Weibliche Superhelden, zumindest diejenigen unter ihnen, die ihr eigenes Franchise tragen können, sind die Seltenheit. Da gibt es natürlich Ausnahmen, wie Dark Horses Barb Wire oder DC’s Wonder Woman, aber für gewöhnliche kommen Frauen nicht über den Status des love interest oder der Teammitgliedern hinaus. Marvels Elektra zählt hier zu den oben erwähnten Ausnahmen. Erschaffen von Frank Miller als Nebenfigur im Daredevil-Universum, erhielt Elektra 1983 schließlich ihre eigene Comic-Serie, die bis heute Bestand hat. Will man Wikipedia Glauben schenken, so ist sie die Marvel-Figur, die die meisten Menschen auf ihrem Gewissen hat. Von Miller als Tochter eines griechischen Milliardärs entworfen, ist es (natürlich) der Tod des Vaters, der Elektra Natchios ihre dunklen Pfade beschreiten lässt. In China ließ sie sich von der Ninja-Organisation The Hand zur Killerin ausbilden. Hierbei hatte sie mit Stick denselben Lehrmeister, wie ihre große Liebe Matt Murdock. Als Auftragskillerin verdiente sich Elektra fortan ihren Lebensunterhalt und arbeitete dabei unter anderem für den Kingpin und mit Wolverine (in getrennten Comicserien).
Zwei Jahre nach ihrem Auftritt in Mark Steven Johnsons Daredevil wurde die Figur der Elektra (Jennifer Garner) für ein eigenes Kinoabenteuer ausgebaut. Die Regie übernahm X Files-Veteran Rob Bowman, der sich in seiner Filmhandlung auf Elektras Auseinandersetzung mit The Hand konzentriert. Hierbei folgt der Film zum Teil den Daredevil-Ausgaben Gantlet und Hunters, in denen sich Elektra mit dem legendären Krieger Kirigi konfrontiert sieht. Eingebettet wird das Ganze in eine Moralhandlung, in der Elektra damit beauftragt wird, einen Vater (Goran Visnjic) und seine Tochter (Kirsten Prout) zu ermorden. Amüsanterweise findet sich auch hier wieder eine crossmediale Referenz, bedenkt man, dass Visnjics Charakter den Namen Mark Millar trägt. Eben jenes Schöpfers der Comics Wanted und Kick-Ass. Abgesehen von zwei, drei direkten Panel-Übernahmen glänzt Bowmans Film jedoch im Vergleich zu Johnsons Umsetzung zwei Jahre zuvor nicht durch sonderliche Vorlagentreue. Zumindest nicht hinsichtlich der Kirigi-Storyline, abseits davon bin ich selbst mit Elektra als Stand-Alone-Werk nicht vertraut.
Sie sei eine Legende, heißt es zu Beginn des Filmes. Ein Mythos, in Wirklichkeit schon vor Jahren gestorben. Ausgebildet in der Kunst der Ninjas, zurückgebracht von den Toten durch ihren Lehrmeister Stick (Terence Stamp). Ausgegrenzt von diesem aufgrund ihres Charakters. „Is this a test?“, fragt Elektra noch, ehe sie ihr Leben im Exil antritt. Als kaltblütige Auftragsmörderin treibt sie ihre nächste Mission an einen träumerischen See. Hier macht sie unwissentlich die Bekanntschaft ihrer nächsten Opfer. Es eher der Umstand, dass Millar seine Tochter Abby alleine großzieht (und damit Erinnerungen der Halbwaise Elektra evoziert), als der Kontakt zu ihnen, der Elektra dazu bewegt ihren Auftrag abzubrechen. Da The Hand daraufhin einfach Ersatz schickt, obliegt es Elektras Talent und Güte, ob die Millars weiterleben werden. Mit ihrer Einmischung in die Belange ihrer alten Organisation macht sich Elektra allerdings diese zum Feind. Kirigi (Will Yun Lee) übernimmt die Jagd auf die Millars gemeinsam mit seinen Gefolgsleuten wie Tattoo oder Typhoid. Im Gegensatz zur Elektra-Millar-Storyline sind es Kirigi und seine Helfer, die primär Phantastisches in die Comicverfilmung tragen, die ansonsten sehr stark in der Realität verankert ist.
