How about accepting the things we cannot change.
Die englische Sprache kennt die Beschreibung, die das Gefühl, traurig oder melancholisch zu sein mit “feeling blue” erfasst. Auch die junge Schülerin Totsuko (Suzukawa Sayu) erfasst eines Tages die Farbe Blau – was in ihr jedoch das komplette Gegenteil von Traurigkeit auslöst, viel eher Ekstase. Totsuko scheint eine Form von Synästhesie zu besitzen, eine sensorische Überschneidung, die Menschen zum Beispiel Töne fühlen oder im Fall von Totsuko, die eine christliche Mädchenschule besucht, Menschen als Farben wahrnehmen lässt. Buchstäblich geplättet ist sie, als ihr im Sportunterricht jene ihrer Mitschülerin Kimi (Takaishi Akari) entgegenschlägt. Diese ist zwar blau, inspiriert das junge Mädchen aber es zu einem kosmischen Spektrum.
Sowohl Totsuko als auch Kimi scheinen eher introvertierte Figuren zu sein, auch wenn Erstere mit ihren Zimmergenossinnen verbandelt ist und Letztere von den Mitgliedern ihrer Chor-AG bewundert wird. Mit vermeintlichen Außenseitern und ihrer Einsamkeit kennt sich die Regisseurin Yamada Naoko aus, die zuletzt vor sechs Jahren Rizu to Aoi Tori [Liz und der Blaue Vogel] inszenierte und davor Koe no Katachi [A Silent Voice]. Totsukos Leben gerät nun in Yamadas neuestem Film Kimi no Iro [The Colors Within] insofern aus den Fugen, als dass Kimi auf einmal die Schule verlässt, nachdem sie mit einer der Nonnen aneinandergerät. Und ein Leben ohne Kimi erscheint der jungen Christin dann im wahrsten Sinne des Wortes erst mal blass.
Kimi, die bei ihrer Großmutter lebt, hat dieser nicht gestanden, dass sie die Schule verlassen hat und nun in einem Buchladen arbeitet. Rui wiederum soll irgendwann die Praxis seiner Mutter übernehmen, stammt er doch aus einer Mediziner-Familie. Totsuko wiederum hat per se keine Probleme, eher Konflikte mit ihrem Glauben, da Kimis Historie sie mitunter in ihrer Schule vor Schwierigkeiten stellt. Ihre eigene Mutter nimmt ihr das nicht krumm, als der Schwindel an einer Stelle einmal auffliegt, handele es sich doch um eine Freundin “worth covering for”, befindet die Mutter, deren Beziehung zu Totsuko wärmer wirkt, obwohl sie gegenüber den Erziehungsberechtigten von Kimi und Rui in einer anderen Stadt als die Tochter lebt.
Es gibt auch eine Schwester Hiyoshiko (Aragaki Yui), eine junge Nonne, die selbst die Schule besuchte, ebenfalls in einer Band spielte (God Almighty) und die den Mädchen wohl gesonnen ist. Wirklich erheblich ist sie für deren Entwicklung aber nicht, wächst auch selbst im Verlauf der Handlung kaum. Das musikalische Finale gebiert sich als emotionale Zusammenführung, die nicht wirklich verdient scheint, zu unausgegoren wirkt die Figurenzeichnung und das Narrativ im Vergleich zu Yamadas und Yoshidas vorangegangenen Arbeiten – gleichwohl manche Szenen wohl der Schere zum Opfer fielen. Kimi no Iro meint es also gut, macht es jedoch nicht zwingend. Würde er einen aber fragen “can we be friends?” wäre die Antwort aber dennoch: ja.
6/10
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