8. März 2011

The Trip

Whaddayagot?

Zankende Pärchen haben spätestens seit Gene Saks’ The Odd Couple eine Tradition im Film. Besonders beliebt sind sie in Buddy-Movies wie Lethal Weapon oder zuletzt Sherlock Holmes. Und besonders amüsant sind sie dann, wenn es sich wie in Michael Winterbottoms The Trip nicht mal um zwei Freunde, sondern lediglich zwei Kollegen handelt. Zumindest wenn es nach den eigenen Aussagen von Steve Coogan und Rob Brydon selbst geht, die beide bereits unter Winterbottom in seiner Laurence-Sterne-Adaption A Cock and Bull Story zum Einsatz kamen. Hier wie da spielen sie übertriebene Karikaturen von sich selbst, die nicht umhin können, sich ein ums andere Mal verbal gegenseitig in die Pfanne zu hauen.

In The Trip wird Coogan nun von der britischen Zeitung The Observer auf eine Restaurant-Tour in den Norden Englands geschickt. Eine Reise, die er eigentlich mit seiner amerikanischen Freundin Misha unternehmen wollte oder als diese absagt, mit einer Handvoll anderer Freunde, deren Gesellschaft er erfragt. Letztlich ist es Brydon, der am anderen Ende der Leitung zusagt, mit Coogan für einige Tage wegzufahren, um auf Kosten anderer exquisite Speisen zu sich zu nehmen. Eine Entscheidung, die speziell Coogan alsbald bereut, wenn sich sein Kollege in seinen Imitationen (unter anderem von Al Pacino) und Coogan selbst in seiner Sehnsucht nach einer Kinokarriere in Hollywood zu verlieren droht.

Von den sechs Episoden erzeugt in diesem Szenario The Inn at Whithall, die den Auftakt bildet, am meisten Charme. In gemütlicher Atmosphäre sieht sich Coogan der Gefahr ausgesetzt, mit Brydon ein Doppelbett teilen zu müssen, während sie sich bei ihrem ersten gemeinsamen Hauptgang versuchen, in ihrer Darbietung von Michael Caine zu übertreffen. Von seinem Aufbau her weist The Inn at Whithall den Weg für die übrigen Folgen, wenn Brydon nicht nur immer wieder in seine Imitationen verfällt und Jakobsmuscheln als Vorspeise ordert, sondern Coogan, genervt von den Vergleichen mit Brydon, die stürmische Umgebung der Natur aufsuchen muss, um mit seinem iPhone ein Handysignal zu erhalten.

Während die zweite Episode L’Enlume was den Aufbau angeht ihrem Vorgänger folgt (mit Imitationen von Sean Connery über Anthony Hopkins bis hin zu Liam Neeson), liegt hier der Fokus besonders verstärkt auf den Mahlzeiten. In bisweilen stark französischem Akzent werden Coogan und Brydon illustre Gänge zu horrenden Preisen präsentiert. Ab Hipping Hall wird die BBC-Serie dann etwas melancholischer, wenn Coogan, karrieretechnisch desillusioniert, probiert, Brydons klassischen Akt des „Small Man In A Box“ nachzuahmen. Unterdessen ordert Brydon weiterhin munter Jakobsmuscheln als Vorspeise und kommt nicht umhin, selbst in den abendlichen Telefongesprächen mit seiner Frau Stimmen zu imitieren.

Die Versackung in die, zumindest unterschwellige, (Pseudo-)Ernsthaftigkeit schadet dem Unterhaltungsfaktor von The Trip zwar keineswegs (sehr gelungen ist zum Beispiel der Michael Sheen-Dialog in The Yorke Arms), erscheint jedoch in den letzteren drei Episoden und somit der zweiten Serienhälfte etwas überbordend präsent. Spätestens in der Finalfolge The Angel at Hetton hat auch der letzte Zuschauer die intendierten Stereotypen (Coogan=Schürzenjäger mit Sehnsucht nach Anerkennung, Brydon=geerdeter Imitationskasper in der Karriereschleife) verstanden, ohne dass Winterbottom ihnen neue Facetten hinzufügt (beispielhaft der Rückfall in die Michael Caine-Nachahmung von Hipping Hall).

Nichtsdestotrotz ist Winterbottoms Mini-Serie ein unterhaltsamer Spaß, der speziell in den ersten drei Folgen noch gelegentlich die Kamera auf den Tisch und anschließend eher ins Freie schwenkt. Herrliche Aufnahmen der Grafschaft North Yorkshire (mit Sehenswürdigkeiten wie Bolton Abbey und den Karren der Yorkshire Dales) dienen zwar zum einen der metaphorischen Verdichtung von Coogans Innenleben, zum anderen aber auch der visuellen Verzückung des Publikums. Zuvorderst sind es natürlich die Zickereien zwischen Steve Coogan und Rob Brydon, die The Trip mit Leben füllen. Weshalb Brydon in seiner Art wohl sagen würde: “Come, come, Mr. Coogan. You enjoy our bickering just as much as I do.“

7.5/10

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