12. August 2014

Guardians of the Galaxy

We’re just like Kevin Bacon.

Ungeachtet dessen, zu was sich Hollywoods Blockbuster-Maschine entwickelt hat, ist ein interessanter Trend zu beobachten: große Filme werden kleinen Regisseuren anvertraut. Egal ob Colin Trevorrow (Safety Not Guaranteed) nun Jurassic World inszeniert, Gareth Edwards (Monsters) zuvor Godzilla, Josh Trank (Chronicle) in Kürze Fantastic Four oder wie in Guardians of the Galaxy der Fall James Gunn (Slither) hinter der Kamera Platz nimmt. Oftmals unverbrauchte Kreative mit frischen Ideen – vielleicht das einzige Zugeständnis einer Branche, die sich schon lange von kreativen frischen Ideen verabschiedet hat. Und so gerät auch Marvels jüngstes Werk vom Produktionsband: streckenweise frisch, grundsätzlich aber konventionell.

Als Ausgangsbasis dient eine Comic-Serie von 2008 um eine Gruppe merkwürdiger außerirdischer Typen, die zum Heldenteam und Schützern der Galaxie avancieren. Wie man das gewohnt ist, weicht die Filmadaption an den Stellen vom Original ab, wo es aus besseren Vermarktungsgründen empfehlenswert ist. Im Mittelpunkt des Films steht ein mysteriöses Artefakt, dessen sich der Kleinkriminelle Peter Quill aka Star-Lord (Chris Pratt) bemächtigt, hinter dem aber auch der Soziopath Ronan (Lee Pace) her ist. Er will das Artefakt für Bösewicht Thanos (Josh Brolin) besorgen, damit dieser wiederum für Ronan den Planet Xandar ausmerzt. Helfen soll Ronan dabei die Attentäterin Gamora (Zoe Saldana), eine von Thanos’ Adoptivtöchtern.

Zugleich ist Peters Ex-Team rund um Space-Pirat Yondu Udonta (Michael Rooker) wegen des Artefakts hinter ihm her, genauso wie ein Kopfgeldjäger-Duo. Das Zusammentreffen von Waschbär Rocket (Bradley Cooper) und Baumwesen Groot (Vin Diesel) mit Peter und Gamora verläuft jedoch suboptimal, weswegen sich das Quartett bald im Gefängnis wiederfindet. Dort lernen sie Drax (Dave Bautista) kennen, der eine eigene Rechnung mit Ronan und Thanos offen hat. Jetzt gilt es nur noch, gemeinsam auszubrechen, sich das Artefakt zu sichern und es zu dem ominösen Käufer The Collector (Benicio del Toro) zu bringen. Und das am besten, bevor die zwei Parteien rund um Ronan und Yondu mit ihnen aufgeschlossen haben.

Jede Menge Figuren – zu denen sich Nebula (Karen Gillan), eine weitere Adoptivtochter Thanos’, und die Xandar-Beamten Nova Prime (Glenn Close) und Rhomann Dey (John C. Reilly) gesellen –, weshalb es nicht verwundert, dass Guardians of the Galaxy sich keiner von ihnen wirklich widmet. Randbemerkungen müssen als Charakterisierung ausreichen (Ronan tötete die Familie von Drax, Thanos die Familie von Gamora, Peter verlor seine Mutter an Krebs und Rocket ist ein wissenschaftliches Experiment), was zwar als lose Motivation ausreicht, einem die Figuren allerdings nicht näher bringt. Noch schlechter schneiden da nur die Antagonisten ab, deren Handeln – und Rolle – sich der Film nicht einmal die Mühe macht, wirklich zu erläutern.

Ronan will kaputt machen, der Collector will sammeln, Thanos will das Artefakt und Nebula will irgendwas (oder auch nichts) – weitere Infos gibt es wohl in den Comics. Da verwundert es nicht, dass es für die hier erzählte Geschichte des Collectors und Thanos’ nicht bedarf, sondern diese wohl eher als Marvel-Bindeglied zu Thor: The Dark World und The Avengers dienen. Vielleicht dient Ronan auch nur als MacGuffin, um eben unsere Heldengruppe zusammenzuführen. Deren Interaktion ist das szenische Highlight eines Films, der ähnlich wie The Avengers zuvorderst von dem Zusammenspiel seiner unterschiedlichen Figuren lebt. Seien es ironiefreie Straight Player wie Gamora und Drax oder sarkastische Einzeiler von Peter und Rocket.

