11. Mai 2018

48 Hrs. [Nur 48 Stunden]

Some of us citizens are behind you all the way, officer.

Einen ungeschliffenen Diamanten findet man nicht oft, erkennt ihn aber leicht. So wie im Fall von Eddie Murphy, der in jungen Jahren Anfang der 1980er Jahre über Saturday Night Live zum aufstrebenden Hollywood-Star aufsteigen sollte. Mit Hits wie Trading Places, Coming to America und Beverly Hills Cop zementierte Murphy seinen Status innerhalb der Branche, seinen Anfang als Schauspieler nahm er dabei 1982 mit seinem Debüt in Walter Hills 48 Hrs. [Nur 48 Stunden]. Gerade 21 Jahre alt geworden, drückte Murphy dem “buddy cop”-Thriller derart seinen Stempel auf, dass seine Karriere anschließend sicher schien. 48 Hrs. avancierte zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres – angesichts seines R-Ratings nicht selbstverständlich.

Die Story ist dabei relativ simpel: Als der dank seinem Partner Billy Bear (Sonny Landham) entflohene Häftling Ganz (James Remar) zwei Polizisten ermordet, ermöglicht der ermittelnde Polizist Jack Cates (Nick Nolte) einen 48-Stunden-Freigang für Ganz’ ehemaligen Komplizen Reggie Hammond (Eddie Murphy). Dieser soll ihm helfen, Ganz zu überführen, der auf eine Beute in Höhe von einer halben Million Dollar aus ist, die Hammond und er einst bei einem Drogencoup bei Seite geschafft haben. Hierzu machen sie zuerst Luther (David Patrick Kelly), einen weiteren Komplizen, ausfindig, während die unterschiedlichen Persönlichkeiten von Eigenbrötler Cates und dem extrovertierten Reggie in der Folge wiederholt aneinander geraten.

48 Hrs. speist sich somit zuvorderst aus der Beziehung zwischen seinen beiden Hauptdarstellern, weniger durch die sehr rudimentäre Handlung. Immer wieder arbeiten sich Reggie und Cates am jeweiligen Gegenüber ab, bemerkenswert ist dabei, dass der Häftling hier stets mit dem Polizisten mithalten darf. Hill und das Drehbuch, das unter anderem von Steven E. de Souza (Die Hard, Commando) stammt, lassen Murphys Figur hier erfreulich viel Raum zur Entfaltung. Den Höhepunkt bildet dabei vermutlich die Szene in Torchy’s Bar, in welcher Cates sich buchstäblich zurücknimmt, während Reggie einer Gruppe Rednecks die Leviten liest (“I’m your worst fuckin’ nightmare”), auf der Suche nach Informationen zu Billy Bears Aufenthaltsort.

“Attitude and experience get you through”, hat Cates zuvor Reggie eingebläut, wie ein derartiger Konflikt zu lösen ist. Und in gewisser Weise könnte man es auch als Ratschlag von Nick Nolte an Eddie Murphy deuten, hatte Nolte doch seinem Kollegen seiner Zeit zehn Jahre Filmerfahrung voraus. Ähnlich wie in anderen “buddy cop”-Filmen wie Lethal Weapon lernen die Figuren in der Folge, dass sie sich aufeinander verlassen können, woraus sich freundschaftlicher Respekt entwickelt. Ungeachtet jener Keilerlei, in der Cates dann doch so überraschend wie unnötig einen subtilen Rassismus an den Tag legt – was der Film anschließend aber nicht weiter verfolgt. Dabei zeigt sich 48 Hrs. über weite Strecken sogar erstaunlich offen und liberal.

So ist Cates’ Vorgesetzter ein schwarzer Captain und mit Frank McRae so geschickt besetzt, dass er die Rolle später in Last Action Hero und Loaded Weapon 1 persiflieren würde. Zuvor sehen wir eine Gerichtsmedizinerin asiatischer Abstammung im Gespräch mit Cates, während Sonny Landham als Billy Bear einen Nachfahren amerikanischer Ureinwohner spielt. Abgesehen davon ist die Welt von 48 Hrs. – die Gerichtsmedizinerin außen vor – aber eine von Männern dominierte. Frauen werden reduziert auf sexuelle Objekte, seien es die Damen, die zur Befriedigung von Ganz, Billy und Reggie dienen, oder Cates’ Freundin Elaine (Annette O’Toole). Das mag dem Genre und jener Zeit – sowie dem Genre jener Zeit – geschuldet sein.

Neben den Hauptdarstellern überzeugt speziell James Horners Musik, die oft die für den Komponisten bekannten jazzigen Töne annimmt. In Kombination mit den vielen Nacht-Szenen gibt die Symbiose aus Bild und Musik 48 Hrs. nochmals eine ganz eigene Note. Erfreulich ist auch, dass das Finale relativ reduziert ausfällt, ohne große Verfolgungsjagd oder Brimborium vielmehr Bezug nimmt auf das erste Treffen von Cates und Ganz zu Beginn. Walter Hill endet die Geschichte naturgemäß mit den zwei Hauptfiguren, die sich trotz des Erfolgs von 48 Hrs. erst acht Jahre später wiedersehen sollten. Zu dem Zeitpunkt war Eddie Murphy bereits einer von Hollywoods größten Stars. Selbst wenn dieser Stern im Lauf der 90er schließlich zu verglühen begann.

7.5/10

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