We’re gonna be rock stars.
Robb hat die Schnauze voll. Will nicht mehr. Nur Ärger, die ganze Zeit. Sein Band-Kumpel Steve redet auf ihn ein. „The place is jammed. Fucking packed!“ Gut, die Fans will man dann auch nicht enttäuschen. Also wieder rein in den Münchener Club. Dort wird dann vor sprichwörtlich einer Handvoll Gästen gespielt. Später gesteht Gitarrist und Leadsinger Steve „Lips“ Kudlow dann ein, dass er nicht gerne vor 5 Leuten in Hallen spielt, die vierzig Mal so viele Besucher fassen. Und am Ende behauptet er, dass es ihm eigentlich egal ist. Denn er spiele ja um des Spielens Willen. Denn die Musik vergeht nie. Der Tod zwar auch nicht, das weiß auch Lips, aber dennoch, die Musik vergeht trotzdem nie. Lebt immer weiter, ist unsterblich. Und mit ihr auch die Person, die sie hervorgebracht hat. Deswegen gibt Lips auch nicht auf. Kämpft um die Produktion des 13. Studioalbums und später darum, ein Label für dieses zu finden.
Steve und Robb sind die besten Freunde seit sie 14 Jahre alt waren. Sie haben einiges gemeinsam, nicht nur die Liebe zur Musik. Beide entstammen jüdischen Familien mit osteuropäischer Vergangenheit. Als Steve und Robb in den siebziger Jahren ihre erste Band gründeten, die Anfang der Achtziger dann ihren heutigen Namen „Anvil“ erhielt, waren sie vielversprechende Musiker. Neben einigen anderen bekannten Bands wie den Scorpions oder Bon Jovi traten sie 1984 auf einem großen Konzert in Japan auf. „These guys are going to turn the music world upside down“, war sich Lars Ulrich, Schlagzeuger von Metallica, damals bereits sicher. Doch Anvil! The Story of Anvil verrät bereits zu Beginn, dass Anvil im Gegensatz zu den anderen Bands nicht zu Weltruhm aufstieg. Dabei waren sie Wegbereiter für Gruppen wie eben Metallica oder auch Slayer. Ihre frühen Alben, allen voran Metal on Metal, zählen zu den Begründern des Speed Metal. „It’s over. It’s been over for a long time“, resümiert Droid, Robbs Schwester, im Zuge der Dokumentation den Zustand von Anvil.
„Sometimes life deals you a hard deck“, blickt auch Slash, der Gitarrist von Guns N’ Roses etwas betrübt auf die Entwicklung von Anvil zurück. Was lief schief? Ulrich meint, die kanadische Nationalität der Gruppe könnte ein Grund gewesen sein. Lemmy Kilmister von Motörhead ist dagegen der Ansicht, dass es entscheidend sei, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Die erfolgreiche Phase von Anvil ist jedenfalls vorbei. Eigentlich schon lange. Inzwischen arbeitet Lips als Fahrer für einen Schulcatering Service. Nur noch gelegentlich, wie an seinem 50. Geburtstag, spielt er mit Robb und den anderen beiden Bandmitgliedern, Glenn und Ivan. Meistens sind dann auch ihre treuesten Fans, Cut Loose und Mad Dog, anwesend. Deren Spitznamen sind Programm, Mad Dog konsumiert dann auch gleich sein Bier durch sein rechtes Nasenloch. Die Zeiten, in denen Lips mit einem Dildo seine E-Gitarre rockte, sind lange vorbei. Inzwischen gilt es, über die Runden zu kommen. Frau und Kinder zu ernähren. Glenn zum Beispiel hat nicht einmal ein Haus, sondern lebt in einer Garage.
Für Anvil! The Story of Anvil begleitete nun Drehbuchautor Sacha Gervasi, Anvil-Fan erster Stunde und dreimaliger Roadie der Gruppe, die Europatournee der Band, sowie ihre Bemühungen ihr 13. Studioalbum auf den Weg zu kriegen. Doch die Probleme werden bald nach Beginn der Tournee offensichtlich. Es fehlt ein „fucking“ Management. Zwar haben Lips und Robb eine Tourmanagerin, doch diese scheint mit der Aufgabe schlichtweg überfordert. In Prag verfahren sich die Jungs, kommen schließlich zwei Stunden zu spät zu ihrem Gig und werden hinterher nicht einmal bezahlt, sondern lediglich mit einem Teller Gulasch abgespeist. Ein richtiges Rock-Star-Leben ist dies nicht. Erst recht, wenn anschließend im rumänischen Transylvanien in einer Halle mit Kapazität von 10.000 Menschen nur 174 aufkreuzen. Doch Lips, der ewige Optimist, lässt sich nicht unterkriegen. Er bereue keine einzige Minute, erzählt er einige Wochen später in Nordamerika. Suboptimal verlief vielleicht die Tour, aber das neue Album steht. Oder auch nicht.
