Lock, Stock and Two Smoking Barrels
Guy Ritchies Debütfilm war 1998 wohl der Überraschungshit schlechthin in Großbritannien, wo es der charmanten Gangsterkomödie gelang das Siebenfache ihres Budgets wieder einzuspielen. Insbesondere die Karrieren von Regisseur und Drehbuchautor Ritchie, sowie Produzent (jetzt Regisseur) Matthew Vaughn und Schauspieler Jason „The Stath“ Statham (den ich liebevoll wie Filmdrunk.com Stafam nenne) wurden hiermit gestartet und im Nachhinein ist das doch recht beachtlich. Zwar ist in Guy Ritchies Debüt nicht alles „lock, stock and barrel“ (dt. mit allem Drum und Dran), aber dennoch ist der erste Spielfilm des gelernten Werbefilmers äußerst ansehnlich. Die Kritiker kamen dann auch nicht umhin, ihn sofort als den englischen Quentin Tarantino zu bezeichnen. Ein Vergleich, der sich mir bis heute nicht unbedingt erschließen will.
Ritchie eröffnet den Film, der um eine romantische Nebenhandlung gekürzt wurde, auf seine für sich klassische Weise. Sein visueller Stil wird schon in der ersten Szene deutlich, wenn er mit Bacon (The Stath) und Eddie (Nick Moran) zwei seiner Protagonisten in Zeitlupe präsentiert, um dann zahlreiche andere seiner Charaktere kurz und knapp einzuführen. Hier offenbart sich einem bereits Ritchies Talent für seine Besetzung, welches auch seine nachfolgenden Filme (abgesehen von Madonnas Part in Swept Away, aber man soll ja auch nie die Hand beißen, die einen füttert) überdeutlich wird. Die eigentliche Story ist wie so oft im Prinzip recht simpel, lebt weniger von ihrem Inhalt als vielmehr von ihrer Umsetzung. Ein gezinktes Kartenspiel soll Hatchet Harry (P.H. Moriarty), der gerne mal Angestellte mit Dildos erschlägt, die Bar von Eddies Vater (Sting in einem unnötigen aber irgendwie auch nett anzusehenden Cameo) sichern. Allerdings wollen sich Eddie, Bacon, Soap (Dexter Fletcher) und Fat Tom (Jason Flemyng) nicht so leicht geschlagen geben.
Problematisch wird das Geschehen nur dann, wenn der Regisseur etwas das Tempo schleifen lässt. Dies trifft speziell auf den Mittelteil zu. Immerhin wird der Zuschauer dann im Finale des Filmes wieder entlohnt, wenn die letzte halbe Stunde richtig Fahrt aufnimmt und das Tempo bis zum Abspann durchgehalten werden kann. Viele kleine Höhepunkte finden sich meist in Ritchies pointierten Dialogen, es muss jedoch eingestanden werden, dass sein verqueres Abenteuer wohl ohne seine farbigen Figuren nicht einmal die Hälfte wert wäre. Sei es Willie, Barry der Täufer, Nick der Grieche, Big Chris (Vinnie Jones) und Little Chris oder Rory Breaker. Von letzterem stammt auch mein Lieblingszitat des Filmes: If the milk turns out to be sour, I ain’t the kinda pussy to drink it. Keine Sorge, Rory, Lock, Stock and Two Smoking Barrels kann man sich unbesorgt zu Gemüte führen.
