Amüsanterweise startet in den USA diese Woche die neue Hugh-Grant-Komödie Did You Hear About the Morgans?. Ein Titel, der sich grundsätzlich auch auf die Titelfiguren der Showtime-Serie Dexter münzen ließe. Was Dexter (Michael C. Hall) und Deborah (Jennifer Carpenter) Morgan jede Staffel in Miami erleben, ist beachtlich. Dexter selbst verliebt sich in seine Tarn-Freundin Rita (Julie Benz), muss seinen eigenen Bruder umbringen, eine Stalkerin loswerden und sich mit einem mordgeilen Staatsanwalt auseinandersetzen. Und jetzt ist er auch noch Vater des kleinen Harrison geworden. Seine Adoptivschwester Deb erwischt es kaum besser. Vom Verlobten entführt und fast getötet, wird wiederum ihr nächster Freund entführt und fast getötet, ehe auch die große Liebe dieses Mal zwar nicht entführt, aber doch getötet wird. Nein, die Morgan-Geschwister haben kein leichtes Leben. Und auch das vierte Jahr, das sie mit dem Fernsehpublikum teilen, soll ihnen kaum ruhige Momente bescheren. Ganz im Gegenteil.
Harrison ist da und mit dem Baby auch all der Ärger, den ein Baby mit sich bringt. Dexter kriegt kaum noch Schlaf, seine Beruhigungsmorde leiden darunter. Als er eines Abends einem Mörder auflauert, schläft er vor Müdigkeit am Steuer ein. Ein anderes Mal verfällt er sogar während der Fahrt dem Sekundenschlaf. Da macht es die Sache auch nicht einfacher, dass in seiner neuen Nachbarschaft ein Randalierer sein Unwesen treibt. Deborah hingegen fühlt sich solange in ihrer Beziehung mit Anton (David Ramsey) wohl, bis ihr Ex, FBI-Agent Lundy (Keith Carradine), wieder in Miami auftaucht. Er bittet Dexter um dessen Hilfe bei der Suche nach dem Trinity-Mörder. Einen Serienkiller, der seit Jahrzehnten sein Unwesen treibt. Als die Ermittlungen gegen Trinity Lundy schließlich das Leben kosten und Dexter wiederum Trinitys Identität als die von Arthur Mitchell (John Lithgow) ausfindig macht, beginnt sich das eigentliche Handlungsgerüst erst in Bewegung zu setzen. „He’s like me“, stellt Dexter fest, als er Arthur zu seiner scheinbar glücklichen Familie verfolgt.
Fortan ist Dexter unentschlossen, ob er Arthur sofort töten soll oder nicht. Zwar ermuntert ihn Harry (James Remar) stets dazu, aber Arthur scheint so integriert in seine Familie, dass Dexter herausfinden will, wie man Serienmord und Familie unter einen Hut bekommt. Die nächtlichen Aktivitäten belasten jedoch die Ehe mit Rita und auch eine kleine Auseinandersetzung mit Quinn (Desmond Harrington) will nicht abebben. Als Deb schließlich mit knallhartem Ehrgeiz Lundys Ermittlungen übernimmt, sieht sich Dexter immer mehr in die Enge getrieben. Es beginnt wie jedes Jahr ein Spiel gegen die Zeit, welches sich jedoch erst in den finalen Folgen spannungsgeladen herauskristallisiert. Die ersten beiden Episoden der vierten Staffel sind hierbei doch etwas dröge geraten. Das neue Ambiente des dreifachen Familienvaters, der keine Zeit mehr findet, seinem dunklen Begleiter Aufmerksamkeit zu schenken, will hier noch nicht wirklich faszinieren. Die anfänglichen Morde sind einem irgendwie total egal und die offensichtliche Harmonie im Hause Morgan so befremdlich, dass man nicht recht bei der Sache ist.
