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Zu den im Gedächtnis verhafteten Action-Klassikern der achtziger Jahre zählen vor allem John McTiernans Die Hard von 1988 oder auch die Eddie Murphy Filme 48 Hrs. und Beverly Hills Cop von 1982 bzw. 1984. Während zwar bereits 48 Hrs. ein afroamerikanisch-kaukasisches Ermittlerpaar präsentierte, bildet letztlich doch Richard Donners Lethal Weapon von 1987 den filmischen Auftakt des inzwischen Genreetablierten Buddy-Movies eines schwarzen und eines weißen Cops. Da stört es auch nicht weiter, dass im Vergleich zu den übrigen Vertretern der Achtziger Donners rüstige Vietnamkriegsveteranen nicht ganz so erfolgreich im Kino liefen. Aber immer noch erfolgreich genug, um drei Fortsetzungen nach sich zu ziehen, die finanziell den ersten Teil zu überbieten verstanden. Etwas, dass beispielsweise der Beverly-Hills-Cop-Reihe nicht zu gelingen vermochte, auch wenn dessen Fortsetzung 1987 gut das Zweieinhalbfache von Lethal Weapons Einspiel in den USA in die Kassen spülte.
Im Gegensatz zu anderen langlebigen Kinoreihen, speziell auch den Actionvertretern derselben Epoche, die ebenfalls drei Fortsetzungen erfuhren bzw. erfahren, zeichnet sich Lethal Weapon durch seine Kontinuität aus. Zwar war Drehbuchautor Shane Black bei den letzten beiden Teilen nicht mehr für die Geschichte verantwortlich, doch die Hauptachse mit Regisseur Richard Donner und den beiden Hauptdarstellern Mel Gibson und Danny Glover konnte über die Jahre hinweg gehalten werden. Vielversprechend klingt da an, dass Black scheinbar ein Drehbuch für eine vierte Fortsetzung für 2012 geschrieben hat, wobei bisher weder die Hauptachse bestätigt werden konnte, noch die Nebendarsteller um Joe Pesci, Rene Russo oder Chris Rock. Dass Black immer noch im Stande ist, ein intelligentes und witziges Action-Skript hervorzubringen, konnte er vor einigen Jahren mit seinem Regiedebüt Kiss Kiss Bang Bang beweisen. Sicher ist wohl, dass bei dem Mehrwert, den Lethal Weapon mit sich bringt, einer Fortsetzung kaum ein Fan abgeneigt wäre.
Lethal Weapon – Director’s Cut
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Der suizidale Charakter von Riggs wird von Donner in seinem Director’s Cut nochmals verstärkt, wenn zur Weihnachtsbaum-Schießerei eine zusätzliche Szene um einen Schulhof-Scharfschützen hinzukommt. Insgesamt wird so in der neuen Schnittfassung viel zu viel Gewicht auf Riggs Persönlichkeit gelegt, was durch seine Redundanz dann einigermaßen langweilig wird. Hier hätte die Drogenüberführung auf dem Weihnachtsbaummarkt vollkommen gereicht, da sie mit Riggs Trailer- und Dachszene ohnehin noch ein Echo erfährt. Insgesamt kann an dieser Stelle bereits gesagt werden, dass Donners Schnittfassung dem Film weit weniger gut gereicht als die Kinoversion. Diese kommt im Endeffekt sehr viel runder und gelungener daher, da sie sich auf das beschränkt, was für die Geschichte notwendig ist, ohne auszuufern. Denn Lethal Weapon hat auch so hier und da seine Längen.
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Nun ist Lethal Weapon kein schlechter Film, auch nicht in Donners Schnittfassung, aber er wirkt weit weniger harmonisch inszeniert als McTiernans Die Hard. Die emotionale Komponente von Riggs ist zu Beginn zu stark thematisiert, die Nebenhandlung rund um die Hunsakers eigentlich verschenkt da bedeutungslos und die wirklichen Gegenspieler nichts als Schattenfiguren und Alibi-Bösewichter. Insofern lebt Donners Film vormerklich von seinen beiden Protagonisten und deren Zusammenspiel, welches sich im Laufe der Geschichte stets verbessert. Die Action selbst ist weitestgehend solide choreographiert, wobei gerade im Finale ein Schnittgewitter folgt, in welchem sich mehr schlecht als recht ein Kampf ausfindig machen lässt. Worin Lethal Weapon jedoch erfolgreich ist, ist die Vermittelung von Murtaughs legendärem Gedanken, dass gerade er, aber auch Riggs, eigentlich zu alt sind, um sich solche actionreiche Spielereien zu gönnen. Wäre der Film um die erweiterten Szenen und zusätzliche circa zehn Minuten gestraffter, würden sich auch die Längen verabschieden. Dennoch ein fraglos gelungener und über weite Strecken außerordentlich unterhaltsamer Actionfilm.
