2. Dezember 2008

South Park - Season Eight

Dey tuk er jerbs!

Die gewöhnliche South Park-Staffel verfügt über vierzehn Episoden. Selbst die achte Instanz aus dem Jahr 2004. Dabei beschrieben die Serienschöpfer Matt Stone und Trey Parker jenes Jahr als „The Year From Hell“, mussten sie nicht nur die vierzehn Episoden für das laufende Jahr produzieren, sondern sie brachten mit T.E.A.M. America auch noch ihren zweiten Kinofilm heraus. Bedenkt man diese Leistung, muss man den Beiden applaudieren. Denn auch die achte Staffel lässt nichts von der löblichen Konstanz der Show vermissen und zugleich bescherten die beiden Amerikaner ihrem Publikum noch eine kultige Kino-Satire. Doch das Eigenlob stinkt, wissen auch Parker und Stone. Mehrfach weisen sie in ihren Audiokommentaren darauf hin, dass sie aufgrund des Kinofilmes kaum bis gar keine kreativen Ideen bekommen wollten. Besonders gestehen sie dies in der Folge Quest for Ratings ein, die allerdings keineswegs zu den schwächeren der Staffel zu zählen wäre. Im Gegenteil, auch im achten Jahr gelingt es den beiden Komikern weiterhin auf brillante Weise die amerikanische Gesellschaft der Moderne zu konterkarieren und den Zuschauern anhand aktueller Beispiele den moralischen Spiegel vorzuhalten. Hierbei werden speziell Ereignisse aus dem Vorjahr (2003) und 2004 selbst als Grundlage für die Serieninhalte herangezogen. Allerdings lassen es sich die Macher nicht nehmen, erneut zahlreiche Filmreferenzen in die Handlung einzubinden, sich mit kontroversen Blockbustern zu beschäftigen und die Stellung von Prominenten in Frage zu stellen. Auch zu soziokulturellen Themen wird erneut Position bezogen. Die Parallele zur zwölften Staffel zeigt somit auf, wie konstant South Park tatsächlich seinen enorm hohen Standard halten kann und weshalb die Serie zu den Highlights des amerikanischen Comedy-Fernsehens zu zählen ist.

Das Schwellenjahr 2003/2004 war gekennzeichnet durch Skandale einiger berühmter Persönlichkeiten. So wird in der Episode The Jeffersons nicht nur die Kindesmisshandlungsanklage gegen Michael Jackson thematisiert, sondern auch die Vergewaltigungsklage gegen L.A. Lakers-Star Kobe Bryant angesprochen. Zugleich wird das Klischee hochgenommen, dass die amerikanische Polizei bestrebt ist, wohlhabenden afro-amerikanischen Bürgern Verbrechen anzuhängen („The black bastard was so rich he made bail and disappeared before the trial“). Außerdem nutzten Parker und Stone die Folge Up the Down Steroids dazu, erneut Persönlichkeiten durch Dritte an den Pranger zu stellen und zu beschimpfen. Im Jahr 2003 waren die Baseball-Spieler Mark McGwire, Barry Bonds und Jason Giambi neben anderen Sportlern in einen Steroid-Skandal verwickelt, der als BALCO in die Geschichte einging. Ähnlich wie bereits in Butters’ Very Own Episode mit O.J. Simpson und anderen geschehen. Außerdem spielte auch in der achten Staffel erneut die US-Präsidentschaftswahl eine Rolle. Dabei wurde diese weniger direkt platziert, wie in About Last Night… (Staffel 12) geschehen. Vielmehr subtil wurde die Wahl zwischen George W. Bush und John Kerry – beziehungsweise Wahlen allgemein – in Douche and Turd angesprochen. Die Folge lässt sich dadurch zusammenfassen, dass man bei Wahlen immer zwischen Not und Elend entscheiden muss. Während Parker und Stone Quest for Ratings als reine Müdigkeitserscheinung wahrnehmen, schießt die Folge jedoch gekonnt Spitzen gegen die Verboulevardisierung der öffentlichen Medien. Im Kampf um Quoten wird die seriöse Nachrichtensendung der Jungs abgesetzt, da Craigs sinnloses Unterhaltungsformat das Publikum besser anspricht. Eine durchaus gelungene Zusammenfassung der modernen Medienlandschaft.

