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Am 12. Dezember 1970 wurde Jennifer Lynn Connelly in den Catskill Mountains, New York geboren. Als einziges Kind von Gerard Connelly, einem New Yorker Kleidungsverkäufer irisch-norwegischer Abstammung, und der russisch-polnisch-stämmigen Eileen Connelly, die ehemals ein Antiquitätengeschäft in Woodstock betrieb und inzwischen in Kalifornien als Cranio-Sacral-Therapeutin arbeitet, verbrachte Connelly die meiste Zeit ihrer Jugend in Brooklyn Heights, New York, wo sie die St. Ann Privatschule besuchte. Mit zehn Jahren sollte sich ihr Leben jedoch für immer ändern, als sie erste Schritte in Richtung Unterhaltungsbranche unternahm. Ein Freund der Familie arbeitete in der Werbung und schlug den Connellys vor, mit ihrer Tochter zu einem Vorsprechen zu gehen. Es folgten zahlreiche Engagements für Zeitungs- und Magazinwerbungen, welche die Zehnjährige auf Trab halten sollten. Die Repräsentation des Jungmodels übernahm die New Yorker Ford Agentur, deren Gründer ironischerweise Eileen und Gerard Ford heißen.
Rückblickend auf ihre Modelkarriere äußerte Connelly später den Satz: ”It wasn’t my niche“. Diese sollte sie stattdessen in der Schauspielerei finden. Ein Scout wurde auf die Vierzehnjährige aufmerksam und empfahl sie dem italienischen Regisseur Sergio Leone für eine Rolle in dessen Amerika-Epos Once Upon a Time in America. Ihre Nebenrolle für den Altmeister Leone sollte Connelly dann bereits ein Jahr später den nächste Part beschaffen. Der Italiener empfahl die Teenagerin seinem Freund und Kollegen Dario Argento, in dessen Phenomena Connelly ihr zweites Engagement fand. Ihr nächstes großes Projekt sollte der Jim-Henson-Film Labyrinth sein, in welchem Connelly an der Seite von Pop-Star David Bowie spielen würde. Ihre übrigen achtziger Jahre Filme wie Etoile, Seven Minutes in Heaven oder Some Girls verliefen im Vergleich zu ihren Arbeiten für Henson und Leone sehr bescheiden und unbemerkenswert. Immerhin sorgten Rollen in Etoile und Phenomena dafür, dass Connelly Französisch und Italienisch lernte.
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Ihre Nebenrolle in The Rocketeer brachte ihr 1991 die Zuneigung von gleich zwei Männern. Auf der einen Seite die Liebe ihres Filmkollegen Bill Campbell, mit dem Connelly in den kommenden fünf Jahren immer wieder zusammen kam. Auf der anderen Seite die bewundernde Zuneigung des angesehenen Filmkritikers Roger Ebert, der Connelly in The Rocketeer als ”sweet and sexy“ bezeichnete. Attribute, die er ihr im Laufe des kommenden Jahrzehnts noch mehrfach zuschreiben würde. So nannte er ihr Engagement im fünf Jahre später erschienenen Mulholland Falls eine der ”key casting decisions“ und beschrieb Connelly selbst als ”sexy in the way Marilyn Monroe was sexy--as if she doesn't quite believe it, and can't quite help it“. Im Jahr darauf attestierte er ihr in Inventing the Abbotts an der Seite von Liv Tyler, Billy Crudup und Joaquin Phoenix ”the most interesting Abbott girl“ gewesen zu sein und ging nach dem 2000 erschienenen Requiem for a Dream so weit, die New Yorkerin gar als ”sex symbol“ zu bezeichnen.
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Unbestritten scheint also Connellys bewunderte Schönheit, die dafür sorgte, dass Disney sich in seiner Gestaltung der Prinzessin Jasmin in ihrem Meisterwerk Aladdin an Connellys Äußerem orientierte. Zugleich schien Hollywood aber auch nicht viel weiter als bis zu jener Äußerlichkeit zu sehen, betrachtet man Connellys Rollen in den Neunzigern. In Filmen wie The Rocketeer oder Mulholland Falls ist die Schauspielerin wie bereits zuvor in The Hot Spot nichts als die schöne Frau an der Seite des Helden. Ein Aspekt, den man durch Hervorhebung ihrer Brüste zu dieser Zeit noch zu untermauern versuchte. Erst in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre wandelte sich ihr Rollenbild ein wenig. In John Singletons Higher Learning spielte Connelly eine lesbische Lehrerin, in ihren Rollen aus Inventing the Abbotts oder Waking the Dead gab sie sich verletzlicher. Auch acht Jahre später sollte Ebert der Schauspielerin noch attestieren, dass ”nobody is better than Connelly at looking really soulful“. Dennoch schien sie vorerst typisiert zu sein.
