Is that all you’ve written so far?
Wenn man sich auf etwas verlassen kann, dann, dass man sich bei der Wettervorhersage auf nichts verlassen kann. Mitunter zeigt die Sonnenschein an, während man gerade im Regen steht. Letzterer ist inzwischen immer mehr Mangelware, was sich in Dürreperioden auch auf die Landwirtschaft auswirkt. Dabei hat eine Stadt wie Berlin oder Paris im Schnitt um die 165 Regentage im Jahr – und damit deutlich mehr als das japanische Tokio, wo es rund 117 Tage jedes Jahr regnen soll. Über ausbleibende Ergüsse würde sich in Shinkai Makotos jüngstem Film Tenki no Ko – international als Weathering with You vertrieben – wohl niemand in Tokio beschweren, regnet es innerhalb der Geschichte doch seit zwei Monaten fortwährend.
Vom Regen in die Traufe – so ließe sich im Grunde auch das Schicksal des Protagonisten Hodoka (Daigo Kotaru) beschreiben. Der 16-Jährige ist von zuhause aus ungeklärten Gründen ausgebüxt und hat sich nach Tokio durchgeschlagen, wo der Ausreißer nun auf der Straße rumlungert, in Webcafés nach Jobs googelt und sich mit Big Macs über Wasser hält. Bis er eine Stelle als Autor für den Textdienst von Keisuke (Oguri Shun) und Natsumi (Honda Tsubasa) ergattert, inklusive Unterkunft und Verpflegung. Keisuke bereitet für Magazine Stadtlegenden auf, dafür soll Hodoka einem “sunshine girl” nachrecherchieren, das er in Hina (Mori Nana) zu erkennen glaubt. Und in der Tat vermag Hina per Gebet die Sonne hervorzulocken.
Hodoka und Hina beginnen alsbald einen buchstäblichen Wetterdienst, den Privatpersonen engagieren können, damit ihr Flohmarkt dem Regen fernbleibt oder zum Todestag des Liebsten ausnahmsweise die Sonne scheint. “Messing with nature has a cost” heißt es dabei eingangs bereits an einer Stelle und auch später wird ein älterer Mann vorausdeuten: “everything comes at a price.” Insofern ahnt man als Zuschauer schon, dass sich um Hina und ihr Talent alsbald ein Drama entspinnen wird. Ähnlich wie in Shinkais Vorgänger Kimi no na wa. obliegt es der männlichen Figur, alles daran zu setzen, das Schicksal des love interests zum Guten zu wenden. Dass Tenki no Ko im selben Universum zu spielen scheint, passt da ins Bild.
Der Film erzählt dabei weniger eine YA-Liebesgeschichte als ein Coming of Age für die drei Hauptfiguren, zu denen mit etwas Abstand auch Keisuke zu zählen wäre. Letzterer ist bemüht, sein Leben in die richtigen Bahnen zu lenken, um nach dem Tod seiner Frau das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter zurückzuerlangen. Eine Elternrolle nimmt auch Hina ein, die nach dem Tod ihrer Eltern für ihren jüngeren Bruder Nagi (Kiryu Sakura) sorgt – und sich dabei mehr schlecht als recht über Wasser hält. Wie angedeutet sind die Hintergründe für Hodokas Flucht von daheim nicht vollends klar, doch auch er wächst in seiner neuen Umgebung. “For the first time someone was relying on me”, sieht er seine Beschäftigung bei Keisuke positiv.
Die Zeichnung von Hina, die einerseits nach Nagi schaut und andererseits Hodoka als Stütze dient, erinnert etwas an ähnliche Charakterisierungen in Hosoda Mamorus Ōkami Kodomo no Ame to Yuki oder Bakemono no Ko. Zugleich gebiert sich Tenki no Ko nachvollziehbarer Weise als Nachfolger sowohl in narrativer wie audiovisueller Hinsicht zu Shinkais Megaerfolg Kimi no na wa. – eben sogar so weit gehend, dass die Hauptfiguren aus Letzterem jeweils in kurzen Cameos in die Handlung integriert werden. Eine ähnliche emotionale Wucht wie dieser vermag Shinkais jüngster Film – zumindest nach der ersten Sichtung – noch nicht zu entfalten, was auch daran liegen könnte, dass die Klimax hier am Ende deutlich persönlicher gerät.
Das wolkenverhangene und trübe Tokio mag als Metapher für das Innenleben der Figuren dienen – erst indem Hodoka und Keisuke sowie Hina und Hodoka aufeinandertreffen, scheint sich ein Schatten über ihrem Schicksal zu lichten. Es verwundert also nicht, wenn alle drei für das Finale eine Rolle spielen. Mit Natsumi und Nagi verfügt Tenki no Ko wie Kimi no na wa. über amüsante Nebenfiguren, die sich an passenden Stellen einbringen; auch die Tatsache, dass das Ende vorhersehbar aber zugleich ungewöhnlich ist, geben der Geschichte eine besonders Note. Zwar ist Shinkai mit seinem Nachfolger kein ähnlicher großer Wurf wie bei Kimi no na wa. gelungen, dennoch sind hier “sudden downpours expected” – allerdings nur emotionale.