8/10
Jetzt ist die Kacke am Dampfen, denn Gorgeous George ist erst mal am Arsch. Ritchie nutzt die Atmosphäre, um genüsslich mit Box-Spitznamen zu spielen. Schließlich können George weder John „The Gun“ noch „Mad Fist“ Willy ersetzen. The Gun hat sich erschossen und Mad Fist sitzt in der Klapse. What's happening with them sausages, Charlie? Im Gegensatz zu seinem Debüt präsentiert Ritchie nunmehr einen Ensemble-Film. Zwar ist Turkish (Jason Statham) irgendwie der Held der Geschichte, aber letztlich ist auch er nur ein Rädchen im großen Uhrwerk von Snatch. Und sowieso, der Star des Filmes ist Brad Pitt als nuschelnder Zigeuner, der eine Affinität zu Hunden hat. Das Schauspiel des Hollywood-Stars lässt jedoch bisweilen zu wünschen übrig, da weiß sein Traumfabrik Pendant Benicio del Toro als Fuckin’ Franky Four Fingers (Viva Las Vegas!) doch besser zu gefallen. Aber wenn man schon so anfängt, kann man gleich für jeden der Charaktere in Snatch ein eigenes Spin-Off drehen. So herrlich schräg sind sie, die Ausgeburten von Ritchies Phantasie.
Bedenkt man, dass die Handlung in Mary ‚Fucking’ Poppins London spielt, sind die zufälligen Begegnungen aller Protagonisten hier doch etwas stark überzogen. Zumindest trägt das Gros an Figuren nicht sonderlich zur Glaubwürdigkeit bei. Generell verfügt Snatch zwar über ein schnelleres Tempo als Lock, Stock, doch wird dieses wiederum von den vielen einzelnen Handlungen gebremst. Im Nachhinein ergibt sich so eine Art Gleichgewicht, dass den Film über Wasser hält, allerdings meist auch nicht mehr schafft. Es wirkt oft so, als habe sich Ritchie an nicht unbedingt versucht weiterzuentwickeln, sondern eher probiert, das was er schon kann, noch etwas auszufeilen. Neben einigen Selbstzitaten (Bullet Tooth Tony scheint ein Verwandter von Big Chris zu sein) gefällt speziell auch die Hasenjagd-Szene. Hier stellt Ritchie die Jagd der beiden Hunde auf den Hasen der Jagd von Errol auf Tyrone (Ade) gegenüber (phänomenal untermalt von Mirwais „Disco Science“). Und was passiert, wenn der Hase geschnappt wird? Er wird gefickt, und zwar bevor „ze Germans“ auf der Bildfläche erscheinen.
Weitaus mehr als Lock, Stock lebt Snatch von seinen Figuren, die allesamt zum Verlieben sind. Seien es Bullet Tooth Tony (Vinnie Jones), Boris the Blade a.k.a. Boris the Bullet Dodger (”Because he dodges bullets, Avi”) oder Tyrone, der gerne mal Kleinlaster übersieht, wenn sie im toten Winkel stehen. Zudem hat man wohl selten einen bedrohlicheren Untergrundboss gesehen als Alan Fords Brick Top. Somit sollte Ritchies zweiter Film als bloße Fingerübung betrachtet werden, ein Vorgeschmack auf mehr. Nur kam anschließend nicht wirklich mehr. Eher weniger. Besser machen sollte es der Brite dann mit Revolver, der zwar im Prinzip an inhaltlicher Tiefe gewinnt, dafür jedoch seine brillanten Dialoge und liebenswürdigen Charaktere vernachlässigt. Da war RocknRolla vielleicht der einzig richtige Schritt, ehe nun mit Sherlock Holmes ein neues Genre auf ihn wartet. Zuletzt sei gesagt, dass Snatch nicht sonderlich gut altert (von dem schlechten Bild der deutschen DVD einmal abgesehen). Die siebte Sichtung zeigte einige Schwächen auf, sodass man sich das Teil lieber nur alle paar Schaltjahre geben sollte. Dann fetzt es auch besser. What's happening with them sausages, Charlie?