Ähnlich verhalten sich die Folgen später, in denen Arthur und Dexter Zeit miteinander verbringen. Bisweilen ist dies überaus nett geraten, aber auch zu ausführlich. Ohnehin ist das Arthur-Dexter-Setting mehr ein Echo der Miguel-Geschichte des Vorjahres. So werden auch wieder absurd-komische Bilder heraufbeschworen, wie das Mordwaffen-Shopping in der dritten Staffel. Dieses Mal darf Dexter in Dex Takes a Holiday einen befreienden Mord in Harrisons Kinderzimmer verüben. Was ob der Umgebung und der Analogie zu seinem eigenen Leben reichlich perfide ist. Und zugleich das einzige Highlight der Folge bleibt. Die Macher nehmen sich in der Mitte der vierten Staffel viel zu viel Zeit für ihre Geschichte. Unglaubwürdig, dass Arthur nicht skeptisch wird, wenn Dexter Mal um Mal in seiner Einfahrt auftaucht und seine Ausreden kontinuierlich abstruser werden. Genauso wie die gesamte Trinity-Ermittlung von Deb, Quinn und Batista (David Zayas) zu langatmig ausfällt.
Wie schon in der letzten Staffel nimmt also erst das Finale richtig Tempo auf. In den letzten vier Folgen beginnt sich die Schlinge um Arthur zuzuziehen. Dexters Geduld ist am Ende und Dexter wandelt auf den Pfaden, die der Serie gut tun. Hungry Man und Lost Boys zählen neben dem Staffelfinale The Getaway zu den stärksten Episoden. Wobei sich The Getaway zu Schulden kommen lässt, dass sich wie schon in den vergangenen Jahren die Ereignisse plötzlich derart überschlagen, als hätten die Produzenten realisiert, dass man überraschenderweise schon in der letzten Folge angekommen ist und alles rasch zu Ende zu erzählen hat. Zudem wirkt die Schlusseinstellung reichlich harsch, da vollkommen unerwartet. Ein Bruch mit dem Rhythmus der Serie und ein gewagter, zugleich aber auch interessanter Wandel für die kommende Staffel. Grundsätzlich hätte es Dexter jedoch gut zu Gesicht gestanden, wenn man das Staffelfinale nicht schnell runtergespult hätte und stattdessen die Episoden in der Mitte ein bisschen flotter hätte voran schreiten lassen.
Oder sie einfach anders genutzt. In Slack Tide agiert Dexter beispielsweise so unachtsam, dass er einen unschuldigen Mann tötet als er ihn für einen Mörder hält. Zum ersten Mal hat Dexter somit extrem gegen Harry’s Code verstoßen, doch der Mord wird anschließend nicht weiter thematisiert. Keine Auseinandersetzung mit dem Monster in sich selbst. Keine Weiterführung der Analogie zwischen Dexter und Arthur, um die Dexter zu diesem Zeitpunkt sonst so bemüht ist. Stattdessen die Flucht in die Redundanz, wie schon im Vorjahr. Als Ganzes betrachtet zeigt die vierte Staffel durchaus ein neues Gesicht. Mit dem Familienvater Dexter – auch wenn seine Beziehung zu Harrison erstaunlich neutral ist -, der in Arthur eine Art älteres Alter Ego zu entdecken scheint. Für sich genommen funktionieren jedoch gerade die Folgen der ersten Hälfte bisweilen nur mittelprächtig und sorgen schließlich für die qualitative Trübung des Gesamtbildes dieser vierten Staffel. Ein leicht enttäuschendes Jahr mit den Morgans geht zu Ende und es bleibt abzuwarten, welche Wege Dexter in seiner fünften Staffel unter den neuen Voraussetzungen beschreiten wird.
