Streber, Computerfreaks, Tüftler, Fachidioten, Langweiler, Außenseiter, Sonderlinge - all diese Übersetzungen erhält man, wenn man den Begriff „nerd“ nachschlägt. Nerds sind meist die Verlierer, die über Sex reden, aber keinen haben. Ihre Sprache besteht meist aus Pop-Kultur-Referenzen, am auffälligsten zu Star Trek oder Star Wars. Nerds sind diejenigen, die in der Schule in ihren Schrank eingesperrt, im Sportunterricht als letztes ins Team gewählt oder denen von den beliebten Mädchen Streiche gespielt wurden. Die Autoren und Produzenten Chuck Lorre und Bill Prady widmeten sich im vergangenen Sommer nun exakt dieser Gruppe von Menschen und machten sie zu den Protagonisten ihrer eigenen Fernsehserie, die auf den Namen The Big Bang Theory hört.
Sowohl Lorre als auch Prady haben jahrelange Erfahrung im Fernsehbereich vorzuweisen, darunter Involvierungen in verschiedene Erfolgsserien. Lorre selbst arbeite für die Serien Roseanne, Dharma & Greg sowie Two and a Half Men. Lorres Arbeit an Roseanne dürfte dazu geführt haben, dass Johnny Galecki die Hauptrolle der Serie übernahm und auch Laurie Metcalf sowie Sara Gilbert Gastauftritte aufweisen können. In den USA konnte die Show durchschnittlich fast 8.5 Millionen Zuschauer begeistern, büßte jedoch gerade in den letzten Folgen etwas an Publikum ein. Am Montag lief das Finale der ersten Staffel und es stand bereits frühzeitig fest, dass die Sitcom für eine zweiundzwanzig Folgen umfassende zweite Staffel im Herbst auf CBS zurückkehren wird.
Der durchschnittliche Nerd ist zwar intelligent, aber sozial und physisch merkwürdig. Dies trifft ohne Frage auf die vier Protagonisten von The Big Bang Theory zu. Im Zentrum stehen die beiden Mitbewohner Leonard Hofstadter (Johnny Galecki) und Sheldon Cooper (Jim Parsons), die über einen Intelligenzquotienten von 173 und 187 verfügen. Benannt wurden sie nach dem US-Schauspieler Sheldon Leonard, wobei für Leonards Nachname noch Physik-Nobelpreisträger Robert Hofstadter Pate stand. Sowohl Leonard als auch Sheldon verfügen über einen Doktortitel und sind Physiker an ihrer Universität. Während Leonard oftmals versucht, „normal“ zu sein oder zumindest so zu wirken, lebt Sheldon in seiner eigenen Welt, in der ihm niemand intellektuell das Wasser reichen kann.
Dies sorgt auch dafür, dass Parsons’ Charakter zur Kultfigur und zum Höhepunkt der Show wurde. Sheldon nimmt sein Umfeld stets von der theoretischen Seite her wahr, was seinen Äußerungen und seinem Verhalten ihren typischen und enorm amüsanten Touch verleiht. Die anderen beiden Nerds der Gruppe sind der ewig geile Ingenieur Howard Wolowitz (Simon Helberg) und der schüchterne indische Astrophysiker Rajesh Koothrappali (Kunal Nayyar). Etwas negativ stößt zumindest zu Beginn auf, dass Rajesh bisweilen die Rolle von Wilmer Valderamas Fez aus That 70’s Show übernimmt. Die fünfte und letzte Figur im Bunde ist die neue Nachbarin Penny (Kaley Couco), ein attraktives Mädchen aus dem Mittleren Westen der USA, in die sich Leonard auf der Stelle verliebt.
So sympathisch Howard und Rajesh auch sind, handelt es sich bei beiden um weit weniger prominente Figuren als bei Leonard und Sheldon, was nicht bedeutet, dass Creepy Howard und der in Gegenwart von Penny stumme Rajesh nichts zum Humor beitragen. Dennoch vereinnahmt Parsons’ Sheldon stets den Bildschirm, wenn er Bestandteil einer Szene ist. Seine Analogien aus den Bereichen Physik oder Biologie sind meist urkomisch, wenn er Liebesprobleme der guten Penny mit soziologischen Tierexperimenten aus den 1930ern gleichzusetzen versucht. Von den 17 Folgen ist neben der Pilot-Folge - welche die Prämisse und die Charaktere einführt - vor allem die siebte Episode The Dumpling Paradox am meisten gelungen, während die übrigen Folgen konstant gute Unterhaltung bieten.
Man muss es Lorre und Prady lassen, dass selbst Leonard neben Sheldon zu einer in Ansätzen unnötigen Figur verblasst. Großes Lob verdient sich hierbei natürlich auch Jim Parsons, der 2009 für seine Porträtierung verdientermaßen mit einer Emmy-Nominierung bedacht wurde (und den Preis 2010 nebst der Auszeichnung mit dem Golden Globe 2011 mit nach Hause nehmen sollte). Einen nervigen und zugleich, wenn auch subtil, liebenswürdigen Nerd zu spielen, ist sicherlich nicht besonders leicht. Umso erstaunlicher, dass Parsons abgesehen von einer Nebenrolle in Zach Braffs Regiedebüt Garden State weitestgehend unbekannt in der US-Unterhaltungsbranche ist. Seine starke Verbundenheit mit dem Charakter von Sheldon dürfte auch kaum neue Kinorollen mit sich bringen.