8/10
Den Schachzug Madonna als reiche, versnobbte, arrogante, narzisstische Schlampe zu besetzen (sie spielt sich also praktisch selbst), ist von der Idee her in Ordnung. Das Problem ist nur, dass Madonna nicht schauspielern kann. Selbst ein gesichtsamputiertes Kapuzineräffchen würde da mehr Glaubwürdigkeit erzeugen. Wenn ich’s mir recht überlege, wäre mit ein solches gesichtsamputiertes Äffchen in der Rolle auch lieber gewesen. Zwar zeigt die rüstige Frührentnerin hier und da ihre Nippel, doch kann sie Zeitzeugen ihrer Musikkarriere damit niemanden mehr hinter dem Busch hervorlocken. Höhepunkte des Filmes sind dann bezeichnenderweise jene Szenen, in denen Giannini Ritchies Ehefrau eine schmieren darf. Von solchen Momenten hätte man sich mehr gewünscht.
Auf der Insel geht dann alles den Bach runter. Zwar amüsiert es zu Beginn noch, dass Guiseppe den Spieß umdreht und Madonna schuften lässt, doch rutscht das Ganze nach einigen Minuten dann auf ein „Szenen einer (italienischen) Ehe“-Niveau. Die Botschaft ist auch recht bedenklich, berücksichtigt man, dass Madonna sich schließlich in Giannini verliebt, als dieser sie wie den letzten Dreck behandelt. So sind sie halt, die Südländer. Oder die Frauen. Wahrscheinlich beide. Eventuell wollte Ritchie sich auch nur mal ein bisschen austoben, weil er Daheim nie die Hosen anhatte. Man weiß es nicht, scheint aber noch am plausibelsten. Denn was der Brite mit diesem Film bezwecken wollte, erschließt sich wahrscheinlich niemandem. Eine Konstante birgt Swept Away dann aber doch: der Soundtrack passt und die Bilder sind sehr hübsch photographiert. Und grundsätzlich hat Ritchie den Film auch gut besetzt (man beachte Alec Baldwin-Klon David Thornton). Dennoch fraglos der schlechteste Film vom ehemaligen Werbefilmer Ritchie. Aber mit Madonna ist es jetzt ja vorbei, sodass etwas derartiges nie wieder vorkommen dürfte.
2/10
Die erste Stunde ist stark inszeniert, sehr kompromisslos, einfach und doch komplex. Die Geschichte von Jake Green (Jason Stafam) und dem Casinobesitzer Macho, auch bekannt als Mr. D (Ray Liotta) entfaltet sich allmählich, während die beiden Kredithaie Avi (Andre 3000) und Zach (Vincent Pastore) ihr eigenes mindfuck-Süppchen mit dem Briten kochen. Das alles funktioniert bisweilen recht gut, Ritchies „Kabbala – The Movie“. Der Übergang zum dritten Akt gelingt dann auch noch verhältnismäßig passabel, immerhin hat The Stath hier endlich die Chance etwas zu schauspielern. Auch das Farbspiel zelebriert Ritchie hier recht ordentlich und verstärkt damit bis ins Finale hinein die Intention des Regisseurs.
In der letzten halben Stunde rutscht Revolver dann aber etwas ab. Hier wird offensichtlich, dass Ritchie mal eben auf die Schnelle The Usual Suspects und Fight Club vermischen wollte, nur schafft er es leider mit seiner Auflösung wer Sam Gold ist, und um was es in seiner Geschichte eigentlich geht, nicht wirklich auf dieselbe Metaebene zu gelangen, wie in Finchers Meisterwerk geschehen. Sein prätentiöser Abspann reitet ihn da nur noch mehr in die Scheiße hinein. Da wird dann groß einer auf dicke Hose gemacht und einige Beckenrandschwimmer gezeigt, die sich viel zu sehr in Freuds Thesen versteifen, diese grenzenlos überinterpretieren und bestimmt kurz nach Veröffentlichung mit der DVD in die Mensa gerannt sind, um den Kollegen zu zeigen, was sie doch für geile Stecher sind.