Lethal Weapon 2 – Director’s Cut
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Ein mehr als erfolgreiches Konzept fand mit diesem zweiten Teil bereits Einzug: die zusätzliche neue Figur. Während der nächsten drei Fortsetzungen sollte Donner seine Filme mit jeweils einem neuen Gesicht aufwürzen, welches als comic relief jedem der Filme eine individuelle Spritzigkeit verlieh. In diesem Fall war es Joe Pescis Leo Getz, der als Geldwäscher und Kronzeuge mittels der grandiosen Hotelzimmerszene in das Geschehen eingeführt wurde. Allein sein „okay, okay, okay“ ist zum Kult geworden und hat dem Schauspieler neben seiner Scorsese-Engagements wohl mit die meiste Aufmerksamkeit im Business beschert. Und wer von John McClanes Hubschrauber-Zerstörung per Auto in Live Free or Die Hard beeindruckt war, darf sich hier vor Augen führen, dass Martin Riggs fast zwei Jahrzehnte zuvor schon ein ganzes Haus mit seinem Fahrzeug in den Untergang fahren durfte. Im Vergleich zu Lethal Weapon tritt hier dann auch das Motto „Höher, Schneller, Weiter“ in Kraft, wenn von Klobomben bis hin zu Helikopterangriffen auf Wohnwägen und einstürzende Häuser alles dabei ist, was das Action-Herz begehrt.
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Da hätte Blacks eigentliches Ende des Filmes, in welchem Riggs durch Rudds (Ackland) Kugeln stirbt, fast schon wie eine Farce gewirkt. Insgesamt betrachtet baut der zweite Teil also ein wenig im Vergleich zum Vorgänger ab. Wieder sind einige der Actionszenen, allen voran der Helikopterangriff, zu lang geraten, wie auch allgemein es schon fast zuviel Action ist. In Verbindung mit der abstrusen Beziehung zwischen Vorstedt und Riggs will Lethal Weapon 2 somit nicht mehr ganz so überzeugen, wie noch beim Vorgänger der Fall. Auch wenn gerade die Szenen mit Leo, aber auch insbesondere die Klobombenszene natürlich ausgesprochene Pluspunkte sind. Dass das abgeänderte Ende mit Riggs' Überleben dazu geführt hat, dass Black der Reihe fortan – zumindest bis zum fünften Teil (s. Einleitung) – den Rücken kehrte, mag man dabei verschmerzen, bedenkt man, dass auch die kommenden beiden Fortsetzungen qualitativ nicht abfielen. Es kann folglich konstatiert werden, dass sowohl die Südafrikaner als Gegenspieler wie auch ihr Einbau in die Handlung selbst weit weniger gefallen, als die neue Figur und die weiterhin gut funktionierende Beziehung zwischen den beiden Titelfiguren.
Lethal Weapon 3 – Director’s Cut
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Nicht nur wegen der Jaws-Reminiszenz ist Lorna eine dankbare Figur, sondern auch in ihrer Funktion als comic relief in ihren Actionszenen, denen sich Gibsons Riggs mit Genuss hingibt. Drehbuchautor Jeffrey Boam verwertete sogar eine von Blacks ursprünglichen Szenen aus Lethal Weapon, die allerdings nicht gedreht wurde. Die humoristischen Entlastungen, zu denen auch wieder Joe Pescis Leo Getz beitragen darf, halten sich dabei gelungen die Waage mit den dramatischen Momenten in Lethal Weapon 3. Denn dieser Teil ist wohl der Emotionalste, wenn Murtaugh dazu gezwungen wird, einen alten Jugendfreund seines Sohnes Nick zu erschießen, als dieser einer Jugendbande zum Opfer fällt. Mit der Charakterentwicklung will dann der eigentliche Plot nicht mehr ganz so mithalten. Jack Travis (Stuart Wilson) als Ex-Cop und jetziger Waffendealer wirkt wie vor ihm bereits die südafrikanischen Diplomaten reichlich überzeichnet. Immerhin ist er der erste Gegenspieler, dem sich Donner in seinem Film ausschließlich widmet, hatten McAllister und Rudd zuvor doch ihre jeweiligen Handlanger (Mr. Joshua/Vorstedt), die ihnen den Müll hinausgetragen haben. Nicht so Travis, der hier noch in eigener Person mordet.