Zwar springt ihr ehemaliger Produzent wieder mit an Bord, doch $13.000 fehlen dennoch. Woher nehmen, wenn nicht Stehlen? Lips heuert kurzerhand als Aushilfe bei seinem Fan Cut Loose an. Dieser betreibt eine Telemarketing-Firma. Lips soll Sonnenbrillen verkaufen, die damit angepriesen werden, dass Keanu Reeves sie in The Matrix getragen hat und sie zu 45% dafür sorgen, dass man eher flachgelegt wird. Natürlich kriegt Lips so das Geld nicht zusammen, dafür findet sich schließlich eine andere Quelle. Das Album wird also aufgenommen, Streitigkeiten entspinnen sich, kein Label will das Teil haben, usw. Anvil! The Story of Anvil erzählt nicht so sehr die (Back-)Story von Anvil, sondern fokussiert sich vielmehr auf einen möglich Comeback-Versuch. Dabei macht der Dokumentarfilm die meiste Zeit sehr deutlich, dass Gervasi alles ist, aber kein guter Regisseur. Die Liebe zur Band ist da, das merkt man spätestens in seiner Vergangenheit als Roadie, die Gervasi ermöglich mit der Kamera auch dann ungestört draufzuhalten, wenn zwischen den Bandmitgliedern mal richtig die Fetzen fliegen.
Die meiste Zeit versucht Anvil! The Story of Anvil jedoch nur eine real life version von Rob Reiners Kulthit This is Spinal Tap zu sein. Die Ähnlichkeiten sind offensichtlich, angefangen mit Schlagzeuger Robb Reiner, der zwar für seinen Namen nichts kann und auch nur das letzte Glied der Kette darstellt. Da gibt es die Amplitude, die natürlich bis 11 reicht, ein Interview mit den beiden Freunden und Begründern in einem Bistro, die beinahe stattfindende Bandauflösung, weil sich ebenjene Freunde und Begründer in die Haare kriegen und sogar einen Ausflug nach Stonehenge enthält Gervasi seinen Zuschauern nicht vor. Die Parallelen zu Reiners Klassiker sind unübersehbar, was an sich nicht allzu tragisch ist, bestätigten doch zahlreiche Musiker wie Van Halen, dass This is Spinal Tap sehr nahe an einer echten Musiktournee sei. Doch wie gekünstelt Gervasi diese Parallelen heraufbeschwört, lässt einen am authentischen Charakter einiger Handlungsverläufe zweifeln. Zahlt vielleicht das Filmstudio das 13. Album? Und die Fans, die schließlich jubelnd die Halle strömen? Ist alles nur fingiert, um den Erfolg von Anvil! The Story of Anvil zu beschwören?
Die Lobeshymnen sind überbordend. Es sei der beste Dokumentarfilm, den er seit langem gesehen habe, meinte Dokumentarfilmer und Oscarpreisträger Michael Moore. Und daher verwundert es nicht, dass auch Anvil! für die Kategorie des Besten Dokumentarfilms bei der Academy eingereicht wurde. Vollends überzeugen will Gervasis Film dann aber nicht. Zwar ist er des Öfteren sehr „spinal tap“, gerade wenn Lips Matrix-Sonnenbrillen übers Telefon verkaufen will, um das nächste Album zu finanzieren. Doch zu viel bleibt einfach außen vor. Wie kann Lips seinen Job behalten, wenn er ständig hierhin und dorthin fünf Wochen lang fliegt? Wie kann sich Lips Schwester leisten, das 13. Studioalbum zu finanzieren, das am Ende nicht mal erscheint? Wieso streiten sich plötzlich Lips und Robb? Gervasi löst es nicht wirklich auf, sodass man das Gefühl hat, der Streit wurde nur inszeniert, um einen Streit – und eine Versöhnung – in den Film integrieren zu können. Wenn dann ein Interview mit Lars Ulrich im Bonus-Teil der DVD mit 30 Minuten fast halb so lange dauert, wie Anvil! selbst, kann irgendwas nicht stimmen. Insofern ist Gervasis Film bisweilen unterhaltsam, nett und sympathisch. Aber wenn ich This is Spinal Tap sehen will, dann schau ich mir lieber das Original an.
