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Der Einfluss der Amerikaner in Vietnam findet sich bereits vor dem offiziellen Eintritt in den Krieg von 1965, denn bereits zehn Jahre zuvor hatte das Saigoner Büro der CIA – dessen Aktivitäten vom US-Kongress nicht ausreichend überwacht wurden - Ngô Đình Diem beim Sturz des Kaisers und zu seiner manipulierten Wahl zum Präsidenten Südvietnams geholfen. Diese frühen Eingriffe der CIA in das Geschehen Vietnams waren Thema des 1955 erschienenen Romans von Graham Greene und der gleichnamigen Verfilmung The Quiet American von Phillip Noyce aus dem Jahr 2002. Im Jahr 1956 wurde Südvietnam nicht mehr Herr über die Anschläge der Nordvietnamesen und bat die amerikanische Regierung um Unterstützung, sodass bis zum November 1963 16.870 militärische Berater nach Südvietnam reisten. Als im Sommer die schikanöse Behandlung der Bauer überhand nahm und Buddhisten als Protest gegen den Krieg öffentliche Selbstmorde begangen, erhärteten sich bei Präsident Kennedy erste Zweifel an dem Engagement in Südostasien. Diese Frühphase des Krieges und die Umstände der Diem-Regierung wurden 1998 in dem Fernsehspielfilm A Bright Shining Lie behandelt.
Kennedys Anordnung, bis Dezember 1963 die ersten tausend Soldaten wieder aus Vietnam abzuziehen, wurde durch das Attentat auf ihn am 22. November 1963 unterwandert. Es ist mit aller Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass dieses Attentat auf Geheiß des CIA in Abstimmung mit verschiedenen Regierungsgrößen stattgefunden hat, unter anderem mit Mitwissen von Vizepräsident Lyndon B. Johnson, welcher zugleich wieder einen härteren Kurs gegen den Vietcong anstrebte. Gemeinsam mit seinem Verteidigungsminister sollte er die USA in einen Konflikt stürzen, welchen sie am Ende verlieren sollten. Im Juli 1964 machte sich das amerikanische Spionageschiff, die U.S.S. Maddox, auf den Weg in den Golf von Tonkin. Im Laufe des nächsten Monats verübten einzelne südvietnamesische Patrouillenboote kleinere Anschläge an der nordvietnamesischen Küste. Die Maddox hielt sich dabei in nordvietnamesischen Gewässern auf und wurde dadurch von den Nordvietnamesen mit den südvietnamesischen Anschlägen in Verbindung gebracht. Anfang August verletzte die Maddox mehrmals das Hoheitsrecht der nordvietnamesischen Gewässer, wurde einmal sogar mit Torpedos beschossen, allerdings erfolglos.
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Stanley Kubricks Full Metal Jacket zeigt ausgiebig den Drill der Marines für Vietnam. |
Während die Nordvietnamesen nun finanzielle Unterstützung der kommunistischen Länder UdSSR und China erhielt (und beide immer wieder geschickt gegeneinander auspielte), begannt bei den Vereinigten Staaten die Operation Rolling Thunder, welche sich von 1965 bis 1967 erstreckte und dazu führte, dass in dieser Zeit 212.000 Einsätze über Nordvietnam und Laos geflogen und dabei 323.000 Tonnen TNT und Napalm abgeworfen wurden (ein solcher Angriff ist Ausgangslage für Werner Herzogs Film Rescue Dawn aus dem Jahr 2007). Der amerikanischen Öffentlichkeit wurde das Ausmaß und die Bedeutung der Angriffe verschwiegen, welche wie die Hälfte aller Bombardierungen viel mehr die Zivilbevölkerung trafen, als Gebiete der nordvietnamesischen Armee. Nach Einschätzung McNamaras kamen wöchentlich eintausend Zivilisten durch die Bombardierungen um oder wurden schwer verwundet. Allgemein ließ die Regierung nicht nur ihre Bürger, sondern auch ihre Soldaten für den Großteil des Krieges im Unklaren über die wirkliche Lage in Vietnam, widergespiegelt in dem auf dem Leben von Arthur Cronauer basierenden Film Good Morning, Vietnam von Barry Levinson aus dem Jahr 1987.
Dem Vietcong gelang es immer wieder, trotz einer zahlenmäßigen Unterlegenheit im Verhältnis 1:5 den Amerikanern durch ihre taktische Initiative im Schutz des Dschungels und der Dunkelheit gezielte Nadelstiche zu versetzen und einen steten Strom an Material und Kämpfern aufrecht zu erhalten, die gut ausgebildet und in der Regel wesentlich motivierter waren als die Amerikaner. Der Glaube der Amerikaner sank immer mehr und wurde besonders durch die Tet-Offensive am 30. Januar 1968 vollends erschüttert, als während des Tet-Festes plötzlich 84.000 nordvietnamesische Kämpfer zur Eroberung vieler Provinz- und Distriktstädte in Erscheinung traten (dies wird kurz in Stanley Kubricks Full Metal Jacket von 1987 angeschnitten). Obwohl der Vietcong mit über 50.000 Toten mehr als die Hälfte seiner Truppen verlor, konnten die USA ihr asymmetrisches Gewicht nicht ausnutzen, trotz ihrer technischen und materiellen Überlegenheit. Im Gegenteil, mit jedem Jahr und jeder Auseinandersetzung lagen die Nerven der amerikanischen Truppe mehr blank, sodass 70% ihrer abgefeuerten Artilleriegeschosse in Situationen verbraucht wurden, in denen überhaupt kein Feindkontakt bestand. Dies führte zu der Statistik, dass für jeden getöteten Nordvietnamesen etwa 50.000 Schuss verwendet wurden.