Was mit einer gespaltenen Persönlichkeit funktioniert, klappt recht schlecht mit irgendwelchen ominösen (oder bösen) unterbewussten Elementen. Wie bereits gesagt: fick dein Ego, bevor es dich fickt. Trotz des schwachen Finales ist Revolver jedoch ein enormer Schritt in die richtige Richtung, auch wenn hier nicht alles Gold ist was glänzt. The Stath, Ritchies Haus- und Schoßhund, spielt hier mit depperten langen Haaren und Truckerbart ordentlich, aber ähnlich wie Liotta eher auf Durchzug. Dabei wirken sie jedenfalls überzeugender als Rapper Andre 3000, den ich immer noch nicht gerne in Filmen sehe. Da soll er lieber mit Justin ein neues Album aufnehmen. Star des Filmes, der zugleich die besten Szenen beansprucht, ist vielmehr Mark Strong als Auftragskiller Solter. Strong muss man im Auge behalten, der ist inzwischen ganz groß im Kommen. Ähnlich wie Southland Tales ist Ritchies Letzter also ein Film, den man besser mehrmals goutiert. Wie Oma schon sagte, zweimal gekaut ist besser verdaut.
7/10
Ritchie eröffnet den Film, der um eine romantische Nebenhandlung gekürzt wurde, auf seine für sich klassische Weise. Sein visueller Stil wird schon in der ersten Szene deutlich, wenn er mit Bacon (The Stath) und Eddie (Nick Moran) zwei seiner Protagonisten in Zeitlupe präsentiert, um dann zahlreiche andere seiner Charaktere kurz und knapp einzuführen. Hier offenbart sich einem bereits Ritchies Talent für seine Besetzung, welches auch seine nachfolgenden Filme (abgesehen von Madonnas Part in Swept Away, aber man soll ja auch nie die Hand beißen, die einen füttert) überdeutlich wird. Die eigentliche Story ist wie so oft im Prinzip recht simpel, lebt weniger von ihrem Inhalt als vielmehr von ihrer Umsetzung. Ein gezinktes Kartenspiel soll Hatchet Harry (P.H. Moriarty), der gerne mal Angestellte mit Dildos erschlägt, die Bar von Eddies Vater (Sting in einem unnötigen aber irgendwie auch nett anzusehenden Cameo) sichern. Allerdings wollen sich Eddie, Bacon, Soap (Dexter Fletcher) und Fat Tom (Jason Flemyng) nicht so leicht geschlagen geben.
Problematisch wird das Geschehen nur dann, wenn der Regisseur etwas das Tempo schleifen lässt. Dies trifft speziell auf den Mittelteil zu. Immerhin wird der Zuschauer dann im Finale des Filmes wieder entlohnt, wenn die letzte halbe Stunde richtig Fahrt aufnimmt und das Tempo bis zum Abspann durchgehalten werden kann. Viele kleine Höhepunkte finden sich meist in Ritchies pointierten Dialogen, es muss jedoch eingestanden werden, dass sein verqueres Abenteuer wohl ohne seine farbigen Figuren nicht einmal die Hälfte wert wäre. Sei es Willie, Barry der Täufer, Nick der Grieche, Big Chris (Vinnie Jones) und Little Chris oder Rory Breaker. Von letzterem stammt auch mein Lieblingszitat des Filmes: If the milk turns out to be sour, I ain’t the kinda pussy to drink it. Keine Sorge, Rory, Lock, Stock and Two Smoking Barrels kann man sich unbesorgt zu Gemüte führen.