7/10
Robb hat die Schnauze voll. Will nicht mehr. Nur Ärger, die ganze Zeit. Sein Band-Kumpel Steve redet auf ihn ein. „The place is jammed. Fucking packed!“ Gut, die Fans will man dann auch nicht enttäuschen. Also wieder rein in den Münchener Club. Dort wird dann vor sprichwörtlich einer Handvoll Gästen gespielt. Später gesteht Gitarrist und Leadsinger Steve „Lips“ Kudlow dann ein, dass er nicht gerne vor 5 Leuten in Hallen spielt, die vierzig Mal so viele Besucher fassen. Und am Ende behauptet er, dass es ihm eigentlich egal ist. Denn er spiele ja um des Spielens Willen. Denn die Musik vergeht nie. Der Tod zwar auch nicht, das weiß auch Lips, aber dennoch, die Musik vergeht trotzdem nie. Lebt immer weiter, ist unsterblich. Und mit ihr auch die Person, die sie hervorgebracht hat. Deswegen gibt Lips auch nicht auf. Kämpft um die Produktion des 13. Studioalbums und später darum, ein Label für dieses zu finden.
Steve und Robb sind die besten Freunde seit sie 14 Jahre alt waren. Sie haben einiges gemeinsam, nicht nur die Liebe zur Musik. Beide entstammen jüdischen Familien mit osteuropäischer Vergangenheit. Als Steve und Robb in den siebziger Jahren ihre erste Band gründeten, die Anfang der Achtziger dann ihren heutigen Namen „Anvil“ erhielt, waren sie vielversprechende Musiker. Neben einigen anderen bekannten Bands wie den Scorpions oder Bon Jovi traten sie 1984 auf einem großen Konzert in Japan auf. „These guys are going to turn the music world upside down“, war sich Lars Ulrich, Schlagzeuger von Metallica, damals bereits sicher. Doch Anvil! The Story of Anvil verrät bereits zu Beginn, dass Anvil im Gegensatz zu den anderen Bands nicht zu Weltruhm aufstieg. Dabei waren sie Wegbereiter für Gruppen wie eben Metallica oder auch Slayer. Ihre frühen Alben, allen voran Metal on Metal, zählen zu den Begründern des Speed Metal. „It’s over. It’s been over for a long time“, resümiert Droid, Robbs Schwester, im Zuge der Dokumentation den Zustand von Anvil.
„Sometimes life deals you a hard deck“, blickt auch Slash, der Gitarrist von Guns N’ Roses etwas betrübt auf die Entwicklung von Anvil zurück. Was lief schief? Ulrich meint, die kanadische Nationalität der Gruppe könnte ein Grund gewesen sein. Lemmy Kilmister von Motörhead ist dagegen der Ansicht, dass es entscheidend sei, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Die erfolgreiche Phase von Anvil ist jedenfalls vorbei. Eigentlich schon lange. Inzwischen arbeitet Lips als Fahrer für einen Schulcatering Service. Nur noch gelegentlich, wie an seinem 50. Geburtstag, spielt er mit Robb und den anderen beiden Bandmitgliedern, Glenn und Ivan. Meistens sind dann auch ihre treuesten Fans, Cut Loose und Mad Dog, anwesend. Deren Spitznamen sind Programm, Mad Dog konsumiert dann auch gleich sein Bier durch sein rechtes Nasenloch. Die Zeiten, in denen Lips mit einem Dildo seine E-Gitarre rockte, sind lange vorbei. Inzwischen gilt es, über die Runden zu kommen. Frau und Kinder zu ernähren. Glenn zum Beispiel hat nicht einmal ein Haus, sondern lebt in einer Garage.
Für Anvil! The Story of Anvil begleitete nun Drehbuchautor Sacha Gervasi, Anvil-Fan erster Stunde und dreimaliger Roadie der Gruppe, die Europatournee der Band, sowie ihre Bemühungen ihr 13. Studioalbum auf den Weg zu kriegen. Doch die Probleme werden bald nach Beginn der Tournee offensichtlich. Es fehlt ein „fucking“ Management. Zwar haben Lips und Robb eine Tourmanagerin, doch diese scheint mit der Aufgabe schlichtweg überfordert. In Prag verfahren sich die Jungs, kommen schließlich zwei Stunden zu spät zu ihrem Gig und werden hinterher nicht einmal bezahlt, sondern lediglich mit einem Teller Gulasch abgespeist. Ein richtiges Rock-Star-Leben ist dies nicht. Erst recht, wenn anschließend im rumänischen Transylvanien in einer Halle mit Kapazität von 10.000 Menschen nur 174 aufkreuzen. Doch Lips, der ewige Optimist, lässt sich nicht unterkriegen. Er bereue keine einzige Minute, erzählt er einige Wochen später in Nordamerika. Suboptimal verlief vielleicht die Tour, aber das neue Album steht. Oder auch nicht.
