Vor zehn Jahren war Judd Apatow noch der neue Stern am Comedy-Himmel, mit veritablen Kassenerfolgen wie The 40-Year-Old Virgin und Knocked Up. Die Karrieren von James Franco und Seth Rogen wären ohne den Freaks and Geeks-Schöpfer womöglich auch nicht das, was sie heute sind. Zuletzt schien sich der vulgäre Humor Apatows jedoch etwas abgenutzt zu haben, floppten doch sowohl Funny People als auch This Is 40. Mit Trainwreck rehabilitierte sich Apatow wieder leicht – und zumindest laut Kritikerstimmen mit seiner von ihm produzierten Netflix-Serie Love sogar noch mehr. Dabei ist diese nicht so viel anders als Apatows bisheriger Output. Und krankt entsprechend an denselben Problemen, die inzwischen seine Arbeiten auszeichnen.
In Love begleiten wir das chaotische (Liebes-)Leben des nerdigen Filmset-Tutors Gus (Paul Rust) und der verplanten Radioshow-Produzentin Mickey (Gillian Jacobs). Beide trennen sich in der Pilotfolge It Begins von ihren bisherigen Partnern und begegnen sich anschließend zufällig in einem Tankstellenshop. Gus und Mickey bleiben nun lose in Kontakt, und nachdem sie ihn zuerst mit ihrer Mitbewohnerin Bertie (allerliebst: Claudia O’Doherty) verkuppeln will, lassen sich Gus und Mickey letztlich doch romantisch aufeinander ein. Doch gerade Gus reibt sich im Verlauf verstärkt an Mickeys Persönlichkeit, nicht zuletzt, da seine Anwesenheit am Set seiner Hexen-TV-Serie “Wichita” sowohl berufliche wie private Knospen aufblühen lässt.
Die Serie verspricht einen realistischen Blick auf eine moderne Beziehung aus der männlichen wie weiblichen Perspektive. Was ein Versprechen ist, das es mit Vorsicht zu genießen gilt. Zeichnet Apatow hier eher eine neumodernde amerikanische Beziehung nach? Zumindest wirkt es auf einen Europäer so. Und der männliche wie weibliche Blick auf eine solche ist ebenso relativ zu sehen, sind doch weder Gus noch Mickey Paradebeispiele für ihr Geschlecht. Grundsätzlich folgt Judd Apatow hier nur seiner bisher erfolgreichen Formel, einen Nerd mit einer Frau zu verkuppeln, die außerhalb seiner Liga scheint. Hinzu kommen noch Drogenspielerein und sexplizite Szenarien, von inzestuösen Flotten Dreiern bis hin zum Filmstudio-Blowjob.
Für eine Show, die sich “Love” nennt, dreht sie sich nicht wirklich um Liebe. Was die Figuren aneinander finden, bleibt unklar. Im Verlauf der zehn Folgen bezeichnet Mickey Gus unter anderem als “boring”, “lame” und “wimp” – Gefühle sehen anders aus. Vielmehr fühlen sich beide Figuren zueinander hingezogen, weil sie Einsamkeit verspüren. Ob sie ein “couple” seien, fragt Gus’ Set-Schülerin Arya (Iris Apatow) ihn, als Mickey vorbeischaut. “Couple of something”, entgegnet dieser unschlüssig. “That is the least sexy thing I’ve ever heard”, lautet die treffende Antwort der 12-Jährigen. In der Tat ist wenig sexy in Love, obschon diese viel Sex zeigt. Wobei dies natürlich auch ein zynischer Blick auf eine moderne, realistische Beziehung sein kann.
Was die Beziehung zu anderen Figuren angeht, taucht die Serie auch nicht unter die Oberfläche. Ausflüge in Mickeys Arbeitswelt (Brett Gelman spielt ihren Dr.-Phil-esken Moderator-Boss) oder ans “Wichita”-Set (bevölkert von Ahnungslosen, angeführt von Tracie Thoms’ Produzentin) dienen leidlich einiger Subplot-Verspannungen, die im Fall von Mickey sogar irgendwann ganz aufgegeben werden. Auch Bertie verblasst etwas, obschon sie die tolle Claudia O’Doherty so gut es geht am Leben erhält. Highlight der ersten Staffel ist da das desaströse Rendezvous von Gus und Bertie in The Date, in welchem eine gelangweilte Mickey ihre beiden Bekannten per Handy gegeneinander ausspielt. Weitere Höhepunkte sind sonst rar gesät.
Der bei uns eher unbekannte Paul Rust mutiert quasi zum TV-Pendant einer Woody-Allen-Figur, die sich trotz bebrillter Schmächtigkeit die Frauen aussuchen kann, während Gillian Jacobs sich teils von ihrer Britta-Figur aus Community inspirieren ließ. Schade, dass Parks and Recreation-Alumnus Dean Holland, der das Gros der Episoden inszeniert, nicht an dortige Stärken anknüpfen kann. Die Folgen sind in der Summe wie auch Judd Apatows Filme eine Spur zu lang. Wer jedoch ein Fan von Apatows Werken ist, der dürfte auch mit den rund fünf Stunden von Love glücklich werden. Ich selbst halte es eher mit Bertie, die bei einem Besuch des “Wichita”-Studiogeländes passend fragt: “Do you have any romantic comedy themed merchandise?”.