8/10
Snatch
Eines steht mal fest: Guy Ritchie Filme werden vom Publikum weitaus besser aufgenommen, als von den Filmkritikern. Durch die Bank schneiden die Werke des Briten beim Endverbraucher besser ab. Dabei ist Snatch nicht unbedingt eine Weiterentwicklung seit Lock, Stock – muss es aber auch nicht. Der Film lebt wie sein Vorgänger von seiner Inszenierung, während der Inhalt nicht wirklich dazu einlädt, eine Runde Schlittschuh drauf zu laufen. Sonst bestünde die Gefahr, dass man einbricht. Allerdings beherrscht Ritchie die Bildkomposition und Soundtrack-Auswahl hier schon eine Spur besser. Das fetzt, das passt, das biedert sich so an, dass man nicht anders kann, als irgendwie das Gesehene ziemlich gut zu finden. Seine Klimax findet dies schließlich in der Bareknuckle Fight Sequenz zu Beginn, wenn Ritchie „Golden Brown“ von The Stranglers ertönen lässt, während Tommy (Stephen Graham) sprichwörtlich mit dem Rücken zur Wand steht. Tränen auf den Wangen, da die ”fuckin’ pikeys“ entscheiden, ob sie ihn die Radieschen von unten ansehen lassen soll. Kudos, Mr Ritchie.Jetzt ist die Kacke am Dampfen, denn Gorgeous George ist erst mal am Arsch. Ritchie nutzt die Atmosphäre, um genüsslich mit Box-Spitznamen zu spielen. Schließlich können George weder John „The Gun“ noch „Mad Fist“ Willy ersetzen. The Gun hat sich erschossen und Mad Fist sitzt in der Klapse. What's happening with them sausages, Charlie? Im Gegensatz zu seinem Debüt präsentiert Ritchie nunmehr einen Ensemble-Film. Zwar ist Turkish (Jason Statham) irgendwie der Held der Geschichte, aber letztlich ist auch er nur ein Rädchen im großen Uhrwerk von Snatch. Und sowieso, der Star des Filmes ist Brad Pitt als nuschelnder Zigeuner, der eine Affinität zu Hunden hat. Das Schauspiel des Hollywood-Stars lässt jedoch bisweilen zu wünschen übrig, da weiß sein Traumfabrik Pendant Benicio del Toro als Fuckin’ Franky Four Fingers (Viva Las Vegas!) doch besser zu gefallen. Aber wenn man schon so anfängt, kann man gleich für jeden der Charaktere in Snatch ein eigenes Spin-Off drehen. So herrlich schräg sind sie, die Ausgeburten von Ritchies Phantasie.
Bedenkt man, dass die Handlung in Mary ‚Fucking’ Poppins London spielt, sind die zufälligen Begegnungen aller Protagonisten hier doch etwas stark überzogen. Zumindest trägt das Gros an Figuren nicht sonderlich zur Glaubwürdigkeit bei. Generell verfügt Snatch zwar über ein schnelleres Tempo als Lock, Stock, doch wird dieses wiederum von den vielen einzelnen Handlungen gebremst. Im Nachhinein ergibt sich so eine Art Gleichgewicht, dass den Film über Wasser hält, allerdings meist auch nicht mehr schafft. Es wirkt oft so, als habe sich Ritchie an nicht unbedingt versucht weiterzuentwickeln, sondern eher probiert, das was er schon kann, noch etwas auszufeilen. Neben einigen Selbstzitaten (Bullet Tooth Tony scheint ein Verwandter von Big Chris zu sein) gefällt speziell auch die Hasenjagd-Szene. Hier stellt Ritchie die Jagd der beiden Hunde auf den Hasen der Jagd von Errol auf Tyrone (Ade) gegenüber (phänomenal untermalt von Mirwais „Disco Science“). Und was passiert, wenn der Hase geschnappt wird? Er wird gefickt, und zwar bevor „ze Germans“ auf der Bildfläche erscheinen.