Wenn man sich auf etwas verlassen kann, dann, dass man sich bei der Wettervorhersage auf nichts verlassen kann. Mitunter zeigt die Sonnenschein an, während man gerade im Regen steht. Letzterer ist inzwischen immer mehr Mangelware, was sich in Dürreperioden auch auf die Landwirtschaft auswirkt. Dabei hat eine Stadt wie Berlin oder Paris im Schnitt um die 165 Regentage im Jahr – und damit deutlich mehr als das japanische Tokio, wo es rund 117 Tage jedes Jahr regnen soll. Über ausbleibende Ergüsse würde sich in Shinkai Makotos jüngstem Film Tenki no Ko – international als Weathering with You vertrieben – wohl niemand in Tokio beschweren, regnet es innerhalb der Geschichte doch seit zwei Monaten fortwährend.
Vom Regen in die Traufe – so ließe sich im Grunde auch das Schicksal des Protagonisten Hodoka (Daigo Kotaru) beschreiben. Der 16-Jährige ist von zuhause aus ungeklärten Gründen ausgebüxt und hat sich nach Tokio durchgeschlagen, wo der Ausreißer nun auf der Straße rumlungert, in Webcafés nach Jobs googelt und sich mit Big Macs über Wasser hält. Bis er eine Stelle als Autor für den Textdienst von Keisuke (Oguri Shun) und Natsumi (Honda Tsubasa) ergattert, inklusive Unterkunft und Verpflegung. Keisuke bereitet für Magazine Stadtlegenden auf, dafür soll Hodoka einem “sunshine girl” nachrecherchieren, das er in Hina (Mori Nana) zu erkennen glaubt. Und in der Tat vermag Hina per Gebet die Sonne hervorzulocken.
Hodoka und Hina beginnen alsbald einen buchstäblichen Wetterdienst, den Privatpersonen engagieren können, damit ihr Flohmarkt dem Regen fernbleibt oder zum Todestag des Liebsten ausnahmsweise die Sonne scheint. “Messing with nature has a cost” heißt es dabei eingangs bereits an einer Stelle und auch später wird ein älterer Mann vorausdeuten: “everything comes at a price.” Insofern ahnt man als Zuschauer schon, dass sich um Hina und ihr Talent alsbald ein Drama entspinnen wird. Ähnlich wie in Shinkais Vorgänger Kimi no na wa. obliegt es der männlichen Figur, alles daran zu setzen, das Schicksal des love interests zum Guten zu wenden. Dass Tenki no Ko im selben Universum zu spielen scheint, passt da ins Bild.
Der Film erzählt dabei weniger eine YA-Liebesgeschichte als ein Coming of Age für die drei Hauptfiguren, zu denen mit etwas Abstand auch Keisuke zu zählen wäre. Letzterer ist bemüht, sein Leben in die richtigen Bahnen zu lenken, um nach dem Tod seiner Frau das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter zurückzuerlangen. Eine Elternrolle nimmt auch Hina ein, die nach dem Tod ihrer Eltern für ihren jüngeren Bruder Nagi (Kiryu Sakura) sorgt – und sich dabei mehr schlecht als recht über Wasser hält. Wie angedeutet sind die Hintergründe für Hodokas Flucht von daheim nicht vollends klar, doch auch er wächst in seiner neuen Umgebung. “For the first time someone was relying on me”, sieht er seine Beschäftigung bei Keisuke positiv.
Die Zeichnung von Hina, die einerseits nach Nagi schaut und andererseits Hodoka als Stütze dient, erinnert etwas an ähnliche Charakterisierungen in Hosoda Mamorus Ōkami Kodomo no Ame to Yuki oder Bakemono no Ko. Zugleich gebiert sich Tenki no Ko nachvollziehbarer Weise als Nachfolger sowohl in narrativer wie audiovisueller Hinsicht zu Shinkais Megaerfolg Kimi no na wa. – eben sogar so weit gehend, dass die Hauptfiguren aus Letzterem jeweils in kurzen Cameos in die Handlung integriert werden. Eine ähnliche emotionale Wucht wie dieser vermag Shinkais jüngster Film – zumindest nach der ersten Sichtung – noch nicht zu entfalten, was auch daran liegen könnte, dass die Klimax hier am Ende deutlich persönlicher gerät.
Das wolkenverhangene und trübe Tokio mag als Metapher für das Innenleben der Figuren dienen – erst indem Hodoka und Keisuke sowie Hina und Hodoka aufeinandertreffen, scheint sich ein Schatten über ihrem Schicksal zu lichten. Es verwundert also nicht, wenn alle drei für das Finale eine Rolle spielen. Mit Natsumi und Nagi verfügt Tenki no Ko wie Kimi no na wa. über amüsante Nebenfiguren, die sich an passenden Stellen einbringen; auch die Tatsache, dass das Ende vorhersehbar aber zugleich ungewöhnlich ist, geben der Geschichte eine besonders Note. Zwar ist Shinkai mit seinem Nachfolger kein ähnlicher großer Wurf wie bei Kimi no na wa. gelungen, dennoch sind hier “sudden downpours expected” – allerdings nur emotionale.
7/10
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