Allerdings weiß James Gunn auch hier nicht, wann es zuviel ist, weshalb manches letzte Wort oder mancher letzte Blick als Pointe nicht vollends überzeugen. Generell hätte der Film etwas mehr Zeit mit den Figuren im Gefängnis verbringen können, um diese sich tatsächlich kennenlernen zu lassen. Opferungswürdige Szenen hierfür gibt es anschließend noch genug. Grundsätzlich stimmt jedoch die Atmosphäre von Guardians of the Galaxy, als sich nicht ernst nehmendes Space-Fantasy-Abenteuer voller illustrer Figuren. Die sind zwar in der Regel nur bunt angemalt und nicht so liebevoll zelebriert wie von Guillermo del Toro in Hellboy II, dennoch macht die Alien-Truppe rund um einen Waschbär und wandelnden Baum oft (genug) Spaß.

Hierbei können sich an sich auch die Effekte sehen lassen, selbst wenn diese im – wie man es von Marvel leider inzwischen gewohnt ist – überfrachteten Finale ins Comic-hafte abzurutschen drohen. Bei Rocket und Groot gibt es jedoch wenig zu meckern, womöglich hat man auch aufgrund gleich zweier wichtiger CGI-Charaktere auf die Ausstaffierung weiterer Statistenfiguren verzichtet. Für zusätzlichen Charme neben Chris Pratt als überzeugenden Space-Söldner sorgt der von Gunn zusammengestellte Soundtrack voller Evergreens, die im Film selbst eine ganz eigene Rolle spielen – allerdings zugleich ein paar Fragen aufwerfen. An diesen ist Guardians of the Galaxy keineswegs arm, immerhin handelt es sich um einen Blockbuster.

Als swashbuckling Weltraum-Abenteuer kann der Film trotz Überlänge und nur angerissener Figuren(-dynamik) aber überzeugen. Wenn man so will eine Art Mischung aus Star Wars und Firefly, weshalb der Film bei Marvels Christopher-Nolan-Pendant Joss Whedon sicher auf Anklang stößt. So ist Guardians of the Galaxy zwar einerseits erfrischend anders im Vergleich zu seinen Marvel- und Genre-Geschwistern, zugleich aber in Struktur und Aufbau wieder ziemlich konventionell. James Gunn macht folglich viel richtig und manches genauso „falsch“ wie seine Kollegen. Zumindest hat Guardians of the Galaxy ein eigenes Flair und eine eigene Geschichte, muss also nicht Wegbereiter für einen anderen Film sein – außer für sein eigenes Sequel.

6.5/10

5 Kommentare:

  1. 6 Punkte von dir, eine Mischung aus "Star Wars" und "Firefly"? Das wird mein nächster Kinofilm! (Zugegebenermaßen schon vorher geplant, aber nun fühle ich mich bestätigt!)

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    1. Mit dem wirst du viel Spaß haben - unterhaltsam ist er jedenfalls.

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  2. Das war genau mein Gedanke nachdem ich deine Bewertung gelesen hab - 6 Punkte von Dir, das wird mein Film ;-)
    Und deine negativen Ausführungen klingen nachvollziehbar, aber vielleicht in meinen Augen weniger störend - ich freu mich!

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    1. Gefühlt sind es 8 Punkte ;-)

      Jedenfalls mit "Captain America 2" der bisher beste Marvel-Film – und wohl auch der, den ich am häufigsten mit Wiederholungssichtungen ehren werde. Das muss genug des Lobes sein.

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  3. Mich interessiert der Film überhaupt nicht. Den Trailer find ich grauenhaft. Vielleicht in zwei Jahren auf Pro7.

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