7. September 2007

Dexter - Season One

I can kill a man, dismantle his body and be home in time for Letterman.

Dexter basiert auf dem Roman Darkly Dreaming Dexter von Jeff Lindsay aus dem Jahr 2004. Dieser Kriminalroman war - einige Abweichungen abgesehen - die Vorlage nicht nur zu dieser Serie, sondern auch zu den Nachfolgern Dearly Devoted Dexter und Dexter in the Dark (erscheint in den USA nächsten Monat). Im Gegensatz zur ersten Staffel, wird die zweite Staffel (die beinah zeitgleich mit dem dritten Roman ausgestrahlt wird) eine vom zweiten Roman unabhängige Geschichte erzählen. Autor und Creator der Serie ist James Manos Jr., welcher bereits zwei Dutzend Folgen von The Shield produziert und für sein Drehbuch zu The Sopranos („College“) einen Emmy gewonnen hat. Ähnlich wie The Sopranos wurde auch von Dexter für die erste und zweite Staffel nur überschaubare zwölf Folgen angefordert.

Dexter Morgan (Michael C. Hall) arbeit als Spezialist für Blutanalysen in der forensischen Abteilung des Morddezernats von Miami. Dabei hegt Dexter sprichwörtlich eine Affinität zu Blut und hat dabei sein Hobby zum Beruf gemacht. Denn Dexter ist in seiner Freizeit ein Serienmörder, dies liegt im sozusagen…im Blut. Als Dreijähriger wurde Dexter in der Blutlache seiner Mutter gefunden und anschließend von dem Polizisten Harry Morgan (James Remar) adoptiert und aufgezogen. Jetzt, dreißig Jahre später, ist Harry tot und Dexter arbeitet gemeinsam mit seiner Adoptivschwester Debra (Jennifer Carpenter) für die Polizei von Miami, während er nachts die Fälle löst, für welche die Justiz kein Auge gehabt hat. Ganz nach dem Code seines Adoptivvaters, der als einziger sein mordlüsternes Geheimnis kannte, lebt Dexter seine Leidenschaft nämlich kanalisiert aus – an ebenjenen Vergewaltigern, Mördern und anderen, die der gerechten Strafe entgehen konnten. Bisher lief für Dexter alles glatt, bis zu dem Tag, an welchem er am Tatort eine Leiche ohne auch nur einen einzigen Tropfen Blut findet – stattdessen eine Einladung des Mörders zum Spielen.

Zu sagen Dexter ist eine normale oder durchschnittliche Serie wäre bei weitem untertrieben und auch wenn die Serie in Miami spielt hat sie nichts mit Miami Vice, Bad Boys oder CSI: Miami gemein. Kann man sich vorstellen, jede Woche einzuschalten, um mit Spannung einem Mann zuzuschauen, wie er ein Opfer findet und es tötet, geradezu hofft, dass er dies tut? Einem Serienmörder seine volle Sympathie entgegenzubringen? Sicherlich schwer vorstellbar und dennoch gelingt es Dexter in jedem einzelnen Moment. Dies würde ohne Frage niemanden mehr verwundern als Dexter selbst, der wie er selbst sagt, eine leere Hülle ist. Dexter kennt keine Emotionen, keine Trauer, keine Angst, keinen Hass und keine Liebe. Auch nicht zu seiner Freundin Rita (Julie Benz), die von ihrem Ex-Mann missbraucht worden ist. Genauer gesagt kommt dies Dexter gerade Recht, schließlich ist er von asexueller Natur und kann so den „Unannehmlichkeiten“ seiner Beziehung entgehen, aber dennoch ein normales Bürgerleben aufrechterhalten.

Wahrscheinlich funktioniert die Serie deshalb (so gut), da Dexter das Gesetz in die eigene Hand nimmt. Er hat die Indizien, aber keine wirklichen Beweise, doch wenn er sich der Schuld seines Opfers gewiss ist, hat dieses eben ausgedient. Und jemand der Mörder und Vergewaltiger aus dem Weg räumt, der ist an sich ja eigentlich ein Held, der unseren Dank verdient, beispielsweise durch eine Parade. Nehmen wir an, Dexter wäre ein sadistischer Kinderschänder – würde man über solch einen Menschen eine Serie machen, bzw. würde man eine solche Serie schauen? Die menschliche Lust am Voyeurismus täte sicherlich ein paar Kandidaten finden, aber in diesem Fall wären dann kaum bis gar keine Sympathien vorhanden. Dabei unterscheidet sich Dexter nicht sonderlich von einem solchen Mörder, er ist im Prinzip nur ein „dressierter“ Mörder, der eben nach einem Code vorgeht, wobei es ihm prinzipiell trotz allem allein ums Morden geht. Einem solchen Mörder ohne Codex begegnet Dexter zu Beginn der Serie und ist fasziniert von ihm. Dies beruht scheinbar auf Gegenseitigkeit, denn sein mörderisches Pendant lädt Dexter zum Spielen ein, dabei ist es vielmehr als ein Spiel, doch das wird Dexter erst am Ende feststellen.

