Cinemas can be places of kindness.
Der frühe Vogel fängt den Wurm, weshalb ich dieses Jahr früher anfing, Beiträge für den Filmjahresrückblick im Blog nachzuholen, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Denn zuletzt war der Dezember immer sehr dicht getaktet, um alles noch irgendwie unterzubringen – dieses Mal begann ich schon im Spätsommer, mich den Kernwerken von 2024 zu widmen. Was den Nebeneffekt hatte (ob positiv oder negativ sei dahingestellt), dass sich mein Konsum doch deutlich auswuchs gegenüber den vergangenen Jahren: Mit letztlich 176 gesehenen Filmen auf so viele wie seit sieben Jahren nicht mehr, als ich 2017 auf den (bis heute) Rekordwert von 217 Filmen kam.
Entgegen meiner Erwartung war ich dabei verhältnismäßig oft im Kino, zwölf Mal; der höchste Wert seit 2019, als ich auf 13 Besuche kam. Nur einer dieser Kinobesuche spiegelt sich derweil in meiner Top Ten auch wieder, der Großteil meines Konsums entfiel wie gehabt auf das Heimkino, nicht zuletzt dank solch interessanter Kataloge wie sie der Criterion Channel oder Mubi aufweisen. Mit meiner Zahl an Kinobesuchen scheine ich aber womöglich dennoch eine positive Ausnahme zu sein, denn die prognostizierten rund 90 Millionen Kinotickets in diesem Jahr markieren den niedrigsten Wert im deutschen Kino des 21. Jahrhunderts, die Corona-Jahre außen vor gelassen.
Fortsetzungen dominieren wieder einmal die Top Ten der erfolgreichsten Filme 2024. |
Dies scheint jedoch kein deutsches Phänomen zu sein, wenn man sich die weltweiten Gesamteinnahmen getreu Box Office Mojo ansieht: Auch dort wird abseits der Pandemie für 2024 der geringste Ertrag der vergangenen 20 Jahre verzeichnet. Was nicht heißt, dass es nicht auch Filme gab, welche die Kasse zum Klingeln brachten. Zwei von ihnen gelang es, die Marke von einer Milliarde Dollar zu reißen, der erfolgreichste Film des Jahres war dabei Pixars Inside Out 2, der Disney rund 1,7 Milliarden Dollar bescherte. Auf dem zweiten Platz folgt ebenfalls ein Disney-Werk, konkreter eines der Marvel-Tochter, mit Deadpool & Wolverine, der auf 1,3 Milliarden Euro kommt.
Gru und die Minions bleiben ein Erfolgsgarant für DreamWorks, sodass Despicable Me 4 mit 969 Millionen Dollar immerhin noch den dritten Platz der Jahrescharts sichert und den Disney-Hattrick verhindert, lauert dahinter doch Moana 2 mit 960 Millionen Dollar. Und mit Ausnahme der Broadway-Adaption Wicked: Part I (auf Rang 6) sind die übrigen sieben Filme der Kassen-Top-Ten erneut Franchise-Filme, seien es zweite Teile wie Dune: Part Two (Platz 5) oder Prequels wie Mufasa: The Lion King (Platz 10), Trilogie-Abschlüsse wie Venom: The Last Dance (Platz 9) sowie vierte Abenteuer wie Godzilla x Kong: The New Empire und Kung Fu Panda 4 (Rang 7 und 8).
Die Zahl der Kinobesuche war 2024 die niedrigste seit 20 Jahren. |
Überraschend ist, dass die drei erfolgreichsten Filme nicht die populärsten in der Internet Movie Datebase (IMDb) darstellen, wo sich an der Spitze zwei Filme aus der Top Ten wiederfinden. Die beste Wertung erzielt der als bildgewaltig gepriesene Dune: Part Two mit 8.5/10, der sich vor The Wild Robot platziert, der eine 8.2/10 erhielt. Berücksichtigt man Abstimmungen, hinter denen wenigstens eine sechsstellige Nutzerzahl steht, positioniert sich dann Wicked: Part I auf den dritten Rang mit einer Wertung von 7.9/10 (Stand: 5. Januar 2025). Der erfolgreichste deutsche Film des Jahres wiederum ist Die Schule der Magische Tiere 3 mit 2,9 Millionen Besuchern.
Was nicht heißt, dass dies der Deutschen liebster Film in 2024 war – konkret bedeutet dies „bloß“ Platz 5 der nationalen Kinocharts. Die wird von Inside Out 2 angeführt, womit Deutschland keineswegs alleine ist. Auch in Italien, Großbritannien, Spanien, Portugal und Norwegen sowie Österreich, Ungarn, Tschechien, der Schweiz, Belgien, Dänemark, Finnland und Griechenland stürmte Pixar die Gefühlswelt der Zuschauer. Ebenso in den USA, wo Inside Out 2 mit 652 Millionen Dollar mehr einspielte als Godzilla x Kong weltweit. Traditionell laufen auch in Südamerika Animationsfilme stets am besten: Ebenso Tradition hat, dass sich die Länder dabei nicht immer einig sind.
