15. März 2010

Breaking Bad - Season Two

I take my time but I always win.

Von Drogen hatten wir es hier bei Traffic schon mal. Wo laut dem Weltdrogenbericht der Vereinten Nationen in den USA der Cannabis-Konsum immer mehr steigt, nahm der Konsum von Methamphetamin - kurz Meth oder Crystal genannt - seit 2004 wieder ab und erreichte das Niveau zu Beginn des Jahrzehnts. Die Droge selbst kommt dabei wie so viele aus dem Nachbarstaat Mexiko. Die Amerikaner, die auf eigene Kosten selbst ihr Meth herstellen, dürften somit in der Unterzahl sein. Eine Nische, die es zu besetzen gilt. Zumindest wird dies zur Thematik in der zweiten Staffel von Vince Gilligans Breaking Bad, einer Serie, der enorme Vorschußlorbeeren vorausgingen. Doch je größer das Lob zu Serien westlich des Atlantiks, desto größer gebietet sich auch die Skepsis. Denn auch mit Breaking Bad verhält es sich wie mit Kollegen wie The Sopranos oder 30 Rock. Es wird heißer gekocht als gegessen.

Der Verlauf der Staffel verhält sich ähnlich wie im Vorjahr. Zu Beginn bekommen es Walter (Bryan Cranston) und Jesse (Aaron Paul) mit einem wahnwitzigen Partner zu tun, ehe sich alles erstmal stabilisiert. Die Anfangspisoden um den soziopathischen Tuco (Raymond Cruz) sind dann auch ein verhältnismäßig guter Einstieg in die neue Staffel. Als Tuco dann das Bild verlässt, gilt es für die beiden Meth-Köche sich einen neuen Partner zu suchen. Und als sich keiner anbieten, beginnen sie selbst in Albuquerque ihre Drogen zu verkaufen. Was wiederum die Aufmerksamkeit von Walts Schwager Hank (Dean Norris) auf sich zieht. Die Familienhandlung dagegen fokussiert sich mehr auf die Probleme zwischen Walt und Skylar (Anna Gunn), die peu a peu hinter Walts ganze Geheimniskrämerei kommt. Ihre Schwangerschaft und Walts Chemotherapie bzw. Krebsbehandlung bilden hierbei eher den Rahmen, der diese kriselnde Beziehung umschließt.

Was besonders ins Auge fällt: ähnlich wie bei The Sopranos stagnieren die Figuren in Breaking Bad scheinbar. Die Beziehung zwischen Walt und Jesse entwickelt sich nicht wirklich weiter - sehr gut sichtbar in 4 Days Out. Jesse bleibt weiterhin der Klotz an Walts Bein, der nur dazu gut ist, das Meth an den Mann zu bringen. Etwas verwunderlich auch, dass Jesse nach all den Ereignissen der ersten und zweiten Staffel Walt weiterhin als „Mr White“ anspricht. Die Beziehung zwischen den Beiden ist also weitestgehend gleich geblieben. Und wo Jesse sich relativ treu bleibt, beginnt bei Walt zumindest eine Wandlung einzusetzen. Die Illegalität seines Handelns scheint ihm zu gefallen. So stiftet er einerseits Jesse dazu an, Kunden, die nicht bezahlen wollen, abzuknallen, andererseits markiert er gegen Ende der Staffel selbst sein Revier, als es darum geht, Herr im (Meth-)Haus zu sein. Doch auch dies ist hier bisweilen inkonsequent.

Es mag an der beinahe verdoppelten Episodenzahl liegen, aber einige Subplots werden derart gedehnt, dass sie sich oft verlieren. Da kulminiert der Zwist zwischen Walt und Skylar, nur um plötzlich vergessen zu sein, damit er im Staffelfinale wieder eskaliert. Ähnlich verhält es sich mit Walts Alter Ego „Heisenberg“, das manchmal im Fokus der Ermittlungen von Hank steht - oder sogar im Auge der mexikanischen Kartelle landet -, nur um dann letztlich doch wieder fallen gelassen zu werden. Ein durchaus frustrierender Mechanismus, der nur leidlich unterhalten will und eher störend daherkommt. So wird Hank zu einem Zeitpunkt befördert und näher an die mexikanische Grenze versetzt, um nach einem Zwischenfall nur wieder in Albuquerque zu landen. Möglich, dass einfach nur Kürzungen vieles aussparen, sonderlich harmonisch ist das für die Stringenz jedoch nicht. Eine reduzierte Episodenzahl und kompakterer Erzählweise wären wohl besser gewesen.

Manche Serien wie Chuck wissen in ihrer zweiten Instanz ein wenig besser zu überzeugen. Bei Breaking Bad ist dies nicht der Fall. Zwar ist die zweite Staffel nicht schlechter als die Erste, jedoch kommt sie selten über ihr durchschnittliches Niveau hinaus. Es sind vereinzelte Folgen wie Grilled, Peekabo, Better Call Saul und Over, denen es gelingt sich vom Rest abzusetzen. Doch auch diese Episoden leiden im Nachhinein von der Eintönigkeit, welche die gesamte Serie durchzieht. Man würde sich wünschen, dass Hank die Schlinge um Walt a.k.a. Heisenberg enger zieht oder dass die mexikanischen Kartelle versuchen, den amerikanischen Konkurrenten zu unterbinden. Doch nichts hiervon ist der Fall. Möglich, dass dies in der dritten Staffel auftreten wird. Mit Giancarlo Esposito kündigte sich zumindest Ende des zweiten Jahres schon mal eine viel versprechende Figur an. Bis dahin bleibt Breaking Bad leicht überdurchschnittlich. Mehr aber auch nicht.

7.5/10

1 Kommentar:

  1. Jup, Zustimmung meinerseits.
    Aber überdurchschnittlich ist doch schon gut! Du lässt irgendwie auch alles negativ erscheinen, obwohl du behauptet hast, dass du die Serie besser einschätzt als ich :D Deinen letzten Satz könnte man sich sparen, dann sähe es gutmütiger aus :D

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