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Es lässt sich schwerlich abstreiten: Serienmörder üben eine gewisse Faszination auf die menschliche Gesellschaft aus. Noch heute wird darüber spekuliert, wer sich hinter Jack the Ripper verbarg - jenem Schlitzer des Londoner East Ends von 1888. Er wurde Mitte des 20. Jahrhunderts zum Ermittlungsobjekt zweier Sherlock Holmes-Filme und schließlich auch zentrales Handlungselement in Alan Moores Comic From Hell. Sein US-Pendant findet er im Zodiac-Killer, der zwischen Dezember 1968 und Oktober 1969 fünf Menschen im Großraum San Franciscos ermordete. David Fincher bannte die Faszination über den Mythos dieses Serienmörders in Zodiac auf Zelluloid. Filme wie Natural Born Killers greifen das fast schon perverse Interesse der Bevölkerung und insbesondere der Medien am Serienmörder weiter auf. Umso konsequenter also, dass es diese speziellen Kriminellen auch schon längst in die Welt der Videospiele geschafft haben. Mit Heavy Rain brachte Quantic Dream dieses Jahr nun ein interaktives Drama um einen solchen Serienmörder heraus.
Und wenn man bei Quantic Dream etwas macht, dann macht man es wohl gleich richtig. Denn Drehbuch und Regie zu Heavy Rain stammen von niemand Geringerem als David Cage, seines Zeichens Gründer und Firmenboss von Quantic Dream. Mit Heavy Rain folgt der französische Videospielentwickler den letztes Jahr hinterlassenen Fußstapfen von Naughty Dogs Uncharted 2: Among Thieves, verdient sich doch auch Heavy Rain das Prädikat, ein cineastischer Spielspaß zu sein. Weltweit eine Million verkaufter Exemplare des PS3-Spieles gingen über die Ladentheken und Lob fiel auch von Kritikerseite nicht gering aus. Der Serienmörder um den es in Cages Spiel geht, ist der Origami-Killer. Ein Kindermörder, der stets im Herbst zur Tat schreitet, wenn er Jungen im Alter von 10-12 Jahre entführt, um sie in einem Abwasserkanal durch den herrschenden Starkregen ertrinken zu lassen. Die Leichen selbst werden später irgendwo in Philadelphia, PA mit einer Orchidee und Origami-Figur versehen in der Nähe von Bahngleisen abgesetzt.
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In seiner Erzählstruktur wechseln sich nun diese vier Protagonisten nacheinander ab - zumindest so lange, bis eine von ihnen stirbt. Denn das ist vielleicht das herausragende Merkmal von Heavy Rain: Wenn die Spielfigur(en) sterben, wird der Bildschirm noch lange nicht schwarz und verkündet das „Game Over“. Solange zumindest eine der Figuren am Leben bleibt, läuft auch das Spiel weiter - allerdings in anderer Form. Womit sich Heavy Rain rühmt, ist, dass jede Entscheidung des Spielers einen Einfluss auf das Spielgeschehen hat. Sagt die Figur in der einen Szene „yes“ statt „no“, kann sie kurz darauf ihrem Tod ins Auge blicken. Andere Szenen bieten die Möglichkeit zu einem Techtelmechtel, welches die Handlung an der hier gegebenen Gabelung in eine neue Richtung führt. Geht es nach David Cage, so sollte jeder Spieler Heavy Rain nur ein Mal spielen - ohne die einzelnen Kapitel zu wiederholen. Nur so sei das einmalige Erlebnis einer individuellen Geschichte gewährleistet. Denn auch im Leben haben Entscheidungen Konsequenzen.
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Erfreulicherweise geht es in Heavy Rain weniger ums Ballern und auch nicht sonderlich darum, Rätsel zu lösen (dafür hat Jayden sein forensisches Programm ARI), sondern mehr um die Geschichte als solche. Was das Spiel sogar mehr noch als zuvor Uncharted 2 zu einem zockbaren Kinofilm macht. Jeder Spieler kann entscheiden, welche Art Held Ethan sein soll in dieser Geschichte. Jemand, der andere Menschen verletzt, um seinen Sohn zu retten? Der seine eigene Gesundheit schädigt, um an Informationen zu gelangen? Und auch die übrigen Figuren dürfen derartige Entscheidungen treffen. Unterstützt FBI-Agent Jayden den rabiaten Kurs seines Polizeikollegen Blake oder gibt er den guten Cop? Zwar verstrickt sich das Spiel bei dieser Entscheidungsfreiheit bisweilen in charakterliche Widersprüche, diese scheinen jedoch mit Abstrichen nötig, um das Finale des Games zu gewährleisten. So spannend und packend Heavy Rain auch ausfällt, bricht das Ende mit seiner schlussendlichen Enthüllung des Origami-Killers aber ein wenig ein.
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8/10
Schön, dass du Heavy Rain hier Raum gibst. Es war nebst Uncharted 2 mein Kaufgrund Nummer 1 für die PS3 (zumal ich riesiger Fan des Quasi-Vorgängers Fahrenheit bin) und hat mich nicht enttäsucht. Habe dazu auf GamersGlobal auch eine Kolumne geschrieben: http://www.gamersglobal.de/meinung/heavy-neuland
AntwortenLöschenAber: Die Auflösung des Killers ist wirklich eher enttäuschend. Zumal uns in mindestens zwei Szenen vorgegaukelt wird, dass der, der der Mörder ist, gar nicht der Mörder sein kann.
Ja, der "Twist" ist sehr bemüht am Ende und nicht zwingend schlüssig charakterlich ausgearbeitet. Aber dennoch ist HEAVY RAIN nebst dem von dir erwähnten UNCHARTED 2 ganz großes Kino (fast sprichwörtlich) auf der PS3. Abgesehen von HALO und STAR WARS: KOTOR find ich auch wenig Anreize für eine XBOX.
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