In Love begleiten wir das chaotische (Liebes-)Leben des nerdigen Filmset-Tutors Gus (Paul Rust) und der verplanten Radioshow-Produzentin Mickey (Gillian Jacobs). Beide trennen sich in der Pilotfolge It Begins von ihren bisherigen Partnern und begegnen sich anschließend zufällig in einem Tankstellenshop. Gus und Mickey bleiben nun lose in Kontakt, und nachdem sie ihn zuerst mit ihrer Mitbewohnerin Bertie (allerliebst: Claudia O’Doherty) verkuppeln will, lassen sich Gus und Mickey letztlich doch romantisch aufeinander ein. Doch gerade Gus reibt sich im Verlauf verstärkt an Mickeys Persönlichkeit, nicht zuletzt, da seine Anwesenheit am Set seiner Hexen-TV-Serie “Wichita” sowohl berufliche wie private Knospen aufblühen lässt.
Die Serie verspricht einen realistischen Blick auf eine moderne Beziehung aus der männlichen wie weiblichen Perspektive. Was ein Versprechen ist, das es mit Vorsicht zu genießen gilt. Zeichnet Apatow hier eher eine neumodernde amerikanische Beziehung nach? Zumindest wirkt es auf einen Europäer so. Und der männliche wie weibliche Blick auf eine solche ist ebenso relativ zu sehen, sind doch weder Gus noch Mickey Paradebeispiele für ihr Geschlecht. Grundsätzlich folgt Judd Apatow hier nur seiner bisher erfolgreichen Formel, einen Nerd mit einer Frau zu verkuppeln, die außerhalb seiner Liga scheint. Hinzu kommen noch Drogenspielerein und sexplizite Szenarien, von inzestuösen Flotten Dreiern bis hin zum Filmstudio-Blowjob.
Für eine Show, die sich “Love” nennt, dreht sie sich nicht wirklich um Liebe. Was die Figuren aneinander finden, bleibt unklar. Im Verlauf der zehn Folgen bezeichnet Mickey Gus unter anderem als “boring”, “lame” und “wimp” – Gefühle sehen anders aus. Vielmehr fühlen sich beide Figuren zueinander hingezogen, weil sie Einsamkeit verspüren. Ob sie ein “couple” seien, fragt Gus’ Set-Schülerin Arya (Iris Apatow) ihn, als Mickey vorbeischaut. “Couple of something”, entgegnet dieser unschlüssig. “That is the least sexy thing I’ve ever heard”, lautet die treffende Antwort der 12-Jährigen. In der Tat ist wenig sexy in Love, obschon diese viel Sex zeigt. Wobei dies natürlich auch ein zynischer Blick auf eine moderne, realistische Beziehung sein kann.
Was die Beziehung zu anderen Figuren angeht, taucht die Serie auch nicht unter die Oberfläche. Ausflüge in Mickeys Arbeitswelt (Brett Gelman spielt ihren Dr.-Phil-esken Moderator-Boss) oder ans “Wichita”-Set (bevölkert von Ahnungslosen, angeführt von Tracie Thoms’ Produzentin) dienen leidlich einiger Subplot-Verspannungen, die im Fall von Mickey sogar irgendwann ganz aufgegeben werden. Auch Bertie verblasst etwas, obschon sie die tolle Claudia O’Doherty so gut es geht am Leben erhält. Highlight der ersten Staffel ist da das desaströse Rendezvous von Gus und Bertie in The Date, in welchem eine gelangweilte Mickey ihre beiden Bekannten per Handy gegeneinander ausspielt. Weitere Höhepunkte sind sonst rar gesät.
Der bei uns eher unbekannte Paul Rust mutiert quasi zum TV-Pendant einer Woody-Allen-Figur, die sich trotz bebrillter Schmächtigkeit die Frauen aussuchen kann, während Gillian Jacobs sich teils von ihrer Britta-Figur aus Community inspirieren ließ. Schade, dass Parks and Recreation-Alumnus Dean Holland, der das Gros der Episoden inszeniert, nicht an dortige Stärken anknüpfen kann. Die Folgen sind in der Summe wie auch Judd Apatows Filme eine Spur zu lang. Wer jedoch ein Fan von Apatows Werken ist, der dürfte auch mit den rund fünf Stunden von Love glücklich werden. Ich selbst halte es eher mit Bertie, die bei einem Besuch des “Wichita”-Studiogeländes passend fragt: “Do you have any romantic comedy themed merchandise?”.
6/10
Ich wurde mit Werbung dafür die letzten Wochen regelrecht zubombadiert. Sollte ich mal irgendwann Netflix haben, schau ich mal rein. Doch einen großen Drang verspüre ich nicht. Hast du "Master of None" gesehen? Die Show soll ja richtig gut rein, wenn wir schon bei "Parks and Recreation"-Alumni sind...
AntwortenLöschenKann ich mir vorstellen, dass das penetrant beworben wird.
Löschen"Master of None" hab ich die Pilotfolge angefangen gehabt, aber dann nach wenigen Minuten ausgemacht, weil mich der Humor nicht ansprach. Ich hab's aber generell nicht so mit Aziz Ansari (auch bei PaR war er für mich oft grenzwertig).