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In A Beautiful Mind gewann Regisseur Ron Howard, der zuvor Inventing the Abbotts produziert hatte, Jennifer Connelly für die Rolle der Alicia Nash. Ihre Darstellung der Ehefrau des Nobelpreisträgers John Forbes Nash Jr. brachte Connelly schließlich ihren ersten und bisher einzigen Academy Award als Beste Nebendarstellerin ein. Obschon seit 17 Jahren im Business, hatte sich die New Yorkerin erst jetzt vollends etabliert. Ihr Oscargewinn wurde dabei von ihrer viel kritisierten Dankesrede überschattet, die Connelly von einem Zettel ablas, nachdem sie sich zuerst nicht sicher war, ob sie überhaupt eine Rede vorbereiten sollte und im Nachhinein überrascht war, dass entgegen einer Versicherung doch kein Rednerpult auf der Bühne stehen würde, hinter welchem sie die Rede verbergen könne. Mit ihrem Gewinn war Connelly ihrer Kollegin Marcia Gay Harden gefolgt, die im Vorjahr für ihre Rolle in dem gemeinsamen Film Pollock ausgezeichnet worden war. Und auf den Oscargewinn folgte erst ein Mal eine wohlverdiente Pause.
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Am 1. Januar 2003 hatte Connelly ihren Kollegen und Filmpartner Paul Bettany, den sie am Set von A Beautiful Mind kennenlernte, geheiratet. Nur wenige Monate später kam der gemeinsame Sohn Stellan, benannt nach Bettanys Freund und Kollegen Stellan Skarsgård, auf die Welt. Es war Connellys zweiter Sohn, nachdem sie bereits Ende der Neunziger mit dem Photografen David Dugan das gemeinsame Kind Kai zur Welt gebracht hatte. Auch damals gönnte sich die New Yorkerin eine einjährige Auszeit, bevor sie in der Fernsehserie The $treet eine Rolle übernahm, weil diese in der Nähe ihrer Manhattaner Heimat drehen konnte. Erst 2005 sollte Connelly zurück auf die Leinwand kehren, mit dem Asia-Remake Dark Water, basierend auf Hideo Nakatas Honogurai mizu no soko kara. Ein Film der weitestgehend im Bewusstsein des Publikums unterging, der Connelly jedoch ihre zweite unabhängige Frauenrolle einbrachte. Ein Rollentypus, dem sie anschließend nur noch in Edward Zwicks Blood Diamond gerecht werden konnte.
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Jennifer Connelly ist eine Schauspielerin, die fernab von all jenem Hollywood-Trubel lebt. Privat eine begeisterte Naturperson mit Affinität für die Gebiete der Physik und Philosophie, liefert sie wenig Material für Skandale. Vielleicht spiegelt sich ihr persönliches Bild von sich selbst in ihrer Rollenwahl wider, hält sie doch einen gewissen Grad an Identifizierung für notwendig. So ließen sich auch die unzähligen Rollen als Ehefrau und Mutter - acht ihrer letzten elf Charaktere fallen darunter - erklären. Durchschnittlich werden ihre Filme bei Rotten Tomatoes mit 59% bewertet, wobei Connelly stärkste Phase in ihren Projekten zwischen 2000 und 2003 (72%) zu finden war. Von den vergangenen elf Oscarpreisträgerinnen in ihrer Kategorie landet Connelly, was die Rezeption ihrer Filme seit dem Oscargewinn bei den Kritikern angeht, im Mittelfeld (52.22%). Hier heben sich lediglich Cate Blanchett (66.75%) und Tilda Swinton (65.5%) durch ihre Rollenwahl ab, während Angelina Jolie (40.81%) abgeschlagen den letzten Platz einnimmt.
Ich mag sie sehr. Glaubwürdige, gut aussehende Schauspielerin. Wobei mich die wenigstens ihrer Rollen anspricht.
AntwortenLöschen"Der unterschätzte Sci-Fi-Film"
AntwortenLöschenNaja. Eher: "Der unterirdische Sci-Fi-Film"
die dafür sorgte, dass Disney sich in seiner Gestaltung der Prinzessin Jasmin in ihrem Meisterwerk Aladdin an Connellys Äußerem orientierte.
AntwortenLöschenMan lernt nie aus. :)
Ansonsten: Schön geschrieben. Für mich hat Connelly ihre stärkste Rolle tatsächlich in "House of Sand and Fog" abgeliefert.
Bin gerade auf dem Jennifer Connelly - Trip. Somit, danke für deinen Beitrag.
AntwortenLöschen"und ging nach dem 2000 erschienenen Requiem for a Dream so weit, die New Yorkerin gar als ”sex symbol“ zu bezeichnen.
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Ob Mr. Ebert da diese ominöse "Arsch an Arsch"-Szene im Kopf herumging? ;-)
Schön geschrieben, wenn auch - wie fast immer - ziemlich lang. Aber hier, in diesem Kontext, kann man einer großartigen Darstellerin nur so gerecht werden