Bite my shiny metal ass!
Welche Möglichkeiten stehen einem talentierten Mann wie Matt Groening offen, wenn er mit The Simpsons eine der pop-kulturellen Serien schlechthin erschaffen hat? Natürlich eine neue pop-kulturelle Serie zu kreieren. Mitte der neunziger Jahre überlegte sich Groening die Basiselemente für seine Sci-Fi-Sitcom Futurama, die schließlich 1999 das Licht der Welt erblickte. Groening kämpfte hart dafür, dass er innerhalb der Show dieselben kreativen Freiheiten besaß, wie sie Fox seiner Zeit den Simpsons gewährte. Bis 2003 wurden vier Staffeln ausgestrahlt, ehe die Serie letztlich nach über achtzig Folgen eingestellt wurde. Zuletzt wurden vier Direct-to-DVD-Filme produziert, die jeweils ein Handlungsszenario von vier Folgen umspannt. Das Ergebnis ist nur leidlich gelungen und erklärt, weshalb etwaige Sender inzwischen vorziehen, die vier Filme im Folgenformat als fünfte Staffel auszustrahlen. Immerhin liefen die DVD-Verkäufe derart gut, dass eine neue Staffel geordert wurde, was Futurama nach Family Guy zur zweiten Fox-Serie macht, die nach ihrer Einstellung wieder ins Leben gerufen wurde.
Die Prämisse der Serie ist im groben identisch mit der von Mike Judges Idiocracy. Ein scheinbarer Loser der Gegenwart wird durch kryonische Maßnahmen eingefroren und wacht schließlich in der Zukunft wieder auf. Groenings und Judges Visionen unterscheiden sich jedoch darin, dass Luke Wilsons Figur nun der schlauste Mensch der Welt ist, während Groenings Fry weiterhin denselben Status als Idiot und Loser inne hat wie 1999. Als Fry schließlich eintausend Jahre später aufwacht, muss er sich in der Pilotfolge Space Pilot 3000 damit auseinandersetzen, dass er auch in der Zukunft nur ein Lieferjunge ist. Gemeinsam mit der Zyklopin Leela und dem Roboter Bender heuert Fry schließlich beim Paketlieferdienst seines in die Jahre gekommenen Nachfahrens Prof. Farnsworth an. Die dreizehn Folgen der ersten Staffel konzentrieren sich dann primär auf die Kollisionen von Leelas pflichtbewusstem Charakter mit Frys Nichtsnutzerei und Benders anarchischem Lebensstil. Genauso wenig wie The Simpsons verfügt auch Futurama über eine Art roten Faden, sieht man von Frys Akklimatisierung in der Zukunft einmal ab.
Die Serie ist durchzogen mit pop-kulturellen Anspielungen an Vertreter aus Film, Fernsehen und Literatur. Einige Folgen wie Mars University widmen sich etwas expliziter (hier Animal House) ihren Genrevertretern, andere wie When Aliens Attack mit einer Anspielung auf Independence Day dagegen eher kurz. Doch eine Groening-Serie wäre keine Groening-Serie, wenn er nicht auch etwas Sozialkritik üben würde. Am deutlichsten wird dies wohl in A Big Piece of Garbage, wo die Müllpolitik der New Yorker Stadtbevölkerung – stellvertretend für die ganz Amerikas oder generell wohl auch der Welt – an den Pranger gestellt wird. Weitere Anspielungen finden sich zudem durch etwaige Gastauftritte, die hauptsächlich durch die am Leben erhaltenen Köpfe (ehemaliger) Berühmtheiten verkörpert werden (u.a. Pamela Anderson, die Beastie Boys). Alle hier angesprochenen Eigenschaften der Serie – die Medienreferenzen, Sozialkritik, Gaststars – sollten in den kommenden drei Staffel nochmals zunehmen und dazu beitragen, Futurama neben Shows wie The Simpsons oder South Park zu etablieren.
Allerdings ist in der ersten Staffel noch nicht alles Gold was glänzt. Zwar unterhalten alle Folgen, wobei sich die meisten eher im leicht überdurchschnittlichen Bereich befinden. Neben dem Piloten Space Pilot 3000 sind es lediglich Love’s Labours Lost in Space und Fry and the Slurm Factory die wirklich herauszustechen vermögen. Mit Hell is Other Robots hingegen erreicht die Serie ihren „Tiefpunkt“ (die Folge selbst ist grundsätzlich aber nicht schlechter als vier, fünf andere). Für eine Auftaktstaffel ist das recht ordentlich und der Einbezug von Figuren wie Zapp Brannigan, Kiff, Mom oder Calculon sollte sich auch Jahre später noch bezahlt machen. Es ist jene erste Staffel, die noch relativ zaghaft mit ihrer Umwelt umgeht. Bender ist weitaus freundlicher und romantischer, als man ihn später antreffen wird und die Zuneigung von Fry zu Leela taucht bis auf A Flight to Remember glücklicherweise auch nicht sonderlich auf. Alles in allem eine gelungene Serie, die ihren Platz im Fernsehen gefunden hat.
7.5/10
Aahh, komm schon. Die erste Staffel ist doch die wildeste und bissigste. Während die Serie dann später von Staffel zu Staffel immer weiter verflacht.
AntwortenLöschenHab die andern 3 Staffeln nicht mehr so im Kopf. Aber Sitcoms werden bei mir als Durchnschnitt aller Folgen und diese nach dem Lach-Faktor bewertet. Und je weniger ich lache desto weniger gut wird die Staffel dann bewertet. Wenn ich mein Gedächtnis aktiviere, glaube ich dass Staffel 2 oder 3 doch nochmal ne Steigerung darstellte. Ich mag die Serie dennoch sehr ;-)
AntwortenLöschen@flo
AntwortenLöschenIst ja auch ne Serie für Millennium Twens, klar daß da die großen Brüller an dir vorbei rauschen.*g*
Ich fand die weiteren Staffeln noch besser. Insgesamt eine Serie, die mir auch sehr ans Herz gewachsen ist.
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