Weitaus mehr als Lock, Stock lebt Snatch von seinen Figuren, die allesamt zum Verlieben sind. Seien es Bullet Tooth Tony (Vinnie Jones), Boris the Blade a.k.a. Boris the Bullet Dodger (”Because he dodges bullets, Avi”) oder Tyrone, der gerne mal Kleinlaster übersieht, wenn sie im toten Winkel stehen. Zudem hat man wohl selten einen bedrohlicheren Untergrundboss gesehen als Alan Fords Brick Top. Somit sollte Ritchies zweiter Film als bloße Fingerübung betrachtet werden, ein Vorgeschmack auf mehr. Nur kam anschließend nicht wirklich mehr. Eher weniger. Besser machen sollte es der Brite dann mit Revolver, der zwar im Prinzip an inhaltlicher Tiefe gewinnt, dafür jedoch seine brillanten Dialoge und liebenswürdigen Charaktere vernachlässigt. Da war RocknRolla vielleicht der einzig richtige Schritt, ehe nun mit Sherlock Holmes ein neues Genre auf ihn wartet. Zuletzt sei gesagt, dass Snatch nicht sonderlich gut altert (von dem schlechten Bild der deutschen DVD einmal abgesehen). Die siebte Sichtung zeigte einige Schwächen auf, sodass man sich das Teil lieber nur alle paar Schaltjahre geben sollte. Dann fetzt es auch besser. What's happening with them sausages, Charlie?
8/10
Swept Away
Ritchies dritter Spielfilm hält bei Rotten Tomatoes starke 5% und sowieso liest man eigentlich nur, dass das Teil scheiße sein soll. Wenn man sich dann mal die DVD einlegt, ist man doch überrascht, beginnt der Brite den Film nämlich sehr ordentlich. Eingeleitet von Goldfrapps „Lovely Heads“ erinnert die Eröffnung fast schon an die Bond-Reihe. Und wenn ich dann Namen wie Bruce Greenwood und Elizabeth Banks lese – letztere spielt übrigens grandios eine Paris Hilton-Persiflage -, steigt meine Laune doch schon mal. Und bis die Leighton (Madonna) und Guiseppe a.k.a Pepe a.k.a Pipi a.k.a Guido (Adriano Giannini) auf der einsamen Insel crashen, ist Swept Away auch okay. Belanglos, aber nun auch kein Verbrechen an der Menschlichkeit. Das ändert sich schließlich für den restlichen Verlauf des Filmes. Aber mahalo.Den Schachzug Madonna als reiche, versnobbte, arrogante, narzisstische Schlampe zu besetzen (sie spielt sich also praktisch selbst), ist von der Idee her in Ordnung. Das Problem ist nur, dass Madonna nicht schauspielern kann. Selbst ein gesichtsamputiertes Kapuzineräffchen würde da mehr Glaubwürdigkeit erzeugen. Wenn ich’s mir recht überlege, wäre mit ein solches gesichtsamputiertes Äffchen in der Rolle auch lieber gewesen. Zwar zeigt die rüstige Frührentnerin hier und da ihre Nippel, doch kann sie Zeitzeugen ihrer Musikkarriere damit niemanden mehr hinter dem Busch hervorlocken. Höhepunkte des Filmes sind dann bezeichnenderweise jene Szenen, in denen Giannini Ritchies Ehefrau eine schmieren darf. Von solchen Momenten hätte man sich mehr gewünscht.
Auf der Insel geht dann alles den Bach runter. Zwar amüsiert es zu Beginn noch, dass Guiseppe den Spieß umdreht und Madonna schuften lässt, doch rutscht das Ganze nach einigen Minuten dann auf ein „Szenen einer (italienischen) Ehe“-Niveau. Die Botschaft ist auch recht bedenklich, berücksichtigt man, dass Madonna sich schließlich in Giannini verliebt, als dieser sie wie den letzten Dreck behandelt. So sind sie halt, die Südländer. Oder die Frauen. Wahrscheinlich beide. Eventuell wollte Ritchie sich auch nur mal ein bisschen austoben, weil er Daheim nie die Hosen anhatte. Man weiß es nicht, scheint aber noch am plausibelsten. Denn was der Brite mit diesem Film bezwecken wollte, erschließt sich wahrscheinlich niemandem. Eine Konstante birgt Swept Away dann aber doch: der Soundtrack passt und die Bilder sind sehr hübsch photographiert. Und grundsätzlich hat Ritchie den Film auch gut besetzt (man beachte Alec Baldwin-Klon David Thornton). Dennoch fraglos der schlechteste Film vom ehemaligen Werbefilmer Ritchie. Aber mit Madonna ist es jetzt ja vorbei, sodass etwas derartiges nie wieder vorkommen dürfte.