Hier ist in der Tat eine hervorragende Serie entstanden, die - betrachtet man ihre erste Staffel konklusiv - sogar als Meisterwerk anzusehen ist und die es in der Form vorher noch nicht gegeben hat. Die Auflösung ist zwar zuerst etwas kitschig, wird dann aber noch brillant zu Ende geführt und egalisiert sich dadurch schließlich. Die ersten beiden Folgen der zweiten Staffel, die bereits im Internet zu sehen sind, versprechen im Gegensatz zur ersten Staffel einen eindringlicheren und persönlicheren Ton, nicht nur auf Dexter bezogen, sondern auch auf andere Figuren, beispielsweise Debra oder polizeiinterne Konkurrenzkämpfe. Mit seiner kühlen und zynischen Art hat sich Dexter – welcher gerne auch mal die vierte Wand durchbricht – zu einen der bemerkenswertesten Serien“helden“ gemeistert und wird durch den erprobten Michael C. Hall perfekt in Szene gesetzt, aber auch die anderen Darsteller um Erik King fügen sich bestens in ihre Figuren ein. Es bleibt zu hoffen, dass die Serie an das Flair der ersten Staffel schafft ab Oktober anzuknüpfen, zu wünschen wäre es ihr jedenfalls.

10/10

8 Kommentare:

  1. Hatte über das Konzept neulich auch schon was gelesen und fand das sehr interessant.
    Nachdem du so begeistert bist, werde ich die Serie in Kürze auch mal antesten. ;-)

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  2. Ein Freund von mir schwärmt auch schon von DEXTER. Also werde ich wohl kaum daran vorbeikommen ;-)

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  3. @Jochen: Besonders da ja Michael C. Hall mitspielt ;)

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  4. Die Frisur gefällt mir zwar gar nicht, aber als Riesen-SFU- und besonders Michael C. Hall-Fan muss ich's auch sehen.

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  5. Freut mich, dass du zu dieser grandiosen Serie gefunden hast! :-)

    Ich kann nun kaum die zweite Staffel erwarten und bin so kurz davor mir den Nachfolger in Romanform zu besorgen... aber ob Michael C. Hall auch in der eigenen Vorstellung so zu überzeugen weiß?

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  6. So, gesehen und durchaus begeistert. Kurzweilig und gut. Schauspielerisch fast durchweg erste Sahne. Der Humor liegt auf meiner Wellenlänge und die Urlaubsatmo Miamis als trügerischer Hintergrund für die (un-)blutigen Fälle hat gute Laune verbreitet.

    Drei Kritikpunkte habe ich allerdings:

    1. Dexters Schwester, Jennifer Carpenter, ist heiß aber dafür talentlos. Mehr als drei Gesichtsausdrücke kann sie nicht und irgendwer hätte ihr mal sagen sollen, dass Overacting nicht gleich gutes Acting ist.

    2. Dexters Voiceovers sind oft redundant. Was ich sehe, muss mir nicht noch erzählt werden. So dumm ist kaum ein Zuschauer.

    3. Aufbauend auf 2.: Zu viel wird hier auserzählt, nichts im Argen gelassen, alles erklärt. Das unterscheidet diese Showtime-Serie am Deutlichsten von unschlagbaren HBO-Serien wie The Sopranos oder Six Feet Under.

    Von mir gibt's zufriedene 7 Punkte :-)

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  7. @Jochen: Ja, Debra's Charakter nervt an manchen Stellen und die narrative Erzählweise unterliegt sicherlich den von dir angesprochen Kritikpunkten. Dies liegt wohl an der Romanvorlage, die eben keine Bilder hat und da diese in der Serie vorhanden sind, wäre die Off-Kommentierung nicht immer nötig gewesen. Von seinem Konzept und seinem Aufbau her verdient sich DEXTER jedoch seine Punkte bei mir. Besonders toll fand ich die letzte Einstellung der ersten Staffel *g*

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  8. 10/10 ist übertrieben, 8/10 schon eher mein Fall ^^
    Das Konzept und die Schauspieler find ich super, besonders gerade die Off-Erklärungen von Dexter sind witzig gestaltet und lockern sogar solch blutige Situationen auf =)

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