Zwar springt ihr ehemaliger Produzent wieder mit an Bord, doch $13.000 fehlen dennoch. Woher nehmen, wenn nicht Stehlen? Lips heuert kurzerhand als Aushilfe bei seinem Fan Cut Loose an. Dieser betreibt eine Telemarketing-Firma. Lips soll Sonnenbrillen verkaufen, die damit angepriesen werden, dass Keanu Reeves sie in The Matrix getragen hat und sie zu 45% dafür sorgen, dass man eher flachgelegt wird. Natürlich kriegt Lips so das Geld nicht zusammen, dafür findet sich schließlich eine andere Quelle. Das Album wird also aufgenommen, Streitigkeiten entspinnen sich, kein Label will das Teil haben, usw. Anvil! The Story of Anvil erzählt nicht so sehr die (Back-)Story von Anvil, sondern fokussiert sich vielmehr auf einen möglich Comeback-Versuch. Dabei macht der Dokumentarfilm die meiste Zeit sehr deutlich, dass Gervasi alles ist, aber kein guter Regisseur. Die Liebe zur Band ist da, das merkt man spätestens in seiner Vergangenheit als Roadie, die Gervasi ermöglich mit der Kamera auch dann ungestört draufzuhalten, wenn zwischen den Bandmitgliedern mal richtig die Fetzen fliegen.
Die meiste Zeit versucht Anvil! The Story of Anvil jedoch nur eine real life version von Rob Reiners Kulthit This is Spinal Tap zu sein. Die Ähnlichkeiten sind offensichtlich, angefangen mit Schlagzeuger Robb Reiner, der zwar für seinen Namen nichts kann und auch nur das letzte Glied der Kette darstellt. Da gibt es die Amplitude, die natürlich bis 11 reicht, ein Interview mit den beiden Freunden und Begründern in einem Bistro, die beinahe stattfindende Bandauflösung, weil sich ebenjene Freunde und Begründer in die Haare kriegen und sogar einen Ausflug nach Stonehenge enthält Gervasi seinen Zuschauern nicht vor. Die Parallelen zu Reiners Klassiker sind unübersehbar, was an sich nicht allzu tragisch ist, bestätigten doch zahlreiche Musiker wie Van Halen, dass This is Spinal Tap sehr nahe an einer echten Musiktournee sei. Doch wie gekünstelt Gervasi diese Parallelen heraufbeschwört, lässt einen am authentischen Charakter einiger Handlungsverläufe zweifeln. Zahlt vielleicht das Filmstudio das 13. Album? Und die Fans, die schließlich jubelnd die Halle strömen? Ist alles nur fingiert, um den Erfolg von Anvil! The Story of Anvil zu beschwören?
Die Lobeshymnen sind überbordend. Es sei der beste Dokumentarfilm, den er seit langem gesehen habe, meinte Dokumentarfilmer und Oscarpreisträger Michael Moore. Und daher verwundert es nicht, dass auch Anvil! für die Kategorie des Besten Dokumentarfilms bei der Academy eingereicht wurde. Vollends überzeugen will Gervasis Film dann aber nicht. Zwar ist er des Öfteren sehr „spinal tap“, gerade wenn Lips Matrix-Sonnenbrillen übers Telefon verkaufen will, um das nächste Album zu finanzieren. Doch zu viel bleibt einfach außen vor. Wie kann Lips seinen Job behalten, wenn er ständig hierhin und dorthin fünf Wochen lang fliegt? Wie kann sich Lips Schwester leisten, das 13. Studioalbum zu finanzieren, das am Ende nicht mal erscheint? Wieso streiten sich plötzlich Lips und Robb? Gervasi löst es nicht wirklich auf, sodass man das Gefühl hat, der Streit wurde nur inszeniert, um einen Streit – und eine Versöhnung – in den Film integrieren zu können. Wenn dann ein Interview mit Lars Ulrich im Bonus-Teil der DVD mit 30 Minuten fast halb so lange dauert, wie Anvil! selbst, kann irgendwas nicht stimmen. Insofern ist Gervasis Film bisweilen unterhaltsam, nett und sympathisch. Aber wenn ich This is Spinal Tap sehen will, dann schau ich mir lieber das Original an.
7/10
Hast du Film komplett gesehen, ich denke nicht!
AntwortenLöschenDie Tour war die erste richtige Tour seit 20 Jahren, da sind 5 Wo. dann wohl kein Problem und die CD ist erschienen, dies sieht man ja auch am Ende des Films.