2/10
Revolver
Fick dein Ego, bevor dein Ego dich fickt. So ließe sich in etwa Guy Ritchies Versuch beschreiben, wie Phönix aus der Asche zu steigen. Nach seinem Flop mit Swept Away bildet Revolver die Rückkehr ins Gangster-Milieu. Allerdings so ganz ohne Humor dieses Mal. Bei der ersten Sichtung war ich müde und hatte ein, zwei Gläser Wein getrunken. Keine guten Voraussetzungen für Ritchies Letzten. Kaltduscher meinte, besser zweimal als einmal schauen. Ich habe das beherzigt. Ich wurde belohnt. Irgendwie. Denn Revolver ist zugleich viel und im Prinzip doch so wenig.Die erste Stunde ist stark inszeniert, sehr kompromisslos, einfach und doch komplex. Die Geschichte von Jake Green (Jason Stafam) und dem Casinobesitzer Macho, auch bekannt als Mr. D (Ray Liotta) entfaltet sich allmählich, während die beiden Kredithaie Avi (Andre 3000) und Zach (Vincent Pastore) ihr eigenes mindfuck-Süppchen mit dem Briten kochen. Das alles funktioniert bisweilen recht gut, Ritchies „Kabbala – The Movie“. Der Übergang zum dritten Akt gelingt dann auch noch verhältnismäßig passabel, immerhin hat The Stath hier endlich die Chance etwas zu schauspielern. Auch das Farbspiel zelebriert Ritchie hier recht ordentlich und verstärkt damit bis ins Finale hinein die Intention des Regisseurs.
In der letzten halben Stunde rutscht Revolver dann aber etwas ab. Hier wird offensichtlich, dass Ritchie mal eben auf die Schnelle The Usual Suspects und Fight Club vermischen wollte, nur schafft er es leider mit seiner Auflösung wer Sam Gold ist, und um was es in seiner Geschichte eigentlich geht, nicht wirklich auf dieselbe Metaebene zu gelangen, wie in Finchers Meisterwerk geschehen. Sein prätentiöser Abspann reitet ihn da nur noch mehr in die Scheiße hinein. Da wird dann groß einer auf dicke Hose gemacht und einige Beckenrandschwimmer gezeigt, die sich viel zu sehr in Freuds Thesen versteifen, diese grenzenlos überinterpretieren und bestimmt kurz nach Veröffentlichung mit der DVD in die Mensa gerannt sind, um den Kollegen zu zeigen, was sie doch für geile Stecher sind.
Was mit einer gespaltenen Persönlichkeit funktioniert, klappt recht schlecht mit irgendwelchen ominösen (oder bösen) unterbewussten Elementen. Wie bereits gesagt: fick dein Ego, bevor es dich fickt. Trotz des schwachen Finales ist Revolver jedoch ein enormer Schritt in die richtige Richtung, auch wenn hier nicht alles Gold ist was glänzt. The Stath, Ritchies Haus- und Schoßhund, spielt hier mit depperten langen Haaren und Truckerbart ordentlich, aber ähnlich wie Liotta eher auf Durchzug. Dabei wirken sie jedenfalls überzeugender als Rapper Andre 3000, den ich immer noch nicht gerne in Filmen sehe. Da soll er lieber mit Justin ein neues Album aufnehmen. Star des Filmes, der zugleich die besten Szenen beansprucht, ist vielmehr Mark Strong als Auftragskiller Solter. Strong muss man im Auge behalten, der ist inzwischen ganz groß im Kommen. Ähnlich wie Southland Tales ist Ritchies Letzter also ein Film, den man besser mehrmals goutiert. Wie Oma schon sagte, zweimal gekaut ist besser verdaut.
