18. Dezember 2008

My Own Worst Enemy

Yesterday I did blow up two guys in the middle of the desert. You would probably call that just a Tuesday.

Sie sind en vogue, die Agentenfilme rund um xXx, Jason Bourne und James Bond. Unbesiegbare menschliche Waffen, mit brillanter technischer Klasse versehen und dabei ebenso präzise wie effektiv. Im Kino kann sich dieser Schlag Mann schon länger austoben, im Fernsehen ist das eher die Seltenheit. Das scheint sich auch Jason Smilovic gedacht zu haben. Der Autor, der sich sowohl für den Fernsehmehrteiler Kidnapped als auch den schwarzhumorigen Actioner Lucky Number Slevin verantwortlich zeichnet, erschuf für das diesjährige Fernsehjahr eine neue Serie, die allerlei Referenzen beherbergt. In My Own Worst Enemy zelebrierte Smilovic ein solches Agentenmuster – nur fand es beim Publikum keinen Anklang. Um fast fünfzig Prozent fielen die Quoten des Staffelfinales im Vergleich zum Piloten. Das dies das Aus der Serie bedeutet, ist nachvollziehbar. Und obschon die Autoren die Serie, die lediglich neun Folgen umfasst, gebührend zu Ende bringen wollten, erhielt My Own Worst Enemy nun doch sein ursprüngliches, offenes Ende. Man erfährt nicht was mit den Figuren wird und wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Bedenkt man, dass die Serie aber gar keine richtige Geschichte zu erzählen weiß, fällt das Finale weit weniger schwer ins Gewicht, als man vermuten könnte. Die offenen Handlungsstränge lassen sich durch naheliegende Mutmaßungen zu Ende führen.

Mit einem Sniper-Gewehr sitzt er in einem verlassenen Fabrikgebäude irgendwo an der europäisch-asiatischen Grenze. Edward Albright (Christian Slater) ist einer der Top-Agenten einer geheimen amerikanischen Organisation. Als sein Attentatsziel eintrifft, wird Edward schwummrig vor den Augen, nachdem er seine Sicht wieder gewonnen hat, ist er eine andere Person. Seine Deckung fliegt auf und in letzter Sekunde kann die Person, die sich als Henry Spivey zu erkennen gibt, von Edwards Partner Raymond (Mike O’Malley) gerettet werden. Was folgt bringt Henrys Welt ins Wanken. Die Geheimdienstleiterin Mavis Heller (Alfre Woodward) eröffnet Henry, dass er selbst nur ein Alter Ego von Edward sei. Eine Tarnung quasi. Immer wenn Edward für einen Auftrag gebraucht wird, bootet Techniker Toni (Omid Abtahi) ihn hoch. Oder fährt Henry herunter. Wie man es eben sehen will. Doch beim letzten Auftrag ging etwas schief, Henry wurde ungewollt aktiviert und seither besteht keine Kontrolle mehr, wann Henry zu Edward wird und umgekehrt. Zwar hatte Henry gegenüber seiner Firmenpsychologin Dr. Skinner (Saffron Burrows) schon länger Vermutungen geäußert, doch das Ausmaß plättet ihn. Die Wechsel zwischen den Persönlichkeiten beeinflussen fortan Henrys Familienleben mit seiner Frau Angie (Mädchen Amick), sowie Edwards Agentenleben. Sollte sein Chef (James Cromwell) herausfinden, dass Edward zu einem Risikofaktor geworden ist, dürfte sich dieser seines Lebens nicht mehr sicher sein. Jenes Leben bringt dann auch Henry regelmäßig in Gefahr, während er im Grunde nichts anderes möchte, als sein altes Leben wieder zurück zu erhalten.