Die Handlung rund um Kirigis Jagd nach Abby, als auserwählter Schatz zwischen den Mächten von Gut und Böse wirkt in der filmischen Verortung reichlich abgehoben. Die Wiedererkennung von Elektra in dem Mädchen als Motiv ist dagegen glaubwürdig und nachvollziehbar. Obschon auch hier, ähnlich wie in Daredevil, der Antagonist wieder als Verursacher des Elternmordes ausgemacht wird. Und wäre die Verwendung des überzogen Comichaftem in dieser zu realen Umgebung nicht, hätte man Bowmans ansonsten relativ soliden Film sicherlich auch besser aufgenommen. Zudem verkommen Typhoid und Co. nur zu bloßen Bauern im Schachspiel von Kirigi, deren Kräfte – bedenkt man, dass Elektra eben keine Mutantin oder dergleichen ist – als überbordende Bedrohung wahrgenommen werden müssen. Von dem etwas fehl platzierten The Shining-Zitat im Finale ganz zu schweigen. Zwar war Kirigi auch in Gantlet ein übermenschlicher Gegenspieler, doch fand dies eine andere als eine mystische Begründung. So wirkt er als Antagonist relativ blass, sein finaler Kampf gegen Elektra etwas flach und die gesamte Vermischung von übersinnlichen Fähigkeiten und Realität ziemlich unharmonisch.
Zudem ergibt sich eine große Frage nach der Chronologie. Schließlich sah man in Daredevil, wie Elektra die Kette ihrer Mutter Matt Murdock hinterlassen hat. In Elektra wiederum trägt sie diese Kette, auch wenn sich die Darstellung des Anhängers verändert hat. Bedenkt man die geschnittene Traumsequenz mit Murdock (Ben Affleck) – eine Reminiszenz an den Director’s Cut von Terminator 2: Judgment Day -, so ist nicht wahrscheinlich, dass Elektra zwischen den Ereignissen von Elektra und Daredevil nochmals Kontakt zu Murdock hatte. Nichtsdestotrotz weiß Bowman auch einige Dinge richtig zu machen. Zum einen darf Elektra hier endlich ihr klassisches, rotes Kostüm tragen (selbst wenn das Kopftuch fehlt), zum anderen weiß die musikalische Untermalung im Gegensatz zu Daredevil besser zu gefallen, da hier ausschließlich auf einen instrumentalen Score gesetzt wurde. Der gesamte Film ist jedoch in seiner Grundhaltung stark familiär ausgelegt. Elektra als Ersatzmutter neben Millar und Abby läuft etwas ihrem Ruf als eiskalte Killerin zuwider. Dennoch ist Elektra keineswegs ein missratener Film, selbst wenn er selten wirklich sein Potential auszuschöpfen vermag.
Zwei Jahre nach ihrem Auftritt in Mark Steven Johnsons Daredevil wurde die Figur der Elektra (Jennifer Garner) für ein eigenes Kinoabenteuer ausgebaut. Die Regie übernahm X Files-Veteran Rob Bowman, der sich in seiner Filmhandlung auf Elektras Auseinandersetzung mit The Hand konzentriert. Hierbei folgt der Film zum Teil den Daredevil-Ausgaben Gantlet und Hunters, in denen sich Elektra mit dem legendären Krieger Kirigi konfrontiert sieht. Eingebettet wird das Ganze in eine Moralhandlung, in der Elektra damit beauftragt wird, einen Vater (Goran Visnjic) und seine Tochter (Kirsten Prout) zu ermorden. Amüsanterweise findet sich auch hier wieder eine crossmediale Referenz, bedenkt man, dass Visnjics Charakter den Namen Mark Millar trägt. Eben jenes Schöpfers der Comics Wanted und Kick-Ass. Abgesehen von zwei, drei direkten Panel-Übernahmen glänzt Bowmans Film jedoch im Vergleich zu Johnsons Umsetzung zwei Jahre zuvor nicht durch sonderliche Vorlagentreue. Zumindest nicht hinsichtlich der Kirigi-Storyline, abseits davon bin ich selbst mit Elektra als Stand-Alone-Werk nicht vertraut.
Sie sei eine Legende, heißt es zu Beginn des Filmes. Ein Mythos, in Wirklichkeit schon vor Jahren gestorben. Ausgebildet in der Kunst der Ninjas, zurückgebracht von den Toten durch ihren Lehrmeister Stick (Terence Stamp). Ausgegrenzt von diesem aufgrund ihres Charakters. „Is this a test?“, fragt Elektra noch, ehe sie ihr Leben im Exil antritt. Als kaltblütige Auftragsmörderin treibt sie ihre nächste Mission an einen träumerischen See. Hier macht sie unwissentlich die Bekanntschaft ihrer nächsten Opfer. Es eher der Umstand, dass Millar seine Tochter Abby alleine großzieht (und damit Erinnerungen der Halbwaise Elektra evoziert), als der Kontakt zu ihnen, der Elektra dazu bewegt ihren Auftrag abzubrechen. Da The Hand daraufhin einfach Ersatz schickt, obliegt es Elektras Talent und Güte, ob die Millars weiterleben werden. Mit ihrer Einmischung in die Belange ihrer alten Organisation macht sich Elektra allerdings diese zum Feind. Kirigi (Will Yun Lee) übernimmt die Jagd auf die Millars gemeinsam mit seinen Gefolgsleuten wie Tattoo oder Typhoid. Im Gegensatz zur Elektra-Millar-Storyline sind es Kirigi und seine Helfer, die primär Phantastisches in die Comicverfilmung tragen, die ansonsten sehr stark in der Realität verankert ist.