7/10
Sieben Punkte für einen Film, der die letzte halbe Stunde nur noch abkackt? Du kleiner Fanboy.;)
AntwortenLöschenHerr Kollege, ich sehe wir verstehen uns heute mal ausgesprochen gut. ;-) Ich habe zwar nur die ersten beiden Filme gesehen (Es soll ja Leute geben die der Meinung sind das reicht auch); aber da gehe ich zu 100 % D#accord. Ich persönlich mag "Snatch" vielleicht einen Ticken mehr als "BDKG", aber wie dem auch sei: Beides tolle Filme. An dieser Stelle noch mal besonders herauszuheben: Statham und Jones, und natürlich auch Pitt
AntwortenLöschenSeine Klimax findet dies schließlich in der Bareknuckle Fight Sequenz zu Beginn, wenn Ritchie „Golden Brown“ von The Stranglers ertönen lässt,
Aber so was von: "Golden brown texture like sun/ Lays me down with my mind she runs/ Throughout the night/ No need to fight/ Never a frown with golden brown"
@Tumulder: Den musst du dir nochmal anschauen, da geb ich Kaltduscher wie gesagt Recht. Beim ersten Mal fand ich den genauso kacke wie du.
AntwortenLöschen@C.H.: Ja, die Mucke ist immer geil bei Guy. "Revolver" kann ich auch dir ans Herz legen.
Und als Best of hinterher: "RocknRolla"
AntwortenLöschenWer die drei Gangsterfilme von Ritchie mag, wird auch mit dem ordentlich unterhalten. :)
Ich schau mir keine Filme schön.^^
AntwortenLöschen@Tumulder: Wer nicht will, der hat schon.
AntwortenLöschenIch schätze SNATCH genauso ein. Dafür LOCK ein wenig schwächer. Pitt in SNATCH ist der Hammer.
AntwortenLöschenRevolver hab ich noch nicht gesehen. Und den Madonna-Schiss brauch ich nicht sehen.
Schon den neuen gesichtet?
Schon den neuen gesichtet?
AntwortenLöschenJa, die Besprechung folgt in neun Tagen. Der war ganz gut, hat seine Stärken aber auch seine Schwächen.
Kann ich zum großen Teil natürlich zustimmen. Schön, dass Dir "Revolver" doch noch gefallen hat. "Swept Away" kenne ich nicht, will ich aber auch nicht. Und "Rock'n'Rolla" sehe ich die Tage, wenn meine BD kommt. Da bin ich mal gespannt ;)
AntwortenLöschenRocknRolls gehört 2008 zu den größten positiven Überraschung, wer hätte gedacht, dass Guy Ritchie nochmal an Snach oder Bube, Dame, König, Gras anschließen konnte.
AntwortenLöschen@Spidy: Naja, ganz so gut wie die beiden schätze ich RnR nicht ein, aber unterhaltsam und gut ist er durchaus.
AntwortenLöschenRocknRolla ist aber definitiv besser als Revolver.
AntwortenLöschenIch finde ja, man kann die beiden Filme schlecht miteinander vergleichen. Revolver will ja etwas ganz anderes sein, als ein RocknRolla. Das rechne ich Ritchie sehr hoch an, dass er dies versucht hat, auch wenn es gegen Ende hin nicht mehr so gut funktioniert hat. Daher würde ich selbst Revolver höher einordnen, selbst wenn ich mehr Spaß hab, RocknRolla zu sehen. Aber das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, denn außer Swept Away hat Ritchie in meinen Augen noch keinen schlechten oder durchschnittlichen Film abgeliefert. Aber das sieht ohnehin jeder anders :)
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