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Rescue Dawn über die Erlebnisse von Dieter Dengler lief bei uns nicht im Kino. |
Der Vietnamkrieg wurde auf äußerst menschenverachtende, grausame und extrem umweltschädigende Weise geführt, beispielsweise verwendeten die Amerikaner das Herbizid Agent Orange, das zur Entlaubung des Dschungels verwendet wurde, allerdings auch krebserregend war und noch heute für Missbildungen unter der Bevölkerung sorgt. In Südvietnam wurden 9.000 von 15.000 Dörfern im Zuge des Krieges zerstört, es kam zu Massentötungen und Vergewaltigungen wie am 16. März 1968 in My Lai (ähnliche Ereignisse werden in Brian De Palmas Casualties of War oder Oliver Stones Platoon geschildert) und ein ganzes Land wurde im Nachhinein für nichts und wieder nicht terrorisiert. Verschiedene Aspekte des Krieges fanden Einzug in den Medien, so zum Beispiel die Schlacht im Ia-Drang-Tal im November 1965, in welcher 234 amerikanische Soldaten in einen nordvietnamesischen Hinterhalt gerieten (zu sehen 2002 in Randall Wallaces We Were Soldiers) oder die Schlacht um den Hamburger Hill im Mai 1969, in welcher die Amerikaner bei 80 Mann Verlust 630 Nordvietnamesen töten und den Berg Dong Ap Bia einnehmen konnte (geschildert 1987 in John Irvins Hamburger Hill). Die wichtigste Innovation, der Hubschrauber-Einsatz, findet Einzug in fast alle Filme über das Thema, am spektakulärsten sicherlich in Francis Ford Coppolas Apocalypse Now von 1979, unterlegt mit Richard Wagners Walküre.
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Wirklich tolle Zusammenstellung. Du machst dir vllt. ne Mühe ;)Wobei der geschichtlichen Teil mir schlichtweg zu lang ist.
AntwortenLöschenWieso taucht den "Full Metal Jacket" nicht in den Top 5 auf?
Zustimmung, PLATOON ist wiklich der beste (Vietnam)-Anti-Kriegsfilm ever! Einige aus der Liste muss ich noch nachholen, also danke für die Anregung. :-)
AntwortenLöschenWobei der geschichtlichen Teil mir schlichtweg zu lang ist.
AntwortenLöschenDas tut mir leid, da ist der Historiker in mir durchgegangen *g* Geschichte ist für Geschichtsstudenten eben ein spannenderes Feld als für "normale" Menschen ;) Wollte nur den Vietnamkrieg versuchen in "wenigen" Worten zusammen zu fassen.
@grammaton: Überrascht mich, dass (gerade) du die noch nicht gesehen hast - fährst dann wohl doch eher auf der asiatischen Kriegsfilmschiene ;)
@Kaiser: Full Metal Jacket ist mir einfach zu nichtssagend, erschreckenderweise (obschon ich Kubrick-Fan bin). Nach der Ausbildung gehen mir die Figuren irgendwie am A.... vorbei, was (wie Rajko es immer so schön kritisiert) an Kubricks Distanz zu seinen Charakteren/Darstellern liegt. Aber ich fand den Film noch nie sonderlich "stimmig".
AntwortenLöschenDanke für die wirklich kompakte Zusammenfassung des Vietnamkrieges. Ich finde sie sehr gelungen.
AntwortenLöschenMeine Favoriten in Deiner Liste sind auch die mit Sicherheit unzugänglichsten. Deer Hunter und Apocalypse. Ersterer beeindruckt inhaltlich, letzterer vor allem filmisch. Sheens Method Acting am Anfang gehört für mich zu den stärksten schauspielerischen Leistungen des amerikanischen Kinos überhaupt. Brandos kurzer jedoch imposanter Auftritt am Ende des Filmes zeugt noch einmal von seiner eigentlichen Größe. Letztendlich vergoldet er Coppolas Film in dem er ihm auf eine philosophische Ebene hebt.
Toller Post, Rudi!
AntwortenLöschenIst schon bezeichnend, dass die Plätze 5 bis 3 eigentlich keine klassischen Vietnamkriegsfilme sind, sondern sich vielmehr mit dem generellen Schrecken von Krieg auseinandersetzen und Vietnam nur die Folie ist, auf der das geschieht. Heaven and Earth kenne ich nicht. Und auch wenn ich dafür jetzt an den Pranger gestellt werde: Als ich vor kurzem The Deer Hunter erneut guckte, wurde ich doch bitter enttäuscht. Die erste Stunde des Films mit der prätentiös in die Länge gezogenen Hochzeit ging mir dermaßen auf den Senkel, dass ich mehrfach versucht war, gnadenlos vorzuspulen...der Filmpurist in mir hat letztlich gesiegt aber nach diesem qualvollen Erlebnis hätte es der Film trotz der grandiosen zweiten Hälfte nicht mehr in meine Top 5 geschafft (komisch, dass mich die Folterszenen im Gegensatz überhaupt nicht gequält haben)...
Gerade gesehen, dass ich THE DEER HUNTER auf DVD habe - heute abend wohl gleich mal (anfangen zu) schauen. :-)
AntwortenLöschenTHE DEER HUNTER finde ich toal rassistisch, und auch sonst gehe ich mit der Liste nicht so wirklich d'accord. Aber trotzdem sehr schön und mit viel Mühe und Sorgfalt gemacht.
AntwortenLöschenDas hatte ich mir bereits gedacht, Rajko ;)
AntwortenLöschenNaja, Deer Hunter Rassismus anzudichten mutet dann doch schon ein wenig eigenartig an.
AntwortenLöschenDie Titel waren wirklich super..hab gestern erst wieder THE DEER HUNTER gesehen. Danke für die super Zusammenstellung
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