Die Handlung rund um Kirigis Jagd nach Abby, als auserwählter Schatz zwischen den Mächten von Gut und Böse wirkt in der filmischen Verortung reichlich abgehoben. Die Wiedererkennung von Elektra in dem Mädchen als Motiv ist dagegen glaubwürdig und nachvollziehbar. Obschon auch hier, ähnlich wie in Daredevil, der Antagonist wieder als Verursacher des Elternmordes ausgemacht wird. Und wäre die Verwendung des überzogen Comichaftem in dieser zu realen Umgebung nicht, hätte man Bowmans ansonsten relativ soliden Film sicherlich auch besser aufgenommen. Zudem verkommen Typhoid und Co. nur zu bloßen Bauern im Schachspiel von Kirigi, deren Kräfte – bedenkt man, dass Elektra eben keine Mutantin oder dergleichen ist – als überbordende Bedrohung wahrgenommen werden müssen. Von dem etwas fehl platzierten The Shining-Zitat im Finale ganz zu schweigen. Zwar war Kirigi auch in Gantlet ein übermenschlicher Gegenspieler, doch fand dies eine andere als eine mystische Begründung. So wirkt er als Antagonist relativ blass, sein finaler Kampf gegen Elektra etwas flach und die gesamte Vermischung von übersinnlichen Fähigkeiten und Realität ziemlich unharmonisch.
Zudem ergibt sich eine große Frage nach der Chronologie. Schließlich sah man in Daredevil, wie Elektra die Kette ihrer Mutter Matt Murdock hinterlassen hat. In Elektra wiederum trägt sie diese Kette, auch wenn sich die Darstellung des Anhängers verändert hat. Bedenkt man die geschnittene Traumsequenz mit Murdock (Ben Affleck) – eine Reminiszenz an den Director’s Cut von Terminator 2: Judgment Day -, so ist nicht wahrscheinlich, dass Elektra zwischen den Ereignissen von Elektra und Daredevil nochmals Kontakt zu Murdock hatte. Nichtsdestotrotz weiß Bowman auch einige Dinge richtig zu machen. Zum einen darf Elektra hier endlich ihr klassisches, rotes Kostüm tragen (selbst wenn das Kopftuch fehlt), zum anderen weiß die musikalische Untermalung im Gegensatz zu Daredevil besser zu gefallen, da hier ausschließlich auf einen instrumentalen Score gesetzt wurde. Der gesamte Film ist jedoch in seiner Grundhaltung stark familiär ausgelegt. Elektra als Ersatzmutter neben Millar und Abby läuft etwas ihrem Ruf als eiskalte Killerin zuwider. Dennoch ist Elektra keineswegs ein missratener Film, selbst wenn er selten wirklich sein Potential auszuschöpfen vermag.
5.5/10
selbst wenn das Kopftuch fehlt
AntwortenLöschenZum Glück fehlt das; will doch keiner sehen... :D
Zudem ergibt sich eine große Frage nach der Chronologie. Schließlich sah man in Daredevil, wie Elektra die Kette ihrer Mutter Matt Murdock hinterlassen hat. In Elektra wiederum trägt sie diese Kette, auch wenn sich die Darstellung des Anhängers verändert hat. Bedenkt man die geschnittene Traumsequenz mit Murdock (Ben Affleck) – eine Reminiszenz an den Director’s Cut von Terminator 2: Judgment Day -, so ist nicht wahrscheinlich, dass Elektra zwischen den Ereignissen von Elektra und Daredevil nochmals Kontakt zu Murdock hatte.
AntwortenLöschenMike Mine Marvel und auch noch ein Excelsior oben drauf! ;)
Einfach herrlich wie hier der Comicgeek durchscheint.
Fand die Elektra-Verfilmung sehr fad und neben dem Punisher eine der bisher schlechtesten seiner Art.
Im Gegensatz zu manch anderen Marvel-Streifen habe ich Elektra aber nur einmal gesichtet.