18. Mai 2008

The Office - Season Four

You don’t know me. You’ve just seen my penis.

Im Vergleich zu den vorherigen Staffeln wartet The Office in ihrer vierten Auflage mit vier Doppelfolgen auf. Letztlich vielleicht nicht die beste Entscheidung, geraten einige Szenen doch etwas zäh. Ohnehin ist die Qualität der ersten Hälfte dieser Staffel eher durchschnittlich und vermag erst in den letzten sechs Folgen nochmals zu alter Klasse zu gelangen. Hauptmanko dieses scheinbaren Qualitätsverlustes ist die Tatsache, dass Ryan (B.J. Novak) nun Jans Posten als Michaels (Steve Carell) Vorgesetzter einnimmt. Nun ist es so, dass Noval weit besser als Autor der Serie denn als ihr Schauspieler taugt. Gerade seine - nun arrogante - Version von Ryan nervt ob ihrer immensen Präsenz teilweise doch ungemein. Hinsichtlich Michaels Vorgesetzten eignen sich zurückhaltendere Charaktere wie Jan oder David Wallace weitaus besser. Zudem ist bis heute unverständlich, weshalb Dunder Mifflin eine Aushilfskraft (die noch nicht einmal einen einzigen Verkauf vorzuweisen hat) in einen Managerposten befördert. Mit dieser Entscheidung haben sich Greg Daniels, Mindy Kaling und B.J. Novak im Nachhinein selbst ins Bein geschossen.

Für die vierte Staffel gibt es kein wirkliches übergeordnetes Thema. Kaum zwei Folgen haben direkt etwas miteinander zu tun, sodass vordergründig Michaels Exzentrizitäten im Mittelpunkt stehen. Beispielhaft kann hier Survivor Man angeführt werden. Ansonsten ist das Schema dasselbe, es sind die Beziehungen, welche die Serie ausmachen. Während Dwight (Rainn Wilson) und Angela überraschend Schluss machen, läuft es zwischen Jim (John Krasinski) und Pam (Jenna Fischer) außerordentlich gut. Ganz anders hingegen entwickelt sich die Beziehung zwischen Michael und Jan. Diese zeigt sich zwar mitunter als sehr liebevolle Freundin, doch meistens ist sie doch noch eine äußerst kalte Frau, die – wie man in Dinner Party sieht – Michael wie einen Hund vor dessen eigenem Bett schlafen lässt. Allgemein ergeben sich für Michael ohnehin sehr viele Momente, die ihm das Mitgefühl der Zuschauer bescheren und ihn mitunter auch sehr sympathisch machen. Hier sei insbesondere das Ende von Survivor Man angeführt, wo man einen Michael Scott kennenlernt, den man so noch nie gesehen hat. Gegenüber Jim gesteht er ein, dass das Meiste was er tut, einfach nur der Auflockerung dient, da es anders kaum möglich scheint.

Ähnlich verhält es sich mit der sehr ambivalenten Folge Did I Stutter?, in welcher Stanley unerwartet ausflippt und Michael vor versammelter Belegschaft seine Inkompetenz vorwirft. Obwohl man weiß, dass es sich hierbei um die Wahrheit handelt, kommt man nicht umhin, tiefes Mitleid mit einem den Tränen nahen Michael zu empfinden. Die Auflösung, dass Stanley quasi ungeschoren davon kommt, ist jedoch nicht sonderlich gut geraten. Ansonsten rücken einige der Nebenfiguren wieder in den Hintergrund, von Oscar über Phyllis zu Creed. Erfreuenswerterweise gibt es jedoch mit Branch Wars ein Wiedersehen mit Karen (Rashida Jones) und Todd Pecker bleibt dem Publikum erspart. Im Vergleich zu den vorherigen Staffeln fällt eine Entwicklung jedoch negativ ins Gewicht. Die Streiche von Jim an Dwight haben extrem nachgelassen. Abgesehen von Launch Party und Goodbye Toby findet keine wirkliche Verarsche von Jim an seinen Tischnachbarn statt. Ein Trend, der sich auch in der fünften Staffel fortsetzt. Dagegen ist Michaels Abneigung gegenüber Toby (Paul Lieberstein) so aktuell wie nie und nimmt gerade gegen Ende (und speziell im Staffelfinale Goodbye Toby) enorm zu.

Bei der Zweitsichtung hat sich bemerkbar gemacht, dass die vierte Staffel ursprünglich nicht nur anders sondern auch besser von mir aufgenommen wurde. Keine Folge ragt wirklich aus den anderen heraus, sodass allenfalls Branch Wars als gelungenste Folge dienen könnte, während mit Dunder Mifflin Infinity ein bisheriger Tiefpunkt erreicht wird. Dies ist gerade dahingehend interessant, da auch die der vorherigen Staffeln im Vergleich zur Erstsichtung abgebaut haben - ironischerweise jedoch mit dem Gradmesser der vierten Staffel. Wie sich herausstellt, spielt diese jedoch auf demselben Niveau wie ihre Vorgänger. Somit ist The Office gerade deshalb außerordentlich, weil die Qualität und das Niveau der Show kontinuierlich gehalten werden. Da das Format der Serie jedoch etwas „ernster“ ist, als bei Kollegen wie Scrubs oder Family Guy (die besonders durch ihre kurzen Sketche funktionieren), vermag es der Serie nicht allzu leicht zu gelingen, in eine herausragende Sphäre vorzudringen. Dies gilt jedoch für die direkte Qualität der Serie, was aber keineswegs bedeutet, dass The Office nicht allein durch sein großartiges Konzept eine herausragende Serie ist. 

8/10

1 Kommentar:

  1. Das Finale habe ich noch vor mir - freue mich enorm darauf. Schade, dass es dann schon wieder vorbei ist, doch die Aussicht auf eine 28 Folgen Staffel ist natürlich grandios! :)

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