrolle über das Flugzeug an sich reißen. Und ich gebe ehrlich zu, dass mir der Film gefällt, was eigentlich hauptsächlich an Cyrus the Virus liegt und dessen markigen Sprüchen. Aber das Intro schon, wenn Cage drei Besoffene aufmischt und einen von ihnen in Selbstverteidigung tötet, dann aber doch acht Jahre absitzen muss (schreiende Ungerechtigkeit!) ist ansehnlich. Dazu kommt dann das Ende, wenn die aufgesplittete Familie zu LeAnn Rimes „How Do I Live“ sich erstmals begegnet – wie geil ist das denn, bitte schön? Ich beantrage Freilassung auf dem Beweisgrund der Unzurechnungsfähigkeit, meine Damen und Herren, der Film ist herrlich doof und nimmt sich dabei selbst nicht allzu ernst. John Cusacks Figur ist dabei erstaunlicherweise so nutzlos wie eine Badehose an Weihnachten, den hätte man auch getrost draußen lassen können. Ach ja, Regie führte Simon West, dessen Namen man sich nicht merken muss, seine Karriere geht auch wieder bergab, zuletzt brachte er When a Stranger Calls in die Kinos (gähn). Con Air, der inoffizielle „Michael Bay“ (ich will ihn mal so nennen) bekommt von mir unterhaltsame 7/10.

11 Kommentare:

  1. Ich sage jetzt mal besser nix... ^^

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  2. Ich sage jetzt mal besser nix...

    Ich weiß, bei dir wären da nur so die 9er und 10er Wertungen geflogen *g*

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  3. Ohhh Gott, jetzt wird er wahnsinnig:D

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  4. Eine amüsante Zusammenstellung. Durchaus interessant zu lesen. Allerdings würde ich wohl einzig bei "Con Air" mit dir übereinstimmen.

    "The Rock" ist für mich immer noch einer der besten Actionfilme ever und "Armageddon" finde ich eher naja...

    Aber ist ja was schönes, die Meinungsvielfalt! :)

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  5. Liest sich ja gruselig, kommt alles viel zu gut weg bei dir.

    BAD BOYS ist pubertäre Kacke für Jungs, die noch nie eine Freundin hatten und nie eine bekommen werden. Testosteron beladene, rassistische (!), unterschwellig schwule Blödelnummer. Aber immerhin noch besser als der menschenverachtende zweite Teil.

    ARMAGEDDON finde ich lachhaft, da kann ich dich gar nicht verstehen (wir haben im Kino angefangen zu Brüllen bei der Willis/Tyler-Nummer). PEARL HARBOUR ist ein typischer 0%er bei mir, selten so was dämliches, kriegsverherrlichendes gesehen. CON AIR geht so, THE ROCK halte ich für ziemlich gelungen und damit den einzigen sehenswerten Bay-Film, trotz der grausigen Retortenmusik.

    PS: Rogert Ebert ist fürs Kritikertum ungefähr das, was Carmen Nebel für den seriösen TV-Journalismus ist.

    *duck und weg*

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  6. Liest sich ja gruselig, kommt alles viel zu gut weg bei dir.

    Ja, fand ich auch *g*
    Wie erwähnt, Armageddon scheint mein eigenes kleines Juwel zu sein (und darauf bin ich auch stolz - sowohl die Bloggersphäre als auch Roger Ebert gegen mich zu haben). The Rock dagegen ist mir viel zu sehr dated ;)

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  7. Aber Connery und Harris sind schon cool, außerdem hat der Drive, eine schön einfache Geschichte und gute Baller-Baller-Action. *g*

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  8. Gute Baller-Baller Action? Und das aus dem Munde von Rambos Erzfeind? *g*

    Natürlich sind Connery und Harris cool, Biehn sowieso - aber die Story haut mich nicht um, am Ende wäre ich fast eingeschlafen. And that's that to that.

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  9. Ich will nicht jede Bewertung kommentieren, außer eine, und zwar die zu Armageddon:

    8/10? Was ist denn mit dir los? Dem Kitsch Bay´s verfallen? Armageddon ist schon schlimm genug wegen seiner Intention, soviel wie nur möglich auf die Tränendrüse zu drücken. Und wie er das auch noch in die Handlung einbettet. Schlimm.

    Das Beste allerdings: Es gibt ja nur die Amis, die die Welt vor dem Untergang retten können. Die anderen Nationen, pfff, da wird doch drauf gesch****. Würg!

    So, ich glaub, ich habe fertig. :)

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  10. @Kaiser: Dessen bin ich mir durchaus bewusst, außerdem vergisst du Lev (Peter Stormare), der Russe ist und entscheidend dazu beiträgt dass die Welt geretten wurde ;)

    Wie gesagt, ich komm sehr gut damit zurecht, dass nur ich Armageddon mag *g* Ich liebe den Film wegen seines enormen Trash-Faktors, den könnte ich mir einmal pro Woche ansehen, wie erwähnt alleine wegen Buscemi ("No Nukes!"). Over 'n Out --

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  11. Wirklich klasse geschrieben!

    Und im Kern sind wir auch einer Meinung: "Bad Boys", "The Rock" und "Con Air" sind immer wieder mal für einen sinnentleerten, unterhaltsamen DVD-Abend gut. "Pearl Habour" ist so grottig, dass es einem beim Sehen schon körperliche Schmerzen bereiten muss. Naja, und "Armageddon"? Schwamm drüber... ;-)

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