Der Hauptkritikpunkt der Serie liegt von vorneherein offen: wozu einen Geheimagenten mit gespaltener Persönlichkeit? Der Sinn und Zweck von Henry wird weder im Piloten noch innerhalb der Serie deutlich. Was hätte der MI6 davon, wenn man 007 die Hälfte des Tages auf Eis legen würde und ihm mit einer falschen Identität eine Familie großziehen lässt? Keinen. Eine augenscheinliche Frage, die My Own Worst Enemy nicht zu beantworten weiß und eigentlich nicht mal zu beantworten versucht. Das hilft der Serie nicht sonderlich weiter. Da die Anleihen von Robert Louis Stevensons Dr. Jekyll and Mr. Hyde enorm sind – die Namen der Protagonisten Edward und Henry wurden Jekyll und Hyde entnommen – hätte Smilovic durchaus einfach auf eine von Natur aus gespaltene Persönlichkeit zurückgreifen können. Dann hätte man Mavis einfach nicht eingeweiht und es wäre eine weitaus persönlichere und subjektivere Geschichte geworden. Auch die wäre hart zu schlucken gewesen, aber immerhin plausibler als die Prämisse der Serie. Unglaubwürdig ist zudem die Tatsache, dass man den Agenten einen Chip ins Gehirn einsetzt, bei Fehlfunktion jedoch keinen Schimmer hat, wie man diesen Chip reparieren soll. Es ist dieser Aspekt, der Smilovics Serie die größten Probleme bereitet und mitunter das Serienvergnügen trübt, wenn man denn überhaupt von einem solchen sprechen will.

Denn selbstverständlich wird Henry immer während Edwards Mission wach, naheliegend um die Spannung aufrecht zu erhalten beziehungsweise zu erzeugen. Bisweilen macht dies auch durchaus Spaß, wenn Henry mit einer Waffe in der Hand aufwacht und um sein Leben fürchten muss oder Edward sich mit seinen Kindern auseinander setzen soll, die eigentlich nicht seine Kinder sind. Über ihr Mobiltelefon oder ihre Webcam kommunizieren Edward und Henry miteinander, wobei hier „drohen“ besser passt als kommunizieren. Gelegentlich kommt es dann vor, dass beide voneinander sogar profitieren, wenn zum Beispiel Henrys und Angies Sexleben angekurbelt wird, weil Edward am Zuge ist. Hauptsächlich ist es jedoch Edward, der Henry aushilft. Bedenkt man, dass Henry die erschaffene Persönlichkeit ist, verwundert es zum einen, dass er den Vornamen von Jekyll und nicht von Hyde bekommen hat und zum anderen, dass auf ihm der Fokus der Serie liegt. Christian Slater schlägt sich tapfer mit der Doppelrolle, auch wenn er für beide Figuren jeweils nur einen Gesichtsausdruck parat hat. Auch die übrigen Darsteller spielen ihre Charaktere problemlos runter, wobei man sich wünschen würde, etwas mehr von Mädchen Amick zu sehen. Ihre Figur, wie allgemein Henrys Familie, kommt weitestgehend zu kurz. Das würde nicht so sehr irritieren, wenn man nicht tiefere Einblicke in Raymonds Privatleben bekommen würde, beziehungsweise dem Privatleben seines eigenen Alter Egos. Die Agentenszenen selbst orientieren sich hier zu einem Großteil an den Bourne-Filmen sowie auch Computerspielen wie Splinter Cell und Konsorten. Zu den gelungensten Folgen der Staffel/Serie zählt vor allem The Night Train to Moscow, aber auch die beiden finalen Folgen sind recht ansehnlich geworden. Alles in allem ist My Own Worst Enemy jedoch eine Serie, die weit hinter den Erwartungen zurückbleibt und letztlich wohl zu recht eingestellt wurde. Da stört auch der Cliffhanger im Finale nicht sonderlich.

6.5/10

2 Kommentare:

  1. Auch hier kann ich eigentlich nur zustimmen.
    Der Hauptgrund für die Schwäche der Serie ist sicherlich, wie Du schreibst, dass die grundsätzliche Prämisse einfach nicht durchdacht genug und nicht ausreichend erklärt ist. Wie es sab, glaube ich, bei sich im Blog mal geschrieben hat: Immer wenn es irgendwo an Logik mangelt, dann versucht man den Zuschauer mit möglichst viel Technobabble zu erschlagen. Und das kann man eigentlich nur bestätigen.

    Aber es freut mich, dass Du die letzten Folgen als sehr ansehnlich bezeichnest. Mir fehlt nämlich noch das letzte Drittel der Staffel, da die Serie einfach nicht gut genug ist, um direkt geschaut zu werden. Die liegen (wie manch andere Serien) im Archiv bei mir, bis ich dann genügend Zeit habe, sie abzuarbeiten.

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  2. Doch, die finalen beiden Folgen sind ganz nett geraten, zumindest existiert in ihnen die Atmosphäre, die von der Serie angestrebt wurde.

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