Der meistbesuchte deutsche Film des Jahres war Die Schule der Magischen Tiere 3. |
Während Argentinien, Brasilien, Chile und Kolumbien – ebenso wie Mexiko – es mit Inside Out 2 hielten, strömten Uruguay und Bolivien (wie auch Ägypten) lieber in Despicable Me 4. Tierisch bevorzugten es unterdessen Peru und Paraguay, die Kung Fu Panda 4 zu ihrem Jahressieger erkoren – genauso wie Kenia und Nigeria. Zwar lief es für Deadpool & Wolverine international überall gut, die Konkurrenz hinter sich lassen konnten die Comicbuch-Helden nur in den Niederlanden, Schweden, Kroatien, Südafrika Australien, Indonesien und Indien. Dagegen stieg man in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu Bad Boys: Ride or Die ins Auto.
Für gewöhnlich eher Hollywood-orientiert, hievte Frankreich in 2024 mit Un p’tit truc en plus [Was ist schon normal?] mal wieder einen einheimischen Film auf den ersten Platz – der in Deutschland nur auf Rang 68 landete. Frankreich war aber nicht alleine, nationale Werke wurden in Europa auch in Bulgarien (Gundi – Legenda za lyubovta) und Polen (Akademia Pana Kleksa) bevorzugt, ebenso in der Türkei (Lohusa), Russland (Kholop 2), China (Zhua wa wa [Successor]) sowie Vietnam (Mai) mit jeweils Komödien sowie in Südkorea (Pamyo [Exhuma]) und in Japan (Meitantei Konan Hyakuman Doru no Michishirube [Detective Conan: The Million Dollar Pentragam]).
Beste Darstellerleistungen: Colman Domingo, Maisy Stella, Ilinca Manolache. |
Zu den Gewinnern des Jahres dürfte gerade angesichts der jüngeren Fehlerfolge Disney zählen, die mit Inside Out 2, Deadpool & Wolverine sowie Moana 2 drei der vier einträglichsten Filme mit allein fast vier Milliarden Dollar stellen. Christopher Nolan erhielt für Oppenheimer im Frühjahr seinen Regie-Oscar – und einen zweiten für den Besten Film dazu. Glenn Powell (Anyone But You, Hit Man, Twisters) und Cailee Spaeny (Civil War, Alien: Romulus, Priscilla) warteten mit drei Filmen auf und spielten sich ebenso in den Fokus wie Josh O’Connor (Challengers, La Chimera, Aisha, Lee) und Sydney Sweeney (Anyone But You, Madame Web, Immaculate, Reality).
Derzeit läuft derweil die Filmpreis-Maschine an: Für mich hinterließ Colman Domingo in Sing Sing Eindruck, wo er geschickt Zuversicht und Hoffnungslosigkeit spiegelte. Überzeugen konnte bei den Jungdarstellern Zoe Ziegler in Janet Planet, aber den Zuschlag gebe ich Maisy Stella, die quasi im Alleingang My Old Ass schultert und dafür sorgt, dass diese Komödie halbwegs funktioniert. Léa Seydoux ist in mehreren Rollen und Facetten in La Bête [The Beast] und Le deuxième acte [The Second Act] zu sehen, meine Stimme erhält allerdings letztlich jedoch Ilinca Manolache in Nu Aștepta Prea Mult de la Sfârșitul Lumii [Do Not Expect Too Much from the End of the World].
Ansonsten war 2024 das Jahr, in dem Auteure wie Kevin Costner (Horizon: An American Saga – Chapter 1) und Francis Ford Coppola (Megalopolis) mit eigenem Geld originäre Visionen verfilmten – auch wenn Kritik und Publikum nur bedingt (oder gar nicht) mitgingen. Es war nicht der einzige Coppola-Film, Tochter Sofia (Priscilla) und Enkelin Gia (The Last Showgirl) waren ebenfalls aktiv, mit Clint Eastwood (Juror #2) gab sich ein anderer Altmeister die Ehre, womöglich letztmals. Apropos Ehre geben: Während eine Auflistung aller gesehenen Beiträge aus 2024 erneut auf Letterboxd vorliegt, folgen nun von diesen meine zehn favorisierten Filme des Jahres:
Da ist er wieder, der jährliche Blogartikel, mit Filmtipps, die ich faszinierend finde und vermutlich dennoch vermutlich nie sehen werde. Aber schön mal wieder etwas (hier) von dir zu lesen und ein frohes neues Filmjahr! :)
AntwortenLöschenDanke für den Rückblick!
AntwortenLöschenIch muss schon schmunzeln, denn ich habe keine einzigen Film deiner Top 10 gesehen, obwohl ich 2024 dank Elternzeit bis 01.08. auch auf immerhin 194 Filmsichtungen komme (inklusive Wiederholungssichtungen und alter Filme).
Jetzt muss ich mal überprüfen, welche dieser Filme beim Criterion Channel abrufbar sind.
Meine Nummer 1 wäre THE HOLDOVERS gewesen. Lief ja erst 2024 in Deutschland an. Ein toller Hang-out-Film, den ich mittlerweile ebenso gut finde wie SIDEWAYS.
Größtes Ärgernis (wo sind die Flops, Flo?) war für mich BOTTOMS. Ich weiß bis heute nicht, wie ich den bis zum Ende ausgehalten habe. Strenggenommen ein 23er Film wahrscheinlich, aber egal - den werde ich mir nie wieder antun!
Man liest sich auf letterboxd :-)