7.5/10
Harrison ist da und mit dem Baby auch all der Ärger, den ein Baby mit sich bringt. Dexter kriegt kaum noch Schlaf, seine Beruhigungsmorde leiden darunter. Als er eines Abends einem Mörder auflauert, schläft er vor Müdigkeit am Steuer ein. Ein anderes Mal verfällt er sogar während der Fahrt dem Sekundenschlaf. Da macht es die Sache auch nicht einfacher, dass in seiner neuen Nachbarschaft ein Randalierer sein Unwesen treibt. Deborah hingegen fühlt sich solange in ihrer Beziehung mit Anton (David Ramsey) wohl, bis ihr Ex, FBI-Agent Lundy (Keith Carradine), wieder in Miami auftaucht. Er bittet Dexter um dessen Hilfe bei der Suche nach dem Trinity-Mörder. Einen Serienkiller, der seit Jahrzehnten sein Unwesen treibt. Als die Ermittlungen gegen Trinity Lundy schließlich das Leben kosten und Dexter wiederum Trinitys Identität als die von Arthur Mitchell (John Lithgow) ausfindig macht, beginnt sich das eigentliche Handlungsgerüst erst in Bewegung zu setzen. „He’s like me“, stellt Dexter fest, als er Arthur zu seiner scheinbar glücklichen Familie verfolgt.
Fortan ist Dexter unentschlossen, ob er Arthur sofort töten soll oder nicht. Zwar ermuntert ihn Harry (James Remar) stets dazu, aber Arthur scheint so integriert in seine Familie, dass Dexter herausfinden will, wie man Serienmord und Familie unter einen Hut bekommt. Die nächtlichen Aktivitäten belasten jedoch die Ehe mit Rita und auch eine kleine Auseinandersetzung mit Quinn (Desmond Harrington) will nicht abebben. Als Deb schließlich mit knallhartem Ehrgeiz Lundys Ermittlungen übernimmt, sieht sich Dexter immer mehr in die Enge getrieben. Es beginnt wie jedes Jahr ein Spiel gegen die Zeit, welches sich jedoch erst in den finalen Folgen spannungsgeladen herauskristallisiert. Die ersten beiden Episoden der vierten Staffel sind hierbei doch etwas dröge geraten. Das neue Ambiente des dreifachen Familienvaters, der keine Zeit mehr findet, seinem dunklen Begleiter Aufmerksamkeit zu schenken, will hier noch nicht wirklich faszinieren. Die anfänglichen Morde sind einem irgendwie total egal und die offensichtliche Harmonie im Hause Morgan so befremdlich, dass man nicht recht bei der Sache ist.
Ähnlich verhalten sich die Folgen später, in denen Arthur und Dexter Zeit miteinander verbringen. Bisweilen ist dies überaus nett geraten, aber auch zu ausführlich. Ohnehin ist das Arthur-Dexter-Setting mehr ein Echo der Miguel-Geschichte des Vorjahres. So werden auch wieder absurd-komische Bilder heraufbeschworen, wie das Mordwaffen-Shopping in der dritten Staffel. Dieses Mal darf Dexter in Dex Takes a Holiday einen befreienden Mord in Harrisons Kinderzimmer verüben. Was ob der Umgebung und der Analogie zu seinem eigenen Leben reichlich perfide ist. Und zugleich das einzige Highlight der Folge bleibt. Die Macher nehmen sich in der Mitte der vierten Staffel viel zu viel Zeit für ihre Geschichte. Unglaubwürdig, dass Arthur nicht skeptisch wird, wenn Dexter Mal um Mal in seiner Einfahrt auftaucht und seine Ausreden kontinuierlich abstruser werden. Genauso wie die gesamte Trinity-Ermittlung von Deb, Quinn und Batista (David Zayas) zu langatmig ausfällt.
Wie schon in der letzten Staffel nimmt also erst das Finale richtig Tempo auf. In den letzten vier Folgen beginnt sich die Schlinge um Arthur zuzuziehen. Dexters Geduld ist am Ende und Dexter wandelt auf den Pfaden, die der Serie gut tun. Hungry Man und Lost Boys zählen neben dem Staffelfinale The Getaway zu den stärksten Episoden. Wobei sich The Getaway zu Schulden kommen lässt, dass sich wie schon in den vergangenen Jahren die Ereignisse plötzlich derart überschlagen, als hätten die Produzenten realisiert, dass man überraschenderweise schon in der letzten Folge angekommen ist und alles rasch zu Ende zu erzählen hat. Zudem wirkt die Schlusseinstellung reichlich harsch, da vollkommen unerwartet. Ein Bruch mit dem Rhythmus der Serie und ein gewagter, zugleich aber auch interessanter Wandel für die kommende Staffel. Grundsätzlich hätte es Dexter jedoch gut zu Gesicht gestanden, wenn man das Staffelfinale nicht schnell runtergespult hätte und stattdessen die Episoden in der Mitte ein bisschen flotter hätte voran schreiten lassen.