In Good Times With Weapons (die zu einem Großteil im Mangastil gehalten ist und eine Referenz an den Nipplegate-Skandal beinhaltet) und Goobacks prangern die Macher soziale Themen an. Während in ersterer Episode das gefährliche Spiel von Kindern mit Waffen (speziell asiatische, jedoch auch im allgemeinen) zur Sprache kommt, sowie die Vernachlässigung der Eltern gegenüber dieser Problematik, beschäftigt sich Goobacks mit Immigrantenfeindlichkeit. Als der Arbeitsmarkt der Zukunft zusammenbricht, reisen die Amerikaner zurück in die Vergangenheit und übernehmen für lachhafte Gagen die Arbeitsplätze der Bewohner South Parks. Dass das eigentliche Problem dabei nicht erkannt wird, spricht Stan letztlich in der Moralpredigt der Folge an. Allerdings kommen in der achten Staffel auch die bloßen Spinnereien nicht zu kurz. So sind Episoden wie You Got F’d in the A oder Cartman’s Incredible Gift reine Verballhornungen der Filme You Got Served (2004) und Dead Zone (1983). Mit The Passion of the Jew nehmen sich Parker und Stone zudem den damaligen Kinohit The Passion of the Christ zur Brust („That wasn't a movie. That was a snuff film“). Man kann sich darüber streiten, ob die humoristische Darstellung von Mel Gibson in jener Episode nicht eine Spur zu weit getrieben wurde. Weniger weil dem antisemitischen Hollywoodstar Unrecht getan wird, sondern die Szenen so überspitzt sind, dass sie bisweilen nicht mehr lustig werden.

Besonders Lob verdient die Folge AWESOM-O, die in lediglich drei Tagen gedreht wurde und neben Good Times With Weapons, Stupid Spoiled Whore Video Playset und Woodland Critter Christmas zu den gelungensten Episoden der Staffel zählt. Hierbei findet sich nicht nur eine Anspielung auf Hondas humanoiden Roboter ASIMO, sondern man holt auch zu einem Rundumschlug gegen Adam Sandler aus, dessen Komödie 50 First Dates 2004 in den Kinos lief. Sehr schön ist wie angesprochen auch Stupid Spoiled Whore Video Playset, in welcher South Park Stellung zum damals aufkommenden Paris Hilton-Hype bezieht. Im selben Jahr war das Amateurpornovideo 1 Night in Paris erschienen und Parker und Stone ließen es sich nicht nehmen, die debile Hotelerbin hier nach allen Regeln der Kunst bloßzustellen. Neben filmischen Hommagen an Terminator, Red Dragon und Street Fighter bietet allein Something Wall-Mart This Way Comes ein Konglomerat an Zitaten aus The Matrix Reloaded, Independence Day und Poltergeist. Seinen gebührenden Abschluss findet die Staffel schließlich in Woodland Critter Christmas, dem amüsantesten Beitrag des Produktionsjahres. Was somit The Simpsons in den Neunzigern waren, ist nunmehr South Park Anfang des neuen Jahrtausends. Eine grandiose Serie mit Seitenhieben gegen die Gesellschaft, die ihre Gags und Kritik auf konstant hohem Niveau zu präsentieren weiß. Wie ich bereits bei Staffel Zwölf erwähnte, wäre es sehr zu wünschen, dass die Show nicht denselben Weg wie Groenings Kultserie einschlägt und nach hinten raus immer schlechter und unlustiger wird. Bis dahin bleiben den Zuschauern jedoch hoffentlich noch einige ebenso gelungene Staffeln vergönnt. Denn an soziokultureller Kritik dürfte es bei den Vereinigten Staaten von Amerika sicherlich nie zur Neige gehen.

8/10

3 Kommentare:

  1. Ich habe bis heute noch nicht verstanden warum z.B. Arte die Serie nicht ins Programm genommen hat. Wäre eine echte Chance jüngeres Publikum an die öffentlich rechtlichen zu binden. MTV, Viva, RTL und ganz bestimmt auch Comedy Central ist doch gar nicht das richtige Umfeld für South Park. Zumal ich Comedy Central gar nicht empfangen kann.:(

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  2. Zumal ich Comedy Central gar nicht empfangen kann.:(

    Aber das ist ja auch völlig egal, wie ich Blödmann gerade feststellen mußte.:D

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  3. Ja, die Seite ist Gold wert.

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