Noch weniger Erfahrung hat Kunal Nayyir vorzuweisen. Im Gegensatz zu ihm und Parsons wissen die anderen drei Mitglieder mit sehr viel mehr Erfahrung aufzuwarten. Simon Helberg gehörte unter anderem zum Ensemble von Studio 60 on the Sunset Strip, Kaley Cuoco wiederum trat zuvorderst in 8 Simple Rules…For Dating My Teenage Daughter auf. Das bekannteste Gesicht dürfte aber sicherlich Johnny Galecki sein. Interessant wäre es zu erfahren, wie echte Nerds von The Big Bang Theory denken, denn obschon mancher einer mit vielen der Pop-Kultur-Referenzen etwas anfangen kann, würde man sich schwerlich als Nerd bezeichnen, wie Leonard darstellt (der sogar eine Darth Vader Duschhaube und ein Luke Skywalker Shampoo hat - oder umgekehrt).
Die Serie lebt jedoch nicht nur von ihren schrulligen Charakteren, sondern auch von ihren aberwitzigen Einfällen, zu denen auch die vielen Verweise auf die heutige Medienlandschaft zählen. Zugegeben sind diese eher in den Sphären der Nerds beheimatet (inwiefern beißen sich The Sarah Connor Chronicles mit Terminator: Judgement Day?), dürften aber auch dem gewöhnlichen Zuschauer gefallen. Von all den neuen Serien, die jährlich den US-Fernsehmarkt überspülen, zählt The Big Bang Theory sicherlich zu den Gewinnern des letzten Jahres und wurde nicht zu Unrecht frühzeitig verlängert. Inwiefern sich die Entwicklungen des Staffelfinals (hier geht die Show in eine ähnliche Richtung wie How I Met Your Mother) auswirken dürften, wird das Publikum dann ab Herbst beobachten können.
7.5/10
Nach den anfänglich sehr verhaltenen Kritiken war ich auch sehr positiv überrascht von der Serie. Macht richtig Spaß!
AntwortenLöschenUnd die 17. Folge war nun schon die letzte der Staffel? Schade. Gibt es eine Seite wo man auf einen Blick sehen kann wieviele Folgen eine Staffel hat/haben wird? Habe da irgendwie noch nichts übersichtliches gefunden...
Wikipedia hat auf sowas eigentlich immer eine Antwort:
AntwortenLöschenhttp://en.wikipedia.org/wiki/List_of_The_Big_Bang_Theory_episodes
Klingt interessant die Serie. Werde ich bei Gelegenheit mal austesten. ;)
Der Sarge hat den Dreh raus, einfach bei Google den Seriennamen eingeben, dazu noch "Episode List" und "Wiki" und dann ist es der erste Hit. In den häufigsten Fällen wird hier verzeichnet, wie viele Episoden noch ausstehen.
AntwortenLöschenAlternativ kann man auch www.epguides.com sehr empfehlen. Da bekommt man in der Regel auch einen sehr guten Überblick und kann durch die thematische Fixierung etwas schneller durchkommen, als beim Wissensmonster wikipedia. =)
AntwortenLöschenAber zum Thema: Schön zu sehen, dass die Serie ihre Anhänger gefunden hat. Die wurde zu Beginn ja doch schon sehr viel kritisiert und niedergemacht im Web - etwas was ich von Beginn an nicht nachvollziehen konnte. Klar eine klassische Sitcom, aber mit viel Liebe zum Detail erzählt und vor allem mit einem Humor, der oftmals auf mehreren Ebenen funktioniert. Zudem natürlich mit Sheldon eine wirklich großartige Figur (alleine schon die Verkleidung als Doppler-Effekt in einer der ersten Episoden... zum Schiessen!)
Wow, ich kann komplett zustimmen, sogar die Bewertung hätte ich auch mit 8/10 abgegeben =)
AntwortenLöschenVielleicht stimmt das schon mit Sheldon als überragender Mittelpunkt in der Serie, aber ich find die anderen bringen auch ziemlich viel zum Humor dabei, besonders halt auch Holowitz - seine Beatboxsession? seine zahlreichen Anmachversuche an Penny? Einfach herrlich ;)
Ich bin im großen und ganzen deiner Meinung, dein Beiträg hat bei mir überhaupt erst das Interesse an der Serie geweckt. Ich finde aber Howard und Rajesh nicht als unwichtig. Es ist als würden die beiden eine Art Ausgleich in das Gespann bringen. Ansosnten wären nur Dialoge zwischen Leonard und Sheldon sehr schnell anstrengend.
AntwortenLöschenAber, wie gesagt, stimme ich dir zu.
Penny rundet die Sache dazu noch gut ab ;-)