Oder sie einfach anders genutzt. In Slack Tide agiert Dexter beispielsweise so unachtsam, dass er einen unschuldigen Mann tötet als er ihn für einen Mörder hält. Zum ersten Mal hat Dexter somit extrem gegen Harry’s Code verstoßen, doch der Mord wird anschließend nicht weiter thematisiert. Keine Auseinandersetzung mit dem Monster in sich selbst. Keine Weiterführung der Analogie zwischen Dexter und Arthur, um die Dexter zu diesem Zeitpunkt sonst so bemüht ist. Stattdessen die Flucht in die Redundanz, wie schon im Vorjahr. Als Ganzes betrachtet zeigt die vierte Staffel durchaus ein neues Gesicht. Mit dem Familienvater Dexter – auch wenn seine Beziehung zu Harrison erstaunlich neutral ist -, der in Arthur eine Art älteres Alter Ego zu entdecken scheint. Für sich genommen funktionieren jedoch gerade die Folgen der ersten Hälfte bisweilen nur mittelprächtig und sorgen schließlich für die qualitative Trübung des Gesamtbildes dieser vierten Staffel. Ein leicht enttäuschendes Jahr mit den Morgans geht zu Ende und es bleibt abzuwarten, welche Wege Dexter in seiner fünften Staffel unter den neuen Voraussetzungen beschreiten wird.
7.5/10
Hmjo, stimmt schon irgendwo, aber gegeben der Situation in der Dexter stand, konnte man meiner Ansicht nach nicht ein langatmiges Rivalenduell veranstalten ab dem gewissen Zeitpunkt in der vorletzten Episode. Da muss es halt schnell gehen, daher fand ich das auch ok, auch wenn ich eine es gern gesehen hätte wie Arthur und Dexter sich weiter ein Katz und Maus spiel liefern.
AntwortenLöschenDa sind wir uns über weite Teile (z.B. Staffelfinale) doch einig. Natürlich musste ich dennoch wieder mehr Punkte geben und fand die Staffel insgesamt einmal wieder sehr gelungen.
AntwortenLöschenBin jetzt auch durch, in zwei Tagen alles geschaut. Pretty amazing, muss ich sagen. Nach der zweiten die bisher beste Season.
AntwortenLöschenFinde deine Besprechung ehrlich gesagt etwas sehr inhaltslastig und wenig tiefgründig, sorry.
@Rajko: Ja, das ist gut möglich. Im Dezember ging mir ein wenig die Lust zum Schreiben flöten, daher waren dort einige Besprechungen qualitativ schlecht(er).
AntwortenLöschenVorsicht Spoiler!
AntwortenLöschenHab gerade die letzte Folge gesehen. Kann mich deiner Einschätzung durchaus anschließen: Es ging ziemlich mäßig, bisweilen sogar langatmig, los. In der zweiten Hälfte nahm die Staffel dann Fahrt auf. Lithgow war großartig. Hab ihn seit Raising Cain nicht mehr so gut gesehen. Nervig und vollkommen überflüssig war die Batista-Laguerta Beiziehung. Die war nur für Pinkelpausen gut. Staffel zwei und drei haben mir insgesamt etwas besser gefallen. Wie zuvor: Zu viel redundandter Voiceover und mittlemäßige (dafür aber hübsche) weibliche Schauspielerinnen (allen voran Jennifer Carpenter). Freue mich trotz dieser kleinen Kritikpunkte, denn die öde Rita fehlt ja nun und in Staffel fünf kann es deshalb in fast alle Richtungen gehen...