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Alles in allem stellt der dritte Teil jedoch wieder eine Steigerung dar, da er nicht mehr und nicht weniger zu sein versucht, als kurzweilige Unterhaltung mit Figuren, die einem inzwischen ans Herz gewachsen sind. Dies trifft spätestens in diesem Teil auch für Captain Murphy (Steve Kahan) zu, allen voran aber Russo, die sich hier nahtlos in das Ensemble einreiht und gleich Stellung bezieht. Sieht man davon ab, dass Boam eine Szene aus Blacks Drehbuch zum ersten Teil quasi verwendete, macht sich Blacks Abwesenheit nicht wirklich bemerkbar. Die Chemie zwischen Riggs und Murtaugh stimmt wie eh und je und macht sich gerade zu Beginn bei der Bombenentschärfung bemerkbar, aber auch in den meisten anderen Szenen, die Gibson und Glover miteinander teilen. Insofern ist Lethal Weapon 3 ein netter Actionfilm für Zwischendurch, der gekonnt im Fahrwasser der erfolgreichen Reihe schwimmt und wie auch wenige Jahre später der vierte und bisher letzte Teil veranschaulichte, dass unsere beiden Helden doch noch nicht zu alt für diesen Scheiß sind.
Lethal Weapon 4
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Grundsätzlich nähert sich Lethal Weapon 4 dem zweiten Teil an, was die teils politisierte Handlung und ihren konstruierten Charakter angeht. Während die chinesischen Triaden zu Beginn bei ihrer großflächigen Schmuggelaktion in die USA entdeckt werden, nutzt Donner dies zum einen als Kritik an der heimischen Immigrationspolitik – primär von Murtaugh als Anlass für einige Tiraden genommen – und zum anderen, um den Subplot der vier Triaden-Väter und Kus Bruder einzuführen. Die gesamten Szenen zwischen Riggs und den Triaden sind dabei wie schon die Einbindung der südafrikanischen Diplomaten etwas zu viel den Guten. Dabei sind die Actionszenen, gerade die Verfolgung im chinesischen Viertel aber auch der Kampf im Fertighaus nicht unbedingt schlecht geraten. Selbiges gilt für das Finale, das zu den Besseren innerhalb der Reihe zählt. Die Eröffnungsszene ist zwar ebenfalls ganz nett geraten, bedenkt man jedoch, dass sie lediglich Verwendung als Running Gag findet und hierbei neben Gibsons Gehalt von 25 Millionen Dollar reichlich zu dem ohnehin explodierten Budget beigetragen hat, wäre es eventuell von Vorteil gewesen, auf sie zu verzichten.
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Insofern ist der (bisherige) Abschluss der Reihe ein versöhnlicher gewesen. Allen voran natürlich auch Harmonie pur. Murtaugh wird endlich in die seit dem ersten Teil propagierte Rente entlassen, hat zudem keine Geldsorgen und wird Großvater. Da nimmt man am Ende auch einen Schwiegersohn wie Biscuit, äh, Butters in Kauf. Ähnlich verhält es sich mit Riggs, der nicht nur Vaterfreuden entgegenblickt, sondern schließlich auch bereit für den Bund der Ehe ist. Und der kleine Ping, der nun zwar keinen Großvater mehr hat, darf gemeinsam mit seiner Familie auch in den USA bleiben. Folglich also Ende gut und Alles gut. Wenn dann der Abspann einsetzt und die zahlreichen Photographien der vergangenen Jahre respektive Filme nochmals Revue passieren, will und kann man Lethal Weapon 4 seinen übertriebenen chinesischen Martial-Arts-Einschlag oder Chris Rock auch nicht mehr übel nehmen. Und sollte es tatsächlich für einen fünften Teil reichen, bin ich auf jeden Fall wieder mit von der Partie.
Lethal Weapon – Director’s Cut: 7.5/10
Lethal Weapon 2 – Director’s Cut: 7/10
Lethal Weapon 3 – Director’s Cut: 7.5/10
Lethal Weapon 4: 7/10
Ich mag die Reihe... den Beitrag les ich mal in Ruhe.
AntwortenLöschenMonstereintrag. Werde ich mir auch einmal in Ruhe zu Gemüte führen. Die Reihe mag ich auch sehr und habe sie schon viel zu lange nicht mehr gesehen. Wenn ich mich recht erinnere war meine Reihenfolge: 2, 1, 3, 4. Aber das kann ich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen...
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