18. November 2014

The Signal

Did I find what I was looking for?

Bisweilen gibt es Filme, so sagen Stimmen, in/an die geht man am besten unbefleckt. Mit so wenig Informationen wie möglich. Jüngst war Christopher Nolans Interstellar so ein Fall, wo alleine der Name des Regisseurs Anlass genug für eine Sichtung sein sollte. Auch bezüglich William Eubanks The Signal, hört man, sollte man möglichst unwissend den Zugang suchen. Sicher eine Eigenheit von Mystery-Filmen, deren höchstes Gut ihr innewohnendes Geheimnis ist, welches es bis zur finalen Auflösung zu sichern gilt. Allerdings kann sich so mancher Filmemacher auch selbst ein Bein stellen, wenn das, was folgt, nicht das ganze Aufhebens rechtfertigt. So wie in Nolans Interstellar der Fall. Und in gewisser Weise auch in The Signal.

In diesem befinden sich drei Studenten eingangs auf einem Road Trip. Nic (Brenton Thwaites) und Jonah (Beau Knapp) begleiten Nics Freundin Haley (Olivia Cooke) auf ihrem Umzug von der Ost- and die Westküste der USA. Unterwegs wollen Nic und Jonah, die am MIT studieren, einem Hacker namens NOMAD nachgehen, der an ihrer Hochschule für Aufruhr gesorgt hat und – so zeigt sich – den Kontakt mit beiden sucht. Der kleine Abstecher zu seiner vermeintlichen Adresse verläuft aber alles andere als geplant und plötzlich sieht sich Nic in einem weißen Raum mit dem in einem Schutzanzug auftretenden Dr. Wallace Damon (Laurence Fishburne) konfrontiert. Und allerlei Fragen, darunter was eigentlich passiert ist und gerade vor sich geht.

Wie die Figur wird der Zuschauer dabei im Unklaren gelassen, erst allmählich werden Nic und ihm Puzzlebrocken dargereicht, die er zusammenführen darf/soll. Das Problem von The Signal ist: dies geschieht nicht sonderlich geschickt. Früh zeigt sich hier, dass ein Mystery-Film nur so gut ist, wie das Mysteriöse in ihm. Und hier dürften sich im Falle von Eubanks Film die Geister scheiden, je nachdem, wie groß das eigene Interesse an den gezeigten Vorgängen ausfällt. Zwar gibt Damon eine knappe Erklärung zu den Vorfällen, hieraus ergibt sich aber anschließend nicht sonderlich viel. An Fahrt gewinnt der Film erst zum Ende des zweiten – und weitestgehend verschenkten – Akts, wenn ein Wechsel der Szenerie vorgenommen wird.

Für Eubanks ist sein Film nach eigener Aussage eine Metapher für den Konflikt, Entscheidungen auf rationale und emotionale Weise zu treffen. Dies wiederum geht in The Signal jedoch fast durch die Bank hinweg unter, dafür kommt der Film viel zu gewöhnlich daher. Spätestens wenn nach anderthalb Stunden die Auflösung über den Bildschirm flackert, zeigt sich, dass The Signal ein klassischer Sci-Fi-Film ist, der nur durch seine Umsetzung aus Genrekollegen herauszustechen vermag. Ob das Finale all den Trubel zuvor rechtfertigt – sowohl für das Publikum wie innerhalb der Geschichte – wäre in Zweifel zu ziehen. Gänzlich befriedigend fällt es jedenfalls nicht aus, passt sich insofern aber der drögen Exposition an. Konsequent enttäuschend quasi.

Fans solcher Indie-Genre-Filmen wie sie The Signal, Europa Report und Co. darstellen, mögen sich daran vermutlich nicht stören. Bekanntes in neuer Form kann irgendwie ja auch zufrieden stellen. Wo The Signal in seiner Geschichte nur bedingt heraussticht, gelingt es Eubank dafür, in seiner technischen Umsetzung zu überzeugen. Immer wieder findet er erfrischende und gefällige Einstellungen, gerade im dritten Akt wartet er zudem mit träumerischen Bildmotiven auf, von denen man sich mehr gewünscht hätte. Zumindest von technischer Seite, einschließlich der Trickeffekte, setzt The Signal also Zeichen und gewinnt eine eigene Identität, die zu seiner größten Stärke verkommt. Unterm Strich ist dies aber dennoch nicht ausreichend.

Neben den Bildern verleiht auch Nima Fakhraras Musik dem Film eine eigene Note. Die allesamt sehr jungen Darsteller wiederum geben ebenfalls keinen Grund zum Tadel und auch Laurence Fishburne, sicherlich der profilierteste Beteiligte am Projekt, fügt sich gut in sein Umfeld ein. Somit ist es wohl nur zu bedauern, dass trotz dieser zahlreichen vielversprechenden Umstände aus The Signal kein gelungenerer Film geworden ist, weil ihm dies seine Handlung versagt. Oder genauer gesagt: sein ins Leere verlaufende Mysterium. Womöglich hätte es The Signal also ganz gut getan, wenn er bereits früher, zum Beispiel zur Mitte des zweiten Akts hin, mit offenen Karten gespielt hätte. Aber das hätte man wohl vorher wissen müssen.

4/10

Blu-Ray
Im Gegensatz zum Film weiß dessen Blu-ray zu beeindrucken. Der HD-Transfer wird den oft schön von Eubank eingefangenen Bildern mehr als gerecht, er ist scharf und deutlich im Detail. Auch der DTS-HD-Sound überzeugt, die Dialoge sind klar verständlich und wo Effekte nötig sind, treten diese hervor. Als Extras warten geschnittene Szenen und ein Behind-the-Scenes mit Making-of-Einblick sowie ein Audiokommentar, in dem die Macher auf ihre Einflüsse eingehen (der aber runder hätte sein können). The Signal erscheint am 21. November auf Blu-ray und DVD.

2 Kommentare:

  1. Über den Film habe ich auch schon viel Vermischtes gelesen. Aber da du ja den Vergleich zu "Interstellar" ziehst, und mir dieser doch recht gut gefallen hat, schaue ich vielleicht mal rein... ;)

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    1. Der Vergleich mit "Interstellar" bezog sich ja nur auf die empfohlene Herangehensweise, möglichst unwissend an die Filmsichtung zu gehen. Inhaltlich sind das verschiedene Werke – wobei "The Signal" allerdings in jeglicher Hinsicht dem Nolan überlegen ist :)

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